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Grafschaft Leoben - Die Massenburg

Adam
Da sprach das Weib aus, was er sich selbst auch schon gefragt hatte. Was war's zwischen ihnen beiden? Eine Frage, die er auch nach vielem Hin- und Herüberlegen nicht hatte beantworten können. Gegenseitig hatten sie dem anderen nach dem Leben getrachtet, das aber nie vollbracht, um dann jeweils dem anderen das Leben zu retten. Seite an Seite hatte man gestanden, nicht nur im Krieg, den man verloren hatte.
Mirabel wusste mehr über ihn, als jemand sonst. Ana eingeschlossen.Wenngleich sie manch Geheimnis ohne sein zutun erfahren hatte. Hätte er die Wahl gehabt, hätte niemand außer ihm von einigen Dingen erfahren, aber wenn's schon jemand sein musste: Bei ihr wusste er es sicher verwahrt.

Irgendwann hatte er es aufgegeben, die Beziehung zwischen Mirabel und ihm zu verstehen zu wollen. Er hatte sie hingenommen, wie es gerade war. Und jetzt stellte sie die eine Frage laut. Also, was war's zwischen ihnen beiden?
"Ich vertraue dir vollkommen." Soweit war er sich sicher und das definierte ihre Beziehung in einem gewissen Aspekt. Einem Feind vertraute man nicht und die Anzahl derer, die sein uneingeschränktes Vertrauen besaßen, konnte er an einer Hand abzählen. Er war vorsichtigt geworden, nachdem scheinbare Freunde ihm in den Rücken gefallen waren, kaum dass es schwierig wurde. "Ich vertraue dir und will dich nicht fürs Bett, ergo," der Fugger grinste über die simple Schlussfolgerung", da du nicht Familie bist, musst du ein Freund sein."
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Mirabel
06. März 1462

Auch der Fugger neigt dazu manche Dinge durch eine ihm eigene Logik zu erklären, so wie auch jetzt. Er vertraut ihr vollkommen und sie ist ein Freund. Diese Worte lassen Mira lächeln. Aufrichtig und warm, eh sie den Blick auf ihre Hände senkt, deren Finger sich ohne, dass sie es bemerkt hat miteinander verflochten haben. Tief atmet sie durch, einhergehend mit einem Nicken, bevor sie wieder zu ihm aufsieht. “Gut. Dann wäre das ja geklärt.“ grinst sie dann schief, kaut kurz auf ihrer Unterlippe und überlegt, eh sie sich einen sichtlichen Ruck gibt, um dann zu eröffnen. “Und ich sollte dir wohl sagen, dass ich nicht mehr für den nächsten Rat arbeiten werde.“ Zurück lehnt sich das Weib und blickt ihm direkt ins Gesicht, will diese Information erst mal sacken lassen. Warum sie es jetzt sagt? Nun, sie weiß nicht, wann sie den Kerl das nächste Mal zu Gesicht bekommt. Und das auch noch unter vier Augen.


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Adam
06. März 1462

Kam's überrachend, dass Mirabel für den nächsten Rat nicht zur Verfügung stehen würde? Nicht wirklich. Zwar gab er viel auf ihre Meinung und sie war ein Gewinn für jeden Rat, aber er selbst hatte das Gefühl, dass man sie nicht nur an eine Ratsposten gebunden, sondern ihr zugleich eine Fußfessel mit eiserner Kugel dran verpasst hatte.
Ein Posten, der sie an den Schreibtisch band, das passte nicht zu der Räuberin. Das hatte auch Adam eingesehen. "Harry wird betrübt sein." Dessen Rat war's schließlich, dem sie nicht mehr angehören würde. "Und ich auch." Er verlor eine Mitstreiterin. "Bleibst uns als Beraterin erhalten, die ab und an ihre Meinung uns an den Kopf wirft oder auch das nicht?" Obwohl er nicht mehr Herzog war und die Zusammensetzung des Kronrates Harrys eigene Sache, konnte Adam nicht aus seiner Haut und versuchte, diejenigen, die ein Gewinn für den Rat waren, zu binden. Wie auch immer.
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Mirabel
06. März 1462

Würde das Weib die Gedanken des Fuggers kennen, sie würde ihm voll und ganz zustimmen. Das Gefühl Fußfesseln zu tragen und damit an einen Schreibtisch gebunden zu sein, ist vor allem in den letzten Wochen übermächtig geworden. Ein Seitenblick wird Adam deshalb zuteil und ein leichtes Lächeln legt sich auf ihre Lippen während Mira kurz die Schultern anhebt in einer unwissenden Geste. “Wenn ich denn innerhalb des Landes bin? Warum nicht?“ Abermals wird er angesehen, diesmal aber direkt. “Sofern es denn überhaupt noch gewünscht sein wird.“ Eine Feststellung und auch Frage zugleich. Zwei Herzschläge lang wird er forschend angesehen, ob er versteht, was sie genau meint, doch fügt sie dann einfach an. “Der Frühling naht, die Nächte werden wärmer… und ich werde wieder in die Wälder gehen, reisen, sobald ich wieder stark genug bin und Übung habe mit Dolch und Messern, um mich verteidigen zu können.“ Ein weiteres Mal erscheint dieses fast scheue Lächeln auf ihren Zügen, dass sie so jung und auch unschuldig aussehen lässt, bevor sich dieses in ein freches Schmunzeln wandelt. “Und auch wenn ich schon lange nicht mehr nötig habe… Vielleicht finde ich jemanden, einen Schützling, dem ich Wissen und Tricks vermitteln kann, die man eben braucht, wenn man auf den Straßen überleben will. Und dieses in der Praxis verdeutlichen...“ Während Mira spricht beginnt in Bernsteinen ein kleines Feuer zu brennen, was die Augen funkeln lässt und spätestens jetzt würde Jedem klar werden, dass dieses Weib die Freiheit zum Leben braucht.


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Adam
06. März 1462

"Vielleicht, wenn ich des Lebens im Rat überdrüssig bin, werde ich dieser Schützling sein?" Ein Scherz. Dazu braucht es gar nicht, dass Adam grinste, obwohl er es natürlich tat, um das zu wissen. So wie sie dafür geboren war, ein Leben fern von Zwängen zu führen und das "draußen" liebte, so sehr war es wider Adams Natur.
"Warum sollte es nicht gewünscht sein, nur weil du auf alten Pfaden wandelst?" kam Adam auf die eigentliche Frage zurück. "Wie du weißt, bin ich gegen die deinen nie vorgegangen, sofern sie nicht in der Steiermark ihrem Werk nachgegangen sind. Im Gegenteil. Und Harry sieht es nicht anders." Wie auch der Großteil der Steirer nicht. "Bring mir was mit." Das Grinsen wurde breiter.
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Rondra
10.03.1462

Früh am Morgen des zehnten ist es. Der Blondschopf sitzt bereits an ihrem Schreibtisch, eilig hat sie es, denn die Kutsche nach Graz soll bald aufbrechen, damit sie nicht zu spät beim Patriarchen ankommen. Kelians Taufe, im kleinsten Kreis.
Dumm ist Rondra nicht. Ohne dass sie darüber gesprochen hätten, oder es auch nur erwähnt hätten ahnt sie zumindest einen seiner Gründe für diesen Schritt. Noch nicht jetzt, doch irgendwann. Es scheint tatsächlich als näherten sie sich Schritt für Schritt dem Ziel, welches noch vor einigen Monaten unmöglich erschien. Ein Ziel, welches bei ihr gemischte Gefühle hervorruft, es lässt sich nicht bestreiten, sie hat Angst.
Doch diese Gedanken verbannt sie im Augenblick. Schon wird es unten im Hof lauter, sie meint die Kutschräder bereits zu hören, als das Gefährt aus der Remise geholt wird. Eilig ist ihre Handschrift, doch sie will sich auch die notwendige Zeit nehmen und die wichtigen Dinge ansprechen.




Liebe Arioste,

verzeih, mein Brief ist überfällig. Es ist kaum zu glauben dass du erst vor wenigen Graz wieder verlassen hast. Mir kommt es viel länger vor.
Wie steht es in Bruck? Auch wenn ich nach wie vor im Augenblick auf der Massenburg lebe – und täglich nach Graz komme – so sind es wenige Neuigkeiten die man dort über Bruck hört. Es ist eben doch irgendwie abgeschieden.
Eine Abgeschiedenheit die mir im Augenblick sehr recht ist. So vollkommen will mich die MAS einfach nicht loslassen. Evalina schlägt oft die Hände über dem Kopf zusammen und fragt ob ich die Schneegräfin werden will – vornehm sei die Blässe nicht. Vielleicht sollte ich weniger schlafen und stattdessen den Sonnenschein genießen, ich weiß es nicht. Es wird Zeit dass der Frühling Einzug hält in der Steiermark, ich sehne mich nach Wärme.
Aber nun wird es auch leichter kürzer zu treten, nachdem wir nun zwei Sonntage in der Burg verbrachten stehen erst einmal keine weiteren Festivitäten an. Der Herzog ist gekrönt und hat seine neuen Vasallen bekommen. Hast du es vernommen? Neben Adam und Niclas wurde auch Kelian diese Ehre zu Teil. Freiherr von Rabenstein ist er nun. Noch fühlt es sich ungewohnt an, auch wenn sich bisher nichts geändert hat für uns. Rabenstein grenzt an meine Grafschaft an. Praktisch, so lange wir noch nicht verheiratet sind. Danach ist es wohl einerlei, aber so werde ich zumindest immer ein neugieriges Auge auf Leoben haben können. Es ist mir doch mehr ans Herz gewachsen in dieser kurzen Zeit, als ich zu sagen wage. Doch es ist wie es ist und wenn sich Kelian erklärt hat und wir es je schaffen sollten allen Katastrophen zum Trotz gemeinsam vor den Altar zu treten, so wird Rabenstein unser Heim sein. Hach, ich muss das Wappen immer wieder ansehen und dabei grinsen, es beinhaltet nicht nur den zu erwartenden Raben, nein, auch ein Hufeisen. Ausgerechnet ein Hufeisen! Es scheint uns zu verfolgen, aber ich mag es sehr.
Mein Schreiben hat aber noch einen ganz anderen Grund. Meine Liebe, ich habe eine Bitte an dich. Ich habe vor einigen Tagen mit Kelian geredet und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass die Schatten der Vergangenheit nicht länger immer wieder ihre Dunkelheit über uns und unser Glück werfen sollen. Die Angelegenheit um Leom, sie zehrt doch sehr an mir und ich nehme an auch an Kelian. Ich bat also Leom um einen Besuch auf der Massenburg, damit wir klären können was zu klären ist – Nora. Er schrieb nun dass er sie mitbringen möchte. Ich freue mich darauf sie endlich wiederzusehen, es ist so lange her, gerade in ihrem Alter sind diese Monate eine wahnsinnig lange Zeit und jetzt, wo ihr Ende absehbar ist, kann ich es kaum noch erwarten. Sicherlich hat sie bereits ihre ersten Schritte gemacht… ach was, sie wird laufen können, vielleicht noch nicht ganz sicher, sie ist ein bisschen träge gewesen in allen motorischen Dingen.
Und dennoch ist es irgendwie auch unglücklich. Denn was wir zu klären haben sollte nicht auf ihrem Rücken ausgetragen werden. Aber gut, es lässt sich nicht bestreiten dass Nora das Band ist, welches Leom und mich auf ewig verknüpfen wird. Ich weiß noch nicht wie das zu lösen ist – denn so sehr ich sie sehen will, so wenig will ich ihn sehen.
Doch zu meiner Bitte. Ich werde Johanna erzählen dass Leom wieder in der Steiermark ist. Alles andere wäre ungerecht ihr gegenüber und ich denke über kurz oder lang würde sie es ohnehin erfahren. Aber das will ich erst tun, wenn dies Gespräch vorüber ist und alles geklärt ist. Ich kenne mein Mädchen, er könnte nicht auf der Burg sein ohne dass sie davon erfährt, mein Fräulein Neugier. Sie soll am Dienstag also nicht auf der Massenburg sein. Ich hatte überlegt ob du vielleicht mit ihr einen kleinen Ausritt machen möchtest, oder sonst etwas mit ihr unternimmst? Du wärst mir eine große Hilfe und sie würde sich freuen, sie mag dich sehr. Ich hätte Kelian gebeten und ich bin mir sicher er würde es auch tun, wenn auch ungern – doch er soll dabei sein. Er möchte es und es deckt sich mit meinem Wunsch. Gerade in dieser Beziehung will ich keine Geheimnisse vor ihm haben und selbst wenn ich ihm danach alles erzählen würde – es wäre nicht das Gleiche. Er gehört zu mir und hat mir in den dunkelsten Stunden im letzten Jahr beigestanden und mir Helligkeit gebracht, als ich schon nicht mehr daran glaubte. Es wäre unrecht ihn nun auszuschließen. Verstehst Du’s?

Ich hoffe auf deine baldige Antwort, damit ich Leom noch zeitig genug Bescheid geben kann. Ich werde den Boten anweisen zu warten, eine kurze Note genügt vollkommen.
Auf bald, meine Liebe
Rondra


Als sie geendet hat wird der Brief rasch versiegelt und ihrem Boten übergeben. Er würde wissen wo sie später am Tag zu finden ist.

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Kelian_


Letter from home
10.03.1462


Keine zwei Tage ist es her, dass das neue Leben angefangen hat - es fühlt sich zum Glück auch nicht anders an, als das alte. Wäre ja noch schöner. Das Gewicht auf meinen Schultern habe ich für den Moment ausbalanciert, wir würden sehen, wann es mich auf den Boden drücken würden. Noch besteht keine Notwendigkeit wieder nach Graz zurückzukehren, zumal es sich doch hier auch viel besser lebt. Leoben gibt uns Freiheiten, die uns Graz nicht gibt und es ist nun eben doch so, dass eine Nacht getrennt von ihr schon länger nicht mehr stattgefunden hat - zumindest eine, in der ich gut geschlafen habe. Ich brauche sie dafür, genauso wie sie mich braucht. Es sind diese kleinen Momente, wenn eben die Haut an ihrer reibt, wir die Zeit finden die zärtlichen Worte füreinander leise zu sagen, die den Tag über eher nicht angebracht sind. Nein, es ist kein Zufall gewesen, dass all diese Gefühle neulich aus mir herausplatzen wollten - nur eben in einer nicht ganz so schönen Art. Ob ich ihr jemals erzählen würde, was ich sie wirklich in der Kutsche gefragt habe? Vielleicht in zwanzig Jahren, wenn wir darüber lachen würden - würden wir doch? Ja, ich bin mir sicher, dass ich diese Frage wiederholen werden, angemessener, darauf vorbereitet. Auf der anderen Seite, dieser Antrag hätte zu uns gepasst, so sehr wie unsere Leben uns gerade umherrütteln. Kaum zu glauben, dass wir noch Minuten davor gestritten hatten. Warum eigentlich? Es war wieder eine Dummheit, so wie zumeist, denn es ist doch so: Alles, was über kleine Streitereien hinausgeht, ist nicht in meinem Sinne, weshalb ich versuche ihr nach wie vor den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ich schätze, es gelingt meistens sehr gut - vielleicht manchmal zu gut.
Wenn man miteinander geredet hätte, an diesem Morgen, wie es weiter gehen soll, bevor man nach Graz fährt, dann hätte man sich vielleicht einen Boten sparen können - hat man aber nicht. So ist es mal wieder ein sehr ähnliches Bild, welches sich da bietet. Zwei Schreibtische, zwei Briefe, zwei Boten in recht kurzen Zeitabständen. Beide zum selben Ort - man könnte es Verschwendung nennen.

Liebe Arioste,

höre ich einen kleinen Vorwurf aus deinen Zeilen? Wenn Ja, dann tut es mir wahrlich Leid - in jedem Fall danke ich dir für deine Glückwunsche. Ob sie angebracht sie, dies weiß ich nicht. Natürlich ist es für alle, die sich nicht darum scheren, was eine Adelung mit sich bringt eine große Ehre - wahrscheinlich werden viele munkeln, dass ich es nicht verdient habe. Weiß es selbst nicht und doch im selben Satz möchte alles aus mir heraus platzen, dass ich es auch wirklich nicht verdient habe! Im negativen Sinne. Du weißt selbst besser, was es heißt Land zu verwalten für jemand anderen. Ich habe meine Freiheit aufgegeben, offiziell. Verloren habe ich sie natürlich schon länger, aber nun steht es auch geschrieben. Freiherr von Rabenstein. Mein Vater würde wahrscheinlich noch einmal sterben vor Schreck, wenn er wüsste, was mir im Leben widerfährt und zu was ich es gebracht habe - im guten Sinne natürlich. Verzeih, dass ich nicht deutlicher geworden bin, aber ich bin nun wirklich niemand, der andere zwingt auf solchen Anlässen zu sein - ich bin es ja selbst ungern. Manchmal frage ich mich, warum ich Hofrat bin.

Nun denn, dies war wohl zum Aufwärmen, ich überspringen den Teil in dem du jammerst - glaube ich dir sowieso kein Wort, als ob sich Adlige ihre Finger schmutzig machen, wahrscheinlich hast du daneben gesessen und Anweisungen gegeben (by the way, herzlichen Glückwunsch zum Heim) - und ebenfalls den, in dem du mir versicherst, dass dir nichts passiert ist. Falls jemand dich versucht zu imitieren - es klappt.

Rondra. Natürlich werde ich auf sie acht geben, keine Frage. Ich werde dem Gespräch beiwohnen. Ich halte es für dringend notwendig, weshalb ich sie nun letztendlich dazu gedrängt habe. Ich denke, dass wir unsere Schatten und Vorbehalte in diesem Punkt zurückstellen müssen, wenn es eben so ist, dass der Kerl es nicht schafft zu sagen, dass er hier ist und dann rumheult, dass das Weib, dass er hat sitzen gelassen hat sich nicht um ihre Tochter kümmert - dann ist es eben so. Es war also mein Wunsch, dass sie dies endlich klärt, denn immer wieder schwebt der Name wie ein Gespenst über uns. Sei es Leom's oder der des Kindes. Wir werden sehen, inwieweit es etwas bringt, vielleicht macht es nur alles schlimmer, aber letztendlich ist die Ehe vorbei, warum und wieso auch immer, ist nun egal. Die Wahrheit ist, wir hätten das Problem sicher nicht ohne Krieg. Leom hätte sich nicht um das eine noch um das andere Mädchen gekümmert, hat er schließlich bis zu dem Tag an dem wir beschlossen haben, um der Sicherheit des Mädchens willen diese zu ihm zu schicken auch nicht gemacht. Sie hätte den Krieg nicht überlebt, ich bin so schon kaum zu Rande gekommen mit den ganzen Weibern. Entschuldige, dies hat hier natürlich nichts zu suchen - weshalb wir das kleine Mädchen schließlich zu ihm schickten. Wir werden Leom also gemeinsam empfangen, so wenig ich wahrscheinlich zur Besserung des Gespräches beitragen werde, konnte er mich doch damals schon nicht leiden und ich fürchte, meinerseits ist die nicht vorhandene Sympathie seitdem auch weniger geworden.
Was Rondra und dich angeht... Es ist schwierig für mich da überhaupt etwas zu sagen, auch wenn ich eine Menge zu sagen habe im Endeffekt, denke ich. Betrachte es nicht als Mauer, betrachte Rondra als Eisblock. So hab ich es immer gemacht, ich habe mir viele dieser eisigen Blicke eingezogen. Ich denke, es ist ein wenig wie bei Johanna. In der letzten Zeit hat sie so viele Menschen verloren, dass es schwierig ist daran zu glauben, dass überhaupt jemand bleibt. Ich habe gebraucht sie aufzutauen und ich fürchte vier Jahre Abstinenz kann man nicht in wenigen Wochen wieder aufholen. Ich fürchte, dass ich dich fragen muss - und du musst es dir gefallen lassen-, wie gut du Rondra noch kennst? Ich weiß nicht, ob sie dir endlich erzählt hat, was alles noch passiert ist im letzten Jahr, aber es ist kein leichter Packen, den sie da trägt.
Das entschuldigt natürlich nicht alles. Ja, sie kann schwierig sein. Doch dich nun zurückzuziehen ist sicher nicht die beste Entscheidung. Ich denke, dass es tief in ihrem Inneren einen Ort gibt, in dem sie sich für dich als Freundin freut. Nur ist es glaube ich mittlerweile einfacher geworden als Familienoberhaupt zu agieren. Da ist sie weniger verletzlich. Sieh es aus ihrer Sicht - vier Jahre warst du weg und kaum bist du endlich wieder da, ziehst du in die Nachbarstadt. Nichts, was nun allzu dramatisch ist, aber ich fürchte sie braucht ein wenig Zeit sich daran zu gewöhnen. Falls du einen Rat wolltest, dann kann ich dir einfach nur einen geben: Bleib dran. Schreib ihr, besuch sie und du wirst sicherlich die Freundin wiederfinden, die sie dir einst war und sicher immer noch ist. Ich weiß, dass sie dich sehr, sehr mag und es ihr sehr schmerzen würde dich zu verlieren - auch wenn sie es vielleicht nicht einmal zugeben würde. Der fuggersche Stolz.

Ich hoffe, dass ich dir mit keinem meiner Worte zu nahe getreten bin. Sie ist mein Weib, egal wie lange es noch dauern wird bis wir es schaffen vor den Altar zu treten, ich will sie glücklich sehen. Ich weiß, dass du ein Teil zu diesem Glück bist, weshalb es mir wichtig ist. Lass sie durch die Familie nicht noch eine Freundin verlieren, letztendlich ist dies bei Sofia geschehen. Vielleicht hat sie auch genau davor Angst, egal wie begründet oder nicht.

K.

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Arioste
11. Lenzing 1462 – Ausflug nach dem Frühstück

Wie mit Rondra ausgemacht hat sich Arioste in den Morgenstunden nach einem eher sparsamen Frühstück auf den Weg in Richtung Leoben gemacht. Merkwürdig, hatte sie zwei Tage vorher noch von dem beschaulichen Weg geschwärmt, der unliebsame Gedanken vertreiben kann durch das beruhigende Plätschern des Flusses, so befand sie sich unerwartet nun selbst auf diesem. Vielleicht ist es auch für sie eine angenehme Abwechslung, mal wieder etwas anderes zu sehen als verstaubte Räume, zumal sie sich wirklich nicht als die begnadetste Haushälterin herausgestellt hat, bisher.
Immerhin kann sie die beschauliche Natur recht unbeschwert genießen, im Vergleich zum letzten Besuch. Dieses Mal trägt sie nicht die Last des Überbringers schlechter Nachrichten auf ihren Schultern. Sie kann der Freundin helfen und das sogar noch auf eine sehr angenehme Art und Weise und glücklicherweise hatte sie Recht behalten was das Wetter angeht. Einem Ausflug steht also nichts im Wege. Sie treibt den Mausgrauen an, soll er sich jetzt schon austoben, damit er später ruhiger ist. Sicherlich eine sinnvolle Idee, man will ja auch nicht leichtfertig sein und keiner kennet das Temperament ihres Pferdes so gut wie sie. Aber seit die Ausritte regelmäßig sind, ist der Hengst wieder ausgeglichener.
Wie im Flug vergeht also die Zeit bis sie schließlich die Tore der Massenburg erreicht. Es wirkt wie eine Festung, noch mehr als beim letzten Mal, auch wenn ihr diesmal die Tore ohne große Worte geöffnet werden. Dann das übliche Ritual. Absitzen, Pferd loswerden, mit der kurzen Anweisung, dass man es nur tränken und nicht absatteln soll, dann wird nach der Hausherrin gefragt. Einen der dienstbaren Geister des Hauses würde man noch bitten eine Decke und eine kleine Brotzeit herzurichten.

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Rondra
11.03.1462

Auch auf der Massenburg wurde das Frühstück heute früher eingenommen als sonst, gestern Abend wurde Johanna noch mitgeteilt dass sie den heutigen Tag weitestgehend mit der Tante verbringen darf. Natürlich ist die Nachricht mit einem wahren Freudengeheul angenommen worden. Das Wetter würde bestimmt schön werden – und das hieße es würde hinausgehen aus den Mauern der Burg. Das Kindermädchen hatte am Ende seine liebe Not damit Johanna zum Schlafen zu bewegen.
Ein bisschen regt sich das schlechte Gewissen von Rondra. Nein, sie lügt die Tochter nicht an, sie erzählt lediglich nicht wer kommen würde – nicht jetzt, bevor irgendwas geklärt ist. Später ja, da würden sie reden, über Leom und seine Rückkehr und was dies für Johanna bedeutet, oder eben auch nicht, wenn es nach Rondra geht – und nach der geht es in dieser Angelegenheit nun einmal.
Im Arbeitszimmer sitzt die Gräfin – wo auch sonst – als ihr die Ankunft der Freundin angetragen wird. Eilig erhebt sie sich und macht sich auf den Weg in das Kaminzimmer. Die Nächte in Kelians Armen verschaffen Ruhe und eine gewisse Erholung, doch im Wesentlichen hat sich ihr Aussehen nicht geändert. Selten ist es geworden, doch über dem hochgeschlossenen weißen Unterkleid trägt sie ein recht schlichtes, taubenblaues Kleid. Irgendwie scheint blau heute passend. Allerdings verhelfen beide Farben ihren Wangen nicht unbedingt zu einem rosigen aussehen – wie aber auch? Noch seltener ist wohl, dass die blonde Haarpracht nicht vollkommen aufgesteckt ist. Nein, ein Teil davon hängt ihr in einem geflochtenen Zopf den Rücken hinab. Schlicht, aber nicht nachlässig. Als wolle sie den zu erwartenden Besuch nicht noch durch ihr äußeres aufwerten.
Aber nun zuerst Arioste, was ein wahrer Grund zur Freude ist, weshalb Rondra herzlich lächelt als sie eintritt.
„Arioste! Wie schön dich so zeitig zu sehen. Johanna ist schon ganz aus dem Häuschen. Ihr habt Glück mit dem Wetter…. Hab vielen, vielen Dank für deine Hilfe.“ Nun ja, denn irgendwie wird sie zur Komplizin, denn Rondra ist sich ziemlich sicher dass Johanna Leom durchaus sehen wollen würde. Die Frage wäre nur wie.
Sie eilt auf die Freundin zu, um sie mit einer leichten Umarmung zu begrüßen.

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Arioste
11. Lenzing 1462 –Audienz im Kaminzimmer

Wie beim letzten Mal folgt sie einer Bediensteten durch die Gänge, Johannas Burgführung hatte nicht unbedingt zur besseren Orientierung beigetragen, im Gegenteil. Aber gut, in Begleitung war die Gefahr sich zu verlaufen auch nicht allzu groß. Also das Kaminzimmer, ebenso wie beim letzten Mal. Auch die Begrüßung glicht jener, nicht allerdings der Anblick der Cousine. Sie ist wirklich extrem blass, wie Arioste besorgt feststellen muss, allerdings wird das wohl auch dem heutigen Anlass geschuldet sein und nicht nur der frisch überwundenen Krankheit. Eine wirkliche Verbesserung der Hautfarbe im Begleich zu Graz vor ein paar Tagen kann sie allerdings nicht feststellen. Nun gut, heute wird sich die auch wohl kaum einstellen.
Die Umarmung wird herzlich erwidert und der Blonden ein Lächeln geschenkt. Die Worte bringen sie zum Lachen.
„Hoffentlich werde ich den Erwartungen gerecht. Bisher plane ich, dass es wohl eine ausführliche Walderkundung im Gehölz nach Wahl der Dame sein wird. Ich hoffe es ist dir recht, dass ich darum gebeten habe, dass man uns eine Kleinigkeit zu Essen zusammenpackt.“ Mehr eine rhetorische Frage oder ein Hinweis, dass sie sich herausgenommen hatte darum zu bitten. Schließlich muss man den Abenteueraspekt hervor heben, damit es spannend bleibt. Ihr ist durchaus bewusst, dass es kein einfaches Unterfangen sein wird Johanna den ganzen Tag bei Laune zu halten, aber noch ist sie zuversichtlich. Also wird der Freundin mit einem Lächeln auf den Lippen geantwortet.
„Es ist doch selbstverständlich, und diese Hilfe ist beim besten Willen kein großes Opfer.“ Sie schmunzelt, dann wird der Blick wieder ernst. „Ich weiß es ist leicht gesagt… aber lass es nicht zu sehr an dich heran, versprich mir das.“ Der folgende Gedanke wird nicht mehr ausgesprochen, schließlich hört niemand gerne, wie bemitleidenswert und ausgezehrt er aussieht. Dennoch, es bereitet der Schwarzhaarigen wirklich ernsthafte Sorgen. Irgendwann muss es doch einmal ein Ende haben und etwas Ruhe einkehren im Leben der Freundin.
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Rondra
11.03.1462

Die Ausführungen der Cousine klingen so als würden sie großen Anklang bei ihrer Tochter finden. Sicherlich wäre danach ihr Kleid recht ruiniert, denn Johanna würde sich zweifelsohne das tiefste Dickicht suchen, welches es in der gesamten Grafschaft gibt – und sie würde es finden. Aber ihr soll es recht sein, so lange sie den Tag glücklich und zufrieden verbringt und genießt.
„Aber natürlich ist es mir recht, ein Picknick im Wald ist genau nach ihrem Geschmack, würde ich sagen und die Köchin hat sicherlich noch einige Leckereien parat.“ Ihre Gedanken gehen zurück zum Eberkopf und jenem Picknick in Johannas kleiner Kammer – oder eher ihrer Räuberhöhle. Selten haben Pfannkuchen besser geschmeckt als jene die sie dort zu dritt verspeist haben. Ja, ein Imbiss im Wald ist eine gute Idee, zumal Johanna gerade wieder eine Phase hat in der sie fortwährend essen kann. Wahrscheinlich würde sie bald etwas in die Breite gehen, um bald danach wieder ein Stück in die Höhe zu schießen. Kinder eben.
„Zwei Soldaten wissen Bescheid und haben die Anweisung erhalten euch zu begleiten. Sie werden sich aber diskret im Hintergrund halten. Sofern Johanna es sich nicht wieder zur Aufgabe macht sie zu unterhalten.“Ohne geht es nicht, auch heute nicht. Nicht auszudenken was alles geschehen könnte, sollten die Häscher der Inquisition nur auf ihre Gelegenheit warten.
Als Arioste sie um das Versprechen bittet, legt sich ein kurzes Schweigen über sie. Kann sie das versprechen, beziehungsweise: könnte sie es dann auch einhalten? Schließlich hebt sich ihr Blick und sucht den der Freundin. Er ist unglücklich, hilflos und etwas verunsichert. Rondra kann nicht abschätzen wie dieser Reigen getanzt werden wird, es gibt zu viele unberechenbare Faktoren darin – und sie hat nicht einmal eine genaue Ahnung davon was genau sie bereden würden. Dass Kelian dabei sein würde ist Segen und Fluch zugleich.
„Ich weiß nicht, ich glaube nicht dass ich dir das versprechen kann. Ich versuche es immer, aber…. Ich bin nicht annähernd so herzlos und ignorant wie er es anscheinend gerne darstellt.“ Außerdem ist sie auch nicht gerade für ihre grenzenlose Geduld und ihr diplomatisches Geschick berühmt. Letztes vielleicht noch, aber mit Sicherheit nicht wenn es um diese Dinge geht. „Ich hoffe es wird nicht… allzu lange dauern, auch wenn ich mich sehr auf Nora freue. Hast du sie mittlerweile gesehen?“ Kann ja sein, immerhin scheint sie sich in Bruck aufzuhalten.

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Arioste
11. Lenzing 1462 –Audienz im Kaminzimmer

Die Worte der Cousine bestätigen ihre Hoffnung, dass die Überlegungen den Geschmack des Mädchens treffen. Naja, Wildfang und Wald, da kann eigentlich nicht viel schief gehen, wenn man es recht überlegt. Aber schließlich will man sich als Tante die vier Jahre in der Versenkung verschwunden war auch keine Fehler erlauben. Bei den Worten über die Begleitung wird stumm genickt. Diesen Aspekt hatte sie ganz außer Acht gelassen, dabei war es wohl gerade heute mehr als angemessen ihn zu berücksichtigen. Außerdem stellt es wohl auch die Lösung eines Problems dar, über das sie sich durchaus schon Gedanken gemacht hat.
Das Mädchen im Burghof zu ihr aufs Pferd zu bekommen ist kein Problem, aber in der freien Wildbahn könnte es schwieriger werden, auch wenn es sicher kein Ding der Unmöglichkeit wäre und für Johanna nur ein weiteres Abenteuer. Aber ein netter Wachmann der das Mädchen kurzerhand hoch hebt ist sicher eine angenehmere Lösung, zumindest für die Schwarzhaarige.
Irgendwie keine gerechte Verteilung, sie wird heute wohl definitiv den angenehmeren Tag verleben. Bei den Worten der Freundin seufzt sie leise und nickt, begleitet von einem aufmunterndem Lächeln.
„Ich weiß Liebes. Aber es macht mir Sorgen dich so zu sehen. Sicher, nun kam die Krankheit noch hinzu, aber du wirkst so ausgezehrt und du solltest mehr auf dich achten. Es werden wieder bessere Zeiten kommen, da bin ich sicher.“ Irgendwo ein bisschen fatalistisch, aber die Liste der Katastrophen ist so lang, da müssen doch bald mal die Optionen ausgehen was noch alles schief gehen kann.
Auf ihre Frage hin wird der Kopf geschüttelt.
"Nein, ich bin in Bruck entweder auf meinem Pferd im Umland unterwegs, in meiner Baustelle oder in einer Schänke, alles keine Orte für kleine Mädchen.“ Letztendlich ist es auch irgendwie merkwürdig. Eigentlich sollte es das Gleiche sein wie bei Johanna, aber irgendwie ist es doch anders. Vielleicht weil die Schwangerschaft komplett an ihr vorbei gegangen ist, ebenso die dazugehörige Ehe, bis auf die Einladung zu eben jener Hochzeit. Johannas Vater war ein guter Freund gewesen, mehr als das, der Onkel des Mannes den sie heiraten wollte. Irgendwie war das Mädchen gleich auf zwei Arten Familie, die tatsächliche und die, in der sie jetzt wohl wäre, wenn das Schicksal es anders gewollt hätte.

Keine wirklich schönen Gedanken an die eigene Vergangenheit, also wird recht abrupt das Thema gewechselt.
„Bis wann sollen wir wieder zurück sein? Oder besser gesagt, wie lange sollen wir weg bleiben?“ Das ist schließlich auch keine unwichtige Frage, nicht dass es am Ende doch noch zu einem ungewollten Treffen kommt.
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Rondra
11.03.1462

Nein, natürlich weiß Rondra dass sie nicht aussieht wie das blühende Leben, eher wie der wandelnde Tod, der sich eisern an jenem Leben festklammert. Nun, vielleicht ein bisschen übertrieben – ein klitzekleines bisschen.
„Ich weiß….“ ein leiser Seufzer ist zu vernehmen. „Ich hoffe es wird wieder besser, wenn das hier durchgestanden ist und weitestgehend vom Tisch. Ich bin mir manchmal nicht sicher ob mich die MAS nicht nochmal einholt. Ich wünschte sie würde sich beeilen, damit es dann vorbei ist.“ Ja, besser fünf Tage jammernd das Bett hüten, als das was sie gerade hat – nichts Halbes und nichts Ganzes.
Doch da ist mehr, eine Information ist da geflossen, die Rondra nicht ganz zuordnen kann.
„Deine Baustelle?! Was… baust du denn?“ Eine dämliche Frage, dies geht ihr auf sobald sie heraus ist und fast hätte sich Rondra mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen. „Ein Haus? Du hast eines gefunden? Du hast es nicht erwähnt bisher. Erzähl mir davon, bitte.“ Echtes Interesse liegt in ihrem Blick. Rondra hat ohnehin das Gefühl dass sich die Welt im Moment viel zu viel um sie selber, oder ihre engste Familie dreht. Es ist nur natürlich, aber manchmal giert es sie förmlich nach Normalität. Einem Treffen mit Arioste, oder auch mit Sofia, welches nicht von seltsamen Schwingungen geprägt ist, sondern einfach nur herrliche, nette Belanglosigkeiten parat hält. Es wäre erfrischend. „Ich möchte teilhaben an deinem Leben, auch wenn es sich in Bruck abspielt.“ Und sich leider Gottes um den Wettiner dreht, aber man kann nicht alles haben und sie wird sich hüten da im Augenblick irgendwie einzugreifen, auch Rondra kann aus Fehlern lernen.
„Ich denke bis zum späten Nachmittag? Du könntest ansonsten eine Wache vorausschicken, wenn…. es sicher ist wird Arnest Bescheid wissen und Auskunft geben.“ Schon ist draußen eine helle Kinderstimme zu vernehmen, draußen auf dem Hof. Den Gesprächsfetzen nach zu urteilen begrüßt Johanna gerade lautstark einen großen Korb voller Leckereien. Rondra lacht leise. „Ich werde dich hinaus begleiten und euch verabschieden…“ Nein, anders würde sie es nicht halten, einladend bietet sie der treuen Freundin ihren Arm an.

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Kelian_


Swallowed up by the ocean
11.03.1461


Da ist er also, der Tag, den wir irgendwie herbeigesehnt haben - und auch fürchten. Schon lange sind die Sonnenstrahlen auf der Welt zu sehen, ich bin ebenfalls wach. Früher als sonst hat Rondra heute mein Gemach verlassen, kaum zu glauben, dass es in meinen Gedanken nicht mehr als Gästezimmer abgestempelt ist. Es fühlt sich an wie zu Hause - nur dass bei mir das Denken, dass es dies niemals sein würde irgendwie nicht einsetzt. Irgendwann würde ich es bestimmt auch noch kapieren oder zurück in meinen Kopf kommen, vielleicht auch erst, wenn wir bereits verschwinden müssen.
Ich habe länger als sonst mit meiner Kleiderwahl zugebracht, denn da gäbe es zwei Alternativen. Die eine ist, mich wirklich richtig hübsch zu machen. Zeigen wer ich bin, wenn auch erst seit kurzem, aber das steht ja nicht auf meiner Stirn. Demonstrieren von Stärke und Zuversicht - allerdings würde es dem Ganzen auch ein Gewicht geben, dass es in meinen Augen nicht verdient hat. Das Kind ist mir gleich, genauso wie mir Leom nicht wichtig ist. Es geht um Rondra, um dieses immer wiederkehrende Thema. Vielleicht hätten wir danach endlich einen angemessenen Umgang dafür. Die andere Alternative ist, einfach irgendwelche praktikablen Klamotten überzuwerfen, um dem Kerl zu zeigen, wieviel er mir wert ist - nämlich gar nichts. Im Prinzip ist es aber auch egal, denn ich glaube kaum, dass er die Feinheiten dieser Nachricht verstehen würde, schon gar nicht wenn sie an meinem Körper haftet. Was interessieren wir uns gegenseitig? Er hat das Weib verlassen, wollte sie nicht mehr - ich sollte ihm total egal sein.
So sind es also tatsächlich sehr einfache und bequeme Sachen geworden. Dunkle, blaue Hose, schwarzes Hemd. Auf diesem hängt silbern der Siegelring an einem einfachen Lederband. Kleiner Showoff - wirklich klitzeklein. Die Weiber habe ich knapp verpasst, einige Briefe mussten noch geschrieben werden, weshalb ich dann eben doch zu spät dran war. Die Stimmen im Hof sind allerdings zum einen unverkennbar, zum anderen unüberhörbar. Ans Fenster trete ich daher, spähe hinab bevor ich mich umständlich daran mache das Fenster zu öffnen. Ein Pfiff erklingt, sicher nicht gerade sehr höfisch, aber besser als durch Schreien auf sich aufmerksam zu machen. Die kleine Blonde hört es in jedem Fall zuerst, beziehungsweise ist sie die Einzige, die sich noch nach solch einem ungehörigen Pfiff umdreht. Ein Winken zu ihr, sie weiß, dass ich ihr viel Spaß wünsche und dann natürlich ein Winken zu den anderen beiden. Sie werden natürlich von Johanna aufmerksam gemacht. Wären wir uns näher, würde ich mich wahrscheinlich intensiver Ariostes Ausdruck bezüglich meiner Person zuwenden. Da nagt sicher die Frage an mir, wie sie den Brief gestern aufgefasst hat. Allerdings ist dies wohl heute nicht gerade das dringendste Problem, weshalb ich es tatsächlich zurückstelle. Ich würde wohl am Fenster stehen, den Weibern beim Verabschieden zusehen, bevor es mich in einen der Sessel ziehen würde. Der Dinge harren, die sicherlich unweigerlich irgendwann ans Tor klopfen würden - früher oder später. Yeah!

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Arioste
11. Lenzing 1462 - Auf dem Weg ins Abenteuer

Irritiert schaut sie die Blonde an. Natürlich ist es naheliegend, dass sie sich in ein Haus sucht wenn sie nach Bruck zieht. Aber dass sie es noch nicht erwähnt hat überrascht sie nun doch selbst. Mit Kelian hatte sie in Graz darüber geredet, auch in ihrem Brief davon geschrieben. Da ist wieder dieses merkwürdige Gefühl, dass es so viel leichter scheint mit jedem anderen über derartige Belange zu reden als mit der einstmal besten Freundin. Gräben sind wohl überall und natürlich kommen ihr Kelians Worte wieder in den Sinn wo man nun bei den Alltäglichkeiten angelangt ist. Wohl deshalb fühlt sich der vermeintlich belanglose Satz Rondra wolle an ihrem Leben teilhaben an, als würde ein Felsblock von ihrem Herzen abfallen. Prüfend wird die Blonde gemustert, Floskel oder ernst gemeint. Aber verkrampft wirkt an der Mine nichts und auch der Tonfall scheint bar jeglicher Anstrengung zur Höflichkeit zu sein. Ist das wirklich Erleichterung was sie da verspürt? Irgendwie wohl schon. Denn das war auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn sie nicht den fatalen Fehler begehen würde es als Billigung ihrer Entscheidung anzusehen. Das würde wohl nicht so leicht werden, aber immerhin, es ist ein Signal, dass sie es zumindest erst einmal hin nehmen würde.
Der Lärm im Flur entgeht auch ihr natürlich nicht, und dass jetzt nicht die Zeit für eine derartige Unterhaltung ist, steht außer Frage. Letztendlich sind es aber diese Worte der Freundin, die den Weg dafür ebnen, dass es kein Ding der Unmöglichkeit wäre sich eben dafür wieder Zeit zu nehmen.
„Wir werden sicher bald Gelegenheit haben uns ausführlich den Belanglosigkeiten meines beschaulichen Lebens ins Bruck zu widmen, vielleicht bei einem Ausritt um den kürzesten Weg zum neuen Zweitwohnsitz deines Liebsten zu erkunden.“ Damit ist zumindest ein baldiges Treffen auf den Tisch gebracht und gleich noch ein bisschen Zuversichtlichkeit demonstriert, dass es irgendwann schon wieder soetwas wie Normalität geben würde.
Der Vorschlag eine Wache voraus zu schicken wird mit einem Nicken quittiert, dann geht es hinaus in den Flur, wo ihr sogleich eine freudestrahlende Johanna entgegen stürmt. Die Erwartungen sind also hoch, aber die Tante fühlt sich dem Druck derzeit durchaus noch gewachsen. Der Magd wird mit einem Dankeschön der Korb abgenommen, aber verpacken müsste man das ganze wohl besser noch irgendwie anders, oder die beiden Wachleute missbrauchen. Kind und Korb bei ihr auf dem Pferd, das klingt zumindest nach keinem guten Plan.

Arm in Arm mit der Cousine und umhüpft von Johanne geht es schließlich hinunter in den Hof. Das Pfeifen entgeht ihr, erst Johanna macht sie auf den frisch gebackenen Freiherren am Fenster aufmerksam. Eine Hand wird zum Gruß gehoben. Gestern Abend war keine Zeit mehr gewesen auf den Brief zu antworten. Zudem kam ihr der Gedanke albern vor ihn selbst zu überbringen, wo man sich doch heute vielleicht noch über den Weg laufen könnte. Wahrscheinlich war es allerdings nicht, dass sich eine Gelegenheit zum Gespräch bieten würde, aber allein das kurze Gespräch mit Rondra hatte die Sachlage schon wieder ein bisschen geändert. Er hatte durchaus recht mit seinen Worten, auch die Frage wie gut sie die ehemals beste Freundin noch kennt ist mehr als gerechtfertigt.
Das Gespräch mit Leom hatten ihr wieder einmal deutlich gemacht, dass es einfach viele Dinge in ihrem Leben gab, von denen sie schlichtweg nichts wusste. Aber einem Fremden gegenüber würde sie das natürlich niemals zugeben. Anders war es bei Kelian. Eigentlich seit dem ersten Aufeinandertreffen in Graz hatte sie ihn mehr oder weniger missbraucht um vorzufühlen, wie man in Bezug auf manch eine Angelegenheit am besten mit Rondra umgehen sollte. Allein schon deswegen würde sie wohl nie auf die Idee kommen, er könnte er zu nahe treten nur weil er die Dinge einfach ausspricht oder ausschreibt, die für einen Blinden offensichtlich sind. Nein, sie ist ganz froh darum, dass dieses höfliche Ausschweigen ein Privileg der Freundschaft mit der Cousine ist, auch wenn die Schuld dafür bestimmt nicht auf einer Seite allein zu finden ist und es wohl durchaus Grund zur Hoffnung gibt, das würde sich irgendwann wieder bessern.
Ehe es letztendlich los geht, wechselt sie noch ein paar Worte mit den Wachen, sorgt dafür das Proviant und Decke sinnvoll verstaut werden und verabschiedet sich herzlich von der Cousine. Recht viel mehr Worte als bis später und einen schönen Tag – ironisch, aber in Johannas Anwesenheit sinnvoll – werden nicht gesagt. Schließlich sitzen Tante und Nichte auf dem Rücken des grauen Hengstes und der kleine Tross steuert zum Tor hinaus. Wie versprochen, Johanna zeigt in eine Himmelsrichtung, und dorthin wird der Weg eingeschlagen. Ein gutes Stück von der Burg entfernt zeichnet sich das Grün das Waldstücks am Horizont ab. Eine gute Wahl, für alle Beteiligten. Johanna nutzt die Gelegenheit auch einmal das ferne Umland erkunden zu können und mit der Richtungswahl sind zufällige Begegnungen wohl ausgeschlossen. Hin würde man über das offene Feld reiten, den Rückweg wohl irgendwann auf dem Weg entlang des Waldrandes einschlagen. Aber bis dahin war noch einiges an Zeit und die gilt es nun ersteinmal zu nutzen. Auf ins Abenteuer.

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