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Grafschaft Leoben - Die Massenburg

Rondra
01. Gilbhart 1461

Noch ein Aderlass? Rondra ist sich nicht sicher ob das ohnehin schon graue Gesicht des Alten danach nicht vollkommen leer sein würde. Andererseits, was weiß sie schon davon – nichts. So kommt es dass sie ihre Position neben Graufang ohne Widerrede aufgibt um Platz zu schaffen für den Gelehrten. Wunden und Kampfverletzungen mögen das eine sein, einem Aderlass muss sie wirklich nicht zusehen, solange es sich nicht vermeiden lässt. So ergibt es sich von ganz von selbst dass sie Adams Worte natürlich vernimmt, wie auch nicht? Die Blonde mag mit einigem gesegnet sein, Taubheit gehört leider nicht dazu, wenn sie auch manchmal einiges gern überhört. Dies nun allerdings nicht, es ist ihr schlicht nicht möglich die Worte zu ignorieren, denn ob sie es nun will oder nicht, sie lösen Dinge in ihr aus.
Ihre erste Reaktion wäre zurückschnappen, wie so oft in letzter Zeit, besonders wenn es um ihre Familienmitglieder geht – allen voran Sofia. Nun also auch Adam. Vielleicht war es zu erwarten gewesen, oder vielmehr sollte sie vielleicht einfach weniger erwarten. Die Fuggerin eilt sich nicht, bedächtig schließt sie die Tür, nachdem sie alle drei den Raum verlassen haben. Die rechte Hand bleibt auf dem Knauf liegen, während sie sich dem Paar zuwendet.
„Nicht willkommen?“ungläubig, aber keineswegs böse, sondern erschreckend ruhig beginnt sie. „Das ist nicht euer ernst, oder? Ich habe Stunden bei ihm gesessen, vorgelesen, geredet, ihm die Brühe löffelweise eingeholfen, geholfen ihn zu pflegen und über seinen Schlaf gewacht. Ich war das Mädchen, das an seinen Händen das Laufen lernte, das auf seinem Schoß dem Buch der Tugenden gelauscht hat, während es seinen noch nicht ganz so grauen Bart zwirbelte. Er hat an meiner Seite gekämpft, wenn wir unsere Waffen auch unterschiedlich gewählt haben, er hat mich zum Altar geführt, er war immer an meiner Seite.“längst ist der Eispanzer zerborsten und nur weil ihre Zähne sich dermaßen heftig in die Unterlippe graben, dass der metallische Geschmack des Blutes zu schmecken ist, Kelian möge es verzeihen, rollen die Tränen nicht, welche die Blauaugen fluten. Ja, sie war sein Mädchen. Vor kurzen hatte sie ein Gespräch, welches sich ihr jetzt grausam wieder in Erinnerung kommt, der Gedanke ist furchtbar und mit aller Macht stemmt sich das Weib gegen ihn, doch Gedanken sind tückisch, sie finden ihren Weg, wenn sie einmal angeklopft haben. „Wenn er dir dies Zeichen gibt, musst du ihm sehr wichtig sein.“Egal ob nun hervorgerufen durch die Behandlung des Medicus oder eben seine Anwesenheit. Ja, es ist plötzlich tatsächlich egal, alles. „Natürlich steht es dir frei zu gehen. Vorher muss ich allerdings mit dir sprechen. Ich erwarte dich in meinem Arbeitszimmer, in fünfzehn Minuten.“ Fünfzehn Minuten, sie würden wahrscheinlich nicht reichen ihre Fassung wiederzuerlangen, zumal sich Kopfschmerzen ankündigen und mit jedem Pulsschlag der durch ihr Gehirn dröhnt scheint der grässlich lachende Gedanke fratzenhaft sich über ihre Naivität lustig zu machen. Graufang war der Vater, den sie in ihrem eigenen Vater nie gehabt hatte – das wusste sie schon lange. Aber Adam war der fehlende Sohn für ihn. Der Sohn, welcher der Familie so sehr gefehlt hatte und der sie nicht sein konnte, so sehr sie es jahrelang auch wollte.
Sollte er kommen oder auch nicht, sie war müde und es leid. Aber es gibt eben Dinge die geklärt werden sollten, gerade in der heutigen Zeit.

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Anakonda
01. Gilbhart 1461

Die Luft schien förmlich zu knistern und entgegen ihrer Art enthält sich Ana jeden Kommentars, so lange sie im Krankenzimmer waren. Ein abschätzender Blick fällt noch auf diesen Mediziner während ein eisiger Schauer langsam in Richtung ihrer Nackenhaare kraucht. Weit weg schiebt sie den Gedanken sich selbst in die Hand dieses Mannes zu begeben.

Das sie gemeinsam mit Adam das Anwesen verlassen würde bedurfte keiner Nachfrage und ein leichtes Kopfschütteln ging in seine Richtung. „Nein ich komme natürlich mit, wir können hier ja nichts mehr helfen.“,wird leise geflüstert als sie das Zimmer verlassen.
Das Rondra schon immer ein besonders inniges Verhältnis zum Alten hatte wird nicht erst durch ihren Vortrag klar. Sie war immer Graufangs Engel und genoss sein besonderes Vertrauen. Neid hatte Ana nie empfunden, der Alte jagte ihr eher Angst ein. Da stand ihr selbst Horatzius um vieles näher und nicht nur weil sie ihm sehr ähnelt.
Die letzte Anweisung der Cousine überrascht selbst sie und kurz versucht Ana die Wogen etwas zu glätten. „ Wir sollten nicht streiten. Gerade jetzt ist es wichtig dass wir zusammen halten. Wir haben wirklich andere Sorgen als uns selbst zu zerfleischen.“

Blicke wandern zwischen Adam und Rondra hin und her, in der Hoffnung Beide mögen sich beherrschen.
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--Jemand


† Conrad †

01. Gilbhardt 1461
Als dann endlich die Tür schließt...

...kommt ein kleines Seufzen über die Lippen des Alten, bevor er weiter zum Bett des Kranken kraucht und sich auf einen der Stühle setzt, die eben die Weiber und der Herzog benutzt hatten. Hach hach, endlich allein und schon atmet es sich wieder ein bisschen freier. Es ist nicht so, dass er nicht arbeiten würde, Nein, die Augen schweifen aufmerksam über den Patriarchen. Bewegt hat er sich also? Geredet? Die Wangen sind so aschfahl wie eh und je, die Finger leblos und kalt, da muss er nicht einmal anfassen. Es ist traurig, aber wahr, die faulen Säfte scheinen den Körper nicht verlassen zu wollen und auch, wenn er es eben angekündigt hat, so ist er nicht gewillt noch einen weiteren Aderlass zu verantworten. Nein, der Alte scheint dem Tod geweiht, falls er nicht wirklich bald aufwachen würde. Noch hat Conrad die ein oder andere Idee, die man umsetzen könnte, aber dies ändert nichts daran, dass die Nahrungszufuhr nicht ausreichen wird und auch Flüssigkeit fehlt. Schon sieht die Haut des anderen pergamentfarben aus und er ist sich auch sicher, dass sie sich auch so anfühlt. Nun aber ans Werk und so hievt sich der Medicus aus seiner Sitzposition und beginnt den Geistlichen abzutasten. Zuerst die Hand, dann die Stirn, ein Horchen nach dem Herzschlag, eine Kontrolle der Pupillen. Tja, aber was entdecken? Nichts Neues, zumindest bisher und so murmelt der eine zum anderen Alten. "Wenn du noch hier bleiben willst, dann beeil dich lieber, ansonsten ist es bald zu spät." Leise, um dann im nächsten Moment eine der Mägde zu rufen und Anweisungen da zu lassen. Soviel Aufregung für nichts und dafür ist er durch das Schloss gehetzt. "Wascht ihn und legt ihn wieder einmal auf eine andere Stelle. Stellt Lavendel in Blumenvasen neben sein Bett und reibt ihn mit Lavendelöl ein. Vielleicht stimuliert ihn dies. Außerden wird sich eine von euch darum kümmern, dass seine Schläfen massiert werden. Vielleicht ist er dem Wahnsinn verfallen und reagiert deshalb nicht mehr. So arbeitet sein Gehirn vielleicht wieder und er besinnt sich darauf, dass ihn Menschen hier noch nicht gehen lassen möchten. Das wars schon, wenn die Gräfin nach mir verlangt, dann soll sie mich rechtzeitig rufen lassen. Ich bin ein alter Mann..." Noch einmal ein kleiner Seitenhieb auf das Weib, welches hier nun die Geschicke leitet, bevor auch der alte Medicus wieder davonschlurft.


Adam
01. Gilbhart 1461

Was hatte nun sein Gefühl, unwillkommen zu sein, mit Rondras innigem Verhältnis zum Alten zu tun? Er hatte nicht einen Moment daran gezweifelt, dass sie ihm die beste Pflege, die man für Geld kaufen kann, zukommen ließ. Vorbei war er - der kurze Moment der Empathie. Bevor er aber, der sich durch ihren Kommentar angegriffen fühlte, mit Worten zurückbeißen konnte, sagte sie den einen Satz, der die Wogen zwar nicht glättete, sie aber weniger hoch aufschlagen ließ. Er, Adam, musste ihm, Graufang, wichtig sein. Die starren Gesichtszüge wurden weich. Rondra hätte kaum etwas sagen können, dass ihm mehr bedeutete, was dann auch der ausschlaggebende Grund war, dass er sie nicht wortlos stehenließ, in der Absicht sie in ihrem Zimmer warten zu lassen, bis sie schwarz wurde. Am Ende war sie es dann, die fortging, nachdem er ihr stumm zugenickt hatte und seine volle Aufmerksamkeit dann Ana zuwandte, deren Hand er nahm und einen Kuss darauf gab. „An manchen Tagen verstehe ich Leom.“ Mehr sagte er nicht. Ana würde wissen, was er meinte. Wusste sie immer. „Und ich werde dir nicht versprechen, mich zurückzuhalten, nur weil sie schwanger ist.“ Ein gewisses Maß an Narrenfreiheit genoss sie deshalb bereits, aber er war nicht irgendwer und das sollte auch eine Frau Rondra Fugger, Familienoberhaut, beherzigen.
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Anakonda
01. Gilbhart 1461

„Das verlangt ja keiner, aber du kennst Rondra doch langsam.“
Dieser eine Satz konnte alles Mögliche bedeuten. Leicht werden die Augen verdreht, eine Reaktion die dem Liebsten mehr als bekannt ist. Manchmal genügt eine Fliege an der Wand um der Cousine den Tag zu versauen.
„ Ich warte dann unten auf dich, wird ja wohl nicht ewig dauern.“
Sanft wird Adams Hand gedrückt während Anas Gedanken schon bei den süßen Köstlichkeiten sind, die sie nun gänzlich für sich allein hat.
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Adam
01. Gilbhart 1461

Nein, ewig würde die Angelegenheit nicht andauern. Dafür neigte er viel zu sehr zur Ungeduld und er hatte im Gefühl, dass Rondra heute ebenso wenig wie er gewillt war, um den heißen Brei herumzureden und schneller zur Sache kam als vor Tagen noch in seinem Arbeitszimmer, als ihr Herumgeeiere zu einige Missverständnissen geführt hatte.
Lass dir noch ein wenig Wegzehrung mitgeben.“
Der Heimweg war lang. Sie hatten heute schon Stunden in der Kutsche zugebracht, um zur Cousine zu kommen und erst weit nach Mitternacht würde man wieder das heimische Schloss erblicken können. Der Hunger würde sich früh genug einstellen.
Mit einem Klapps auf ihren Hintern und einem Zwinkern trennte er sich von Ana. Der Besuch bei Graufang hatte ihm gut getan und ihm eine Last vom Herzen genommen. Der Alte würde leben und aufwachen, davon war der Herzog überzeugt, der jetzt auch zu hoffen wagte, dass Graufang ihm irgendwann vergeben konnte.

Ein Mädchen geleitete ihn zum Arbeitszimmer von Rondra. Ob fünfzehn Minuten wirklich vergangen waren, oder mehr oder weniger, es war ihm egal. Das Mädchen, das an die Tür klopfte und ihn ankündigen wollte, schickte er mit einer Handbewegung fort. Soweit kam’s noch. Rondra erwartete ihn, da würde sie kaum nackt in dem Raum stehen. Er hatte die Tür kaum geöffnet, da sah er sich nach der Blonden auch schon um.
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Rondra
01. Gilbhart 1461

Nein, die Zeitspanne ist natürlich nicht ausreichend gewesen, zumindest nicht ganz. Aber immerhin hat sie das Zimmer knapp vor ihm betreten. Sich hinter dem Schreibtisch zu verbarrikadieren wäre verlockend und der Stimmung wohl angemessen. Letztendlich hat sie es gerade mal bis zum Fenster geschafft, wie so oft. Schreibtisch samt Sitzgelegenheiten ein Stück hinter ihr, sie selbst der Tür zugewandt. „Danke.“ kommentiert sie seine Ankunft gelassen. Er hätte schließlich auch einfach gehen können, sie weiß wer er ist – auch wenn es ihr manchmal nicht ganz passen mag, diese gegenseitige Abhängigkeit. „Setz dich, wenn du magst.“ ihr Kinn deutet gen Schreibtisch, während sie keine Anstalten macht ihren Platz aufzugeben, lediglich eine viertel Drehung, damit sie das Fenster im Rücken hat und freien Blick auf den Raum. „Ich wollte mit dir über das Erbe sprechen.“ Worüber auch sonst, das Wetter in der Steier ist kein besonders ergiebiges Thema und dass stürmische Zeiten bevorstehen, dazu bedarf es weder einen Wetterfrosch noch vieler Worte. Sie würden sie überstehen, vielleicht. Tatsächlich hat er richtig gelegen, heißer Brei liegt ihr nicht und beim letzten Mal wurde er serviert weil sie nicht alleine waren. „Ich werde deiner Bitte nicht nachkommen.“ woher auf einmal nur diese Ruhe herkommt, jedenfalls klingt ihre Stimme vollkommen nüchtern. Der Entschluss ist schon älter als dieses Treffen, ja, sie hat ihn sogar bereits gefällt bevor dieses angebliche Gerücht aufkam. Diese unsägliche Geschichte.

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Adam
01. Gilbhart 1461

Er schloss die Tür hinter sich und ging die wenigen Schritte, die ihn näher zu Rondra brachten, aber immer noch eine Entfernung zwischen ihnen ließ, die nicht nur äußerlich bestand. „Nein, danke.“ Er wollte sich nicht setzen. Adam hätte es wohl getan, hätte sie Anstalten dazu gemacht, um nicht wie ein Bittsteller vor ihr zu stehen, aber da Rondra ihren Platz am Fenster nicht aufgab, blieb er, wo er war und wartete darauf, dass sie das Wort ergriff und ihm eröffnete, was sie ihm zu sagen hatte.
Das Erbe. Natürlich. Er war auf dem Weg hierhin selbst zu dem Ergebnis gekommen, dass nur das Grund dafür sein konnte, dass sie ihn noch einmal sprechen wollte und er zeigte keine Überraschung deshalb. Adam erwartete, dass sie seiner Bitte entsprach. Als sie dann das Gegenteil tat, erwischte sie ihn doch auf dem falschen Fuß und perplex sah er sie an. Wieso nicht?“
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Rondra
01. Gilbhart 1461

Wieso nicht? Gute Frage. Eine auf die Rondra keine rechte Antwort hat, sie hat sie sich in den letzten Tagen oft genug selbst gestellt. Aber es war zu erwarten gewesen, dass er sie stellen würde. Trotzdem starrt sie im ersten Moment wahrscheinlich genauso perplex zurück wie er sie gerade ansieht. „Weil…“ Ach, eigentlich wäre ‚weil‘ doch auch eine recht gute Begründung, oder nicht? Vor allem eine vollkommen ausreichende –aber wahrscheinlich nur in ihren Augen. „Du hast mich enttäuscht und den Onkel im Stich gelassen. Und ja, natürlich habe ich im ersten Augenblick daran gedacht, es lag einfach Nahe.“ Nur weil sie ihm aber noch lange nicht verziehen hat, heißt das nicht dass die Wut, die normalerweise heiß serviert wird, längst logischen Überlegungen gewichen ist. „Es sind keine einfachen Zeiten. Machen wir uns nichts vor, Adam. Es ist recht wahrscheinlich dass es bald ungemütlich wird, in der Steiermark. Wer weiß was vor uns liegt und wer am Ende überhaupt noch am Leben ist.“ Unverwandt haften die Blauen an Adam, forschend, aber vor allem neugierig. Neugierig darauf was in ihm vorgehen mag, was er denkt. Bis vor kurzem hat sie geglaubt ihn einschätzen zu können, bis er sie eines Besseren belehrt hat. Nun zählt also jedes Muskelzucken, um herauszufinden ob sie gerade einen bitteren Fehler macht, oder richtig handelt. „Die Familie, oder das was von ihr übrig bleibt, wird eine starke Hand brauchen, die sie führt, leitet und vor allem zusammenhält.“Ihre Lippen pressen sich für den Hauch eines Moments fester aufeinander, aber was hilft es, das was sie nun ausspricht ist die Wahrheit, so bitter sie schmecken mag. „Ich denke in dieser Zeit wäre diese Aufgabe für einen Mann leichter.“ wie viele in Frage kommende Männer haben sie? Einen der nicht längst den Zenit seines Lebens hinter sich gelassen hat, einen der die immerwährenden Klostermauern nicht jeder Auseinandersetzung vorziehen würde? Er wird es selbst wissen. „Noch besser wäre ein Paar und in Anakonda hast du ein recht…. willenstarkes Weib an deiner Seite.“ Ihre Schultern heben sich ein bisschen, fast als wäre ihr kalt, was kaum der Fall sein kann. „Außerdem habe ich viel nachgedacht. Ich weiß nicht was vorgefallen ist und ich verstehe es auch nicht wie du so handeln konntest. Aber ich hatte einst großes Vertrauen in dich und dass Onkel Graufang noch nicht vor Gram gestorben ist, wird irgendetwas bedeuten, hm? Und das wäre er sicherlich, wenn… “ wenn Adam ihn genauso enttäuscht hätte wie sie. „und zu guter Letzt muss ich dir vertrauen. Du bist mein Herzog. Kein noch so großes Lehen könnte mich an dich binden, wenn ich nicht davon überzeugt wäre dass du der richtige für die Steiermark wärst – und wenn du der richtige Mann für die Steiermark bist, bist du auch der richtige für die Fugger.“

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Adam
01. Gilbhart 1461

So wie Rondra es sagte, klang ihr Entschluss nur folgerichtig und Adam wollte ihr zu gern glauben, dass sie Recht hatte mit der Entscheidung, es akzeptieren und gehen, aber… „Rondra.“ Adam schüttelte den Kopf und rieb sich mit der Hand über die gefurchte Stirn. Die Zeit in Straßburg und die danach hatte ihm einiges über sich selbst gelehrt. Er wusste wo er stand, was er konnte und vor allem, was nicht. „Ich liebe die Familie. Auch wenn du es mir nicht glaubst.“ Wozu er ihr auch genügend Anlass gegeben hatte. Dass er Balthasar lieber tot als lebendig sah, war ein offenes Geheimnis und jetzt bangten sie um das Leben vom Graufang, der ihn nach Straßburg begleitet hatte. „Aber….“ Natürlich gab es ein aber bei seiner Antwort, „an erster Stelle steht für mich immer die Steiermark. Ich habe Graufang zurückgelassen, weil es hieß, die Steiermark brauche mich und“, er sah ihr offen ins Gesicht. Die folgenden Worte fielen ihm immer noch nicht leicht, auch wenn er sie schon einmal laut ausgesprochen hatte, „ich würde es wieder tun. Stünde ich vor der Wahl mich zwischen der Familie und der Steiermark entscheiden zu müssen, würde immer die Steiermark gewinnen und ich würde jeden von euch diesem Ziel opfern.“ Er wünschte, es wäre anders, aber er hatte erkannt, dass er niemals Herzog sein und vollständig für die Familie eintreten konnte. Es war unmöglich. „Ich wäre die denkbar schlechteste Wahl.“
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Rondra
01. Gilbhart 1461

Es ist schwer einen kühlen Kopf zu bewahren, denn eigentlich ist seine Antwort keine die sie in Rage bringen würde – bis auf die Tatsache dass es eben um den von ihr so sehr geliebten Onkel geht, den er ohne mit der Wimper zu zucken erneut verraten würde. Ob sie auch bei anderen Familienmitgliedern so reagieren würde? Sicherlich nicht bei allen. „Du würdest uns opfern?“ Es klingt nicht vorwurfsvoll, oder entrüstet, beinahe klingt es ein bisschen belustigt. „Adam. Ich verstehe deine Worte, womöglich auch deine Art zu denken, in dieser Beziehung. Aber ist dir ein Mal in den Sinn gekommen, dass sich wahrscheinlich ein jeder von uns für die Steiermark opfern würde?“ freiwillig, ohne Fragen zu stellen, für die Steiermark und ihren Herzog, dessen Identität unbestritten ist. „Du hast sie gehört, im Kabinett, bevor ich den Mund aufgemacht habe und der Steiermark, dir, die Gefolgschaft zugesichert habe.“ Ihr Blick geht zum Fenster, wo unten im Burghof emsiges Gewimmel herrscht. Trotzdem ist es immernoch ein Unterschied ob man sich selbst opfert, oder geopfert wird, das ist ihr auch klar. „Ich weiß es nicht Adam. Vielleicht kann ich es nicht einschätzen, weil ich nicht das Gewicht der Steiermark auf meinen Schultern trage. Also wirst du die Entscheidung für uns fällen müssen. Doch ich glaube dass die Geschicke der Steiermark und die unserer Familie nicht so einfach zu trennen sind, wie wir es einst glaubten.“ Die Lippen schließen sich und einige Sekunden kann sie sich nicht von dem Burghof losreißen. Opfern, es ist so eine Sache. Noch vor wenigen Monaten hätte sie heftiger reagiert. Allein die Erinnerungen an die vielen Streitereien mit Leom über die Familie sind Beweis genug. Heute weiß sie tief in ihrem Herzen dass sie etwas gefunden hat, für dass sie alles opfern würde, wenn sie keine andere Wahl hätte. Vielleicht ist es nicht zu vergleichen, vielleicht aber auch doch. Als sie den Cousin wieder ansieht ist das Verständnis wohl das vorherrschende Gefühl in ihrem Blick. Ein Gedanke, der ihr bisher nicht gekommen ist, betäubt ihre Fähigkeit zu sprechen für Sekunden. Wie würde sie entscheiden, wenn der Onkel zwischen ihr und Kelian stehen würde? Die eigene Antwort kommt ohne dass sie darüber nachdenken muss und sie ist vernichtend – und die Wahrheit würde Graufang mit ziemlicher Sicherheit ins Grab treiben.
Es dauert seine Zeit, bis Rondra es schafft den Blick wieder zu heben und Adam zu begegnen.
„Ich kann und werde dich nicht zwingen und wenn es dein Wille ist, so werde ich natürlich einen anderen Nachfolger bestimmen.“ Natürlich – und er kennt ihre Möglichkeiten zu gut. Kaum jemand der ihnen zusagen würde, doch der Vorteil wäre: Sie würde damit nicht leben müssen.

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--Graufang
01. Gilbhart 1461

"Bei Gottes großer Gnade, nehmt Eure Hände von mir!" Nicht sehr laut aber mit der Bissigkeit, die alten Menschen manchmal zu eigen ist, kommen die Worte über die ausgetrockneten Lippen. Alles scheint in eine Lavendel-Wolke getaucht. Der Geruch ist so intensiv, dass er alle Sphären zu durchdringen scheint. Hände, die gerade noch den fragilen Leib mit Tüchern gewaschen haben, ziehen sich zurück und ein zufriedenes Grunzen erklingt vom Krankenlager her. Seit Jahren hat keine Frauenhand den Körper in solcher Weise berührt und eine Krankheit ist wahrlich kein Grund, jetzt damit anzufangen. Fetzen, die Erkentnis in sich tragen, ziehen durch Graufangs Geist. Kurze Momente der Klarheit, des Wissens um seiner selbst. Doch die Schwärze zieht unbarmherzig am aufflackernden Bewustsein, legt sich immer wieder wie ein Mantel über den Erwachenden. Der Kampf Bewustsein gegen Dunkelheit wogt hin und her doch nach Augenblicken des Ringen beginnen die Augenlider des Alten zu flattern. Die erste Bewegung der Hand ist ein Grifff nach der Bettdecke, um sie über den entblösten Körper zu ziehen, damit der von Alter und Krankheit gezeichnete und ausgemergelte Leib den Blicken verborgen wird. Und auch die Decke scheint den Geruch von Lavendel zu verströmen, der jedoch dazu beträgt, dass der Geist nicht wieder in die Dunkelheit hinüber gleitet...


Adam
01. Gilbhart 1461 - Rondras Arbeitszimmer

Zwingen….. als ob man ihn dazu zwingen müsste….. Er liebte diese Familie und war selten auf etwas so stolz gewesen, wie auf den Wunsch Rondras, dass er ihr Erbe sein sollte in Bezug auf den Familienvorsitz. Die richtige Entscheidung wäre es, hinter dem Gesagten zu stehen und abermals auf seine im Brief geäußerte Bitte, ihn von der Pflicht zu entbinden, zu bestehen, aber Adam gefiel sich in der gedachten Rolle des Familienvorstandes so gut, dass er nur zu gern einen Sinn hinter Rondras Argumenten sah. „Du musst mich nicht zwingen.“ Die Gestalt des Herzogs straffte sich, als erwartete er einen Ansturm von hämischen Kommentaren wegen seiner Scheinheiligkeit doch das Erbe anzunehmen, obwohl er sich für ungeeignet hielt – die kamen auch, aber nicht von der Cousine und wurden auch nicht laut gesagt, sondern waren nur in seinem Kopf. „Wenn du immer noch der Meinung bist, ich wäre ein würdiger Nachfolger, dann werde ich es nicht ablehnen.“
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Rondra
01. Gilbhart 1461

Als sich sein Körper strafft, schiebt sich das Kinn der Blonden nach vorn, die Gesichtszüge unergründlich, wie aus Stein gemeißelt. Sie erwartet fast alles, nur nicht dass er doch noch annehmen könnte. Wer wenn nicht er? Die Antwort ist so schlüssig und doch hätte Rondra es lieber anders. Anakonda oder Sofia. Beides wieder Frauen, die eine sogar nun mehr eine Murtal als eine Fugger. Keine schlechten Optionen und doch irgendwie trotzdem nicht dass was sie für die Familie für richtig hält. Balthasar? Ha! Eher würde sie ewig weiterleben als ihm den Vorsitz zu überlassen.
Blitzartig schießen die Gedanken durch ihren Kopf und eigentlich ist Rondra schon viel weiter als bei Adam, immerhin hat er abgelehnt. Doch was folgt überrascht die Fuggerin, die Blauaugen weiten sich erstaunt und zeigen dass sie nun wieder vollkommen Teil des Gespräches sind. Er würde nicht ablehnen? Vorausgesetzt sie hält ihn für einen würdigen Nachfolger. Damit schafft er es ein ehrliches Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern, während sich Rondras Miene wieder etwas löst.
„Würdig Adam? Oh, ich selbst habe mich nie für würdig gehalten. Das Erbe was ich antrat war zu groß, genauso wie der Siegelring als ich ihn übernahm.“ Wie hätte sie auch würdig sein können? Sie hat von dem Mann geerbt dessen Entscheidungen unantastbar sind, dessen Liebe zur Familie heller strahlt als die Mittsommersonne – der Mann der schlicht unfehlbar ist (abgesehen von seinem Bastard, aber darüber hat sie gelernt großzügig hinweg zu sehen). Der Mann, den der Mann der vor ihr steht verraten hat und es wieder tun würde. Die Melodie des Lebens ist bisweilen doch eine recht seltsame.
„Ja. Ja, ich will dich genauso bedingungslos als meinen Nachfolger was die Familie angeht, wie ich dich auch als meinen Herzog will. Ich weiß nicht weshalb es so ist, Adam. Vielleicht ist es so, weil du immerhin ehrlich bist.“ was die Sache mit dem Opfern angeht zumindest. „ Demzufolge werde ich mein Testament also nicht neu aufsetzen.“ Ihre Entscheidung ist somit gefallen. Es wäre aber auch fatal würde sie ihm kein Stück weit mehr vertrauen, ihr Leben würde womöglich bald in seinen Händen liegen. Wird ihr Blick tatsächlich etwas weich? Oh, das passt alles nicht so ganz zusammen, die tiefe Enttäuschung, ihr Erbe und das was sie nun noch zu sagen hat. „Opfere nur nicht leichtsinnig oder unüberlegt.“

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Adam
01. Gilbhart 1461

Was hatte er getan, dass sie überhaupt annehmen konnte, er würde leichtsinnig und unüberlegt opfern? Adam runzelte die Stirn. Der letzte Satz schmälerte die Wirkung derer zuvor ungemein und die Freude, über das Gesagte trübte sich. Die Miene verschloss sich wieder, wurde hart, um nicht zu zeigen, dass sie ihn getroffen hatte. „Werde ich nicht“, sagte er und war enttäuscht, dass er ihr das versichern musste. „Ich nehme an, ich bin dann entlassen?“ Verquer, dass der Herzog seine Vasallin das fragte? Nicht, wenn‘s gleichzeitig das Oberhaupt der Familie war und es um deren Sache gerade ging.
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