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Grafschaft Leoben - Die Massenburg

Mirabel
23. Februar 1462 – Gästezimmer: Böses Erwachen

Tunny hat noch nicht mal die Möglichkeit zu reagieren, denn die Türe öffnet sich, damit Kelian und Rondra eintreten können. Wieso zum Teufel sind die hier? Oder ist sie selbst etwa bei ihnen? Es bleibt keine Zeit eine Antwort auf diese Fragen zu finden, denn sogleich platziert sich der Pirat hinter dem Metzger, während hingegen die Blonde in der Nähe der Türe stehen bleibt. Mira selbst wagt nicht zu der Frau zu schauen, zu sehr ist sie gerade von diesem ungezügelten Zorn in den Augen des Engländers gefesselt. Insgeheim erwartet sie schon fast, er würde im nächsten Moment in einem Hechtsprung bei ihr auf dem Bett landen, um ihr dann eigenhändig die Gurgel umzudrehen. Ja… genau DAS strahlt er gerade mit jeder Faser seines Körpers aus.

Seine Worte sind es, die eine Regung auf Miras Gesicht legen, sie die linke Braue anheben und die Lider leicht verengen lässt. Ihre Haltung strafft sich kaum merklich und der Stolz, hinter dem sie sich immer versteckt, beginnt deutlich in ihr zu erwachen. So it’s up to you? kommt’s ungewollt sehr provokativ, doch ist es die Sucht, die aus dem Weibe spricht.
Nun wandert der Blick doch zu Rondra. Dabei nimmt sie das erste Mal bewusst wahr, dass das Zimmer komplett leer geräumt ist, bis auf das Bett, zwei Stühle und ein Sessel, in dem Tunny sitzt. Ein etwas komfortableres Gefängnis?

Nicht genug, dass sie selbst noch nicht klar kommt, mit dem, was geschehen ist, wie es geschehen konnte und warum, stehen nun alle um sie herum. Doch auch das nicht genug, straft der eine sie mit Schweigen, wobei er seine Enttäuschung vermittelt, der Andere macht keinen Hehl aus seiner Wut und Rondra? Nun in deren Gesicht lässt sich vielleicht so was wie Ratlosigkeit erforschen, weshalb der Blick zurück zu den Kerlen wandert.
Nun gut. Sollen sie los legen. Sollen sie ihr doch den Hals um drehen, sie beschimpfen oder weiß der Henker was tun. Aber ihren Whiskey würde sie bekommen! Genau so, wie sie sich nicht noch einmal den Brief wegnehmen lassen würde, den sie noch immer an ihre Brust presst.


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Tunny
23. Februar 1462 – Gästezimmer

Mirabel richtet sich auf. Nimmt seinen Becher mit zittrigen Fingern an. Und trinkt. Gierig.
Der Brand scheint einen gehörigen Durst bei ihr hinterlassen zu haben. Wie oft hat sich das Weib nun auf diese Weise besoffen? Tunny kommt stillschweigend ins grübeln. Oft hat er sie in Zusammenhang mit Alkohol erlebt. Für seinen Geschmack zu oft. Er gibt sich selbst dem Genuss des Gesöffs hin. Aber Tunny weiß auch, wann schluss ist. So gesehen hat die Fastenzeit – die er teilweise sogar befolgt hat – etwas gutes in Tunny bewirkt. Es hat ihn an Willensstärke zunehmen lassen. Ihn gegen das abgehärtet, was für viele Leute seines Schlages ein akutes Problem darstellt. Der Suff.
Die Reaktion des Weibes ist wenig überraschend, als sie den Brief erblickt. Tunny hat keinen Moment daran gezweifelt, dass ihr der Inhalt des Briefes nahe gehen würde. Schließlich bestätigt ihr Verhalten seine Spekulation. Sie hat sich aufgrund des Briefes wohl dem Suff hingegeben. Oder sich im Vorfeld besoffen, um den Mut aufzubringen, den Brief zu lesen. Wovor auch immer Mirabel eine solche Angst hat. Ihr Kerl ist tot. Lange. Lange genug, um einen Weg gefunden zu haben, damit umzugehen. Was auch immer Ibario ihr geschrieben hat. Es gäbe eine miserable Rechtfertigung für ihr Handeln ab. Davon ist Tunny überzeugt.
Mirabel stellt keine Fragen. Stattdessen äußert sie den nächsten Wunsch. Sie will was trinken. Jetzt ist es kein Wasser mehr, dass herhalten soll. Jetzt dünkt es dem Weib nach Whiskey. Selbst, wenn Mirabel ihm dabei mit völliger Inbrunst in die Augen gesehen hätte, wäre seine Reaktion dieselbe gewesen. Ein vernichtender Blick, der von Schweigen begleitet wird. Sie könnte ihre Wünsche in die Welt hinausschreien. Ob sie deshalb erhört werden, stünde auf einem anderen Blatt.
Als sich schließlich ihre Augen doch noch anheben und seinen Blick suchen, ändert sich ihr Ton. Wird anmaßend. Fordernd. Was Tunny dazu bringt, wie gehabt fortzufahren. Er schweigt. Bleibt sitzen. Macht keine Anstalten, ihre Worte auch nur irgendeiner Reaktion zu würdigen. Und schickt einen stechenden Blick in ihre Augen.
Innerlich beginnt seine Enttäuschung in Wut umzuschlagen. Was erdreistet sich das Weib, nun Forderungen zu stellen? Ist ihr Hirn dermaßen geil nach dem nächstbesten Gesöff, dass es sie zur billigen Hure werden lässt, die alles tun würde, um an den ersehnten Whiskey zu kommen? Vielleicht. Sein Gedankengang wird von Kelian unterbrochen, der das Zimmer zusammen mit Rondra betreten hat. Und das Wort erhebt, um Mirabel direkt in ihre Schranken zu weisen. Sie hätte hier nichts zu melden. Eine Tatsache. Sie liegt immerhin im Bett. Ist von der Gnade ihres Umfeldes abhängig. Und überschreitet die Grenze, ohne es zu merken.
Man könnte glauben, Tunny hat keine Gelegenheit zur Reaktion gehabt. Wer das glaubt, kennt ihn jedoch schlecht. Alles, was er tut – oder eher, was er nicht tut – ist eine Art und Weise, auf sein Umfeld zu reagieren. Das beginnende Wortgefecht wird mit gleichgültiger Miene zur Kenntnis genommen. Einzig die Tatsache, dass Mirabel den Brief an ihre Brust presst, scheint Tunny zu interessieren. Der seinen Blick auf eben jene Stelle gerichtet hat, indem er den Brief vermutet. Erst danach gleitet sein Blick wieder zum Augenpaar der Schwarzhaarigen hoch.
Sie hat sich nicht bedankt.
Im Gegenteil.
Die linke Hand des Metzgers, die zuvor den Brief in Händen hielt, ist noch immer ausgestreckt. Er hat sie nicht zurückgezogen. Was ihm nun zum Vorteil gereicht. Mirabel sollte mittlerweile wissen, dass die linke Hand seine starke ist. Sie hat es in der Vergangenheit selbst herausfinden dürfen. Durch eben jenes Verhalten, dass sie nun erneut an den Tag legt. Damals hat sie für ihr Fehlverhalten geblutet. Schmerzen erlitten. Eine Lektion in Sachen Zuneigung. Wenn sie ihm egal wäre, hätte er sich nicht die Mühe gemacht.
Damals hat sie zu Boden gesehen.
Ruckartig holt er mit der flachen Hand aus, um Mirabel eine schallende Ohrfeige zu verpassen. Durch seine Wut angespornt, verstärkt sich der Muskeleinsatz nicht gerade unerheblich. Er will das Kind schlagen, dass sich erneut falsch verhält. Denn nichts anderes ist es in den Augen des Söldners. Das Verhalten eines Kindes, dass nicht zu schätzen weiß.
Zeit für eine Lektion.
Wäre die Ohrfeige vollzogen, würde ein prüfender Blick des Metzgers, der direkt Mirabels Gesicht triffft, die Folge sein. Um ihre unmittelbare Reaktion festzustellen. Und, sollte sie Anstalten machen, auszurasten, entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Ihr bewilligter Freiraum kann ihr wieder genommen werden. Es läge an Mira, ob sie es dazu kommen lässt.
Oder zu Besinnung kommt.

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Kelian_


The old days are gone
23.02.1462


Es soll eine schneidende Antwort sein, höhnisch vielleicht sogar, provozieren - macht sie aber nicht. Es zeugt von der Armut, die sie hier gerade an den Tag legt. Saufen ist das eine, ich mache es selbst gerne und ich habe schon das ein oder andere Problem im Alkohol versucht zu ertränken, aber letztendlich habe ich schon vor einigen Jahren gelernt, dass sie im Endeffekt wieder kommen. Ihr Satz wird also mit Schweigen bestraft, ich habe klar gemacht, wessen Regeln hier greifen. Meine. Solange wie Rondra nichts anderes sagt, aber ich befürchte, dass es Konsequenzen haben würde, wenn sie dies nun zu diesem Zeitpunkt machen würde. Die Wut in mir könnte auch umschlagen, ich bin nur versucht sie gegen Mira zu richten, ob sie dies im Endeffekt auch machen würde? We'll see.
Das Verlangen nach Whiskey lässt sie anscheinend alles vergessen, was verbindet, was geboten wäre. Ein Lächeln bricht sich die Bahn, kein schönes, sondern ein spöttisches. Mehr vielleicht sogar, es ist ein Kräuseln meiner Lippen auf ihre Frage. Allein mein Blick sollte Bände sprechen, auch dass ich nicht gewillt bin mich mit der Göre, die sie gerade ist in eine Art Kampf zu begeben. Wie gesagt, ich halte den Status Quo, er würde nicht an sie übergehen. Meine Arme verschränken sich vor meine Brust, mein Blick ist nicht weniger wütend geworden. Allerdings mit der Reaktion des Metzgers habe ich nicht so ganz gerechnet - wobei sie unter anderen Bedingungen vielleicht auch eine von mir kassiert hätte. Ebenfalls mit der Linken, wobei da wieder die Frage zurückkehrt, die seit dem Nachmittag in meinem Kopf herumspukt. Wie es sich wohl anfühlt mit der Narbe? Das Klatschen der Hand verfolge ich seelenruhig, spannender wird sein wie genau sie reagieren wird. Ein Tobsuchtanfall, neuerliches Verlangen von Fusel? Ich für meinen Teil halte die Ohrfeige für vollkommen berechtigt, wenn schon nicht für die Worte, dann mindestens für die Tat an sich. Mira und ich, wir, würden unsere eigene Abrechnung machen, sicherlich, wenn ich an sie herankommen würde.

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Mirabel
23. Februar 1462 – Gästezimmer: Böses Erwachen

Ihr Blick ruht gerade auf Kelians Gesicht, wo sich ein Lächeln abzeichnet, das Überlegenheit symbolisieren soll, als der Metzger auch für sie unerwartet ausholt, um dem Weib eine schallende Ohrfeige zu verpassen. Die linke Wange brennt und schmerzt unter dem kräftigen Hieb, der ihr nicht nur das Köpfchen zur Seite fegt, sondern auch gleich den gesamten Oberkörper wegkippen lässt, so dass die Rechte sich vom Brief lösen muss, um sich auf der Matratze abzufangen, damit sie nicht gänzlich darauf zu liegen kommt. Es hatte keine Vorwarnung gegeben, kein Wort, was angekündigt hätte, was ihren Kopf noch mehr dröhnen und dazu die Haut brennen lässt wie Feuer.

Regungslos hockt sie da auf der Matratze und der gesamte Leib der Räuberin beginnt sichtlich zu zittern, während ihre Äuglein geschlossen sind. Ist es die unbändige Wut, die in ihr aufsteigt ob des Hiebes? Ist es Angst? Oder doch die Sucht, die sich immer stärker bemerkbar macht? Wohl eine Mischung aus allem und doch zum größten Teil dem Verlangen nach Whiskey geschuldet. Mira kann spüren, wie sich langsam ein feuchter Film auf ihrer Stirn bildet und sie fühlt sich hundeelend.
Zum Teufel! Sie hat Unmengen Blut verloren. Sie trauert. Sie will alleine sein. Sie will vergessen. Warum zum Henker bringt ihr keiner den gottverdammten Whiskey!?!?!?

Langsam, ganz langsam wendet die Schwarzhaarige dann wieder das Haupt und richtet den lodernden Blick auf den Metzger. Den Mann, der sich Freund nennt und nun gerade zum zweiten Mal die Hand gegen sie erhoben hat. Kalter Hass scheint in Bernsteinen zu ruhen und nur mit Mühe kann sich die Räuberin beherrschen, sich nicht mit ausgefahrenen Nägeln auf den Kerl zu stürzen, während zeitgleich abermals Salziges die Augen aufsteigt. Ich weiß nicht, wofür die war, aber einer von euch… hat bestimmt… eine gute Erklärung dafür. wandert das Augenpaar nun auch zu Kelian. Ich hab nämlich gerade keine Ahnung… wo ich bin und vor allem… wie ich hier her gekommen bin. “…und was passiert ist!“ die Worte verlassen stockend ihren Schlund, könnte man auch hier meinen, es ist der Wut und der Verwirrung geschuldet, welche ihr ins Gesicht geschrieben stehen.

Noch… noch hat sie sich und das Verlangen in sich unter Kontrolle. Noch!


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Rondra
23.02.1462

Vielleicht ist es von Vorteil wenn man eigentlich herzlich wenig Ahnung von der Gesamtsituation hat. Da ist das Weib, es hat versucht sich das Leben zu nehmen, es schreit nach Alkohol, etwas was Rondra zumindest nicht gänzlich unbekannt ist. Was muss nur geschehen sein? Nein, sie will es nicht wissen und das Gebaren von Mirabel ist sicherlich alles andere als angebracht, doch da ist mehr, dieser Ruck der durch ihren Körper geht, nicht allzu sehr, aber wer wenn nicht Rondra weiß wie es sich anfühlt wenn der Stolz die Führung übernimmt? Vielleicht ist es auch wirklich nur Mirabels Stolz der Rondra zusammenzucken lässt als die Ohrfeige das Weib trifft – und somit ihr eigenes Handeln besiegelt. Nein, auch sie hat mit dieser Reaktion des Metzgers nicht gerechnet, wie aber auch? Sie kennt ihn nicht, noch weniger als sie Mirabel kennt. „Nicht!“ Der leise, entsetzte Ruf ist heraus, da ist sich Rondra selbst noch gar nicht bewusst ihn überhaupt ausstoßen zu wollen. Die geweiteten Blauaugen wenden sich ab vom geschlagenen Weib und starren die beiden Kerle an. Doch lange bleibt ihr Blick nicht am Metzger hängen, es ist Kelian der die Blauen fesselt. So ruhig, so unberührt – egal was Mirabel zu ihrem Handeln getrieben haben mag, sie sollte dafür nicht auch noch geschlagen werden. Eingesperrt und vor sich selber geschützt bis sie wieder zur Vernunft kommt, ja – geschlagen, nein.
Mirabels herausgestoßene Fragen lassen den Blick zurückeilen zur Dunkelhaarigen. Sie haben noch nichtmal darüber gesprochen? Das arme Weib! Natürlich kann sie keine Ahnung haben wo sie ist und nun das? Die Fuggerin lässt den Blick nicht nochmal wandern, er bleibt bei Mirabel als Rondra das Wort ergreift. Ruhig, aber keineswegs mitleidig bekommt Mirabel zumindest einen Teil der Informationen die sie verlangt hat.
„Du bist auf der Massenburg, die zu Leoben gehört.“ Mehr ist es nicht was von Rondra kommt, vorerst. Die erschreckende Ankunft der drei und was davor geschah, das würden die Kerle übernehmen müssen, sofern sie es denn wollen. Trotzdem ist ihre Antwort wohl auch ein wenig die Klarstellung wer auf dem Anwesen letztendlich das Sagen hat, oder zumindest dass es nicht Tunny ist. Kelian hingegen, nun, noch hat die Blonde nicht vor sich wirklich gegen sein Verhalten zu stellen, das hier ist seine Sache, das weiß Rondra und stellt es auch nicht in Frage, eigentlich. „Ich werde Tee bringen lassen.“ Klingt logisch, für sie. Besser als Wasser, macht den Kopf frei und benebelt nicht die Sinne. Sollte keiner Einwände erheben, würde sie genau das veranlassen.

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Kelian_


The old days are gone
23.02.1462


Unter anderen Umständen würde ich mich vielleicht ebenso an das Bett setzen, dem Weib gut zureden - sie hat es nicht verdient. Unter anderen Umständen würde ich mich sicherlich auch umdrehen, zu Rondra schauen als deren entsetztes 'Nicht' erklingt. Nein, es ist nicht ihre Welt. In der Frauen von ihren Männern einen Schlag kassieren, wenn sie zu frech werden. Ihren Männern. Innerlich muss ich ein wenig schmunzeln, scheint es so als ob Tunny und ich uns zu Miras Kerlen aufgeschwungen haben. Nun denn, dann sei es so. Auf Rondras Antwort folgt ein Nicken meinerseits, auch wenn es vielleicht die Schärfe meiner Worte zuvor abmildert. Wobei, Mira sollte wissen, dass ihr weder bei dem Metzger noch bei mir schlimmeres passiert. Mit der Backpfeife allerdings muss sie klarkommen, nicht nur weil sie sie verdient hat, sondern weil keiner von uns etwas ungeschehen machen kann.
Da ich es leid bin, wie ein Aufpasser hinter Tunny zu stehen, sinkt meine Hand kurz auf dessen Schulter, verhindern kann er es schlecht. Es ist ein kurzer Druck, bevor er sie auch schon wieder weg ist, was vielleicht so etwas heißen soll wie 'Übertreib's nicht', vielleicht aber auch einfach als Zustimmung aufgefasst werden kann. Ich drehe mich leicht, lasse Mira aus den Augen und nicke Rondra zu. Tee ist für mich eine gute Idee, vor allem aber für Mira. Was sie nun sicher sehen kann, dass mich dies alles gar nict kalt lässt, denn ansonsten hätte ich Mira liegen lassen.
Vielleicht ist es auch nicht schlecht, dass die Blonde für den Moment den Raum verlässt. Meine Schritte führen mich um das Bett, hin zum Fenster und wieder herrscht für einen Moment Schweigen. Sollen die Worte sacken, wo sie ist. Kann sie sich überhaupt woran erinnern?
Ich drehe mich schließlich wieder, schaue zu dem Schwarzschopf, meine Linke zittert. Es ist der Tremor, der mich zuweilen befällt. Heute verschlechtert er meine Laune nicht mehr. Auf- und Zubewegungen helfen dabei, das Zittern unter Kontrolle zu halten, allerdings könnte man es auch für die Vorbereitung auf einen Schlag nehmen. Soll sie denken, was sie will. Aye. Du bist hier, weil ich dein Fenster eingeschlagen habe und Tunny deine Tür eingetreten hat. Du bist hier, weil ich so dringend mit dir reden wollte, dass ich es komisch fand, deinen Stock stehen zu sehen, Licht brennen aber keine Antwort von dir zu erhalten. Du bist hier, weil wir dich hierher gebracht haben. Eigentlich wollte ich ruhig bleiben, einfach nur Fakten nennen, aber so wie Tunny seiner Wut - ich gehe mal davon aus, dass es welche ist - körperlich Raum macht, so geschieht es bei mir durch die Worte. Oh, wie gerne würde ich über sie herfallen, ihr ihren Arm vor die Augen halten, sie fragen wie bescheuert sie ist, ob sie mir einmal zugehört hat, als ich mit ihr geredet habe oder ob sie sich all diese Gespräche aus dem Gedächtnis gesoffen hat. Stattdessen werde ich eben laut. Wann habe ich übersehen, dass es nicht mehr normal war? Ohja, die Gedanken sie zu züchtigen sind keinesfalls weg und sie hätten etwas durchaus beruhigendes. Sie spürt Schmerz? Das heißt sie lebt.

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Mirabel
23. Februar 1462 – Gästezimmer: Licht ins Dunkel

Es ist nicht der Metzger, der ihr antwortet, was vermutlich auch besser so ist, sondern die Blonde, die die Stimme erhebt und eine Erklärung liefert. Bernsteine werden deshalb von Tunny genommen und auf Rondra gerichtet, um dann angedeutet zu nicken, als Zeichen, dass sie sie verstanden hat. Die sachlich vorgetragene Antwort, ohne jegliche offensiven Gemütsschwankungen darin, sind Balsam in diesen Sekunden, wirken beruhigend auf die Schwarzhaarige. Jedoch tritt ihr Ruhepol im Anschluss auch sogleich den Rückzug an, will Tee beschaffen, weshalb Mira an sich halten muss, um ihr nicht hinter her zu rufen, sie möge doch bitte bei ihr bleiben. Nein. Die Räuberin schweigt stattdessen, hatte Kelian unmissverständlich klar gemacht, dass sie hier nichts zu melden hat!

Das Augenpaar senkt sich deshalb wieder auf die Decke hinab, will sie Tunny nicht ansehen, da sie befürchtet, sonst auf den Kerl loszugehen und zu versuchen, ihm die Augen auszukratzen, für die in ihren Augen völlig unangebrachte Ohrfeige. “Nein… wenn ein Freund schon am Boden liegt, tritt man nicht nochmal zu.“ Dieser Gedanke ist es, der ihr gerade durch das Köpfchen huscht, als sie die Bewegungen des Engländers aus den Augenwinkeln wahr nimmt, der um das Bett herum geht, um dann auf der anderen Seite ans Fenster zu stehen. Sieht sie zu ihm hin? Nein! Zu groß die Sorge, von links könnte wieder ein unerwarteter Hieb kommen, der sie beim nächsten Mal wohl in die Bewusstlosigkeit katapultieren würde.

Und dann erklingen die Worte von Kelian. Die genauen Antworten auf ihre Fragen, welchen sie lauscht, ohne den Blick von der Bettdecke zu nehmen. Fenster und Türe eingeschlagen, einem Instinkt folgend, um ihr dann offensichtlich das Leben zu retten. Lippen werden fest aufeinander gepresst und Äuglein wandern zu ihrem eigenen Handgelenk, weshalb sie die Geste mit Kelians Finger nicht sehen kann. Doch die ungezügelte Wut in seiner Stimme vernimmt sie dafür umso deutlicher. Erinnerungsfetzen beginnen sich langsam aber sicher zusammen zu fügen, weshalb die zitternde Hand von der Brust genommen wird, um dann das Pergament darin anzustarren. Schweigen liegt im Raum, bevor man dann irgendwann ein leises Danke… vom Bett aus hören kann. Zu mehr, ist sie just in diesem Moment, in dem irgendwie alles über zusammen bricht, nicht im Stande.


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Rondra
23.02.1462

Hinaus geht es, auf den Gang. Wie durch ein Wunder stehen hier ausnahmsweise nicht überall dienstbare Geister herum, weshalb der Blondschopf einige Schritte in den nächsten Gang machen muss, eine willkommene Möglichkeit des Zeitschindens und der Bewegung. Ihr liegt es nicht Zuschauer zu sein und die eigene Meinung hinterm Berg zu halten, oder eben nur ansatzweise zu vertreten. Hat sicherlich gerade niemand verlangt, aber dass es wohl besser so ist, scheint augenscheinlich. Ärger ist es der in ihr aufwallt. Ärger sich selbst gegenüber, denn in letzter Zeit schluckt sie häufiger Dinge hinunter die vielleicht gesagt werden sollten. Meistens gegenüber ihrer Familie. Aber das gehört nicht hierher, aber es ist eben schwer bei diesen Gedanken nicht vom Hundertstel ins Tausendstel zu gleiten.
Die erstbeste Magd, welche ihr im nächsten Gang über den Weg läuft wird angehalten. Sie hatte eine Aufgabe und ein Ziel? Pech gehabt, jetzt hat sie keine mehr, oder eher ein neues Ziel. Die Gräfin glücklich machen.
„Mädchen, lauf in die Küche und lass Tee kochen, von den guten Blättern. Genug für drei und er soll hinauf ins Gästezimmer der…R… Dame.“ Geht ja niemanden etwas an was Mirabel zumindest einst war. Ist sie es immer noch? Rondra hat keine Ahnung und legt im Augenblick auch wenig wert auf diese Information. „Halt, halt, halt. Lauf‘ noch nicht fort.“ Die Fuggerin hat noch einiges auf Lager und wenn sie schon einer Magd habhaft geworden ist, soll die sich gleich all ihre Wünsche merken. Wenige sind es nämlich nicht, die da noch folgen. Essen für die Kranke und auch gleich für die Kerle. Fleisch und Brot, es muss sättigen und Kraft geben. Keinen Alkohol. Ihre Zofe soll Kleidung zusammen suchen, nicht die Beste, aber das Weib wird schließlich was brauchen – und nicht zuletzt soll Wasser erhitzt werden und natürlich soll Conrad Bescheid wissen dass der Gast aufgewacht ist, ob er ihr einen Besuch abstatten wird, liegt in seinem ermessen. Ja, die Massenburg liegt nicht mehr im Dornröschenschlaf und es wäre ja noch schöner wenn die Herrin nie irgendwelche Wünsche hätte. „Hast du alles verstanden?“ Etwas unwirsch nachgefragt, nur der eigenen schlechten Laune geschuldet, nicht der Magd.
Bald darauf geht es zurück, deutlich zieht der Duft aus der Küche hinauf, bald wäre es an der Zeit für das Abendessen. Herrje, wo ist nur schon wieder der Nachmittag geblieben? Eine rhetorische Frage.
Ohne anzuklopfen geht es zurück in den kargen Raum. Rasch gleiten die Blauen über die Anwesenden, bevor sich Rondras Lippen kurz aufeinanderpressen und sie dann ohne Rücksicht darauf was in der Zwischenzeit vorgefallen sein mag das Wort ergreift.
„Tee und Essen wird gebracht.“ Ihr Blick sucht Mirabel, dann spricht der Blondschopf diese direkt an. „Du musst essen um Kraft zu sammeln.“ Immerhin hat sie einiges an Blut verloren, ob sie die Kraft nun einsetzt um sich an Tunny zu rächen, oder einfach irgendwann nach Hause zu können, interessiert Rondra gerade nicht sonderlich. „Später wird heißes Wasser gebracht, ich fürchte zubern wirst du noch nicht können, aber auch so wird es helfen.Kurz geht der Blick zwischen den beiden Kerlen hin und her. „Ich werde darauf achten, dass sie sich nicht im Wasser selbst ersäuft.“ Nicht dass das möglich wäre, aber wer weiß auf was für Gedanken man so kommen kann.

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Tunny
23. Februar 1462 – Gästezimmer: Märtyrer

Nicht nur ihr Kopf rührt sich unter seiner zugegebenermaßen kräftigen Ohrfeige. Auch der Oberkörper gibt dem scheinbaren Druck nach. Die rechte Hand löst sich gar vom ersehnten Brief, um als Stütze auf der Matratze zu dienen. Überrascht sind wohl alle im Raum. Für Tunny merklich überrascht ist jedoch Mirabel, die den Schlag wohl am allerwenigsten hat kommen sehen. Obwohl sie es hätte besser wissen müssen. Was hat sie für ihre Worte erwartet? Eine innige Umarmung? Jawohl, Mam! Ich verziehe mich, wie von dir angeordnet. Und ich spendiere dir natürlich eine ganze Pulle des Gesöffs, dass dich gestern noch in den Selbstmord getrieben hat. Was darf's sonst noch sein? Ein Tee vielleicht?
Allmählich verändert sich die Wut. Wird zu Hass. Hass über das, was Mirabel auszumachen scheint. Unnahbarkeit. Respektlosigkeit. Willensschwäche. Ignoranz. Lieber will sie einen Freund fortschicken als ihn als Stütze zu verwenden. Ihn wie einen billigen Boten behandeln, um ihre Sucht zu befriedigen. Die Tunny gerade einen scheiß interessiert. Ihr Leben ist wichtiger. Viel wichtiger.
Als sich Mirabel langsam wieder aufrichtet und ihm sogar einen wütenden Blick zuwendet, wird unvermittelt klar: Sie versteht es nicht. Will es vermutlich nicht verstehen. Dass der Fehler nicht bei ihm liegt. Sondern bei ihr. Weshalb der Blick, der eindeutig Hass aussagt, bei Tunny auf kalte Gleichgültigkeit stößt. Er sieht ihr direkt in die Augen, um ihr einen stechenden Blick zuteil werden zu lassen, während sich seine Miene keinen Millimeter verzieht. Einen Moment der Reue wird Mirabel vergebens herbeizuführen versuchen. Er bereut nicht. Auch nicht, als er sieht, wie sich Tränen in ihren Augen zu sammeln beginnen. Jedoch wähnt er es als letzten Hoffnungsschimmer.
Als allerletzten.
Ihre Worte setzen dem ganzen die Krone auf. Sie wisse nicht, wofür die Ohrfeige gewesen ist. Und einer der Beiden soll nun, da Rondra doch tatsächlich Tee holen gegangen ist, nun das geistige Mahl vorkauen, damit es das Weib in aller Güte aufnehmen kann. Dabei hätte sie bisher genügend Zeit gehabt, selbst darauf zu kommen. Immerhin ist der vorige Blick zu ihrem Handgelenk und ihr Verhalten, als sie den Brief gesehen hat, aufgefallen. Zumindest teilweise muss sie sich erinnern.
Gerade droht die Maske zu brechen, die Tunny in all den Jahrzehnten seines Lebens an den Tag gelegt hat, als sich eine Hand auf seiner rechten Schulter ablegt. Beruhigend auf Tunny wirkt. Beruhigend genug, um seine Maske aufrecht zu erhalten. Weiterhin den gleichgültigen Kerl zu spielen, dem so gar nichts nahe geht. Auch wenn er einen Moment zuvor genau das Gegenteil bewiesen hat.
Die Erklärung des Engländers, der sich tatsächlich dazu herablässt, ihr nochmals zu erläutern, warum sie hier ist, wird zunächst schweigend verfolgt. Auch die letzten Punkte, bei denen Kelian lauter wird. Was klar macht, dass es ihm in keinster Weise anders geht als Tunny.
Zu gerne hätte er erlebt, wie sie auf ihn losgeht. Damit noch irgendwo einen Restwillen beweißt, sich überhaupt mit ihm auseinanderzusetzen. Doch es kommt: Nichts. Stattdessen wandert ihr Blick wieder zum Handgelenk. Ob sie nun endlich versteht? Oder immernoch die Unwissende mimt? Noch mehr geistigen Brei vorgesetzt brauch, damit die Erkenntnis endlich in ihrem Hirn auftaucht?

Warum Tunny ihr den Brief überlassen hat, kann er sich selbst nicht erklären. Hätte er die Gelegenheit dazu gehabt, hätte er ihn wohl dem Weib entzogen. Der Passivität des Metzgers kann man es daher verdanken, dass sie vorerst im Besitz des für sie wichtigen Pergaments bleibt.

Tunny erhebt sich langsam. Geht ein paar Schritte fort vom Bett. Doch wendet sich wieder Mirabel zu. Um ihren leisen Dank zu vernehmen. Tunny verschränkt nun seinerseits die Arme vor der Brust. Dann vernimmt er erneut die Stimme Rondras. Und wendet ihr kurz den Kopf zu, um ein Nicken folgen zu lassen. Danach wandert der Blick zurück zu Kelian und Mirabel.
Noch immer sagt Tunny kein einziges Wort. Warum auch? Alles Notwendige ist bereits gesagt. Der Rest wird durch Verständnis erarbeitet werden müssen. Sofern die noch ausstehenden Kleinigkeiten noch von Belang sind. Allmählich verlangen die letzten Stunden ihren Tribut. Sein Körper reagiert langsamer. Seine Augen brennen. Immer wieder muss er blinzeln. Sein Magen sendet das gewohnte Hungersignal. Doch der Geist stemmt sich dagegen. Jetzt ist nicht die Zeit zum essen.

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Kelian_


The old days are gone
23.02.1462


Es scheint geklärt, was zu klären war. Stille senkt sich über das Zimmer, liegt schwer auf uns, denn es ist keine einvernehmliche Stille. Nicht im Geringsten. Aber wie könnte es auch eine sein. Es würde einige zu klären geben. Zwischen Tunny und mir. Zwischen Mira und mir. Zwischen Rondra und mir. Zwischen Mira und Tunny. Tja und irgendwo würde sich Rondra sicher auch einschalten, immerhin scheint sie Sympathie für das Weib zu empfinden. Keinen Zentimeter habe ich mich mehr bewegt, stehe genau dort wo ich stand, als die Worte meinen Mund verlassen haben. Ist es gerechtfertigt, dass ich urteile, wie ich es mache? Sicher nicht, aber es hat auch niemand versprochen, dass die Welt eben dies ist: Gerecht. Mirabel hat sich vorerst für ihren Weg entschieden, hat die falsche Abzweigung genommen und so würde ich nun für sie entscheiden. Oder der Metzger. Immerhin kann ich nicht die ganze Zeit hier an dem Bett von Mira sitzen, auch wenn es ein Teil von mir gerne würde. Das Weib, welches mir bereits oft geholfen hat. Jetzt bin ich dran und ich würde sie zurück auf den rechten Weg bringen, hoffentlich. Ihr leises 'Danke' erreicht mich, ist vielleicht ein Zeichen, dass sie noch genug Verstand in ihrem Schädel hat. Weich wird mein Blick trotzdem nicht, zu viel steht da gerade zwischen uns, aber wie gesagt, wir würden später miteinander ausmachen, was es ist. Wer ahnt schon, dass später eine ganze Zeit später sein würde, da ich mich erst einmal auf das Bett legen würde, vielleicht sogar bald sterbend? Man kann ja nie wissen, wie schwer einen so eine Krankheit erwischt.
Alles, die bedächtigen Schritte von Tunny, mein Schweigen, Miras wenigen Regungen, es scheint alles in Zeitlupe abzulaufen und erst als Rondra wieder in den Raum tritt, scheint die Zeit wieder voranzuschreiten, sich zu vereinen mit dem normalen Weltbild. Ich nicke zu der Blonden, wohl ein Zeichen dessen, dass ich einverstanden bin mit dem weiteren Vorgehen. Ein Teil von mir will zu dem schwarzhaarigen Weib, sie an der Kehle packen und ihr einbläuen, dass sie sich ja gegenüber Rondra benehmen sollte, dass es nichts gibt, was über der Blonden stehen würde - sie gar herausfliegen könnte? Nein, dies könnte ich mit Sicherheit nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Allerdings, ich weiß es besser, habe mich wieder besser unter Kontrolle, weswegen ich mich schließlich ein wenig zögerlich von der anderen Seite des Bettes wegbewegen. Zu Tunny meine ich leise. Komm mein Freund. Die gängige Anrede, bevor ein ernster Blick Richtung Rondra folgt. Einen, den sie selbst deuten muss. Sei vorsichtig? Mach keine Dummheiten? Irgendwo dazwischen wird er sich bestimmt einpendeln, Worte sind hier nicht nötig. Hoffe ich. Ich vertraue dem Weib, sehr sogar, weshalb ich uns beiden Kerle schließlich die Tür öffne und Tunny mit mir nehme. Sollen die Weiber alleine bleiben, Weiberkram machen. Vielleicht ist es die beste Alternative zu diesem Zeitpunkt. Wir würden wohl dem wohlriechenden Geruch folgen, der schon durch die Burg wabert und anzeigt, dass es Zeit zum Essen ist. Dies haben wir eindeutig nötig, genauso wie eine Mütze Schlaf. Ein Zimmer steht mit Sicherheit bereit für den Söldner, eines in dem er für sich ist. Mira würde bei Rondra in bester Obhut sein und wenn nicht mehr, dann wäre sie wohl wieder für sich allein im Zimmer, eingesperrt. Nur, wer glaubt, dass wir Kerle nicht nach ihr sehen würden? Sicherlich würden wir die Nacht aufteilen, um dann doch bei ihr zu sein - Sorgen macht man sich eben doch. Dumme, dumme Weiber!

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Mirabel
Am Nachmittag des 26. Februar 1462 – Entgiftung und andere Quälereien

Seit jenem Abend vor drei Tagen hat sich so einiges getan. Oder eben auch nicht. Kelian und Tunny kamen Öfter. Entweder gemeinsam oder im Wechsel, letzteren jedoch strafte sie mit Schweigen für seine ungerechtfertigte Ohrfeige. Doch nicht nur deshalb war das Weib schweigsam gewesen, auch und viel mehr deshalb, weil ihr Körper immer mehr nach dem Teufelszeug verlangte. Schweißperlen stehen der Räuberin dauerhaft auf der Stirn, das Zittern hat sich von den Händen auf den gesamten Leib ausgebreitet und zu allem Übel erbricht sich Mira nun schon seit dem Vortag, sobald sie auch nur den Versuch unternimmt, etwas zu sich zu nehmen. Ihr ist so speiübel, dass sie darüber hinaus sogar kurzweilig den Fusel vergisst.

Tobsuchtsanfälle während der Entgiftung ihres Leibes wurden von allen nur hingenommen. Oder einfach nicht darauf reagiert? Zumindest fliegt sogar mal ein Stuhl in dieser Zeit durch den Raum und an die Türe, während die Schwarzhaarige nach Whiskey schreit. Und als das nichts hilft, wird eben gegen das Holz gehämmert, gar die Nägel benutzt, in dem wahnsinnigen Versuch, sich auf diese Weise durch das Material zu ‚fressen’. Erst als der Metzger erneut in das Zimmer kommt, tritt die Frau den Rückzug an, tigert durch den Raum, ohne den Kerl aus den Augen zu lassen, als wäre er eine Beute, die es zu erlegen gilt. Oder ist es umgekehrt? Dass sie sich in Acht nimmt vor ihm? Unentwegt hat das Weib dabei begonnen, sich am linken Gelenk zu kratzen. Ein stetes auf und ab der Nägel, so dass die Haut dort wo der Verband aufhört bereits rot und wund ist. Ein frisches Leibchen wird zwar morgens immer angezogen, doch braucht es nicht lang, bis dieses wieder völlig durchnässt ist, ob der Schweißausbrüche des Weibes.

So wie jetzt. Auch wenn das Weib momentan ruhig ist, still da liegt in ihrem Bett, auf der Seite zusammen gerollt wie ein Igel und die Arme um den Leib geschlungen. Den ganzen Tag schon hat sie wieder nichts bei sich behalten können, hat alles erbrochen, was sie gegessen oder auch getrunken hat. Ebenso ein erneuter Wutausbruch am Morgen sorgen nun dafür, dass die Schwarzhaarige für einige Zeit völlig erschöpft Frieden findet in einem erlösenden Schlaf. Wie lange sie da nun schon liegt? Die Augen geschlossen? Der Atem ganz flach? Schwer auszumachen. Doch scheint alles beim Besten zu sein…

Wirklich?


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Kelian_


Sick and Tired
26.02.1462


Gestern noch nach dem täglichen Burgbesuch kurz in der Schenke vorbeigeschaut, geprüft ob alles in Ordnung ist, so würde dies an diesem Tag definitiv nicht stattfinden. Vielleicht habe ich auch gestern schon gespürt, was im Anmarsch ist und war deswegen eher schwierig. Ich weiß es nicht. Wirklich nicht, aber vielleicht beginnen ich am Anfang.
Die Fahrt nach Leoben ist ganz ohne Zwischenfälle von statten gegangen. Weib und ich in der Kutsche, mehr oder weniger eng aneinandergekuschelt. Viele Sätze wurden nicht gesprochen, doch kann man es eher noch als einträchtige Stille bezeichnen. Es gibt nichts zu beschönigen, der Kerl hat uns den Abend nun doch irgendwie vermiest. Ich für meinen Teil verstehe es immer noch nicht, vielleicht sollte ich doch einfach unhöflich bleiben, vielleicht verschwinden die Leute dann nicht einfach wieder. Ob er stört? In einer Schenke, die geöffnet hat? Als ob ich mein eigenes Gasthaus nicht abschließen würde, wenn ich vorhaben würde nicht gesellschaftsfähige Dinge zu tun - wobei dies ja wohl offensichtlich nicht der Fall war, haben wir uns weder geküsst noch hatten Weib oder ich zu wenig an. Es ist wohl gleich, es war irgendein Fremder, aber es hat eben doch komisch angemutet. Damit bestätigt sich dann wohl doch der Satz, den Rondra gesagt hat: 'Natürlich sind wir ihnen nicht genehm, wir sind Steirer.' Gut, dies ist also dieser berühmte Stempel, den ich nun schon öfter erfahren durfte. Sei es beim Handeln als Handelsbevollmächtigter oder eben gestern in der Schenke.
Die Nächte gehören wieder mir, ich verbringe sie in meinem Zimmer auch wenn stets vorher ein Besuch bei Mira ansteht, sowie den Tag über verteilt, wenn ich da bin. Ja, ich mache mir Sorgen um das Weib, sehr sogar. Nur, ich würde nichts ändern können, wen ich ständig daneben sitze.
Die weichen Kissen habe ich diesmal schnell gefunden, normalerweise warte ich bis Rondra in mein Zimmer kommt, um dann gemeinsam mit ihr ins Bett zu gehen. Diesmal jedoch nicht. Ich fühle mich müde und vielleicht sogar ein wenig schlapp. Als sie schließlich kommt, bin ich bereits eingeschlafen und wache nur durch ihre zärtlichen Worte, sowie ihren Körper auf, der sich neben meinen schiebt. Es reicht gerade so dazu sie in meinen Armen Willkommen zu heißen, mich an sie zu kuscheln auch wenn es doch meistens eigentlich anders ist. Sehr ungewöhnlich für mich, es lässt den Verdacht keimen, dass ich eben doch viel auf der Burg zu tun hatte. Hatte ich aber nicht, ehrlich. Immer wieder wache ich in dieser Nacht auf, zwickt hier etwas oder da. Das Gefühl der Mattheit will nicht verschwinden, dazu stiehlt sich eines, was wohl andeutet, dass ich nicht gut liege. Mir schmerzt es hier und da. Dennoch, ich schlafe stets wieder ein, wenn auch jedes Mal unruhiger. Schließlich drehe ich mich sogar von dem Weib weg, um ganz für mich alleine zu sein. Noch ungewöhnlicher. Als mich am Morgen schließlich wieder ihre zärtliche Stimme weckt, bin ich brummig. Normalerweise begleite ich sie zur Tür, verabschiede sie dort - schaue nach ob die Luft rein ist. Heute brumme ich nur leise. Ich komm gleich, schau schon mal. An gleich Kommen ist nicht zu denken, meine Kehle fühlt sich ausgedorrt an beim Sprechen. Meine Glieder schmerzen so sehr, dass ich mich gar nicht bewegen möchte. Nur noch fünf Minuten schlafen, dann wäre es sicher wieder besser. Diese Gedanken veranlassen mich also dazu, gar nicht erst aufzustehen sondern mein Gesicht tief in dem Kissen zu vergraben, welches da vor mir liegt.
In nicht allzu ferner Zukunft würden wir wohl feststellen, dass ich krank bin. Entweder würde Rondra es sogleich tun, wenn sie mich versucht aus dem Bett zu holen oder ich, wenn mich auch noch Magenkrämpfe erfassen - ansonsten wäre es wohl eines der Mädchen, die mich dann endlich zum Frühstück bitten würde, die die bittere Nachricht erhalten würde, dass ich glaube, dass ich nie wieder zum Frühstück kommen kann, weil ich glaube, dass ich sterben muss. Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass ich ein Mann bin - ich bin wehleidig, wenn es mir schlecht geht und es geht mir wirklich sehr schlecht.

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--John_of_cromwell
Am Nachmittag des 26. Februar 1462 – … und andere Quälereien

Schwere Schritte sind vor der Tür zu hören. Eindeutig ist’s ein Mann, der sich nähert. Groß. Schwer. Und einer, der keinen Grund sieht, leise herumzuschwänzeln. Man soll ihn hören. Er ist wer. Er ist der Herr hier im Haus.
Die Schritte stoppen vor der Tür. Der Lichtschein, der durch den Türspalt eine breite Bahn ins Zimmer malt, vergeht, ehe dann die Tür ohne Vorankündigung aufgerissen wird und ihm hellen Rechteck ein mächtiger Schatten erscheint. „Miranda.“ Tief und grollend ist die Stimme, wie man es von so einem Kerl nicht anders erwartet. Geräuschvoll zieht der die Luft durch die Nase ein und rotzt dann abfällig auf den Boden. „Es stinkt!“
Mirabel
Am Nachmittag des 26. Februar 1462 – Entgiftung und andere Quälereien


Diese schweren Schritte. Niemals würde sie vergessen, wie die auf dem Boden erklingen und noch weniger, den Klang dieser Stimme, die sie mehr verabscheut als alles Andere auf dieser Welt. Warum sie aber genau das zu hören meint, ist ihr schleierhaft in diesen Augenblicken, eh die Türe zu ihrem Zimmer aufgerissen wird und ihr Name erklingt. Ruckartig setzt sich das Weib deshalb im Bett auf und starrt zur Türe, wo sie jenen Schatten erblickt, der eigentlich überhaupt nicht mehr existieren dürfte.

Pures Entsetzen liegt auf den Zügen der Schwarzhaarigen, die den Blick durch den Raum schickt. Sie ist in England. Im Herrenhaus. In ihrem Ehegemach! Der Atem beginnt schneller zu gehen, das Herz schlägt bis zum Hals als Panik droht in der Räuberin aufzusteigen. Äuglein werden gar kurz geschlossen, als könne sie so den Dämon vertreiben, um dann an sich selbst hinab zu blicken, wie sie gekleidet in einem Hauch von Nichts dort in den Laken sitzt. Hastig greift sie deshalb nach der Decke, die sie sich bis zum Hals hinauf zieht, um dann dem Schatten in der Türe entgegen zu blicken. Angst schnürt dem Weib die Kehle zu. Nackte von Panik gekrönte Angst, die es ihr unmöglich macht, in diesen Sekunden zu reagieren, statt dessen den verhassten Ehemann nur anstarren lässt.


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Rondra
26.02.1462

Ein seltsamer Abend ist es gewesen, obwohl er an sich nett begonnen hat. Wie so oft sind da diese zärtlichen Neckereien zwischen ihnen, bei denen man nicht so recht weiß wie dick das Eis ist, oder ob einer von ihnen – wohl am ehesten Rondra selber – sie irgendwann zu ernst nehmen könnte, um dann die ganze Situation zu kippen. Gekippt ist die Stimmung zwischen ihnen dieses Mal von ganz allein. Gut, nicht ganz allein, aber ohne ihr Zutun. Es gibt wohl die seltsamsten Menschen und derzeit treiben sich besonders viele in Graz herum. Die heroischen Helden die mal wieder ein Land befreien wollen, was weder unterjocht ist, noch um Hilfe gebeten hat. Sollen sie doch alle zu Hause bleiben und diese ominöse Krankheit bekommen, die angeblich grassiert, aber nicht unfreundlich und unmanierlich durch ihre Heimat ziehen, in der Hoffnung den Tod im Kampf zu finden – den es ohne sie nicht geben würde.
Ja, es sind ein wenig wirre Gedanken die das blonde Weib umtreiben als es schließlich wieder gen Leoben geht. Aber wer mag es ihr verdenken, Weiber denken eben manchmal etwas unsortiert, deshalb sollten sie es vielleicht manchmal einfach besser lassen und den Kerlen vertrauen, die werden’s schon recht machen.
Recht müde ist Rondra bei ihrer Ankunft auf der Massenburg, weshalb es schnell in die Gemächer geht. Der Weg zwischen Burg und Burg ist zwar gut täglich zu bewältigen, aber letztendlich ist es eben doch einige Zeit die sie in der Kutsche, oder auf dem Rücken der Pferde verbringen. Morgen würden sie reiten, das geht schneller und ist weniger Geschunkel.
Aber in die Gemächer geht es schließlich und einige Zeit später, als es bereits wieder ruhiger geworden ist in der Burg, wie gewohnt über die Gänge. Vielleicht sollte sie Johanna doch vorsichtig nach unsichtbaren Gängen aushorchen. Sicherlich gäbe es Abkürzungen, wenn nicht gar einen direkten Weg hinüber in den Gästetrakt. Eingehüllt in ihren blauen Morgenrock geht es wie so manche Nacht, eigentlich fast jede, zu Kelian ins große Gästezimmer.
Niemand der ihr entgegen kommt, keine Begrüßung, stattdessen im Nebenraum ein schlafender Geliebter. Ja, es mutet seltsam an, doch alarmiert ist die Fuggerin deshalb noch nicht. Die Zeiten sind kräftezehrend. Lange dauert es ohnehin nicht, bis Rondra in seinen Armen liegt und selber in die Traumwelt absinkt. Zugegeben, in ihrem Fall ist es eine recht ruhige und erholsame Traumwelt, die lediglich durch seine Unruhe ab und an gestört wird. Sein Morgenbrummen entlockt ihr ein leises Lachen, und beschert ihm ein zärtliches
„Schlafmütze…“ Die Haare werden geordnet, die Füße in die Schuhe geschoben und der Mantel wieder angelegt. Bevor Rondra nun wirklich verwundert an das Bett tritt, es ist so vollkommen nicht seine Art einfach so liegenzubleiben, vor allem nicht wenn sie bereits aufgestanden ist. „Kelian..?!“ Auf den Knien krabbelt sie wieder auf das Bett und zu ihm hinüber. „Ich muss gehen….“ Bevor sie belustigter hinzufügt was wohl eine Anlehnung auf die Sticheleien gestern ist. „Oder ist das hier auch ein Vorgeschmack auf das Eheleben?“ Natürlich dass das Weib dann allein das Bett zu verlassen hat, nach getaner Arbeit, oder so. Ihre Lippen nähern sich seiner Wange, während sich ihre rechte Hand daran macht zärtlich die Haare aus seiner Stirn zu streichen. Doch was ein Abschiedskuss sein sollte, endet in einem ruckartigem Anheben des eigenen Kopfes. Die Blauen gleiten abschätzend über sein Gesicht, während ihre Hand nicht mehr Zärtlichkeiten austauscht, sondern sich prüfend auf seine Stirn platziert. „Aber du… hast ja Fieber.“ Sie ist Mutter und dazu braucht es keinen Medicus. Nun wirklich hellwach und alarmiert krabbelt sie um ihn herum, um mit der Inspektion fortfahren zu können. „Hast du Halsschmerzen? Kopfschmerzen? Schnupfen doch nicht, oder?“ Was eben auf eine normale Erkältung hindeuten würde. Zwei Tage heißer Tee und Wadenwickel und die Sache wäre durchgestanden. So droht das Weib allerdings schneller zur Glucke zu mutieren als er auch nur die Lider heben kann. „Ich werde einem der Mädchen Bescheid geben, sie soll Conrad hereinbitten, wenn er nach Mirabel gesehen hat…“ Ja, und möglichst sofort und auf der Stelle, im Schlafrock, die Burg braucht eben auch ihre Unterhaltung.

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