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Dark water

Kelian_


Everbody's Fool
05.06.1461


Eine kurze Reise ist es geworden. Kürzer als ich gedacht habe. Auf dem viertel Weg ins nächste Dorf, hat mich ein Bote eingeholt, welcher aus Graz kommt und weiter Richtung Österreich reitet. Ein Brief für mich ist eher etwas seltenes, vor allem aber so einer. Er hat mir ein leichtes Grinsen auf das Gesicht gezeichnet. Ich bin wichtig. Schmeicheleien sind bei mir weit oben.
Die letzten Wochen waren einfach und eben auch nicht. Seitdem ich Rondra aus meinem Haus gedrängt habe, habe ich mehr oder weniger viel an sie gedacht. Im Prinzip ist sie allgegenwärtig und dann eben auch nicht. Es sind wie Anfälle, die über mich hereinbrechen, als ob ich irgendetwas genommen habe, was dies hervorruft. Verbotene Gedanken, kleine Gesten, gesagte Dinge, die mich im Endeffekt wieder zu ihr zurücktreiben. Gedanken an ihr Lachen, das Bild vor meinen Augen, wir zusammen im Bett, wie sie neben mir liegt. In meinen Armen, glücklich, entspannt. Leichtes Necken, nachdem wir zusammen aufgewacht sind, der schöne Moment, wenn sie an meinem Tisch in meinem Haus sitzt und ich ihr dort zu essen machen kann. Ich weiß sie zu schätzen, die Zeit, die ich mit ihr verbracht habe, diese wenigen Stunden. Ich weiß, dass es nicht immer so gewesen wäre, aber jeder noch so banale Streit wäre durch solche Momente aufgewogen worden. Doch, ich quäle mich selbst damit. Schlimmer sind die Gedanken, die mich körperlich reagieren lassen. Sie, wie sie in ihrem Hemd da steht, wie sie damit durch das Haus gelaufen ist und ich nicht an mich halten konnte, sie im Spaß gejagt habe bis ich sie eingefangen habe. Dabei dieses überdrehte Lachen, wenn man eigentlich nicht lachen möchte, weil es einem in diesem Moment nicht hilft und daher noch umso stärker aus einem hervorbricht. All diese Dinge fehlen mir, sie graben sich in mich, wenn ich alleine bin. Obwohl ich weiß, dass ich mich von all dem distanzieren sollte und nun mein Vorhaben, mich vom Weib zu entfernen umsetzen könnte, ziehe ich mich selbst immer tiefer hinein. Nun wäre die Gelegenheit, sie aus meinen Gedanken, meinem Herzen zu verbannen, denn die Chance darauf, dass wir jemals einen Weg für uns finden, ist gering. Selbst - und dies ist so unwahrscheinlich, wie jeden Tag Sonne - wenn der Fugger verschwinden sollte, so sind wir immer noch zu ungleich. Würde sie wirklich die Form einer Affaire aufrecht erhalten wollen? Nicht mehr ganz so heimliche Treffen, aber Getuschel in den Straßen von Graz würde es geben. Würde ich dies wollen? Es ist müßig, sich über all diese Dinge Gedanken zu machen, denn sie werden niemals eintreten. Was soll ich auch eine Hoffnung schüren, die es eigentlich gar nicht gibt?
Das Vieh unter mir, es ist ein Rappe, treibe ich noch einmal an, denn über all diese Gedanken habe ich dies vergessen und mittlerweile zuckeln wir im Schritt daher. Wir sind bereits im Umland von Graz, allerdings bin ich auch recht schnell geritten. Zurück nach Graz, schauen was so wichtig ist, dass man mich von dieser kleinen Reise abziehen müsste. Es hätte doch wirklich nicht viel länger gedauert. Auch dies sind Gedanken, die ich mir umsonst mache, denn es ist bereits zu spät und rückgängig kann ich es auch nicht machen. In einem leichten Trab gleitet die Landschaft mehr als human vor meinem Auge daher. Alles wirkt ein wenig hübscher, dadurch dass die Sonne nun schon einige Tage in Folge scheint. Hoffentlich bleibt es eine Weile so, auch wenn dies Illusionen zu sein scheinen, denn einige Wolken verdichten sich bereits am Himmel.

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Rondra
05. Brachet 1461

Einmal damit begonnen sollte man liebgewonnene Gewohnheiten nicht wieder einstellen. In Rondras Falls ist es nun der tägliche Ausritt, eine Stunde am Tag hinaus, über die Felder vor den Toren Graz, in den nahen Wald, oder an den See. Das Ziel ist eigentlich einerlei, viel wichtiger ist das Tempo. Halsbrecherisch zum Teil, doch sind das die Minuten am Tag in dem sich das Weib nicht halbtot fühlt. In denen die schwirrenden Gedanken im Kopf zerplatzen wie Seifenblasen, weil der Moment die volle Konzentration fordert.
Gedanken, es sind eine Menge und doch immer wieder dieselben. Wie sollten es auch andere werden? Manches Mal ist es als wären da zwei Herzen in ihrer Brust, beide schmerzhaft verlassen. Lediglich die Art des Schmerzes unterscheidet sich. Der eine für den Tag, der andere für die Nacht.
Tagsüber ist es das Fehlen Leoms, was überall präsent ist. Sei es bei den Mahlzeiten, im Alltag oder natürlich im Umgang mit den Kindern. Nachts holen Rondra die Gedanken ein, denen sie sich tagsüber eher schlecht als recht verweigert. Wenn die Dunkelheit das Haus fest umarmt, und der Blondschopf längst in den Kissen ruht, schleicht sich die Sehnsucht ins Zimmer und legt sich zu ihr.
Oft schreckt die Figgerin nach nur kurzem Schlaf hoch, fährt mit der Hand über das leere Laken neben sich, bis der Kopf endlich seine Arbeit aufnimmt und ihr langsam klar wird wo sie ist - oder eher wo nicht mehr.
Nun allerdings ist helllichter Tag, ein Frühlingstag wie er im Buche steht. Weit weg ist der Gedanke an Kelian nicht, aber unter Kontrolle zu halten. Irgendwie, wenn man sich Mühe gibt. Manchmal. Vielleicht. Nein, nie.
Den mittlerweile leicht genervten Stallknecht, der Rondra normalerweise in einigem Abstand folgt, hat sie vor gut einer Viertelstunde nach Hause geschickt. Lange will sie ohnehin nicht mehr unterwegs sein und der Kerl ist nach einigen deutlichen Worten ihrerseits doch recht erleichtert zurückgeritten.
Herrliche Ruhe, Sonnenschein, weder merkt die Fuggerin wie die Zeit vergeht, noch dass der Sonnenschein mittlerweile trügerisch geworden ist. Erst als sich die erste Wolke vorwagt und sich vor die Sonne schiebt, hebt Rondra den Kopf und starrt hinauf ins einstige wolkenlos Blau. Ein leise gemurmelter Fluch und sie wendet ihre Stute. Zurück soll’s wieder schneller gehen, doch ehe das in die Tat umgesetzt werden kann, verlässt schon wieder ein leiser Fluch ihre Lippen. In letzter Zeit eine inflationäre Angewohnheit. Statt eilig den Rückweg anzutreten, hält sie Ehlania an und schwingt sich hastig aus dem Sattel.
„Oh natürlich, wunderbar…“ leise wird es gemurmelt als sich die Ahnung bestätigt, am rechten Vorderhuf fehlt das Eisen.
Nein, einen weiteren Fluch unterdrückt sie, er würde ohnehin nicht helfen. Schnell aber gründlich untersucht die Blonde den Huf. Reiten sollte sie das Tier besser nicht mehr. Ein Blick skeptischer Blick hinauf zum Himmel, dann der Versuch das verlorene Hufeisen zu erspähen. Nein, wer würde denn so viel Glück haben, Rondra jedenfalls nicht.

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Kelian_


Everybody's Fool
05.06.1461


Stetig ist das leise Klappern der unbeschuhten Hufe zu hören, der Rappe nimmt den Weg einfach. Es ist ein gutes Tier, ich weiß dies. Borona hat ihn mir gegeben, unter der Bedingung, dass ich ihn nicht zu Grunde reite. Haha. Ich habe wirklich gut gelacht bei dem Witz, denn wenn hier irgendwer irgendwen verschandelt, dann ist es das Pferd mich und nicht andersherum. Die Viecher sind eine Teufelsbrut, die niemand jemals hätte zähmen sollen. Genauso wie Hunde. Alles eine fürchterlicher Umstand. Ändern kann ich es nicht und es ist wohl auch eher dazu geeignet, meine Gedanken vom Wandern abzuhalten. Dies machen sie wirklich oft in letzter Zeit. Es sind nicht alle Gedanken, die unwillkommen sind, nur die schmerzhaften und davon wabern zur Zeit eine Menge durch meinen Kopf. Die Erinnerungen an meine verstorbene Frau, unsere Tochter und eben auch Rondra. Ich habe nicht nur neue Wunden angefangen zu schaffen, ich habe mich auch an die alten erinnern lassen, sie bereitwillig wieder aufgerissen, um zu erklären, was ich vielleicht lieber nicht erklärt hätte. Nun, es ist zu spät, um irgendetwas zu bereuen, außer vielleicht, dass ich nicht angefangen habe einen Schlussstrich zu ziehen, indem ich mit der Hure geschlafen hätte. Warum eigentlich nicht? Weil mir die Art zu wider ist, wie sich solche Weiber präsentieren, zu offen, zu bereitwillig.
Ein Glitzern am Straßenrand lässt mich die Stute anhalten, mit einem fast atlethischen Schwung steige ich von der Schwarzen. Was ich finde, ist Ironie des Schicksals und lässt mir ein lauteres Lachen entweichen. Schön ist etwas anderes. Ein Hufeisen? Wirklich? Ich betrachte es, halte es richtig herum, auch wenn vielleicht kein Glück mehr herausfallen kann. Ich will gerade wieder aufsteigen, mit dem Gedanken, dass ich es irgendwo in meinem Haus annageln kann, vielleicht auch an die Tür, als ich in einiger Ferne einen zweiten Reiter bemerke. Nun, was liegt näher als zu vermuten, dass das Eisen dorthin gehört? Die fünfzig Meter lassen sich leicht laufen und so beginne ich, dass Tier hinter mir herzuschleifen. Auch, wenn ich keine Ahnung von den Viechern habe, so ist mir durchaus bewusst, dass man links absteigt, links geht und am Besten nicht so weit weg. Da aber der andere Reiter auf der rechten Seite meines Pferdes ist, begebe ich mich ebenfalls dahin, ließe sich besser reden. Jedoch...je näher ich komme, umso unwohler wird mir bei der Geschichte. Sie ist blond. Sie sieht genauso aus wie Rondra, wenn auch ohne Kleid. Ich muss es mir einbilden, mein Geist möchte vielleicht gerne, dass sie da ist, aber sie kann nicht wirklich... Doch, ich bin mir sicher und ich weiß nicht wirklich, ob ich es als Glück bezeichnen soll, was dieses Hufeisen mir hier einbringt. Einige Meter sind es noch, die zwischen uns liegen. In der linken Hand halte ich die Zügel und damit das Pferd, in der rechten das Hufeisen, welches augenscheinlich ihrem Gaul gehört. Rondra. Ruhig und leise, so wie es meistens meine Art ist, schleicht sich ihr Name über meine Lippen, in der Hoffnung sie würde nicht erschrecken. Auf der anderen Seite sollte sie sowohl mich als auch das Pferd schon gehört haben. Was ich sehe, tut mir weh. Wirklich. Dieser recht harte Zug um den Mund, das stumpfe Blau, welches von ihren Augen ausgeht. Meine Schuld? Ich hoffe nicht. Was sie sehen wird, ist dass ich eigentlich wie immer aussehe. Nur, meine Haare sind geschnitten worden, wenn auch immer noch recht lang. Sie fallen mir nach wie vor in die Stirn. Mein Blick muss eine Mischung aus Schmerz, Angst und dem Bedürfnis nach Verzeihung sein. Nichts, was jemandem auffallen würde, der mich auch nur ein ein bisschen weniger kennt, als dieses Weib hier. Es sind die kleinen Dinge, die zeigen, dass es mir ähnlich geht, dass ich sie vermisse, dass meine Gedanken allein bei ihr sind, wenn ich keine Gesellschaft habe. So auch, dass ich weiter weg als üblich stehen geblieben bin. Damit erübrigt sich wohl die Nachricht. Ich bin wieder da - nunja fast. Forschend gleiten meine Augen über sie, über das Pferd. Die Frage, ob es ihr gut geht, wäre zu weitreichend und so dauert es einen winzigen Moment, bevor ich die Frage ausformuliert habe. Hast du dir was getan? Oh...ich glaube, dies gehört dir. Ich verringere die Distanz soweit, dass mein Arm ausreicht, ihr das Hufeisen entgegen zu strecken und sie es nehmen kann. Nur Freunde? Im Leben nicht.

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Rondra
05. Brachet 1461

Noch einmal tasten die Blauaugen den Weg ab, gehen weiter zurück, in der Hoffnung das verfluchte Eisen zu erblicken. Doch der Zwiespalt zwischen dem Wunsch das Ding finden zu wollen und der Wille noch trockenen Fußes nach Hause zu kommen vergrößert sich von Sekunde zu Sekunde. Die Silhouette des Reiters erblickt sie natürlich auch, aber es ist nun wahrlich weder die Zeit auf fremde Reisende zu warten, noch ihre Art. Also der langsame Rückweg gen Grazer Stadttor.
Das Hufgeklapper von hinten macht offensichtlich dass der Einzelne ebenfalls abgestiegen ist. Herrlich, vielleicht hätte sie den Knecht besser nicht fortschicken sollen. Weder legt die Blonde gerade Wert auf Gesellschaft, noch auf eine unschöne Begegnung. Als er sie fast erreicht haben muss verharrt ihr Schritt und Rondra wendet sich halb um. Im Augenblick des Erkennens dringt auch schon die so vertraute und schmerzlich vermisste Stimme an ihr Ohr. Absurd, süß lindert sie die Sehnsucht, um gleichzeitig den Schmerz aufwallen zu lassen. Überraschung, Verblüffung, im ersten Moment ist das Weib nicht in der Lage zu einer Reaktion und starrt die Erscheinung einfach nur an. Was in aller Welt tut er hier?
„Kelian.“ bringt sie schließlich über die Lippen, leise und vom Tonfall her wohl nicht gerade sehr intelligent. Wie so oft in letzter Zeit braucht ihr Verstand bis er erfasst was gerade passiert – dann allerdings legt er los.
Die Blauaugen gleiten über seine Gesichtszüge, schnell, als hätte sie Angst er könne sich gleich wieder in Luft auflösen. Erfassen seinen Blick, deuten ihn richtig und werden einen Tick weicher.

„Was treibst du hier?“ immernoch ist das Erstaunen noch nicht ganz gewichen, als Rondra automatisch die Hand hebt um nach dem Eisen zu greifen. „Nein, mir geht es gut. Sie hat es nur verloren. Danke.“ ruhig, viel zu ruhig gesprochen. Doch sein Auftauchen hat sie betäubt. Wieder huscht Rondras Blick über ihn, diesmal erfasst er auch seine Kleidung und das Tier, nur um dann wieder zu seinem Gesicht zurück zu kehren. Stirn, Brauen, kurz die Grauen – zu gefährlich, Nase, Lippen, Kinn und wieder hinauf zu den Haaren. Oh, sie sollte es lassen, dass weiß sie selbst, aber sie kann es nicht, zu stark ist der Sog der von Kelian ausgeht. Doch schließlich fixiert sie sich auf den Rappen. Ungefährliches Gebiet, zumindest halbwegs. „Pferde scheinen dir auf deinen Reisen zuzulaufen. Ein schönes Tier…“Würde er aufsteigen und losreiten, vermutlich würde er es noch nach Hause schaffen. Ein Gedanke den sie nicht aussprechen kann, oder doch? „Es wird bald regnen…“ nun ja, nicht ganz ausgesprochen – aber fast. Willkommen im Reich der Banalitäten.

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Kelian_


Everybody's Fool
05.06.1461


Nervosität macht sich breit. Es ist das erste Treffen, welches wir haben und wenn es nach mir geht, hätte es gerne noch ein wenig länger auf sich warten lassen. Wieder einmal schreit mein Körper nach ihr, nach ihren Lippen, nach ihrem Geruch. Haut, die aneinander reibt, die zarten Berührungen, die soviel sagen. Doch all dies wurde genommen, aus dem Spiel entfernt. Nun, nun sind wir noch nur...Rondra. Kelian. Nicht Rondra und Kelian, aber das waren wir auch nie wirklich, das weiß ich. Dennoch, es schmerzt sie zu sehen. Das Aufweichen der Blauaugen lässt sowas wie ein Lächeln auf meinem Gesicht erscheinen, doch es ist kaum erkennbar. Ob sie selbst überhaupt bemerkt, wie sie geschaut hat? Diese winzige Nuance, die sich nun verändert hat? Vielleicht wäre irgendwann einmal die Gelegenheit sie zu fragen. Mein Blick ändert sich im Übrigen auch. Während ich bereits wieder ihre Erscheinung absuche, schleichen sich da genau die Gefühle mit hinein, die wir nicht füreinander haben sollten. Ich kann wirklich nichts dafür, dies passiert automatisch. Ich finde Hufeisen, was denn sonst? Wenn du wüsstest, wievielen ich vorher schon ihre Eisen zurückgebracht habe. Normalerweise... Uh, dies wäre ein schlechter Scherz und kurz bevor mir die Worte aus dem Mund kommen - nämlich das die Weiber sich normalerweise an meinen Hals schmeißen und die Kerle reich belohnen - kann ich sie aufhalten und zum eigentlichen Grund abschwenken. Ich komme gerade von meiner kleinen Reise zurück. Ich wurde wieder nach Graz gerufen, wir waren gerade auf dem Weg nach Rottenmann. Ein Viertel des Weges von Bruck aus... Ich zucke leicht mit den Schultern, gehe noch ein paar Schritte, um auf gleicher Höhe mit ihr zu stehen. Allerdings nicht wirklich daneben, denn wieder sind es mindestens zwei Meter, die uns trennen. Könnte ich garantieren, nicht in alte Verhaltensweisen zurückzufallen? Nein, könnte ich nicht. Mein Blick gleitet zu dem Rappen, ein Nicken erfolgt. Ja scheint so. Ich find sie nicht bequemer als andere Gäule... Borona hat sie mir geliehen, sie meinte ich bräuchte weibliche Gesellschaft und sie sei das liebste Vieh, welches sie mir geben kann. Irgendwie verstricke ich mich immer in Erklärungen vor diesem Weib. Borona, ich habe sie ein Stück begleitet. Sie hat mich gebeten gehabt... Sie reist mit dem Hauptmann. Was mir nicht gefällt, wahrlich nicht. Aber wer könnte diesem Weibe schon etwas befehlen? Selbst der Herzog scheint daran gescheitert zu sein.
Mein Blick gleitet mal wieder prüfend gen Himmel. Ich nicke zustimmend. In einer halben, spätestens dreiviertel Stunde würden wir wohl im Regen stehen. Wie lange wir zu Fuss zur Stadt brauchen? Bei einigem Gehetze vielleicht eine Stunde? Ich bin mir nicht sicher, aber mit dem Pferd würde ich sagen, ist es bereits eine halbe. Meine Braue zieht sich ein wenig hoch, ein skeptischer Blick trifft das Weib. Sie impliziert, dass ich weiterreiten sollte? Das tut weh. Möchtest du den Teufel hier haben? Ich bring dir dein Pferd zu dir in den Stall. Ich bin Regen gewohnt und nass sein. Ich halte ihr die Zügel hin, so dass sowohl das Pferd, als auch ich einen Stück näher an sie herantreten. Mein Angebot ist ernst gemeint, fast wäre mir sogar lieber, dass sie reitet. Krank werden ist keine schöne Sache und genau solche Dinge sind es, die dazu führen. Der Beschützerinstinkt ist immer noch da. Falls du nicht vorhast das Angebot anzunehmen und du mich nicht nötigst, begleite ich dich zur Stadt. Du solltest dieser Tage wirklich nicht alleine unterwegs sein, die Straßen sind gefährlich. Nicht, dass ich ein Kämpfer bin außer mit den Fäusten. Aber vielleicht würde allein meine Anwesenheit die Halunken abschrecken.

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Rondra
05. Brachet 1461

Sie könnte ebenso gut ein Backfisch sein, sie fühlt sich haargenau so. Diese Unsicherheit was richtig und was falsch wäre. Die Sehnsucht all das über Bord zu werfen und sich einfach hineinzustürzen. Zu nehmen was er zu geben bereit ist, egal was. Gebannt liegt ihr Blick auf seinen Lippen während er spricht, saugen die Worte auf, sobald sie seinen Mund verlassen. Ja, zu früh, viel zu früh. Ihre Mundwinkel heben sich und zeigen das einstudierte Lächeln, was sie in den letzten Tagen so wunderbar perfektioniert hat. Sie selbst ist sich dessen kaum bewusst, es passiert ohne darüber nachzudenken. Er könnte es vermutlich durchschauen. Gemünzt ist es auf seinen abgebrochenen Satz. Rondra kennt Kelian mittlerweile zu gut um nicht zu ahnen wie er hätte enden sollen. Was gleich zu zwei Stichen mitten ins Herz führt. Der eine, weil es tatsächlich ein unangebrachter Scherz gewesen wäre, der andere, weitaus heftigere, weil diese lockeren Neckereien nicht mehr möglich sind. Etwas was sie so liebgewonnen hatte. Richtig, dummes Ding, hatte.
Nein, ein Backfisch ist sie nun wirklich nicht mehr, etwas was Rondra bewusst wird als sie merkt wie sie an seinen Lippen klebt. Als Kelian gleichauf ist, wendet sich die Blonde ebenfalls wieder um und sieht nach vorn. Wenn man nebeneinander geht muss man sich immerhin nicht ständig ansehen, allerdings reicht seine Stimme allein schon vollkommen aus.
Borona also. Rondra würde lachen, wenn ihr nicht so elend zu Mute wäre. Der nächste Stich, diesmal Eifersucht auf die Schwester des Herzogs. Weshalb? Allein der Umstand dass sie Zeit mit ihm verbringen dufte reicht vollkommen, und vermutlich wird dabei nicht jedes Wort vorher auf die Waagschale gelegt.
Die Bewegung mit der er ihr die Zügel reichen will veranlasst Rondra wieder dazu hinüberzusehen. Lächerlich, er sollte sie besser kennen. Das zumindest ist ihr erster Gedanke. Andererseits, er würde sie kaum allein nach Hause laufen lassen. Also doch lieber selbst reiten, als diesen Tanz hier weiter zu ertragen? Eine gute Stunde, mit ihm, auf diese Art, wahrscheinlich im Regen – ihre Nerven würden irgendwann reißen, oder nicht?
„Danke für das Angebot, aber Ehlania ist mein Pferd und ich werde sie nach Hause bringen.“ freundlich aber bestimmt lehnt sie ab. „Als hätte es einen Sinn dich nötigen zu wollen. Ich habe zehn Minuten gebraucht um meinen Stallknecht davon zu überzeugen nach Hause zu reiten…“ ihre Schultern heben sich leicht, nicht weil es ihr egal wäre ob er geht oder bleibt. Nein, wieder schleicht sich Unsicherheit ein. Das Ausmaß dessen was er ihnen auferlegt hat entfaltet sich für Rondra erst jetzt langsam. Sehnsucht ohne einander zu sehen ist eine Qual, das hier verspricht die Hölle zu werden.
„Ich weiß, und doch treibt es alle auf die Straße, wie es scheint.“ eine feine, bittere Nuance schwingt mit. Kurz nur, dann erklärt sich die Fuggerin. „Normalerweise entferne ich mich nicht so weit von der Stadt. Der Frühling, der Ausritt, heute habe ich vergessen darauf zu achten. Ja, es mag töricht sein, aber wen stört das schon? Rondra nicht, dazu sind ihr diese Stunden der Freiheit viel zu wertvoll. „Erzähl mir von Bruck, irgendwelche Neuigkeiten? Klatsch und Tratsch? Ich bin lange nicht mehr aus Graz herausgekommen.“ Schweigen wäre noch unerträglicher als eine oberflächlich dahinplätschernde Konversation, aber davon abgesehen interessiert es Rondra tatsächlich.

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Kelian_


Everybody's Fool
05.06.1461


'Without the mask where will you hide, can't find yourself lost in your lie.'
Die Sonne scheint noch, erst sind es graue Wolken, die den Himmel zuziehen und doch wird mir kalt. Mein Gesicht verliert dieses leichte Lächeln, welches ich ernsthaft durchdringen lassen habe. Dieses falsche Lächeln, welches ich sofort als eines erkenne, lässt mich innerlich fast erfrieren. Ich erinnere mich, an all die kalten Blicke die sie mir während der ersten Wochen geschenkt hat und keiner davon war so. Keiner hatte diese Wirkung. Seit wann ist es nötig mir ein falsches Lächeln zuzuwerfen? Ich bin versucht sie zu fragen, ob dies wirklich sein muss, ob sie nicht weiterhin ehrlich sein kann, aber ich lasse es lieber. Mein Blick geht am Pferdekopf vorbei auf eines der Felder, an denen wir vorbeilaufen. War mir bewusst, was wir alles auf das Spiel setzen? Nein, denn ich musste die Folgen noch nie mit ansehen. Ich würde es sofort ändern, wenn ich könnte, selbst wenn ich es rückgängig machen könnte. Diese Begegnung mit dem Weib wird mich nachhaltig zum Nachdenken anregen. Er hätte bei dir bleiben sollen. Was er versäumt hat, hole ich nach. Natürlich geht es um den Stallknecht, dieser Nichtsnutz. Nein, die Gedanken sind nicht gerecht, aber sie schleichen sich ein. Was sie gerade erkannt hat, dass dies hier die Hölle wird, habe auch ich begriffen. All diese kleinen Dinge, die ich geliebt habe zu machen, sind tabu. Kein Necken, kein sanftes Berühren. An Weiteres gar nicht zu denken. Warum habe ich eigentlich nicht einmal nachgedacht, bevor ich gehandelt habe? All dies war absehbar - zumindest bei ein wenig Menschenverstand.
Den bitteren Zug um ihre Stimme nehme ich wahr, bekomme aber den Sinn dahinter nicht zu fassen. Ist es ein Vorwurf an mich, dass ich gereist bin, dass ich nun bei ihr bin? Vorsichtig stiehlt sich mein Blick zu ihr, zu ihren wundervollen Haaren, ihrem Hals, den ich so oft geküsst habe. Allein schon dies reicht aus, um unbewusst einige Schritte weiter rechts zu setzen und leicht zu ihr zu driften bevor ich es merke und wieder die entgegengesetzte Richtung einschlage. Ein unverbindliches Brummen ist die Antwort für sie und den Vorwurf der Menschen auf den Straßen, beziehungsweise für ihre Erklärung. Wie aus Reflex gleitet mein Blick wieder zum Himmel. Ich glaube, ich habe mir auf dem Land noch nie so viel Sorgen um ein Gewitter oder Regen gemacht. Vielleicht bin ich auch törricht, aber... die Gedanken in meinem Kopf sind nicht gerade einfach zu ignorieren und da ist immer wieder dieser kleine Teil in mir, der mich daran erinnert, wie erotisch nasse Blusen sein können. Reinste Folter. Von Bruck? Sie reißt mich gewaltsam von diesem Stück los und ich bin froh drum. Nun, was erzählen? Es ist recht voll dort, viel mehr Leute in den Wirtshäusern. Sie scheinen dort mehr dem Alkohol zugetan zu sein. Es gibt auch recht viele davon, also Wirtshäuser. Dort ist ein hübscher See, ich habe mir das Dorf ein wenig angeschaut. Das Hurenvolk hat Einzug gehalten und lauert ebenfalls in den Kneipen, versucht dort Kunden zu aquirieren. Was ich davon halte, sollte deutlich zu hören sein, nämlich nichts. Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass mein Hals genau an der Stelle brennt, wo dieses elende Weib meinte, ihre Zunge entlangziehen zu müssen. Rondra wäre die letzte, die davon erfahren sollte, auch wenn es nicht unbedingt mein Wille war, so wäre es doch ein Schlag ins Gesicht. Und Graz? Gibt es da etwas Neues? Ohja, etwas anderes als seichtes Geplänkel wäre nicht drin und das wir darin schlecht sind, haben wir schon einmal bewiesen.

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Rondra
05. Brachet 1461

Innerlich beginnt Rondra vor Anspannung an zu schreien. Sein Brummen ist es, was sie fast die Fassung verlieren lässt. Sie hätte sein Gaul nehmen und das Weite suchen sollen. Wie kann ein Brummen eines Kerls solche Gefühle wecken? Denn selbst das klingt gerade liebvertraut.
Statt tatsächlich zu schreien presst Rondra angestrengt ihre Kieferknochen zusammen, blickt stur geradeaus und beschleunigt ihren Schritt, letzteres unbewusst. Doch sie treibt nicht der drohende Regen an, so weit wie Kelian denkt sie vorerst gar nicht, der Moment ist schlimm genug.
Ja, sie erinnert sich an den See in Bruck, so ist ein kleines Nicken die Antwort auf die Aufzählung. Wobei Rondra selbst sich meistens nur recht kurz dort aufhält, ein Dorf auf dem Weg nach Graz eben. Hurenvolk. Ja. Das war anzunehmen, auch wenn die Fehde nicht als Krieg zu missdeuten ist, soetwas zieht sie an. Das war schon immer so und würde sich wohl auch nicht ändern. Trotzdem zuckt die rechte Braue ein wenig, hinter der Stirn arbeitet es. Gedanken die sie weder haben sollte, noch haben dürfte. Doch sie drängen sich auf, kreisen beinahe höhnisch durch den Kopf und setzen sich fest. Ob er.. die Möglichkeit genutzt hat? Es hat sie wohl nicht zu interessieren, er hat sie vorher fortgeschickt – und selbst wenn man das außen vor lässt, in dieser Beziehung war er ihr nie Rechenschaft schuldig, ganz andere waren es auch nicht. Trotzdem nagt der Gedanke sich weiter durch ihre Gehirnwindungen, auch noch als sie selbst sich zur Vernunft ruft.
Neuigkeiten aus Graz. Aber natürlich, da sie sich ja beinahe täglich in den Wirtshäusern vergnügt, kann sie damit sicherlich aufwarten. Bissig werden ihre Gedanken, doch sie finden den Weg nicht über die Lippen.
„Ich weiß nicht…“ die Wahrheit. „Unser Bürgermeister wurde wiedergewählt…“ eine der wenigen Neuigkeiten die selbst sie aufgeschnappt hat, Laverna hatte es erzählt, in einem Anflug von Tratschlaune. Die Schultern heben sich erneut und kurz geht nun auch ihr Blick wieder hinüber zu ihm. Nur um festzustellen dass die Idee nicht gut ist, den Abstand zwischen ihnen wieder ein wenig zu vergrößern und wieder fortzusehen. „Ansonsten… das Übliche, mehr oder weniger. Ich fürchte ich bin im Augenblick nicht der richtige Ansprechpartner was Neuigkeiten angeht. Nora krabbelt und Johanna will seit neustem ein Pony haben, oder eine Kutsche – am liebsten aber beides…“ …. und ihren Vater zurück. Doch, auch das bringt sie nicht heraus, es fühlt sich verkehrt an. Gehört das überhaupt zwischen sie? Vielleicht schon, wahrscheinlich nicht. Ach, wenn das doch nur halb so schwer wäre.„Katerina hat eins…“ und da ist es, ein schwaches, aber aufrichtiges Lächeln, als sie erklärt weshalb Johanna diesen Wunsch hegt.

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Kelian_


Everybody's Fool
05.06.1461

Ein Nicken meinerseits, welches ihre Worte begleitet. Klappt doch ganz hervorragend - nicht. Sie hat nichts zu erzählen, ich hab nichts zu erzählen. Die Themen, die uns sicherlich zum Reden bringen würden, sind verboten. Naja, nicht verboten, aber welche Dämme würden wir brechen, wenn wir damit beginnen würden? Zu große. Solche, die wir nicht mehr stopfen könnten und das Wasser würde unaufhaltsam laufen. Ein Pony? Früh übt sich. Sie weiß, dass ich die Viecher nicht leiden kann. Auf der anderen Seite ist es wohl so, dass gerade die Herzen von kleinen Mädchen höher schlagen, wenn sie solch einen Gefährten haben. Vor allem Weiber hängen immer so furchtbar an den Gäulen. Ich weiß nicht mal wie die schwarze neben mir heißt. Es interessiert mich auch nicht, ehrlich.
Halbherzig versuche ich das Gespräch aufrecht zu erhalten, denn uns sollte mittlerweile beiden aufgegangen sein, dass wir dies keine Stunde mehr tun konnten und dass das unangenehme Schweigen über uns fallen würde. So oder so. Früher oder später, je nach dem, wie schnell uns eben die Themen ausgehen würden. Die Fehde...ich bin gespannt, was dabei herumkommen wird. Ich fürchte, es wird viel Leid verursachen. Was man aber auch ohne eine Fehde recht gut kann. Auch kein gutes Thema. Also, springe ich weiter. Deine Cousine hat mir geschrieben, dass ich vielleicht bald einige Wappen fertigen soll. Besser? Unverfänglich auf jeden Fall. Weiß sie überhaupt, dass ich mich als Wappenmaler beworben und auch angenommen wurde? Wer weiß das schon. Über meinen Einkaufsbummel mit Neytira reden, ist wohl auch eher eine schlechte Idee. Hm. Ich hab mich neulich dem Herzog vorgestellt. Ich glaube, ich mag ihn... Was aber eigentlich auch belanglos ist, denn ich werde eh bald nicht mehr hier sein. Ich komme mir mit jedem Satz, der aus meinem Mund gelangt, dümmer vor und so lasse ich es nun. Ich weiß eh nicht mehr, was ich noch erzählen soll und so ziehen sich die Sekunden zu Minuten. Mein Blick ist nach wie vor nach links auf die Felder ausgerichtet, am Kopf des Pferdes vorbei. Zwischen uns ist soviel Abstand, dass man sich ein wenig Mühe geben muss, um zu erkennen, dass wir zusammen gehören. Wir nehmen quasi den ganzen Weg ein. Peinlich, aber wahr. So ist es eben zwischen uns geworden. Wessen Schuld? Meine oder unsere? Ich weiß es nicht, nur, dass ich es hasse.
Eingehüllt in diesem unangenehmen Schweigen, welches noch nie zwischen uns geherrscht hat und meinen Gedanken habe ich völlig vergessen auf das Wetter zu achten. Noch ist Graz ein ganzes Stück entfernt, obwohl ich meinen Schritt ihrem schnelleren angepasst habe. Der erste Tropfen trifft mich im Nacken. Schwer und nass. Ich schrecke auf aus meinen Gedanken, als ob ich geschlafen habe und ein Fluch kommt über meine Lippen. Shít. Ich hebe den Blick, doch es ist eine sinnlose Geste. Dem ersten folgen viele, groß und schwer und man muss kein Kenner sein, um zu sehen dass wir in weniger als einer Minute wohl vollkommen durchnässt wären. Mit ein wenig Glück wäre es in wenigen Minuten vorbei und nur ein schneller, aber intensiver Guss. Mit Pech würde es sich einregnen. Was war es, dass wir heute hatten? Pech oder Glück. Früher hätte ich ohne zu Zögern gesagt, dass es ein glücklicher Zufall ist, dass wir uns treffen, heute jedoch wirkt es eher wie ein böser Scherz.
Meine Bewegungen sind schneller, als meine Gedanken. Natürlich ist es unangebracht, aber nass bis auf die Knochen zu werden? Lieber nicht. Mit meinen Fingern nestle ich zwei Bündel vom Sattel. Meinen Seesack in dem Wechselsachen sind, die wir vielleicht später noch trocken gebrauchen könnten und meinen Mantel, über den ich nun doch wirklich froh bin, dass ich ihn mitgenommen habe. Mit einem Hier, nimm. schmeiße ich ihr die Zügel der Schwarzen hin. Wenn Verwunderung auf ihrem Gesicht zu sehen ist, dann sehe ich sie in diesem Moment nicht, vollkommen damit beschäftigt, die Nässe von uns abzuhalten. Die Arme nun frei, breite ich den Mantel zuerst über meinem Kopf aus, wie ein kleines Zelt. Es ist nicht wahnsinnig viel Platz darunter, aber schon so, dass zwei Menschen nebeneinander stehen konnten. Wenn vielleicht auch ein wenig eng. Zu eng für meinen Geschmack in der jetzigen Situation. Mit einem Nicken befinde ich die Idee für gut, lasse den Mantel kurz wieder herunter, nehme meinen Seesack und trete auf sie zu. Mir kommt nicht mal in den Sinn zu fragen, einfach weil ich es eilig habe und es nicht gewohnt bin, dass die Dinge so zwischen uns sind. Ich klemme das eine Bündel zwischen meine Beine, breite den Mantel über unseren beiden Köpfen aus und versuche tunlichst sie nicht anzuschauen. Selten, dass so etwas bei mir vorkommt. Je mehr Zeit vergeht, desto intensiver wird mir bewusst, wie nah wir uns sind. Ich spüre ihre Präsenz vor mir, ich rieche sie. Ob sie mein Herz schlagen hört, wie es schneller wird, allein weil sie mir nahe ist? In Gedanken wiederhole ich immer wieder die Worte 'Alles wird gut' wie um mich selbst abzulenken. Das meine Lippen irgendwann anfangen es zu wiederholen, ohne das ein Ton herauskommt, bemerke ich nicht. Ich bin nervös, unglaublich. Meine Hände werden nass davon. Davon? Ein Blick nach oben bestätigt mich in meiner Vermutung, dass es nicht die Nervosität ist, sondern der Regen. Mein Mantel weicht langsam durch. Ich räuspere mich, dies wirklich der Nervosität geschuldet. Ungefähr vor fünf Minuten war eine Hütte auf meiner Seite... Ein Vorschlag, den ich selbst nicht mag und den ich nur widerwillig mache. Was sie wohl dazu meinen würde?

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Rondra
05. Brachet 1461

Ja, die Themen würden ihnen ausgehen. Doch so lange das nicht der Fall ist, setzt Rondra alles daran das Schweigen nicht siegen zu lassen. Ein Nicken, ja, auch sie findet es ein wenig früh die Mädchen auf den Rücken eines Pferdes zu lassen und sei es ein Pony. Die Fehde, eine wirkliche Meinung hat sie dazu nicht. Sie fällt nunmal in die Zeit der… Häuslichkeit ihrerseits. Ihre Antwort darauf bleibt sie also schuldig. Verblüffung dass Sofia ihm schreibt, aber jetzt nachfragen? Hat Zeit bis ihnen tatsächlich nichts mehr einfällt. Adam. Da erhellt sich ihr Gesicht etwas, falls Kelian sich denn vom Anblick der Felder losreißt und es bemerkt. Ja, diese Sympathie teilen sie.
Das Ende der Fahnenstange scheint erreicht. Fieberhaft sucht Rondra in den ersten Minuten der Stille nach Gesprächsthemen. Die Sache mit der Wappenrolle? Ob er genaueres zur Fehde weiß? Ob morgen die Sonne scheinen wird? Frustrierend und irgendwie verpasst Rondra den Einsatz und das Schweigen senkt sich wie ein schweres Tuch über sie. Gut, es würde ohnehin soweit kommen, oder nicht? Also können sie sich auch gleich ergeben. Einen Fuß vor den anderen, Schritt für Schritt. Lange dauert es nicht bis dies Schweigen quälend wird, es ist furchtbar und passt nicht zu dem was sie einst hatten.
Schließlich ist er da, der Regen, auch sie hebt den Kopf, als der erste Tropfen ihre Nase erwischt. Die freie Hand hebt sich, die Handfläche nach oben. Unglaublich wie schnell es losgeht, schon beginnt sich der Stoff ihres Hemdes an ihren Schultern klamm anzufühlen. Nichts um sie herum was in irgendeiner Weise Schutz bieten würde – vor allem nicht falls es länger regnen sollte. Seine Bewegung ist es, die ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn zieht. Der Ruf kommt überraschend, doch Rondra erwischt die Zügel bevor sie zu Boden gleiten können. Die Stute herangeholt, während sie keinen Blick von Kelian lässt. Was er vorhat ist recht schnell klar, und auch wenn die Idee sicher richtig ist, sie lässt das Weib leise Seufzen. Könnte ihnen nicht wenigstens das erspart bleiben?
Nein wohl nicht, denn schon bereitet sein Mantel über ihren Köpfen ein kleines Baldachin.
„Danke…“ wird leise gemurmelt, bevor Rondra vollkommen verstummt. Willkommen in der nächsten kleinen Blase. Ungewollt und die reinste Folter. Unter diesem kleinen Zelt, die ohnehin schwüle nun feuchte Luft, vereint mit seinem Duft, die Wärme und seine Nähe. Rondra weiß nicht genau ob sie es sich einbildet, aber sie scheint nicht ganz ruhig stehen zu können, hat Angst sich unbewusst nach vorn zu beugen, zu schwanken – alles nur das nicht. Links und rechts die Zügel in der Hand, nein, bequem ist es nicht. Die Blauaugen suchen irgendeinen unverfänglichen Punkt, da Kelian größer ist als sie, nicht ganz leicht. Schließlich fokussieren sie einen fiktiven Punkt oberhalb seiner Schulter. Bald wird es vorbei sein, nicht lange, jeder weiß wie kurz solche Schauer sind. Nicht schwanken. Ihr Blick wird abgelenkt und gleitet zu dem was er verschwommen wahrgenommen hat. Das deutlich sichtbare Pochen unter der zarten Haut seines Halses. Verräterisch. Hat sie daran gezweifelt dass ihn das hier berührt? Nein und dennoch ist es etwas anderes es anzunehmen, als nun den Beweis zu haben.
Was hätten sie vor einigen Wochen in solch einer Situation getan? Die Frage ist zu Ende gedacht bevor sich Rondra selbst zurückhalten kann. Falsch, ganz falsch – vor allem weil sie gnadenlos mit Bildern in ihrem Kopf beantwortet wird. Einen winzigen Schritt tastet sie sich zurück. Es ist egal ob sie nun nass wird am Rücken, lieber das als die Beherrschung zu verlieren.
Sein Räuspern und der halbe Vorschlag bringen die Erlösung. Egal was es bedeutet, in erster Linie heißt es, dass diese Enge ein Ende finden würde. In einer Hütte würde mehr Platz sein als hier. Deshalb fällt Rondra die Entscheidung nicht schwer, eilig nickt sie.

„Ja?“ auch sie räuspert sich, denn das kleine Wort hat ihre Kehle kratzig verlassen. „Lass es uns versuchen. Ob wir nun hier nass werden, oder dort spielt keine Rolle.“ kaum gesagt tritt Rondra unter dem Mantel hervor. Ein wenig geht es hin und her zwischen ihnen. Doch es bleibt nicht die Zeit lange zu diskutieren wer nun was nimmt. Diesmal setzt sich Kelian tatsächlich durch und wenig später eilt Rondra mit dem Seesack vorweg, während er die Pferde führt.
Nur nicht vorbei hetzen. Hetzen, was man bei diesem Regen hetzen nennen kann. Beide würden sie nass ankommen. Fünf Minuten, warum hat er den Vorschlag nicht gemacht als sie daran vorbei gekommen sind? Schnell kommt sie selbst auch nicht voran, immer wieder bleibt Rondra stehen, um zwischen den Bäumen und den Regen hindurch zu spähen.
Doch auch sie hat irgendwann einmal Glück und sei es damit diese Hütte zu finden. Der Seesack scheint mittlerweile unendlich schwer, oder die Arme zu lahm und sie hat längst aufgegeben sich den Regen aus dem Gesicht wischen zu wollen.

„Sei bloß offen…“ murmelt Rondra der Tür zu, ehe sie sich dagegenstemmt. Sie klemmt, doch nach einem kräftigen Tritt gibt sie schließlich nach und den Weg frei. Der Seesack findet seinen Platz links neben der Tür. „Herrje.“
Ein kleines bisschen ist es ein Déjà-vu, die Hütte in Kroatien war ähnlich. Eine alte Jägerhütte ist es, länger nicht mehr genutzt, aber nicht ganz so… erbärmlich wie die in der sie im Winter saßen.
Ein rechteckiger Raum. Links in der Ecke eine Bank, davor ein Tisch und zwei Stühle. Darüber ein kleines, geschnitztes Lüsterweibchen – immerhin, sie hätten Licht, sollten sie hier länger festsitzen und vorausgesetzt Kelian hat irgendwo in den tiefen seines Seesacks Zunder. Mittig, der Tür gegenüber eine Feuerstelle, an der Wand Regale und einige Haken. Rechts an der Wand eine Tür. Irgendjemand scheint seinen Beruf hier sehr ernst zu nehmen, denn an den Wänden reiht sich Geweih an Geweih. Schauderhaft.
Nun, sie würden nicht ewig hier bleiben, zumindest hat Rondra das gewiss nicht vor. Rasch streift ihr Blick den Seesack, doch sie wird sich hüten ihn zu öffnen, auch wenn Feuer bereits verlockend wäre. Mit dem Regen kam die Kühle und die nasse Kleidung klebt eklig an ihrem Körper. Sie klebt. Ein für Rondra deftiger Fluch erfüllt den Raum, nachdem sie an sich hinuntergeblickt hat. Ja, das Glück hat sie verlassen. Langsam geht es durch den Raum, auf der Kante der Bank setzt sich Rondra nieder und beginnt ihre Stiefel zu öffnen.

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Kelian_


Everybody's Fool
05.06.1461


Diese Angst in mir ist mir unbekannt. Sie ist hier bei mir und eben doch weit weg. Lieber quäle ich mich durch ihre Nähe, als zu wissen, dass sie noch weiter weg ist. Ich müsste nur meine Hand ein wenig ausstrecken, dann könnte ich sie anfassen, langsam zu mir ziehen. Eine Blase, so wie wir sie immer hatten. Natürlich fasse ich sie nicht an. Ob der Situation und weil meine Arme in der Luft hängen. Ganz langsam werden sie schwer, aber so oder so werde ich sie nicht mehr lange oben halten müssen. Entweder wir gehen zur Hütte oder der Mantel ist ganz durchweicht. Das sie Angst hat, sehe ich nicht. Nicht, dass sie den Schritt zurück macht oder ähnliches, da ich es wirklich unter allen Umständen vermeide sie anzusehen.
Trotz dessen, dass ich die Nähe willkommen heiße und innerlich eben doch verfluche, lasse ich meine Arme erleichtert sinken. Sofort beginnt der Regen meine Haare zu befeuchten, meine Kleidung. Die Diskussion, wie wir nun was machen würden, ist recht kurz, immerhin werden wir mit jeder Sekunde, die wir vergeuden nasser. Immerhin, ich kann mich durchsetzen und so schaue ich ihr nur wenige Sekunden hinterher, wie sie davonläuft. Weg von mir. Welch Symbolik. Einen Moment starre ich, bevor sich meine Hände um das nasse Leder der Zügel verkrampfen und ich losgehe. Kurz überlege ich wie schlau es wäre, zu reiten und die andere hinter mir her traben zu lassen, aber ich entscheide mich aus verschiedensten Gründen dagegen. Das Sattelzeug ist ebenfalls schon nass und würde ein ekliges Gefühl geben. Außerdem sollte Ehlania wohl nicht schneller gehen, so wie es momentan ist. Ich bleibe also bei demselben Tempo wie davor. Was für sie vielleicht ein paar Minuten dauert, ist für mich doch eine längere Angelegenheit. Zwar weiß ich, wo die Hütte liegt, aber ich habe zwei Pferde bei mir, die ich einigermaßen trocken stellen muss. Außerdem muss das Sattelzeug ab und wenn auch schon die Trense nicht abgenommen werden kann, so muss wenigsten das Gebiss raus. Also erst die Schwarze, dann die andere bevor ich mir jeweils einen Sattel unter den Arm klemme und so in die Hütte hineinmarschiere. Ohne Anzuklopfen. Die Möglichkeit, dass sie sich ausziehen könnte - oder das es unangenehm zwischen uns werden könnte, habe ich in diesem Moment einfach wieder nicht im Hinterkopf. Ich schaue auch nicht zu ihr, als ich hereinkomme, sondern suche ein Ablagemöglichkeit für die Sättel. Die Stühle sind dafür wie geschaffen und so werde ich sie los. Meinen Mantel hänge ich an mehrere Haken, damit er möglichst ausgebreitet ist und erst dann komme ich wirklich in der Hütte an. Da geht es den einen wie den anderen, zum Glück. Mein typisches weißes Hemd klebt an meiner Brust, lässt eigentlich alles sehen. Nichts, was sie nicht kennt. Meine Hose, sowie die Stiefel und wahrscheinlich auch die Socken sind ebenfalls nass. Was für ein Wetter... Mein Blick gleitet tatsächlich zu ihr. Ein Grinsen liegt auf meinem Gesicht, einfach weil von meinen Haaren ganze Sturzbäche auf den Boden rieseln und weil ich diese ganze Situation absurd finde. Das dieser Blick allerdings ein Fehler ist, hätte ich mir denken können, immerhin habe ich es nicht umsonst vermieden, sie den Rest der Zeit anzuschauen. Warum trägt sie denn weiß? Eine weiße Bluse? Ich sehe nicht alles, aber sie klebt genug um mir zu zeigen, was ich kenne und vermisse. Meine Augen liegen einen Moment zu lange auf ihr, um nicht wissen zu lassen, dass ich natürlich gesehen habe, was mir die Natur so schön offenbart hat. Leise murmel ich. Holy shít. Mit dem Gemurmel drehe ich mich weg, gehe zu meinem Seesack. Sollte dies hier Strafe sein für die Verfehlungen, die wir gemeinsam begangen haben? Oder vielleicht ein Test? Ich bin dabei ihn nicht zu bestehen. Es bedarf nur eines winzigen Anstoßes. Ich wühle so einiges hervor. Ein trockenes Hemd, eine trockene Hose, eine Decke. Die Hose lasse ich liegen, will schon in ihre Richtung gehen, aber es macht keinen Sinn, so dass ich auch den Rest noch einmal ablege und mich ebenfalls setze, um wenigsten meine Stiefel und die Socken loszuwerden. Ich muss nicht alles nass machen hier drin. Barfuss zu ihr tapsend, so vertraut und doch so fremd, bringe ich ihr sowohl das Hemd, als auch die Decke. Zieh es an. Bitte. Deine Sachen sind nass, du wirst sonst krank. Muss ja nicht sein. Ich spreche zu einem Stück Wand neben ihrer Schulter. Wie könnte ich sie ansehen, vor allem da es so unglaublich anziehen wirkt. Die nassen Haare, die Bluse die an ihrem Oberkörper klebt. Nur der Gedanke daran lässt mich schwer schlucken. Ohne eine Antwort abzuwarten lege ich ihr die Sachen hin und gehe zurück zu meinem Seesack, um ihn mitzunehmen. Irgendwo ein wenig weiter weg von ihr. Es ist mir mindestens so unangenehm, wie es ihr ist. Langsam und überhaupt nicht scharf darauf, schäle ich mir mein nasses Hemd vom Oberkörper. Den Versuch es auszuwringen unterlasse ich, jedoch ist wohl als nächstes die Hose dran. Wer hätte je gedacht, dass es mir mal peinlich werden würde, mich vor diesem Weib auszuziehen, doch im besten Fall schaut sie nicht und zieht sich selbst um. Also beginne ich auch meine Hose zu öffnen, um mich umzuziehen.
Meine Gedanken gleiten dabei ab. Sehr weit. Während meine Finger am Bund nesteln und die Schnüre aufmachen wollen, spüre ich wie sich zarte Arme um meinen Körper herumschlingen. Die nasse Bluse drückt sich an meinen Rücken und ich höre ihre wieder sehr zarte Stimme. 'Lass mich das machen.'
Eine Gänsehaut zieht sich über meinen Körper. Ich habe sexuelle Phantasien am helllichten Tage während die Frau nur wenige Meter von mir entfernt sitzt. Wie schlimm kann es nur werden? Auf die Bänder schauend, fluche ich erneut. Leise, für mich, da ich sie verknotet habe. So dauert es länger, als gewollt bis ich die trockene Hose anhabe. Schließlich bin ich fertig, wenn auch am Oberkörper unbekleidet. Ich hab mich dabei noch nie so unwohl gefühlt. Ich werd gleich versuchen was zu finden, was ich überziehen oder legen kann. Eine Entschuldigung, eindeutig. Ich wühle weiter in meinem Seesack herum bis die Zunderbüchse zum Vorschein kommt und ich mich daran machen will, das Feuer zu machen. Es dauert seine Zeit und als es endlich brennt, hab ich mein Vorhaben längst wieder vergessen. Ich lasse mich nah am Feuer nieder, in meinem Gesicht tanzend die neu erschaffenen Flammen. Ich fühle mich müde und leer. Ich vermisse sie, unendlich seitdem ich eingestanden habe, dass es mehr ist als nur heimliche Treffen. Langsam hebt sich mein Blick, zum ersten Mal ihren suchend. Geht es ihr ähnlich? Vielleicht würde ich so einiges herausbekommen, was ich mich nicht traue zu fragen. Wie geht es ihr? Haben sich negative Gefühle für mich eingeschlichen? Im Prinzip könnte ich sie auch gleich auffordern, sich neben mich zu setzen, in meinen Arm und mir ihr Herz auszuschütten. Ehrlicherweise bin ich wohl wieder mal dabei, ein ihr gegenüber gegebenes Versprechen zu brechen. Wie könnte ich mich hier auch von ihr fernhalten, sie nicht begehren, nicht bei mir haben wollen? Je länger es dauern würde, umso schwächer würde ich werden in Bezug auf diese Vorhaben.

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Rondra
05. Brachet 1461

Als die Tür aufgeht sitzt sie immernoch auf der Kante der Bank. Die Stiefel sind mittlerweile ausgezogen und gerade ist Rondra dabei den zweiten Strumpf über ihren Fuß zu rollen. Keine ganz einfache Sache im nassen Zustand. Als die Sättel auf den Stühlen abgestellt werden riskiert sie einen Blick. Ein Wunder dass Rondra dabei nicht nach Luft schnappen muss – denn sein Anblick ist zwar nicht ganz unerwartet, doch trotzdem atemberaubend. Die Blonde macht umgehend die Feststellung dass man auch auf sich selbst eifersüchtig sein kann. Auf dass was man einmal hatte, oder zumindest sich eingebildet hat zu haben. Wie sich seine Brust unter ihrer Hand anfühlte, die Reaktion seiner Empfindlichen auf neckende Finger und Lippen und das unzulänglich unterdrückte Beben seines Bauches, wenn es ihr mal wieder gelungen ist ihn zu kitzeln. Es fehlt nicht viel um sie aufspringen zu lassen und die Hütte fluchtartig zu verlassen, barfuß. Dass Rondras Blick auch hinab und über seine Hose streift, hilft dabei rein gar nichts. Auch hier ist sein Körper zu gut sichtbar, als Kelian seinen Mantel aufhängt. Nein! Auf keinen Fall wird sie sich nun Erinnerungen an seinen Hintern hingeben. Feuerrot ist das Gesicht, als Rondra sich wieder ihren Strümpfen zuwendet und den Kerl keines weiteren Blickes würdigt. Die Geräusche verraten was er treibt, das und die Präsenz seiner Anwesenheit reichen vollkommen aus.
Seine Stimme lässt sie den Kopf wieder heben, hätte Rondra es nur nicht getan, denn die Grauen lassen die Situation unerträglich werden. Sie weiß welches Bild sie abgeben muss und kann es im Moment nicht ändern. Gefühlt könnte sie genauso gut nackt hier sitzen, was durch seinen Fluch nur bestätigt wird. Rondra beisst sich auf die Unterlippe, offen, etwas was sie seit Monaten nicht mehr getan hat, senkt die Lider und verschränkt die Arme vor der Brust. Nicht um zu verbergen, um zu schützen.
Fast hastig nimmt sie schließlich Hemd und Decke vom Tisch, unfähig auch nur einen Ton rauszubringen. Zur Wand gedreht erhebt sie sich und beginnt dasselbe Spiel wie er wohl auch. Die zitternden Finger machen es schwierig, aber schließlich trägt sie sein Hemd, es ist natürlich länger als das ihre vor gut zwei Wochen, es reicht ihr bis zum Knie, doch hier und heute fühlt es sich selbst in dieser Länge furchtbar an. Ein Grund weshalb sich Rondra die Decke nicht über die Schultern legt, sondern kurzerhand um die Hüfte schlingt. Eigentlich sollte sie ihr Haar öffnen, damit es überhaupt die Chance hat ein wenig zu trocknen, doch die Vorstellung ist wieder mit einer gewissen Art von Nacktheit belegt. Traurig dieses Abwägen, dieser Kampf nur nichts falsches zu sagen, oder zu tun.
Stille, die sie benötigt um sich zu fangen und zu sammeln, ganz gelingt es natürlich nicht. Aber sie kann ihn beim Entzünden des Feuers beobachten ohne dabei in Gedanken allzu weit abzuschweifen. So treffen die Grauen auf die Blauen, als er schließlich ihren Blick sucht. Ein Blick der grausamer ist als die Umstände hier, denn die Seinen sollten nicht so aussehen, es ist verkehrt, mindestens genauso verkehrt wie ihre Affaire es gewesen ist. Sorge, Verzweiflung und Sehnsucht liegt in ihrem. Sehnsucht nach ihm, nach Berührung, vor allem seelischer.
Es hat keinen Sinn so sitzen zu bleiben. Allein die Wärme des Feuers wäre schon verlockend genug, denn bis zur Bank strahlt sie noch nicht. Rondra erhebt sich und diesmal ist es ihr Tapsen das durch die Hütte geht. Nein, neben ihm zu sitzen würde wahrscheinlich eine Lawine lostreten und vielleicht sollten sie tatsächlich reden – reden bevor es zu anderen Dingen kommt. Vor ihm stehend streckt sie ihm auffordernd beide Hände hin, um Kelian dann zu bedeuten eine viertel Drehung zur Seite zu machen. Als er seitlich zur Feuerstelle sitzt, umrundet Rondra ihn und setzt sich mit ihrem Rücken an seinen. Vorsichtig lehnt sie sich zurück, so das nicht ihr ganzer Rücken ihn berührt, sondern nur die Schultern – fürs erste mehr als genug.
„Geht das?“ Natürlich geht es, eher zielt ihre Frage darauf ab ob es erträglich ist, wenn er ähnlich empfindet wie sie, durchaus eine berechtigte Frage.
Ansonsten ist diese Konstellation in ihren Augen keine dumme. Nähe ist vorhanden, aber so müssen sie sich nicht ansehen.
„Als Kind hatte ich immer furchtbare Angst vor Unwettern, sobald auch nur in der Ferne Donnergrollen zu hören war, habe ich mich versteckt. Am liebsten im Kleiderschrank meiner Mutter, es roch so gut, nach ihr und ihren Lavendelsäckchen, die sie zwischen den Kleidern hängen hatte. Pure Geborgenheit – auch wenn sie es nicht mochte. Manches Mal habe ich die Kleider dabei zerknautscht… Johanna ist ähnlich. Sie versteckt sich meistens im Kaminzimmer hinter einem der Ohrensessel, sofern einer von uns zu Hause ist. Sobald es los geht versuchen wir nach Hause zu kommen. Heute wird sie unter dem Küchentisch sitzen und sich von Laverna mit Apfelstückchen bestechen lassen, um irgendwann wieder hervor zu kommen.“ ruhig erzählt die Blonde. Immerhin, es ist recht ungefährliches Terrain, zumindest auf den ersten Blick, sieht man genauer hin steckt selbst hierin mehr als eine Tretmine. Aber Rondra hat sich entschlossen dass Nichtigkeiten ihre Beziehung abwertet, oder das was sie eben verbindet, oder verband. Schweigen wäre eher eine Option, aber auf Dauer hat sich das in ihrer jetzigen Situation auch nicht bewährt.

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Kelian_


Everybody's Fool
05.06.1461


Der Blick, er ist mörderisch. Ihrer, meiner. Dennoch halte ich ihn, solange wie er eben dauert, einfach weil es mich auf eine Art glücklich macht. Auf eine sadistische, selbstzerstörerische Weise. Ich weiß, dass es ihr genauso geht, dass wir dieselben Gedanken haben und das uns nur wenig trennt. Es macht mich glücklich und es verletzt mich zugleich. Ich habe mich so sehr verändert, seitdem ich das Weib getroffen habe. Ich bin zu dem geworden, was ich einmal war, bevor meine Frau und meine Tochter gestorben sind. Ich wäre ein liebender, wenn auch bestimmter Mann.
Sobald sie aufsteht, der Augenkontakt unterbrochen ist, folge ich den tapsenden Füßen mit meinem Blick, erstaunt, dass sie tatsächlich vor mir stehen bleibt. Ich brauche einen winzigen Moment, um ihre Aufforderung zu verstehen, drehe mich und unterdrücke ein Seufzen, als sie sich schließlich an mich lehnt. Sure. So selbstsicher, wie ich dies von mir lasse, bin ich mir bei Weitem nicht. Sie wird es wissen, aber wie könnte ich sie wegschicken. Würde sie sich in diesem Moment vor mir ausziehen und sagen, ich soll mit ihr schlafen, ich würde es machen. Einfach, um das Gefühl zu haben, ihr nicht weiter weh zu tun. Absurd? Vielleicht. Vielleicht aber auch ein Hinweis darauf, in welche Richtung sich meine Gefühle entwickeln. Mit schnell schlagendem Herzen - welches mich allein schon verraten sollte - und absolut steif lausche ich ihrer kleinen Geschichte. Ich muss lächeln, denn in meiner Vorstellung sind es zwei identische kleine blonde Kinder, die sich verstecken. Eines im Schrank, eines im Kaminzimmer. Das eine mit blauen, das andere mit braunen Augen. Ich gleite in meine Gedankenwelt und wieder herrscht eine Weile Ruhe. Zögerlich beginne ich, denn ich bin mir nicht sicher, ob es ein schlechtes Thema ist. In England regnet es viel. Gewittertage waren bei uns Festtage. Sobald ein Gewitter absehbar war, musste ich nach Hause kommen. Es war nicht dasselbe, wenn nur Lucy da war. Wir haben dann das ganze Gewitter beobachtet, die Blitze und den Donner gezählt und vorher mussten wir Gebote abgeben. Lucy hatte immer eine Kleinigkeit für den Gewinner. Sobald das Gewitter vorbei und nur noch die Pfützen als Überbleibsel vorhanden war, sind wir raus. Wer das Pfützenwasser höher spritzen konnte, wer besser von einer Pfütze in die andere hüpfen konnte... Sie hat es geliebt. Das kleine helle Lachen konnte man im nahegelegenen Dorf noch hören, wenn das Wasser bei ihrer Pfütze besonders hoch gespritzt ist. Ich lächle tatsächlich, ganz in meiner Gedankenwelt versunken, die sich erst langsam wieder in Luft auflöst. Sehr leise, versuchend keine Bitterkeit einschleichen zu lassen, meine ich zu Rondra. Sicherlich ist dein Mann da, er kann sie beschützen. Vor dem Donner und dem Regen, dazu sind Väter nun mal da. Im besten Fall nehmen sie irgendwann die Angst.
Es ist eine schöne Erinnerung, die mir in den Sinn gekommen ist und der Schmerz darüber bleibt aus. Ich bin glücklich zur Zeit. Ich habe die beiden nicht vergessen, weder meine Frau noch meine Tochter, niemand würde sie je ersetzen, aber es ist anders, wenn ich mit Rondra zusammen bin. Es ist wirklich so, als ob jemand da ist, der mich endlich wieder versteht. Warum musste ich dies kaputt machen?

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Rondra
05. Brachet 1461

Rondras Hände liegen links und rechts von ihrem Oberkörper auf dem Holzboden, die Arme stützen, sodass ihr Gewicht eher von ihr getragen wird, als durch das Anlehnen an ihn.
Die Blonde hört ihm gern zu, sie mag seine Stimme und würde sie auch mögen wenn ihre Gefühle für ihn nur freundschaftlich wären. England und Regen. Auch Rondra beginnt zu lächeln, wer würde das nicht, bei dieser Erzählung? Es ist schön ihm nach England zu folgen, auch wenn seine Geschichte eigentlich eine traurige ist, sie gehört zu ihm.
Finden sie gerade den richtigen Weg? Für eine kurze Zeit fühlt es sich so an und die Anspannung weicht aus ihrem Körper. Natürlich ist Rondra sich seiner Nähe nach wie vor bewusst, aber im Augenblick ist ihr Terrain sicher. Es fühlt sich wieder vertrauter an.
Doch seine geäußerte Vermutung bringt die Illusion wieder stark ins Schwanken. Kurz zögert Rondra inwieweit sie antworten soll. Es wäre einfach sie so stehenzulassen, unkommentiert und es wäre noch nicht einmal gelogen. Manchmal eine schwierige Sache, diese Ehrlichkeit. Stumm schüttelt Rondra schließlich den Kopf, vielleicht spürt er die Bewegung, doch ihr geht auf das er sie nicht sehen kann.
„Nein.“ leise widerspricht sie, beiläufig soll es klingen, aber im Gegensatz zu Kelian schafft sie es nicht die Bitterkeit ganz zu unterdrücken. Bitterkeit über sich selbst und ihren Mann, über die gesamte Situation. „Er ist verreist, schon seit… einiger Zeit.“ Eigentlich nicht das Thema was sie vertiefen will und so greift Rondra das unverfänglichere wieder auf.
Unverfänglich, aber nicht uninteressant. Sie hat weder eine Ahnung davon wie Lucy ausgesehen haben mag, noch wie alt seine Tochter geworden ist, beide werden durch Kelians Erzählungen lebendig. Sie ziehen durch Rondras Gedanken, bekommen ein Gesicht, irgendeins und doch irgendwie ein besonderes, eines was sie behalten würden, für die Fuggerin.
„Wie hieß sie?“ seine kleine Tochter, damit das Mädchen in ihrem Kopf einen Namen bekommt. „Erzähl mir mehr von ihnen…“ eine vorsichtige Bitte, aber es interessiert Rondra wirklich. Weshalb kann sie selbst nicht genau festmachen, es ist seine Vergangenheit – und auch wenn zwischen ihnen einiges zerstört wurde, wie könnte sie so etwas nicht interessieren?

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Kelian_


Everybody's Fool
05.06.1461


Verreist ist er also. Ich lasse es unkommentiert, denn er ist kein Thema, welches ich weiter ausufern lassen möchte. Vielleicht wäre dies anders, wenn ich wüsste, wie er auf seine Reise gegangen ist. Aber vielleicht auch dann nicht, denn es würde zwischen uns beiden nicht das Geringste ändern. Es sollte nichts ändern. Sicher bin ich mir nicht, aber ich merke, wie wir uns beide langsam entspannt haben. Jeder in seinen Gedanken, der Stimme des anderen folgend. Vielleicht sind wir im Begriff ein wirkliches Wir aufzubauen. Rondra und Kelian als Freunde. In mir lacht ein Teil wirklich bitter auf, ein Lachen, welches ich selbst nicht mag. Wäre es nicht besser, sie wenigsten als Freundin zu wissen, mir sicher zu sein, dass es ihr gut geht, anstatt sie gar nicht zu sehen? Ich weiß es nicht, es sollen schon Leute an gebrochenem Herzen gestorben sein. Auf der anderen Seite: Der Tod meiner geliebten Frau und Tochter hat mich nicht umgebracht, dann würde es dies hier auch nicht schaffen und vielleicht wären wir irgendwann wirklich nur noch Freunde. Gefühle können sich wandeln, nicht wahr?
Vorsichtig hebe ich unsere Haltung auf, meine Arme schmerzen mir und ich mag sie sehen. Die neue Ruhe gibt mir die Sicherheit vielleicht auch dies auszuhalten, zur Not würde ich halt woanders hinschauen. Ich schiebe mich ein wenig vom Feuer weg, dass ich parallel zu ihr sitze und lasse mich auf den Boden gleiten. Mein nackter Oberkörper ist mir nicht einmal mehr bewusst. Das Feuer brennt gut und nimmt die Kälte weg. Ruhig gleiten meine Augen über ihr Gesicht. Sind sie und Lucy sich ähnlich? Nein, ich denke nicht. Vielleicht im Kern ihres Seins, aber manchmal habe ich das Gefühl, Rondra drücken so viele Lasten die Schultern herunter, dass sie vergessen hat, sich auf sich selbst zu besinnen. Meine Grauen bleiben an den Augenringen hängen. Sie sind bei Weitem nicht so stark, wie sie es waren, als sie zu mir gekommen ist. Aber sie sind wieder da. Ich schlag die Wimpern nieder, versuche mich auf das zu konzentrieren, was ich ihr erzählen möchte. Eine gute Geschichte möchte geplant sein. Gegen den Gedanken, dass ich vielleicht nur ein einfacher Mann bin, sie bei mir aber wenigsten nicht von Geistern in der Nacht gejagt wird, kann ich mich trotzdem nicht erwehren. Meine rechte Hand spielt auf dem Holzboden, streicht darüber, als ob ich etwas zum Spielen brauche. Ich schätze, dann sollte ich am Anfang beginnen. Das mein Vater mich mitgenommen hat, das weißt du? Ich bin also mehr oder weniger auf einem Schiff aufgewachsen. Habe verschiedenste Sprachen gelernt, verlernt. Ich bin so etwas wie ein Matrose geworden und doch haben mich viele Dinge auf dem Schiff interessiert. Oder viele Menschen. Wir sind regelmäßig in England und Schottland eingelaufen. Ich mochte es als Knabe. England hat etwas...altes, mystisches. Ich hole wirklich weit aus. Nur zwischen Männern aufzuwachsen fördert einen gewissen Lebensstil, wie du dir sicher vorstellen kannst. Ich war...hm vielleicht gerade sechzehn geworden, als wir wieder einmal dort vor Anker gegangen sind. Fast Schottland, aber immer noch in meinem geliebten England. Ein kleines Dorf, eigentlich nicht viel zu holen. Ich weiß gar nicht mehr, warum wir da waren. Ich weiß nur noch, dass ich am Abend dieses Mädchen gesehen habe. Ungefähr in meinem Alter, vielleicht ein wenig älter. Ich fand sie so wunderschön. Ich würde sagen, ich habe mich das erste Mal in Lucy verliebt, als ich sie gesehen habe. Ich habe all meinen Mut zusammengekratzt und sie angesprochen. Sie hatte dunkles, fast schon schwarzes Haar, wundervolle, weiche, braune Augen. Sie war gewohnt, dass sie angesprochen wird, aber nicht von solch einem Jüngling wie mir. Sie war nett. Sie war schlicht nett zu mir mit ihrem sanften Wesen und da habe ich mich das zweite Mal verliebt. Ich lache leise, über mich selbst. Das meine Finger längst nicht mehr auf dem Boden entlangfahren, habe ich nicht bemerkt, so vertieft bin ich in meine Geschichte. Ich habe sie sehr lange nicht mehr erzählt und das ich nicht bemerke, dass es Rondra's Finger sind, die meine zart berühren, ist wirklich nicht meine Schuld. Ich habe mich geweigert, wieder mit in See zu stechen. Ich war hartnäckig. Immer wieder hab ich sie zu Spaziergängen abgeholt, habe hart gearbeitet in dem Dorf. Es war...ich musste das erste Mal hart arbeiten und ich habe es geliebt, weil ich es für Lucy getan habe. Ich glaube, sie hat sich langsam in mich verliebt. Mich hat sie immer wieder aufs Neue verzückt. Irgendwann gab ihr Vater mir dann die Einwilligung sie zu heiraten, auch wenn ich nicht viel mitgebracht habe. Vielleicht lag es daran, dass es ihr ebenfalls so ging und dass ihr Vater um unsere Zuneigung wusste. Er ist bald darauf gestorben. Wir haben geheiratet, bescheiden, aber wir wurden vor Gott zu Mann und Frau erklärt. Es war ein wundervolles Gefühl. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten, war dass Lucy bereits mein Kind in sich trug. Ein schuldiges Grinsen huscht über mein Gesicht. Ich war vielleicht jung, habe aber auch damals nicht allzu viel anbrennen lassen. Meine Finger haben sich mittlerweile halb mit ihren verwoben, so dass Zeigefinger und Daumen zusammen mit ihnen spielen können. Würde ich es bemerken, würde ich vielleicht tatsächlich rot werden. Wir haben sie Isobell genannt. Naja, oder vielmehr Lucy. Ich konnte ihr keinen Wunsch abschlagen und ihre Mutter hieß so. Ihre Eltern waren damals schon beide tot. Im Prinzip hatten wir nur uns. Sie war so ein aufgewecktes Kind. Alles war immer ein Wettkampf und sie musste die Gewinnerin sein. Wettläufe,obwohl sie kaum laufen konnte. Wettklettern...oder sowas in der Art... Alles, obwohl sie nicht mal ein Dreikäsehoch war. Wir hatten nicht immer nur gute Zeiten, es war schwer in dem kleinen Dorf, Lucy hatte eine Totgeburt...aber wir waren dennoch meistens glücklich.
Als Isobell gestorben ist, war sie ein wenig jünger als Johanna. Sie fing gerade erst an, die Welt richtig zu erkunden...
Ich verstumme leise. Dies ist vielleicht auch der Grund, warum ich den Glauben in Gott verloren habe. Wenn es sich vermeiden lässt, dann besuche ich keine Kirchen. Meine Hand spielt weiter mit ihrer, ganz meinen Gedanken nachhängend. Sie wäre jetzt neun. Sicherlich hätte sie auch noch Geschwister bekommen. Einen Bruder vielleicht. Welcher Mann wünscht es sich nicht?

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