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Dark water

Kelian_


Between Sheets
19.12.1461


Tut es mir jetzt leid, ausgerechnet dies zu ihr gesagt zu haben? Nein. Irgendwie nicht, im Gegenteil es bringt mir sogar ein Lächeln auf die Lippen. Ein ganz kleines, aber es ist da. Nunja, wie auch immer, ich ziehe sie wieder fester in meine Arme. Süß wie sie sich da bemüht, mir das Leben leichter zu machen - dabei ist sie nicht mal dafür verantwortlich, dass es schwer ist. Zumindest nicht im engeren Sinne. Leise brumme ich. Weib. Es ist nicht unfreundlich, aber sie plappert schon wieder, das ertrage ich heute nicht mehr. Shht Weib. Ich lege ihr meinen Finger auf den Mund, damit sie ihn endlich hält. Ich ziehe sie ganz auf mich, die Decke über uns damit es auch ja nicht kalt wird für sie. Frauen frieren ja doch schneller. Ich schlinge meine Arme wieder um sie, nachdem das erledigt ist. Ich dachte, das hätten wir sowieso vor. Ja, die Doppellilie holen und ihren Onkel wegbringen. Ich in meinem Element auf dem Schiff, am Steuer die kalte Luft um meine Nase. Irgendwann würde ich dann zu ihr schleichen, mir die kalten Hände wärmen oder noch viel besser ihr das Steuern weiter beibringen. Diesmal wieder hinter ihr stehend, nah, um leise Worte in ihr Ohr zu flüstern, während sie versucht die alte Dame auf dem Fluss zu halten. Klingt doch gut und trotzdem verschwindet mein Lächeln wieder. Man sollte meinen, dass ich mich freue, man sollte meinen, dass ich ihr zugestehe ihr Kind zu holen, allerdings bin ich dem Kind nicht gerade zugeneigt, ganz im Gegenteil zu Johanna. Sollte es jemals soweit kommen, zweitere wäre immer mein Liebling. Daraus würde ich, so fürchterlich wie es ist, keinen Hehl machen. Du hast von ihr gehört? Was ja impliziert, dass sie Kontakt mit ihrem ehemaligen Mann hatte. Nun, da wir offenbar in diesen Gefilden herumschiffen, schubse ich sie sanft wieder von mir herunter, um eben dem besagten Denken nachzukommen. Ich richte mich leicht auf, schaue sie an. Abwartend. Ein wichtiges Thema, eindeutig, eines was nicht so ganz einfach ist. War ich gerade ein wenig aufgetaut zu sein, bin ich nun wieder gefroren. Oder um ihre Metapher zu verwenden, die Auster ist wieder verschlossen. Sie ist dein Kind. Das musst du allein entscheiden. Ja, ernsthaft. Ich würde mich da nicht reinhängen, aber allein dass ich sie als ihr Kind bezeichne, sollte Hinweis genug sein. Nein, kein Hinweis, sie ist wirklich frei sie zu holen oder bei Leom zu belassen. Ich werde dazu nur keinen Antrieb leisten.

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Rondra
19. Julmond 1461

Unfassbar wie schnell so eine Auster doch auf- und wieder zuschnappen kann. Wenn da nicht noch das Gefühl seines Körpers unter ihrem auf ihrer Haut wäre, Rondra müsste meinen sie hätte es sich eingebildet. Nun gut, gehen sie zum Denken über. Die ersten Augenblicke bleibt Rondra liegen und beobachtet den beinahe Sitzenden aus dieser Position. Gibt es da viel zu sagen? Die Beziehung zwischen Kelian und Nora ist schwer einzuschätzen, weil sie schlicht nicht vorhanden ist – und es wäre naiv zu glauben dass er ihrer Zweitgeborene genauso verbunden sein könnte wie Johanna. Aber wer weiß das schon? Es ist etwas worüber sich Rondra bisher wenig Gedanken gemacht hat und Johanna würde sie auch als „ihr Kind“ bezeichnen. Immerhin legt Johanna selber großen Wert darauf keinen neuen Vater zu bekommen.
Doch schließlich schiebt sich auch Rondras Körper in die Höhe, bis sie neben Kelian sitzt.
„Ja, ich habe von ihr gehört.“ offen kommt die Antwort, denn eigentlich hat sie nun wirklich nichts zu verbergen, damit ist zu rechnen gewesen, oder zumindest hat sie es sich erhofft, irgendwann die beruhigende Nachricht zu bekommen. Alles andere wäre auch unlogisch. „Laverna hat mir gestern einen Brief von ihm gegeben. Sie hat ihn wochenlang mit sich herum geschleppt.“ Mehr? Was soll’s. Es ist vorbei, lange schon und seitdem sind Dinge geschehen, die andere Mensche ihren Lebtag nicht erleben. „Sie ist in Nürnberg bei ihm, in Sicherheit, so wie ich es mir erhofft hatte.“ Es ist die richtige Entscheidung gewesen, nicht auszudenken um wieviel schwerer alles gewesen wäre mit dem Baby. Hätte Nora überhaupt eine Chance gehabt? Die Reise von Marburg nach Graz, der Eberkopf. Nein, schon bei Johanna plagen sie oft die eigenen Vorwürfe, mit Nora undenkbar. Aber es ist vorbei, zumindest fast, wenn man die angeblichen Herzogwahlen und deren Durchführung glaubt. Was dann?
„Sie… ist meine Tochter.“ ihre Hand hebt sich und legt sich zart auf seine Schulter. Abgesehen von ihrem leicht streichelnden Daumen vollkommen ruhig. „Es kommt wohl darauf an wie sie sich dort eingewöhnt hat. Ich habe keine Ahnung wie er mit ihr zurecht kommt…“ Wenn sie nun darüber nachdenkt, hat sich Rondra erschreckend wenig Gedanken gemacht. Sie vermutet ein Kindermädchen bei ihm, oder sonst eine Bedienstete, die der Aufgabe nachkommt. „Wir werden sehen. Jetzt ist die Entscheidung ohnehin nicht zu fällen.“

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Kelian_


Between Sheets
19.12.1461


Das Johanna keinen neuen Vater sucht, ist klar. Ich suche vielleicht auch nicht unbedingt eine Tochter und doch wäre jemand nötig, der ihr ein stabiles Männerbild in die Welt bringt. Das ich theoretisch derjenige sein werde, ist klar. Solange ich mich meinen Zweifeln nicht hingebe, die Beine in die Hand nehme und laufe. Sehr wahrscheinlich nicht, dazu haben wir zu viel durchgemacht.
Der Kontakt zu ihm, er sollte mich nicht ärgern. Trotzdem, irgendwie stört es. Warum? Keine Ahnung, eigentlich sollte klar sein, dass sie keine Gefühle mehr für ihn hat, dass ich ihr Mann bin. Dennoch, ich kann dieses merkwürdige Gefühl nicht abstellen. Ich höre, was sie zu sagen hat ob des Briefes, was er geschrieben hat. Gut. Zumindest das sie sicher ist. Ich wünsche dem Kind ja nun auch nicht den Tod. So gemein bin ich nicht, ich finde ansonsten nur absolut keine positiven Gefühle für sie. Es wäre grausam, wenn sie wirklich bei uns leben würde, denn sie wäre immer zurückgesetzt. So aufzuwachsen... Erstmal abwarten, ob es wirklich soweit kommen würde. Das sie ihre Tochter ist, dass sie sie bei sich haben möchte - klar. Allerdings würde mich Nora immer an ihn erinnern, bei Johanna ist das ganz anders. Sie ist für mich irgendwie nur Rondra, ich kann sie vollkommen akzeptieren, obwohl sie von einem anderen Mann ist. Ja. Stimmt, wir müssen das heute nicht entscheiden. Wahrscheinlich würde sie mich einfach auf der Reise überraschen, dass 'wir' Leom besuchen gehen. Würde ich mit? Keine Ahnung. Allerdings auch nichts, was ich jetzt entscheiden muss, weswegen ich wieder runter rutsche ins Bett, um mich hinzulegen. Nur, diesmal ziehe ich sie nicht auf mich. Sie kann sich gerne ankuscheln, ich würde sie in den Arm nehmen, aber mehr nicht. Außer - da war doch nicht mehr, oder? Ach, sie würde damit schon rausrücken, da bin ich mir sicher.

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Rondra
19. Julmond 1461

Willkommen zurück in der wunderbaren Welt der Ein-Wort-Auster. Einige Wimpernschläge bleibt Rondra in ihrer halbsitzenden Position, bevor sie sich mit einem tiefen Seufzer neben ihn gleiten lässt. Erst einmal auf den Rücken, an die Decke starrend und die einzige Berührung ist ihr Oberarm an seinem. Wenn es jetzt bereits so verzwickt ist, wie würde es erst werden wenn sie nicht mehr jeden Abend gemeinsam hätten. Sekunden vergehen schweigend, in denen Rondra allerdings wacher und wacher wird. Das Mühlrad der Gedanken und Ängste dreht sich langsam, aber wieder recht stetig – etwas was sie nicht will, es ist genug geschehen was kaum zu bewältigen ist, nicht auch noch über dieses Schweigen grübeln. „Ich habe mich übrigens beworben.“ auf den Posten der Dekanin. Sie hatte es ihm irgendwann erzählt, dass sie sich mit dem Gedanken trägt. Der letztendliche Entschluss hat allerdings bis kurz vor Fristende auf sich warten lassen. Vielleicht wäre es gut wieder etwas zu tun zu haben, was über das Humpenfüllen hinaus geht. Vielleicht auch nicht, sicher ist sich das Weib selber nicht richtig. Nichtmal ob sie es sich wünschen soll, oder nicht.
Der Blondschopf dreht den Kopf auf dem Kissen in Kelians Richtung und starrt in die Dunkelheit hinüber. Beinahe ist sie versucht ihn erneut zum Reden aufzufordern, aber da ist dieser unsägliche Stolz der sie hindert. Es fehlt eigentlich nur noch dass er eine Nachtmütze trägt und sie ein wollenes Nachtjäckchen, damit sie einträchtig (oder eben auch nicht so ganz) nebeneinander im Bett sitzen und miteinander umgehen wie ein älterliches Ehepaar.

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Kelian_


Between Sheets
19.12.1461


Genauso wie sie, bin auch ich wach. Ich bin in alte Gewohnheiten zurückgekehrt. Ich habe noch nie viel Schlaf gebraucht, meine Träume sind dazu gemacht mich in den Wahnsinn zu treiben und so liege ich oft noch wach neben ihr,wenn ihr Atem schon lange gleichmäßig ist. Es sind einträchtige Stunden, die ich genieße. Da sind wir allein in meiner Welt, ich halte sie sanft in meinem Arm. Beschütze sie, vor was auch immer. Es tut mir gut und es ist schön. Ganz manchmal, es sind die seltensten Nächte, schleicht sich eine kleine Piraten mit zu uns Bett. Erst schubst sie ein wenig bei mir, dann krabbelt sie über mich drüber und schon habe ich zwei Weiber in meinem Arm. Ich lasse sie einfach, sie hat genug durchgemacht und wenn sie bei ihrer Mutter sein will, dann soll sie das. Dass sie nicht zu mir will, steht außer Frage.
Heute jedoch ist es gänzlich anders, weil wir beide wach daliegen. Schweigen, welches so zäh und dick ist, dass es mittlerweile unangenehm ist. Ich drehe mich ebenfalls ein wenig. Blick trifft Blick. Mittlerweile haben sich die Augen an das Licht hier drin gewöhnt, dass es kein Problem ist sie auszumachen. Was ich mit mir rumtrage, das ist immer noch nicht für sie bestimmt, aber immerhin ist mein Blick ein wenig weicher. Richtig so. Ja, ich halte sie für eine gute Dekanin, es würde Normalität in ihr Leben zurückbringen, wenn sie es denn machen darf. Sie bekommt dafür sogar ein schmales Lächeln, so gut finde ich es. Ach Weib, wenn du nur wüsstest wie sehr ich mich selbst quäle mit meinen Gedanken, reicht doch, wenn ich mir das Leben schwer mache. Während dies in meinem Kopf umherspukt, gleiten meine Augen langsam über ihr Gesicht, um dann ihren Körper unter der Decke abzutasten. Wie oft habe ich ihn jetzt schon in meinen Träumen wieder zu meinem Eigentum gemacht? Zu oft, wenn wir ehrlich sind - Besserung verspricht die nahe Zukunft allerdings nicht.

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Rondra
19. Julmond 1461

Ja natürlich ist es richtig. Sie hatten darüber gesprochen und er hat sie ermuntert es zu versuchen. Kelians kleines Lächeln wärmt sie und gleichzeitig, ja, gleichzeitig verärgert es Rondra. Ärger, der durch die knappe Antwort nur verstärkt wird. Nicht dass es zu ihrem Entschluss viel mehr zu sagen gäbe, aber offenbar ist er ähnlich wach wie sie selbst und das Schweigen zu laut um es als gut einzustufen. Irgendwas – und wenn es soetwas belangloses wie das Wetter oder die Besorgungen am nächsten Tag wäre. Aber da ist nichts und es beginnt sie in den Wahnsinn zu treiben. Dazu dieser tastende Blick. Oh, sie hat die tastenden Hände und die gemurmelten, halb gelallten Worte von vor zwei Tagen nicht vergessen. Es ist nicht so dass er keine Anziehung mehr auf sie auswirkt. Oh nein, im Gegenteil. Das vor zwei Tagen war ungefähr so als würde man Johanna erzählen alle Lebkuchen in Graz seien vergiftet, ihr dann den letzten aus Bruck vor die Nase zu heben und ihn dann in den Schneematsch zu werfen. Es war seine Entscheidung. Sie akzeptiert sie und seit jenem ersten Abend hat Rondra auch keinen Versuch unternommen ihn gänzlich davon abzubringen. Es ist frustrierend und gleichzeitig beginnt sie sich dafür zu schämen wie sehr sie ihn tatsächlich begehrt. Immer wieder gehen ihre Gedanken bei seinem Anblick in die Vergangenheit, zu Begebenheiten in seinem Haus – nichts was dazu beiträgt es leichter zu machen und meistens reicht schon der Anblick seines nackten Oberkörpers sie vollkommen aus der Bahn zu werfen. Manchmal, ganz manchmal würde sie ihn am liebsten anbrüllen es doch bitte einfach zu tun.
Frustration, die dazu führt dass sie ihren Kopf wieder gen Zimmerdecke dreht. Ihr würde noch einige Belanglosigkeiten einfallen, mit denen sie die Stille füllen könnte. Doch wozu, ihm ist offensichtlich nicht daran gelegen sie an seinen Gedanken teilhaben zu lassen. Wozu also weiter in ihn dringen und um jedes Wort ringen?

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Kelian_


Between Sheets
19.12.1461


Die Erkundungstour meiner Augen wird dadurch unterbrochen, dass sie ihren Kopf dreht, das Kissen leise raschelt. Sofort springt mein Blick wieder nach oben, betrachtet das Konterfei ihres Gesichtes. Tut es mir Leid? So kann ich das nicht sagen, in keinem Fall. Es würde ihr mehr weh tun, wenn ich tatsächlich sage, was mich beschäftigt. Nein, es ist richtig so, allerdings bin ich nicht gänzlich ignorant. Ich kenne sie gut genug, als dass ich nicht wüsste, was ungefähr in ihr vorgeht. Das es mit meiner Begutachtung zu tu haben könnte, kommt mir allerdings nicht in den Sinn. Ich drehe mich ein wenig, nur um den Arm über sie zu packen und sie recht nachdrücklich zu mir zu ziehen. Sie hat mir da einfach nicht viel entgegenzusetzen und wenn wir ehrlich sind - würde sie sich wehren, es würde einiges zum Anlaufen bringen. Zum einen mehr Zweifel, zum anderen aber gerade den Ehrgeiz sie zu mir zu holen. Es ist wie dieses eine Mal in der Küche, als sie 'Nein' sagte. Je mehr ich darüber nachdenke, umso sicherer bin ich mir, dass ich sie genommen hätte, wäre sie auf diesem Standpunkt geblieben. Ein wohliger Schauer läuft über meinen Körper in Erinnerung an dieses Erlebnis, sofort flutet Erregung über mich. Nichts, was mir in letzter Zeit nicht öfter passiert. Trotz dessen ziehe ich sie weiter an mich bis sie so liegt, wie ich sie haben will. An mich gepresst, eines ihrer Beine zwischen meinen. Ihr Kopf auf meiner Brust, ihr Arm auf meinem Bauch - ich halte sie umschlungen. Einmal hebt sich mein Brustkorb außer dem Takt, als ich mich leise räuspere und schließlich breche ich das Schweigen, allein für sie.
Allerdings entspricht es nicht dem Wunsch, dass es keine Geschichte ist. Nicht im weitesten Sinne. Es war im Frühjahr, vielleicht April. Ich war gerade acht geworden, zwei Monate zuvor. Meine jüngere Schwester hing mir an der Hose, daran zerrend, dass ich doch mit ihr spielen sollte, während die jüngere gerade wieder Radautz machte. Mein Bruder...ich glaube er hat geschlummert, aber ich weiß es nicht mehr. Ich wollte nicht mit ihr spielen, ich wollte alleine hinaus, mich mit meinen Freunden treffen, mit einem Stoffball bolzen oder die Mädchen am Brunnen ärgern. Ich weiß noch, dass ich wütend war, weil sie mir fast die Hose zerrissen hat. Ich habe sie fortgeschubst, sie ist hingefallen und in dem Moment ging die Tür auf. Mein Vater stand darin, groß und bärtig wie eh und je. Er hatte einen Freund dabei. Ich wusste in dem Moment, als die Tür gegen die Wand schlug, dass etwas anders war. Zu zweit haben sie mich begutachtet, bevor ich ein paar Fragen beantworten sollte. Ich habe mich nicht getraut. Der Kerl, er hatte nur noch ein Auge, sein Schutz vor dem anderen hat die Wunde nur unzureichend abgedeckt. Ich hatte fürchterliche Angst. Es hat sie nicht davon abgehalten einzuschlagen. Kurz schweige ich, in der Erinnerung gefangen. Mein Vater hat mir danach einen Klaps gegeben, etwas gebrummt, von wegen dass ich froh sein solle, dass der andere nicht wählerisch ist. Ich sollte meine Sachen packen. Verstanden habe ich es nicht, ich habe mich eingereiht in das Konzert meiner Geschwister, versucht ihm klar zu machen, dass meine Mutter mich doch braucht, dass ich immer helfe, wenn er auf See ist. Er hat nur gelacht und gemeint, sie hätte ja nun die Mädchen. Als ich immer noch nicht hören wollte, hat er mich in die Kammer geprügelt, in der wir Kinder geschlafen haben, damit ich endlich meine Sachen packe. Als ich wieder herauskam, verheult, blaue Flecke da war er gerade mit meiner Mutter beschäftigt. Er hat es geliebt ihr dabei weh zu tun, vor allem wenn er wusste, dass ich es sehen würde. Damit keiner von uns auf dumme Gedanken kommt und wir uns an ihn erinnern, wenn er weg ist, so hat er es gerne ausgedrückt...
Ich erinnere mich, wie er dreckig gegrinst hat, als er fertig war und zu mir meinte, dass würde er mir schon alles beibringen. Nun, da ich mit ihm gehen würde. Ich habe sie vier Jahre lang nicht gesehen, danach waren sie Fremde.
Das sie bei der Geschichte eingeschlafen ist, kann ich wohl nicht erwarten, also geht es nahtlos weiter. Ich habe ihn verflucht. Innerlich. Doch so sehr ich mich darauf eingestellt hatte es zu hassen, es viel mir schwer. Die Crew war nett zu mir. Sie mochten mich und meine blauen Flecken haben dazu beigetragen. Das erste Mal, dass ich das Salz in der Luft geschmeckt habe, ist mir präsenter als das erste Mal mit einer Frau. Der Kerl, der mir gezeigt hat ein Schiff zu lieben - ich höre seine Stimme immer noch. Voller Gefühle für das Holz. Mhh. Ja, ich bin zurück in meiner Vergangenheit. Der kleine, schmächtige achtjährige Kelian, der seinem Vater nichts entgegen zu setzen hat. Ich klinge weder wehmütig noch traurig, ich komme einfach ihrer Bitte nach. Ich erzähle etwas.

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Rondra
19. Julmond 1461

Natürlich will sie anfangs nicht in seinen Armen landen. Sie sperrt sich, macht sich steif wie ein Brett, allerdings ohne sich gegen ihn handgreiflich zu wehren. Es ist eher ein störrisches Widersetzen. Aber letztendlich hat Rondra keine Chance und ihr Widerstand ist in Anbetracht seiner Unnachgibigkeit und der ohnehin vorhandenen körperlichen Überlegenheit ohnehin kaum nennenswert – zumal sie es nicht aktiv angeht. Ein leises Knurren verrät ihren Unmut, nur für den Fall dass er ihm entgangen sein sollte, als sie längst liegt wie er es möchte. Gut möglich dass sie ihm ihre Meinung noch mitgeteilt hätte, vielleicht sogar mit der Konsequenz hinüber ins andere Zimmer zu ziehen, was ja immerhin frei ist. Doch dazu kommt es nicht, da er mit seinem Räusper mehr oder weniger ankündigt etwas sagen zu wollen, während sie noch um die passende Zickigkeit ringt.
Noch bevor seine Stimme erklingt, liegt Rondra plötzlich stiller, wartend und lauschend mit dem Ohr über seinem Herzen, wie sie es so gern tut und auch jetzt verfehlt es nicht die Wirkung. Nein es ist keine Geschichte die sie sanft in den Schlaf wiegen kann und sicherlich auch nicht deshalb erzählt. Ab und an ist da eine Reaktion von ihr, ein schärferes Einziehen der Atemluft, ein unterdrücktes Stöhnen, ein heftiges Schlucken und ihre Hand, die sich minimal über seine Brust bewegt.
Es dauert einige Zeit bis Rondra Worte findet, nachdem er geendet hat. Die eigenen tobenden Gedanken müssen geordnet werden. Der Ärger und die Wut? Verflogen. Es muss seine Gabe zu sein, aber das stellt die Blonde auch nicht zum ersten Mal fest. Nun ist sie es die sich leise räuspert und trotzdem will ihr ihre Stimme nicht ganz gehören. Sie klingt ein wenig kratzig und belegt. Der achtjährige Kelian, sie hat ihn förmlich vor sich gesehen. Nein, nicht direkt ihn, während er erzählt hat, hat seine Rolle ein anderer Bub eingenommen. Einer der ihm so erschreckend ähnlich sah und der alle Zweifel über seine Vaterschaft für Rondra ausräumte.
„Er hat euch zusehen lassen?“ Bei ihrem ersten Satz klingt es fast danach als würde ihre Stimme es nicht weiter schaffen. Nein, sie ist sich nicht ganz sicher welchen Teil seiner Geschichte sie am fürchterlichsten findet, es gibt einige davon. Eine Welt so weit entfernt von ihrer eigenen und doch vielleicht auch nicht. Ob nun in einem englischen Seemannshaus, oder einem steirischen Bürgerhaus, diese Dinge geschehen und Rondra selbst hat genug Erfahrung gesammelt um zu wissen dass es in Ehen und Beziehungen nicht immer so zu geht wie es nach außen hin den Anschein haben mag.
Automatisch schieben sich bei ihr nun Bilder in den Kopf, genau die Gleichen welche er vor kurzem auch hatte – nur eben in einem anderen Zusammenhang. Er und sie in seiner Küche, ihre Verweigerung und das letztendliche Nachgeben. Es war in Ordnung gewesen und die Wut aufeinander konnte sich ihren Weg bahnen, durchaus auch schmerzlich, aber eben anders als es hätte sein können. Wieder ist da der kleine Junge, er gehört nicht in diese Erinnerung und er soll sich dort auch nicht einschleichen, weshalb ihre Zunge rasch ihre Lippen benetzt, um den Faden wieder aufnehmen zu können, der sie hoffentlich von diesen Bildern fortführt.
„Ich weiß wie sehr du die See liebst und das Holz der Schiffe. Ich habe es damals bereits bemerkt und mich gefragt ob du eine Frau mehr lieben könntest, oder zumindest ähnlich.“ Oh, es ist kein heischen um hochtrabende Liebesschwüre, das brauchen sie beide nicht, nicht nach all dem. Stattdessen ist es eine Feststellung, oder eher eine Zustimmung dessen was er da offenbart. Aber da ist noch mehr, eine Frage die unweigerlich gestellt werden muss. „Umso verwunderlicher dass du ihm seinen Namen geben wolltest. Warum?“ Sie rührt sich kaum während sie spricht. Der Drang den kleinen Jungen in den Arm zu nehmen und den Mann dafür sie küssen ist zu groß. Nicht aus Mitleid, sondern aus Mitgefühl, aus Liebe.

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Kelian_


Between Sheets
19.12.1461


Falls wir jemals zu dem Punkt kommen, an dem sie ein anderes Zimmer zum Schlafen aufsucht als das meinige, aus dem Grund, dass sie wütend ist, würde sie schnell feststellen, dass ich nicht der Typ von Mann bin, der sich dies gefallen lässt. Ich würde sie zurück in mein Bett zerren und sollte sie die Tür verschließen, dann würde ich sie eintreten. Allerdings, habe ich für ihren Missmut in diesem Fall nicht einmal ein müdes Lächeln übrig, denn sie ist bereits fest in meinen Armen. Da wieder herauszugelangen würde entweder eine unfaire, taktische Verletzung brauchen oder eine Menge Geschick. Ihr Knurren nehme ich daher als etwas süßes auf.
Kurz bevor ich anfange zu erzählen, da ist etwas zwischen uns greifbar. Ist es Spannung? Ich weiß es nicht, aber es fühlt sich gut an, wie sie zuhört. Das Einziehen der Luft, das Streichen der Hand über meine Brust, das Schlucken. Eigentlich bin ich bereit wieder zu schweigen, ich habe ihren Willen erfüllt und etwas erzählt, aber es wäre wohl ungerecht just nachdem ich Fragen aufgeworfen habe, sie ihr nicht zu beantworten. Am liebsten würde ich sie in meinen Armen wiegen und leise so etwas murmeln wie 'naive, kleine Rondra'. Wie überhaupt könnte sie meine Gedanken nachvollziehen? Für sie scheint es mehr eine Phrase zu sein. Eine andere Welt. Für mich ist sie greifbar. Natürlich. Es war ein kleines Haus. Eine Kammer für uns Kinder, ein Wohnbereich übergehend zum Kochbereich. Sie hatten ihr Lager im Wohnbereich. Sie sollte es doch eigentlich besser wissen. Andauernd haben Menschen vor anderen Menschen Sex. Ist sie wirklich so blauäugig? Wenn er Lust hatte, dann hat er sie genommen. Egal ob wir im Raum waren oder nicht. Egal ob eines der kleineren Kinder geheult hat oder nicht. Ich zögere kurz, bevor ich dann doch weiter erzähle. Er hat immer gemeint, er muss nachholen, was er die Monate auf See nicht hatte. Sie ist sein Weib und er muss sie nicht bezahlen, die Huren unterwegs seien teuer genug. Vielleicht deshalb meine Abneigung gegen die Weiber. Aber sie könnte feststellen, dass dies nur ein kleiner Teil dessen ist. Der wahre Grund ist ein anderer, aber dies ist nichts, was ich ihr einfach so erzählen würde. Sowieso, dass ich überhaupt aus meiner Vergangenheit erzähle, sollte für sie Beweis sein, wie sehr ich ihr vertraue und wie sehr ich sie liebe.
Der Themawechsel lässt mich leicht schmunzeln. Trotz dieses Gespräch oder gerade ob dessen, taue ich langsam ein wenig auf. Natürlich habe ich vermisst mit ihr zu reden, aber meine Probleme sind nicht von der Hand zu weisen. Vielleicht dient dies hier auch einzig dem Zweck, sie selbst noch einmal mit der Nase drauf zustoßen. Unsere Welten könnten kaum weiter entfernt sein, das würde zwangsläufig zu Problemen führen. Ein Mensch kann mehr als eine Sache lieben. Aber das weiß sie ja. Immerhin habe ich die Seefahrt für sie aufgegeben, ebenso für Lucy. Nur, würde sie mir abhanden kommen, würde ich wohl wieder zu dieser Liebe zurückkehren. Ganz einfach.
Einfach ist auch die Antwort auf ihre Frage. Weil er mein Vater war. Egal wie grausam er manchmal war, er hat sich immer um mich gekümmert, mir versucht durch das Leben zu helfen. Eben auf seine Weise. Sein Leben war sehr viel schwieriger als meines, er kannte es nicht anders. Er wollte doch nur das Beste für mich. Außerdem gehört es sich so, meiner Meinung nach. Es hat Tradition in der Familie den zweiten Namen aus dem Familienstammbaum zu nehmen. Meiner ist es auch. So, genug aber der Geschichten. Ich löse meinen Arm, streiche über ihren Rücken, um letztendlich einen Kuss auf ihren Kopf zu hauchen. Den Kommentar, dass sie schlafen soll, verkneife ich mir. Sie ist groß und wahrscheinlich würden weitere Fragen folgen - oder nicht? Ich kann es mir fast nicht vorstellen, dass sie nun Ruhe gibt, aber wir sind einem Streit aus dem Weg gegangen, indem ich mich ihr auf eine andere Art geöffnet habe.

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Rondra
19. Julmond 1461

Ein leises, unwilliges Schnalzen mit der Zunge zeigt dass ihr nicht gefällt was er sagt. Ihr ist klar in welchen Verhältnissen viele Leute leben. Sie leben im Augenblick in einem Viertel was wenig besser ist und die Größe der Häuser gesehen mit der Anzahl der darin lebenden – dumm ist sie nicht. Aber es ist dann doch ein unterschied ob man sich um Privatsphäre bemüht, oder eben nicht und sei es nachts unter der Bettdecke. Aber ja, vielleicht ist sie wirklich naiv was das angeht. „Kelian! Ich bin weder blind noch taub..“ und das müsste sie sein um hier bestimmte Dinge nicht mitzubekommen. „und trotzdem.“ es klingt stur und eine Spur trotzig. Sollte es tatsächlich seine Intension gewesen sein ihr die unterschiedlichen Welten aufzuzeigen, so ist das gelungen, auch wenn es bei Rondra keine neuen Zweifel aufkeimen lässt. Weshalb auch, wäre er so wie sein Vater, hätten sie diesen Eiertanz den sie veranstalten nicht. „Vielleicht ist es wirklich etwas vollkommen anderes. Meine Eltern haben sich zärtlich geliebt, beinahe schon zu zärtlich. Erst Jahre später hat sich herausgestellt dass mein Vater auf seinen Reisen diese Liebe wohl vergessen hat.“ Ja, wie sonst sollte sich das unsägliche Vorhandensein ihres Halbbruders erklären lassen? „Die erste leise Ahnung was zwischen Mann und Frau geschieht bekam ich mit siebzehn – und Gewissheit erst einige Wochen nach meiner Hochzeit.“ Das war über ein Jahr später. Ja, vielleicht ist sie naiv, zumindest ist sie sehr behütet aufgewachsen.
Kann man mehr als eine Sache lieben? Hm, ihr leises Brummen zeigt wohl dass sie nicht daran glaubt, zumindest nicht zur selben Zeit. Rondra selbst hat meistens zwischen den Stühlen gestanden, die Liebe zur Familie und später auch zur Steiermark war selten kompatibel mit der Liebe zu ihren Männern. Bei Wulf fing es an und auch später bei Leom gab es in dieser Beziehung ständig Spannungen.
„Es ist eine schöne Tradition….“ kurz ist die Pause, bevor Rondra das Thema dabei belässt. Sie ist versucht gewesen anzumerken dass er als Vater sicherlich nur die besten Eigenschaften seines eigenen Vaters an George weitergegeben hätte. Doch es rührt Schmerz an, Schmerz mit dem sie sich in diesem Moment allein auseinander setzt, um den Augenblick nicht zu zerstören.
Stattdessen hebt sich nun ihr Kopf von seiner Brust, und ihr Arm schiebt sich unter ihrem Körper hervor, bereit den Oberkörper ein bisschen zu stützen.
„ Leonel“ der Name leise geschnurrt, während Rondra sein Gesicht lächelnd unter sich betrachtet. Nun also wieder eine der guten Erinnerungen – der sehr guten. Das war die erste Frage die sie ihm auf der Doppellilie gestellt hat. Nachdem sie die Sache mit dem Rum aufgegeben haben. Ihr Lächeln vertief sich und erfasst schließlich auch die Blauen. Definitiv eine Erinnerung die es wert ist noch ganz anders begrüßt zu werden und so gibt ihr Stützarm ein wenig nach, damit sich ihr Gesicht dem seinen nähert. Natürlich ein Kuss, aber diesmal keiner von denn sanften, süßen und belanglosen, sondern ein fester und inniger. Einmal begonnen schwingt wie so oft Sehnsucht mit, Sehnsucht nach mehr Nähe, mehr von ihm. Unstillbar, doch wer so kucken darf wie er vorhin, muss damit rechnen ab und an so geküsst zu werden. Mehr, mehr, immer mehr. Es wäre ein leichtes den Kuss noch tiefer werden zu lassen, die eigenen Lippen zu öffen und ihn damit herauszufordern. Aber es ist auch eine Sache von Respekt seinem Willen gegenüber. So beben ihre Lippen lediglich kurz, bevor sie den Kuss lieber enden lässt.
Reden ist da unverfänglicher – und im plappern und reden ist sie Meisterin.
„Dein Großvater? Oder nach wem wurdest du genannt? Kanntest du ihn?“

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Kelian_


Between Sheets
19.12.1461


Weder taub noch blind? Ich lache ganz leise, denn die nachgeschobene Erklärung deutet von was ganz anderem. Mit siebzehn? Ach Weib. Ich belächel sie ein wenig, aber auch mehr im Stillen. Da bin ich das erste Mal Vater geworden, naja zumindest fast. Da war ich bereits ein Mann, habe abertausende Meilen auf dem Meer zurückgelegt und mehr als eine Frau mein Eigen genannt. Ihr dies nun vorhalten? Nein, ganz sicher nicht. Es wäre der falsche Weg. Es ist gut, dass du so aufgewachsen bist. Es ist nichts schönes daran, so wie es bei mir geschehen ist. Nein, ich habe viel erlebt unter meinen Eltern, auch später auf dem Schiff noch. Meine Narben auf meinem Körper zeugen davon. Sowohl die auf der Brust, als auch die auf meinem Rücken. Die zahlreichen Male, die die Peitsche auf mein Fleisch geknallt ist. Die vielen kleinen Narben, die ich mir bei den verschiedensten Gelegenheiten eingefangen habe und eben seit neuesten die im Gesicht, sowie an der Hand. Vielleicht sollte man Kinder irgendwie darauf vorbereiten... Ich muss leicht grinsen. Erzähl mir davon. Die junge Rondra, vollkommen unerfahren in dieser Welt und ihr erster Kerl. Ich will keine Details, die sind alleine ihr vorbehalten, aber ihre Gedanken - die fänd ich glaube ich lustig. Die Auster? Sie ist gerade weit geöffnet, zumindest für den Moment. Am nächsten Morgen wäre wohl all dies wieder in Vergessenheit geraten.
Allein ihr Schnurren treibt mir eine Gänsehaut auf den Körper, das es mein Name ist, macht es keineswegs besser. Ihr Kuss, er lockt mich. Sie wieder an mich zu ziehen, meine Lippen zu öffnen, uns beide zu drehen. Allein meine Finger beben leicht, sind ohne dass ich mich daran erinnern kann unter das Hemd gekrochen, welches sie trägt. Leichter Druck an ihrer Haut. Ich will sie. Es pocht in meinem Hinterkopf, ich bin versucht mich aufzurichten, sie mit mir zu ziehen und an mich zu pressen. Mir zu nehmen, was schon seit Wochen überfällig ist. Ein leises Stöhnen, sehr zart aber eben doch da, verlässt meinen Mund, als sie sich löst. Es sind Sekunden, die verrinnen bevor ich entscheide, dass ich es kann. Noch. Für einen kurzen Moment legen sich meine Lippen auf ihre, bevor ich sie dann wieder sanft runter schiebe. Nein, weder noch. Ich kannte ihn nicht. Er ist mein Ur-Ur-Urgroßvater oder so. Auch eine andere Schreibweise. Ich atme tief durch, es ist keine einfache Geschichte, die wir hier besprechen. Sie sollte schlafen. Aber auf der anderen Seite steht da die Frage im Raum, die mich wirklich interessieren würde. Warum auch immer, eigentlich ist es doch irrelevant. Trotz dessen, ziehe ich sie wieder enger zu mir, lege meine Arme fest um sie, so wie die letzten Nächte auch, um dann zu murmeln. Du solltest schlafen. Ja sollte sie.

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Rondra
19. Julmond 1461

Seine Hand hat die wundersame Eigenschaft sich häufiger mal unter das Hemd zu verirren, der leichte Druck auf ihrer Haut reicht vollkommen aus um Rondra wieder einmal vor Augen zu führen wie einfach er es doch mit ihr hat – oder hätte. Eine verräterische Gänsehaut überzieht ihre Haut und nur durch das feste Zusammenpressen ihrer Lippen kann sie das sehnsuchtsvolle Seufzen unterdrücken. Doch in den Sekunden in denen sie noch zaudert, folgt sein Entschluss und Rondra findet sich an seiner Seite wieder. Gut so. Seine folgende Ausführungen bezüglich seiner Ahnen nutzt sie um ihren Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen. Vielleicht würde sie nachhaken, denn das es da einen Stammbaum zu geben scheint würde sie doch als eher ungewöhnlich ansehen – aber dazu reicht das Denkvermögen noch nicht wieder. „Mhmhm.“ ein Laut der wohl ihr Verstehen signalisieren soll. Nichtmal sie könnte ihren Ur-Ur-Ur-Großvater benennen. Zumindest nicht ganz so einfach, andererseits, sie wird auch kaum seinen Namen tragen, vielleicht würde die Sache dann anders aussehen – und vor allem sie.
Schlafen, es wäre wohl eine willkommene Flucht vor dieser Frage die sie immernoch ein wenig fassungslos sein lässt. ‘Erzähl mir davon.‘ Davon?! Fast scheint es als hätte sie die Fluchtmöglichkeit ergriffen, denn da ist eine ganze Weile kein Laut von ihr zu vernehmen.
Zarte siebzehn, ja. Es war in Esslingen und sie so vollkommen verliebt wie man in diesem Alter eben verliebt sein kann.
„Es war in Esslingen, kurz bevor er abreiste um nach Augsburg zu ziehen. Ich sollte einige Tage später folgen. Wir waren noch nicht verlobt.“ ihr Tonfall hat den einer entsetzten alten Tante, doch da ist natürlich auch Belustigung. Was würde ihr damaliges Ich wohl zu sich selbst sagen, heute? „Wir… galten schon einige Zeit als Paar…“ um Himmelswillen, nein, es ist unmöglich da ausführlicher zu werden. Rondra spürt wie die Hitze in ihren Kopf steigt. „Ich glaube ich muss ihm dankbar sein. Abgesehen davon dass er mich „kleines Dummerchen“ genannt hat und ich zwischen Scham und Neugier hin- und hergerissen war, hätte es anders laufen können. Ich konnte mir zumindest ab diesem Zeitpunkt recht genau vorstellen was in Ehebetten stattfindet.“ Seltsam so von ihm zu sprechen, die letzten Worte die sie für ihn übrig gehabt hat waren immer von Hass und Wut geprägt. Es hatte nicht gehalten, sie hatte die Verlobung gelöst und er? Keine zwei Wochen später hatte er eine Andere, mit der sich die Dinge rascher entwickelten, in jeglicher Hinsicht. Es hatte geschmerzt, auch wenn sie behauptet hat es sei ihr gleich. Seltsam, dass es wieder ausgerechnet Rondra war, die auch diese Beziehung wieder zerstörte. In dem sie ihre Nachfolgerin kurzerhand verheiratete, an August von Murtal. Es ist ein unendlich tiefer Seufzer zu hören. „Vielleicht ist es auch ihm geschuldet dass meine nächsten Erfahrungen eher ernüchternd waren. Diese allerdings haben mir Johanna geschenkt.“ Ein Grund weshalb sie ihre erste Ehe einfach nicht bereuen kann.
Ist er überhaupt noch wach? Fast könnte sie hoffen dass es nicht der Fall ist. Das Erzählen weckt Neugier, wobei Rondra gleichzeitig nicht sicher ist ob sie da wirklich mehr wissen will. Er wird kein Kind von Traurigkeit gewesen sein, so naiv ist sie nun auch nicht.
„Ich kann mir nicht vorstellen wie ein achtjähriger Junge auf Schiffen überleben kann und sich irgendeine Art von Unschuld bewahren kann.“ Geschweige denn bei dem was er vorher erlebt hat.
Nein, nicht seine Geschichte ist es, die Rondra mit Wucht ihre Unterschiede aufzeigt, erst jetzt kommt es ins Rollen. Alte Fragen, die sie längst aufgegeben hat sich und ihm zu stellen, kommen zurückgekrochen um sich hinterrücks anzuschleichen.

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Kelian_


Between Sheets
19.12.1461


Es ist eine halb so aufregende Geschichte wie ich es mir erhofft hab. Auch zum Lachen ist nicht viel dabei. Aber, es ist trotzdem schön, dass sie es mir erzählt. Da baut sich innerlich jedoch auch die Frage auf, wieviele Männer sie schon geglaubt hat zu lieben und sich aus dieser Konsquenz hingegeben hat. Ich komme wohl auf drei, nach der bisherigen Zählung. Ich bin niemand, der jemand anderen da den schwarzen Peter zuwerfen sollte, meine Zählung würde wahrscheinlich ergeben, dass zählen schwierig wäre. Vielleicht könnte ich es nach Ländern aufteilen, wobei ich vielleicht auch immer ein wenig aufschneide. Zweistellig ist es aber mit Sicherheit, vor allem in einem recht guten Bereich. Der Unterschied zwischen ihr und mir? Ich bin ein Mann, sie nicht. Sie sollte doch eigentlich als Jungfrau in die Ehe gehen - was nicht so alles passiert, wenn die Eltern nicht mehr auf das kleine Mädchen aufpassen.
Ich lasse es im Gesamten also unkommentiert. Nur ein leichtes Lächeln ist auf meinem Gesicht erschienen, kaum zu sehen. Warum? Ich sehe sie, die jüngere Rondra vor kaum sieben Jahren. Was sie seither alles erlebt hat? Zwei Ehen, zwei Kinder. Mehr als ein Krieg, wenn man es so will. Schließlich grinse ich noch ein wenig mehr, um dann leise zu flüstern. Zum Glück auch außerhalb von Ehebetten. Nach meinen Erinnerungen war nicht ich es, der ihr diese Möglichkeit aufgezeigt hat. Zumindest wenn wir es eng nehmen. Es ist eine meiner liebsten Erinnerung. Der Stall, wir beide. Gefangen in einer wunderschönen Blase aus Berührungen, dem Geruch von Stroh, von unseren nackten Körpern, dem Kauen der Pferde und den vielen Fragen, die wir uns beantwortet haben. Im weiteren Sinne bin dann wohl doch ich es, immerhin habe ich sie aus dem Ehebett entführt, um das Weib in meines zu bringen. Es ist im Endeffekt egal, auch wenn ihre Frage vielleicht auch in die Richtung zu deuten wäre. Doch, wenn sie dies genauer wissen will, dann soll sie auch fragen. Es ist wirklich nichts, was ich ihr mehr oder minder freiwillig auftischen würde. Kinder sind unschuldig, solange sie sie nicht verlieren. Leise murmel ich wieder. Hm. Doch. Zumindest wenn man einige Dinge außen vor lässt. Du darfst nicht vergessen, ich war der schmächtige, dürre, schüchterne, kleine Junge. Zuerst haben sie mich aufgepäppelt. Wenn wir Handelswaren verschifft haben, dann haben wir reichlich Nahrung gehabt. Danach haben sie mir das Seemannshandwerk beigebracht. Knoten knüpfen, das Schiff schrubben. Irgendwann dann Steuern. Sie haben mich oft zurückgelassen. Ich durfte das Schiff bewachen. Ich lache leise, mein Körper bebt dabei. Die Schufte. Ich habe es als Auszeichnung gesehen, sie hatten einen Dummen. Sicher, ich hab mit zwölf schon Rum getrunken, eine derbe Sprache gesprochen und sah älter aus durch die schwere Arbeit. Ich habe mich gerne mit anderen gerauft - aber Weiber waren mir immer noch suspekt. Die haben immer soviel geplappert... Ich seufze schwer, als ob all die Last der Welt damals auf meinen Schultern gelegen hat. Nein, es war keine einfache Zeit, aber ich hatte Glück.

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Rondra
19. Julmond 1461

Dem Himmel sei Dank dass sie keinen Schimmer davon hat was er sich da so zusammendenkt. Denn im Gegensatz zu heute ist sie damals tatsächlich unschuldig gewesen – und so auch in die Ehe gegangen, nur eben nicht mehr ganz unwissend.
„Außerhalb von Ehebetten?“ halb Belustigt, halb amüsiert klingt es. „Oh, wer tut denn sowas?“ klar, sie nicht. Zumindest im Augenblick nicht, und natürlich ist es ein neckendes Sticheln was folgt. „und das ausgerechnet von dir, Herr Ich-will-es-richtig-machen.“ diesmal ist sie schnell, bevor er möglichen Unmut kundtun kann, erstickt sie diesen mit einem zärtlichen Kuss. Wie lange dies Spiel noch andauern kann? Sie weiß es selber nicht, aber die Neckerei fühlt sich gut an, sie hat es lange nicht mehr getan und erst jetzt fällt Rondra auf wie sehr es gefehlt hat zwischen ihnen.
Schmächtig und dürr. Nein, nichts was zu dem kleinen Jungen passt den sie vor Augen hat, wenn er erzählt, unwideruflich sein Sohn. Doch jetzt schiebt sie diesen zur Seite und macht Platz für ein Bild, was vielleicht besser zu dem kleinen Buben damals auf See gepasst hat.
„Sie plappern?“ leise lacht die Blonde. Ja, sie plappern und natürlich weiß sie das, sie tut es ja selber ganz gern. „Meistens wenn etwas im Argen liegt, würde ich sagen. Und egal was du nun behaupten wirst, du hast mit der Zeit eine ganz gute Möglichkeit gefunden sie zum Schweigen zu bringen, würde ich sagen.“ Zumindest was dieses Exemplar neben ihm angeht. „Trotz allem ist es für mich verwunderlich dass du geworden bist wie du heute bist.“ leicht heben sich ihre Schultern. Wie soll sie es ausdrücken? Sicherlich liegt da einiges in der Dunkelheit, Dinge die Rondra für sich wahrscheinlich gar nicht ans Licht bringen will. Manchmal blitzt er durch, der rücksichtslose Kerl, der er womöglich einst gewesen ist, aus welchen Gründen auch immer. Damals im bei ihrem zweiten Versuch bei ihm zu zubern, zum Beispiel. „Aber ich werde mich nicht beschweren, du bist einfach unbeschreiblich….“ der Satz verliert sich indem er immer leiser wird, bis er verebbt. Unbeschreiblich, ja. Aber manchmal eben auch unbeschreiblich verschlossen. Allerdings ist auch das sein gutes Recht, genauso wie es eben ihr Recht ist ab und an zu plappern. „Du solltest schlafen, bevor du wieder ein plapperndes Weib hast, das dir suspekt ist.“

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Kelian_


Between Sheets
19.12.1461


Ein Grinsen huscht mir einen Moment über das Gesicht, ich will mich schon verbal wehren, als sie es mir unmöglich macht auf die süßeste Art, die sie wählen könnte. Ein Kuss, ganz rein in seiner Form so wie mein Versprechen. Dennoch, obwohl sie es abwendet murre ich leise. Man sollte meinen du fühlst dich geehrt. Ein wenig ernst, ein wenig nicht. Natürlich fällt es ihr und mir nicht leicht, natürlich ist es jetzt leicht Scherze zu machen. Wie auch nicht? Davon zu reden sie in andere Betten zu bringen, wird uns beiden auch nicht helfen. So ziehe ich sie noch einmal zu mir, ein Kuss für sie wie um ihr zu sagen, dass auch wieder andere Zeiten kommen würden. Zeiten, in denen sie sich vielleicht nach denen hier sehnen wird. Ich muss ja nachholen, was ich verpasst habe. Definitiv.
Je mehr sie sagt, umso ruhiger werde ich wieder. Ja, ich habe eine gute Möglichkeit gefunden, vor allem für sie. Allerdings, wenn es danach ginge würden wir wohl auch weiterhin kaum noch miteinander schlafen. Selten ist es so, dass ich sie nicht mehr hören kann, sie plappert aber auch selten. Nur jetzt macht sie es wieder, der letzte Satz, er ist dazu bestimmt die Auster wieder zuschnappen zu lassen. Vorbei, der kleine Ausflug in unsere normale Welt. Das ich so bin, wie ich bin? Sie hat bereits schon viele Facetten von mir erlebt. Sei es der Kelian, der betrunken in ihr Zimmer gestolpert ist, der Kerl der sie auf Händen trägt, beschützt oder liebt. Allerdings eben auch der, der sich vor ihr verschließt, der andere Frauen anschaut und manchmal etwas ungehobelt ist. Wie bin ich denn? Ein mehr oder minder normaler Kerl, der das sucht, was er nie hatte: Eine stabile Familie. Alles, was ich seit meinem achten Lebensjahr hatte, hat nicht gehalten. Es liegt noch so vieles im Dunkeln, was sie nicht kennt. Meine Zeit als Pirat, meine Zeit mit Lucy. Einfach vieles. Ja, vielleicht besser. So ganz unfreundlich klingt es nicht, allerdings verneine ich ja auch nicht, dass sie plappert. Ich ziehe sie wieder an mich, fest. Ich beschütze sie auch diese Nacht vor bösen Träumen, solange bis meine kommen.

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