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Grafschaft Leoben - Die Massenburg

Rondra
19.02.1462

Ein Nicken und ein langer, sanfter Kuss bestätigen dass auch für Rondra die gemeinsamen Zeiten und die körperliche Nähe zu wichtig sind, als dass sie darauf eigentlich verzichten will. Aber wie er eben andeutet, jedes Mal birgt die Gefahr einer erneuten Schwangerschaft. Wäre es für sie eine Schreckensnachricht? Ja und nein. Natürlich steht außer Frage dass da Kinder sein sollen. Nur jetzt wäre es nicht unbedingt in ihrem Sinn, auch wenn man von dem kleinen Stempel eines Fünfmonatskindes einmal absieht. Marburg, das Grauen ist noch zu nah, vor allem in den Nächten und ihr Wunsch herauszufinden ob eine erneute Schwangerschaft heilend sein könnte hält sich in Grenzen – nicht auszudenken wenn es nicht so wäre. „Du sollst auch nichts überstürzen.“ Ihr blick schweift stetig umher, während er über sie gebeugt ist. Seine Lippen, seine Nase, das recht lange Haar. Überall einmal und den direkten Augenkontakt meidend. Als Kelian wieder liegt, lässt Rondra erst vorsichtig, dann schließlich zärtlich kraulend und streichelnd ihre rechte Hand durch sein Haar gleiten. „Es wird alles gut werden, ich bin überzeugt davon.“ Ja, jetzt bei ihm auf alle Fälle, keiner könnte ihr etwas anhaben. „Zumindest meistens.“ Man soll ja ehrlich bleiben. Nun ist es wohl an Rondra zeitweise dösend fortzudämmern. Nie lange und auch nie tief, Müdigkeit ist es nicht direkt, doch eine träge Mattheit, dank des seltsamen Schlafverhaltens am vergangenen Tag.
Langsam scheint die Massenburg aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwachen. Die ersten dumpfen Rufe klingen herein, immerhin liegen direkt unter ihnen Wirtschaftsräume. Ein leises, unwilliges Murren rollt in Rondras Kehle. Es würde Zeit werden, schon jetzt ist es unwahrscheinlich dass die Gräfin im blauen Morgenrock unbemerkt durch die Gänge schleichen kann. Trotzdem, oder eben gerade deshalb sollte sie aufbrechen, auch wenn es Rondra nicht sonderlich stören würde gesehen zu werden – nun gut, zumindest wenn es nicht gerade beim Verlassen des Zimmers ist.
Mühsam, weil die Fuggerin eigentlich gar nicht will, setzt sie sich schließlich auf, der Körper des Kerls wird dabei sanft von ihr geschoben. Nachthemd, Schuhe, Mantel. Selbst hier auf der Burg hat es einen fahlen Beigeschmack ihn morgens verlassen zu müssen. An der Tür zum Wohnraum bleibt Rondra stehen.
„Gehst du vor?“ Es muss nicht sein gleich in die nächstbeste Magd zu rennen. Eine Frage die bejaht wird und sie in den Genuss bringt zusehen zu können wie er sich ankleidet. Ein Kuss und noch einer. Bittersüße Erinnerungen, irgendwie. Keine die sie unbedingt kosten will, aber weshalb nur fallen diese Abschiede immernoch so schwer? Längst sind es nicht mehr die Verabschiedungen auf unbestimmte Zeit, wie es früher einmal gewesen ist. Trotzdem kommt sich Rondra gerade in diesen Momenten immernoch vor wie ein Zeitdieb.
Doch schließlich geht es hinaus, im Wohnzimmer ist niemand und auch der Gang scheint ruhig zu sein. Noch ein kurzes Auflegen der Lippen, bevor sich Rondra schließlich von Kelian löst, um eilig den Weg zurück anzutreten. Mit Sicherheit wäre ihre Kammerzofe bereits wach und würde sich wundern wenn sie zur Tür herein kommt. Nun, vermutlich wird sie sich daran gewöhnen müssen. Noch ein Grund mehr Katerina nicht aufzunehmen.

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Arioste
23. Hornung 1462 – auf Abwegen

Das mit der Selbsterkenntnis ist ja immer eine Sache für sich. Aber manchmal kommt man wohl nicht umhin sich einige Gedanken in dieser Hinsicht zu machen, spätestens dann, wenn man sich das eigene Denke und Handeln nicht mehr recht erklären kann und sich öfters mal die Frage ‚Warum eigentlich?‘ stellt. Man ahnt vielleicht schon, dass es wenig erfreulich sein wird was man vorfindet wenn man die Rätsel ergründet hat und schiebt dieses Unterfangen so lange vor sich her, bis es einen schließlich in einem ungünstigen Moment wieder einholt.

Diese Erfahrung darf auch Arioste machen, als sie auf dem Weg nach Leoben ihren Gedanken nach hängt. In letzter Zeit hat sie sich des öfteren gefragt, woher die eine oder andere Meinung über sie wohl herrührt und wann sie sich manch ein Verhalten eigentlich angeeignet hat. Denn gerade diese vermeintliche Tugendhaftigkeit beißt sich doch an manchen Stellen sehr mit der eigenen Lebensgeschichte.
Sicher, in den letzten Jahren ist sie um einiges ruhiger geworden und hat sich auch mehr dem Glauben zugewandt als noch vor vier Jahren, aber dennoch ist sie wohl kaum zu einem gänzlich anderem Menschen geworden. Der Schlüssel liegt wohl in der Versuchung. Denn wenn die nicht vorhanden ist, kann man leicht tugendhaft sein.
Das ist zumindest ihre Erkenntnis am Ende der kurzen Reise und es scheint eine schlüssige Erklärung für so vieles zu sein, mindestens aber für die vielen Abende in letzter Zeit, in denen die Sinne berauscht waren. Denn das kennt sie durchaus von früher, doch in den letzten Jahren hatte sie sehr abstinent gelebt, aber eben auch ohne passende Gesellschaft zum Trinken. Gelegenheit macht Diebe sagt man, und so ist es wohl auch mit vielen anderen Dingen die nichts mit Stehlen zu tun haben.

Zumindest ist nun die eigene Strategie durchschaut, die sich unbewusst eingeschlichen hat. Sie umgeht einfach alle Situationen in denen das Wollen nicht im Einklang mit dem vermeintlichen Sollen steht. Ob diese Erkenntnis nun irgendetwas besser macht sei dahin gestellt. Ist es gut zu wissen dass man sich selbst nicht traut? Oder sich eingestehen zu müssen, dass man doch einen schwachen Willen hat der Verlockungen kaum zu widerstehen vermag? Wahrscheinlich nicht, aber das Ganze verliert doch sehr an Schrecken durch den Umstand, dass sie ihm vertraut, vor allem auch in dieser Hinsicht.
Das hat sich in den letzten Tagen doch heraus gestellt, und angesichts dieser freudigen Entwicklung sind ihr die Grübeleien noch weniger willkommen als sonst. Aber vielleicht erfüllt es zumindest den Zweck dass die Muskeln in ihrem Gesicht nicht durch das ständige Grinsen zu schmerzen anfangen. Zumal… ob die Cousine ihre Freude teilt sei mal dahin gestellt. Seit die Massenburg in der Ferne aufgetaucht ist fühlt es sich fast so an als würde der Schatten des riesigen Bauwerks sie zu erdrücken versuchen.

Vielleicht kommt sie auch mit zwei schlechten Nachrichten statt mit einer guten und einer schlechten. Sie seufzt leise. Wahrscheinlich ist es so, aber es hilft ja nichts. Besser die Freundin würde es aus ihrem Mund erfahren als durch das Gerede der Leute. Und Gerede gibt es sicherlich schon, dafür ist die Sache zu offensichtlich. Und gerade nach der letzten Erfahrung wie sehr sich schon ein Nichts aufbauschen kann, will sie das auf keinen Fall riskieren und beißt lieber in den sauren Apfel und ‚beichtet‘ es selbst.
Die andre Angelegenheit… nun, da ist die Schwarzhaarige noch sehr unschlüssig, ob sie nicht besser mit Kelian darüber reden sollte, schließlich will sie die Cousine nicht unnötig beunruhigen. Aber das würde sie wohl eher spontan entscheiden. So vergeht die Zeit durch die Gedankenspiele wie im Flug und ehe sie sich versieht findet sie sich auf dem Burghof wieder. Der Hals des Mausgrauen wird getätschelt ehe sie sich von seinem Rücken gleiten lässt und einem Knecht die Zügel in die Hand drückt. Dem nächsten Bediensteten der sich nähert wird ihr Anliegen kund getan.
„Ich möchte die Gräfin von Leoben sprechen.“
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--Lia
Leoben - 23. Hornung 1462

Die Reiterin wurde schon einige Zeit vorher bemerkt, aber die absolute Bestimmtheit, dass sie auf die Burg will, ist erst vor wenigen Minuten eingetreten. Dennoch, die Gräfin ist zum zweiten Mal neu hier - man gibt sich also Mühe.

Einer der Knechte eilt sofort zu der anderen Gräfin, was man natürlich nicht weiß, um den Mausgrauen abzunehmen. Er brummt ihr leise entgegen, dass er sich um das Tier kümmern wird und es zu ihrer Abreise wieder bereit sein wird. Getränkt und mit ein wenig Heu gefüttert. Wäre ja noch schöner, wenn ein fremdes Vieh hier den Hafer wegfressen würde, schließlich war Krieg. Die Hand deutet auf die Tür, dahin würde sie wohl gehen müssen. Allerdings nicht alleine.

Aus dem Haus eilt ein junges Ding. Sehr jung sogar, vielleicht dreizehn oder vierzehn. Lange ist sie noch nicht auf der Burg, gelernt hat sie schon viel. Sie knickst vor der Schwarzhaarigen, so wie man es ihr beigebracht hat. "Guten Tag, ich bin Emilia. Ich führe Euch ins Kaminzimmer und werde der Gräfin dann sofort Bescheid sagen." Gepäck sieht sie nicht, weshalb auch keiner der anderen Burschen herangeholt wird. Mit schnellen, aber auch nicht zu schnellen Schritten geht es Richtung Tür, welche einen Spalt offen steht und so recht einfach aufgemacht werden kann. Draußen stehen Wachen, die aber längst beschlossen haben, dass Arioste keine Gefahr für die Gräfin darstellt.

Durch Gänge geht es, eine Etage höher, links, rechts und gerade aus. Die Burg ist alt und teilweise ein wenig verwinkelt. Schließlich aber öffnet das junge Ding eine Tür, bittet die andere einzutreten. Ein Feuer prasselt, es stehen Sessel bereit und der Ausblick ist natürlich herrlich. "Möchtet Ihr etwas Trinken?" Sollte dieser Wunsch geäußert werden, würde sie sofort springen. "Wen soll ich der Gräfin melden?" Dies wäre sicherlich auch noch wichtig.


Arioste
23. Hornung 1462 - Im Kaminzimmer

die Schwarzhaarige findet es fast schon erschreckend, wie viel Volk sich auf der Burg tummelt und wie rege es ist. Es erinnert sich an die Dienerschaft in Rondras Haus und lässt Greifenfels einmal mehr wie ein plumpes Dornröschen im Winterschlaf wirken. Sie ist fest davon überzeugt, auf ihrer Burg hat sich noch nie jemand so schnell und emsig bewegt wie es hier anscheinend alle tun.

Dem Mädchen das sich nähert wird zugelächelt und genickt bei den Worten. Dann folgt sie ihr durch die verschlungenen Gänge und Treppen und kommt sich erst einmal vor wie in einem Irrgarten. Kein Wunder das Johanna das Bauwerk als große Spielwiese ansieht, ein Kind das sich versteckt würde man sicherlich stundenlang suchen können. Sie mustert das Mädchen das mit eiligen Schritten voran geht. Vielleicht sind die Schritte garnicht so eilig wie sie ihr vorkommen, sie ist noch recht jung, da sind die Beine wohl noch kürzer und die Bewegungen die zum gleichen Tempo führen müssen eben öfters ausgeführt werden. Unwillkürlich schüttelt Arioste den Kopf. Was für merkwürdige Gedanken man sich macht, wenn man nervös ist, und das ist sie zweifellos, auch wenn es irgendwie albern ist.

Schließlich kommt man im Kaminzimmer an und anerkennend schweift der blick kurz durch den Raum. Alle Achtung, die Cousine lebt nicht schlecht und vor allem die Sessel vorm Kamin wirken sehr einladend. Als das Mädchen sie wieder anspricht überlegt sie kurz.
"Ich denke ein Tee wäre ganz recht." Einerseits um die Finger wieder aufzuwärmen, andererseits würde die Blonde wohl auch dieses Getränk wählen, zumindest ist es nicht unwahrscheinlich, dass ihre Nerven danach verlangen werden. "Melde Ihr Arioste Fugger" wird schließlich noch der Name genannt, ehe sie das Mädchen ihren Aufgaben überlässt und selbst zum Fenster geht um hinaus zu sehen. Die Aussicht hier muss ja schließlich wirklich fantastisch sein.
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--Lia
Leoben - 23. Hornung 1462

Einen Tee also will die andere trinken. Den kann sie nun aber nicht gleich aus dem Hut zaubern, weshalb sie einmal nickt. "Ich werde in der Küche Bescheid sagen." Sie selbst würde das Getränk dann wahrscheinlich wieder bringen.

Das Nennen des Namens ist ein wenig heikel, denn es erwischt das junge Ding auf dem falschen Fuß. Ohje, eine Verwandte der Gräfin. Ob man sie angemessen empfangen hat? Sie ist sich nicht sicher, ob nicht vielleicht ein anderer Empfang richtig gewesen wäre. Soviel, was es zubeachten gibt. "Sehr wohl, Frau Fugger."

Von der einen Fugger also zur anderen, wobei eines der anderen Mädchen in die Küche getrieben wird, auf dass dort Bescheid gegeben wird, dass die Herrschaften Tee wünschen. Durch verborgene Gänge geht es durch die Burg, damit man sich schneller und unauffällig bewegt. Ein Klopfen am Zimmer der Gräfin, bevor die Kleine eintritt und tief knickst, ja sogar noch am Boden bleibt, während sie spricht. "Gräfin, Ihr habt Besuch. Arioste Fugger wartet im Kaminzimmer auf Euch. Habt Ihr andere Wünsche als Tee für ein Getränk?
Soll ich..."
Oh, im Sprechen schon bemerkt sie, dass es sicher unangebracht ist, aber einmal angefangen kann sie wohl schlecht aufhören. "...Euren zweiten Gast ebenfalls unterrichten, so dass er im Kaminzimmer zu Euch stoßen kann?" Hochrot kniet sie nun da, weshalb das Mädchen sobald die Antwort erfolgt ist, die Gräfin alleine lassen würde, um sich um eben diese Wünsche zu kümmern.

Durch die Gänge hin zur Küche, Tee entgegen nehmen und was immer auch die Blonde wollen würde, bevor sie langsamer diesmal zu den Weibern zurückkehren würde. Sicherlich wäre die Blonde längst da und die beiden in einem Gespräch verwickelt, bevor Emilia wieder auftauchen würde.


Rondra
23.02.1462

Zwei blaue Augenpaare sind es, die sich auf das junge Ding legen als diese eintritt. Wie so oft in den letzten Tagen sitzen Gräfin und Verwalter beisammen am Schreibtisch der Herrin. Jeder auf einer Seite und tief über Bücher, Pergamente und Karten gebeugt. Zum einen ist eine Absprache dringend notwendig, denn natürlich ist der Krieg auch durch ihre Ländereien gezogen, wenn hier auch nicht gekämpft wurde. Nahrung ist knapp bemessen, der Frühling lässt auf sich warten, natürlich nichts gravierendes, aber es gilt schlimmeres zu verhindern und die zu ersetzen, die aus Leoben im Krieg geblieben sind. Keine schönen Themen, aber dringliche.
Doch das Gespräch verstummt als das Mädchen ihre Ankündigung vorbringt und natürlich hat die Cousine nun Vorrang.
„Danke. Ich werde hinuntergehen. Nein, Tee ist sehr gut. Aber eine Kleinigkeit zu essen wäre angebracht.“ Ein bisschen ratlos sucht sie den Blick des blonden Mannes. Rondra hat keine Ahnung wie es um die Küche auf der Massenburg bestellt ist, aber irgendwas würde sich sicherlich finden lassen, sonderlich wählerisch ist sie nicht – sehr zum Leidwesen einiger Bediensteter. Doch da dieser dem Mädel auch lediglich entlassend zunickt scheint ihre Bitte wohl zu genügen. Ach nein, da war ja noch mehr. „Unterrichte Herrn Peverell von der Ankunft meiner Cousine, er wird selbst entscheiden ob er uns Gesellschaft leisten will oder nicht.“ Wer weiß, vielleicht bleibt die Dunkelhaarige ja auch zum Abendessen, dann würde man sich ohnehin sehen. Damit ist Emilia nun wirklich entlassen und ihr Abgang wird in den leisen, abschließenden Worten des vorangegangenen Gespräches untergehen.
Vom Verwalter verabschiedet und schon geht es zum Treppenturm. Johanna würde sicherlich einen schnelleren Weg kennen, Rondra nicht, sie muss sich meistens mit den offiziellen Wegen zufrieden geben. Immerhin, Rondra hat sich verbeten dass in jedem Flur ständig eine Wache herumlungert und nur darauf wartet Türen zu öffnen, so weit würde es auf ihrer Burg nicht kommen. So schon ist das Gewimmel und Gewusel am Tage beinahe unerträglich. Gut, man ist aber auch erst dabei einen gemeinsamen Nenner zu finden.
So kommt es also dass der Blondschopf sich selbst die Tür zum Kaminzimmer öffnet und eintritt.
„Arioste! Was für eine wundervolle Überraschung und eine gute Idee vorbei zu schauen.“Die Tür wird geschlossen, auch wenn somit nicht unbedingt neugierige Ohren ausgeschlossen sind, immerhin hat dieses Zimmer die berühmte Galerie. Rondra steuert auf die Cousine zu, um sie mit einer leichten Umarmung und einem Wangenkuss zu begrüßen. „Komm an den Kamin, es ist immernoch fürchterlich kalt draußen…“ Die Tür welche vom Kaminzimmer zum Familienzimmer abgeht ignoriert Rondra beinahe schon auffällig. „Erzähl, welche Neuigkeiten gibt es aus Bruck? Hast du schon Pläne für deine Abreise?“ Leichthin gefragt, denn tatsächlich hat sich Rondra in dieser Beziehung noch wenig Gedanken gemacht.

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Arioste
23. Hornung 1462 - Im Kaminzimmer

Nun ist gleich taktisches Geschick von Nöten, den Arioste ist sich sicher, dass Rondras Stimmung wohl ein wichtiger Faktor ist. Also vielleicht erst einmal sie reden lassen, ihre Gedanken auf etwas angenehmes lenken und nachdem sie anscheinend heil hier angekommen ist, scheint der Ball ja ein Erfolg gewesen zu sein. Also vielleicht erst einmal nachfragen wie es war, damit Arioste die Zeit gewinnt die sie braucht um eine passende Formulierung zu finden. Vielleicht erst einmal eine schlechte Nachricht, die man dann relativieren kann? Etwas wie: ‚Ich werde nicht in Graz bleiben.‘ Dann einige Sekunden wirken lassen um schließlich nachzuschieben ‚aber ich bleibe in der Steiermark, in Bruck.‘ Das klingt an sich gut, aber ob es wirklich die beste Strategie ist? Zu unberechenbar sind die Launen der Blonden. Jetzt fragt sie sich, über was sie sich eigentlich auf dem ganzen Weg hierher Gedanken gemacht hatte.

Der Blick der Schwarzhaarigen ist aus dem Fenster gerichtet, solche Aussichten haben immer eine unglaubliche Faszination für sie. Erst als die Türe aufgeht und sie ihren Namen hört kann sie sich davon losreisen und geht der Cousine entgegen um die Begrüßung zu erwidern. Der Aufforderung sich zu setzen kommt sie nur zu gern nach und so machen es sich die beiden Frauen auf den Sesseln vorm Kamin bequem. Noch eine Gelegenheit kurz die Gedanken zu sortieren, immerhin scheint die andere gut gelaunt zu sein, das lässt hoffen. Die ersten Überlegungen werden also wieder verworfen, zumal sie ja direkt nach Neuigkeiten fragt. Etwas verlegen beginnt sie nun zu sprechen.
„Es gibt tatsächlich Neuigkeiten aus Bruck, die du erfahren solltest, auch was meine Abreise angeht.“ Also gleich die Karten auf den Tisch legen und sie fragt sich warum es ihr so unglaublich schwer fällt. Ihr gegenüber sitzt immerhin der Mensch der sie wohl auf dieser Welt am besten kennt. Aber vielleicht ist gerade das Problem.
„Ich werde wohl noch eine Weile in Bruck bleiben. Um ehrlich zu sein… vielleicht werde ich ganz in Bruck bleiben.“ Kommt das nun auch richtig an? Da ist sie sich nicht ganz sicher, immerhin, es wurde auch noch nicht geklärt wie es allgemein weiter gehen soll, bisher stand im Raum dass sie vielleicht sogar zurück nach Duria geht. Also sollte sie gleich etwas ausführlicher werden, bevor die Stimmung der anderen zu sehr umschlägt. „Ich meine, ich überlege ganz in der Steiermark zu bleiben, nach Bruck zu ziehen und mir eine Wohnung in Graz zu suchen. Es ist nicht weit und wenn du mich brauchst musst du mir nur schreiben und am nächsten Tag bin ich dort.Ist das nun doch die ursprüngliche Strategie nur leicht abgewandelt? Irgendwie schon, aber in ihren Ohren hört es sich gar nicht so schlecht an. Der erste Ansatz von Zukunftsplanung.

Sie sucht kurz den Blick der Freundin und beißt ein wenig verlegen auf der Unterlippe herum. Jetzt kommt der eigentlich schwierige und unvermeidliche Part wegen dem sie ursprünglich her gekommen ist. Arioste hat sich vorgenommen die Fakten gleich auf den Tisch zu bringen und sich das sonst für sie übliche Hin und Her zu sparen, das hat sie mit dem Kerl schon zur Genüge gehabt. Aber angenehmer macht es das dennoch nicht. Sie richtet sich im Sessel auf und atmet einmal tief durch.
„Nachdem ich um das Warum nicht kommen werde und du es von mir hören solltest…“ Sie gerät ins Stocken. Was nun? ‚Ich habe jemanden kennen gelernt‘ das klingt nun wirklich zu abgedroschen. Wahrscheinlich hat allein das Zögern schon verraten in welche Richtung es gehen wird.
„Ich habe festgestellt, das mir doch sehr daran gelegen ist den Bürgermeister dieses netten Dorfes besser kennen zu lernen.“ Das Wer ist schon einmal ausgesprochen, aber da sie davon ausgeht Rondra wird das nicht gerne hören und könnte ihr gleich alle anderen Interpretationen des Satzes vorlegen wird sie noch ein bisschen deutlicher. „Beziehungsweise sind wir was das angeht wohl der gleichen Meinung.“ Es klingt genauso verkorkst wie das Gespräch das sie mit Kaylis zu diesem Thema geführt hatte, also muss sie unwillkürlich schmunzeln, obwohl es vielleicht nicht sonderlich angebracht ist.
„Herrje, wann ist das alles denn so unglaublich schwierig geworden?“
Die Frage stellt sie sich wohl eher selbst als der Blonden, deren Blick sie bei den letzten Sätzen gemieden hat. Also ein letzter Versuch das ganze noch einmal in die passenden Worte zu fassen. „Ich mag ihn. Sehr gerne sogar. Ich habe es in Graz bemerkt dass ich ihn in meiner Nähe nicht missen will. Deswegen will ich bei ihm bleiben, die Gelegenheit haben ihn besser kennen zu lernen und abzuwarten wohin es führt.“ Nun ist es also raus und vorsichtig schaut sie wieder zu Rondra, sichtlich angespannt wie jene reagieren wird und mit wem sie eigentlich spricht. Der Freundin oder dem Familienoberhaupt.
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Rondra
23.02.1462

Oh ja, Neuigkeiten, Klatsch und Tratsch, die üblichen Dorfgeschichten, das Übliche eben. Das wäre was. Nein, beschaulich kann man die letzten Tage nicht nennen, bei weitem nicht. Aber die Massenburg ist eben doch so etwas wie ein winzig kleines Dorf für sich – und sie der Kern von dem so gut es geht alles ferngehalten wird. Nun, auch wenn die letzten beiden Tagen das alles wieder relativiert haben, egal wo sie zu leben scheint, die Ereignisse finden sie, oder eben ihre Lieben.
Doch das Gespräch nimmt einen Anfang den Rondra so nicht erwartet hat. Noch eine Weile in Bruck, gut – vielleicht ganz in Bruck?! Warum um alles in der Welt, als hätte Graz nicht alles zu bieten was nötig wäre. Auch die weiteren Sätze bieten keinen Aufschluss darüber weshalb nun Bruck und nicht Graz. Doch wenn sie ehrlich ist, als der Grund dann schließlich fällt, wäre es ihr wohl lieber gewesen ihn nicht zu kennen. Der Bürgermeister. Ihn über sein Amt zu definieren ist vielleicht nett gemeint, macht es aber nicht besser und Rondra weiß natürlich ganz genau wen Arioste meint.

„Kaylis von Wettin. Du willst Kaylis von Wettin besser kennenlernen?“ Ja, Arioste und sie, sie kennen sich vielleicht wie niemand sonst auf dieser Erde – oder kannten sich, auch wenn es ungerecht ist nun so zu denken, denn die Vertrautheit der letzten Wochen war gewiss keine Einbildung. Trotzdem, es ist ein Schlag in die Magengrube, wenn nicht gar ins Gesicht. Rondras Einstellung zu dem Kerl ist wahrscheinlich hinlänglich bekannt. Nicht nur zu ihm, zu den Siedlern allgemein, aber zu Kaylis insbesondere. Warum? Ihre Sache, zumindest bisher. Nein, mehr noch und so ergänzt der Blondschopf. „Ihr wollt euch besser kennenlernen und deshalb willst du nach Bruck ziehen, zu ihm.“ Nüchtern zusammengefasst was wie ein Klumpen in ihrem Magen zu gären beginnt. Ja, sie steht ihr nahe, sehr nahe und wahrscheinlich ist es das was Arioste vor dem Ausbruch schützt, der nun eigentlich erfolgen müsste und bei jedem anderen Familienmitglied zweifelsohne erfolgt wäre. Trotzdem kann Rondra nicht einfach sitzenbleiben als sei dies hier eine nette Plauderstunde. Etwas ungelenk und steif erhebt sie sich aus dem Polstermöbel. Schweigen. Das Gehörte muss verarbeitet werden, was alleine schon ein Ding der Unmöglichkeit ist. Der Kerl ist in ihre Heimat eingefallen, saß im Siedlerrat und was auch immer sie von ihm halten mag, das ist nicht zu verzeihen. Ausgerechnet den will sie kennenlernen? Sie mag ihn! Wie schön. Rondra kann ihn nicht ausstehen.
Wie sollte es auch anders sein, der Blondschopf beginnt zu wandern. Erst geht es am Kamin hin und her, dann Richtung Fenster, aus dem hinausgestarrt wird, ohne dass Rondra wirklich etwas sehen würde. Schneebedeckte Tannen, die sich an den Massenberg schmiegen. Nein, sie vermögen die Blauaugen heute nicht an sich zu binden. Mit einem Ruck strafft sich ihre Haltung und Rondra wendet sich um zur Cousine. Egal wie sie zu dem Wettiner steht, es gibt Einwände welche sie in jedem Fall haben würde bei dieser Sache, selbst wenn es sich um einen angesehenen, steirischern Adeligen handeln würde und nicht um seine Schussligkeit den Siedlerbürgermeister, von dem sie in einem ganz anderen Leben mal eine Menge gehalten hat.
„Willst du dich und die Familie zum Gespött der halben Steiermark machen, indem du wegen eines Kerls ins Nachbardorf ziehst, ohne das auch nur irgendwelche ernsten Absichten erkennbar wären? Wären sie das, würdest nicht du es sein die hier vorspricht, zumindest nicht allein.“ Da spricht das Oberhaupt, aber auch wenn man es annehmen könnte, so fehlt Rondras Stimme die sonstige Schärfe, erstaunlich ruhig spricht sie, aber es geht ja auch im Augenblick nur um die Fakten. „Um ihn näher kennenzulernen musst du nicht gleich gänzlich umziehen, auch wenn ich es unter diesen Voraussetzungen für unschicklich und nicht angemessen halte dass du bei ihm wohnst. Du könntest auf Leoben wohnen, wenn du es näher nach Bruck haben musst – niemand würde daran Anstoß nehmen und er kann…. Die Sache angehen wie es sich geziemt.“ Ihr Mund verzieht sich unwillig. Ob der Kerl das überhaupt kann? Ihre Miene drückt die Zweifel aus, auch ihr ist sein Ruf nicht verborgen geblieben. „Ich erwarte dass du dich nicht verhältst wie all diese kopflosen Weiber.“ Ein kleines Lächeln, fast könnte man es entschuldigend nennen und sie relativiert das Gesagte wieder. „Ich weiß dass du nicht so bist. Aber ich erwarte dass auch er das weiß und sich entsprechend verhält.“ Wie, das würde er wohl selber wissen, oder nicht? Wenn nicht ist dieses Gespräch ohnehin bereits verschwendete Liebesmüh.

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--Lia
Leoben - 23. Hornung 1462

Puh es gab keinen Ärger, weil sie vermessen oder unverfroren war. Eigentlich hat das Mädchen damit gerechnet. So aber ist die Seele doch gleich wieder viel leichter und der Weg zur Küche nur noch halb so schwer. Nicht auszudenken, wenn sie gleich in den ersten Tagen einen Fehler machen würde.

In der Küche angelangt wird nicht nur nochmal nach dem Tee verlangt, sondern auch gleich nach Gebäck. Eine Weile würde es dauern, weshalb sich das Mädchen in der Küche mit einem der dort arbeitenden austauscht. Klatsch und Tratsch sind eben gerne gesehen, selbst wenn man noch so jung ist. "Noch mehr Besuch!" Immerhin hatte der Kerl, der ebenfalls mit hier wohnt gestern noch jemanden mitgebracht. "Es ist eine Verwandte der Gräfin, vielleicht eine Cousine. Für Schwestern sehen sie sich kaum ähnlich genug." Die andere fällt gleich ein. "Ja, hast du dies von der anderen gehört, die der Kerl mitgebracht hat? Es soll ganz schlecht um sie stehen." Interessiert beugt sich das Mädchen vor. "So? Was hat sie?"

So geht es hin und her, die letzten Tage wurde sich schon ausgiebig über die seltsame Beziehung zwischen den beiden Anwesenden zwischen dem Personal ausgelassen. Natürlich hat es die Runde gemacht, wie sich das Weib gleich in der ersten Nacht von ihm verabschiedet hat, was darauf hindeutet, dass er wichtig ist. Zumindest für sie. Auch das große Gästezimmer bietet diesen Hinweis. Einige der Mädchen haben außerdem betont, wie hübsch anzusehen er sei und dies tut in keiner Weise einen Abbruch, wenn er mit dem fröhlichen, kleinen Mädchen durch die Burg spaziert. Unbemerkt ist natürlich auch nicht geblieben, dass die Gräfin den ein oder anderen Morgen nur im Morgenmantel durch die Gänge spaziert ist. Dies lässt doch nur einen Schluss zu?

Diese kleine Tratscherei wird aber unterbrochen, als sie angestupst wird von einer der anderen, die auch noch in der Küche arbeiten. Tee und auch Gebäck. Das Tablett wird von den noch recht jungen Händen genommen und wieder ist sie unterwegs durch die Burg. Gänge, bekannt und unbekannt, bevor sie schließlich ohne zu Klopfen in das Zimmer tritt. Das Tablett wird auf den Tisch abgestellt, jeweils in einen Becher Tee eingegossen und zumindest der einen Sitzenden angeboten. Ein Knicks, bevor sich das Weib in Hörweite zurückzieht. Für alles, was nicht ihren Namen beinhaltet ist sie natürlich taub und sehen kann man sie auch nicht. Perfekt gelöst.


Arioste
23. Hornung 1462 - Im Kaminzimmer

Nun zieht also der erwartete Sturm auf. Sie fühlt sich einen Moment wie ein kleines Kind das etwas angestellt hat, und nun darauf wartet von der Mutter zusammengestaucht zu werden. Als sie sich dessen bewusst wird richtet sie sich erst einmal auf und lauscht geduldig den Worten die aus dem Mund der anderen sprudeln. Das schmunzeln bei der Art und Weise wie die Cousine seinen Namen ausspricht lässt sich nur schwer unterdrücken. Vielleicht wird zumindest diese Situation dadurch besser, dass sie darauf vorbereitet ist. Die braunen Augen verfolgen aufmerksam die Regungen im Gesicht der Blonden, die schließlich aufsteht und schweigend umher geht. Sie wird sich unterstehen gleich etwas zu erwidern, aber in Gedanken ist das erste Missverständnis schon vermerkt.
Als sie wieder anfängt zu sprechen drängt sich unmittelbar der Schluss auf, es wäre besser sie hätte es nicht getan. Arioste zwingt sich dazu tief durchzuatmen und lauscht weiter aufmerksam, sortiert das Gehörte für sich und bemüht sich Ruhe zu bewahren. Wenn nicht schon der erste Satz der Antwort schon das Potenzial gehabt hätte sie in Rage zu versetzen. Tief ein und ausatmen und zuhören, das ist das Mantra das sie sich selbst vorbetet. Ja, mit wem sie spricht ist eindeutig und die Enttäuschung darüber stellt sich auch sofort ein, aber erst einmal abwarten was noch folgen wird. Missverständnisse, soviel ist schon mal offensichtlich, das ist wohl ein Talent dass völlig neue Dimensionen angenommen hat seit sie hier ist. Also gut, der versöhnliche Tonfall wird zur Kenntnis genommen und immerhin hat es die Schwarzhaarige ihrerseits geschafft tatsächlich ruhig zu bleiben. Ehe sie jedoch dazu kommt etwas zu erwidern taucht das Mädchen erneut auf und bringt den Tee. Ihr wird kurz dankend zugenickt, dann gilt die Aufmerksamkeit wieder der Blonden. Als die Bedienstete sich wieder zurückgezogen hat atmet sie noch einmal tief durch und beginnt betont ruhig zu sprechen.

„Ich will nach Bruck ziehen, ja. Nicht zu ihm, ich würde mir ein eigenes Haus suchen.“ Zumindest fürs erste und dieses erste kann durchaus seine Weile dauern. Sie lächelt leicht als sie fort fährt, auch wenn den Worten wohl jeglicher Heiterkeit entbehren. “Und mich zum Gespött machen… die Aufgabe hat Anakonda wohl bereits in Graz erfüllt.“ sie beißt sich auf die Unterlippe. Eigentlich wollte sie das Thema nicht ansprechen, zumal es inzwischen zumindest den Eindruck macht diese Peinlichkeit sei zumindest mit den anderen beiden betroffenen inzwischen geklärt. Also wird dazu erstmal nichts weiter gesagt, im Notfall wäre diese Sache aber wohl auch ein gutes Argument – eines von Vielen – das sie für ihre Abneigung gegenüber Graz anführen kann.
Sie atmet noch einmal tief durch, heute ist das fast schon meditativ, dann greift sie nach dem Becher mit Tee und pustet daran.
„Ins Nachbardorf einer Stadt in der ich nicht wohne meinst du?“ Das muss sie noch kurz betonen, auch wenn sie Spitzen dieser Art eigentlich vermeiden wollte also wird schnell weiter gesprochen. „Was die ernsten Absichten angeht… die sind durchaus vorhanden. Allerdings wäre es wohl ein bisschen verfrüht das jetzt schon dahin gehend zu betreiben, dafür kennen wir uns wohl kaum gut genug.“
Sie seufzt leise und versucht einen Schluck von dem Tee zu trinken. Er ist heiß, eigentlich zu heiß noch, aber das wird ignoriert. Das kribbelnde Gefühl auf der Zunge macht es vielleicht einfacher jene im Zaum zu halten.
"Ich bin nicht hierher gekommen um das Oberhaupt meiner Familie über vorschnelle Heiratspläne zu informieren. Ich bin hier, weil ich meiner Freundin sagen will, dass es einen Mann in meinem Leben gibt der mir wichtig ist. So wichtig, dass ich es mir vorstellen könnte dass es etwas ernstes werden könnte. Und weil wir es nicht richtig fänden, wenn du das von jemand anderem als mir erfahren würdest.“ Das wir ist durchaus bewusst gewählt, schließlich hatte man am Vorabend genau darüber gesprochen und an der Notwendigkeit dessen hatte es keinerlei Zweifel gegeben. Generell kann sich die Schwarzhaarige wohl auf die Schulter Klopfen, der Tonfall der Worte war durchaus versöhnlich gewesen, sie hatte es geschafft den Groll den manch eine Aussage der anderen hervorbeschworen hatte gänzlich zu unterdrücken. Die Anspielung auf seinen Ruf war wohl keiner dieser Punkte gewesen, denn das war wohl auch aus ihrer Sicht durchaus gerechtfertigt und hatte ihr selbst lange genug zu schaffen gemacht. So sind die folgenden Worte doch recht scherzhaft gesprochen. „Du weißt am besten was für ein kopfloses Weib ich sein kann, du hast es früher oft genug erlebt.“
Dann wird sie wieder ernst und wirft der Cousine einen fast dankbaren Blick zu. “Aber ich bin froh dass du auch weißt, dass ich es nicht mehr bin. Ich weiß was man über ihn sagt, ich kenne seinen Ruf. Gerade deswegen sollte klar sein, dass ich es mir sehr gut überlegt habe. Ich hätte mich nicht auf ihn eingelassen, wenn es mir nicht ernst wäre oder wenn ich ihm nicht vertrauen würde dass er es genauso sieht. Ich glaube er und ich schenken uns in dieser Hinsicht nicht viel. Und gerade weil wir eben wir sind wollen wir nichts übereilen.“
Das war dann fürs Erste von ihrer Seite mit den Beteuerungen, was die andere daraus macht würde sich zeigen. Sie trinkt noch einen Schluck Tee und grübelt kurz. Das andere Thema würde sie jetzt wohl besser wirklich nicht ansprechen.
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Rondra
23.02.1462

Natürlich würde es ein eigenes Heim sein, alles andere wäre nun auch vollkommen indiskutabel. Aber auch dieser Besuch steht somit unter einem seltsamen Stern. Will Rondra wissen für welchen Klatsch und Tratsch Anakonda gesorgt hat? Nein, wahrscheinlich ist es besser es nicht zu wissen. Wahrscheinlich wieder ein missglückter Scherz, wie letztes Jahr als sie meinte Kelian und sie, Rondra, könnten etwas gegen Adam planen, da es zu eifrigem Briefwechsel zwischen Handelsbevollmächtigtem und Dekanin gekommen war. Sie kennt die Cousine und ihren Hang Dinge anzugehen oder eben einfach Behauptungen in den Raum zu stellen und dann zuzusehen wie man mit diesen dann fertig wird – ohne Rücksicht auf Verluste. Nein, im Augenblick ist sie selber nicht allzu gut auf die Cousine zu sprechen. Es mag daran liegen dass Schwangere bisweilen seltsam werden, wer weiß das schon. Aber an sich ist es jetzt auch nicht Thema. Thema ist der Wettiner und die vermeintlich wachsenden Gefühle. Wunderherrlich.
Natürlich will Arioste ihre Freundin, aber ist jene noch ohne das Familienoberhaupt denkbar. Geht nicht mittlerweile längst die eine mit der anderen einher? Außerdem ist es wohl egal mit wem Arioste da reden mag, selbst wenn sie einfach nur Rondra, die Freundin wäre, würde sie Kaylis kein Stück mehr mögen. An sich, legt man die Fakten auf den Tisch, so ist er vom selben Stand wie Arioste und durchaus eine Verbindung welche vernünftig und passend wäre. Besieht man sich die Fakten und lässt Emotionalitäten außer Acht, was hierbei eben nicht ganz geht.

„Danke.“ Es kommt leise, sehr leise, aber dafür auch geradezu fürchterlich ehrlich. Wofür der Dank genau? Vielleicht ist es auf den ersten Blick gar nicht verständlich, vielleicht auch nicht auf den zweiten. Vielleicht muss man in den tiefsten Tiefen der jüngsten Vergangenheit graben um zu verstehen. Zumindest bei dieser Katastrophe soll nicht zugesehen werden wie sie ins Messer läuft, oder eben weggesehen werden. Tee, sie muss bescheuert gewesen sein dies Getränk zu wählen, Rum wäre passender und zum ersten Mal seit Tagen verspürt der Blondschopf Sehnsucht nach dem Feuer in ihrem Magen. „Aber muss es denn ausgerechnet dieser Mann sein, Arioste?“ Ein leises, trockenes und wenig amüsiertes Lachen, das in einem tiefen Seufzen endet. Was für eine Frage, ausgerechnet aus ihrem Mund. Natürlich muss es er sein, wie sollte es auch anders sein? „Oh meine Liebste, du weißt dass ich dich glücklich sehen will. So war es immer schon und daran hat sich nichts geändert.“ Anscheinend hat sich aber auch nichts daran geändert, dass Rondra bei der Wahl der Kerle an Ariostes Seite nicht in Jubelrufe ausbrechen kann. War das jemals so gewesen? Die Fuggerin kann sich nur an stets undefinierbare Gedanken und Blicke bei Derlei Eröffnungen erinnern. „Ihr möchtet nichts überstürzen, aber du ziehst einen Umzug nach Bruck in Betracht? Passt das zusammen? Auch als Freundin, Arioste, finde ich spricht nichts dagegen sich näher kennenzulernen, ohne gleich mit wehenden Fahnen…“ Der Vergleich der auf der Hand liegt wird nicht ausgesprochen, sondern abgemildert. „umzuziehen. Was wenn sich all das was ihr womöglich annehmt zerschlägt?“ Hofft sie das? Ach, nein. Wie könnte sie es der Freundin wünschen? Nein, nichtmal der Cousine. „Vielleicht täusche ich mich ja in ihm, auch wenn ich das nicht annehme. Ich hätte ihm einst blind mein Leben anvertraut, aus einem Bauchgefühl heraus.“ Hätte? Nein, falsch. „Nein, ich habe. Heute würde ich das nicht mehr tun.“ Der Siedlerstempel eben.

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Kelian_


The old days are gone
23.02.1462


Die Tage auf der Burg sind ruhige, aber schöne. Zumindest waren sie dies bis zum gestrigen Abend, als dies so abrupt geendet hat. Ich sollte froh sein, dass ich das Weib gefunden habe und im Endeffekt bin ich es natürlich auch. Die ganze Nacht über haben wir drei bei dem Weib gesessen. Sessel mussten herbeigeschafft werden, Decken ebenso. Wäre Tunny nicht gewesen, so hätte ich Rondra sicherlich in meinen Armen gehalten, so aber war es ein nebeneinander. Blicke, stumm und doch so aussagekräftig, sind immer wieder durch den Raum geflogen, ja selbst leises Seufzen. Es ist unbequem, keine Frage aber dennoch schafft es die Blonde irgendwann einzuschlafen. Sicherlich nicht absichtlich, aber irgendwann sinkt ihr Kopf auf ihre Brust. Eine Weile schaue ich es mir nur an, vielleicht wacht sie wieder auf, aber dies ist nicht der Fall. Richtung des Metzgers murmel ich leise. Ich bring das nächste Weib ins Bett. Wie zuvor bei der Schwarzhaarigen schiebe ich meine Arme unter den Körper der Frau, hebe sie vorsichtig an bis ihr Körper an meinem, ihr Kopf an meiner Schulter ruht. Der Unterschied zur Schwarzhaarigen ist, dass ich ein leises, unwilliges Knurren ernte. Es lässt mich das erste Mal an diesem Abend schmunzeln. Durch die Gänge des Anwesens trage ich sie, ein Stock weiter hinauf in ihre Kammer. Sie ist großzügig, Kammer ist vielleicht auch nicht gerade der richtige Ausdruck dafür. Es tut mir fast Leid, dass ich das Weib in ihr Bett legen muss, weiß ich doch, dass sie dies fast fürchtet, muss man wohl sagen. Ich beschaue mir die Götzen, die an das große, dunkle Bett geschnitzt sind und schüttle leicht den Kopf. Ja, keine Frage, dass das Weib da Angst hat. Dennoch lege ich sie vorsichtig in ihrem Bett ab, die Stiefel ziehe ich ihr von den Füßen bevor ich eine Decke über sie lege. Nein, ich könnte sie natürlich ausziehen, aber es wäre vielleicht doch unangemessen. Ein Gute Nacht Kuss setze ich auf ihre Lippen, bevor ich mich wieder auf den Weg mache. Er führt über die Küche, ein wenig Essen und etwas zu Trinken ist in meiner Hand, als ich das Zimmer der Schwarzhaarigen wieder betrete. Der Braunhaarige sitzt da, wie ich ihn quasi verlassen habe. Ein Nicken deutet auf die Dinge, die ich mitgebracht habe, ein paar Bissen von Brot verschwinden in meinem Mund.
Auch ich döse zwischendurch ein, aber letztendlich ist immer einer von uns beiden wach. Der neue Tag bringt Verpflichtungen, denen ich nicht entgehen kann, auch wenn ich nicht der Hausherr bin. Rondra schaut vorbei, erkundigt sich ob sich etwas geändert hat - leider Nein. Irgendwann am späten Vormittag schließlich erhebe auch ich mich. Mein Freund, ich hab Johanna versprochen etwas mit ihr zu machen. Ich komme später und zwischendurch wieder, wenn du gehst, schließ ab. Wenn du etwas brauchst, dann lass es dir bringen. Definitiv habe ich mich verändert, in meinem Haus wäre es ein anderer Satz gewesen. So ist es aber Rondras Grafschaft und somit auch die Notwendigkeit unseres Gleichen mit Arbeit zu überhäufen. Es ist nicht nur der Umstand, dass ich Johanna versprochen habe Zeit mit ihr zu verbringen, es ist auch ein entspannendes, vor allem aber reinigendes Bad im Zuber. Etwas Essen an einem Tisch - in dem Zimmer selbst mangelt es daran nicht - und einiges Aufschreiben von Ideen für Wappen. Kurz nach dem Mittag bin ich wieder da, noch nicht einmal in der Nähe von Johanna gewesen, aber dafür eben wieder bei Mira. Erst zur Zeit als der Mittagsschlaf abgeschlossen ist, entferne ich mich wieder und bin verschwunden mit der Kleinen. Mein Lachen wirkt angestrengter und im Gesamten bin ich sicher nicht so ausgelassen wie ich es sonst bin. Das kleine Mädchen bekommt erklärt, dass eine Freundin krank ist, aber dass sie sicherlich wieder werden würde. Die Ankunft von Arioste geht an mir vorbei - noch.
Nachdem Johanna wieder meine Gesellschaft entbehren muss, ist es wieder meine Gestalt, die sich in das Zimmer schiebt. Es würde dieses stetige Kommen und Gehen bleiben, auch wenn ich es lieber gänzlich bei Bleiben belassen würde. Lange währt dieser Moment nun auch wieder nicht, denn es ist eine Magd, die schließlich diese Anwesenheit meinerseits erneut unterbricht. "Herr Peverell, die Gräfin lässt ausrichten, dass Arioste Fugger anwesend ist. Sie überlässt es Euch, sie zu begrüßen." Ein leises Seufzen meinerseits, dennoch wende ich mich nicht sofort ab. Die Weiber sollen ihre Zeit nehmen, miteinander reden - es hat sicher einen Grund, warum Arioste hier ist, auch wenn ich mich dunkel daran erinnere, dass Rondra sie einladen wollte. Zumindest hat sie dies angefangen zu sagen, bevor ich sie in mein Bett gebracht habe.
Eine halbe, vielleicht sogar eine ganze Stunde verbleibe ich bei Mira und dem Kerl, bevor ich mich wieder entschuldige. Es ist doch manchmal wie verzwickt. Wieder führen meine Schritte durch das Anwesen, meine Sachen richte ich vor dem Kaminzimmer noch einmal bevor ich zuerst anklopfe. Ich mag mit Rondra verbandelt sein, aber deswegen würde ich nicht einfach eintreten. Ich warte einen angemessenen Moment, bevor ich dann schließlich langsam die Tür öffne. Ich denke, ich habe genug Zeit gelassen - oder? Einen schönen guten Tag, meine Damen. Eine Verbeugung in Richtung der beiden, noch bleibe ich stehen. Ich störe doch hoffentlich nicht? Fragend blicke ich die beiden an und dass sie ehrlich sein sollten, wenn es denn so wäre, steht außer Frage, denke ich.

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Arioste
23. Hornung 1462 - Im Kaminzimmer

Sie mustert immer noch aufmerksam die Freundin. Immerhin, es ist nicht zum wütenden Toben ausgeartet und sie redet recht ruhig. Dass sie die Nachricht sonderlich erfreuen würde hatte die Schwarzhaarige nie erwartet, also ist sie erst einmal mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. Der Dank lässt aber dennoch erst einmal ihre Züge etwas entgleisen. Wofür den bitte? Der Tonfall wird analysiert, aber schlau wird sie daraus nicht. Bei der darauffolgenden Frage muss sie nur schmunzeln. Als ob sie es sich ausgesucht hätte… nein, beim besten Willen nicht. Nichts wäre ihr ferner gelegen nach den ersten Begegnungen. Sie hört geduldig zu und das Minenspiel passt sich den Worten der anderen an. Merkwürdig irgendwie, wenn man bedenkt dass sie letztens noch mit ihm darüber gesprochen hatte ihre eigene Tochter mit seinem Sohn zu vermählen, da macht es für Arioste wenig Sinn, dass sie bei der Cousine mehr Bedenken hat. Andrerseits… er selbst ist vielleicht noch mal etwas anderes. Die letzten Sätze machen sie dann allerdings wirklich stutzig. Jetzt kann sie der Logik der anderen wirklich nicht mehr folgen. Es dauert geraume Zeit, bis sie die Gedanken zumindest in Ansätzen sortiert hat und wieder das Wort ergreift.
„Liebes… ich glaube meine Gedanken waren kaum andere als ich mir langsam bewusst geworden bin dass es wohl mehr als Dankbarkeit ist die ich empfinde.“
Und die hatte er sich wirklich mehr als verdient. Denn freundschaftlich – zumindest von ihrer Seite aus – waren die Gefühle schon nach den ersten Tagen in Bruck und dem Wiedersehen in Graz. Er hatte sich wirklich um sie bemüht und geholfen wo er konnte, und das obwohl man sich gänzlich unbekannt war und er von ihr kaum mehr wusste als den vollen Namen. Gerade das letzteres der Fall war hatte wohl sehr zu dem Ansehen beigetragen dass er recht schnell in ihren Augen genoss. Unwillkürlich schmunzelt sie nun wieder. Zu diesem Zeitpunkt hat sie keine Sekunde gezögert ob sie ihm vertrauen kann, diese Zweifel kamen erst auf als es eben irgendwie doch mehr wurde.

Das Thema jetzt ist jedoch jetzt ein anderes, also geht es wieder um den Wohnort.
„Das ich mich in Bruck wohler fühle als in Graz hat nicht direkt mit ihm zu tun. Das wusste ich schon bevor sich… diese Sache abgezeichnet hat. Die Menschen sind anders, das Dorf ist lebendiger. Ich fühle mich dort jetzt schon heimischer als ich es in Graz wohl je könnte.“ Wie verpackt man es jetzt am taktvollsten, dass die Anwesenheit der ganzen Familie nicht unbedingt etwas ist was zu ihrem Wohlbefinden beiträgt. Wäre es nur Rondra wäre die Sache wohl eine andere, aber spätestens die Entdeckung der neusten Schänke hatte das Unbehagen doch drastisch verstärkt. Also wird recht leise angefügt „Ich könnte wohl in Graz keinen Schritt auf die Straße machen ohne mir ständig Sorgen zu machen dass mich die Vergangenheit einholt.“ Eine wirklich tolle Umschreibung, ob die Blonde wohl ahnt auf was sie hinaus will? Aber sie als Oberhaupt der Familie wird es wohl wissen ob sich der Zwielichtige Vertreter der Familie dort herumtreibt oder nicht. Bei Arioste ist es bisher nur eine Ahnung, der sie sich inzwischen allerdings recht gewiss ist. Wo sollte er sonst sein, wer sonst sollte sein Wirtshaus so nennen wie eben jenes in Augsburg damals.

Ehe sie weiter diese Gedanken verfolgt hört sie ein Klopfen an der Türe. Nein, ungelegen kommt ihr das eigentlich nicht wirklich. Als Kelian eintritt lächelt sie ihm entgegen und schüttelt auf seine Frage hin schnell den Kopf. Irgendwie hat er sie wohl gerade aus diesem wenig angenehmen Gespräch gerettet und es ist nicht in ihrem sinn dass Rondra ihn vielleicht wieder vertreibt um diese Diskussion fortzusetzen. Vielleicht würde sie in ein paar Tagen auch milder gestimmt sein in dieser Angelegenheit.
„Guten Tag werter Herr“ wird er schließlich gegrüßt und sie ist in Gedanken wieder bei dem nächsten Problem das es noch anzusprechen gilt. Die Entscheidung es lieber Kelian gegenüber zu tun ist bereits gefallen. Nun musste sich nur noch eine Gelegenheit bieten.
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Kelian_


The old days are gone
23.02.1462


Ein kurzer Blick zu den Weibern sondiert die Lage. Die eine sitzt in einem der Sessel, die andere steht. Ich zögere einen Moment, selbst als Arioste mich schon dazugebeten hat. Rondras Miene spricht Bände, möchte ich wirklich zwischen die Fronten geraten. Jeder würde es sicher verstehen, wenn ich nun behaupten würde, dass ich nur Hallo sagen wollte - immerhin habe ich eine Freundin in einem der Zimmer liegen, die versucht hat sich umzubringen. Aber dieser Moment dauert nur einen Augenblick, bevor ich schließlich entschieden habe, dass es genug Streit oder schlecht Stimmung in letzter Zeit gegeben hat. Meine Anwesenheit würde dies zumindest schwerer machen.
Es sind wenige Schritte nötig, um Richtung Rondra zu gehen. Sie sieht nicht gerade einladend aus, dennoch erlaube ich mir ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. Eine flüchtige Berührung, die kaum anstößig sein kann. Dieses Protokoll ist nun wirklich nicht eines meiner Stärken, auch wenn man es von einem Hofrat vielleicht erwarten könnte. Einer der freien Sessel wird zu meinem Sitzplatz erkoren, bevor ich leicht zu Arioste lächle. Es wirkt ein wenig abgespannt, sowieso sehe ich wohl recht müde aus, immerhin habe ich fast die ganze Nacht über Mira gewacht. Schlaf gab es nicht viel, dazu die anstrengende Arbeit in der Mine. Man(n) hat's nicht leicht. Schön, dass Ihr Euch zu einem Besucht entschlossen habt. Es sind sicherlich unverfängliche Floskeln, die ich da von mir gebe, aber vielleicht würde die Stimmung wieder ein wenig in die andere Richtung kippen. Wisst Ihr, Johanna ist gerade nicht mit hier, aber sie würde Euch sicherlich die Sonderführung anbieten. Die für die Abenteuerlustigen. Ich grinse ganz leicht. Ich selbst habe sie erhalten, als ich das erste Mal mit hier war. Etwas ernster geht es nun weiter. Euer Aufenthalt in Bruck ist so, wie Ihr ihn Euch vorgestellt habt? Immerhin haben wir beide ja nun genug darüber geredet, wie sehr sie Graz nicht mag und die Enge der großen Stadt ihr missfällt. Genau dies sollte ja dann nach ihrem Geschmack sein. Böse Absicht steckt keinesfalls dahinter.

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Rondra
23.02.1462

Natürlich lag ihr nichts ferner als Gefühle zu entwickeln, ist es nicht meistens so? Jedem der ihr vor einem Jahr erzählt hätte sie würde ihr Herz hoffnungslos an den Engländer verlieren, sie hätte ihn ausgelacht und hinausbefördern lassen.
Graz und die Vergangenheit. Ein bisschen gemein ist es schon dass nun ins Feld zu führen, aber Rondra ahnt sehr wohl was Arioste damit meint – oder vielmehr wen. Sie könnte die Cousine nun beruhigen, dass er so gut wie nie gesehen wird, sie selbst ihn zwar Weihnachten gesehen hat, davor aber Ewigkeiten nicht. Er taucht auf und ab wie es ihm eben passt und meistens sind die Besuche nicht von Dauer – wenn er dabei überhaupt die Familie aufsucht. Aber die Fuggerin hat so eine Ahnung dass dieses Thema auch kein leichtes wäre – und sie will es auch gar nicht vertiefen. Schon damals war sie gegen diese Verbindung. Es mutet wirklich lächerlich an, aber er war und ist einfach nicht gut genug für Arioste. Grotesk.
Recht still steht der Blondschopf mit dem Rücken zum Fenster, vielleicht mag ihr Mienenspiel so aufschlussreich sein, dass man erahnen könnte wie hin- und hergerissen sie ist. Nein, Freude mag sich nicht einstellen. Nicht wenn es um den Wettiner geht.
Das Klopfen an der Tür lässt Rondra den Kopf in diese Richtung wenden, gänzlich jeder Antwortmöglichkeit beraubt, für den Augenblick. Ja, mehr noch. In diesem Moment empfindet sie es als Störung, das Klopfen, nicht den dann Eintretenden. Ein mattes Kopfschüttelt signalisiert die Verneinung seiner ersten Frage.
„Guten Tag, mein Lieber.“ Kelians Begrüßung wird erwidert, kurz streift ihre Hand über seine Hüfte und bei seinem Wangenkuss lehnt sich ihm Rondra leicht entgegen. Nicht unbedingt sichtbar, eine winzige, eher spürbare Bewegung.
Der Sessel wird von ihm gewählt und die folgenden Plaudereien sind für Rondra wie geschaffen dafür sich einige Augenblicke zu sammeln. Natürlich schieben sich die Wolkenberge weiter, die sich zwar drohend aufgetürmt haben, aber ihr Gewitter nicht entladen wollten. Genau jene dunklen und schweren Wolken sind auch immer wieder auf der Stirn des Weibes zu sehen, während sie versucht zu verarbeiten was ihr da eröffnet wurde.
Erst als es darum geht ob Ariostes Aufenthalt so verläuft wie sie es sich vorgestellt hat, wird Rondra hellhörig und blickt zu den beiden hinüber. Hinübergeblickt hat sie vorher auch schon, aber eben eher ohne wirklich zu sehen oder auf genaueres zu achten. Welche Vorstellungen und Wünsche hatte Arioste denn an Bruck gehabt? Wieder runzelt sich die Stirn. Wusste Kelian am Ende bereits mehr als sie selber – zumindest als sie selber bis vor wenigen Minuten? Nein, unmöglich, oder? Andererseits haben die beiden einiges an Zeit gemeinsam im Horseshoe verbracht. Weshalb sollten sie sich allerdings noch so förmlich anreden, wenn sie bereits so vertraut miteinander umgehen?
Gedankengänge die unweigerlich zu Kopfschmerzen führen müssen und schon stellt sich auch dieser unangenehme und ahnungsvolle Druck an den Schläfen ein. Beide Hände gleiten in den Nacken, pressen sich fest gegen die Haut, als könnten sie noch abwenden was da im Anmarsch ist.
„Wie geht es ihr?“ vielleicht ein bisschen aus heiterem Himmel und natürlich an Kelian gerichtet. Dass sie damit nicht Johanna meint, sondern eben Mirabel sollte allein schon ihr sorgenvoller Blick verraten. Bestürzt ist sie heute Nacht gewesen als die drei aufgetaucht sind und auch wenn sie die Räuberin kaum kennt, seit jenen Tagen des Lilienbundes ist da eine gewisse Sympathie für die Dunkelhaarige – nie würde sie ihr etwas Schlechtes Wünschen. „Ich könnte nochmal nach Conrad schicken lassen.“ Oh ja, und die willkommene Gelegenheit nutzen für einige Momente dem Kaminzimmer zu entfliehen, denn in diesem Fall würde sie nicht nach einer Magd rufen, sondern hinausgehen und sie selber suchen.

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