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Grafschaft Leoben - Die Massenburg

Mirabel
02. März 1462 – Erfreulicher Besuch

Brauen wandern immer weiter in die Höhe und in das Gesicht tritt ein Ausdruck von Unverständnis als Kelian beginnt von Wurst und Käse zu sprechen. Doch letztlich kommt er doch noch auf den Punkt und spricht aus, was sein ‚Problem’ ist. Ohh… erklingt es dann leise, während sie ihre Hand von seiner nimmt und diese zurück in ihren Schoß legt. Nachdenklich sieht sie ihn an, ist sie im Grunde wahrlich die Falsche, über dieses Thema zu sprechen. Allerdings weiß sie genau, was er ihr mitteilen will, worum er sie indirekt bittet: Absolution.

Ein Seufzen folgt, in dem der Blick ebenfalls zu ihren Händen wandert, hat sie sehr wohl herausgehört – zumindest meint sie das – er würde diese Verantwortung nur annehmen, um Rondra glücklich zu machen. Ob Mira es tun würde? Wohl kaum. In ihren Augen hat man immer eine Wahl, auch wenn die eigentlich falsche manchmal bedenkliche Folgen hat. Aber man konnte immer wählen, welche Seite der Medaille man betrachten würde. In dieser Hinsicht ist sie stur. Doch sie wäre keine gute Freundin, wenn sie sich aufgrund seiner Entscheidung nun von ihm abwenden würde! Immerhin gibt es doch schon lang den ein oder anderen adligen Fatzken, mit dem sie gut auskommt, gar auch flüchtige Freunde nennt. Warum also nicht noch einer? Dazu noch ein Landsmann, bei dem sie garantiert immer einen guten Tee vorgesetzt bekommen würde?

Langsam heben sich dann Mundwinkel an, eh sie den Blick zu ihm anhebt, um seinen verzweifelt wirkenden Gesichtsausdruck zu mustert. Glaub ja nicht, dass ich mich dann vor dir verneigen oder dich gar mit ‚Hochwohlgeboren’ ansprechen werde! Deutlich schmunzelt sie nun, eh sie ihm das Gesicht nun ganz zuwendet und weiter grinst. Das mach’ ich nicht mal beim Herzog… stellt sie simpel fest und will den Engländer aufziehen. Ihre Art, ihm klar zu machen, er würde in ihren Augen der Gleiche bleiben.


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Kelian_


The old days are gone
02.03.1462


Ja, es ist Absolution, um die ich sie bitte. Vielleicht würde sie meine Gedankengänge auch besser verstehen, wenn sie die ganze Wahrheit kennen würde. Wie sehr bin ich schon in Rondras Welt eingedrungen, wie sehr habe ich sie verändert und wie sehr kann ich es nicht. Ist es nicht gerecht, dass ich am Ende auch einen Teil von mir aufgebe? Frei bin ich sowieso schon nicht mehr, schon lange nicht. Mein Herz gehört dem Weib, welches sich an dieses Land gebunden hat - vielleicht sind es auch nur Ausreden, die ich für mich suche. In jedem Fall ist es wohl zu spät für all das, außer ich würde am Samstag einfach nicht auftauchen, aber das wäre wohl...reichlich unhöflich. Als ob mich sowas früher gestört hätte! Es ist doch zum verrückt werden.
Zumindest zaubert das Weib ein Grinsen zurück auf meine Lippen, bevor ich leise meine. Hochwohlgeboren? Pah! Eure Herrlichkeit. Schönster und weisester Kelian, darf ich mich vor Euch in den Staub werfen? Den Boden küssen auf dem Eure Füße wandeln? Ja, ich habe einen Höhenflug, auch wenn ich langsam wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen und das Weib nochmal in meine Arme ziehen würde. Sie hat mich angefasst, da darf ich das erst recht, immerhin bin ich seine Herrlichkeit Kelian. Nichts, was ich von dir verlangen würde. Ich hoffe der zu bleiben, der ich bin. Ein Ort für dich zum Verstecken, wenn dich jemand jagen sollte. Auf meinem Land wird dir nichts geschehen. Was ich vollkommen ernst meine, denn einen Vorteil muss der Besitz ja haben. Es gibt Familie, die muss man ertragen, weil man in sie hineingeboren wird. Aber es gibt andere Arten von Familie, so wie das Weib hier vor mir. Ich würde nicht so weit gehen und sie als eine Art Schwester bezeichnen, dazu find ich sie auch zu hübsch und anregend, aber durchaus als ein Mitglied meiner Familie. Ich ziehe sie noch einmal in eine Umarmung, nur dass diesmal meine Lippen ihre Stirn treffen. Ruh dich aus. Ich muss mich umziehen für die Krönung - vielleicht bist du nächsten Samstag dabei? Das es mir viel bedeuten würde, weiß sie sicher, nachdem ich dieses Thema so angetragen haben, schließlich warte ich ihre Antwort aber nicht ab, sondern erhebe mich um schließlich den Raum zu verlassen. Weiter geht's im vollen Programm von Problemen, Krönungen, Streitereien und Schweigen - mein Leben zur Zeit.

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Adam
06. März 1462

Einen Unfall hätte Mirabel gehabt, hatte Kelian Adam auf dessen Frage, ob er wisse, wo die Schwarzhaarige sei, geantwortet. Und es ging ihr soweit gut. Das löste auch das Rätsel, warum Mirabel seit Tagen schon die Räumlichkeiten der Justiz in der Burg nicht mehr aufgesucht hatte und stimmte den Fugger, der sich hatte eingestehen müssen, dass er sich um das Weib sorgte, beruhigt. Er wusste, wo sie war, was mit ihr war und dass sie lebte. Trotzdem wollte er sie aufsuchen. Es verband ihn so einiges mit dem Räuberweib, gutes wie schlechtes, das ihn dazu zwang, sie sehen zu wollen.

So kam’s, dass sich der Fugger aufgemacht hatte zur Massenburg. Das Gemäuer gehörte der Familie und doch war’s gerade die nicht, der sein Besuch galt, auch wenn er später bei Rondra vorbeisehen würde. Anschließend. Allein die Höflichkeit gebot das. Sicher hatte Kelian ihr gesagt, dass er Mirabel besuchen wolle.
Das Mädchen, das gleich loseilen und der Hausherrin über seine Ankunft Bescheid geben wollte, hielt Adam mit einem Ruf zurück, um ihr stattdessen aufzutragen, ihn zu Mirabel, dem Gast im Hause Fugger, zu bringen. Ein Wunsch, den das Mädchen erfüllte, so dass er einige Gänge und Treppen später vor deren Tür stand und anklopfte.
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Mirabel
06. März 1462

Es ist still in dem Zimmer, in dem das Weib auf einem Stuhl an einem kleinen Tisch sitzt. Alles hat man in den vergangenen Tagen wieder zurück in das Zimmer gebracht. Seit die Räuberin eben nicht mehr alles auseinander nimmt, was nicht gerade festgenagelt ist. Einziges Geräusch ist die Feder, die über ein Pergament kratzt. Es ist eine Nachricht für den Bären, in dem sie ihm das eine und andere mitteilt über ihre Vorhaben. Warum auch immer, aber der Schwarzhaarigen ist es wichtig, mit ihm in Kontakt zu stehen, auch wenn das letzte Treffen nicht unbedingt angenehm geendet hat. Gekleidet ist Mira in ein weiteres geliehenes einfaches Kleid, das Haar fällt offen über ihre Schultern und das Gesicht sieht erfrischt und erholt aus. Einziger stummer Zeuge des Geschehenen ist der weiße Verband an ihrem linken Gelenk, welcher ein wenig unter dem Stoff des Ärmels hervor blitzt.

Gerade werden die letzten Worte auf das Pergament geschrieben, als es an der Türe klopft. Sie muss lächeln, haben weder Kelian noch Tunny in der Vergangenheit angeklopft, bevor sie eintraten. Aber vielleicht haben sie ihre Angewohnheit geändert? Weil das Zimmer seit gestern nicht mehr abgeschlossen wird? So ein sich drehender Schlüssel im Schloss eine Ankunft nicht mehr ankündigen kann? Drum hebt sie den Blick nicht an als sie vernehmlich “Herein?“ ruft, in der Annahme, einer der beiden Freunde würde gleich eintreten.


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Adam
06. März 1462

Hatte er sie schon jemals in einem Kleid gesehen? Adam jedenfalls ließ den Anblick einen Moment auf sich wirken, ehe er dann in das Zimmer trat und die Tür hinter sich schloss. Sie sah jünger aus, irgendwie. Es mochte an den Haaren liegen oder auch nur am Kleid, dass sie mädchenhafter erscheinen ließ. Ungewohnt war ihr Anblick, fast als träfen sie sich zum ersten Mal, aber es gefiel ihm, was er sah. „Mirabel.“ Humpelnd, das Gewicht auf den Stock gestützt, ohne den man ihn nie mehr sehen würde, bewegte Adam sich in die Mitte des Raumes und blieb dort stehen. „Ich hörte, du hattest einen Unfall.“ Erstaunlich gut sah sie dafür aus.
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Mirabel
06. März 1462

Selbst als die Türe sich öffnet, sieht sie noch nicht auf, sondern setzt gerade die gekürzte Unterschrift auf das Pergament und legt die Feder auf die Seite. Erst als die Stimme erklingt, die so rein gar nicht zu den Erwarteten passt, hebt sie überrascht den Blick, um den Fugger in ihrem Zimmer zu entdecken. Adam! erklingt es etwas atemlos und fast automatisch erhebt sie sich als der Kerl in die Mitte des Raumes hinkt. Sie selbst hat keinen Stock. Der liegt noch immer in Bruck, doch kann sie, wenn auch stark humpelnd, auch ohne diesen gehen.

Ein unsicheres Lächeln legt sich auf ihre Züge, hat sie mit ihm so überhaupt gar nicht gerechnet und unbewusst fasst die Rechte um das Gelenk der Linken, während der Blick sich kurz darauf senkt. Keine zwei Lidschläge vergehen, eh die Hände sogleich in die Falten ihres Rockes geschoben werden und er fast entschuldigend angesehen wird. Nein… ja… also… Eine Geste gen eines freien Stuhles wird gemacht, während sie fragt. Magst du dich nicht setzen? Ein Lächeln ziert ihre Lippen und mit dem Kleid scheint auch die einstige wohlerzogene Lady in ihr zurück gekehrt zu sein. Zumindest ein kleines Stück davon. Außerdem… was soll sie ihm sagen? “Hey ich hab mir das Gelenk aufgeschnitten, um mit einem Toten reden zu können!“? Also wird versucht, erst mal ein wenig Zeit zu schinden, um die Überraschung sacken zu lassen.


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Adam
06. März 1462

Er hätte es womöglich gar nicht bemerkt, zumindest nicht sofort, wäre ihre Hand nicht zum bandagierten Handgelenkt gewandert und hätte damit seine Aufmerksamkeit darauf gezogen. Dass sie einen Unfall gehabt hatte, hatte Kelian erwähnt, weshalb der Verband nicht verwunderte. Eher hatte Adam so etwas erwartet. Eine Mirabel, ganz ohne Blessuren, die ihren selbst auferlegten Pflichten nicht nachkam, das wäre etwas gewesen, was Adam zum Nachdenken gebracht hätte. „Kelian sagte, es geht dir besser?“ Das Angebot des Stuhl annehmend, humpelte er drauf zu und ließ sich darauf nieder. „Was ist denn passiert?“
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Mirabel
06. März 1462

Genickt wird zur ersten Frage und Mira wartet, bis Adam sich setzt, eh auch sie es ihm gleich tut und ihren alten Sitzplatz einnimmt. Die Unterlippe wird mit den Zähnen nach Hinten gezogen und nachdenklich darauf gebissen, eh diese wieder entlassen wird und ein tiefes Durchatmen folgt. Nun… zu viel Teufelszeug gepaart mit einer ordentlichen Portion Schmerz und Sehnsucht ergeben einfach kein gutes Ergebnis. druckst sie zunächst herum, um dann ihren Blick prüfend über seine Züge zu schicken. Ob sie es ihm sagen soll? Immerhin weiß sie um seine Abneigung gegenüber dem Halunken und dem Unverständnis für ihre Gefühle ihm gegenüber. Andererseits war er dabei gewesen, als sie damals im ersten Affekt schon versucht hatte sich einfach zu ersäufen, als sie von Ibarios Tod erfahren hatte und er war es gewesen, der sie damals ‚wach’ gerüttelt hat. Also folgt ein weiterer Seufzer, während sie sich eine Strähne hinter das rechte Ohr schiebt und schief lächelt. Ich habe versucht, dich um dein Versprechen zu bringen und habe selbst Hand angelegt. Nein… sie kann es nicht wirklich aussprechen. Nicht einmal bei Kelian und Tunny hat sie es können, warum also beim Fugger?


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Tunny
02. März 1462 - Midlife-Crisis

Tunny seufzt, während er die Augen leicht verdreht. Egal, wie sehr er es sich auf dem Bett gemütlich machen will. Es gelingt ihm einfach nicht, zu entspannen. Ob es an seiner Haltung liegt? Sicherlich nicht. Er liegt auf seinem Bett mit übereinandergelegten Füßen. Die Hände sind hinter seinem Kopf zusammengefaltet. Der Blick ist starr gen Decke gerichtet. Gekleidet ist Tunny wie immer. Schwarzes Hemd. Brauner Gürtel. Braune Hose. Schwarze Stiefel. Daran kanns also auch nicht liegen. Die Fehleranalyse kommt zum bahnbrechenden Schluss: Es sind die Gedanken, die ihn heimsuchen. Die er einfach nicht verdrängen kann. Alles kreist um die eine Frage, über dessen Antwort er fieberhaft zu grübeln begonnen hat. Die ihn schon seit einer gefühlten Ewigkeit plagt.

Was hat er erreicht?

Zweifelsohne hat er ein erhebliches Maß an Wissen angehäuft. Fünfzig verschiedene Arten und Weisen, einen Menschen umzubringen. Wobei er noch nicht alle ausprobiert hat. Über achtzig verschiedene Gerichte, die er in seiner Zeit als Metzger zubereitet hat. Die allesamt geschmeckt haben. Was seine Theorie über das Wesen des Fleisches bestätigt hat. Ein Grinsen zeichnet sich für kurze Zeit auf dem Gesicht des Metzgers ab. Alles schmeckt wie Huhn. Eine nun allseits anerkannte Tatsache. Einige Leute sind bereits in den Genuss seiner Kochkünste gekommen. Und keiner hatte sich bisher beschwert. Etwas, worauf man stolz sein kann. Nichts ist besser als eine gute Runde bei Fleisch und Bier. Vielleicht sollte er mit Mirabel darüber sprechen? Eine wöchentliche Runde im Legends. Ein Stammtisch. Das Grinsen, dass sich nun doch länger als erwartet auf dem Gesicht des Metzgers abspielt, wird breiter, während die Gedanken immer weiter vom eigentlichen Thema abweichen. Alle Leute sollen beisammen kommen und gemeinsam feiern. Und kochen würde der Metzger selbst. Zu lange hat er schon nicht mehr unter Beweis stellen können, was er drauf hat. Der letzte, den er bekocht hat, war Ibario. Womit seine geistige Exkursion ihr jähes Ende findet. Das breite Grinsen auf dem Gesicht des Metzgers einem grimmigen Ausdruck platz macht. Er stellt sich die Frage, wie viele Anführer er in seinem recht turbulenten Leben überlebt hat. Dietrich. Meeran. Bennett. Ibario. Vier Namen. Vier Leben. Vier Gesichter. Vier Abschnitte seines Lebens.Und womit hat er sie verbracht? Kämpfen und Kochen. Saufen und Schlafen. Viele Leute hat er kennen gelernt. Sich viele Gesichter eingeprägt. Alle haben Namen. Alle haben ihren Platz in der Welt gehabt. Kumpanen. Offiziere. Freunde. Feinde. Rivalen. Allerhand. Der Großteil von ihnen hat das gleiche Schicksal erlitten. Ein heldenhaftes Begräbnis, dass man in all den Büchern liest, in denen Männer tun, was sie tun müssen, um die holde Maid, das bedrohte Heimatdorf oder den geliebten König zu retten, ist den Wenigsten vergönnt gewesen. Die Meisten sind Futter für die Aasgeier geworden. Gemeinsam mit den Leichen zahlloser Anderer aufgetürmt worden, um ein einziges Massengrab auszuheben. Viele Legenden existieren. Keine davon ist wahr. Es wartet kein ruhmreiches Ende nach der letzten Schlacht. Keine Maid, die um einen trauern wird. Kein Ehrenzug, dessen Fackeln den gesamten Ort erhellen. Nichts. Der Söldnerdienst ist der Härteste und zugleich Undankbarste überhaupt. Nur zu gut kann sich Tunny daran zurückerinnern, wie man die Söldnertruppe um ihren Sold beschissen hat, nachdem Meeran gestorben war. Man hat für die noblen Herren die Drecksarbeit erledigt. Und bekam es in einer eklatanten Soldkürzung gedankt. Bennett, ein enger Vertrauter des verstorbenen Söldnerhauptmannes, versuchte vergebens, das adelige Hinterteilöffnung zu überreden. Angesichts der Streitkräfte, die dem adeligen Drecksack zur Verfügung standen, blieb einem nichts anderes übrig, als verrichteter Dinge abzuziehen. Die Truppe hatte ihr Soll erledigt. Ihr Ruf war gewahrt worden. So, wie es Meeran gewollt hätte. An diesem Tag war die Luft getränkt von der Enttäuschung. Der grenzenlosen Wut. Keiner griff zum Alkohol. Keiner nahm sich eine Hure. Ein Ritus, der Jahrelang Bestand haben sollte. Bis von den alten Leuten so wenig übrig geblieben waren, dass man sich nicht mehr daran hielt. Die 'Neuen' hatten keinen Respekt in sich. Fühlten sich wie die Stärksten, wenns ans rumhuren und ans Saufen ging. Auf dem Schlachtfeld waren sie die Ersten, die nach vorne stürmten. Und damit die Formation auflösten. Eine gute Taktik versuchte man vergebens in ihre Köpfe zu hämmern. Mit dem Unmut über den Bruch der Traditionen gesellte sich Verachtung gegenüber den Jüngeren. Weshalb der Metzger sich schließlich dazu entschließ, die Truppe zu verlassen.
Tunny seufzt erneut. Wieder findet er keine zufriedenstellende Antwort. Erfahrung hat er. Aber sie macht nicht satt. Sie stopft keine hungrigen Mäuler. Sie schafft kein Dach über dem Kopf. Sie sorgt nicht dafür, dass man ausgesorgt hat. Sie sorgt nicht für eine Gemeinschaft, die man bis ans Ende aller Tage behalten würde. Eher das krasse Gegenteil. Es machte ihn zum Drecksack, der die Leute gleich reihenweise von sich stößt. Tunny schüttelt leicht den Kopf. So kann es einfach nicht weitergehen. Daher wird ein Entschluss gefasst. Ein Versuch unternommen. Tunny richtet sich vom Bett auf. Setzt die Füße auf dem Boden ab. Und geht an seinen Mantel heran, um die rechte Hand in einer der Innentaschen verschwinden zu lassen. Bis er schließlich fündig wird.

Die Hand umfasst den Umband des Buches und zieht es aus seinem Versteck hinaus in die Öffentlichkeit. Lange hat er es mit sich geführt. Nie hat er es gelesen. Und das, obwohl er es einmal versprochen hat. Besser spät als nie denkt sich der Metzger, der sich zurück zu seinem Bett begibt, um sich wieder darauf niederzulassen. Langsam wendet er den Umband des Buches herum, sodass die Vorderseite des Buches nun dem Metzger entgegenblickt. Das Buch hat viel durchgemacht. Es ist mittlerweile leicht zerfleddert. Mit der linken Hand öffnet er das Buch des alten Freundes. Um die Überschrift zu lesen. Grundlagen der Kriegskunst. In kleineren Lettern steht der Name des Autors. Meeran Bennington. Normalerweise würde Tunny bereits zu fluchen beginnen. Beim Herrn, er hasst das Lesen. Aber nicht dieses Mal. Die rechte Hand blättert auf die nächste Seite um. Der Metzger beginnt zu lesen. Mit der Zeit fällt es ihm leichter. Sodass er, ehe er sich versieht, den gesamten Tag damit verbringt. Das Buch birgt viele Techniken. Theorien. Pläne. Dinge, die tunnys Geist fordern. Immer wieder grübelt er ob der Worte. Stellt sich vor dem geistigen Auge vor, was der Mann beschreibt. Und scheint Stück für Stück zu verstehen.

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Adam
06. März 1462

Der Fugger war nicht gut im Rätselraten. Eine Verbindung zu ziehen zwischen dem Verband und ihren Worten, ihre Andeutungen verstehen, das dauerte einen Moment. Dann aber traf ihn die Erkenntnis mit der Wucht eines geführten Faustschlages. „Du hast versucht, dir das Leben zu nehmen?“ hakte der Fugger ungläubig nach und hoffte, die falschen Rückschlüsse gezogen zu haben. Schon einmal hatte er sie in ihrem schwächsten Moment erlebt, hatte aber nicht geahnt, dass es sie wieder überkommen könnte. Trotz dieses einen Erlebnisses hatte er sie für ein zähes Weib gehalten, eines, das sich durchbiss. Gerade das schätzte er an ihr. Offenbar hatte er sich geirrt. „Ich hätte dich nie für jemanden gehalten, der einfach aufgibt.“ Einen Feigling. Jemanden, der Angst vor dem Leben hatte, das gern Tiefschläge austeilte. Das sah Adam in der Frau vor sich und sein Respekt vor ihr schwand.
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Rondra
06.03.1462

Langsam aber sicher geht dieses Leben an ihre Substanz. Spät in der Nacht sind sie nach Hause gekommen, der Nachmittag des gestrigen Tages wurde in der Burg verbracht, wie so oft. Der Abend gehörte dem Horseshoe, samt Arioste und Kira. Kein lustiger und geselliger Abend, wenn man alles zusammennimmt. Streit hat es gegeben, zwischen ihr und Kelian, zumindest etwas was ein Streit hätte werden können, wenn da dann nicht die Cousine aufgetaucht wäre. Also blieb vorerst alles so wie es eben seit Sonntag plötzlich gewesen ist. Keine Berührung -weder eine wie zufällig herbeigeführte vor den Gästen, noch eine in den kurzen Augenblicken der Zweisamkeit in der Küche – keine liebevollen Worte und erst Recht kein Kuss. Dieser Abstand, diese Kluft, Rondra weiß nicht wo sie herkommt, aber die Situation reizt sie bis aufs Blut. Gibt es etwas was sie nicht ertragen kann, dann ist es Unwissenheit in solchen Belangen.
Das ‚Gespräch‘ wurde auf die Kutsche vertagt. Dunkelheit, Zweisamkeit – und ein Wort gibt das andere. Lächerlich ist sein Grund weshalb er meint ihr fernbleiben zu müssen, ein Missverständnis, was recht aufgebracht aus der Welt geräumt wird. Küsse, sie wären sicherlich willkommen gewesen, wenn die Berührungen dazu nicht so rücksichtslos, ja sogar roh gewesen wären. Ihre abwehrender Hand und dem Rumpeln der Kutsche war’s geschuldet dass Kelian sich schließlich unsanft zwischen den Bänken auf dem Boden der Kutsche wiedergefunden hat. Nein, immer noch keine schöne Situation, aber sie brachte schließlich die Wendung – und das notwendige Gespräch. Immerhin, als sie den Burghof der Massenburg erreichen scheint alles geklärt zu sein. Zumindest für den Augenblick und soweit dass sie sogar wieder eingeladen wurde die Nacht bei ihm zu verbringen.
Eine Einladung die angenommen wurde, weshalb die Fuggerin mehr Schlaf gefunden hat als es ihr in ihrem eigenen Bett möglich gewesen wäre – aber eben trotzdem nicht allzu viel.
Übermüdet ist das Weib. Kein neuer Zustand, seit die MAS sie beehrt hat, will die Müdigkeit nicht weichen, egal wie viel oder wenig sie auch schläft, es will nicht reichen um Rondra wieder gesund erscheinen zu lassen. Fahl und blass ist ihre Haut, beinahe mag man es teigig nennen. Abgenommen hat sie, nicht viel, aber das Gesicht wirkt mittlerweile schmaler. Nein, Rondra Fugger geht es nicht gut.
An ihrem Schreibtisch sitzt das Weib, als eins der Mädchen herein kommt um zu melden, dass der Graf von Spielberg eingetroffen sei und auf dem Weg ins Gästezimmer der Dame. Ja, Kelian hatte erwähnt dass Adam Mirabel besuchen kommen will und so wird die Tatsache mit einem raschen Nicken zur Kenntnis genommen. Aber wenn er schon einmal auf der Massenburg ist, so könnten sie auch hier miteinander reden. Sie hatte immerhin vor ihn in Graz aufzusuchen. Die Anweisung ihn nach seinem Besuch bei der langsam Genesenden doch bitte ins Kaminzimmer zu führen und ihr Bescheid zu geben geht an die Magd, dann wendet sich Rondra wieder all den Briefen zu. Sie sind lange überfällig, aber keiner von ihnen wird eifrig und mit flotter Feder geschrieben. Rondra ringt um die Worte, was eigentlich gar nicht ihre Art ist. Ja, man könnte meinen sie und ihre Feder erkämpfen sich Wort für Wort um die Zeilen zu füllen – kein Wunder dass eben jene Briefe vernachlässigt wurden, bei Krankheit, Krönung und Universität. Aber sie wollen bewältigt werden und so ist es beinahe schon belustigend dass es ausgerechnet der Brief an den Halbbruder ist, der ihr noch am meisten Freude bereitet – wenn man davon überhaupt reden kann.
Doch schließlich sind alle drei Briefe geschrieben. Zwei davon werden mit Kelian kurz abgesprochen. Den einen hat er mehr oder weniger selber vorgeschlagen, zumindest war es sein Ansinnen sich dem Schatten ein für allemal zu stellen – damit er aus ihrem Leben verschwindet und nicht immer wieder wie ein Kastenteufel hervorspringen kann.
Schließlich sind es drei Botenreiter, welche in rot und gold gekleidet sind und das Wappen von Leoben tragen, welche die Burg verlassen. Ja, drei – auch wenn zwei davon denselben Weg haben, oder zumindest einen sehr ähnlichen. Aber es ist heute nicht an Rondra auf diese Art zu denken. Es sind zwei Personen, es sind zwei verschiedene Angelegenheiten und zwei voneinander unabhängige Briefe, also sind es auch zwei Boten. Mögen die Reiter und die Empfänger denken was sie wollen – es muss nicht immer alles logisch sein, auch nicht bei Rondra.





An: Leom Torridge – Bruck an der Mur – Steiermark

Leom,

über Umwege hörte ich zufällig, dass du wieder in der Steiermark weilst. Arioste bestätigte mir zu meiner Erleichterung, dass es Nora gut geht und sie dich begleitet hat. Natürlich ist mir das Urteil der Inquisition bezüglich unserer Ehe mittlerweile auch bekannt – es hat nur fünf Monate gedauert bis ich es eher zufällig zu sehen bekam. Sicherlich hast du mir davon bereits vor Monaten in einem deiner unzähligen Briefe erzählt, die du so eifrig geschrieben hast. Du solltest deine Botenreiter sorgfältiger auswählen, oder vielleicht hinterfragen weshalb du keine Antwort erhalten hast. Den einzigen Brief den ich erhielt – und dieser erreichte mich erst Ende Julmond, doch das ist wohl den Geschehnissen in der Steiermark geschuldet – war der dass unsere Tochter dich wohlbehalten erreicht hat. Grotesk dass ich dieses Urteil der Kirche mit meinem Handeln – Nora dir zu schicken – unwissentlich vollstreckte. Sei dir gewiss, das war damals nicht mein Ansinnen.
Ich möchte die Kinder, sowohl Nora als auch Johanna, in unsere Angelegenheiten nicht hinein ziehen, bevor wir selbst sie nicht geklärt haben. Eben deshalb schreibe ich dir heute. Sofern es dir keine allzu großen Umstände macht, würde ich dich nächste Woche gerne auf der Massenburg zu Leoben sprechen. Verzeih, durch einige kirchliche Unannehmlichkeiten hält sich mein öffentliches Leben – vor allem was Bruck angeht – derzeit in Grenzen. Leoben allerdings ist für dich nicht allzu weit. Meine Grafschaft liegt praktischerweise in der Nähe von Bruck, ungefähr anderthalb Reitstunden in südöstlicher Richtung. Nett wäre es wenn du mir mitteilen könntest wann du zu erwarten bist, sofern dies Treffen in deinem Sinne ist. Dann werde ich meinem Kommandeur entsprechende Anweisungen geben, er nimmt seine Aufgabe sehr genau.

Rondra




An: Giacomo Francesco Balthasar Fugger-Mattei – Bischofssitz der Reformierten Aristotelischen Kirche zu Graz

Mein lieber Balthasar,

ich weiß, lange schon brennst du darauf deiner Schwester mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Heute brauche ich deinen Rat, sofern du ihn mir in dieser Angelegenheit geben kannst.
Ich erhielt einen Brief von einem Leonardo de‘ Medici, er bittet um ein Treffen mit dem Oberhaupt der Fugger. Der Name klingt italienisch, sagt er dir etwas, oder kennst du ihn am Ende gar? Gerade unter den gegebenen Umständen will ich keinem fremden Italiener die Tore öffnen. Am Ende kommt er aus Rom und ist einer der unzähligen Arme der Inquisition.

Mit den besten Grüßen
Rondra




An: Ronda von Wahlasé – Bruck an der Mur – Steiermark

Liebe Ronda,
verzeih dass ich erst heute schreibe, wahrscheinlich gibt es dafür keine Entschuldigung die es rechtfertigen würde. Ursprünglich hatte ich vor dir mein Beileid schriftlich zur Beerdigung der Deinen auszudrücken. Doch dann streckte eine Erkrankungswelle mich und die Meinen nieder, was es mir nicht möglich machte pünktlich zu schreiben.
Ich weiß, zwischen deiner Mutter und mir stand es nicht zum Besten in letzter Zeit und auch haben sich die Bande in den vergangenen Jahren stark gelöst, die einst recht eng geknüpft waren – doch ihr Verlust trifft mich aufrichtig. Trotz der vorhandenen Distanz, welche sicherlich auch verschiedenen Klosteraufenthalten und Rückzügen aus dem öffentlichen Leben geschuldet war, reißt das Wissen um ihren Gang zur Sonne ein Loch in diese Welt, was nicht zu fassen ist – und auch nicht zu schließen sein wird. Sorgenvoll denke ich an mein Patenkind, erst vor wenigen Wochen sprachen wir von ihr. Ich hoffe Silja vermag diesen Abschied mit dem Gemüt eines Kindes aufnehmen und vom HERRN durch diese schwere Zeit getragen werden. Sollte ich dir in dieser Beziehung eine Stütze sein können, so lass‘ es mich bitte wissen.

Mit aufrichtiger Anteilnahme an deinem Verlust
Rondra

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Balthasar_fugger


Graz, den 07.03.1462

Meine innig geliebte Schwester,

wie schön, dass du meine Anschrift kennst. Auch wenn es mir scheint, dass du sie nur kennst, wenn du etwas von mir willst. Besuch mich doch mal auf einen Wein oder eine Tasse Tee. Ich würde mich freuen und meine Gästezimmer sind sehr geräumig und komfortabel.

Aber selbstverständlich werde ich dir mit Informationen helfen. Vielleicht erinnerst du dich ja an meine Hilfe, wenn ich dich einst um etwas bitte.
Die Familie de’ Medici ist keine unbekannte in Italien. Im Gegenteil. Sie gehört zu einer der einflussreichsten florentiner Familien. Was Intrigen, Rängeschmiede und Hinterlistigkeit angeht, kann wohl jede andere Familie von ihnen lernen. Sei vorsichtig, wenn du mit einem de’ Medici zu tun hast. Sie sind Schlangen, die sich um dein Bein winden, nur um die beste Stelle zum Beißen zu finden. Man sagt, wenn sie kein Opfer finden, vergiften oder erstechen sie sich auch gegenseitig. Sie sind von Grund auf hinterhältig. Auch wenn kaum eine andere Familie über so viel Kunstsinn verfügt. Aber warum erwähne ich das? Das ist etwas, das den Fuggern ja auch gänzlich fern ist. Wie gut, dass wenigstens das Blut der Mattei etwas Kunstsinn und Feingeist in die Familie bringt.
Ich hoffe ich konnte dir helfen und wenn du weiterer Hilfe bedrafst, zögere nicht, mich darum zu bitten.

Dein Bruder Giacomo, Francesco, Balthasar Fugger-Mattei



Mirabel
06. März 1462

Die Ungläubigkeit steht dem Fugger ins Gesicht geschrieben, als er nachhakt, ebenso wie man in seinen Augen ablesen kann, wie seine Achtung vor ihr schwindet. Und Mira? Sie beobachtet diese Wandlung in einer stoischen Ruhe, fast scheint es emotionslos, wie sie da sitzt. Den Blick stumm auf Adam gerichtet. Es dauert eine Weile, in der abgewogen wird, wie viel es ihr wert ist dem Mann dort zu sagen und anzuvertrauen. Immerhin ist das Verhältnis zueinander noch immer nicht definiert. Drum senkt sie irgendwann ein wenig den Blick und atmet tief durch, beschließt eine Erklärung abzugeben, auch wenn es den ursprünglichen Respekt nicht mehr herstellen würde. Oder doch? Es ist gleich…

Ich wollte nicht aufgeben, nicht sterben, nur kurzweilig auf eine andere Ebene kommen. Kurz lächelt sie, sieht Adam direkt an und gibt offen zu: Ich war nicht mehr Herrin meiner Sinne. Die hatte ich mir in den vergangenen Monaten stetig versoffen… Sie schämt sich offensichtlich für diese Schwäche, senkt den Blick und es ist auch gleichgültig, ob er sie verstehen würde oder nicht. Tief atmet sie durch, während sie die Schultern knapp anhebt und weiter spricht. Ich hatte Schmerzen, ich habe gesoffen, mit dem Suff kam der Mut Dinge zu erledigen, dich ich seit Monaten vor mir her schob und zu guter Letzt taten absurde Wahnvorstellungen den Rest, während ich alleine war.

Das Gesicht wird wieder angehoben, zur Türe gesehen und dann nachdenklich erklärt. Die Türe dort ist erst seit gestern unverschlossen. Seit wenigen Tagen erst habe ich mehr Möbel in diesem Zimmer stehen, als nur ein Bett und einen Stuhl. wandert ihr Blick durch den Raum und bleibt letztlich in dem Granit hängen, welche sie so ungläubig ansieht. Ich werde Kelian und Rondra für einigen Schaden entschädigen müssen, den ich hier angerichtet habe. Schweigen breitet sich nun wieder aus über dem Raum, während Mira in Adams Blick forscht. Ob er versteht, was sie ihm da gesagt hat?


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Adam
06. März 1462

Ob er sie versteht? Besser als sie vielleicht ahnt.
Dass mit der anderen Ebene, das nicht, aber alles andere kam ihm nur zu bekannt vor. Der Suff war seine Zuflucht gewesen nach Straßburg. Nach dem ersten Mal Straßburg. Er hatte gesoffen, um zu vergessen, gesoffen, um schlafen zu können, gesoffen, um nicht nachdenken zu müssen. Geholfen hatte es nicht. Er hatte zwar schlafen können, aber um welchen Preis? In seinen Träumen war ihm sein Dämon erschienen, vor dem er mit Hilfe des Rums in der wachen Welt zu fliehen versuchte. Fast war er dran zerbrochen und hatte Ana auf seinem Weg ein Stück mitgeschleift.
Er wusste um die Macht der Wahnvorstellungen. Wenn Mirabel ihm sagte, sie hatte nicht sterben wollen, dann glaubte er ihr das. Hätte Gott nicht anderes mit ihm vorgehabt, hätte er in seinem besoffenen Kopf mit seinem selbstzerstörerischen Tun, ebenso schnell sein Leben lassen können. Mirabel selbst war es gewesen, die es einmal in der Hand gehabt hatte, es zu beenden und er hatte ihr wahrlich genug Grund geliefert in dieser Nacht.

Der Fugger lächelte. Ja, er lächelte. Er hatte sich doch nicht in dem Weib geirrt. Sie hatte nicht aufgeben wollen. Mehr noch, er verstand sie. Sie beide verband mehr als manch anderen, den er Freund nannte. Vielleicht half es ihr, das zu wissen. "An die Zeit vor gut einem Jahr - die Zeit nach Straßburg - ich habe lebhafte Erinnerungen daran in meinem Kopf, aber ich bezweifle, dass die Hälfte davon wirklich geschehen ist. Ich habe gesoffen, um zu vergessen und habe den Bezug zur Wirklichkeit verloren." Ob ihr das bekannt vorkam? "Ich habe es Hans zu verdanken, dass ich nicht mit mit offener Hose auf dem Boden zerschmettert wurde." Ein Schulterzucken, ehe noch erklärend nachgeschoben wird: "Habe mich sturzbetrunken vom Balkon erleichtern wollen und habe das Gleichgewicht verloren." Eine dämliche Geschichte, die genauso passiert war und die bis auf Hans und ihn nun auch noch Mirabel kannte. Es gab keinen Grund für sie, sich zu schämen, wollte der Fugger damit sagen. Jeder hatte schwache Momente und mit Glück jemanden, der helfend zur Seite stand.
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Mirabel
06. März 1462

Adam beginnt zu lächeln, was Grund genug ist, dass das Weib skeptisch und überrascht zugleich die linke Braue anhebt. Hat sie etwas lustiges gesagt ohne es bemerkt zu haben? Doch dann erhebt er wieder die Stimme und beginnt eine Geschichte zu erzählen. Details, die ihr nur zu bekannt vorkommen: saufen, um zu vergessen. Saufen, um schlafen zu können. Saufen um Schmerzen zu betäuben. Saufen, um nicht nachdenken zu müssen… Er scheint sie zu verstehen und diese Tatsache ist es, die sie ebenfalls lächeln und auch erleichtert sein lässt.

Erleichtert? Ja, sie ist tatsächlich erleichtert! Und als er weiter spricht, ihr gar von seinem ‚glorreichen’ Abschluss aus dieser Zeit berichtet muss Mira bei diesem Bild, das in ihrem Köpfchen entsteht schmunzeln: Adam Fuger in runter gelassenen Hosen auf dem Balkon! Aber es ist nicht nur eine Erzählung. Es ist vor allem ein Vertrauensbeweis, was Mira sofort klar wird und wieder ernst werden lässt. So etwas erzählt man nicht Jedem einfach mal so aus Langeweile oder weil es eine nette Anekdote hat… Muss sie es noch kommentieren? Nein. Muss sie in Worte fassen, dass sie verstanden hat, was er ihr damit sagen will? Nein.

Prüfend, wenn auch ein wenig verunsichert wandert ihr Blick dann aber über sein Gesicht, denn eine Frage, die sie schon so lange beschäftigt ist nun erst recht wieder präsent. Wie sehr es in ihrem Kopf arbeitet, kann man schon beinahe sehen und es dauert auch nicht lange, eh Sinnliche sich öffnen und es womöglich überraschend von ihren Lippen perlt. “Sag Fugger…. Was ist das zwischen uns?“ Eine Geste wird mit der rechten Hand vollführt, die in kurzen Abständen mehrmals im Wechsel erst auf ihn und dann auf sich selbst deutet. Dabei neigt sie das Köpfchen ein wenige zur Seite. “Es gab Zeiten, in denen wir uns tot sehen wollten. In denen wir uns gar bemühten, genau das zu erreichen…“ Lider verengen sich kurz und in einem Anflug von Unverständnis für sie beide, wird gar knapp das Haupt geschüttelt. “Und doch jedes Mal, wenn wir die Gelegenheit dazu hatten, ist es nicht geschehen. Im Gegenteil… haben wir zuletzt sogar Seite an Seite gekämpft.“

Unterarme werden auf dem Tisch abgelegt, sich so etwas nach Vorn gebeugt und Adam erwartungsvoll angesehen, als würde er die Erleuchtung bringen können. “So vieles haben wir gemeinsam und doch können wir unterschiedlicher nicht sein. Also sag mir… was ist das, was uns miteinander verbindet?“ Lippen werden befeuchtet, als sie noch hinterher schiebt. “Sind wir Feinde, die sich getreu dem Sprichwort „Sei deinem Feind näher als deinem Freund!“ verhalten? Oder ist gar irgendwann, irgendwo, ohne, dass wir es bemerkt haben letzteres daraus entstanden? Freundschaft?“ Ihr Stimme ist zum Schluss hin nur noch ein Flüstern, fast so, als hätte sie Angst vor der Antwort. Und auch in Bernsteinen liegt ein undeutbares Funkeln, während sie ihn betrachtet. Ein Funkeln, das deutlich macht, die Antwort ist für sie von großer Bedeutung.


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