Rondra
29. Heuert 1461
Oh, natürlich sind sie nicht zum Zielen gemacht, das ist im Eifer des Gefechts tatsächlich entfallen, wie töricht und in diesem Augenblick kommt sie sich nicht gescheiter vor als die eigene fünfjährige Tochter. Natürlich hat er Recht, wie auch nicht? Aber das ändert nichts daran dass sie den Bogen noch einmal in Aktion sehen will, oder vielmehr sehen und spüren.
Ganz umfangen von ihm und doch erstaunlicherweise mit dem Kopf bei der eigentlichen Aufgabe. Es ist perfekt in diesem Augenblick. Nichts, gar nicht würde sie jetzt ändern wollen und dann sind da seine Worte. Sie machen die Blonde still, sehr still, aber auf eine gute Art und Weise. Ihr Mund ist trocken, das Herz macht einige freudige Sprünge, doch bevor Rondra dem etwas entgegnen kann, spürt sie den Zug seiner Hand auf der Sehne. Also erst den Pfeil. So ganz mag ihre Aufmerksamkeit auch diesmal nicht auf dem Geschehen liegen. Nach diesem Geständnis, was kaum eines ist, denn eigentlich wissen sie längst wie es um sie steht und doch wirds kaum ausgesprochen, kreisen die Gedanken in ganz andere Richtungen als der surrende Pfeil. Natürlich hat sie sich zumindest soweit konzentriert dass sie zumindest die Richtung anpeilt und auch das Gefühl des Bogens in den Händen wahrnimmt doch dies Gefühl ist deutlich überlagert von dem Bewusstsein seines Körpers an ihrem. Diesmal verschließt sie die Augen nicht und das gemeinsam abgefeuerte Geschoss denkt nicht mal im Entferntesten daran in der Scheibe zu landen. Es geht darüber hinaus und landet mit einem leisen Knacken im Unterholz des beginnenden Waldes. Rondra nickt, diesen zumindest würden sie wohl wiederfinden, wenn die Stelle nicht widererwartend unwegsam ist.
Sekunden bleibt sie einfach still stehen, ohne sich zu regen. Das Heben und Senken seiner Brust an ihrem Rücken ist so deutlich zu spüren, Zeichen der Nähe und selbst jetzt eine unglaubliche Geborgenheit ausstrahlend.
Ja, sie schaffen heute eine Erinnerung und das Weib dass sie diese mit sich herumtragen würde und von ihr zehren würde an Tagen der Trennung, Tagen der Zweifel und Traurigkeit, die sicherlich irgendwann wieder über sie hereinbrechen würden. Viel zu selten ist es ihnen vergönnt solche strahlenden Erinnerungen zu kreieren. Es ist nicht ihre Schuld, es liegt an der Art ihrer Liebe, aber gerade das macht diesen Tag zu etwas sehr besonderem und die Erinnerung zu etwas mit unschätzbarem Wert, für Rondra. Es sind schon so viele Erinnerungen aus den letzten Wochen und Monaten, die meisten davon in seinem Haus geboren. Es ist zu einem Heim für sie geworden, wenn auch ein heimliches und die kleinen fest verankerten Szenen in ihrem Herzen will sie alle nicht missen, im Gegenteil, sie ist nur allzu bereit diesem Kapitel ihres Lebens noch weitere Seiten hinzuzufügen. Doch die Seiten, die sie außerhalb seiner vier Wände geschrieben haben, haben etwas an sich was sie besonders berührt, vielleicht weil es nicht so viele sind. Die Doppellilie, Abende im Löwen, verschwommen auch die Hochzeit, die Hütte im Wald, mit Johanna auf dem Markt und nun die Waldwiese.
Nach einer gefühlten Ewigkeit schweift ihr Blick kurz hinüber zu der Schlafenden. Ein mittelgroßer grün goldener Punkt auf der Decke immernoch friedlich schlummernd. Liebes Kind, fast ist diese nicht vorhandene Zweisamkeit wie ein kleines Geschenk.
Rondras Hand löst sich vom Holz des Bogens und zögerlich auch von der Sehne, doch sie muss es wohl tun, wenn sie sich umdrehen will und der Wille ihn anzusehen ist mächtig. Die Blauaugen liegen hell und zärtlich auf seinem Gesicht, als seine Worte wieder in ihrem Herz zu schwingen beginnen. Sie liebt ihn. Wie kann etwas so klar und einfach sein und doch gleichzeitig so kompliziert und aussichtslos? Manches Mal hat sich Rondra schon gefragt ob es einfach der Rausch des Neuen, des Schwierigen und Verbotenen ist, was die Gefühle für ihn derart hochschlagen lassen. Ob es so sein würde wie mit vielen Verliebtheiten, nach einiger Zeit abgeflaut und abgestanden. Wie kalter Tee, der zuerst durchaus noch zu schmecken weiß, aber schnell, sehr schnell seine Bitterstoffe freisetzt und bald ungenießbar wird. Das Weib weiß sehr genau wovon sie spricht, oder vielmehr woran sie denkt. Oh, nicht einmal ein Engländer könnte solchen Tee mögen. Ist es so eine Verliebtheit? Rondra zweifelt daran, auch wenn sie das Gefühl nicht richtig zu umschreiben vermag. Um bloße Verliebtheit zu sein, fehlt ihnen die Leichtigkeit, die diesem Gefühl innewohnt, die Unbefangenheit mit der man es normalerweise auslebt. Das Ablegen des Eherings hat mit all dem wenig zu tun. Die Gefühle waren vorher da und sind unberührt geblieben von der Aufhebung ihres Bundes. Es mag seltsam sein, doch viel hat sich nicht geändert, all das mag nun etwas weniger skandalös sein doch es ändert nichts daran dass ihre Liebe nicht offen zu zeigen ist, auch kein noch so ziemliches werben. Das ist der Grund weshalb Rondra ihr Liebe nicht in Worte fasst, die Angst die Aussichtslosigkeit könnte noch quälender werden, wenn sie die Gefühle beim Namen nennt.
Sein Gesicht auf diese Weise in der Sommersonne zu sehen ist neu. Begeistert saugen ihre Augen die neuen Farbnuancen seiner Grauen auf. Neuland. Wie sich wohl sein dichtes Haar anfühlt, wenn es von der Sonne aufgeheizt ist? Der Geruch seiner Haut? Jetzt, nach einigen Stunden hier draußen auf der Waldwiese, verwöhnt von den warmen Sonnenstrahlen. Ihr Blick senkt sich versonnen, er bleibt auf seiner Halskuhle liegen, wo sein Herzschlag seine Haut sachte beben lässt. Es verwundert vermutlich nicht dass Rondras Verlangen die Lippen nun genau dort zu platzieren ihr deutlich ins Gesicht geschrieben steht. Es Ach nein, das soll sie nicht sagen, fällt Rondra wieder ein. Ich soll mich nicht entschuldigen, hm? leise und etwas rau gemurmelt, mit einem Hauch Belustigung in der Stimme. Johanna schläft, oder nicht? Verschwommen in den Augenwinkeln ist der regungslose Punkt sichtbar. Ein kurzes absichern, denn vollkommen wahnsinnig ist die Blonde nicht, zumindest noch nicht. Rasch schiebt sich ihr Kinn nach vorn und ein Stückchen nach oben, überbrückt die Distanz zu ihm, sodass sich ihre Lippen für einen kurzen Augenblick vorsichtig auf seine legen können, einen winzigen Augenblick bitte nur. Vorsichtig, weil sich Rondra bewusst ist dass küssen nicht dazu gemacht ist Verlangen zu stillen. Er sollte nur einen Wimpernschlag andauern, doch wehe wer einmal damit angefangen. Ein sachtes Streicheln ihrer Lippen, mehr sollte es nicht werden, doch es fällt unendlich schwer sich selbst im Griff zu behalten, denn ihre Gedanken werden bestätigt, es fühlt sich betörend gut an ihn hier zu küssen.
Oh, natürlich sind sie nicht zum Zielen gemacht, das ist im Eifer des Gefechts tatsächlich entfallen, wie töricht und in diesem Augenblick kommt sie sich nicht gescheiter vor als die eigene fünfjährige Tochter. Natürlich hat er Recht, wie auch nicht? Aber das ändert nichts daran dass sie den Bogen noch einmal in Aktion sehen will, oder vielmehr sehen und spüren.
Ganz umfangen von ihm und doch erstaunlicherweise mit dem Kopf bei der eigentlichen Aufgabe. Es ist perfekt in diesem Augenblick. Nichts, gar nicht würde sie jetzt ändern wollen und dann sind da seine Worte. Sie machen die Blonde still, sehr still, aber auf eine gute Art und Weise. Ihr Mund ist trocken, das Herz macht einige freudige Sprünge, doch bevor Rondra dem etwas entgegnen kann, spürt sie den Zug seiner Hand auf der Sehne. Also erst den Pfeil. So ganz mag ihre Aufmerksamkeit auch diesmal nicht auf dem Geschehen liegen. Nach diesem Geständnis, was kaum eines ist, denn eigentlich wissen sie längst wie es um sie steht und doch wirds kaum ausgesprochen, kreisen die Gedanken in ganz andere Richtungen als der surrende Pfeil. Natürlich hat sie sich zumindest soweit konzentriert dass sie zumindest die Richtung anpeilt und auch das Gefühl des Bogens in den Händen wahrnimmt doch dies Gefühl ist deutlich überlagert von dem Bewusstsein seines Körpers an ihrem. Diesmal verschließt sie die Augen nicht und das gemeinsam abgefeuerte Geschoss denkt nicht mal im Entferntesten daran in der Scheibe zu landen. Es geht darüber hinaus und landet mit einem leisen Knacken im Unterholz des beginnenden Waldes. Rondra nickt, diesen zumindest würden sie wohl wiederfinden, wenn die Stelle nicht widererwartend unwegsam ist.
Sekunden bleibt sie einfach still stehen, ohne sich zu regen. Das Heben und Senken seiner Brust an ihrem Rücken ist so deutlich zu spüren, Zeichen der Nähe und selbst jetzt eine unglaubliche Geborgenheit ausstrahlend.
Ja, sie schaffen heute eine Erinnerung und das Weib dass sie diese mit sich herumtragen würde und von ihr zehren würde an Tagen der Trennung, Tagen der Zweifel und Traurigkeit, die sicherlich irgendwann wieder über sie hereinbrechen würden. Viel zu selten ist es ihnen vergönnt solche strahlenden Erinnerungen zu kreieren. Es ist nicht ihre Schuld, es liegt an der Art ihrer Liebe, aber gerade das macht diesen Tag zu etwas sehr besonderem und die Erinnerung zu etwas mit unschätzbarem Wert, für Rondra. Es sind schon so viele Erinnerungen aus den letzten Wochen und Monaten, die meisten davon in seinem Haus geboren. Es ist zu einem Heim für sie geworden, wenn auch ein heimliches und die kleinen fest verankerten Szenen in ihrem Herzen will sie alle nicht missen, im Gegenteil, sie ist nur allzu bereit diesem Kapitel ihres Lebens noch weitere Seiten hinzuzufügen. Doch die Seiten, die sie außerhalb seiner vier Wände geschrieben haben, haben etwas an sich was sie besonders berührt, vielleicht weil es nicht so viele sind. Die Doppellilie, Abende im Löwen, verschwommen auch die Hochzeit, die Hütte im Wald, mit Johanna auf dem Markt und nun die Waldwiese.
Nach einer gefühlten Ewigkeit schweift ihr Blick kurz hinüber zu der Schlafenden. Ein mittelgroßer grün goldener Punkt auf der Decke immernoch friedlich schlummernd. Liebes Kind, fast ist diese nicht vorhandene Zweisamkeit wie ein kleines Geschenk.
Rondras Hand löst sich vom Holz des Bogens und zögerlich auch von der Sehne, doch sie muss es wohl tun, wenn sie sich umdrehen will und der Wille ihn anzusehen ist mächtig. Die Blauaugen liegen hell und zärtlich auf seinem Gesicht, als seine Worte wieder in ihrem Herz zu schwingen beginnen. Sie liebt ihn. Wie kann etwas so klar und einfach sein und doch gleichzeitig so kompliziert und aussichtslos? Manches Mal hat sich Rondra schon gefragt ob es einfach der Rausch des Neuen, des Schwierigen und Verbotenen ist, was die Gefühle für ihn derart hochschlagen lassen. Ob es so sein würde wie mit vielen Verliebtheiten, nach einiger Zeit abgeflaut und abgestanden. Wie kalter Tee, der zuerst durchaus noch zu schmecken weiß, aber schnell, sehr schnell seine Bitterstoffe freisetzt und bald ungenießbar wird. Das Weib weiß sehr genau wovon sie spricht, oder vielmehr woran sie denkt. Oh, nicht einmal ein Engländer könnte solchen Tee mögen. Ist es so eine Verliebtheit? Rondra zweifelt daran, auch wenn sie das Gefühl nicht richtig zu umschreiben vermag. Um bloße Verliebtheit zu sein, fehlt ihnen die Leichtigkeit, die diesem Gefühl innewohnt, die Unbefangenheit mit der man es normalerweise auslebt. Das Ablegen des Eherings hat mit all dem wenig zu tun. Die Gefühle waren vorher da und sind unberührt geblieben von der Aufhebung ihres Bundes. Es mag seltsam sein, doch viel hat sich nicht geändert, all das mag nun etwas weniger skandalös sein doch es ändert nichts daran dass ihre Liebe nicht offen zu zeigen ist, auch kein noch so ziemliches werben. Das ist der Grund weshalb Rondra ihr Liebe nicht in Worte fasst, die Angst die Aussichtslosigkeit könnte noch quälender werden, wenn sie die Gefühle beim Namen nennt.
Sein Gesicht auf diese Weise in der Sommersonne zu sehen ist neu. Begeistert saugen ihre Augen die neuen Farbnuancen seiner Grauen auf. Neuland. Wie sich wohl sein dichtes Haar anfühlt, wenn es von der Sonne aufgeheizt ist? Der Geruch seiner Haut? Jetzt, nach einigen Stunden hier draußen auf der Waldwiese, verwöhnt von den warmen Sonnenstrahlen. Ihr Blick senkt sich versonnen, er bleibt auf seiner Halskuhle liegen, wo sein Herzschlag seine Haut sachte beben lässt. Es verwundert vermutlich nicht dass Rondras Verlangen die Lippen nun genau dort zu platzieren ihr deutlich ins Gesicht geschrieben steht. Es Ach nein, das soll sie nicht sagen, fällt Rondra wieder ein. Ich soll mich nicht entschuldigen, hm? leise und etwas rau gemurmelt, mit einem Hauch Belustigung in der Stimme. Johanna schläft, oder nicht? Verschwommen in den Augenwinkeln ist der regungslose Punkt sichtbar. Ein kurzes absichern, denn vollkommen wahnsinnig ist die Blonde nicht, zumindest noch nicht. Rasch schiebt sich ihr Kinn nach vorn und ein Stückchen nach oben, überbrückt die Distanz zu ihm, sodass sich ihre Lippen für einen kurzen Augenblick vorsichtig auf seine legen können, einen winzigen Augenblick bitte nur. Vorsichtig, weil sich Rondra bewusst ist dass küssen nicht dazu gemacht ist Verlangen zu stillen. Er sollte nur einen Wimpernschlag andauern, doch wehe wer einmal damit angefangen. Ein sachtes Streicheln ihrer Lippen, mehr sollte es nicht werden, doch es fällt unendlich schwer sich selbst im Griff zu behalten, denn ihre Gedanken werden bestätigt, es fühlt sich betörend gut an ihn hier zu küssen.
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