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Dark water

Borona
10.1.1462 ... Christmas...

Ü
berrascht hob sie ihre Hände und fing den Gegenstand auf, den Kelian ihr zuwarf. Der Blick in ihre Hände genügte um sie zum grinsen zubringen. Sie musste sofort an das Märchen denken, was sie früher so gern gehört hatte. Leicht strich sie mit den Fingern drüber "Danke" und folgte dann Mira, tat wie aufgetragen. Legte die Nüsse dann auf den Tisch. Sie mochte das Geschenk und das Essen, was Kelian nun servierte
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Mirabel
Graz am 10. Januar 1462 – Christmas

Gerade fertig eingedeckt kommt auch schon Kelian hinzu und trägt das köstliche Essen herein. Zum Henker riecht das gut! Wenn es auch noch so schmeckt wie es duftet und aussieht, hat der Kerl wirklich nicht zu viel versprochen. Lächelnd blickt sie ihm entgegen, nachdem sie die Nüsse, die das Weib auf den Tisch gelegt betrachtet hat. Ich hab nen Bärenhunger! gibt sie da offen zu und grinst schief., während sie sich setzt und ihren Stock neben sich auf den Boden legt. Nun gut… wegen ihr kann das große Essen und Trinken beginnen.


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Kelian_


It's beginning to look a lot like christmas
10.01.1462

Woran erkennt man Schönheit? Im Augenblick wahrscheinlich und dieser ist solch einer. Kerzenschein leuchtet unsere Gesichter an. Wir vier, wie wir da sitzen und zumindest drei von uns glücklich strahlen. Otto, er ist...nunja nunmal kriegsgeschädigt, mehr als wir oder vielleicht auch nur auf eine andere Art und Weise. Er redet ja nicht, der Junge. Jedem mache ich ordentlich etwas zu Essen drauf. Fleisch, Gemüse. Brot steht da, jeder kann sich nehmen. Im Hintergrund prasselt leicht das Feuer, wie eine leise Musik, die uns beim Essen begleiten würde. Ein netter Moment, wahrscheinlich sollte man jetzt ein Gebet sprechen. Meine Gläubigkeit? Ist mir beim Tod meiner Frau abhanden gekommen. Also, blicke ich nacheinander eine Gäste an, wobei Otto sofort ausscheidet, Mira eher so ein Fall wie ich ist und deswegen an Borona hängen bleibt. Du solltest ein Gebet sprechen, oder so.Richtig, denn sie halte ich für gläubig. Zumindest den Ansatz von diesem Kram.

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Borona
10.1.1462 ... Christmas...


M
an hatte sich gesetzt, die Nüsse hatte sie wieder in die linke Hand genommen. Warum? Wohl weil es ein einfacher Wunsch gewesen war, ein einfaches Geschenk. Eben das was sie wirklich wollte. Ein einfaches Leben, ohne diese dämmlichen verpflichtungen. Doch dass dies nicht ging, war ihr durchaus bewusst. Umso kostbarer war für sie die Nüsse..
Die Grauen blickten über den Tisch, über das Essen. Sie würd gerne beginnen, doch Kelian hält sie ab. Sie solle beten. Ungläubig lag der Blick auf ihn. Schon lange hatte sie diesen schon verloren. Die Kirche betrat sie nur noch selten, eher wohl um den Schein zuwahren und nun sollte sie? Konnte sie es ablehnen? Sie würde es gerne, aber es wäre unhöfflich, schliesslich war sie Gast hier. Zögernd nickte sie schliesslich und sprach leise so das man nur es halb verstehen konnte "Danke für Speiß und Trank, danke für die Freunde.. " rest ging im murmeln unter. Es sollte wohl hoffentlich reichen
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Kelian_


It's beginning to look a lot like christmas
10.01.1462

Das Gebet. Ein Moment in den Mann in sich gehen kann oder vielleicht auch sollte. Das Borona ebenfalls den Glauben zu IHM verloren oder zumindest nicht gerade freundlich gesinnt ist, bemerke ich gar nicht, denn ich für meinen Teil versinke für einen Moment in Gedanken. Der Tag, er war ein merkwürdiger. Zuerst natürlich die Sache mit Ney, die ich zu Adam gebracht habe. Ob sie sich verstanden haben? Offensichtlich bestand keine Möglichkeit vorbeizuschauen oder sie hatte erst gar keine Lust. Vielleicht auch verständlich. Dann das Treffen mit Rondra, recht bald danach. Nur fix ein wenig gewaschen, die Reiseklamotten gegen andere gewechselt. Laverna, in ihrer schroffen Art wie sie mich zu den beiden Weibern gebracht hat. Es war ein schöner Moment, einer fürs Ego. Die beiden Blonen, wie sie meinen Namen rufen, mir entgegen fliegen und ich zumindest eine von beiden auf meinen Arm nehme und dies obwohl ich selbst Geschenke in der Hand habe. Die zweite wird mit einem Lächeln begrüßt und erst mit einem Kuss, als zumindest die Dienstmagd verschwunden ist. Johanna? Ist nicht dafür gemacht still auf meinem Arm zu sein, während Rondra und ich Zärtlichkeiten austauschen, weshalb dieser Teil recht schnell abgehakt war. Geschenke. Ich für die Kleine, die Kleine für mich. Wer mehr gestrahlt hat? Ich weiß es nicht, wirklich.
Danach zusammen ins Horseshoe, natürlich ohne das Mädchen. Die Tische sind da, endlich. Nicht dies war das Geschenk, sondern ein Bierfass aus Heiligenbronn. Die Bedeutung dessen kann ich wohl nicht abschätzen - aber allein das Fass! Ein tiefer Kuss, so wie ich ihn mir schon in ihrem Haus erbeten habe, eine unheilvolle Aufforderung und dann sind wir schief abgebogen. Sie mit Unverständnis, ich mit sinnloser Rechtfertigung, wo eigentlich keine angebracht war. Knurren, Murren, der Anfang eines Streites den ich mit einem erzwungenen Kuss ersticke, zumindest kurzzeitig. Ein Machtkampf. Grotesk, aber wahr. Abgewendet alles wohl nur durch die beiderseitigen Gedanken, dass es gerade an diesem Tag nicht so sein sollte, weshalb wir uns in mein Haus zurückziehen. Nicht, um sie in mein Bett zu zerren, nein sondern um zu Kochen. Beziehungsweise um Zeit miteinander zu verbringen, während ich koche.
Ein Grinsen ist auf meinem Gesicht zu sehen, was wahrscheinlich mehr als fehl am Platz ist, aber es stört mich nicht. Ein Nicken zu den Dreien und wir können beginnen mit Essen. Ein seichtes Gespräch am Anfang, oft unterbrochen von geschäftiger Stille während des Essens, da wir alle mit Kauen beschäftigt sind. Lockerer wird es zunehmends durch den fließenden Alkohol, wobei ich mich am heutigen Tage respektvoll zurückhalte. Nicht, weil ich nicht kann - es wäre unangemessen. Dennoch, bald dringt Lachen aus dem Zimmer, ob verschiedener Geschichten die ein jeder zum Besten gibt. Ein herrlicher Abend, der sein vorschnelles Ende zumindest darin findet, dass sich Borona verabschieden muss. Ein Gottesdienst - was für mich natürlich den Gedanken verstärkt, dass das Weib gläubig ist. Bleiben Mira und ich. Was wäre naheliegender, als Otto herbeizurufen, damit wir alles wieder an seinen Platz räumen, so dass wir beide uns bequem in die Sessel vor dem Feuer setzen und plaudern können. Was gibt es besseres unter Freunden und wahrlich, wir haben noch einiges zu erzählen. Fragen, die sich auftun.

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Kelian_


Running up THAT hill
11.01.1462


Es gibt Dinge, da ist man sich von Anfang an sicher, dass sie gut gehen würde. Dieses Unternehmen, welches ich mit diesem Unternehmen starte, war eines von ihnen. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich unsicher werde. Sie liebt mich. Ich liebe sie. Natürlich sind noch diverse Probleme zu bewerkstelligen, aber keine die ich für sehr gravierend gehalten habe. Es gibt ihre Kirche, wir würden danach heiraten. Mir ist es einerlei, ich bin nicht besonders gläubig. Ihre Tochter, Johanna. Es würde für sie nichts ändern, außer dass ich mit in das Haus einziehen würde - sie würde ihre Erlaubnis geben oder am Ende auch nicht, aufhalten würde sie mich nicht können. Das ausgerechnet ich selbst mir den größten Stein in den Weg schieben würde, wer hätte dies gedacht? Ich nicht, Nein.
Längst also nicht mehr so sicher wie am Anfang, muss dennoch genau dies gemacht werden: Ein Anfang. Eigentlich habe ich schon geplant aus Bruck einen solchen Brief zu schicken, aber der Gedanke daran hat mich gelähmt. Erst dieses Treffen heute, die 'Erkenntnisse', die wir mal wieder gewonnen haben, haben mir nun den endgütligen Antrieb gegeben. Werben. Ich würde anfangen um mein Weib zu werben und sie gleich zu Beginn vor eine schwere Entscheidung stellen. Eine Entscheidung, die so vieles ändern oder kaputt machen könnte, dass ich nicht einmal weiß, ob all die anderen Steine überhaupt noch in meinem Weg liegen würden. Vielleicht hätte ich auch schon längst eine andere Abzweigung genommen. Gezwungen durch mich selbst.
Sorgsam habe ich die Buchstaben auf Papier gebracht, einen nach dem anderen, die Tinte gelöscht und schließlich einen Umschlag herum gemacht. Ich besitze kein Siegel, sonst hätte ich den Brief gesiegelt, aber ich habe durchaus Papier auf das ich vor meinem 'Unfall' mein Wappen gebracht habe. Eines von diesen soll es sein. Ganz offiziell. Angekommen ist er bereits vor dem Haus der Empfängerin, am Abend als eigentlich niemand mehr mit einem Boten gerechnet hat, als bereits das Haus still war, weil die Gesellschaft zum Gottesdienst aufgebrochen ist. Geplant war es so nicht, eher dass der Brief ankommt, wenn die anderen Gäste weg sind, aber so würde sie ihn eben später finden.

"An Rondra Fugger,
Oberhaupt der Fugger,
Dekanin der Universität der Steiermark,

ehemalige Gräfin von Leoben, Sigmaringen, Reichsfreifrau von Eysteten,

an die schönste, bezauberndste und umwerfendste Frau, die ich, Kelian Leonel Peverell, kenne.

Mit der Erlaubnis des Stellvertreters in der Dynastie der Fugger, Adam Fugger, erbitte ich mir die Ehre einen Spaziergang durch die umliegenden Ländereien in Graz mit dir durchführen zu dürfen. Solltest du ein Ja erwägen, so erwarte mich am Nachmittag, den zwölften des Monats, vor deiner Haustür.
Ein Nein in dieser Angelegenheit kannst du mir schriftlich übermitteln, aber natürlich würde es mich zutiefst erschüttern.
Ich erbitte mir, untertänigst, diese Zeit mit dir allein verbringen zu dürfen, gibt es einiges, was ich dir auf diesem Spaziergang gestehen muss. Niemals wäre es auf Papier zu bringen, auch wenn man gemeinhin sagt, dass das Papier nicht erröten kann.
Meine unerschütterliche Zuneigung zu dir, lässt mich an ein Ja deinerseits glauben.

In tiefer Verbundenheit,

Kelian L. Peverell"

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Kelian_


Dead Silence
14.01.1462


Zwei Tage quälende Ruhe. Als ob ich inmitten des Sturmes stehe, also im Auge und nur alles um mich herum tobt, wegfliegt. Irgendwie ist es eine passende Metapher. Draußen in der Welt tobt der Sturm tatsächlich. Typhus ist ausgebrochen, ich habe davon gehört und mit dem Wort meine Tür zugeschlagen, nachdem auch am Horseshoe noch ein 'Geschlossen' Schild gekommen ist. Zwei Tage, in denen ich immer und immer wieder die Worte in meinem Schädel gehört habe, ob ich wollte oder nicht. Die einzige Medizin dagegen? Es wäre der Rum gewesen, aber ich habe nur in Maßen genossen. Zuviel des Guten wäre nicht vorteilhaft. Einziger Vorteil, den ich genossen habe? Ich musste wirklich nirgends hin, denn ich habe keinerlei Verpflichtungen. Zumindest keine, die ich in Zeiten wie diesen ausüben kann. Ich habe bereits eine grobe Stadtkarte angefertigt, indem ich einfach die aus dem Büro abgepauscht habe. Nun würde es heißen die Stadt abzugehen, junge Männer suchen die helfen. Nur, ich bin nicht dumm - ich werde sicher nicht bei der Seuche in der Stadt herumkriechen. So hatte ich die Zeit wirklich alleine mit mir. Otto ist nicht nach Hause gekommen, ungewöhnlich, aber ich kann und will es auch nicht ändern. Er ist alt genug um auf sich selbst aufzupassen.
Es ist bereits Nachmittag als es an meiner Tür klopft. Meine Schritte, tapsend auf dem kalten Holzboden, kündigen mich an, bevor ich die Tür aufreiße. Ich rechne mit einigem, wie zum Beispiel mit Rondra - mein freudiges Lächeln verschwindet sofort, als ich erkenne, dass es nicht so ist -, Männern die überprüfen wollen, dass ich wirklich gesund bin oder auch nur ein Bettler. Doch da steht er, der alte Medicus, eine Maske auf dem Kopf und doch unverkennbar. Seine Stimme ist dumpf, trotzdem höre ich die Worte. "Jungchen, ich soll dir dies geben. Du sollst es ihr zurückgeben, wenn ihr euch wieder seht. Sie dankt für den Spaziergang." Ich strecke meine linke Hand aus, um den Ring entgegen zu nehmen, doch soweit kommt es erst gar nicht. Fester als ich es je für möglich gehalten hätte, fangen seine knorrigen Finger meine ein. Sie streichen über die Narbe, tasten leicht. Erst als er scheinbar alles gefühlt und begutachtet hat, lässt er den Ring in meine Hand fallen. Eine weitere Erklärung kommt nicht, nur ein Grunzen, bevor er anfügt. "Geh nicht zu ihr." Wie vor zwei Tagen starre ich diesmal dem Kerl ungläubig hinterher, bevor ich irgendwann den Blick auf den Ring in meiner Hand senke. Als ob das Metall in meiner Hand heiß wird, zucke ich zurück nur um ihn geschickt vor dem Fallen zu retten und aufzufangen.
Der Siegelring. Langsam nur schließe ich die Tür, betrachte das Stück. Sie würde sich niemals - haha - von dem Ring trennen. Warum hab ich ihn? Er scheint mir eine stumme Botschaft senden zu wollen, die ich nicht einmal wage zu denken. Vor allem nicht so schnell. Ein Versuch ihn an meine Hand zu bringen würde unwiderruflich scheitern, so dass ich es von vornherein lasse und mir ein Lederband suche, um ihn um meinen Hals zu binden. Dabei allerdings bin ich schon beim nächsten Thema. 'Geh nicht zu ihr'? Was wollte er mir damit sagen - oder eben gerade nicht. Jetzt erst recht, nicht wahr? Strümpfe, Mantel, Schuhe sind schnell angezogen, so dass ich bald darauf die wenigen Meter zu ihr gehen kann. Es sieht normal aus, das Haus - alles. Ja bis ich gerade auf die Tür zugehe und mich eine dumme Ahnung durchläuft. Das weiße Kreuz... Das ich losgerannt bin, habe ich nicht mitbekommen. Auch nicht, dass ich die letzten Stufen hochspringe und so nicht rechtzeitig abbremsen kann. Das erste Klopfen meinerseits vollführe ich also mit meinem ganzen Körper. Sekunden nur danach schnellt meine linke Hand flach gegen das Holz, um mich bemerkbar zu machen. RONDRA! Ich brülle es gegen die Tür, so dass sich meine Stimme fast überschlägt. Sie muss einfach hören. Ja, sie muss einfach. Rondra! Johanna! Rondra, mach auf... Es klingt ungeduldig und gleichzeitig ängstlich, dass sie noch nicht da ist, weil sie es nicht mehr kann. Natürlich! Sie würde mir wegsterben, genauso wie Lucy. Johanna genauso wie Issy. Die Dringlichkeit mit der ich sie hören muss, versuche ich zu unterstreichen indem meine Hand nochmal gegen das Holz schlägt. Englische Flüche, laut genug für die Gaffer, die sich ein Stück weiter versammelt haben, gelangen aus meinem Mund mehr aus der Verzweiflung als Wut geboren. Dennoch, das letzte was ich zunächst ausspreche ist eine Drohung. Wenn du nicht gleich hier bist, dann trete ich die Tür ein... Ich weiß nicht einmal, ob sie mich hört, aber es ist die Angst des bereits einmal erlebten, welche mich antreibt. Durch die letzten Worte mit eben dieser angesteckt - wie kann ich es auch nur wagen - verschwinden zumindest die Menschen, die mich vorher noch so eifrig beobachtet haben.

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Kelian_


Dead Silence
15.-18.01.1462


Natürlich ist mein Hemd für das Mädchen viel zu groß. Sie ist nur geringfügig größer als mein Oberkörper insgesamt, naja vielleicht schon, aber trotzdem ist mein Hemd zu groß. So. Ich muss ebenfalls leicht grinsen, auch wenn ich nicht mit allen Gedanken bei ihr bin. Nein, der Rest, er ist bei Rondra, die nun ganz alleine in dem Haus ist. Ohne ihre Tochter. Fast will mir ein Seufzen über die Lippen gleiten, als ich das leise Giggeln des Mädchens höre und sie anschaue. Ja, hübsch, wahrlich hübsch. Ich hätte genauso gut einen Kartoffelsack für sie nehmen können. Wieder beuge ich mich zu ihr, die Kordel schlinge ich um den schlanken Kinderleib, bevor ich ihr einen leichten Seemannsknoten mache. Schick, schick. Das Frau Eitel sich auch betrachtet, entgeht mir, da ich die Lampe hole, aufräumen würde ich morgen machen müssen.
In die Küche geht es also, ein Stück Brot sowie ein voller Teller mit Eintopf, warmer Tee. Wie in solch ein kleines Mädchen überhaupt soviel hereinpasst, weiß ich nicht. Aber sie isst als ob es kein Morgen geben würde. Ich selbst trinke noch einen Becher voll Tee, bevor ich sie noch einmal mit Wein gurgeln lasse, um sie dann nach oben zu führen. Mutter hat es gesagt, also wird es gemacht, egal wie sauer der Wein nunmal für den Kindermund scheint. Treppauf, früher hätten wir uns dem anderen Zimmer zugewandt, es scheint so als ob ich bald wieder alles zurückräumen würde können. Sicher hat es einen Grund, warum Otto nicht nach Hause gekommen ist. Lustig, also in einem nicht so richtig lustigen Sinne, erscheint mir, dass Johanna nun das erste weibliche Wesen ist, mit der ich diesen Raum seitdem betrete. Das ehemalige Malzimmer. So voller Eigendynamik. Was ihre Mutter und ich hier nicht schon alles erlebt haben. Hier haben wir gemeinsam unsere ersten Spiele miteinander vollführt, das Leben in ihrem Bauch gemeinsam erkundet, Gespräche geführt. Alles scheint ein ganz anderes Leben zu sein. Das leise Ohhh reißt mich aus eben diesen Gedanken, bevor meine Augen mein Weib auf dem Bild finden. Ja, das ist sie. Nicht nur auf diesem Bild, sondern auch in Wirklichkeit. Für mich immer. Auch ich betrachte das Gemälde nun eine Weile, beschaue sie mir wie ihre blauen Augen den Raum erfasst haben, als ob sie selbst hier ist. So manche Nacht habe ich sie schon angestarrt, mit herumwirbelnden Gedanken. Schließlich, Johanna unterbricht dies für heute und es ist gut so. Ja, natürlich. Ich hab es schon oft gemacht. Also Tee für ihre Mutter gekocht. Meine Schritte führen mich also auch zum Bett, das Mädchen soll sich hinlegen und für den Moment ziehe ich erstmal nur über sie die Decke. Ich würde mich alsbald dazu gesellen. Ich werde nicht singen, aber dir mindestens drei Geschichten erzählen. Ein großes Versprechen, denn ob wir beide drei Geschichten aushalten, ist wohl eher unwahrscheinlich. Endlich - es ist schon viel zu lange - entferne ich die Schuhe von meinen Füßen, stelle sie sogar auf den Flur. Danach hört man das Tapsen meiner Füße auf dem Boden, wie eine Einleitung zu einer neuen Geschichte. Also, es war einmal... So beginnt jede Geschichte. Während meine Stimme lebendig durch den Raum hallt, bin ich dabei mich umzuziehen. Mein Hemd, welches ich heute tagsüber anhatte, ziehe ich aus um ein leichteres anzuziehen. Ebenso bei der Hose. Es ist ja nicht so, dass ich nicht extra Schlafsachen habe, ich benutze sie nur nie. Nicht, wenn ich alleine bin, da schlafe ich entweder in Hose oder sogar ganz nackt und auch nicht, wenn Rondra da ist. Es gilt dasselbige. Als ich fertig bin, ist die erste Geschichte noch nicht vorbei, doch ich schließe die Schranktüren, lösche auch das letzte Licht und begebe mich zu ihr ins Bett. Es ist ein wenig komisch, aber auf der anderen Seite ist es nicht das erste Mal und so verschränke ich erst einmal meine Arme unter meinem Kopf. Irgendwann bei der zweiten Geschichte schiebt sich da das kleine Mädchen an mich. So lustig alles bisher war, so sehr fällt es eben doch auf, dass da ein Mann neben ihr liegt und nicht die Mutter. Vielleicht setzt auch langsam Begreifen ein, in was für einer Situation wir sind. Vorsichtig kuschelt sich das Mädchen da an, mit warmen, müdem Gesichtchen. Schließlich, man(n) kann ja auch nicht aus seiner Haut, lege ich einen Arm um sie. Wie versprochen, erzähle ich weiter. Drei Geschichten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Die Tage, die folgen sind in einer Art von Routine geprägt und eben doch etwas besonderes. Wie eine Übernachtungsfeier, die nicht enden möchte und eben doch einen etwas bitteren Beigeschmack hat, weil die Mutter fehlt. Jeden Mittag bin zumindest ich es, der zu ihr geht, einmal nehme ich sogar das Mädchen mit. Leise, schnelle Worte. Wir haben zu berichten, was wir machen, nehmen ihr zumindest die Sorgen bezüglich uns. Ich selbst habe nicht den Eindruck, dass wir ihr helfen können. Sie ist und bleibt gefangen mit dem Tod bis das Kreuz von ihrer Tür gewischt wäre. Der knorrige Alte schaut regelmäßig vorbei, untersucht ob noch jemand den Typhus bekommt, wie lange man das Kreuz aufrecht erhalten müsste. Sie berichtet davon, so wie wir von unserem kleinen neuem Leben erzählen. Jeden Tag aufstehen, Beten und mit Wein gurgeln. Frühstücken. Sie ist die Königin in meinem Haus und darf sich wünschen. So gibt es mal Pfannkuchen für den Süßschnabel, dann wieder mühsam erstandene Pilze. Selbst Fleischklopse mache ich für sie, als ob dies alles den Verlust der Mutter für die Zeit zu schmälern. Ich zeige ihr, wie man einen Stift richtig hält, damit man damit malen kann, zeige ich verschiedene Striche, ja selbst den Bogen nehmen wir einmal mit auf den Hof. Spaß macht es nicht. Es ist nicht dasselbe wie damals auf der Wiese, so dass wir uns schon schnell wieder einfinden. Ich beantworte geduldig Fragen, übe weiter mit ihr das Lesen, ja versuche mich sogar darin ihr etwas beizubringen. Nichts von dem, was ihr wohl ein Hauslehrer beibringen würde, Nein, Dinge die ich in meinem Leben gelernt habe. Abends bringe ich sie rechtzeitig ins Bett, erzähle noch ein, manchmal auch zwei Geschichten bevor ein Kuss auf ihre Stirn das ganze beendet. Ich selbst gehe nicht so früh ins Bett, im Gegenteil. Es ist die Zeit, in der ich im Haus aufräume, alles in Ordnung bringe und selbst nochmal das Haus verlasse um bestimmte Besorgungen zu erledigen. So werden von mir sowohl der erwähnte Bäcker als auch eine Schneiderin recht spät aus dem Haus geholt. Der eine, weil ich Geld brauche, die andere damit sie ein Kleid schneidert. Nichts aufwendiges, einfacher Stoff, einfache Farbe. Schnell soll es gehen, die hübschen Kleider könnte sie dann wieder bei ihrer Mutter anziehen. Strümpfen, Wäsche - alles soll sie machen, so dass ich es erst am Folgetag abholen kann. Belohnt wird sie für die Schnelligkeit reichlich. Meistens recht spät, schleiche ich mich dann zu dem Kind ins Bett, bedacht darauf sie nicht aufzuwecken und doch ist sie meist nicht lange nachdem ich im Bett liege bei mir. Kleine Finger krabbeln über meine Brust oder meinen Bauch, das Gesichtchen presst sich gegen meine Seite. So vergehen die Tage, während wir darauf warten, dass ihre Mutter endlich an die Tür klopft oder eben einfach bei uns im Schlafzimmer steht. Wer weiß schon, wann sie heraus dürfte? Wir beide nicht und wenn wir ehrlich sind, manchmal liegen wir noch ewig im Bett und wenn ich ihr nur eine Geschichte erzähle. Viel anderes können wir eh nicht machen.

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Kelian_


Memories
18.-22.01.1462


Wie wundervoll kann das Leben sein, wenn man in einer Blase lebt? Ziemlich, wie wir mal wieder feststellen mussten. Der Typhus oder vielmehr die Angst ob des Typhus' hat einiges geweckt, was eigentlich nie geschlafen hat. Der ersten Grenzüberschreitung sind weitere gefolgt. Dumme, falsche Male und doch konnten wir uns beide nicht zurückhalten. Wie auch? Wie kann es von jemandem gewollt sein, dass man das Leben nicht feiert, sich zurückhält. Wir lieben uns. Keine Frage. Wir haben Dinge überstanden, die manche schon lange hätten Scheitern lassen. Es ist nicht nur, dass wir einen Krieg überlebten, sondern auch den Tod unseres Kindes, mein Krüppeldasein, ihre Verluste bezüglich der Machtstellung. Geschehnisse, die in ihrer Einzelheit eigentlich schon ausreichen würden. Wie kann es da falsch sein? In so vielen Hinsichten eigentlich. Diese Frage, die zwischen uns schwebt. Unsichtbar und jeden von uns doch ein reizbar macht. Ganz langsam sind die Wände der Blase dünner geworden, dass sie letztendlich platzen musste. Nicht in einer gefährlichen oder verletzenden Art, aber es ist wieder da. Wir sind immer noch wir, es hat sich nichts verändert. Einfach absolut gar nichts. Noch sind die Worte, die unweigerlich fallen würden, nicht zwischen uns gefallen, aber die Spannung scheint sich langsam aufzubauen. Auch, wenn ich in die Tatsache, dass sie mir den Siegelring hat zukommen lassen keine Aufforderung, ja nicht einmal eine andere Botschaft als die vielleicht gemeinte gesehen habe, hat er irgendwie doch für Spannung gesorgt. Da war der Moment, als ich ihn ihr zurückgeben wollte und sie sich anscheinend versteift hat. Sie wollte ihn nicht, ich hab es deutlich gesehen, diesen sturen Ausdruck, den sie dann immer annimmt. Ich für meinen Teil finde es eigentlich nicht schlimm, im Gegenteil ich mag es, wenn sie ihre Stirn in Falten zieht, den Kopf ein wenig störrisch zur Seite legt, das Kinn ein wenig nach vorne drückt - aber der Umstand für sich war eben doch merkwürdig. Wir haben es vertagt, doch er war wieder da, der Moment. Stillschweigend habe ich ihr den Ring an die rechte Hand gesteckt, ebenso ohne Meinung oder Intention. Er gehört da hin, für den Moment zumindest. Viele Gedanken habe ich diesbezüglich in meinem Kopf gewälzt, die Lösung scheint immer weiter von mir zu gleiten. Schien vielleicht einmal eine in Sicht, so scheint es, dass ich je öfter ich versuche sie zu erfassen, sie noch ein wenig fahler in meinem Gedächtnis wird. Nicht zu glauben, dass es dafür keine Lösung geben sollte. Das Ultimatum ist schließlich gestellt, ich bin mir recht sicher, dass das Treffen gegen Ende der Woche dafür sorgen würde, Klarheit zu schaffen. Sicher für mich? Ich werde nicht zulassen, dass ich sie verliere. Dafür waren die Worte zwischen uns zu groß, vor allem aber nicht nur zwischen uns, sondern auch gegenüber Johanna. Wer am Ende wen bricht oder ob wir es ganz ohne schaffen - who know's. Time will show.
In jedem Fall würde mich vorher meine kleinste und beste Freundin in dieser Größe besuchen. Die Einsamkeit, seitdem die beiden mein Haus verlassen haben, ist drückender als je zuvor. "Die Stille liegt mir in den Ohren, es zerreißt mich, ich zähl die Stunden bis zum Morgen und ich weiß nicht, was muss passieren? Ich bleib ratlos.Was soll ich tun? Du machst mich schlaflos." Gerade die Tage, die wir uns wieder einmal gestohlen haben - wir scheinen Meister darin zu sein - haben mir gezeigt, wie sehr ich mittlerweile auf die beiden angewiesen bin. Es ist erbärmlich, vielleicht zeugen auch meine noch erbärmlicheren Versuche die Kontrolle über alles zu gewinnen davon. Nein, ich brauche keinen Mantel, wenn ich sie nach Hause bringe. Ihrer jedoch muss geschlossen sein. Ich bin der Mann, ich bin groß - ich weiß, was ich kann und was nicht, sie natürlich jedoch nicht. Sie ist 'nur' das Weib. Dass sie genau dies nicht ist, weiß sie genauso gut wie ich. Im Gegenteil, wäre sie eben 'nur' die Frau, dann würde mir etwas fehlen. Verzwickt.

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Kelian_


We built this city
24.01.1462


Wie viele Fehler auf einmal kann man machen, bevor man mit Konsequenzen rechnen muss? Ich weiß es nicht, aber irgendwie möchte ich es auch nicht herausfinden. Ich würde es auch nicht grundlegend als Fehler einordnen, was Rondra und ich im wahrsten Sinne des Wortes treiben, dafür ist es viel zu gut - aber früher oder später würde es sich als Fehler erweisen, wenn ihr Leib anschwillt und wir beide nicht verheiratet sind. Eigentlich sollten wir es beide besser wissen, hatten wir dieses Problem so oder ein bisschen anders vor nicht einmal einem Jahr. Die heißen Tränen, die sie vergossen hat - ich erinnere mich gut. Wie es geschmerzt hat, weil sie ob der Frucht in ihrem Leib geheult hat, wo sie sich eigentlich freuen sollte. Diese Ungewissheit könnte wieder zuschlagen. Die Wahrscheinlichkeit ist mehr als gegeben.
Was tun, wenn die letzte Verfehlung dies mehr als nur vor Augen geführt hat. Dieser Wahnsinn, dem wir uns hingeben. Nach einem Streit, in ihrer Küche auf dem Tisch mit dem Wissen, dass Arioste jeden Moment hinein kommen könnte. Natürlich, es hat dem ganzen eine ganz andere Würze verliehen, aber auch einen bitteren Beigeschmack gehabt. Das schnelle Anziehen danach, der noch schnellere Abschied. Bitterkeit ob eben dieser Tatsache, Erkenntnisse, die wir eigentlich schon vorher hatten. Nein, wir sollten aufhören damit, eindeutig. Die Konsequenz dessen? Ich habe das Gefühl, dass zumindest sie mir aus dem Weg geht. Habe ich sie sonst zumeist kurz im Horseshoe gesehen, so ist dies nun nicht der Fall gewesen. Es scheint als ob Stille im Wald herrschen würde bis wir endlich dieses Thema abhandeln würden. Kann sie es sich überhaupt vorstellen? Ich habe selbst tausendmal gefühlt mit mir diskutiert, die Argumente hin und her gewägt, dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass es irgendetwas gibt, was uns beiden vollkommen gerecht werden würde. Geht es wirklich um Macht? Irgendwie sicher schon.
Also nun, was tun? Der Aufgabe widmen, die ich vor der Typhussache übernommen habe. Dank meiner Hand hat es eine Weile gedauert bis ich den Stadtplan zu meiner Zufriedenheit aufgemalt und vor allem aufgeteilt habe. In Quadranten und in jedem würde es Dringlichkeitspunkte geben. Noch habe ich niemanden hinzugezogen bei meiner Arbeit, aber nun könnte es losgehen. Gestern, dick eingepackt in Mantel und Schal - die jüngste Erfahrung hat mich nicht einen Moment zögern lassen mich warm anzuziehen - bin ich durch die Stadt gewandert. Habe Kreuze gemacht, Kreise gemalt, Notizen gemacht. Ich habe auch gesehen, dass einige Häuser bereits repariert wurden und habe dort ebenfalls Kreuze gemacht. Wir würden Zimmermänner brauchen, Leute die uns Holz liefern oder Äxte, sowie dann eben einen guten Schlagplatz im Wald. Es würde ein riesiges Projekt werden, dass die Stadt auf Trab halten würde. Positive Energie, wenn der Typhus überstanden wäre - eine gute Sache.
Letztendlich, nachdem ich trotz allem durchgefroren wieder zu Hause angekommen bin, galt es noch einen Brief zu schreiben. An diesen Hannes. Borona hatte es mir gesagt, dass er bereits angefangen hatte irgendwas zu organisieren, sie aber nie davon gehört hatte. Nun, auch wenn ich den Neulingen hier generell eher bissig gegenüber eingestellt bin, so denke ich doch, dass er eine Chance verdient hat. Irgendwie. Vielleicht wäre er ja ein angenehmer Zeitgenosse, mit dem man gut arbeiten könnte - also gesagt, getan.
Den ganzen Abend habe ich mit diesem für mich doch eher ungewohnten Optimismus an meinen Skizzen gearbeitet. Schleichend langsam immer wieder versucht gerade Linien zu zeichnen. Es ist ein Gräuel für mich, vor allem, wenn ich an früher denke. Nicht nur einmal habe ich all die Sachen vor mir weggeschoben, fluchend. Oder gar auf den Boden geschmissen - den Tränen nahe vor Wut. Oh, ich führe mich auf wie ein quengeliges Kind, das eigentlich weiß, dass es die Anforderungen an sich selbst nicht erfüllen kann, aber im Endeffekt doch darüber enttäuscht ist, dass es sich nicht gerecht wird. Wie auch immer, im Endeffekt bin ich eingeschlafen, den Kopf auf dem Tisch. Unbequem, verkrampfte Haltung und am Ende auch einen steifen Körper. Aufgewacht bin ich, weil mir unglaublich heiß zu sein schien - welch dumme Vorstellung bei dieser Kälte. Ich habe geträumt, mal wieder. Marburg, so allgegenwärtig in meinem Sein, dass ich manchmal denke selbst am Tage die Dinge noch einmal zu erleben. Diesmal war es das Pferd, wie es auf mich zugerannt kam, mein verzweifelter Versuch aus dem Weg zu kommen. Es ist mir gelungen! Ich konnte zu Seite hechten, der Steigbügel hat mich nicht getroffen - ach, ach, hätte er es nur. Die Schwärze wäre willkommen gewesen, so sehe ich mich nur in den Armen des Hünen wieder. Meine Hand will er mir abhacken, einfach so und ohne viel Federlesens. Das Schwert geht in die Höhe, er schlägt zu, meine Hand liegt vor mir, Blut spritzt aus dem Stumpf - ich wache auf! Auf den Boden bin ich gefallen, meine Hand scheint zu glühen als ob das Blut wirklich da ist und meine rechte umklammert eben diese. Es ist wieder einer jener Albträume, die so real sind, dass ich mich panisch - und dies obwohl meine Hand natürlich dran ist - umschaue, wo der Kerl ist, als ob er gleich auf mich springt.
Mein Keuchen ist das einzige Geräusch, welches durch den Raum dringt. Meine Augen sind weit aufgerissen vor Angst, mein Hemd klebt an meiner Brust und eben dem Rücken. Dass meine rechte Hand noch immer den vermeindlichen Stumpf umklammert, bemerke ich nicht, mein Blut rast durch meine Venen. Ich kann nicht mehr! Auf dem Boden bleibe ich liegen, vollkommen fertig und schnell kriecht die Kälte in meinen Körper. Das es da in meiner Hand kribbelt, bemerke ich nicht - wie auch? Ich bin vollkommen in diesem grausamen Traum gefangen und ich weiß, dass diesmal keine Rondra da sein würde, um sich zu mir zu legen und mich zu beruhigen. Grausame Welt.

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Rondra
26.01.1462

Ruhig tropfen die Stunden der Nacht vom fünfundzwanzigsten auf den sechsundzwanzigsten Hartung dahin. Man könnte meinen das Possenspiel kann gar keine seltsameren Formen mehr annehmen, hat es aber. Kelian hat das Weib nach Hause gebracht, die zehn Meter vom Horseshoe, wie jeden Abend wenn eben möglich. Allerdings ist die Blonde wieder zurückgegangen, kaum dass im Wirtshaus die Lichter ausgingen. Im Dunkeln ging es durch die Schankstube und Küche, über den Hof und zu seiner Küchentür hinein – wie verabredet. Das ist nun bereits einige Stunden her. Es ist ihr Wille gewesen zu ihm zu kommen, um die Geister von Marburg von ihm fernzuhalten – und vielleicht auch von sich selber. Sein Wille wird auch erfüllt, wenn auch ein wenig anders als wahrscheinlich gedacht. Rondra hat dieses Mal eins ihrer Nachthemden dabei. Ein Vorgeschmack auf das Eheleben, sofern es soweit je kommen sollte. Feines Leinen, knöchellang, denn natürlich bedeckt es ihre Fesseln sittsam, lange Ärmel und der Ausschnitt züchtig verschlossen. Als ob das allein nicht reichen würde trägt das Weib auch ihre Strümpfe – sie ist nicht hier um ein weiteres Mal fürchterlich dumme, aber schöne Fehler zu begehen.
Es ist ihre Verhüllung und damit verbunden die Sicherheit, die ihm die Freiheit des nackten Oberkörpers gewährt hat. Lange schon liegt das Paar im Bett. Rondra auf dem Rücken, Kelian neben sich, sein Kopf auf ihrer Brust gebettet. Ihre rechte Hand krault zärtlich durch sein Haar, immer wieder mal mit ruhigen Bewegungen. Bereits länger schon ist kein Wort mehr gefallen, doch an Schlaf ist zumindest für die Blonde nicht zu denken – ob es ihm ähnlich geht vermag Rondra nicht zu sagen, sein Gesicht kann sie aus ihrer Position nicht sehen und sollte er schlafen würde sie ihn nicht wecken wollen.

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Kelian_


Riddles in the dark
26.01.1462


Unausweichlich kommt es auf uns zu. Wir haben es gestern wieder bemerkt, als jedes Thema diesen leichten, bitteren Geschmack hatte. Selbst ein harmloses Spiel verkommt da schnell zu bitterem Ernst. Mein Weg von ihrem Haus zurück, hat mich sofort wieder in das Horseshoe geführt, um mir noch einen Becher mit Rum zu nehmen. Den Tag über verteilt habe ich bereits beträchtliches an Alkohol vernichtet, aber nicht schnell genug, als dass es auffallen würde. Die Lampen habe ich eine nach der anderen ausgemacht, Furrina die Decke wieder hingelegt, damit sie sich vor den noch warmen Kamin würde kuscheln können. Sie ist ein komisches Weib.
Lange hat es nicht gedauert, dass Rondra mein Haus betreten hat. Ich habe auf sie gewartet, oben in meinem Zimmer. Licht an, anscheinend ein Buch in meiner Hand, welches aber der Unwichtigkeit zum Opfer wurde, als sie den Raum betreten hat. Die Stelle, auf der ich gestern einfach liegen geblieben bin, unfähig mich wegzubewegen - nicht weil ich körperlich nicht konnte, sondern mental - scheint ihr genau dies entgegen zu schleudern. Mein Kopf hat sich ein wenig gesenkt, vielleicht sogar vor Scham. Ich bin der Kerl, ich sollte bei ihr sein. Ich sollte ihre Träume vertreiben, sie vor Marburg retten - nicht andersherum. Allerdings, zu meiner Verteidigung, ich weiß nicht einmal mehr, dass sie noch schlecht träumt. Mit ein wenig Denkleistung würde ich es vielleicht herausfinden, aber es gab ja nun auch keine Anzeichen. Ihr Nachthemd ist nicht gerade jubelnd begrüßt worden. Wie auch? Es nimmt ihr absichtlich viel von den Reizen, die sie sonst für mich ausstrahlt. Natürlich weiß ich, dass wenn ich sie auspacke, dass die Anziehungskraft ihrer Schönheit nicht minder gegeben wäre, aber allein sich zu überwinden dieses hässliche Ding auszuziehen, würde wohl einiges kosten. Für diesen Abend, für diese Nacht erfüllt es also perfekt seinen Sinn. Für alle folgenden, vor allem als ihr Ehemann würde sie sicherlich etwas anders tragen. Am besten gar nichts, so wie ich es bevorzuge - oder soll ich dann auch in Zukunft mein Nachthemd anziehen, am besten noch eine Schlafmütze auf dem Kopf? Never.
An Schlaf ist nicht zu denken, auch wenn ich es nötig hätte. Mein Kopf liegt auf ihrer Brust, ich lausche ihrem Herzschlag, der mich beruhigt. Ihre Hand in meinen Haaren ist willkommen, wir könnten einfach ewig so liegen. Für immer vereint in dieser Pose, beruhigt durch die Atmung und den Herzschlag des anderen. Die Geister, die am Tage in meinem Kopf herumspuken, die hat sie längst vertrieben. Kein Grund zu glauben, dass diese auch verschwunden sind, wenn ich nun die Augen ganz schließen würde. Ich bin mir sicher, dass sie auch wach ist, ansonsten würde ihre Hand wohl kaum durch meine Haare streichen, weswegen ich mit meiner Hand anzeige, dass ich es auch bin. Vorsichtig lege ich sie auf ihren Bauch, durch das Nachthemd von ihrer Haut getrennt. Leichtes Krabbeln, vielleicht male ich sogar auf ihrem Bauch. Ein Bild, welches nur für mich vor meinem geistigen Auge sichtbar ist. Es liegen mir Fragen auf der Zunge, zum Beispiel wie es weiter gehen soll, aber ich halte mich zurück - aus mehreren Gründen. Nur warum bis Morgen warten? Unruhe ergreift meinen Körper, ganz leicht, es ist kaum merklich, nur ein kleines Hin- und Herrutschen, aber eben doch da.

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Rondra
26.01.1462

Das Krabbeln seiner Fingerspitzen auf ihrem Bauch lassen Rondra schmunzeln. Kein Schlaf also für ihn und dabei hätte er ihn nötig, schon im Horseshoe sah er danach aus. Ihre Arme entlassen ihn ein wenig aus der Umklammerung, als Kelian sich beginnt zu bewegen. Erst spürt sie nur seinen Fingern nach, doch als er unruhiger wird gibt Rondra ihm den Freiraum den er womöglich benötigt.
Ihre Gedanken sind seinen nicht unähnlich. Sie wandern voraus, denn es soll bei dem sonntäglichen Treffen bleiben, das hat er zumindest im Wirtshaus gesagt. Seltsam hier so einträchtig beieinander zu liegen, während das Thema, welches vielleicht wirklich alles zunichte macht was sie verbindet wie ein Damoklesschwert über ihnen hängt. Aber gleichzeitig scheint Rondra sich an jede Minute zu krallen, die ihnen noch gegeben scheint in dieser Ruhe – zumindest der äußerlichen Ruhe. Innerlich stürmen und brausen die Gedanken wie seit Tagen. Man könnte meinen sie ist mit den ihren kaum ein Stück weiter gekommen, auch wenn dies natürlich nicht ganz stimmt. Aber sie drehen sich wie ein Mühlrad immer weiter im Kreis ohne Anfang und ohne Ende – und ohne dabei irgendetwas Sinnvolles zu produzieren. Der Mühlstein dazu liegt entsetzlich schwer auf ihrem Herzen. Vielleicht ist es besser das Rad jetzt zu blockieren oder einfach anzuhalten? Rondra weiß es nicht.

„Ich habe viel nachgedacht, wie du es dir erbeten hast.“ leise und ruhig ist ihre Stimme, der ganzen Situation hier angepasst. Sind die Messer gewetzt? Schwer zu sagen, sie stecken wohl in ihrem Futteral. „Allerdings komme ich kaum auf eine befriedigende Antwort, nicht für uns beide.“ Er wird es wissen, dass einer von ihnen zurückstecken muss, wenn seine Bitte tatsächlich so groß und schwer wiegt – woran Rondra keinen Zweifel hegt. „Du hast es selbst gesagt, meine Familie ist die Antwort auf so ziemlich alles in meinem Leben.“ Nun ist es an ihr sich vorsichtig zu bewegen, der Blondschopf hebt sich, nur um gleich darauf wieder in die Kissen zu sinken. Nein, ganz fertig ist sie für die Eröffnung noch nicht. „Zumindest war sie es bis vor einigen Monaten.“ Wer könnte nicht sehen dass sich das ein bisschen, oder eher ziemlich viel verschoben hat? Die Frage ist eben wieviel – und das kann sich Rondra selber nicht beantworten.

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Kelian_


Riddles in the dark
26.01.1462


Vielleicht bemerke ich schon, bevor sie es anfängt, dass wir nun diesen Tanz zusammen wagen würden. Vielleicht unser letzter. Es könnte sein, dass ich es mir einbilde, aber schlägt ihr Herz plötzlich in einer anderen Frequenz? Es gibt keinen offensichtlichen Grund dafür, anscheinend aber schon. Natürlich gibt es einen. Ich selbst habe es mir überlegt, bevor ich sie gefragt habe, immer wieder sind die Gedanken zurückgekehrt und doch bin ich ebenso wenig wie sie zu einem Ergebnis gekommen. Während sie spricht, richte ich mich auf. Ich kann nicht auf ihr liegen, nicht wenn wir so etwas besprechen. Ein letzter, etwas stärkerer Druck, bevor ich mich mit den Armen auf dem Bett hochdrücke, fast ein wenig so als ob ich Liegestütze machen möchte. Doch der Moment endet, da ich meinen Oberkörper ganz in die aufrechte Position bringe, von ihr weg krabbel. Die Decke bleibt bei ihr, ich rutsche ein Stück auf dem Bett nach unten. Das Licht durch den Mond und die Sterne fällt ausreichend in den Raum, wir brauchen kein weiteres Licht. An ihren Füßen bleibe ich, setze mich im Schneidersitz hin. Damit nicht fertig, meine Hände, die kribbelende und nichtkribbelnde, nehmen vorsichtig einen ihrer Füße. Natürlich, sie hat die Strümpfe angelassen, es missfällt mir, nicht desto trotz beginne ich ihren Fuß sanft zu massieren. Soll es mich oder sie beruhigen? Meine Haare stehen noch ein wenig wirr ab, immerhin hat sie mich gezauselt, so lange wie ich lag.
Danke. Genau, dafür dass sie überhaupt darüber nachgedacht hat. Wär' ich anders als ich bin, wäre mir vielleicht dies schon genug, denn selbst dies ist ein großer Schritt für sie. Ich betrachte sie von meiner Position aus, lausche den Worten. Ungefähr ein Jahr ist es her, dass ich ihr all diese Fragen gestellt habe. Ein Jahr, dass ich sie das erste Mal geküsst habe. Ein wenig ziehen sich Falten über meine Stirn - ich denke nach. Was kann ich darauf sagen, ohne zu sehr vorauszupreschen? Ich weiß nicht genau, ob es für uns beide eine befriedigende Antwort gibt. Ich habe dich überfallen damit. Ein kleines, bitteres Lächeln, aber warum auf die lange Bank schieben? Wir haben nie darüber geredet, ich habe nie darüber nachgedacht - erst als Adam mich als sein Schwager bezeichnet hat, da ist mir aufgegangen, was alle von mir erwarten. In meiner Heimat ist dies anders. Genauso ruhig wie sie. Wir sind erwachsen, wir müssen nicht schreien. Ich bin nicht einmal mehr böse, es ist nun einmal, wie es ist. Kannst du es dir denn vorstellen? Von der Antwort hängt wohl ab, wie es weiter gehen würde. Aber allein, dass wir seit Tagen versuchen den Augenblick herauszuzögern, heißt wohl nein. Dies ist aber auch gleichbedeutend damit, dass wir beide mal wieder um unser Glück feilschen müssten.

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Rondra
26.01.1462

Ob seine massierenden Hände Rondra gerade wirklich beruhigen weiß sie selber nicht. Noch sind sie zu ertragen, doch je nach dem weiteren Gesprächsverlauf kann die Berührung durchaus etwas Störendes haben. Doch geht es und so wackeln ihre Zehen sogar ein Mal munter hin und her „Du wärst nicht sein Schwanger, dazu müsstest du Borona oder Neytira heiraten.“ eine Nichtigkeit sicher, aber Rondra ist viel zu bewandert in ihrem Stammbaum um es nicht ganz automatisch richtig zu stellen. „Du wärst… sein angeheirateter Cousin – wenn nicht sogar der angeheiratete Cousin seiner Ehefrau. Balthasar dürfte dich Schwager nennen.“ Oh welch Glück – oder eben auch nicht, sicherlich nichts was ihre Familie nun reizvoller für Kelian macht.
Herumliegen und darüber reden ist auch für den Blondschopf nicht möglich, weshalb sie sich auf ihre Unterarme stützt und vorerst eine halbliegende Position einnimmt. Kann sie es sich vorstellen?

„ Ich mag deinen Namen und ihn durch meinen zu ersetzen wäre auch seltsam. Ich weiß es ist nicht überall üblich, bei uns ja auch nicht, sieh dir Sofia an. Aber bei mir ist alles ein wenig anders. Ja, man erwartet dass mein Mann ein Fugger wird. Ich bin Oberhaupt der Familie und mit Leib und Seele eine Fugger – immer schon.“ Das beantwortet noch nicht seine gestellte Frage, zumindest nicht direkt. Ihr Blick ruht auf ihm, es ist kein leichtes Thema, aber das war zu erwarten und vielleicht würden sie es sogar ganz gut meistern. Vielleicht. „Es ist leichter zu sagen was ich mir nicht vorstellen kann, Kelian. Ich kann mir mein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Ein Leben als Rondra Peverell…“vielleicht heißt es nun tatsächlich Alles oder Nichts und so wird ihre Stimme noch ein kleines bisschen leiser. „schwer, sehr schwer. Ich kenne deine Familie nicht, werde sie wohl auch nie kennenlernen, so wie die Dinge liegen. Es ist einfach… wenig was ich damit verbinde und vieles was ich zu verlieren habe.“ Keine direkte Absage, aber sicherlich auch keine Zusage.

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