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Grafschaft Leoben - Die Massenburg

--Arnest
Mit Widerwillen hatte er der Bitte seines Weibes zugestimmt und auch dem Plan das Mädchen an ihrer statt auf die Burg zu schicken hatte er skeptisch gegenüber gestanden. Warum konnte er nicht einmal genau sagen. Vielleicht hatte er Zweifel gehabt, Evalina würde ihren Aufgaben gerecht werden und Schande über den Name der Familie bringen. Die Abwesenheit seines Weibes bereitet ihm Unbehagen. Und dass die Nichte nun ihren Platz einnehmen sollte wirkt auf ihn Grotesk.
Andrerseits... es war keine Liebesheirat gewesen. Vielmehr hatte die Vernunft mit gespielt und das Versprechen dass er dem sterbenden Bruder gegeben hatte. Natürlich würde er für dessen Familie sorgen. Die Heirat der Witwe hat nur einige Dinge vereinfacht. Doch mit den Jahren war aus der Gewöhnung doch eine ernsthafte Zuneigung geworden. Und das Mädchen... Nun, letztendlich macht es wohl keinen großen Unterschied ob er für seine Nichte sorgt oder seine Stieftochter.
Auch wenn er eine ausgeprägte Abneigung gegen Kinder hegt, sie war wohl damals schon aus dem Alter heraus in dem sie wirklich anstrengend sind. Auch die Sympathien für das Mädchen sind durchaus aufrichtig, allerdings erinnert sie ihn doch immer wieder an den verblichenen Bruder, und so versetzt ihr Anblick ihm immer wieder einen kleinen Stich. Gut möglich, dass er deshalb öfters ein wenig unwirsch auf sie wirkt und sie sich nicht bewusst ist, wie väterlich auch die Gefühle ihr gegenüber geworden sind über die Zeit.
Arnest ist kein Mann der Gefühle zeigt. Tränen hat man in seinen Augen nur an jenem Tag gesehen, als er den sterbenden Bruder in den Armen hielt und ihm diesen Schwur geleistet hat vor Gottes Angesicht. Aber dennoch, tief in seinem inneren war er inzwischen sogar mächtig stolz auf das Mädel. Immerhin hat sie es zur Zofe geschafft und seine ursprünglichen Befürchtungen gänzlich zerschlagen.
Als sie das Wort ergreift schaut er sie stirnrunzelnd an. Über derlei Dinge machte er sich keine Gedanken. Wenn der Befehl erging man möge die Herrschaften geleiten dann wird es getan, ohne zu fragen wohin und warum und wie lang. Gehorsam war das oberste Gebot und Disziplin natürlich. Gerade wollte er also ansetzen sie zu rügen dass sie sich nicht Gedanken über dinge machen soll die sie nichts angehen, da sprach sie auch schon weiter. Einen Moment ringt er mit sich ob er nun zürnen soll dass sie so wirren Zeug redet oder ob er nachfragen sollte.
Der Löffel wird beiseite Gelegt und eine Weile musterte er schweigend Evalina.
"Was für Veränderungen?" fragt er schließlich. Immer erst ein Bild von der Lage machen, bevor man urteilt. Und Nachsicht walten lassen, zumindest ein wenig. Sie ist zwar fast erwachsen, aber letztendlich auch nur eine junge Gans die wenig Erfahrung vom Leben hat. Etwas brummig wird dann noch angefügt "ich hoffe nicht. Hier schließt man die Tore und hat keine großen Sorgen mehr wer hinein und hinaus geht." In Graz war das nun doch mit erheblich mehr Aufwand verbunden für die Sicherheit der Gräfin zu sorgen.

Mensch


Anfang April 1462

Die Musterung bringt die Braunhaarige ziemlich aus dem Konzept - sofern sie eines gehabt hat – und veranlasst die junge Frau dazu ihren Blick angelegentlich auf ihren Teller zu senken. Ein Stückchen Fisch wird mit leisem Kratzen auf dem Tellerboden von links nach rechts geschoben. Es ist keine Angst vor dem Stiefvater, welche sie verspürt. Aber Respekt und seit Jahren ist ihr Ziel ihn mit ihrem Verhalten zufrieden zu stellen. Mittlerweile ist sie Zofe der Herrin, etwas wovon sie vor wenigen Monaten noch nicht geträumt hat, denn eigentlich ist diese Position für eine mit ihrer Herkunft kaum zu erreichen. Aber sie hatte eben die richtigen Eltern, eine Mutter die wusste wo sie hin wollte – oder eben ihre Tochter – und den richtigen Vater und später Stiefvater.
Arnest scheint in ihren Gedanken unerreichbar. Garnisonskommandant der Massenburg. Das Wohl der Herrin liegt in seinen Händen – natürlich ist es ihm alleine zu verdanken dass sie überhaupt noch lebt. Nicht dass Evalina je von einem Attentat gehört hätte, aber warum wohl nicht?
Eine Denkweise die nicht mehr ganz ihrem Alter entspricht, aber dem Herrn sei dank: Eva weiß das, eigentlich. Was den Umgang mit ihm allerdings nicht leichter macht.
Veränderungen also. Hätte sie nur ihre Klappe gehalten, aber wer A sagt, muss auch B sagen – oder sich etwas verdammt Gutes einfallen lassen, was glaubwürdig ist. In letzterem ist die Zofe nicht sonderlich gut.
»Ist dir nicht aufgefallen, dass sie neuerdings an der linken einen Ring trägt?« Vielleicht nicht, womöglich ist es ein bisschen zu viel verlangt für einen Mann auf solche Kleinigkeiten zu achten. Zumal Eva bei der Toilette der Fuggerin näher zu Leibe rückt. Andererseits ist es doch gerade seine Aufgabe auf Kleinigkeiten zu achten, oder nicht? »Ich weiß, das war zu erwarten, oder nicht? Aber dennoch…« Immerhin haust der Rabensteiner – den sie nie so nennen würde – seit geraumer Zeit auf der Massenburg, was sonst sollte das geben als eine Hochzeit, oder einen handfesten Skandal? Ob sie noch mehr erwähnen soll? Die Zähne pressen sich aufeinander, bevor Eva sie doch wieder auseinander bringt, allerdings nicht um zu reden, sondern um von der kalten Suppe zu essen. Nein, besser erstmal nicht. Frauensachen – und sie selbst hat nur einen vagen Verdacht. Es liegt auf der Hand, dass Leoben einen neuen Herrn erhalten würde – und die Blonde dann die zweite Geige spielen wird.»Außerdem hört man doch von der Bedrohung… meinst du die Massenburg könnte halten, was vor einem halben Jahr die Hauptstadt heimgesucht hat?« Da hat sie nun wirklich keine Ahnung von, aber Rottenmann und Bruck sind nah – und Graz scheint sicherer, oder nicht?


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--Arnest
Tiefe Furchen zeichnen sich auf seiner Stirn ab bei den Worten von Evalina. Hat sie gerade allen Ernstes angefangen mit ihm zu tratschen? Der Blick wird streng und die Stimme ist fest und bestimmt. "Was soll sich dadurch schon groß ändern." Ist die barsche Antwort. Denn letztendlich macht es wohl keinen großen Unterschied. Dass den Anweisungen des Freiherren von Rabenstein genauso folge geleistet wird wie denen der Gräfin steht außer Frage, ebenso wie die Tatsache, dass er schon in ihrem Sinne handeln wird. Er widmet sich wieder Suppe, die ihm nicht mehr sonderlich zu schmecken scheint. Das mag gut daran liegen, dass der Hunger gestillt ist und Fischsuppe nun nicht unbedingt eine kulinarische Offenbarung darstellt, wie viel Mühe der Koch sich auch geben mag. Aus den Augenwinkeln wird wieder die Nichte gemustert. Eigentlich eine Schande, dass das arme Kind immer Freitags hier ist, wenn es den verdammten... verdammt gut zubereiteten Fisch gibt. Er würde ihr ja den Genuss eines schönen Stück Bratens durchaus gönnen, sonderlich viel hat sie nicht auf den Rippen.
Der Ring am Finger der Gräfin ist ihm in der Tat entgangen, allerdings ist es wohl auch kaum angemessen für ihn die Herrin derart ausgiebig zu mustern, dass ihm solch unbedeutenden Details auffallen würden. Insgeheim denkt er sich allerdings doch, dass es auch endlich Zeit wurde, denn natürlich hat es ihm dieses unverbindliche Zusammenleben nicht gefallen. Nicht dass er dazu eine Meinung zu haben hat, geschweige denn diese jemals äußern würde... aber trotzdem, es gehört sich eben so und wenn es nun so ist, ist es gut.
Die nächste Frage des Mädels lässt ihn abermals den Löffel aus der Hand legen. Noch einmal aufnehmen würde er ihn wohl nicht, das Weißbrot ist verlockender als kalte Suppe, vor allem wenn Fisch darin ist. Arnest kaut also auf seinem Brot herum, den Blick weiter starr auf Eva gerichtet. Als er den Mund wieder frei hat setzt er zu einer Antwort an, auch wenn er eigentlich der Meinung ist, dass das kein Thema für Weiber ist, auf der anderen Seite beeindruckt es ihn doch, dass sie sich solche Gedanken mach.
"Nun... ich glaube nicht, dass eine Feste gibt, die einer ganzen Armee stand halten kann, auf Dauer. Aber die Massenburg wird wohl kaum das erste Ziel eines Angriffs sein. Graz womöglich schon." Und dann wären die weiterziehenden Truppen schon einmal geschwächt, was die Wahrscheinlichkeit erhöhen würde dass die Gräfin hier sicher ist. Zumal, es gäbe wohl ein bis zwei andere Festungen die man vorher Belagern würde, allen voran Spielberg.

Mensch


Anfang April 1462

Tratschen, man kann es ja mal versuchen, oder nicht? Letztendlich ist Eva ein junges Ding und da ist tratschen eine der liebsten Beschäftigungen. Vorausgesetzt man hat jemanden dazu. Bei Arnest ist sie da offensichtlich an der falschen Adresse. Auf seine Frage presst die Zofe ihre Lippen aufeinander. Hätte sie doch nur nichts gesagt, verärgern wollte sie ihn nicht. Aber liegt es nicht auf der Hand dass sich Dinge verändern würden? Rabenstein würde zu ihnen gehören, sicherlich wäre es ein hin und her. Evalina selber würde wohl umziehen. Denn Graf und Gräfin hätten andere Gemächer – es sei denn sie entscheiden sich für getrennte Zimmer. Das wäre durchaus normal und für Eva angenehm, aber da sie in den letzten Wochen schon ständig hin und her geschlichen sind, wird das wohl nicht der Fall sein. Sicherlich kämen dann bald Kinder… ein leises, gänschenhaftes Kichern kommt von ihr, doch es erstirbt sofort wieder. Um Himmelswillen. Das sind alles keine Gedanken die sie dem Vater mitteilen würde, niemals! Angestrengt widmet sich das Mädchen also weiter ihrer Suppe, die heute mehr Aufmerksamkeit erfährt als sonst. »Aber die Massenburg liegt doch auf dem Weg nach Graz, oder nicht?« Zumindest wo Bruck liegt weiß sie, sie war sogar bereits ein Mal dort, vor Jahren, als ihre ursprüngliche Familie noch bestanden hat. Es ist also einige Zeit her, aber Eva erinnert sich noch gut an den Tag. Es war aufregend, Bruck um einiges größer als das bekannte und vertraute Leoben. Wie überwältigend muss dann erst die Hauptstadt sein? »Sicherlich würden die Truppen hier durchziehen und…« Nun, sie muss die Gedanken nicht weiter ausführen, die würden ihre Versorgung aufstocken wollen – schließlich nichts Neues. »Sicherlich gelingt es ihnen nicht noch einmal Graz zu nehmen. Seine Hoheit weiß was er tut.« Ja, davon ist sie fest überzeugt. »Außerdem müssten sie als Vasallen doch ohnehin ihren Eid erfüllen.«Fällt ihr gerade noch ein. Was heißen würde sie müssten zu den Waffen greifen und die Hauptstadt verteidigen. Nun, nicht der Aufenthalt den sie sich ausmalt.


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--Arnest
Ein Seufzen ist zu hören und Arnest schiebt den Teller von sich, verschränkt die Arme vor der Brust und schaut das Mädel an. Es gefällt ihm nicht, was sie sich für Gedanken macht und da schwingt durchaus etwas väterliche Sorge mit. Dass der Aufstieg zur Zofe vielleicht auch Risiken für Eva mit sich bringt war ein Aspekt den er bisher nicht bedacht hatte und der ihm so gar nicht schmecken mag. Immerhin hatte er ihrem Vater ja ein Versprechen gegeben. "Die Mauern sind wohl starkt genug dass man sie nicht im Vorbeigehen einreißt."Ist schließlich seine Antwort. Er geht nicht davon aus, dass die Massenburg von sonderlichem strategischen Interesse für den Feind - war auch immer das letztendlich ist - sein wird. Zumindest wenn er die Pläne für einen Feldzug schmieden würde wäre Graz sein erstes Ziel. Aber glücklicherweise besteht seine Aufgabe ja 'nur' darin die Gräfin von Leoben zu schützen. Deswegen bleiben auch die Mutmaßungen der Stieftochter was die Pläne des Herzogs angeht unkommentiert. Er ist sich da nicht so ganz sicher, immerhin hat der letzte Krieg genug Opfer gefordert und die Toten sind nicht ersetzt und die verwundeten zum Teil noch nicht genesen. Ihre Zuversicht wird also nicht geteilt, nehmen will er sie der Kleinen allerdings auch nicht. Also wird erst einmal genickt, soll sie es als Zustimmung zu diesem Punkt verstehen oder als Antwort auf die nächste Frage.
Da ergreift er allerdings noch einmal das Wort.
"Sie können ihren Eid auch erfüllen indem sie Soldaten schicken." Zumindest ist das eine Handhabe die er in der Vergangenheit oft erlebt hat, und die ihm auch wesentlich sinniger erscheint als dass die Gräfin ein Schwert in die Hand nimmt. Kurz zucken die Mundwinkel verräterisch bei dem Gedanken, auch wenn er weiß dass sie das beim letzten Krieg durchaus getan hat. Dennoch, das ist in seinen Augen nichts für Weiber und für adelige gleich dreimal nicht. Sticken, das wäre wohl eine Beschäftigung die er als angemessen empfinden würde.
Aber genauso wenig gefällt es ihm, dieses ganze Thema ausgerechnet mit Eva zu besprechen. Also, Zeit für ein anderes. Krieg und Schrecken, das ist nichts für ein jungen Mädchen und er beginnt schon zu grübeln wie er sie von all dem vielleicht fern halten könnte. Doch die Unterhaltung muss schließlich auch weiter geführt werden, sein Weib würde darauf bestehen dass er nun nicht in sein obligatorisches Schweigen verfällt sondern weiter eine gepflegte Tischkonversation betreibt. Beim letzten Thema hätte er wohl schon vorwurfsvolle Blicke geerntet, dass er überhaupt darauf eingegangen ist.
"Wie gefällt dir die Arbeit hier?" Wird schließlich gefragt und er findet, damit ist seine Schuldigkeit schon ganz gut getan, auch wenn durchaus ernsthaftes Interesse dahinter steckt.

Mensch


Anfang April 1462

Hm, er hat mit Sicherheit mehr Ahnung von der Wehrhaftigkeit der Massenburg, der einer Hauptstadt und den kriegerischen Möglichkeiten welche ein Feind haben könnte. Allerdings hat Eva mehr Ahnung als sie vielleicht haben sollte – die Vergangenheit ist schuld. Natürlich. Eifrig nickt Evalina, als sie endlich den Blick wieder hebt und den Vater mustert. Sie könnten Soldaten schicken! Wie dumm nicht daran zu denken. Aber letztlich ist sie doch nur ein Mädchen. Aber der Gedanke die Gräfin könnte dieses Mal sicher zu Hause sitzen, der beruhigt Eva ungemein. Damals war sie noch nicht auf der Massenburg, zumindest nicht im direkten Dunstkreis der Herrin, aber natürlich hat sie die recht frische Narbe unter ihrem Schlüsselbein bemerkt und weiß darum.
Der Themenwechsel ist willkommen, mit der Frage deutlich einfacher umzugehen als mit dem Krieg und seinen Gefahren. Es ist als würde man einem Hündchen einen Knochen zuwerfen – Evalina stürzt sich gierig darauf. Ihre Arbeit, ihr Leben, wie kann sie da nicht in Begeisterung ausbrechen?
»Oh, sie gefällt mir sehr, wirklich! Sie ist ganz wundervoll.« Ja, da bahnt sich echte Begeisterung ihren Weg, die großen, fast schwarzen Augen schimmern voll von echter Hingabe. ?»Die Arbeit, aber auch die Herrin!« Ist das ungehörig dass dies überhaupt erwähnt werden muss? Die Zofe schwärmt aufrichtig für die Gräfin – und wenn sie ehrlich zu sich selbst ist, dann bereits auch für den schmucken Freiherrn. Vollkommen reine, mädchenhafte Hingabe für das Paar, auch wenn es bei Kelian dann bisher doch eher das Äußere ist, was besticht. Richtig kennengelernt hat sie ihn schließlich noch nicht. Bei Rondra ist das etwas anderes, man verbringt doch etwas Zeit miteinander. Freundschaft würde man dies wohl niemals nennen, aber man kommt in vertraute Plaudereien, manchmal. Eine große Ehre. ?»Ich habe noch nie jemanden gesehen der einfach in allem wundervoll aussieht. Stundenlang könnte ich ihr Haar mit dem Brenneisen bearbeiten. Es schimmert wie…… «Ja, da geht ihr in all der Begeisterung doch glatt der Vergleich aus. ?»flüssiger Waldhonig, findest du nicht auch?« Auch ihr Löffel findet nun den Weg auf die Tischplatte, hat sie ja nun etwas anderes zu tun als zu essen. ?»Aber sie hält nicht viel von all dem Prunk… sie nennt es unnötigen Tand.«Hin und hergerissen zwischen der Bewunderung für die schlichte Eleganz des Weibes und dem Bedauern eben nicht all ihr Können unter Beweis stellen zu können. ?»Bisweilen vermisse ich… die anderen ein wenig. Ich komme selten mit den anderen Mädchen in Kontakt. Aber ihre kleine Tochter ist ganz entzückend!« Nun, wenn auch sicher kein Ersatz für Gleichaltrige.


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--Arnest
Der Wortschwall den er so unbedacht los getreten hat löst bei Arnes ein äußerst seltenes Minenspiel des Gesichts aus. Ein leichtes Zucken der Mundwinkel, fast schon ein Lächeln bei den ersten Worten, ein wohlwollendes Nicken, dass die Ziehtochter auch für ihre Herrin eine gewisse Begeisterung hegt. Dann weiten sich die Augen etwas, die Mine erstarrt, er verzieht schließlich das Gesicht als sie bei den Haaren der Gräfin ankommt und schnappt schließlich nach Luft und starrt Evalina fassungslos an als sie ihre Lobeshymne noch immer nicht vollendet hat und will ihr eigentlich ins Wort fallen. Ungeduld und Unmut spiegeln sich letztendlich in seinem Gesicht wieder, bis es sich bei den Worten über vermisste Freunde wieder entspannt und sein Blick weicher wird. die Begeisterung für das Gör schließlich sorgt dafür dass sich tiefe Furchen auf seiner Stirn abzeichnen und er sie prüfend mustert. Hoffentlich kommt sie nicht auf die Idee sich deshalb ein Kind anhängen zu lassen, bei den jungen Dingern kann man ja nie wissen auf welchen Blödsinn sie aus solchen Launen heraus kommen, aber eine Ermahnung in diese Richtung kann er sich gerade noch verkneifen. Er schüttelt den Kopf und seufzt resigniert ehe er sich wieder halbwegs fängt, nachdem er beschlossen hat, so viel Vertrauen hat das Kind durchaus verdient, dass er auf diese Ermahnung verzichten kann. Nach diesem Exkurs der ablesbaren Gefühlsregungen kehrt er schließlich wieder zum üblichen etwas düsteren und an sich regungslosen Gesichtsausdruck zurück mit dem man ihn meistens sieht und schaut sie eine Weile schweigend an.

Achja... er sollte noch etwas sagen zu dem Wortschwall der ihn eben fast ertränkt hätte.
"Das ist schön." Reicht das als Antwort? Etwas hilflos schaut er Eva an. Natürlich hatte er die Frage gestellt, und er hatte gehofft ihre Aufgabe würde ihr gefallen, aber meint sie wirklich er würde sich nun über die Haare der Gräfin auslassen? In seinem Kopf versucht er noch einmal ihre Worte zu rekapitulieren, zumindest die relevanten, das waren weitaus weniger und letztendlich weiß er auch nicht wirklich was er dazu sagen soll dass sie die alten Freund vermisst. Dass sie hier ist um zu arbeiten? Wenig tröstlich, zumal sie ja Tag und Nacht auf der Burg verbringt und es da durchaus gut wäre, wenn sie in dem Umfeld eine Vertraute hätte. Also hmmt er leise und weiß nicht recht was er dazu sagen soll. "Vielleicht ergibt sich das noch."

Arioste
8. Ostaramond 1462

Eigentlich hatte Arioste sich ja vorgenommen, von diesen Besuchen ohne vorherige Ankündigung abzusehen. Aber diesmal war es wohl etwas anderes, zum einen wollte sie so oder so ausreiten, zum anderen gab es einen Brief der nach Leoben muss. So liegt es fast schon nahe, dass sie die Burg der Blonden zum Ziel des Ausflugs wählt und sich den Boten dorthin spart. Es wäre wohl auch kein großes Drama wenn sie die Cousine nicht antrifft, weil jene an einem normalen Tag wie diesem auch gut in Graz sein könnte, allerdings gäbe es durchaus etwas zu besprechen.
Sicherlich nicht die Frage, warum sie der Freundin nicht von dem freudigen Ereignis berichtet hat. In diesen Zeiten sind es wohl gerade die erfreulichen Anlässe die nur zu oft in Vergessenheit geraten und die Dringlichkeit liegt eben oft bei den weniger schönen. Letztendlich ist es auch nicht so, dass sie es der anderen in irgendeiner Weise vorhält, sie hat nur schlichtweg gewundert, dass es Kelian war der sie in Kenntnis gesetzt hat. Aber gerade eben weil sie die Dinge so sieht scheint ihr ein Besuch angemessen. Wer weiß, vielleicht gibt es wirklich etwas worüber die Cousine reden möchte und auch ansonsten ist ihr sehr daran gelegen sich einmal wieder nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen, die letzten Wochen waren nicht leicht für die Blonde.

Der Botengang beginnt also mit einem gemütlichen Ritt entlang der Mur. Sie mag den Weg dorthin wirklich, gerade hier neben dem rauschenden Fluss ist es so malerisch, dass man kaum trübe Gedanken haben kann. Nicht dass Arioste die derzeit hätte, Entschlossenheit ist es wohl eher was sie derzeit verspürt. Entschlossenheit und der feste Vorsatz das Versprechen vom Vorabend einzulösen. Jetzt gilt es eben herauszufinden, ob der Schritt den sie sich überlegt hat wirklich eine gute Entscheidung wäre. Das Problem hat sie aber wohl richtig erkannt. Wie soll eine Beziehung wachsen können, wenn es sie nur so im Stillen gibt? Es ist eindeutig an ihr ein Zeichen zu setzen, und das deutlichste wäre es wohl sich der Familie zu stellen. Kein privates Gespräch, das damals mehr einer Beichte gleich kam, sondern ihn ganz offiziell als ihren Begleiter zu präsentieren.
Dass Rondra wohl nicht unbedingt begeistert sein würde von der Idee ist abzusehen. Aber gerade eben geht es nicht darum möglichst niemanden zu verstimmen sondern zu dem zu stehen was sie will. Nach einigem Überlegen ist die Schwarzhaarige durchaus zu dem Schluss gekommen, dass sie vielleicht ein bisschen zu hysterisch war. Nur risikofreudig oder leichtsinnig ist sie in dieser Angelegenheit eben nicht, aber da soll das Oberhaupt das letzte Wort sprechen.

Eigentlich hofft sie also durchaus die Freundin anzutreffen und kurz mit ihr sprechen zu können, als sie ihr Pferd durch die Tore der Burg lenkt. Immerhin kennt man sie inzwischen und der Zugang wird ohne weiteres gewährt. Im Hof angekommen sitzt sie ab, behält die Zügel des Pferdes aber in der Hand. Dem herbei eilenden Dienstboten wird erst einmal der Brief für Kelian übergeben, dann die Frage gestellt, ob die Herrin des Hauses vielleicht zu sprechen wäre. Andernfalls würde sie der Blonden wohl ein paar Zeilen hinterlassen und sich wieder auf den Rückweg machen.

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Rondra
23. April 1462 später Nachmittag

Gefasst hat sie den Tag über Haltung bewahrt. Der Donnerschlag für Leoben kam aus der Ferne, es ging kaum anders als dem guten Verwalter per Brief aus Marburg mitzuteilen er möge alles in die Wege leiten, die Massenburg würde einen neuen Grafen erhalten – und das nicht weil die Gräfin heiratet und ihren Mann mitbringt. Es würde voraussichtlich der Herzog selber sein, es sei denn er entschließt sich mit dem Lehen anders zu verfahren. Keine schöne Situation für die Grafschaft, die nun wirklich in den letzten Monaten recht gebeutelt wurde, was ihre Herrschaft angeht. Der Krieg hat auch hier Spuren hinterlassen und nun ist sie es selber die es tut.
Treppauf, treppab ging es. Persönliches muss eingepackt werden, eine letzte Abrechnung durchgesehen werden. Es sind ohnehin die Erträge der Familie und nicht die ihren. Seltsam diese Trennung nun sehen zu müssen.
Mehr noch als die anstehende Trauung am morgigen Tag, ist es das hier was den Entschluss besiegelt. Schwerer als das hier kann der Gang zum Altar nicht werden. Von Stunde zu Stunde wird die Gräfin blasser, nein, grauer und müder. Es tut so weh, so fürchterlich weh und ist irgendwie sinnbildlich für alles. Sigmaringen und Eysteten, beide Lehen waren ihr lieb und teuer, etwas Besonderes und es ist schwer gewesen sie zurückzugeben. Doch im Gegensatz zu Leoben hat sie dort nie viel Zeit verbracht – Leoben hat sie gelebt und dieses Leben schlägt sich nun qualvoll auf ihre Gefühlswelt nieder. Aber es ist wie es ist, Leoben ist ein Familienlehen, keines durch welches sie sich verdient gemacht hätte. Keinen Titel mehr zu tragen, beziehungsweise Kelians anzunehmen ist dabei zweitrangig. Es gibt wohl kaum einen adeligen Menschen unter dieser Sonne, dem man eher glauben kann dass er sich aus Titeln nichts macht als Rondra. Der Titel ist es nicht was ein Lehen ausmacht, es ist die Liebe die man dazu entwickelt.
Erst am späten Nachmittag lässt der Verwalter endlich von ihr ab. Ein wenig Zeit ist noch bis zur Abreise, bis das Personal sich im Burghof verabschieden würde, oder eher sie sich. Ein jeder würde eine Münze erhalten, als Brautgeschenk, oder Abschiedsgeschenk. Kann sie sich das überhaupt leisten? Kann sie, die Bäckerei würde dafür sorge tragen – alles andere ist Besitz der Familie. Die Finanzielle Seite ihrer Entscheidung, ein Aspekt den sie immer im Hinterkopf hatte, aber nie durchdacht hat. Natürlich gibt es Rabenstein und Kelian, sie würde sein Weib werden, er würde für sie sorgen müssen. Ganz so einfach ist es dann allerdings doch nicht, dazu ist die Fuggerin eben zu sehr Fugger.
Egal, sie ist müde, fürchterlich müde und zum ersten Mal seit Wochen merkt sie ihre Schwangerschaft auch körperlich im negativen Sinne. Es ist zu viel und es muss aufhören. Alle hat sie fortgeschickt, den Verwalter, Eva, die immer wieder wie ein aufgeschrecktes Huhn um sie herum gerannt ist.
Ihr Weg führt durch das Kaminzimmer, wo sie sich einen Becher füllt, dann steht sie eine Ewigkeit vor der Tür. Sicherlich füllen die Minuten locker eine Viertelstunde aus, in denen der Blondschopf die geschlossene Tür zum Nebenraum einfach nur anstarrt. Dann führt die rechte Hand das Tongefäß an die fast blutleeren Lippen. Ein tiefer Schluck, der augenblicklich die Anspannung lindert und sie eine Grimasse ziehen lässt, als das Brennen ihre Kehle hinab rinnt und schließlich den Magen wärmt. Oh ja, es ist lange her und man ist wohl nicht mehr aneinander gewöhnt, erkennt sich aber noch.
Die Tür wird mit festem Griff geöffnet und das Weib tritt ein. Der Raum ist weitestgehend leer, doch eigentlich könnte er voller nicht sein – für sie. Voller Erinnerungen, Wünsche und Träume – und eben deren Untergang. Die Mitte des Raumes ist die sie ansteuert und sich dort ungeachtet des Kleides auf den Boden niederlässt. Schnell leert sich der Becher zur Hälfte, wahrscheinlich ist das schon viel zu viel in ihrem Zustand, aber immerhin sorgt er dafür ,dass das was bereits als versiegte Quelle gegolten hat wieder zu fließen beginnt. Schließlich umfassen ihre Arme ihren Oberkörper, ein beruhigendes Wiegen, vor und zurück, dessen Wirkung sich allerdings nicht einstellen will. Ein Abschied und ein Neuanfang zugleich – und besser sie vergießt ihre Tränen hier als morgen in der Kirche. Kelian muss langsam tatsächlich glauben ihn zu heiraten ist das schlimmste was einem widerfahren kann – vielleicht gleich nach einer Audienz in Straßburg, oder so. Dabei verdient er eine strahlende Braut und es ist schließlich nicht so, dass diese Hochzeit kein Grund zur Freude ist. Ein letztes Mal also lässt das Weib sich von ihrem Schmerz tragen – und gnädig ist er wahrlich nicht. Sie ist eine Fugger und sie bleibt es wohl ihr Leben lang. Trotzdem wird es gelten den Namen Peverell mit Leben zu füllen. Natürlich nicht mit Familienleben, eine Familie kann man sich nicht aus den Rippen schneiden und nicht kaufen. Man wird in sie hineingeboren, oder heiratet eine – oder eben nicht. Es würde ein Puzzle werden und sicherlich kein leichter Weg sein, sich etwas aufzubauen was die haltenden Stricke die sie gerade mit aller Macht durchschlägt, ersetzen könnte. Nein, anklagend werden die kahlen Wände, die eigentlich etwas ganz besonders zieren sollte nicht angeheult. Es ist ihre Entscheidung und sie ist mit der familiären Sturheit gesegnet, möge sie ihnen allen einmal das Genick brechen.

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Kelian_


One step closer
23.04.1462


Morgen würde es soweit sein. Rondra wäre mein Weib und wir hätten immerhin diesen Schritt getan, den wir beide wohl für unmöglich gehalten hätten. Verheiratet, sie und ich. Manches Mal will mir doch noch ein Lachen aus der Kehle gurgeln, welches mich wahrscheinlich ins Zuchthaus bringen würde. Doch, davor und auch danach sind weitere schwierige Dinge zu erledigen.
Mein Besuch auf Rabenstein hat alles soweit in die Wege geleitet. Wir hätten ein Heim nach der Hochzeit, in das ich sie führen kann. Eines, was ihr angemessen ist, auch wenn mein Besuch bei Adam mein Blut soweit hat hochkochen lassen, dass ich tatsächlich überlegt habe ihm das Lehen vor die Füße zu kippen - sinnbildlich vielleicht mit Erde -, um dann den letzten Strick zu kappen. Ich bin an das Herzogtum gebunden, dadurch an den Herzog. Es wäre mein Blut, was ich am Ende vergießen würde. Nicht mehr Rondra ist es und wieder einmal kommt mir die Ungerechtigkeit in den Sinn, ein Lehen einer ganzen Familie zu geben, denn am Ende war sie es, die vor Marburg wegen dieses Lehens geblutet hat. Oder? Oder?! Nein, es sind ungerechte Gedanken, denn auch der Rest der Familie hat geblutet, doch es sind diese Art von falschen Erinnerungen, die mir den Groll leichter werden lassen. Ohja, ich hege einen Groll gegen Adam und seine falsche Sturheit.
Auch mir fällt der Abschied von Leoben schwer, vor allem da ich ihr hier den Antrag gemacht habe. Es sind unweigerlich viele Erinnerungen unserer eigentlich noch recht jungen Liebe hier vergraben und wir müssten es zurücklassen. Ich habe mich von Rondra getrennt, meine eigenen Lieblingsorte für mich aufgesucht und mich doch ganz anders verabschiedet. Stiller, verschlossener bin ich geworden, während das Weib sich die Seele aus dem Leib heult. Zeit hat sie dafür, denn es dauert schließlich doch eine Weile bis ich ankomme. Ankomme in dem Zimmer, welches mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt, schon ohne meine Frau darin. Sie heult und ich kann es ihr nachempfinden. Stumm beobachte ich sie einen Moment, lasse sie, während meine Augen schließlich an den kahlen Wänden entlanggleiten. Es sollte mein Meisterwerk werden und am Ende ist es genauso kahl und kalt wie die Familie Fugger in meinen Augen. Beide halten mir deutlich mein Versagen vor die Augen, nicht zuletzt durch das Häufchen Elend, welches sich da am Boden befindet. Stumm führen mich die letzten Schritte zu ihr, ich lasse mich neben sie gleiten. Zuerst nur gleitet meine Hand über eines ihrer Beine, wie um zu beruhigen, aber allein die Berührung löst das Gefühl nach mehr aus, so dass ich sie bald ganz in meine Arme ziehe. Kein Wort der Aufmunterung, des Beruhigens. Soll sie heulen, solange sie es möchte. Ich halte sie. Für immer.

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Rondra
23. April 1462

Für immer wäre sicherlich eine Zeitmessung die Rondras Zustimmung finden würde. Seine Anwesenheit jedenfalls bemerkt sie erst als er sich neben ihr niederlässt und ihr Bein berührt. Ein kurzes Heben ihres Kopfes, viel mehr an Reaktion erhält er vorerst nicht. Seine Arme jedenfalls sind willkommen, auch wenn sie sich selbst gerade vorkommt wie das heulende Elend. Ändern kann und will sie es allerdings nicht, er hat sich freiwillig hierher begeben, genauso wie sie freiwillig ihren Weg wählt.
Es dauert eine ganze Weile, längst ist es wohl an der Zeit den Aufbruch in Angriff zu nehmen, aber wer wird jetzt schon hetzen? Der Becher leert sich, schneller als die Tränen letztendlich versiegen. Irgendwann müssen sie es wohl, auch wenn die Verfassung die zurück bleibt äußerst fragil ist.
»Ich… entschuldige. Ich … dachte nicht dass es so lange dauern würde.« Nein, sie ist nicht bereit ihr Heim zu verlassen, aber an diesen Punkt würde sie ohnehin nie kommen. Immerhin, es wird keine letzte Nacht in diesem schaurigen Bett geben. Ein schwacher Trost, aber manchmal muss man nach dem Strohhalm greifen der sich anbietet und sei er noch so winzig. Längst ist sein Hemd tränennass und ihrem Gesicht hilft es auch nicht dass sie darüber wischt. Immerhin, auf dem Burghof später wäre es zumindest dämmrig. »Wir sollten aufbrechen…« denn es wird nicht besser wenn sie es hinauszögert. Mühsam, denn tatsächlich fühlt sich Rondra gerade wie ein altes Weib, schiebt sie ihren Oberkörper nach oben, bis sie nicht mehr gegen Kelian gelehnt sitzt. Entgegen des eben Gesagten beugt sich die Fuggerin nochmal zu ihm. Einen sanften Kuss stiehlt sie sich, vorsichtig unterdrückt sie dabei die wieder aufsteigende Verzweiflung. Leidenschaft geboren aus Verzweiflung ist sicherlich nichts schlechtes, aber es würde über ihre Kräfte gehen.
Also aufgestanden und das Kleid soweit wieder hergerichtet dass es annehmbar ist, so eine Stunde auf dem Holzboden hinterlässt doch Spuren.
Lange dauert es nicht mehr, bis die kleine Gesellschaft die sich nun nach Graz aufmachen würde endlich den hell erleuchteten und gefüllten Burghof betritt. Ein jeder wird bedacht, die einen mit wenigen Blicken, die bekannten Bediensteten durchaus mit einem oder zwei Sätzen. Es sind einige Hände die da geschüttelt werden und stetig wird der Münzbeutel in ihrer linken Hand leichter. Als einer der letzten Treuen steht Arnest Bergholt recht nah an der Kutsche, gleich in der Nähe des Verwalters, dem wohl die letzte Münze gelten würde.
»Arnest…« Warm ist der Blick der Blauen, der eben schon recht traurig auf der Tochter des Mannes gelegen hat. Beide Hände greifen nach seiner rechten, sie hingegen sind eisig, doch sie greift zu ohne nachzudenken ob es sich nun schickt oder nicht. Rondra hat ihn wirklich schätzen gelernt. Kein Mann der großen Worte, doch auch im Schweigen eine angenehme Gesellschaft. »Begleitet ihr mich, ein letztes Geleit unter eurem Schutz nach Graz?« Leise spricht sie, doch das was sie zu sagen hat, hat sie nicht zu verbergen. »Begleitet mich und seid morgen am Altar an meiner Seite, als mein Trauzeuge – sowie danach natürlich als mein Gast.« Eine ungewöhnliche Bitte? Vielleicht, aber sie kommt aus tiefstem Herzen. Trauzeuge, eine Ehre für den Mann der ihr Leben geschützt hat und sie würde ihn wirklich gern an ihrer Seite haben. Die Familie fällt dieses Mal wohl weg. Arioste hat den falschen Glauben, Sofia bezeugte ihre letzte Ehe – es wäre makaber sie nun wieder darum zu bitten. Nein, viele Möglichkeiten hat das Weib nicht, denn es ist eine schwierige Sache mit dem Glauben heutzutage.

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--Arnest
23. April 1462

Die Mine unbewegt wie immer, aber dennoch hat der Garnisonskommandeur einen Kloß im Hals, als sich die gesamte Belegschaft der Massenburg versammelt um ihre Gräfin zu verabschieden. Immer wieder wandert der Blick zum Ziehkind, dem dieser Abschied wohl besonders nahe gehen dürfte. Wer weiß schon, wer der nächste Herr dieser Burg sein würde. Auch wenn er die blonde Fuggerin sicher nicht auf das Podest einer Heiligen stellen will, sie hatten es schon gut getroffen mit ihr, Strapazen wie Aachen hin oder her. Gerade steht sie nun vor ihm um Abschied zu nehmen, als die bitte nach dem letzten Geleit - eine äußert makabere Formulierung die ihn unwillig den Mund verziehen lässt - an ihn gerichtet wird. Kein Mann vieler Worte, aber nun muss er den Mund doch einmal aufmachen. "Gräfin, nach all den Mühen Euer Leben zu bewahren wäre es mir ein wahrer Graus Euch heute das letzte Geleit zu geben, auch wenn Ihr Euch meines Schutzes auf diesem Weg sicher sein könnt."
Die Worte die im Anschluss ihren Mund verlassen schaffen es dann doch, dass seine stets kontrollierten Züge völlig entgleisen. Demütig sinkt er vor ihr auf die Knie und senkt das Haupt.
"Es wäre mir eine große Ehre" Stammelt der sonst so selbstbewusste Mann und wagt es erst gar nicht sie anzusehen. Verwunderung macht sich breit, warum ausgerechnet er diesen Bund bezeugen soll, aber zur üblichen Diskretion hat es ihm nun gänzlich die Sprache verschlagen. Einen Moment dauert es noch, bis er sich wieder gesammelt hat. Ein Blick geht zur Evalina, dann weist er seine Männer an die Vorkehrungen für den Geleitschutz zu treffen. Erst einmal zurück zur Pflicht und diese ordnungsgemäß erfüllen.

Kelian_


One step closer
23.04.1462


Klar ist, dass ich das Weib auch noch länger gehalten hätte, dass es keiner Entschuldigung bedarf und dass die Ungerechtigkeit, die ihr in meinen Augen widerfährt dadurch nicht kleiner wird. Die Wut auf Adam wird geschürt, vor allem, dass er mich sofort abgeblockt hat. Es muss irgendetwas geben, dass er wollen könnte, selbst von so jemandem wie mir. Dass eine Heirat nun vielleicht nicht die beste Idee ist, ist klar - war es auch mir - aber es hätte andere Dinge gegeben.
Allein, diese Dinge beschäftigen nur mich, zu Rondra habe ich über diesen misslungenen Versuch zu kitten, was ich ebenfalls zerstöre, kein Wort verloren. Ich denke nicht, dass es helfen würde das Verhältnis in irgendeiner Art und Weise zu verbessern. Mir wäre es auch recht, wenn wir sie nie wieder sehen würde, ich weiß, dass es dem Weib nicht so geht und so stehen wir zumindest in diesem Punkt wieder dort, wo wir bereits vor ungefähr einem Jahr standen. Nur, dass ich nun der Freiherr von uns beiden bin und sie mit dem morgigen Tage mein Lehen mit verwalten würde. Für mich gibt es Schlimmeres.
Unten angekommen gibt es auch von mir für einige der Angestellten ein paar Worte. Allen voran natürlich Eva, kenne ich sie wohl am Besten und hat sie für mich viel riskiert. Es sind Worte des Lobes und der Zuversicht, dass der neue Herr sicher ein genauso guter sein würde wie Rondra, wenn nicht gar besser, da nie anwesend. Ich gehe davon aus, dass Adam das Lehen kaum besuchen wird, was es zu einer Verschwendung macht. Meine Drohung gegenüber ihm habe ich nicht wahr gemacht und nun wo ich all die Menschen vor mir sehe, bin ich froh. Wahrscheinlich wäre Rondra eh so vernünftig gewesen. Schließlich bleibt nur der Vater des Mädchens, so dass ich bei Arnest stehen bleiben. Ich halte ihm meine Hand hin, was in vielerlei Hinsicht komisch ist. Es ist ein Zeichen für meinen eigentlich Stand, aber auch für meinen Respekt für den Mann, denn den hat er sich errungen. Ich deute an, dass ich ihn ein paar Schritte begleiten würde, so dass mein Weib die Worte nicht unbedingt hören kann. Ihr habt meinem Weib stets sehr gute Dienste geleistet, ich muss mich bei Euch dafür bedanken. Einen so wertvollen Kommandanten wie Euch lasse ich ungerne zurück. Ich weiß, dass Leoben Euer zu Hause ist, aber dennoch möchte ich Euch bitten darüber nachzudenken weiter für die Gräfin zu arbeiten. Auf meinen Ländereien, als mein Kommandant. Es ist nicht allzu weit von hier, ich würde Euch angemessen bezahlen und Vergünstigungen in Aussicht stellen, wenn Ihr es denn machen würdet. Ich weiß, dass Rondra viel an Euch liegt, allein schon deshalb der Vertrauensbeweis - es würde sie sicherlich freudig überraschen Euch auf Rabenstein wiederzufinden. Die Worte sind freundlich, aber dennoch mit Nachdruck gesprochen. Es ist eine Überlegung wert, denke ich, wir würden beide davon profitieren.

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--Arnest
23. April 1462

Auch wenn die Verwunderung über den Wunsch der Gräfin noch nicht abgeklungen ist, hat sich Arnest wieder ganz seiner Aufgabe gewidmet. Die Männer stehen bereit und man wartet auf das Signal zum Aufbruch.
Dass der Freiherr ihm die Hand gibt und ihn beiseite nimmt, ist nun die nächste Situation in diesem Szenario, die ihn aus dem Konzept bringt. Ja, so viel gewundert wie heute hat sich der Mann wohl schon lange nicht mehr. Den Worten des Engländers wird stumm gelauscht und er nimmt sich einen Augenblick zum Nachdenken heraus, ehe er auf das Angebot antwortet.

"Euer Vertrauen ehrt mich und ich muss zugeben, dass das Angebot sehr verlockend klingt." Wieder verfällt er in Schweigen, wägt Vor und Nachteile ab. Man kann eben nicht ahnen, wer und wie der nächste Herr dieser Burg sein wird, aber gerade deswegen bereitet es ihm Magenschmerzen Evalina zurück zu lassen. Er sucht den Blick des Freiherren, ehe er mit fester Stimme antwortet.
"Ich will offen sprechen, mein Zögern hat einzig und allein einen Grund. Meine Tochter." Hat er sie jemals vorher so genannt? Er vermag es nicht zu sagen. Aber angesichts dieser Entscheidung muss er sich wohl oder übel eingestehen, dass seine Gefühle ihr gegenüber wohl durchaus so väterlich sind, vielleicht auch, weil der Zustand seines Weibes noch immer ungewiss ist und die kleine somit den letzten Rest seiner Familie darstellt.
"Ich will sie ungern allein hier auf Leoben zurücklassen."
Zögern, dann fällt ihm auf wie albern er klingen muss und wie nichtssagend die Worte für den Freiherren wohl sind. An sich ist das Mädel alt genug und ein bisschen Abstand zur Familie würde ihr sicher helfen selbstständig zu werden. Nein, das waren die falschen Worte, also noch einen Versuch das Anliegen auf den Punkt zu bringen. "Die einzige Bitte die ich hätte wäre die Option sie ebenfalls nach Rabenstein zu holen, falls der neue Burgherr sie nicht anständig behandelt."

Kelian_


One step closer
23.04.1462


Das Zögern ist gut verständlich, klar. Den meisten Menschen liegt mehr oder weniger viel an ihren Kindern, er scheint jemand zu sein, der es ernster damit nimmt. Kurz geht mein Blick zu dem Mädchen, die ernsthaft betroffen aussieht, dass sie nun keine Herrin mehr hat. Zumindest für ein paar Tage? Ich weiß es nicht, allerdings furcht sich meine Stirn schon ein wenig. Ich habe mit Edith nicht über solche Dinge gesprochen, auch kenne ich die Finanzen von Rabenstein noch nicht allzu gut. Arnest selbst würde wahrscheinlich schon außerhalb des Planes laufen, wieviel kann ich mir leisten und Rondra nebenbei noch ein gutes Leben bieten?
In meinem Kopf überschlägt es sich und dass ich darin kein Meister bin, sollte klar sein. Natürlich, ich war schon als Händler unterwegs, ich bin der Handelsbevollmächtigte, aber so etwas großes wie ein Lehen habe ich noch nie verwaltet. Wann wird der herzogliche Kurs angeboten 'Wie sie ihr Lehen sicher und gut verwalten'? Rondra selbst hat ihre Bäckereien - oder ist es nur eine? Diese würde in jedem Fall Geld einbringen. Ich habe meine Möbelstücke, die ich ab und an gewinnbringend verkaufe. Es sind Einzelstücke und zum Üben für meine rechte Hand da. Dann natürlich die Ländereien um Rabenstein herum. Solange die Ernte gut ausfällt, sollte es keine Probleme geben, das Anwesen ist gut in Schuss und ich müsste nur dafür sorgen, dass es so bleibt. Trotzdem ist es ein zögerliches Nicken. Ihr werdet einen Tag bekommen alle zwei Wochen, an dem Ihr sie besuchen dürft - oder sie uns besuchen darf. Am Anfang meinetwegen wöchentlich, damit sie berichten kann. Ich denke nicht, dass Rondra etwas dagegen hätte ihre alte Zofe wiederzusehen - die Möglichkeit sollte also gegeben sein. Ein kleines Grinsen erscheint auf meinem Gesicht, vielleicht ist es das beste Geschäft, welches ich seit langem getätigt habe. Die genauen Modalitäten müssten wir natürlich noch besprechen, aber einer Einigung steht wahrscheinlich nichts im Weg. Willkommen Herr Bergholt, auf gute Zusammenarbeit. Verratet es dem Weib nicht, sie wird sich bestimmt freuen, wenn ich ihr den Kommandanten von Rabenstein vorstelle. Gut gut, damit hätten wir dies, weshalb ich mich anschicke zu Rondra zu gehen. Sollten keine Einwände bestehen, dann würden wir zwei uns auf den Weg nach Graz machen, um die letzte Nacht vor der Hochzeit - zu genießen? Getrennt zu verbingen? Irgendwie so und irgendwas dazwischen.

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