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Grafschaft Leoben - Die Massenburg

Anakonda
01.10.1461 ~ Wenn zwei eine Reise tun...

Der Schlaf hatte ihr sichtlich gut getan und wenn man beim Aufwachen ins Gesicht des geliebten Mannes blickt ist die Welt in Ordnung. Behutsam landet ein Kuss auf der streichelnden Hand, die auch gleich den Halt zum Aufrichten bieten. „Das hat jetzt wirklich gut getan.“ Neugierig geht der Blick aus dem Fenster und schon der Burghof lässt erahnen wie pompös und riesig das Anwesen ist.
„Na hoffentlich werden wir erwartet und jemand weist uns den Weg. Rondra hatte geschrieben sie sei die ganze Woche hier.“

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Rondra
01. Gilbhart 1461

Natürlich ist die Kutsche des Herzogspaares längst gesichtet worden, man hat sie erwartet und immerhin hat man auch auf der Massenburg heutzutage ein waches Auge darüber wer so durch die Steiermark zieht. Die Nachricht über die Ankunft ihrer Verwandtschaft erreicht die blonde Fuggerin in ihrem Arbeitszimmer – Dinge abarbeiten, bevor der Trubel losgeht. Trubel? Nun ja, der Besuch. Es scheint sich zu häufen dass sie sich auf den Besuch ihrer Angehörigen ungefähr so sehr freut wie auf einen Besuch beim Zahnarzt. Mit einem tiefen, ergebenen Seufzer legt Rondra die Feder weg und verschließt das Tintenfässchen, bevor sie sich erhebt und sich selbst auf den Weg in den oberen Burghof macht. Herzog, Herzogin und Gräfin hin oder her. Es ist die Familie und selbst wenn einiges im Argen liegen mag, sie wird’s heute nicht anders halten wie an jedem anderen Tag auch.
Bis die Kutsche schließlich im oberen Innenhof angekommen ist, hat es auch Rondra hinaus geschafft. Irgendeine der herbeieilenden Mägde hat ihr immerhin gedankenvoll ihren Umhang gebracht – denn es ist empfindlich kalt, der Herbst ist da - wenn auch golden, so trügt der Sonnenschein.
„Adam, Anakonda“Als das übliche Herumgehusche und Aus-der-Kutsche-klettern vorüber ist, begrüßt Rondra die beiden mit einem Lächeln, es ist nicht falsch, mag aber die Augen auch nicht ganz erreichen. Die vertrauliche Begrüßung wird abgemildert durch einen Knicks, der an Tiefe vielleicht zu wünschen übrig lässt, angesichts ihres Umstandes. „Kommt herein, noch ist es viel zu kalt da draußen und im Kaminzimmer brennt das Feuer bereits seit heute früh.“Oh nein, zumindest die Dienerschaft wird es schwer haben an dieser Begrüßung irgendetwas zu finden worüber es sich zu tratschen lohnt. Hinein geht es also, wo Mäntel und Umhänge in Empfang genommen werden. Ist es selbstverständlich dass natürlich dienstbare Geister den warmen Würzwein, Bier und Tee herangeschleppt haben? Vermutlich ist es das und Rondra wird es nicht in Frage stellen, als sie schließlich das Kaminzimmer betreten. Ob Adam überhaupt Zeit für soetwas haben würde? Sicherlich würde er den alten Onkel bald aufsuchen wollen, immerhin ist er deshalb hier. Fragend geht Rondras Blick zu ihm.
„Möchtest du dich setzen, oder erst Onkel Graufang sehen?“Er würde hinaufgebracht werden, wenn er es denn wünscht.

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Johanna_fugger


01. Gilbhart 1461

Endlos zieht sich die Zeit seit dem Frühstück dahin. Hatte der kleine Blondschopf vorhin noch geglaubt um die täglichen Schreibübungen herum zu kommen, wurde sie eines besseren belehrt. Heute also das O. Kein Buchstabe der sonderliches Geschick benötigt, aber Johannas Schludrigkeit und die Eile sorgen dafür dass keineswegs eines wie das andere aussieht. Mal bauchig und dick, wie der Koch, mal länglich dürr, wie der lehrende Mönch. Nein, heute ist was das angeht wahrlich nicht ihr Tag. Lesen auch noch. Eine ganze Seite aus dem Buch der Tugenden, es gibt kaum etwas was Johanna mehr hasst, außer vielleicht Fischsuppe. Endlich, endlich, ist der arme Mönch verabschiedet, noch hastiger als sonst. Laverna kann kaum darauf bestehen dass die Hände gewaschen werden, so schnell ist das Kind aus ihrem Zimmer hinaus – und im Treppenhaus.
Über die Galerie soll es ins Kaminzimmer gehen, doch bevor Johanna auch nur das Geländer erreichen kann, dringen vertraute Stimmen von unten hinauf. Schlitternd bremsen die kleinen Füße ab und die roten Lippen verziehen sich zu einem stummen Fluch. Wie dumm, zwischen ihr und Kelian steht die Verwandtschaft. Hastig geht’s zurück ins Treppenhaus, hinunter ins Erdgeschoss. Es ist wie so oft, bevor sie irgendjemand aufhalten kann, huscht das Kind hinaus auf den Oberen Innenhof, kaum einer kann ihr hier noch etwas vormachen, auch wenn sie längst noch nicht alle Türen und Luken der Burg inspiziert hat. Durch die Räume der sonst wartenden Zofen geht es - diese sind immerhin mit der aufregenden Ankunft beschäftigt - und durch den dahinterliegenden schmalen Flur. Erst hier schnauft das Mädel einmal tief durch, Laverna dürfte sie schon im Innenhof weit hinter sich gelassen haben. Gut so, sie würde ohnehin nur stören, beim Wände ankucken. Er macht das nicht wirklich, sie glaubt es einfach nicht – niemand würde so etwas tun, schon gar keiner der mit dem Bogen umgehen kann.
Die kleine Tür, normalerweise von den Dienstboten genutzt wird leise geöffnet. Die Braunen werden größer und größer, er… macht es tatsächlich.
"Du… starrst die Wand an!"entfährt es ihr überrascht, aber sofort wird das Stimmchen gesenkt. "Ich dachte wir könnten irgendwas Interessantes machen…." klar das „Wand anstarren“ in ihrer kleinen Welt nicht in diese Kategorie fällt. Leise tritt Johanna näher an den Sitzenden heran. "Zeichnest du?" Ha! Möglich dass das die Ehrrettung ihres Helden ist, vielleicht aber auch nicht.


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Kelian_


Wonderwall
01.10.1461


Eine Decke, ein leerer Raum und ich. Das Prasseln im Kamin ist ein stetiges Geräusch, welches die Konzentration keineswegs stören kann. Nein, dafür ist es zu gleichmäßig. Störender ist am Anfang eher noch die Geräusche der Bediensteten, die den Rest aus dem Zimmer räumen. Doch dies hat sich schnell gelegt und so bin ich allein zurückgeblieben auf einer Decke, damit die Kälte nicht von unten herangekrochen kommt. Vor mir liegt ein Pergament, Kohlestift daneben, daneben ein etwas schäbigeres Papier sowie eine Feder. Immer wieder schreibe ich etwas auf, eine kleine Skizze des Raumes ist auch schon entstanden und hin und wieder drehe ich mich einmal. Einige Wände sind recht schnell wieder aus der Auswahl genommen worden, doch je mehr Ideen ich entwickle, umso mehr ändert sich auch das Bedürfnis an Wand, welches ich habe. Vielleicht auch einfach ein riesiger Baum, der seitenübergreifend ist. Dies müsste ich allerdings mit Rondra bereden und so bleibe ich beim ursprünglichen Vorschlag - weshalb nur eine Wand in Frage kommt und dieser ist mein Gesicht zugewandt.
Länger habe ich einfach wirklich nur daraufgestarrt, bevor auf das gute Pergament sehr zarte Striche entstanden sind. Nichts, was auch nur einen Baum erahnen würde oder etwas anderes. Eher Raumeinteilungen, wie ich vorgehen müsste, was alles zu sehen ist. Gut ist, dass dunkler Boden in dem Zimmer verteilt ist, so würde es aussehen wie eine Art von Grund mit erdigem Ansatz. Ich habe wirklich einiges im Kopf, nur noch nicht genug um den endgültigen Vorschlag auf das Papier zu bringen und so ist meine Verärgerung wirklich gering als der Blondschopf hereingestürmt kommt. Im Gegenteil, ich habe Stimmen hinter mir vernommen und ein unangenehmes Gefühl ist meinen Rücken hinaufgekrochen. Kein ganz angenehmes Arbeiten und im stillen habe ich mein blondes Weib verflucht - für ihre Gedankenlosigkeit, wie ich hoffe. Ich lache leise, noch leiser als ich es normalerweise machen würde, denn die Begegnung mit den beiden muss nun wirklich nicht sein, auch wenn wir eine perfekte Ausrede haben würden. Jedoch, ich bin mir sicher, dass trotz dessen und vor allem ob der letzten Geschehnisse Fragen aufgeworfen werden würden. Ja, ich starre die Wand an - und zeichne dabei. Deine Mutter hat mich um einen Gefallen gebeten. Kannst du zeichnen? Eine wirkliche Frage aus Interesse. Ich rutsche ein Stück auf meiner Decke beiseite und meine linke Hand klopft darauf. Kinder, sie sind so einfach zu händeln aus dem Grund, dass sie ehrlich sind. Soso, was Interessanteres, hm? Was hattest du denn in deinem hübschen Köpfchen angedacht? Ein kleines Schmunzeln, während ein weiterer wohlplatzierter Strich auf dem Pergament seinen Platz findet.

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Adam
01. Oktober 1461

Höflicher wäre es, würde er sich zunächst setzen, aber von dem steifen Miteinander hatte Adam jetzt bereits genug. Die herzliche Freundlichkeit, die Rondra Ana und ihm sonst entgegengebracht hatte, war einer Distanziertheit gewichen, die den Herzog dazu bewog, das zu sagen, was er wirklich wollte und weshalb er überhaupt hier war. „Ich würde gern Graufang sehen“, war deshalb die kurze Antwort, die ebenso förmlich gesagt wurde, wie der Rest hier war und mit einem kurzen Blick zu Ana folgte der Herzog dem Mädchen, das ihm den Weg wies und ihn allein das Zimmer betreten ließ.
Das Licht in dem Raum war gedämpft. Vorhänge vor den Fenstern verhinderten, dass die Herbstsonne mit voller Kraft in den Raum scheinen konnte, der, obwohl sich ein Mensch hier aufhielt, so völlig ohne Leben wirkte. Wie gemalt. Adams Schritte, der sich dem Bett näherte, waren verhalten. Auch weil er das Gefühl hatte ein Eindringling zu sein, mehr aber, weil sich allein bei dem Gedanken an Graufangs Anblick sein Herz zusammenkrampfte.

Er schlief. So wirkte es auf den ersten Blick. Friedlich, auch wenn die graue Gesichtsfarbe und die eingefallenen Wangen eine Ahnung davon gaben, dass es um den Mann nicht gut bestellt war. Wie anders hatte er noch ausgesehen, so voller Leben und Kraft, als Adam dem Alten zum letzten Mal ins Gesicht geblickt hatte. Vor Wochen. In Straßburg. Als Graufang sich gegen die Wachen gewehrt hatte, um ihn nicht allein lassen zu müssen. Adam verzog gequält das Gesicht, als er sich dessen erinnerte. „Es tut mir leid.“ Der Herzog erkannte diese flüsternde Stimme kaum als die seine. Er wartete einen Augenblick, aber da der Alte keine Anstalten machte, aufzuwachen und ihn des Zimmers zu verweisen, gab Adam seine Position am Fußende des Bettes auf und trat dichter an Graufang heran. „Ich wollte nie ohne dich gehen.“ Er wusste wie leer das klang, hatte er doch genau das gemacht. Er wollte wegsehen, zwang sich aber dem Alten ins Gesicht zu blicken. „Ich…. wir haben dich gesucht. Der Allmächtige hatte mir Verbündete geschickt, die mir zur Seite standen, aber die Wachen des Kaisers waren übermächtig. Ich wollte dich nicht zurücklassen, aber man stieß mich von der Burgmauer…..“ Adam brach ab. Dass er hilflos mit den Schultern zuckte, konnte der Alte nicht sehen. Natürlich hatte Macces ihn auf die ihm eigene Art gezwungen, aus dem Palast zu fliehen, aber nicht zurückzukehren und Graufang allein in dieser Hölle zu lassen, war seine Entscheidung gewesen. „Ich dachte, ich könnte mehr ausrichten, wenn ich der Kirche von alledem berichte und ihnen mitteile, dass auch von dir ein Austausch mit Abendlicht gewollt ist.“ Musternd ging der Blick Adams über das faltige Gesicht des Alten auf der Suche nach einer Regung. „Man sagte mir, die Steiermark brauche mich. Dass Ana mich brauche.“ Was erwartete er von Graufang? Absolution? Ganz sicher nicht. Verständnis? Ja….nein….Adam wusste es selbst nicht. Es zuckte in seinem Gesicht und er brauchte mehrere Anläufe, bis er seine Stimme wiederfand. „Ich habe bewusst die Entscheidung getroffen, dich dort zurückzulassen“, würgte er hervor. Der Alte verdiente die Wahrheit, auch wenn sie schmerzte. Vielleicht war sie es, die ihm die Entscheidung leichter machte, den einen Schritt noch zu tun – zurück ins Leben oder eben nicht, um so das unwürdige Dasein zu beenden. „Ich hasse mich dafür und werde nach meinen Tod ausreichend Gelegenheit bekommen, es zu büßen, aber…. es war die richtige Entscheidung als Herzog und als Ehemann und die falsche als der Mann, den du auf sein Bitten hin begleitet und dem du bedingungslos zur Seite gestanden hast .“ Mit Nachdruck wurden die Worte gesagt, auch wenn die Stimme zitterte. Er stand zu seiner Entscheidung, so schwer es ihm auch fiel. „Es tut mir leid, dich enttäuscht zu haben.“ Als Mann, als Fugger, aber vor allem als derjenige, in dem Graufang etwas Gutes gesehen hatte und ihn für wert befunden hatte, die Ewigkeit auf der Sonne verbringen zu dürfen. Aber auch ein Patriarch konnte sich irren.

Minutenlang sagte der Herzog gar nichts, sondern starrte auf die geblümte Decke, die flach auf dem ausgemergelten Körper lag. Er hatte das Gefühl etwas außerordentlich Kostbares unwiderruflich verloren zu haben: Die Liebe des alten Mannes.
So nahe sich Graufang und er in Straßburg gekommen waren, so weit hatten sie sich jetzt voneinander entfernt. Es lag ihm auf der Zunge, Graufang zu gestehen, dass er ihn liebte wie den Vater, den er nie gehabt hatte, aber das Recht dazu, hatte er verspielt. Die Lippen fest aufeinandergepresst stand Adam, sonst gerade in der Statur, gebeugt da wie unter einer schweren Last.
Ich bitte dich, komm zurück. Deine Familie braucht dich. Die Kirche, die ganze Steiermark.“ Er auch, aber das ließ er ungesagt, wie so vieles andere, was ihn beschäftigte. Stumm sah er auf den alten Mann herunter. Seine Hand, die sich nach der des anderen ausstreckte, um diese in seine zu nehmen, verharrte auf halben Weg und zog sich dann wieder zurück, als ihm der Gedanke kam, der Alte würde sich seiner Berührung womöglich entziehen, wenn er könnte.
Leise trat er einen Schritt zurück. Es wollte ihm nichts einfallen, was er zum Abschied noch sagen könnte. Alles schien platt und belanglos oder war bereits gesagt. Am Ende wandte Adam sich ab, ohne noch etwas gesagt zu haben.
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Rondra
01. Gilbhart 1461

Da geht er hin, nichts anderes hat Rondra erwartet – zumindest wenn es sich noch um den Adam handelt, den sie noch vor einigen Wochen meinte zu kennen. Bis er zur Tür hinaus ist, haftet ihr Blick an seinem Rücken, ungewohnt ausdruckslos. „und du, Liebes? Setz dich doch. Ein Würzwein? Hefeteilchen?“Der Blick schweift hinüber zur Cousine, irgendwie… sie hat sich verändert. Die Rückkehr in die Steier scheint ihr gutgetan zu haben, zumindest hat sie einige Pfunde mehr auf den Rippen als noch in Straßburg. Wahrscheinlich würde sie es sogar ansprechen, wenn diese unschöne Sache nicht zwischen ihnen stehen würde – und Rondra ist nicht gewillt so schnell über diesen Schatten zu springen. Ohne die Antwort groß abzuwarten geht sie selbst zum Tischchen, um sich einzuschenken und selbst zu bedienen. Die Magd die dafür eigentlich bereit steht wird mit einer Handbewegung entlassen, Familie ist Familie. Anakonda würde ihren Mund schon aufbekommen, da ist sich die Blonde recht sicher und sie wäre schon noch fähig ihren Besuch selbst zu versorgen.



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Anakonda
01. Gilbhart 1461

Woher nimmt diese Frau nur immer die Ignoranz für die Gefühle anderer? Ana war und ist die Maßeinheit um den Abstand zwischen zwei Fettnäpfen exakt zu beschreiben.
Ein ehrliches und freundliches Lächeln wird der Cousine geschenkt ehe sie sich auf einen der bequemen Sessel fallen lässt. „Oh ja gern, ich könnte von morgens bis Abends essen.“ Kein Gedanke daran dass noch ein Missverständnis aus dem Wege zu räumen ist plappert sie munter drauf los und einzig die Sorge um Adam trübt ihre gute Laune. Abwartend liegt ihr Blick auf Rondra. Welche Köstlichkeit sie ihr denn bringen würde nimmt dann Anas ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.
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Rondra
01. Gilbhart 1461

Was wäre wohl die passende Antwort? „Das sieht man.“ oder „da, friss und…“? Wäre sie nicht so sehr mit der kleinen Welt in ihrem Kopf beschäftigt, vielleicht würde sie die richtigen Schlüsse bereits ziehen. Immerhin wird sie selbst oft genug mit ihrer Verfressenheit aufgezogen. So allerdings füllt sie den roten Würzwein aus dem Krug in den Becher, heiß ist er noch und der aufsteigende Dampf trägt die starken Gewürze angenehm in ihre Nase. Fast riecht es als stände der Advent schon vor der Tür. Ein Teller wird gegriffen und ein Teilchen nach dem anderen findet leise klatschend den Weg darauf. Gefüllte Hefebällchen, mit Pflaumenmus und Apfelstückchen, klebrig süß – und gut. Natürlich nicht so gut wie das Augsburger Gebäck von Marie oder Laverna. Aber durchaus lecker. Den Becher in der rechten Hand, den Teller in der linken geht es hinüber zum Sessel. „Bitte sehr.“Der Teller wird auf der Armlehne abgestellt, den Becher muss die Cousine wohl selbst nehmen. „Das Gift mische ich erst bei wenn Adam wieder da ist…“Mit einem Lächeln, als hätte sie vorher in eine Zitrone gebissen wird der Scherz gemacht, der unweigerlich das Thema ihres letzten Aufeinandertreffen aufgreift.

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--Graufang
01. Oktober 1461

"In magnis et voluisse sat est"* Sind es nur die Lippen, die sich bewegen, oder sind die Worte zu hören? Graufang selbst bekommt kaum mit, dass Atem über seine Lippen streicht, welche daraus Worte formen wollen. Ist er hier oder noch dort? Ist der Geist frei oder in der Beschränktheit des Bewußtseins gefangen? Der Alte würde es nicht zu sagen vermögen, selbst wenn er eine kräftige Stimme hätte. Doch Kraft ist nicht vorhanden in dem alten Leib. Nicht einmal die Kraft, die Augenlider zu heben. Wie brüchiges Pergament spannt sich die Haut über den alten Schädel und längst wäre der letze kleine Schritt in die Ewigkeit getan, wäre nicht die Pflege gewesen, die die Seele hinderte gänzlich zu entweichen. Vielleicht war es auch nicht an der Zeit, vielleicht ist dies aber auch nur ein letzes Aufbäumen vor der Endgültigkeit. Man mag es deuten wie man will, Graufang selbst ist weder fähig zu deuten, noch seinen Zustand wirklich wahrzunehmen. Er ist frei und gefangen zugleich. Ein Geist ohne Herr und ein Leib als Sklave der Schwäche. Es mögen Sekunden vergehen oder Dekaden, es würde für den Liegenden keinen Unterschied machen. Er ist fern davon zu verdammen und fern davon zu danken. Wären die Worte nicht, die vielleicht nur ein lauteres Atmen waren, man könnte seinen Zustand für gegeben hinnehmen...

*Bei grossen Dingen genügt es auch, sie gewollt zu haben.


Anakonda
01. Gilbhart 1461

Unverständnis liegt in Anas Blick und der Dank bleibt ihr im Halse stecke bei Rondras letzter Bemerkung.
Von welchem Gift spricht sie? Humor hatte die Blonde noch nie besessen und wirklich lustig empfand Ana diesen derben Scherz auch nicht. Oder war es kein Scherz? Schneller als beabsichtigt steht Ana auf und greift zum Becher. „Ich hatte Adam schon geraten einen Vorkoster einzustellen“…lag ihr auf der Zunge, doch war dies sicher zusätzlich Öl ins Feuer.
„Und danach geht’s dir dann besser?“ Ein Kopfschütteln begleitet Anas Worte und Augen bohren sich förmlich in Rondras Gesicht. „ Das du wütend auf mich bist kann ich ja noch verstehen, aber Adam hat ja nun wirklich nichts getan.?“

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Rondra
01. Gilbhart 1461

Ah, dass sie ihren Mund aber auch nie halten kann. Zänkisches Weib. Wie so oft in letzter Zeit sind die Worte einfach so über die Lippen gesprudelt. Schwangerschaften bekommen ihr nicht, sie machen die Fuggerin zickig. Ob es ihr danach besser gehen würde? Die Augen verdrehen sich zur Decke, wenn auch nur kurz. Er hat nichts getan? Lächerlich! Oder vielleicht doch genau die Wahrheit. „Richtig, er hat nichts getan und den Onkel einfach zurückgelassen in Straßburg. Du kennst seinen Zustand?“Immerhin sollte man annehmen die Eheleute hätten darüber geredet. „Zumindest müsste ich mich dann nicht mehr mit angeblichen, hanebüchenen Gerüchten herumschlagen, die niemand kennt oder anspricht - außer meiner eigenen Cousine.“ Spitz klingt es, dann führt Rondra selbst ihren Becher an die Lippen. Mehr Worte wollen losgelassen werden. Bezüglich der fünfzig Briefe, unter anderem, doch noch hat sie ihr Zorn noch nicht derart mitgerissen als dass sie sich vollkommen vergessen würde. Stattdessen ist es nun an ihr sich zu setzen, ohne Gebäck, lediglich der Becher mit Wein wird mitgenommen.

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Adam
01. Oktober 1461

Was?“ Adam fuhr herum und starrte auf den Alten. Seine Nackenhaare richteten sich auf. Hatte er gerade etwas gehört? Mit wenigen Schritten war er wieder an der Seite Graufangs und beugte sich über den. „Hast du etwas gesagt?“ flüsterte er hastig und griff nach der schlaffen Hand des Alten. Seine Eingeweide zogen sich zusammen, als er den Pulsschlag des anderen nicht spürte. Er wird doch nicht der letzte Atemzug gewesen sein, den er eben gehört hatte? So grausam konnte Gott nicht sein, mit der Erlösung Graufangs zu warten bis er vor ihm stand. „Graufang?“ Die Stimme wurde drängender, war fast atemlos. Die Finger, die sich auf das Handgelenk pressten und auf ein Pochen warteten, zitterten, aber endlich fühlten sie ein Schlagen – schwach, aber es war eindeutig da. Adam ließ einen Stoßseufzer der Erleichterung hören, während er in das regungslose Gesicht des Alten sah. Seine Sinne mussten ihm einen Streich gespielt haben.
Tu mir das nicht an“, bat er leise.
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Anakonda
01. Gilbhart 1461

Da war die Katze also aus dem Sack und gleich zweimal. Ana ist nicht sicher welchem dieser unterschwelligen Vorwürfe sie zuerst begegnen sollte. Natürlich kannte sie den Brief der Blonden an Adam und ahnte wie sehr sie ihn damit verletzt hatte.
„ Nein ich kenne seinen Zustand nicht und du bist sehr vorschnell und ungerecht in deinem Urteil. Weißt du was in Strassburg geschehen ist?“ Mühevoll hält Ana ihre Stimme ruhig und unterdrückt das Verlangen ihr Gegenüber kräftig durchzuschütteln.
„Genau dies meine liebe Rondra ist der große Unterschied zwischen uns Beiden. Ich bin so frei und gebe meinem Gegenüber die Möglichkeit sich zu erklären ehe ich mir ein Urteil bilde. Solltest du auch mal versuchen.“
Dabei meinte sie sowohl die Vorwürfe gegen Adam als auch jene gegen sich selbst.
Ohne ein weiteres Wort plumpst Ana zurück auf den Sessel und schüttet den Würzwein hinunter.
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Johanna_fugger


01. Gilbhart 1461

Langsam, für ihre sonstige Gangart fast im Schneckentempo durchquert das Kind den Raum. Die stumme Einladung wird angenommen und so kniet sich Johanna neben den Engländer. Nah und doch nicht zu nah, ob nun bewusst oder unbewusst, sie vermeidet es ihn dabei zu berühren. Im Gegensatz zu ihm hat sie ihre Beine unter den Körper geschlagen und sitzt auf den Fersen. Neugierig sehen die Braunen auf die zarten Striche, die für sie noch keinen Sinn ergeben wollen. „Nein… ich glaube nicht dass ich zeichnen kann.“ Anscheinend hat Johanna nun wirklich das Interesse gepackt, denn das was vorhin noch unvorstellbar schien, tritt ein – nachdenklich kuckt sie sich die Wand an. „Du sollst auf die Wand zeichnen? Mutter hat manchmal seltsame Ideen, nimmt man dazu nicht eigentlich Leinwände, oder Papier? Und ist sie nicht ein bisschen groß?“ zurück gehen die Gedanken zur Frage ob sie zeichnen kann. Buchstaben gelten wohl eher nicht als zeichnen, wenn schreiben nicht so fürchterlich phantasielos wäre, vielleicht würde es ihr leichter fallen. Manchmal denkt sie sich Geschichten zu den Buchstaben aus, meistens mit dem Erfolg dass sie sich derart weit in ihrer eignen Welt verläuft, dass sie von den Linien rutschen. „Ach, ich male meistens nur in unserem Hof… in den Sand… mit Stöckchen. Mutter hat es nicht gern wenn ich an ihren Schreibtisch gehe.“ Wer hat das schon gern, ungefragt und ohne die Erlaubnis erteilt zu haben? Das unterschlägt der Blondschopf aber ausversehen. „Wann hast du damit angefangen?“Vielleicht besteht ja noch Hoffnung, wobei sie wirklich nicht weiß ob sie das wollen würde. Bei der Wahl zwischen Pony und Staffelei wäre die Entscheidung eine leichte. „Und um deine andere Frage zu beantworten: ich dachte ich zeige dir die Burg. Du willst sie doch sehen? Nur das Kaminzimmer sollten wir umgehen.“Immerhin etwas was die beiden eint, wenn auch Johannas Beweggründe weshalb sie ihre Verwandtschaft meiden will gänzlich andere sind. Welches Kind mag schon vor Onkel und Tante knicksen müssen und sich am Ende lästigen Fragen gegenüber sehen, deren Antwort sowieso niemand Beachtung schenkt? Sie jedenfalls nicht, außerdem würde das den von ihr geplanten Ausflug hinauszögern. „Von ganz oben bis ganz unten!“Schon wird ihre Stimme wieder etwas lebhafter, auch wenn die Füße noch stillhalten. Ja, auf den Turm soll es gehen, den großen und natürlich hinunter, zu den Speisekammern und der Krypta und… die Braunen beginnen vor diebischer Freude zu blitzen, wenn es auch sicherlich nicht so einfach werden würde mit ihm im Schlepptau. Alleine ist es einfacher ungesehen die Burg zu erkunden – nun, er würde sich eben anstrengen müssen.


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Rondra
01. Gilbhart 1461

Sich zu erklären, da ist er wieder, dieser stumme Vorwurf, oder nicht? Natürlich hätte sich Adam erklären können, aber das Ergebnis spricht doch für sich, oder nicht? Graufang liegt siechend im Bett. Sie hingegen hat lediglich zwei Briefe geschrieben und erhalten – und Adams Kopf sitzt noch da wo er hingehört und auch sein Thron ist unangefochten. „Ein ziemlich hinkender Vergleich, findest du nicht auch? Außerdem hätte Adam mich ja aufsuchen und sich erklären können.“ Genau. Dass ihre eigenen Worte vielleicht ein bisschen widersprüchlich sind, bemerkt sie nicht. „Ein Urteil bilden? Ich wusste nicht dass du dir ein Urteil über mich bilden musst, schon gar nicht in einer solchen Angelegenheit. Ich bin deine Cousine. Der Beweis dafür dass Adam Onkel Graufang zurückgelassen hat, liegt zwei Stockwerke über uns….“ Während ihr Beweis diese lächerlichen Briefe sind, deren Inhalt so nichtssagend ist, zumindest in dieser Hinsicht. Ungewollt hebt sich ihre Stimme, kein schreien, aber die kalte Ruhe scheint zu schwinden. „Erzähl mir also nicht wie ich mein Urteil zu bilden habe.“

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