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Dark water

Johanna_fugger


09.02.1462 – am Nachmittag

Hier in der Stadt wo der Schnee recht plattgetreten ist, hüpft das Mädchen eifrig an der Hand des Großen. Immer wieder mal zwei raschere Schritte, damit sie mithalten kann, dann eben wieder das Hüpfen. „Ja, ich hatte es schon an, aber nur zu Hause bisher.“ Nun ja, die Zeit es auszuführen würde noch kommen, wenn ein bisschen mehr Ruhe eingekehrt ist. Ein Kopfschütteln was den Engel angeht und einige Hüpfer um vor ihm vorbei zur Mutter zu spähen. Ob sie weiß wie man Engel macht? Nein, sie lacht leise und schüttelt den Kopf. Ganz sicher ob sie nur flunkert oder es tatsächlich nicht weiß ist sich Johanna nicht. „Ich möchte Engel machen und Schneebälle und… und einen Schneemann und Schlitten fahren.“ wenn man es richtig bedenkt weiß Johanna nicht mal mehr ob sie jemals zu vor Schlitten gefahren ist. Im Hause Fugger gibt es keinen. Aber sie hat die Kinder in Graz dabei beobachtet, wo jeder noch so kleine Hügel dazu genutzt wird. Nicht mit Holzschlitten, sondern notfalls eben auf dem Hosenboden geht es die spiegelglatten Pisten hinunter. Manchmal nutzen einige ganz mutige Jungs auch den Aufgang zur Burg! Diese werden allerdings meistens recht schnell von dort vertrieben. „Hätten wir eine Schaufel dabei könnten wir eine Burg bauen, bevor wir uns mit Bällen bekriegen. Und… wir könnten auf dem Rückweg schauen wer den größten Eiszapfen findet.“ plappernd und aufgeregt zappelnd geht es immer weiter, lediglich als es durch das Stadttor geht, wird das Kind ein wenig ruhiger, die Wachen und die dicken Stadtmauern flößen ihr Respekt ein – seltsam dass es die Schatten nicht tun, zumindest nicht merklich.
Kaum liegt die Stadt ein Stücken hinter ihnen und der Schnee ist unberührter, soll der Schlitten zeigen was er kann, das Kind besteht darauf, aber es ist schließlich auch Sinn und Zweck der Sache.
Kaum ist Johanna sicher verstaut tritt Rondra neben Kelian ans Seilende, natürlich ist es ihr ernst und sie will helfen. Von hinten erklingt Lachen und übermütiges Johlen, was die Mutter ebenfalls zum Lachen animiert.
„Danke.“ ist das erste kleine Wort, was nun wirklich nur ihm gilt. „Der Ausflug ist jetzt bereits wundervoll und auch ohne auf dieses… Monstrum zu steigen und einen Berg hinab zu sausen wäre er das.“ Natürlich ist es spaßig gemeint, doch nicht nur, ein wenig mulmig ist Rondra bei der Sache wirklich. Sie selber hat mit Schlitten nicht allzu viel Erfahrung, dazu ist sie falsch aufgewachsen. Schlitten gehören bestenfalls von Pferden gemächlich durch die Winterlandschaft gezogen. Der nächste Satz mag Aufschluss über ihre Gedanken geben. „Ich könnte euch oben anstoßen….“vorsichtig kommt der natürlich vollkommen selbstlose Vorschlag.


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Kelian_


Because I want you
09.02.1462


Aufmerksam lausche ich den Worten des Mädchens, grinse hier und da, antworte auf jede einzelne Bemerkung. Oh, sie ist so putzig manchmal. Du hattest es schon an und hast es mir nicht gezeigt? Entrüstung klingt durch, immerhin bin ich doch der einzige Mann in ihrem Leben. Was ich freilich nicht erwähne, es ist auch eher Spaß, so wie ich es zur ihr sage. Ein leises Seufzen ist zu hören. Du hast sicherlich ganz wundervoll ausgesehen und dann hast du es mir jetzt gar nicht gezeigt. Ehrlich gesagt bin ich wirklich ein wenig traurig darüber, denn es wäre wahrlich ein wundervolles Motiv gewesen um es abzuspeichern. Wer weiß, vielleicht würde ich irgendwann wieder malen können. Ein leises Lachen erklingt bei all ihren Wünschen, ein echtes und herzliches. Dann werde ich euch beibringen, wie man einen Engel macht und all die anderen Dinge werden wir natürlich auch machen. Der Berg, den ich gesucht habe, der ist ganz toll. Ist er wirklich, er würde uns eine großartige Fahrt bescheren, aber auch nicht zu steil oder anstrengend sein, denn am Ende müssten wir ihn wieder hinauf.
Schließlich, das Stadttor ist passiert, die Wachen haben uns kaum beachtet und sobald wir ein wenig vom Trubel der Stadt entfernt sind, ist es an der Zeit Johanna auf den Schlitten zu setzen. Nunja, beziehungsweise kann sie es natürlich selbst, aber trotzdem helfen wir. Die Schatten bis hierhin vergessen, werden erblickt und wieder verzieht sich mein Gesicht leicht. Als ob hier eine Truppe von Inquisitoren auf uns warten würde, aber ich sollte wohl glücklich darüber sein, dass wir sie haben. Gemeinsam greifen wir das Seil, auch wenn es vollkommen unnötig ist, ist das Mädchen leicht und die Kufen gleiten gut im Schnee. Beschweren werde ich mich aber keinesfalls. Immerhin sind wir so näher beieinander als wir es sonst wahrscheinlich könnten. Es ist irgendwie so, als ob die Zeit der Heimlichkeiten wieder beginnt, nur ich weiß nicht einmal genau warum. So großen Eindruck hat der Patriarch nun auch nicht auf mich gemacht. Ihr leises 'Danke' bekommt ein sanftes Lächeln meinerseits. Nicht dafür, ihr habt das beide verdient. Haben sie wirklich und wahrscheinlich sogar noch viel mehr. Mit stetigem Schritt entfernen wir uns von der Stadt, hinein in den Winterwald hin zu dem Berg, den ich anstrebe. Weißt du Johanna, wenn wir heute keine Schaufel mithaben, dann müssen wir eben noch einmal los, um eine Burg zu bauen. Ist doch ganz klar, oder nicht? Ich selbst habe zumindest nichts dagegen und wenn Rondra eben keine Lust haben sollte, dann würde ich alleine die Kleine mit. Früher oder später müsste ich sowieso mit ihr reden, ihr beichten, dass ich eben doch vorhabe ihre Mutter zu heiraten. Nur, wie erklären, dass ich nicht die Absicht habe wie all die anderen zu verschwinden, egal ob durch meinen Tod oder durch Weglaufen. Schließlich gilt Rondra ein freches Grinsen. Was willst du machen? Uns auf einem Berg anschupsen? Ich lache sie ganz leise aus. Wir stoßen uns mit den Füßen ab und werden automatisch schneller.Wie zufällig komme ich näher, unsere Hüften stoßen aneinander, bevor wir uns wieder ein wenig trennen. Die Berührung eben. Ich halt dich fest, Weib. Es klingt zärtlich, ja fast begeistert von der Angst, die dann anscheinend von ihr durchkommt. Es ist auch eine Art für mich der Starke zu sein und was würde es besseres geben als ihre Lachen am Ende zu hören, wenn es eben doch gefallen hat?
Nicht bald danach stimme ich mit Johanna ein Lied an, unser Gelächter treibt uns durch den Wald, steht doch recht schnell fest, dass ich nicht singen kann. Hält mich natürlich nun nicht ab es trotzdem zu machen. Mal geht es ein wenig schneller, mal ein wenig langsamer und schließlich wird es sogar schwieriger den Schlitten zu ziehen, geht es doch dann stetig bergan. So wie von mir prophezeit, ungefähr eine halbe Stunde später, stehen wir schließlich oben auf einem Berg. Wir sind anscheinend nicht die ersten, die bereits hier waren, denn es ist kein feiner, aufgetürmter Schnee, sondern es gibt schon eine Strecke auf der wir rodeln können. Alles gut ausgekundschaftet. So wir alle drei gleich zusammen, wenn wir drauf passen? Fragend schaue ich die Weiber an, vielleicht will Rondra ja wirklich nicht.

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Rondra
09.02.1462

Stetig ist ihre Miene während des Spaziergangs heller geworden. Nein, schlecht gelaunt war sie auch in der Stadt nicht, aber heute gibt es so viel zu lachen dass die gute Laune das gesamte Weib hell strahlen lässt. Singen kann er also nicht. Das trifft sich gut, oder auch schlecht, je nachdem wie man es gerade sehen will. Rondra kann es ebenfalls nicht wirklich. Doch bei dem schrägen, dafür umso enthusiastischeren Duett der beiden hält sie sich grinsend zurück. Wobei, ganz schräg ist es nicht, Johanna hat nun keine schöne Singstimme, aber Hopfen und Malz scheint bei ihr noch nicht vollkommen verloren zu sein. Vielleicht sollte sie sich darum kümmern dass sie Gesangstunden erhält, langsam wäre es Zeit mit der musikalischen Erziehung zu beginnen – die bei ihr selber vollkommen vernachlässigt wurde. Man kann nicht in allem gut sein und im Allgemeinen kann Rondra mit diesem Defizit gut leben.
Je höher sie den Rodelberg erklimmen, desto mulmiger wird ihr. Nein, er ist nicht riesig, aber eben doch ein Berg und ihn soll es in schneller fahrt wieder hinunter gehen?
„Du hältst mich? Ich werde…. vermutlich die Augen erst wieder aufmachen wenn wir unten sind, oder… beim Medicus liegen.“ Zeit für Ängstlichkeit oder gar einem Rückzug bleibt nicht, denn Johanna ist im Gegensatz zu ihrer Mutter vollkommen von der Sache überzeugt. Kaum ist der Berg erklommen rutscht das Kind vom Schlitten um darüber zu philosophieren wer wohl am besten wo zu sitzen hat. An für sich keine allzu schwere Sache, allerdings ist der einzige Kerl bei diesem Ausflug eben heiß begehrt, weshalb die logische Reihenfolge auf dem Schlitten nicht unbedingt in Johannas Sinn ist. Ja, da wird sogar kurz darüber nachgedacht ob die Angst der Mutter nicht ein guter Grund wäre doch eher zu zweit hinunter zu sausen. Aber Eifersucht ist keine sonderlich ausgeprägte Eigenschaft des Mädchens, weshalb sie sich schließlich überzeugen lässt – außerdem muss die Mutter doch unbedingt auch fahren!
Vorne der kleine Blondschopf, danach Rondra und ganz hinten Kelian, der das Seil in den Händen hält um lenken zu können. In der Theorie doch ganz einfach, in der Praxis allerdings dauert es ein bisschen bis jeder seinen Platz soweit eingenommen hat. Der Schlitten bietet zwar eigentlich genug Platz, aber was wäre so ein enges Beieinander ohne ein bisschen Gedränge, Geschiebe und Herumgerutsche. Über dieses Hallo vergisst Rondra ihr mulmiges Gefühl tatsächlich für einige Zeit, aber nur gerade so lange bis sie tatsächlich alle sitzen und der Zeitpunkt des Abstoßens gekommen ist. Hoch. Zumindest zu hoch für ihren Geschmack. Ein leises, ergebenes Stöhnen, was aber eher ungut klingt und ihre rechte Hand krallt sich in den Mantelstoff von Kelian, während die andere die Tochter fest umschlungen hält – so fest dass Johanna schließlich sogar lachend, aber vehement Einspruch erhebt.
Seinen Ängsten aber soll man sich doch stellen, oder? Schließlich werden die Füße doch vom Schnee gelöst und auf das Holzgestell des Schlittens gestellt. Die unterschiedlichsten Rufe hallen nur Sekunden später durch den Wald. Lautes, begeistertes Johlen, natürlich Johannas kindliches Wesen, was vollkommen aus ihr herausbricht – und mit dabei Rundras entsetztes Keuchen und das obwohl Kelian ausnahmsweise nichts Unanständiges tut. Natürlich hat sie die Blauen nicht geschlossen gehalten, der Vorsatz ging gerade so lange gut wie der Schlitten die Fahrt aufnehmen musste, die erste kleine Bodenwelle hat für ein erschrockenes Aufreißen gesorgt und den leises Aufschrei seines Namens. Fliegen scheint nicht ihre Welt zu sein. Selten dass sich Rondra zur ängstlichen Dame entwickelt, doch bei dieser ersten Schlittenfahrt ist es definitiv der Fall.
Lange dauert sie nicht, die Fahrt und tatsächlich kommen sie heil unten an, ohne unterwegs vom Schlitten zu kippen und den Schnee abseits der Piste begrüßen zu müssen. Glänzende Augen, braun und blau, rote Wangen und Schneegischt die in den Haaren und auf der Haut hängt. Johanna rappelt sich schneller wieder auf als man kucken kann. Nur schnell hinunter vom Gefährt und wieder den Berg hinauf. Ziehen würden wohl wieder die Großen müssen, aber die kleinen Beinchen sind auch ohne Schlitten gut damit beschäftigt voran zu kommen. Rondra wendet sich langsamer, viel langsamer zum Liebsten hinter sich um. Neue Erfahrungen müssen erstmal sortiert werden – und wenn es nur eine Schlittenfahrt ist.
„Das war….“ und dann kommt es natürlich, das von ihm heimlich bereits erwartete befreite Lachen, mit Verzögerung, dafür aber umso begeisterter.„Ich möchte nochmal! Kannst du dieses Ding auslassen? Ich dachte mein Magen schlägt einen Purzelbaum..“und dabei ist genau das doch eigentlich das lustige daran, aber vielleicht meint sie das in ihrem aufgeregten Redefluss auch gar nicht ganz ernst. Johanna jedenfalls würde natürlich auf die Bodenwelle bestehen. Bevor sie sich erhebt wendet sich Rondra ein wenig umständlich auf dem Schlitten um. Irgendwas liegt ihr auf der Zunge, etwas keckes, ihr Blick zeigt es deutlich, doch bei Kelians Anblick sind die Worte wie fortgewischt. Es scheint das natürlichste der Welt sich ein bisschen zu verrenken um ihn zu küssen. Wie könnte sie das jetzt nicht wollen? Ein guter Kuss, kurz und tief, geprägt von der Fahrt und dem Adrenalin, was durch ihre Blutbahn rauscht. Feucht ob der feinen Wassertröpfchen, die überall hängen, aber so winzig sind dass es dauern würde bis sie wirklich unangenehm kalt werden würden. Ihre Lider senken sich bereits, als eine kleine Bewegung am Rand der Bäume Rondra die Blauaugen wieder öffnen lässt. Kurz flackert der Blick hinüber, ohne dass sie den Kopf wenden würde. Doch der Augenblick ist zerstört und wahrscheinlich ist es sogar gut so, immerhin hätte sie die Schatten beinahe vergessen.

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Kelian_


Because I want you
09.02.1462


Eine schöne Fahrt auch wenn es eine Weile dauert bis wir eben da sind, wo wir sein sollten, um sie überhaupt erst einmal in Angriff zu nehmen. Zwei Weiber unter einen Hut zu bringen, vielleicht gerade weil die eine noch nicht ausgewachsen ist, ist nicht ganz so einfach, doch schließlich sitzen wir alle so wie es sein soll. Scheinbar der Größe nach geordnet. Meine Arme haben sowohl das Seil als auch das Weib vor mir fest, sie wiederrum hält Johanna. Hui, schnell sausen wir hinab, die ein oder andere Bodenwelle mitnehmend, so dass das Jauchzen von Johanna immer wieder laut zu hören ist. Auch ich lache, froh, dass es den beiden scheinbar gefällt - zumindest der Kleineren von ihnen. Unten angekommen, wird mein Lachen nur umso lauter als Johanna verkündet, dass wir sofort noch einmal müssten. Mein Blick gilt erst ihr, ein Nicken welches von dem fröhlichen Klang meiner Stimme begleitet ist. Lauf los, wir kommen. Was so nicht ganz stimmt, denn sobald sich das Mädchen auf den Weg macht, drücken meine Arme sich ein wenig mehr an das gut eingepackte Weib vor mir. Sag schon, es hat dir gefallen, ja? Fast zeitgleich, als ob sie geahnt hat, dass ich es wissen will, kommt eben die Bekundung dazu und ich - ich grinse nur noch. Solange die beiden glücklich sind, ist alles erreicht was ich heute wollte. Der Rest, der würde folgen.
Die Schatten bringen nicht nur sie wieder zurück auf den Boden der Tatsachen, sondern auch mich. Gut, wir werden beobachtet, ich sollte es nicht vergessen, vor allem mich aber bald beim Patriarchen melden. Ein dummer Verdacht und es würde alles noch länger dauern, als das es dies ohnehin schon machen würde. Ich stehe selbst auf, reiche ihr meine Hand, damit sie auch hochkommt und wieder geht es zusammen hoch. Das Jubeln und Jauchzen ist noch öfter zu hören, bleibt es natürlich nicht bei der einen Fahrt. Vor allem aber nicht bei der Einträchtigkeit. Da sind einmal Rondra und ich, die Johanna vor der Nase wegfahren, lachend ob der Proteste des Mädchens und dann sind es Johanna und ich, die eben Rondra stehen lassen. Nur ich werde nicht stehen gelassen, wohl aber auch nur weil die beiden den Schlitten nicht alleine steuern können oder eben dürfen. Es ist eine dieser Fahrten, wo sich die einen ohne die anderen losmachen wollen, dass es eben nicht gelingt und zumindest ich im lachend im Schnee lande. Ich habe mich einfach fallen gelassen, hinein ins weiße Nass. Ich lache, laut und anhaltend, ist es doch einfach zu komisch Johannas entrüstetes Gesicht zu sehen oder eben Rondras Rufen zu hören, wenn sie alleine stehen bleibt. Nachdem ich einigermaßen fertig bin damit, folgt eben, was ich sowieso beibringen wollte. Der Engel. Schaut her. Die Arme wie auch die Beine bewegen sich im Schnee, breit und kräftig, bevor ich wieder aufspringe. Naja oder mich eher aufrichte, denn springen wird schwierig. Man sieht es im Schnee, den Engel der da abgebildet ist und natürlich sieht man es auch an mir, sind meine Sachen doch mit Schnee bedeckt. Egal, ich grinse die beide breit an und genau hieraus entsteht dann auch das nächste. Ihr seid dran. Leises Protestieren seitens Johanna, dass sie dann ja ganz nass wird - wenn vielleicht auch nicht ernst gemeint - veranlasst mich dazu mir das Mädchen zu schnappen und kurz mit dem Gesichtchen über den Schnee zu halten, was mir wiederum die Mutter auf den Hals hetzt. So schnell befindet man sich, ob nun eigentlich gewollt oder nicht, in einer Schneeballschlacht. Der Schlitten ist für den Moment vergessen, es ist wie zuvor - jeder gegen jeden, nur dass ich mich nun wirklich auch alleine wiederfinde. Die beiden Weiber gegen mich, mit fairen und auch unfairen Mitteln, Rondra und ich spielerisch gegen Johanna, und dann eben Johanna und ich gegen die Mutter. Wir liegen im Schnee, Lachen, Jauchzen - es ist ausgelassen. Immer so lange wie wir die Ordensritter eben nicht bemerken, aber nicht selten verschwindet mein Lächeln ein wenig, Rondras Miene wird ein wenig ernster.
Schlussendlich ist der Schnee nicht sicher vor uns. Schneebälle, Engel, ja sogar einen Schneemann fangen wir an. Nur haben wir eben keine Karotte, Schal oder Zylinder für eben diesen dabei, ja nicht einmal Kohlestückchen für seine Augen. So bleibt er eben stumm, blind und unangezogen, aber nichts was unsere Freude schmälert. Noch einmal wird der Schlitten in Benutzung genommen, wenn es auch nur die letzte Fahrt nach unten ist, denn es beginnt bald zu dämmern - wir sollten nach Hause. Diesmal wird auch Johanna von uns angehalten ein wenig zu Laufen und zu Tollen, so gerne sie auch noch auf dem Schlitten sitzen würde. Das Beste daran vielleicht? Dass wir noch gar nicht fertig sind an diesem Tag, wir würden gemeinsam den Schlitten wegbringen und dann würde ich noch das Versprechen erfüllen. Heiße Getränke, was wohl für Rondra und mich Met oder Würzwein bedeutet und für Johanna eine heiße Milch mit Honig oder eine ähnliche Leckerei.

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Rondra
09.02.1462

Rot sind die Wangen und die Augen glänzen glücklich, als es im schwindenden Tageslicht zurück in Richtung Stadt geht. Johanna scheint noch nicht genug zu haben, zumindest springen die kleinen Beinchen noch sehr munter durch den tieferen Schnee, abseits der Straße – nass würde sie am Ende ohnehin sein. Noch der eine oder andere Engel wird gemacht, das Neuerlernte muss ja schließlich angewendet werden und jeder einzelne muss von den beiden Erwachsenen gebührend bewundert werden. Rondra hingegen genießt die kurzen, vermeintlichen Zweisamkeiten, wenn Johanna umher springt und diese wie zufällig herbeigeführten Gehbewegungen Berührungen hervorrufen. Arm schlenkert gegen Arm, Hüfte streift Hüfte. Manches Mal folgt ein erstauntes Aufsehen des Weibes und eine gemurmelte Entschuldigung, während die Blauaugen vor diebischer Freude verschwörerisch glitzern.
Doch schließlich werden die kleinen Beinchen doch langsamer und die Bewegungen des Kindes fahriger und unkontrollierter, im Schnee zu toben ist anstrengend und es war nun schon eine ganze Zeit. Der Schlitten ist schließlich doch erlaubt, bevor sich das Kind am Ende noch den weichen, aber eisigen Schnee als Federbett erwählt. Ruhiger geht es durch die Gassen, hinter den Fenstern der Häuser brennen längst die ersten Öllämpchen und nur das leise Scharren der Kufen, und ab und an das Scheppern der Schatten, durchbrechen die Stille. Der Schlitten wird zurückgebracht, unter reichlichem Dank der großen Blonden. Johanna ist entrüstet als tatsächlich in Betracht gezogen wird dass sie den Weg ins Horseshoe nicht mehr schaffen könnte. Als wäre sie ein Baby. Aber es geht deutlich langsamer voran.
Wärme umfängt sie im Wirtshaus, das Feuer ist auch schnell wieder geschürt, damit die Schankstube so schnell nicht auskühlt. Met ist die Wahl des Weibes und Johanna mag natürlich eine heiße Milch, mit reichlich Honig. Gleich zwei Becher sind es, die sie im Laufe der nächsten Stunde vertilgt, dazu drei Scheiben Brot mit Butter – fingerdick soll sie bitte sein. Ja, so ein Ausflug in den Schnee macht hungrig, vor allem wenn man fünf ist und gerade wieder dabei ist zu wachsen. Leise Erzählungen, Johannas Lachen wenn sie erzählt wie die Mutter geschaut hat, als sie diese einfach haben stehen lassen. Wer wohl das Gesicht am besten nachmachen kann? Rondras drohend erhobener Zeigefinger, wenn es einer der beiden zu arg treiben will – doch natürlich abgemildert durch das Lachen der Fuggerin und den eigenen Grimassen. Geschlossene Gesellschaft im Horseshoe.
Doch ewig währt es nicht. Der kleine Blondschopf streckt als erstes die Waffen. Irgendwann sinkt der Kopf einfach gegen Kelians Seite, ein Glück dass es bemerkt wird, sonst wäre sie am Ende einfach unter den Tisch gerutscht. Ein Weilchen ist es nun eine Art von einvernehmlicher Zweisamkeit. Ohne die Argusaugen der Tochter, ist es zumindest Rondras Hand die nach seiner angelt. Finger die einander suchen, sanft umschmeicheln, sich verweben, nur um sich dann wieder spielerisch zurückzuziehen und wenig später wieder von vorn zu beginnen. Dieser Anblick, der Engländer mit dem selig schlummerndem Kind an seiner Seite – es ist perfekt, mitten im Chaos. Doch schließlich muss auch dieser Abend ein Ende finden. Johanna längst im Tiefschlaf versunken wird hochgehoben und in den eigenen Mantel gehüllt – auf Kelians Armen geht es die legendären zehn Schritte hinüber und die Treppen hinauf. Ein bisschen umständlich wird die Eingangstür genommen. Natürlich ist das Ziel das Kinderzimmer. Das Kind würde bekleidet schlafen müssen, nur Schuhe, Mantel und Überkleid wird ihr genommen – was ihr ein verschlafenes Nuscheln entlockt. Dann geht es wieder hinunter. Wie lange kann man sich in einem Haus aufhalten bevor es Fragen aufwirft? Jedenfalls lässt es sich Rondra nicht nehmen Kelian im Schatten der Treppe auf ihre Art zu danken.

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Kelian_


Happy birthday to me
13.02.1462

Eine Nacht vor siebenundzwanzig Jahren hat mich wohl an das Licht der Welt befördert. Ein dunkler, schneereicher Tag, aber dennoch ein Glückstag für meinen Vater. Ein Sohn, genau so wie es sich gehört. Es ist auch dieser Morgen, der gerade so erst ein Licht auf die Welt wirft, als in meinem Haus leise Geräusche zu hören sind. Ich lasse mich davon keineswegs beeindrucken. Problematisch an diesem kleinen Vorhaben der Weiber ist, dass ich mich allein in meinem Haus befinde, was nun nicht zur Folge hat, dass ich mich ausgiebig bekleidet habe. Im Gegenteil, ich liege in meinem Bett, tief schlafend, genau so wie Gott mich geschaffen hat.
Aufgeregtes Gekicher vor meinem Schlafzimmer, immerhin haben sich zwei viel von diesem Besuch beschlossen, die Tür geht auf – ein leises Keuchen von Rondra, als sie mein Bein sieht. Natürlich hätte sie damit rechnen können, früher haben wir schließlich nur so beieinander gelegen und erst seit neuestem, seitdem wir diese Sache mit der Keuschheit probieren, behalte ich meine Hose an. Eine kleine Diskussion zwischen den Weibern, bevor Johanna davonhüpft in dem Glauben, dass sie unbedingt Honig holen müsse. Ich hingegen werde im Gegensatz zu dem ursprünglichen Vorhaben recht unsanft geweckt. Ein Kuss, ein Rütteln und die Info, dass ich aufstehen muss. Ha! Aber nicht mit mir, der Traum ist so gut wie jeder andere, weshalb meine Hand sich auf das Bein des Weibes legt. Es stört, dass sie nicht gleich nackt aufgetaucht ist, vor allem warum sie dann auch ein so langes Kleid tragen muss, aber nunja, auch damit komme ich klar. Nur langsam kristallisiert sich heraus, dass es eben doch kein Traum ist.
Das Verheddern in der Decke gehört natürlich genauso dazu, wie mein leises Fluchen als ich aus dem Bett stolpere, mir meine Hose anziehe. Das Weib? Den Tränen nahe, da sie das Gefühl hat die Überraschung verdorben zu haben. Meine leise Aufforderung, als sie meint, sie würde wieder nach draußen gehen, nämlich mich zu küssen, kommt sie derart heftig nach, dass ich zum ersten Mal bedauere, dass Johanna wiederkommen würde. Ein heftiger Kuss, der mein Blut sofort in Wallung bringt und mich in die Versuchung, dass Weib auf das Bett zu befördern. Dies wäre ein Geschenk nach meinem Geschmack in diesem Moment, aber schließlich ist unten die Tür zu hören. Das Kind ist zum Glück weder schüchtern noch sonderlich leise, so dass wir wie die aufgescheuchten Hühner auseinanderstreben. Ich zurück in mein Bett, mit Problemen einer nicht passenden Hose und Rondra zurück in den Flur, das Tablett in der Hand. Überraschung! Frühstück soll es für mich geben, wie kann ich nur noch schlafen an diesem Tag, es ist doch immerhin mein Geburtstag und wenn es nach dem kleinen Mädchen in meinem Bett geht, dann sollte man sehr viel öfter Geburtstag haben. Nunja, wie auch immer, ich selbst beruhige mich wieder, das Frühstück, welches die beiden mir da bringen haut mich um, immerhin ist es ein englisches Frühstück. Ich liebe es und hatte es schon ewig nicht mehr, vor allem aber nicht so lecker. Freudig esse und teile ich mit den Weibern, doch alles es daran geht, dass ich Geschenke auspacken soll, aufstehen gar, da erlaube nicht nur ich mir einen Spaß. Schnell geht es zurück in die Federn, nach dem Essen soll man ruhen, so dass recht schnell ein gespieltes Schnarchen zu hören ist. Die kleinen Hände des Mädchens rütteln an uns, die Stimme ist ganz verzweifelt bis schließlich ein Lachen aus dem Bett sowohl von Rondra als auch von mir zu hören ist. Gut, endlich geht es los. Ich ziehe mich an, die beiden Weiber gehen nach unten. Dort bekomme ich die Geschenke – wunderschön.
Der Ball wäre genau die richtige Gelegenheit um sie zu nutzen, natürlich. Nicht nur ein neues, sehr edles Hemd, sondern gleich auch noch den Kragen dazu. Ich würde ganz hervorragend neben dem Weib aussehen und es würde mich nichts kosten. Hungern abgewendet.
Zu dritt, die Ordensritter im Schlepptau, geht es schließlich vor die Stadt. Eislaufen. Mein Staunen und auch mein Respekt könnte nicht größer sein, gleich die ersten Schritte auf der glatten Fläche bringen mich zu Fall. Rondra dazu. Danach mache ich vorsichtiger weiter, der ein oder andere Schlenker bleibt, die artistischen Einlagen werden besser. Ein, zwei Mal küsse ich das Eis noch, stets unter vorsichtigen Erkundungen von Rondra, ob es mir gut geht und auch wirklich Spaß macht, sowie von Unverständnis der kleineren Blonden, wie ich denn nicht einfach stehen kann. Letztendlich ist der Erfolg des Tages wohl, dass ich einige Minuten am Stück nicht hingefallen bin, wenn auch gerechterweise gesagt werden muss, dass ich dabei ausschließlich an Rondras Hand war. Danach wird noch das Feuer genutzt, welches ich davor für uns entzündet habe. Esskastanien ins Feuer.
Rundum ist es ein sehr gelungener Tag, die beiden Weiber haben mich zum Strahlen gebracht und als es endlich wieder in die Stadt geht, will ich sie eigentlich gar nicht mehr weg lassen. Naja, ist ja nicht das erste Mal, dass es mir so geht. Der nächste Geburtstag wäre der von Johanna – mal sehen, was wir da veranstalten müssen.

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Kelian_


Because I want you
15.02.1462


Es ist noch recht früh, aber so schlimm ist es nicht, immerhin haben wir den gestrigen Abend auch recht früh beendet. Alle beide mussten wir unsere Sachen anziehen für den Ball am Montag, Johanna wollte uns in allen erdenklichen Posen und von jeder Seite mindestens drei Mal sehen. Keine Sekunde hat das Plappermäulchen still gestanden, im Gegenteil noch aufgeregter als sonst war sie. Wie hübsch die Mutter aussieht, dass auch ich wundervolle Kleidung habe, dass sie unbedingt auch einmal auf einen Ball möchte und dann eben solch ein hübsches Kleid wie die Mutter haben will. Ihr Begleiter muss natürlich mindestens so hübsch aussehen wie ich und ebenfalls die ganze Nacht mit ihr tanzen. Alles soll perfekt sein. Natürlich war die ganze Aufregung damit noch nicht beendet, nein, seitens der kleinen Blonde wurde der Wunsch geäußert, dass ihre Mutter und ich tanzen sollen. Schließlich kann sie beim eigentlichen Ball nicht dabei sein. Zum ersten Mal überhaupt habe ich ihr einen Wunsch abgeschlagen, der erste Tanz ist etwas Besonderes und er sollte nicht so zwischen Tür und Angel stattfinden. Viel eher nach dem Ball. Allerdings, ich weiß wie ich die Braunaugen wieder zum Glänzen bringe, nämlich mit einem Tanz für das junge Fräulein und wie groß war die Freude, als die Mutter auch noch erlaubt hat, dass sie das neue blaue Kleid anziehen darf. Danach war es nicht so ganz einfach das kleine, aufgeregte Mädchen ins Bett zu bekommen, sie wieder zu beruhigen, denn immerhin würden wir sie nicht mitnehmen. Die Trauer darüber wurde bei Weitem nicht von der Freude für die Mutter überwogen, aber es ist eben doch zu schade, dass sie da bleiben muss.
Recht eilig habe ich mich danach verabschiedet, meine restlichen Sachen würden sich schließlich nicht von allein zusammenpacken. Rasiert habe ich mich nicht, ich plane eigentlich einen Bart zum Ball tragen außer Rondra würde mich um etwas anderes bitten.
Es ist schließlich der Morgen, an dem die Kutsche vorfährt um eben nicht nur meine Sachen aufzuladen, sondern nachdem dies recht schnell gemacht ist eben auch die der Fuggerin. Wobei, gerechterweise muss man wohl sagen, dass auch dort noch Habseligkeiten meinerseits zu finden sind. Ich lasse es mir natürlich nicht nehmen, das Weib wie jedes mal abzuholen. Mein Klopfen an der Tür ist überflüssig, aber es erfolgt. Die Weiber darin sind schon wieder aufgescheucht als ob der Fuchs gerade in den Hühnerstall gekommen ist, aber wie auch nicht? Alles muss bedacht werden, alle Kleider dabei sein, der Schmuck, ein Mädchen was am Ende beim Anziehen helfen würde und so weiter. Es ist wirklich nicht einfach, aber ich als Kerl verstehe das nicht. Ich warte geduldig, als alles noch einmal durchgegangen wird, bevor jemandem auffällt dass das wichtige Irgendwas fehlt und sich das ganze Haus auf die Suche danach begibt. Irgendwann beginnt in mir der Glaube zu reifen, dass wir niemals los fahren würden, schließlich könnten sie dieses Spiel noch ewig so treiben. Aber, irgendwann schnappe ich mir die Blonde, ein Machtwort muss gesprochen werden, auch wenn sie natürlich möchte, dass alles perfekt ist. Wir sollten los fahren, immerhin würde die Fahrt nach Aachen eine Weile dauern. Ich halte ihr die Kutschentür auf, warte bis das Weib und vor allem ihr Kleid verschwunden ist - zuvor musste sich natürlich ausgiebig von Johanna und Arioste verabschiedet werden -, bevor dann auch endlich ich in das Gefährt steige. Es ist nicht nur die Kutsche, die sich mit unserer Abreise in Bewegung setzt, sondern dann auch die Beschützer, die wir für diese Reise gewählt haben. Es sind Männer von Leoben, die sowohl vor, neben als auch hinter der Kutsche herreiten. Wir würden sehen, wie weit wir es diesen Tag schaffen, vielleicht ja sogar ganz nach Aachen, ansonsten hätten wir Morgen nicht mehr soviel der Wegstrecke vor uns und eindeutig genug Zeit um Aachen gemeinsam anzuschauen. Beziehungsweise hätte sie genug Zeit mir zu zeigen, was ihre einstige Wirkungsstätte für uns bereit hält.
So richtig Angst habe ich nicht. Vielleicht sollte ich es, aber es ist wie die letzten Wochen. Ich bin glücklich, obwohl jedwede Vernunft dagegen spricht. Mir sollte bewusst sein, dass wir alles andere als sicher sind, aber wie könnte ich immer wieder daran erinnert werden, wenn wir eben doch gerade eine sehr schöne Zeit haben. Kaum in der Kutsche drin, die Tür hinter uns geschlossen, mache ich nicht einmal Anstalten mich ihr gegenüber zu setzen. Wäre ja noch schöner. In die weichen Felle, gleich neben sie, lasse ich mich fallen. Da es mal wieder eine Veranstaltung allein für sie ist, habe ich weiteres Geld aus dem Fenster geschleudert, obwohl ich es eigentlich für andere Dinge aufwenden sollte. Wein, Käse und Konfekt. Ich habe versucht Früchte zu bekommen, aber um diese Jahreszeit will niemand verkaufen, was er selbst vielleicht nur sehr spärlich hat. Aber wir würden in jedem Fall nicht verhungern.
Apropos verhungern. Ich habe das Gefühl, dass ich in ihrer Nähe ausdorre. Kaum zu glauben, aber der Morgen an meinem Geburtstag hängt mir immer noch nach. Diese Heftigkeit mit der sie mich geküsst hat, nur um dann wieder weg zu müssen. Die Versuchung ist groß, aber nicht zu groß. Ich bin ein ganzer Kerl, ich kann mich zusammen reißen, weshalb ich sie lediglich in meine Arme ziehe. Geht auch gut, eine ganze Weile, immerhin erzähle ich leise. Hier und da machen wir uns gegenseitig aufmerksam auf das, was vor dem Fenster vorbeizieht. Doch Ewigkeiten währt die Ruhe nicht, ewig nicht die Gespräche. Ich hätte damit rechnen können, vor allem da ich niemandem so gerne beim Schweigen zuhöre wie ihr, aber schließlich sind es ihre sanften Lippen, die erst meinen Hals liebkosen und sich langsam über mein Kinn zu eben meinen heraufarbeiten. Küssen. Wir machen es oft in letzter Zeit in Ermangelung an anderen Vertrautheiten. Nicht so heftig oder anregend wie schon oft, aber eben doch auch hier in der Kutsche mit einer Stetigkeit, die andere Gedanken durchaus anregen. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob sie es nicht mit Absicht macht.
Irgendwann im Laufe des Abends wird entschieden, dass wir die gesamte Strecke fahren. Wir könnten am nächsten Morgen ausschlafen und auch wenn die Glieder schon lange steif sind, so wäre es dann doch unnütz wenige Meilen vor Aachen abzusteigen, um dann morgen den Rest zu fahren. Es ist dunkel, tiefste Nacht als wir schließlich in Aachen ankommen. Das Weib hat schon länger die Augen zugemacht, auch wenn es in der Kutsche wirklich nicht einfach ist, auch ich habe hier und da gedöst. Nur, so richtig Schlaf finden will ich nicht, auch wenn man meinen sollte, dass gerade das Geruckel der Kutsche mir entgegen kommt. Ist aber eben doch anders. Als wir anhalten, warte ich gerade so lange wie einer der Männen braucht, um uns die Tür zu öffnen. Bereits vor geraumer Zeit haben wir darüber gesprochen, dass wir in diesem Gasthaus nächtigen würden, Räume für uns sind reserviert. Unerhörterweise haben wir Räume, die so nicht ganz angebracht sind. Einen gemeinsamen großen Raum, in dem Sofa und ähnliche Möbel untergebracht sind. Davon ab gehen zwei Türen zu zwei Räumen, die jeweils ein Schlafzimmer enthalten. Getrennt also und doch so nah wie es geht. Natürlich kann man sie abschließen, aber keiner von uns rechnet wohl wirklich damit, dass dies am Ende passieren würde.
Aus der Kutsche steige ich mit dem halbschlafenden Weib in meinen Armen. Ich weiß, dass sie es mag und da dies hier etwas Besonderes ist, erscheint es nicht falsch. Es ist so spät, dass sich niemand mehr daran stoßen könnte, die Wachen aus Leoben würden sich hüten den Mund aufzumachen. Dem Gastherr im Adler, den ich aus seinem Bett holen muss, nehme ich zunächst die Schlüssel für unsere Zimmer ab, um Rondra nach oben zu tragen und sie dort zu lassen. In den mittleren Raum werden durch die Wachen unsere Sachen gebracht, so wie es sich gehört. Wir haben keinen ganzen Flügel wie in Strasburg, aber wir haben doch ausreichend Räume, immerhin müssten sie alle irgendwo Platz finden. Nachdem dies erledigt ist, führen mich meine Schritte noch einmal zu dem Kerl, dem das Wirtshaus gehört. Ein Sack voller Münzen wechselt den Besitzer. Für die Zimmer, für Essen und Trinken und am Ende eben auch für Verschwiegenheit. Es geht niemanden etwas an, wer wir sind, wie lange wir bleiben und so weiter. Er ist ein guter Mann - nur die Frage ist, ob am Ende nicht ein größerer Geldbeutel doch die nötigen Informationen entlocken würde. Was nur einen mäßigen Erfolg für diejenigen haben würde, denn natürlich ist ein englischer Edelmann mit seinem Weibe abgestiegen, nicht Rondra Fugger mit meiner Wenigkeit. Nachdem dies erledigt ist, finde auch endlich ich meinen Weg wieder hinauf - natürlich in das Zimmer meines Weibes, damit sie in den Genuss kommt in meinen Armen einzuschlafen.

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Kelian_


Sick and Tired
26.02.1462


Gestern noch nach dem täglichen Burgbesuch kurz in der Schenke vorbeigeschaut, geprüft ob alles in Ordnung ist, so würde dies an diesem Tag definitiv nicht stattfinden. Vielleicht habe ich auch gestern schon gespürt, was im Anmarsch ist und war deswegen eher schwierig. Ich weiß es nicht. Wirklich nicht, aber vielleicht beginnen ich am Anfang.
Die Fahrt nach Leoben ist ganz ohne Zwischenfälle von statten gegangen. Weib und ich in der Kutsche, mehr oder weniger eng aneinandergekuschelt. Viele Sätze wurden nicht gesprochen, doch kann man es eher noch als einträchtige Stille bezeichnen. Es gibt nichts zu beschönigen, der Kerl hat uns den Abend nun doch irgendwie vermiest. Ich für meinen Teil verstehe es immer noch nicht, vielleicht sollte ich doch einfach unhöflich bleiben, vielleicht verschwinden die Leute dann nicht einfach wieder. Ob er stört? In einer Schenke, die geöffnet hat? Als ob ich mein eigenes Gasthaus nicht abschließen würde, wenn ich vorhaben würde nicht gesellschaftsfähige Dinge zu tun - wobei dies ja wohl offensichtlich nicht der Fall war, haben wir uns weder geküsst noch hatten Weib oder ich zu wenig an. Es ist wohl gleich, es war irgendein Fremder, aber es hat eben doch komisch angemutet. Damit bestätigt sich dann wohl doch der Satz, den Rondra gesagt hat: 'Natürlich sind wir ihnen nicht genehm, wir sind Steirer.' Gut, dies ist also dieser berühmte Stempel, den ich nun schon öfter erfahren durfte. Sei es beim Handeln als Handelsbevollmächtigter oder eben gestern in der Schenke.
Die Nächte gehören wieder mir, ich verbringe sie in meinem Zimmer auch wenn stets vorher ein Besuch bei Mira ansteht, sowie den Tag über verteilt, wenn ich da bin. Ja, ich mache mir Sorgen um das Weib, sehr sogar. Nur, ich würde nichts ändern können, wen ich ständig daneben sitze.
Die weichen Kissen habe ich diesmal schnell gefunden, normalerweise warte ich bis Rondra in mein Zimmer kommt, um dann gemeinsam mit ihr ins Bett zu gehen. Diesmal jedoch nicht. Ich fühle mich müde und vielleicht sogar ein wenig schlapp. Als sie schließlich kommt, bin ich bereits eingeschlafen und wache nur durch ihre zärtlichen Worte, sowie ihren Körper auf, der sich neben meinen schiebt. Es reicht gerade so dazu sie in meinen Armen Willkommen zu heißen, mich an sie zu kuscheln auch wenn es doch meistens eigentlich anders ist. Sehr ungewöhnlich für mich, es lässt den Verdacht keimen, dass ich eben doch viel auf der Burg zu tun hatte. Hatte ich aber nicht, ehrlich. Immer wieder wache ich in dieser Nacht auf, zwickt hier etwas oder da. Das Gefühl der Mattheit will nicht verschwinden, dazu stiehlt sich eines, was wohl andeutet, dass ich nicht gut liege. Mir schmerzt es hier und da. Dennoch, ich schlafe stets wieder ein, wenn auch jedes Mal unruhiger. Schließlich drehe ich mich sogar von dem Weib weg, um ganz für mich alleine zu sein. Noch ungewöhnlicher. Als mich am Morgen schließlich wieder ihre zärtliche Stimme weckt, bin ich brummig. Normalerweise begleite ich sie zur Tür, verabschiede sie dort - schaue nach ob die Luft rein ist. Heute brumme ich nur leise. Ich komm gleich, schau schon mal. An gleich Kommen ist nicht zu denken, meine Kehle fühlt sich ausgedorrt an beim Sprechen. Meine Glieder schmerzen so sehr, dass ich mich gar nicht bewegen möchte. Nur noch fünf Minuten schlafen, dann wäre es sicher wieder besser. Diese Gedanken veranlassen mich also dazu, gar nicht erst aufzustehen sondern mein Gesicht tief in dem Kissen zu vergraben, welches da vor mir liegt.
In nicht allzu ferner Zukunft würden wir wohl feststellen, dass ich krank bin. Entweder würde Rondra es sogleich tun, wenn sie mich versucht aus dem Bett zu holen oder ich, wenn mich auch noch Magenkrämpfe erfassen - ansonsten wäre es wohl eines der Mädchen, die mich dann endlich zum Frühstück bitten würde, die die bittere Nachricht erhalten würde, dass ich glaube, dass ich nie wieder zum Frühstück kommen kann, weil ich glaube, dass ich sterben muss. Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass ich ein Mann bin - ich bin wehleidig, wenn es mir schlecht geht und es geht mir wirklich sehr schlecht.

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Rondra
26.02.1462

Ein seltsamer Abend ist es gewesen, obwohl er an sich nett begonnen hat. Wie so oft sind da diese zärtlichen Neckereien zwischen ihnen, bei denen man nicht so recht weiß wie dick das Eis ist, oder ob einer von ihnen – wohl am ehesten Rondra selber – sie irgendwann zu ernst nehmen könnte, um dann die ganze Situation zu kippen. Gekippt ist die Stimmung zwischen ihnen dieses Mal von ganz allein. Gut, nicht ganz allein, aber ohne ihr Zutun. Es gibt wohl die seltsamsten Menschen und derzeit treiben sich besonders viele in Graz herum. Die heroischen Helden die mal wieder ein Land befreien wollen, was weder unterjocht ist, noch um Hilfe gebeten hat. Sollen sie doch alle zu Hause bleiben und diese ominöse Krankheit bekommen, die angeblich grassiert, aber nicht unfreundlich und unmanierlich durch ihre Heimat ziehen, in der Hoffnung den Tod im Kampf zu finden – den es ohne sie nicht geben würde.
Ja, es sind ein wenig wirre Gedanken die das blonde Weib umtreiben als es schließlich wieder gen Leoben geht. Aber wer mag es ihr verdenken, Weiber denken eben manchmal etwas unsortiert, deshalb sollten sie es vielleicht manchmal einfach besser lassen und den Kerlen vertrauen, die werden’s schon recht machen.
Recht müde ist Rondra bei ihrer Ankunft auf der Massenburg, weshalb es schnell in die Gemächer geht. Der Weg zwischen Burg und Burg ist zwar gut täglich zu bewältigen, aber letztendlich ist es eben doch einige Zeit die sie in der Kutsche, oder auf dem Rücken der Pferde verbringen. Morgen würden sie reiten, das geht schneller und ist weniger Geschunkel.
Aber in die Gemächer geht es schließlich und einige Zeit später, als es bereits wieder ruhiger geworden ist in der Burg, wie gewohnt über die Gänge. Vielleicht sollte sie Johanna doch vorsichtig nach unsichtbaren Gängen aushorchen. Sicherlich gäbe es Abkürzungen, wenn nicht gar einen direkten Weg hinüber in den Gästetrakt. Eingehüllt in ihren blauen Morgenrock geht es wie so manche Nacht, eigentlich fast jede, zu Kelian ins große Gästezimmer.
Niemand der ihr entgegen kommt, keine Begrüßung, stattdessen im Nebenraum ein schlafender Geliebter. Ja, es mutet seltsam an, doch alarmiert ist die Fuggerin deshalb noch nicht. Die Zeiten sind kräftezehrend. Lange dauert es ohnehin nicht, bis Rondra in seinen Armen liegt und selber in die Traumwelt absinkt. Zugegeben, in ihrem Fall ist es eine recht ruhige und erholsame Traumwelt, die lediglich durch seine Unruhe ab und an gestört wird. Sein Morgenbrummen entlockt ihr ein leises Lachen, und beschert ihm ein zärtliches
„Schlafmütze…“ Die Haare werden geordnet, die Füße in die Schuhe geschoben und der Mantel wieder angelegt. Bevor Rondra nun wirklich verwundert an das Bett tritt, es ist so vollkommen nicht seine Art einfach so liegenzubleiben, vor allem nicht wenn sie bereits aufgestanden ist. „Kelian..?!“ Auf den Knien krabbelt sie wieder auf das Bett und zu ihm hinüber. „Ich muss gehen….“ Bevor sie belustigter hinzufügt was wohl eine Anlehnung auf die Sticheleien gestern ist. „Oder ist das hier auch ein Vorgeschmack auf das Eheleben?“ Natürlich dass das Weib dann allein das Bett zu verlassen hat, nach getaner Arbeit, oder so. Ihre Lippen nähern sich seiner Wange, während sich ihre rechte Hand daran macht zärtlich die Haare aus seiner Stirn zu streichen. Doch was ein Abschiedskuss sein sollte, endet in einem ruckartigem Anheben des eigenen Kopfes. Die Blauen gleiten abschätzend über sein Gesicht, während ihre Hand nicht mehr Zärtlichkeiten austauscht, sondern sich prüfend auf seine Stirn platziert. „Aber du… hast ja Fieber.“ Sie ist Mutter und dazu braucht es keinen Medicus. Nun wirklich hellwach und alarmiert krabbelt sie um ihn herum, um mit der Inspektion fortfahren zu können. „Hast du Halsschmerzen? Kopfschmerzen? Schnupfen doch nicht, oder?“ Was eben auf eine normale Erkältung hindeuten würde. Zwei Tage heißer Tee und Wadenwickel und die Sache wäre durchgestanden. So droht das Weib allerdings schneller zur Glucke zu mutieren als er auch nur die Lider heben kann. „Ich werde einem der Mädchen Bescheid geben, sie soll Conrad hereinbitten, wenn er nach Mirabel gesehen hat…“ Ja, und möglichst sofort und auf der Stelle, im Schlafrock, die Burg braucht eben auch ihre Unterhaltung.

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Kelian_


Sick and Tired
26.02.1462


An jedem anderem Morgen wäre dies ein willkommenes Spiel. Zunächst erntet sie aber auf ihr 'Schlafmütze' nur ein weiteres Brummen. Ich will nicht, sie soll gehen und vor allem soll das helle Licht weg. Schwerfällig drehe ich mich ein wenig, es fühlt sich an als ob ich bereits neunzig Jahre oder vielleicht auch einhundert bin, mindestens und kein Jahr weniger. Dass sie noch da ist, bemerke ich nur, als sie wieder auf das Bett krabbelt und alles fürchterlich zum Wackeln bringt. Das tut weh. Wieder brumme ich erst nur leise. Ihre Finger fühlen sich wundervoll kalt an, ihre Lippen wären auch nicht unwillkommen. Wie gesagt, an jedem anderen Morgen hätte dies hier einen anderen Ausgang. Ich würde sie wahrscheinlich zurück in meine Arme ziehen, sie noch auffordern ein wenig zu bleiben. So aber mache ich eben den Brummbär. Meine Augen öffne ich erst als sie feststellt, dass ich Fieber habe. Ziemlich schwerfällig geht das Öffnen von statten, um sie anzuschauen. Lebendig sieht wirklich anders aus. Trüb sind sie, so wie das eben ist, wenn man krank ist, so ganz ohne Glanz. Leise, fast atemlos murmel ich in ihre Richtung. Ich muss sicherlich sterben. So würde sie sich bestimmt doppelt anstrengen mich zu versorgen, denn genau dies muss sie ja jetzt machen. Sie ist mein Weib, ich ihr Kerl. Ich bin krank, sie nicht... Oh! Du solltest gehen. Dich nicht anstecken. Da meine Kehle so trocken ist, muss ich leise Husten. Trotz des Umstandes, dass sie gehen soll, halte ich sie vorsichtig fest. Meinen Griff würde ich nun wahrlich nicht als zu fest bezeichnen, ich kann es gar nicht. Mir ist ganz heiß. Weshalb ich natürlich die Decke versuche wegzuschieben - nackter Oberkörper bei schwitzendem Körper erscheint nicht gesund. Kopfweh und Durst. Mir tut alles weh... Ein leises Stöhnen lässt vermuten, dass es gleich zu Ende mit mir geht - vielleicht sollte sie mich doch mal schnell küssen, bevor es zu spät ist? Du musst gehen...dich anziehen. Ja, es muss ja trotzdem nicht sein, dass man sie hier erwischt oder? Meine Hand hat sie allerdings immer noch nicht losgelassen. Ich bin so matt, dass selbst das Atmen mir schwerfällt. In einem Anfall von Heldentum folgt schließlich wieder etwas atemlos, wie gesagt sie muss wirklich nicht erwischt werden, aber mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen, welches allerdings als solches wohl kaum zu erkennen ist. Ich bleib einfach hier und warte auf dich oder eines der Mädchen, ich bin ein Mann, ich halte das aus. Mein leidender Blick und meine Körpersprache, nämlich dass ich mich nun zusammenrolle und ihre Hand loslasse, die sagt etwas gänzlich anderes. Nunja, manches Mal...

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Rondra
26.02.1462

Natürlich wird er gleich sterben, ganz sicher. Ihre Mundwinkel zucken amüsiert, immerhin schien er gestern Abend zwar recht verstimmt, aber dennoch recht lebendig. Aber nein, Kranke lacht man nicht aus, schon gar nicht wenn es der eigene Geliebte ist. Deshalb verblasst das Grinsen und macht gerade rechtzeitig als die Grauen beginnen wieder an der Welt teilzunehmen einen liebevollen Lächeln Platz. „Sterben willst du mir? Oh, das verbiete ich dir. So leicht stielst du dich nicht aus der Affaire.“ Immerhin ist das mit dem Verbieten kein direktes Neuland, sowas haben sie bereits vor Marburg getan.
Doch der Blick in die matten Grauen lässt jeden weiteren Scherz ungesagt. Nein, es steht sicherlich nicht lebensbedrohlich um ihn, oder? Aber offensichtlich geht es ihm ziemlich mies. Die vermeintlich kühle Hand legt sich an seine linke Gesichtshälfte, vorsichtig tasten die Finger über die Haut. Blässlich ist er, was seine neuste Narbe noch deutlicher emportreten lässt, ja, der Abdruck des Steigbügels springt ihr förmlich ins Auge.
„Was ich muss oder nicht, das lass meine Sorge sein, ich bin die Herrin hier.“ Trotz der herrischen Aussage ist es leise gesprochen. Ein leichtes Nachgeben der Matratze kündigt wohl an dass sie sich erhoben hat. Hinüber geht das Weib, zum Waschtisch. In das restliche saubere Wasser von gestern tunkt Rondra ein Leintuch, bis es ganz nass ist, nur um es dann mit schnellen Handgriffen wieder auszuwringen. Zurück zum Leidenden, wo zuerst vorsichtig das Gesicht abgetupft wird – und der Lappen schließlich auf der Stirn zu liegen kommt. Zu trinken will sie ihm das möglicherweise abgestandene Wasser nicht mehr geben. Die Decke allerdings wird nachdrücklich wieder über seine Brust gezogen. Vielleicht sollte sie ihm ein Hemd aufdrängen. Es wäre besser als hier womöglich in der Kälte zu liegen. Zumindest der Kamin sollte eingeheizt werden. Gedacht getan, immer noch im Morgenmantel, wie auch sonst, geht es zum Kamin. Adelig ist sie, ja. Aber eben auch Kaufmannstochter und die Sache mit dem Feuer im Kamin beherrscht der Blondschopf, zumindest wenn sie konzentriert arbeitet wie jetzt. Die Asche von gestern schiebt sie an den Rand der Feuerstelle, ausputzen müsste jemand anderes. Kleinere Holzstücke hinein geschichtet, größere Scheite bereitgelegt und dann zur Zunderbüchse gegriffen. Es dauert ein bisschen, doch dann beginnen die ersten kleinen Flammen an den Scheiten zu lecken. Na bitte. Dann wieder der Gang zum mittlerweile eher Siechenden. Männer! Da stehen sie im Schlachtfeld ihren Mann und im Bett meinen sie sterben zu müssen. „Gib mir… eine Viertelstunde. Ich muss mich wirklich anziehen und du brauchst frisches Wasser und Leinen und etwas zu trinken….“ Ja, und wenn er schonmal kommen sollte, sollte auch Conrad zumindest Bescheid wissen. Wenn es tatsächlich etwas Ähnliches ist wie letztes Jahr, nicht auszudenken wenn übermorgen die halbe Burg krank auf ihren Schlafstätten liegt. Ein sanfter Kuss auf seine Wange, wenn sie sich anstecken sollte ist es sicherlich ohnehin bereits zu spät, dann eilt das Weib aus seinen Gemächern. Dieses Mal nicht allzu besorgt darum dass man sie sehen könnte. Die Strecke in ihre Zimmer ist in Rekordzeit zurückgelegt und so schnell wie sie ihren Morgenmantel herunter hat, kann ihr die Zofe nicht einmal guten Morgen wünschen. Schnell sind die Anweisungen gegeben, sie soll Leinen und Wasser für den Gast besorgen lassen und Tee, aber ja von den guten Blättern und etwas zu Essen in Auftrag geben. Kein üppiges Frühstück, Brot, vielleicht Brühe. Ja, so schnell wird man von der Zofe zur Dienstmagd degradiert, aber eigentlich ist es doch eine gewisse Ehre. Waschen und anziehen kann Rondra sich allein, die Zofe soll sich nur eilen, sie selber würde gleich nach ihm sehen. Ach ja, und ein Hemd, sie soll ein Hemd besorgen, aber ein weiches und es soll weit sein! Ja, auch Rondra kann Befehle geben. Noch ist das Weib nicht zur Tür raus, als es auch nochmal weitergeht. Johanna, die Kleine darf nicht in seine Nähe, sie soll den Kindermädchen Bescheid geben. Was für ein besinnlicher Morgen auf der Massenburg.
Tatsächlich dauert es zwanzig Minuten bis Rondra wieder Kelians Zimmer betritt. Immerhin, Wasser und Leinen sind schon da, das Hemd wird gerade gebracht.
„Ich mache das schon, verschwinde.“ wird die wohl gerade zuständige Magd etwas rüde angepflaumt. Wäre ja aber auch noch schöner und in diesem Fall ist es dann tatsächlich egal was getratscht wird. Sofern Kelian nicht plötzlich übermäßig dagegen arbeiten kann, wäre zumindest sein Oberkörper bald gewaschen und bekleidet und seine Waden mit feuchten Tüchern umwickelt. Das Fieber muss schließlich runter und soll nicht weiter steigen. „Tee und Brühe habe ich geordert, etwas Brot… dann solltest du versuchen zu schlafen, bis Conrad Zeit hat um nach dir zu sehen…“

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Kelian_


Sick and Tired
26.02.1462


Nein, nein ich bin wirklich sehr krank. Der Tod scheint wirklich nicht so unwahrscheinlich, zumindest in meinen Augen. Die Hitze frisst sich durch meinen Körper, die Kehle fühlt sich mit jedem Atemzug noch ein wenig trockener an. Kein Wunder, dass ich so leide. Ihre kühle Hand ist wie ein Eisblock an meiner Haut, weshalb sich mein Kopf in ihre Richtung dreht, ich mich vorsichtig an sie schmiege. Sie will nicht gehen? Gut, dann muss sie eben mein Jammern ertragen. Ich bin sicherlich nicht undankbar, dass sich meiner jemand annimmt und noch mehr, dass ich jemanden habe, bei dem ich mein unendliches Leid herauslassen kann. Der Lappen schließlich, er wird wieder mit einem Brummen quittiert, bevor ein unwilliges Knurren meine Kehle verlässt. Warum schiebt sie denn die Decke wieder herauf? Es ist heiß genug - genauso wie das Knistern im Kamin. Das ist ja unerträglich. Allerdings bin ich viel zu schwach, um meinem Unmut nun lautstark kund zu tun, weshalb ich einfach nur die Kühle auf meiner Stirn genieße. Krank sein ist so anstrengend! Ich warte hier leidend, denk daran wenn du weg bist. Wie gemein, aber mir ist es nicht einmal bewusst. Ich leide ja wirklich. Sehr sogar.
Nachdem sie das Zimmer verlassen hat, schließe ich immer wieder die Augen, bevor sie aufflattern weil wieder eine Gans von Magd hereinkommt, um irgendetwas zu bringen. Leinen, Wasser und so weiter. Mehr als Dösen ist nicht drin, vor allem da zwischendrin auch noch Magenkrämpfe einsetzen. Eine Hand auf der Stirn damit der Lappen nicht fällt, die andere auf meinem Bauch sehe ich sicher aus wie der sterbende Schwan. Hin und wieder sind meine Augen offen, aber dies ändert sich schließlich als eine der Mägde gedankenlos den Vorhang öffnet. So schnell wie sie wieder verschwindet, kann ich gar nicht krächzen, dass sie ihn wieder zuziehen soll. Das helle Licht schmerzt in meinen Augen, egal ob nun geschlossen oder offen. Es hilft meinem Kopf nicht gerade, so dass Rondras neuerliche Ankunft für mich ein Glücksmoment darstellt, trotz meiner schweren Krankheit oder gerade wegen? Auch, wie sie wohl eine andere Magd gleich wieder verjagt - Hach, unter anderen Umständen würde ich das sehr, sehr ansprechend finden. Sie würde wahrscheinlich um eine Knutscherei nicht herumkommen, wenn nicht sogar mehr. Aber, heute ist wirklich gar nicht an sowas zu denken. Leise murmel ich. Der Vorhang...er muss zu. Ja, denn er macht mir Aua, um es mal in sehr leidenden Worten zu beschreiben.
Wie sie richtig vermutet hat, kann ich mich kaum wehren, würde es allerdings auch nicht machen, wenn ich es könnte. Ja, es ist irgendwie nicht ganz männlich, dass sie mich wäscht, aber ihre zärtlichen Hände machen das wieder gut. Der Lappen auf meiner Brust fühlt sich ebenso gut an, wie der auf meiner Stirn. Kühle umgibt mich für einen Moment, bevor das Fieber wieder die Oberhand gewinnt. Leise stöhne ich. Die Wadenwickel um die Beine helfen ebenso, doch der schwierigste Teil besteht mir noch bevor. Ich ächze, ja jaule fast, als ich mich mit ihrer Hilfe aufsetze, das Hemd über meine Haut gezogen wird. Es ist keines von meinen, weicher und auch größer. Schon wieder so ein Hüne wahrscheinlich. Schwer geht mein Atem, sofort bricht der Schweiß aus allen Poren. Es ist aber auch wirklich anstrengend sich aufzurichten. Ich lasse mich regelrecht zurück ins Bett fallen, was ein weiteres Stöhnen zur Folge hat. Ich soll schlafen? Ja, das werde ich auch machen. Leise nuschel ich. Schaust du nach Mira? Sei vorsichtig... Ja, denn das die langsam zur Furie wird, ist wohl ganz natürlich. Kaum ist die Decke wieder richtig über mich gezogen, da schließe ich die Augen und schlummer wieder ein. Unruhiger Schlaf wie schon in der Nacht.
Der weitere Tag bringt nicht wirklich Besserung für mich mit. Ganz im Gegenteil, als ich die erste Mahlzeit erhalte, würge ich sie nur kurz darauf wieder hervor. Zum Glück in die Schüssel, in der sie mir gebracht wurde. Die Schmerzen werden schlimmer, ich döse oder schlafe. Den ein oder anderen wachen Moment verbringe ich jammernd, ein Versuch aufzustehen und selbst nach Mira zu schauen, wird aus vielen Gründen unterbrochen. Zum einen komme ich jämmerlich langsam voran, es tut mir alles weh dabei. Der Kopf, meine Beine, meine Brust, mein Bauch. Zum anderen werde ich von einer recht erbosten Rondra abgefangen, welche mich sofort wieder zurück ins Bett bringt. Die Androhung, dass auch mein Zimmer ein geschlossener Bereich werden könnte, wirkt zwar nicht so gut, aber der, dass ich es wohl kaum bis zu Mira geschafft hätte.
Am Abend dann ist es Rondra, die an meinem Bett sitzen und mir erzählen muss, was den Tag über so passiert ist. Leidend bin ich immer noch und wahrscheinlich würde sich dies mit zunehmender Genesung auch noch mehr machen, bevor ich wieder ihr zuverlässiger Kerl sein würde. Männer, die krank sind, sind eben doch wie kleine Kinder. Vielleicht sogar schlimmer.

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Rondra
27. 02. - 01.03.1462

Es ist der Donnerstag Abend gewesen, der für die Fuggerin die Krankheit bereit hielt. Treppauf und treppab ist es den ganzen Tag gegangen. Zwischen Krankenzimmer, dem gefangenen Gast, dem Kinderzimmer und dem Arbeitszimmer geht es hin und her. Rundherum wie ein Brummkreisel, kein Wunder dass der Blondschopf am Ende des Tages vollkommen erschöpft ins Bett sinkt. Der Gedanke dahinter ist nur ein halbes Stündchen zu ruhen, vielleicht auch eine ganze, bevor es dann wieder zu Kelian gehen soll. Doch aus der einen Stunde werden zwei, drei, vier… Mitten in der Nacht ist es, als Rondra wie gerädert endlich wieder aufwacht und doch lieber gleich wieder die Augen schließt. Der Körper scheint von innen zu versengen. Das Nachthemd klatschnass auf dem mit Gänsehaut überzogenen Körper. Der Schädel will platzen und die Lippen gleichen einem Reibeisen. Die Augenlider scheuern bei jeder Bewegung, als würde Sand unter ihnen liegen und die Augen reizen. Der leise, krächzende Ruf lockt die Zofe an, die treue Seele, welche sich schon gewundert hat dass die allnächtlichen Schritte hinaus ausgefallen sind. Zweifelsohne, das Weib befindet sich in guten, treusorgenden Händen. Ein frisches Hemd und dann erfährt Rondra ungefähr die selbe Behandlung welche sie selbst Kelian erst gestern hat angedeihen lassen.
Dem Kerl mitteilen lassen dass es ihr nicht möglich ist sein Bett aufzusuchen, in dieser Nacht unmöglich, es würde Dinge öffentlich machen, die zwar recht öffentlich sind, aber verschwiegen und diskret genug.
Die Krankheit nimmt ihren Lauf, weniger heftig und langwierig als beim Engländer, aber vielleicht liegt es auch einfach daran dass sie eben ein Weib ist – wer weiß und letztendlich ist es auch unerheblich. Über ein Tag verstreicht im Dämmerzustand. Essen und trinken, daran ist nicht zu denken, alles kommt retour und letztendlich entscheidet sich die Fuggerin schließlich dazu die Krankheit einfach auszuhungern, sofern sie nicht wochenlang andauern würde. Schlafen und Wachen wechselt sich ab, Fieberträume, wirres Zeug, ein buntes Kaleidoskop des vergangenen Jahres und bunt gemischt dazu Szenen einer eigentlich ungewissen Zukunft. Samstag um die Mittagstunde ist es, als Rondra schließlich ein mal wieder erwacht und nicht mehr das Gefühl hat zwischen Brennen und Vereisung zu schwanken.
„Evalina?“ krächzend kommt es aus der ausgedörrten Kehle, natürlich ist die Zofe gemeint. Mühsam hebt sich der Blondschopf aus den Kissen. Besser, deutlich besser als die letzten anderthalb Tage und trotzdem beginnen schwarze Punkte vor ihren Augen einen lustigen Reigen zu tanzen. Schwindel packt sie und so sinkt sie mit einem Seufzen zurück. Kein Wunder, der Magen ist leer und fühlt sich immer noch an wie ein geschundenes, schwarzes Loch. Aber immerhin mittlerweile wieder ein hungriges schwarzes Loch. „Wasser… bitte.“ vielleicht hört sie es ja. Rondras Lippen jedenfalls gieren nach Flüssigkeit, einen wirklich schönen Anblick bieten sie nicht. Rau, an einigen Stellen etwas aufgeplatzt und rissig. Da hilft auch die Zunge nichts, welche wie ein dicker, fremder Klumpen in ihrem Mund sitzt. Sie würde es nicht schaffen zu benetzen. Die Versuchung die rauen Stellen mit den Lippen zu bearbeiten ist groß, würde die Schönheit aber definitiv auch nicht wieder herstellen.
Natürlich erhält der Blondschopf weiter jegliche Pflege die sie haben kann. Nicht Eva allein ist es. Nein, auch Kelian hat es an ihr Bett geschafft und vertreibt ihr die Zeit. Blasser und dünner als gewohnt, aber die Hauptsache ist, dass er da ist.
Doch lange hält es die Fuggerin nicht mehr im Bett. Schwach, aber vollkommen davon überzeug das Richtige zu tun lässt sich Rondra schließlich waschen und ankleiden. Graz. Sie sind fieberfrei und allgemein nur noch recht wacklig auf den Beinen, es wäre an der Zeit in der Hauptstadt nach dem Rechten zu sehen und sei es nur für einige Stunden.

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Kelian_


Letter from home
14.03.1462


Weit hat der Bote es nicht, knapp anderthalb Stunden von Leoben bis nach Bruck. Gut dabei ist auch, dass er nicht nur wegen eines Briefes reitet, sondern gleich wegen zweien. Noch besser, dass beide Briefe in dieselbe Straße müssen, wo das eine Haus neben dem anderen steht. Anscheinend gab es viel zu sagen, aber manchmal ist tut dies eben Not. Gerecht ist es vielleicht auch nicht, aber wer am längeren Hebel sitzt, sollte dies auch nutzen. Solange man ihn eben hat.

Mira,

du musst denken, dass ich dich vollkommen vergessen habe. Tatsächlich ist es irgendwie auch so, meine Gedanken sind in den letzten Tagen wenig bei dir gewesen, auch wenn du es anders verdient hättest. Du bist meiner Bitte gefolgt, hast dir letzte Woche die Zeremonie angetan. Ich bin furchtbar stolz und dankbar. Stolz, weil du dich so tapfer durch alles gekämpft hast, dankbar, dass du diese zusätzliche Folter für mich auf dich genommen hast. Sei dir meines Dankes gewiss.
Erzähl mir von deinen letzten Tagen, geht es dir einigermaßen gut? Ist der Schaden an deinem Haus schon repariert? Kehrt langsam Normalität ein, insofern man dies überhaupt sagen kann? Wenn du Hilfe brauchst, dann weißt du, dass ich für dich da bin. Ich hoffe, dass du es weißt. Auch möchte nicht noch einmal wiederholen, dass du mir immer Willkommen bist, Rabenstein ein Zufluchtsort für dich ist. Egal, ob du einfach nur ausruhen möchtest oder ob du verfolgt wirst. Auf meinem Land, so lange es meines ist, wird dir nichts passieren. Ich vertraue darauf, dass du es in Anspruch nimmst. Dasselbe gilt für Tunny, doch ich werde es ihm selbst schreiben. Ich bin auch ihm unendlich dankbar.

Ich muss dennoch zugeben, dass ich auch heute nicht ganz uneigennützig an dich gedacht habe. Du kannst dir vielleicht schon denken, dass ich mal wieder bei dir Heulen möchte. Es tut mir unendlich Leid, dass ausgerechnet du es bist, die sich mit meinen Problemen wieder und wieder herumschlagen muss. Vielleicht liegt es an all dem Vertrauen, dass ich dir entgegen bringe. Ich muss ein wenig ausholen. Wie ich dir vor einiger Zeit berichtet habe, plant der ehemalige Mann von Rondra wieder in die Steiermark zu kommen. Nun, er ist da. Er lebt nun in Bruck. Leom Torridge. Vielleicht kennst du ihn bereits, vielleicht nicht. Er ist größer als ich, blond, hat glaube ich auch graue Augen. Er wirkt wie ein Symphat, ist letztendlich aber keiner. Er ist ein elender Feigling, ein Blender und Schleimer. Well, ich habe Rondra gebeten ihm endlich zu schreiben, da er jedem den er trifft und länger als fünf Minuten kennt, erzählt wie großartig er ist, dass er zurückgekommen ist und Rondra das Kind zeigen will. Leider hat er irgendwie vergessen ihr zu schreiben, dass er da ist und das Kind dabei hat. War sicher ein ‚Versehen‘. Letztendlich habe ich also gesagt, dass sie es machen soll, den Schatten aus der Welt schaffen. Dienstag war es soweit. Heute noch muss ich bitter lachen, wenn ich daran denke, dass ich ihr gesagt habe, dass es nicht schlimmer werden kann. Ich habe ihr ebenfalls gesagt, dass meine Anwesenheit es sicher nicht einfacher macht. Nun, er war keine zwei Minuten da, da fing er an Rondra zu beleidigen, mich dazu. In meinem Fall ist es mir egal – auf ihr lasse ich dies nicht sitzen. Sie hat besseres verdient, es sollte um die Tochter gehen, nicht um die alten Dinge. Ich meine – er hat sie betrogen, sie verlassen – man sollte meinen, dass es ihm egal ist. Stattdessen hat er gegenüber mir geäußert, dass ich seine Ehe zerstört habe, Rondra indirekt weit Schlimmeres vorgeworfen. Sie äußerst unpassend betitelt, wenn auch nicht mit der Courage es auszusprechen. Letztendlich ist er gegangen, keine zehn Minuten nachdem er gekommen ist.
Zum einen schreibe ich dir, um es mir vielleicht von der Seele zu schreiben, auch wenn ich bereits mit dem Fugger geredet habe. Allerdings ist es auch so, dass der Kerl anscheinend entschlossen ist in Bruck zu leben. Er hat sich gar für den Rat beworben! Nachdem er Rondra und mich so beleidigt hat, nachdem er ihr die Tochter weggenommen hat. Nein, nein ich sehe dies natürlich falsch, er hat ihr großzügigerweise erlaubt ihre Tochter einmal im Monat in Bruck zu sehen.
Ich weiß nicht genau, was ich von dir will – vielleicht auch einfach klarstellen, wer der Kerl ist. Immerhin rennt er in deinem Dorf herum, erzählt Geschichten – oder auch nicht. Ich weiß es nicht. Vielleicht könntest du Augen und Ohren offen halten? Falls er zufällig aus dem Dorf wieder wegzieht, weil ihn deine Leute schneiden – ich würde mich nicht beschweren.

Tut mir Leid, dich schon wieder zu belästigen.

K.


Tunny,

mein Freund. Auch dir möchte ich danken, dass du am Samstag auf der Zeremonie warst, dir angetan hast, was wohl niemand gerne macht. Auch dir gegenüber möchte ich betonen, dass du auf meinem Land stets Willkommen bist, mehr sogar: Du bist auf meinem Land sicher. Nichts wird dir dort geschehen, solange ich der Herr von Rabenstein bin.
Des Weiteren möchte ich dir ebenfalls meinen Dank dafür aussprechen, dass du dich so phantastisch um Mira kümmerst. Schon an dem Abend als wir sie gefunden haben. Sie ist sehr wichtig für mich, genießt mein Vertrauen grenzenlos. Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich in deiner Schuld stehe.
Wenn ich etwas für dich tun kann, dann sag es mir.

Danke, mein Freund.

K.

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Kelian_


Sleeping with ghosts
14.03.1462


Das gemeinsame Mittagessen ist eher an mir vorbeigezogen, als dass ich wirklich daran teilgenommen habe. Es sind genug Stimmen da, um mich zu decken. Die Mädchen sind mindestens genauso glücklich sich wiederzusehen wie die Frauen. Während die Freundschaft der kleineren Ausgaben nie gelitten hat, hat es die der Mütter schon - nur um jetzt wieder aufzublühen. Natürlich freue ich mich, bin zufrieden mit mir selbst auch wenn es sicher nur noch eine Frage der Zeit gewesen wäre, bevor Sofia letztendlich ohne das Treffen am Vortag den Weg auf die Massenburg oder in Rondras Haus gefunden hätte. Es scheint jedoch der perfekte Zeitpunkt zu sein. Der eine Verlust wird durch diesen Gewinn vielleicht ein wenig aufgewogen, auch wenn dies eigentlich natürlich nicht geht. Dennoch, ich befinde es für gut, auch wenn ich es nicht vermeiden kann, das kleine Stiche der Eifersucht mich pieksen. Nicht auf Sofia, nicht darauf, dass die beiden ihre Freundschaft wieder entdecken, sondern dass anscheinend jeder Zeit bekommt - nur ich nicht. Der Eindruck, dass sie mir aus dem Weg geht, hat sich verstärkt, die letzten Tage haben wir uns nun wirklich nicht oft gesehen. Es ist als ob der Blonde mit seinem Besuch einen unsichtbaren Graben zwischen uns aufgerissen hat. Ich habe von Anfang an gesagt, dass meine Anwesenheit nicht helfen würde - werde ich am Ende nun doch dafür bestraft? Letztendlich ist es ihre Tochter, die der Kerl so schnell weggenommen hat, dass keiner von uns beiden es hat kommen sehen, ja ihn nicht mal aufhalten konnte. Warum bin ich nicht einfach hinterher, habe ihn aufgehalten, habe mir das Mädchen geschnappt? Auch, wenn ich sie vielleicht nicht gerade mit offenen Armen in meiner Familie empfangen würde, aber mir ist schon bewusst, dass dieser Verlust schwer wiegt.Meine Unfähigkeit dann sicher auch. Es ist auch nicht ihre Bitte, dass sie Zeit braucht - ich kann dies vollkommen nachvollziehen -, nein eher ist es die Tatsache, dass sie sich diese Zeit nur von mir nimmt. Nicht umsonst habe ich den Vormittag mit Johanna verbracht, solange zumindest wie sie mir abspenstig gemacht wurde. Sie hat es perfekt geschafft mich von all diesen Gedanken abzulenken. Keinesfalls bin ich böse, dass Sofia aufgetaucht ist. Ich freue mich, ehrlich - es ist eben nur ein bisschen Eifersucht, von der ich selbst weiß, dass sie falsch ist.
Auch den Nachmittag über habe ich die Weiber alleine gelassen, sie ihrem Vorhaben mit dem Zuber überlassen, welches mir nicht wirklich einleuchtet. Sollen sie machen, solange es sie glücklich macht. Das Abendessen haben wir wieder alle zusammen verbracht, bevor ich freiwillig die Mädchen mit mir genommen habe. Alle Zeit für die Weiber. Keine Frage, dass die beiden Freundinnen in einem Zimmer, ja selbst in einem Bett schlafen dürfen. Als die Weiber schließlich irgendwann auftauchen, um Gute Nacht zu sagen, habe ich zwei Geschichten erzählt und das gleichmäßige Atmen ist bereits zu hören. Anstrengend war es, denn immer wieder ist einem von den Mädchen eingefallen, dass noch etwas dringendes gesagt werden muss. Leises Giggeln, Flüstern - schließlich musste ich zum dritten Mal an diesem Tag rüffeln. Letzte Konsequenz? Man müsste eben doch ein zweites Zimmer für Katerina finden. Nein, davon wollen die Kinder natürlich nichts wissen, eifrig lauschen sie der Geschichte bevor die Augen schwer werden. Es war ein anstrengender Tag.
Nicht für mich, auch wenn man es denken könnte, nachdem ich ankündige mich früh zurück zu ziehen. Natürlich ist es nur für die Frauen, damit sie weiter tratschen können oder was auch immer. Lange harre ich im großen Gästezimmer aus, welches ich nun nicht geräumt habe nur weil Sofia da ist. Wäre albern, ich bewohne es seit Wochen. Spät ist es, der Mond bereits am Himmel und die Dienerschaft wuselt längst nicht mehr so eifrig durch die Gänge. Offensichtlich ist auch für diese Nacht, dass das Weib mich nicht aufsuchen wird. Ich treffe niemanden auf dem Weg zu Rondras Gemächern an - ich muss einfach mit ihr reden, auch wenn sie sich Zeit erbeten hat. Mein Klopfen an der der ersten Tür bleibt unerhört bis ich mich schließlich traue einfach hereinzugehen. Tja, kein Wunder, dass mich niemand gehört hat - es ist ein Vorzimmer. Man sollte meinen, dass ich mich an all den Luxus gewöhnt habe, aber es scheint wohl doch nicht so zu sein. Auch die zweite Tür erfährt ein Klopfen, diesmal aber zumindest auch Worte. Rondra, ich bins. Kelian. Ich... Ach, alles weitere dann sobald mir jemand die Tür aufmacht. Offensichtlich, dass ich mit ihr reden will, auch wenn sie mein geschundener Körper schon längst nach Ruhe sehnt.

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