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Dark water

Kelian_


Come away with me
14.09.1462


Der Tanz hat begonnen, falls man ihn denn als solchen bezeichnen kann. Ich für mich persönlich bin mehr als entspannt, was nun nicht daran liegt, dass es mir egal ist. Ganz im Gegenteil, Johannas Zukunft liegt mir sehr am Herzen. Ich weiß, dass Kaylis die beste Möglichkeit ist, die sie haben wird. Ein Landgraf! Egal wie, der Name Fugger alleine hätte sie vielleicht oder sehr wahrscheinlich nicht so weit gebracht und wenn, dann wahrscheinlich in einer anderen Position. Es ist nicht unüblich sich einen Pfand ins Haus zu holen. Oh, trotz meines geringen Standes kenne ich mich mit einigen Geflogenheiten aus - selbst wenn ich vielleicht auch nur den Intellekt besitze Dinge zusammenzureimen. Außerdem war es vor nicht allzu langer Zeit, dass genau dies Thema bei den Fuggern werden sollte, als Familienoberhaupt und Herzog dieses Landes wieder einmal in unterschiedliche Richtungen geprescht sind. Schon allein deswegen ist es gut, dass dieses Amt nun in einer Person vereint sind, so entstehen wenigsten in diese Richtung keine Unstimmigkeiten mehr. Nur gebietet auch niemand mehr Einhalt.
So also meine Gedanken, die deutlich abschweifen während ich den Kelch mit Wein hebe und den anderen zuproste. Nun denn, der Tanz beginnt also wirklich, denn dass die ersten Höflichkeitsfloskeln nun vorbei sind, lässt die Richtung des Gespräches erkennen. Mit meinem Kopf folge ich Rondra, mein Mund verzieht sich leicht. Missbilligend. Muss dieses ständige Rumgerenne sein? Könnte ja darauf schließen, dass hier jemand nervös ist. Weiber! Noch lasse ich sie gewähren, mit mir kämpfend, ob es noch unhöflicher ist, wenn ich nun aufstehe und das Weib wieder in ihren Sessel zurückbitte. Mal sehen. Zuerst aber etwas, wozu ich beitragen kann und ich sehe es da ähnlich wie der Wettiner. Lieber alles frühzeitig regeln, als heute Nacht endlich nach stundenlangem rumgeeiere auf den Punkt zu kommen. Egal wie, es wäre wichtig, dass wir das Kind ab und zu zu Gesicht bekommen - letztendlich können sich Wohnorte auch ändern, oder nicht? Natürlich wäre ein bisschen Kontinuität wünschenswert, aber noch mehr ist es eine gute Erziehung. Womit wir eigentlich zum Knackpunkt kommen. Ich bleibe bei Arioste mit meinem Blick hängen, denn natürlich hat Kaylis recht - es würde ihr zufallen. Natürlich wissen wir, wie sehr du sie magst. Da liegt für mich...nunja, wie soll ich es sagen, mir geht es nicht anders. Ich fürchte Johanna wird eine strenge Hand brauchen, sie ist ein liebreizendes, aber leider auch verzogenes Mädchen. Sie versteht es die Menschen um ihre Finger zu wickeln. Allerdings habe ich da durchaus Vertrauen in dich... Noch einen Moment schaue ich die Schwarzhaarige in dieser illustren Mischung aus Haarfarben an. Selten, dass sie die einzige Dunkle in der Runde ist.
Nun kommt mein Blick auf dem Landgrafen zu liegen. Was Johanna angeht, kann ich nicht viel sagen, aber letztendlich ein Angebot meinerseits machen. Ich weiß nicht, wie deine eigene Planung aussieht oder ob du dir bereits Gedanken gemacht hast, allerdings möchte ich mich nicht lumpen lassen. Meine Möglichkeiten sind sehr viel begrenzter als deine - Weiß der andere ja auch, allerdings ist vielleicht auch schon das ernstgemeinte Angebot mehr wert, als alles andere. jedoch bin ich gerne bereit anstatt eines monatlichen Betrages für Johanna zu zahlen, eines der Kinder aus deinem Haushalt Willkommen zu heißen. Ein Schritt, der so nun nicht unbedingt ganz mit Rondra abgesprochen, aber dennoch logisch ist. Nun, da ich so weit vorpresche ohne das wir uns dem Ziel nähern, drehe ich mich zu dem Weib um und winke sie heran. Komm zu uns...man könnte meinen, dass du nervös bist. Es ist ein liebevolles Lächeln, welches ich in ihre Richtung schicke.
Sicherlich wird es keines seiner leiblichen Kinder sein, welches den Aufenthalt auf Rabenstein genießen würde, aber an diese denke ich auch gar nicht so sehr. Hat er nicht neulich erzählt, dass da noch zwei weitere sind? Vielleicht wäre eines von ihnen geeignet und ein guter Tausch. Ein Kind für mein Kind zum Aufwachsen. Eines, was am Ende wie ein Bruder oder eine Schwester sein würde und eine Generation schaffen würde, die in ganz anderen Verhältnissen lebt. Soweit meine Gedanken, bevor ich dann meine. Aber vielleicht bleiben wir bei den Modalitäten, zu denen kann Rondra sicher sehr viel mehr sagen als ich. Man kann jetzt wenigsten nicht sagen, dass ich beim Reden nichts gesagt habe - finde ich.

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Rondra
14. September 1462
{Graz in der Torgasse}


Ein bisschen würde sich Rondra vielleicht wie eine Puppe mit losem Kopf vorkommen, wenn sie dafür Gedanken frei hätte – denn in den letzten Minuten des Geredes hat sie immer und immer wieder leicht genickt. Fast ständig.
Kaylis hat verstanden worum es unterschwellig auch geht. Natürlich soll Johanna keine Geisel sein, auch keine noch so geachtete. Im Leben würde das Rondra nicht einfallen. Allerdings stärkt es Bande und macht Entscheidungen vielleicht nicht ganz so leicht, wie sie in der Vergangenheit gewesen sind. Es verschiebt die Figuren auf dem Schachbrett des Lebens ein wenig zu einer anderen Seite. Rondra ist zu klug um dies nicht ganz genau zu wissen. Andererseits geschieht dies ohnehin schon. Konflikte würden auch nach der Heirat der beiden bereits anders verlaufen als bisher. Ein Fakt der nicht ausgesprochen werden muss – vielleicht aber nicht alle im Raum ahnen. Abgesehen davon dass sie es ohnehin schwerlich jemals wieder tun würde, würde das Weib nicht die Waffe gegen Arioste erheben. Direkt oder indirekt. Insofern wäre Johanna kein richtiges Pfand.
Oh natürlich wäre Arioste verantwortlich und selbstverständlich weiß Rondra sehr genau welchen Platz die Kleine im Herzen der Tante einnimmt. Da geht an alle wieder ein nicken.
»Johanna mag manches Mal über die Stränge schlagen, doch sie kennt ihren Platz sehr gut und vermag dies einzuschätzen. Meistens.« Vielleicht mal wieder das zu weiche Mutterherz, das hier spricht, aber andererseits hat das Kind bisher nie wirklich Schaden angerichtet. »Gerade ihre Art macht ihren Reiz aus, aber natürlich ist es notwendig sie nun auf die richtige Bahn zu führen. Eine Aufgabe die ich Arioste durchaus zutraue. Natürlich in Zusammenarbeit mit Lehrern.« Wohl kaum könnte die Freundin dem Kind alles beibringen, ob da nun das Können oder das Wollen vordergründig ist, sei dahin gestellt.
Doch Kelian ist es, der schließlich ihren Blick wieder auf sich zieht. Ein wenig überrascht neigt Rondra den Kopf nach rechts. Zuerst das Angebot einen Zögling des Wettiners aufzunehmen. Sie selber hatte die Möglichkeit einmal vage angedeutet. Natürlich agieren sie unter seinem Stand. Das wäre selbst noch der Fall wäre Rondra geblieben was sie einst gewesen ist. Doch letztlich ist es an Kaylis das Angebot anzunehmen, oder abzulehnen.
Ihre Braue hebt sich ein bisschen. Ihr Mann. Manchmal ist er wirklich unmöglich möglich. Nun zustimmen? Sie sind verheiratet. Da muss sie nicht unterstreichen, dass sein Wort auch das ihre ist. Höchstens es herauskehren, wenn es sich anders verhält – aber das nach Möglichkeit nicht in einer so großen Runde. Obwohl. Manchmal wäre es schon schön mal wieder Zweisamkeit mit der Cousine zu haben.
Seiner Aufforderung folgt sie allerdings nur langsam. Nicht dass sie sich dagegen auflehnen wollen würde. Sie steht und geht nur gern, wenn sie nachdenken muss und eigentlich sollte er das wissen. Also wird der letzte Sessel auch belegt, die Frage ist nur für wie lange sie es aushalten würde.
»Die Modalitäten.« Immerhin, ihren möglichen Part hat Kelian bereits angesprochen. Ein kleiner Schluck des Würzweins, dann soll es also losgehen. »Johanna soll alles lernen, was eine Frau ihres Standes beherrschen muss.« Welche Überraschung. Allerdings wird Kaylis davon wohl eine leise Ahnung haben. Hoffentlich. Ein bisschen. »Konversation, Sprachen, Tanz, Reiten, Handarbeiten und Benehmen.« Wie oft hat sie diese Litanei nun schon aufgezählt in den letzten Wochen? »Ah. Desweiteren halte ich die Grundlagen des Kochens durchaus für lernenswert.« Weil sie es eben nicht kann. Muss keiner wissen, außer Kelian und den würde ein strafender Blick treffen, sollte er nun falsch reagieren. »Dann sollte Johanna zu gegebener Zeit von euch in die Gesellschaft eingeführt werden.« Klar. Letztlich ist das doch das Ziel des ganzen Aufwandes. »Sollte sich eine passende Verbindung finden, und wir sie gut heißen, so wäre eine Verlobung in unserem Sinne.« Was je nach Möglichkeiten weit entfernte Zukunftsmusik sein kann, oder aus unterschiedlichsten Gründen auch bald geschehen könnte. Dass das Paar dies theoretisch erfüllen könnte steht für Rondra außer Frage.

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Kaylis


14. September 1462 – Ein Besuch in der Torgass

Während er den anderen zuhört, nippt der Blonde immer mal wieder am Wein. Hier und da nickt er wohlwollend bis zustimmend. Schnell stellt sich seiner Meinung nach heraus, dass man eigentlich auf einer Wellenlänge schwebt. Etwas, was sehr beruhigend ist. Natürlich könnt Ihr Johanna immer sehen, wenn Euch der Wunsch danach steht. Mit einem Lächeln auf den Lippen fährt er fort. Im Gegenteil – es wäre wohl vielmehr ein weitere Punkt für uns. Wir haben mit Johanna ein Unterpfand, das uns Eure Gesellschaft zumindest ab und an sicherstellt. Ja, der Kontakt würde wohl wesentlich weniger schnell abbrechen. Man hat einen Grund zusammen zu kommen. Das ist wohl der schlagkräftigste Grund für Kaylis sie aufzunehmen. Freilich neben dem Wunsch Johanna auch eine tadellose Jugend zu ermöglichen. Geislingen und Weimar werden uns bleiben. Für Kontinuität ist dann wohl gesorgt, wenngleich wir sie natürlich schon mitnehmen werden, wenn wir verreisen. Sie wird vieles kennen lernen. Andere Adelige, den kaiserlichen Hof, vielleicht auch Studienreisen, öffentliche Anlässe und vieles mehr. Das gehört wohl alles mit dazu.
Leicht amüsiert hört er dann der Beschreibung Johannas zu. Ein verzogenes Mädchen, das auch mal über die Stränge schlägt. Man kann den Beiden wirklich nicht vorwerfen, dass sie nicht ehrlich sind. Aber für Kaylis ist das nicht abschreckend. Ein wacher, aufgeweckter Geist hat eben seinen eigenen Kopf. Insgeheim hofft er auch, dass ein verzogenes Mädchen seinen Faible für Schneiderwaren teilt und man so vielleicht gemeinsam einem Laster frönen kann. Kaylis wird’s natürlich immer auf den kleinen Nimmersatt schieben. Da wird ihm gleich etwas warm ums Herz. Aber ernsthafte Bedenken hat er nicht, denn er traut Arioste das zu.
Der Vorschlag mit dem Kinderaustausch kommt dann unerwartet. Daran hat er noch nicht wirklich gedacht. Eigentlich hatten Arioste und Kaylis beschlossen, dass man nichts haben wollen würde. Arek scheidet wohl aus. Er würde Thüringen erben und höchst wahrscheinlich zu seinem Onkel Matrim gehen. Die beiden Mädchen – für die ist eigentlich bestens gesorgt. Es besteht keine Dringlichkeit sie unterzubringen. Sobald sie mal im richtigen Alter sind, würden Bewerber ohnehin Schlange stehen. Lia, weil sie eine ordentliche Mitgift bekommen würde, und Greta, weil sie zwei reiche Onkel hatte, die sich fast darum streiten, wer dem Kind Geld und Land schenken darf. Dann bleibt noch Preston, Kaylis Patenkind. Und diese Option ist tatsächlich nicht unrealistisch. Er hatte für Preston noch nichts vorgesehen. Er wollte das Kind sich entwickeln lassen. Vielleicht will er ja eine geistliche Laufbahn einschlagen, vielleicht eine weltliche. In jedem Falle wird er irgendwann Freiherr werden. Da ist es vielleicht gar nicht schlecht, dass er am Hof eines Freiherrn aufwächst und die Arbeit von die Pike auf lernt, die mal auf ihn warten wird. Ich habe darüber noch nicht nachgedacht. Und meine Kinder sind wohl auch noch etwas jung dazu. Aber ich habe einen Knaben in meiner Obhut. Preston. Er ist mein Patenkind und nach dem Tod seiner Eltern – Sefira und Serverin – habe ich auch die Vormundschaft über ihn. Wenn er im richtigen Alter ist, würde ich sehr gern auf dieses Angebot nochmals zu sprechen kommen. Er schaut nochmals zu Arioste um sich rückzuversichern für die kommenden Worte. Aber wir erwarten keine Gegenleistung. Ihr habt es selbst gesagt. Wir sind Familie. Und innerhalb der Familie soll es Lohn für uns genug sein, wenn wir euch damit einen Gefallen tun können. Finanziell reist das den Landgraf nun sicher nicht in eine Misere. Er hofft dennoch, dass sie es nicht als eine Art Almosen ansehen. Sie tun es einfach gerne. Interessiert hört er dann zu, was Johanna alles lernen soll. Das war sehr vernünftig – Lesen und Schreiben versteht sich von alleine. Musizieren noch und .. er beißt sich leicht auf die Lippe. Vielleicht noch einen religiösen Unterricht. Das war wohl das einzig heikle Thema. Ihr werdet verstehen, dass an unseren Hof kein reformierter Theologe kommen kann. Nein, da wäre sein Lehen wohl schneller weg, als er bis drei zählen kann. Dennoch werden wir sie niemals bedrängen. Er hofft, dass sie das Entgegenkommen auch als solches verstehen. Offiziell wird Johanna das wohl niemals ausüben können – den reformierten Glauben an Kaylis Hof, wenn sie sich diesem denn verpflichtet fühlt. Aber darüber hinaus. Gedanken sind frei. Dann schaut er aber etwas ungläubig zu Rondra. Kochen? Er wiederholt das nochmal. Meint sie das ernst? Er schmunzelt und meint mit einem Seitenblick zu Arioste. Das wird Arioste bestimmt zu ihrer eigenen Aufgabe machen. Er kann einfach nicht anders als zu Sticheln bei diesem Thema. Es würde uns sehr freuen, wenn wir sie mit eurer Zustimmung auch von unserem Hof aus verheiraten können. Eine stattliches Hochzeitsgeschenk wäre ihr sicher. Er stockt kurz. Seht ihr das als unsere Pflicht an, sie zu verheiraten? Das wollte er dann doch wissen. Das ist viel Verantwortung. Da hätte er schon noch einen Plan B dazu im Kopf.

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Arioste
14. September 1462 – Ein Besuch in der Torgass

Nicken, Nippen, zuhören, das ist worauf sich Arioste fürs erste Beschränkt. Der Vorschlag mit dem Kindertausch lässt sie dann doch aufhorchen, denn auf diese Idee wäre sie aus diversen Gründen sicher nie gekommen. Also wird ein weiteres Mal genickt bei den Worten zum Verzicht auf die Gegenleistung.
„Wir würden Johanna wirklich gerne aufnehmen, ihrer selbst willen und eben auch etwas eigennützig, um zu garantieren, dass die Treffen zwischen uns nicht zu selten werden.“ Was für sie ja durchaus ein entscheidender Aspekt sein wird.
Dass er das Kirchenthema anspricht ist noch ein Punkt der das Unbehagen noch einmal anschubst, und schnell wird dazu ergänzt.
„Nun, die Bücher von Aristoteles sind die Grundlagen beider Kirchen, sich damit zu befassen sollte ihr kaum schaden.“ Über die Interpretation dessen kann man sicherlich gerne diskutieren, aber sie persönlich sieht die Unterschiede wohl mehr in den Kirchen und vielleicht beim Stellenwert, den Christos einnimmt. Irrlehren sind aber wohl ausgeschlossen.
Ein böser Blick geht zum Verlobten, angesichts des kleines Seitenhiebes, aber sie schweigt dazu, auch wenn es wohl kaum ein Geheimnis ist, dass sie jede Speise zu einem Gift ähnlichen Gemisch verarbeiten kann. Vielleicht sollte sie ihn doch einmal kosten lassen, dann hätten die Witze womöglich ein Ende.
„Sie in die Gesellschaft einzuführen dürfte das geringste Problem sein. Ich gehe davon aus, dass wegen Besuch noch Feiern selten sind. Gerade wenn sie uns begleitet wird es diesbezüglich wohl einige Möglichkeiten geben.“
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Rondra
14. September 1462
{Graz in der Torgasse}


Bei Kaylis Worten sieht Rondra zuerst doch ein bisschen verdutzt aus, bevor sie dann in helles Lachen ausbricht. Kein bösartiges Auslachen, sondern ein sehr erheitertes Anlachen. »Oh Kaylis.« Tatsächlich schießen ihr die Tränen in die Augen und wenn sie auch nicht rollen, so wird ihr Blick recht unklar. Der rechte Handrücken behebt dieses Problem. »Ich glaube, Ihr seid der einzige Mensch unter der Sonne, der sich gleich zwei Unterpfande sichern will, um in den Genuss unserer Gesellschaft zu kommen.« Denn natürlich würde das bereits Arioste sicherstellen. Viel zu lange hatte der Blondschopf auf die Freundin verzichtet, weil Duria einfach zu weit fort war und Arioste die Abgeschiedenheit suchte. Eine Zeit die heute, rückblickend, unvorstellbar war. Rondra ist kein Weib das viele Freundschaften lebt. Arioste. Sofia – zumindest bis zu ihrer Verheiratung. Die beiden sind es, denen Rondra ihr Herz ausschütten würde – oder es eben getan hätte. Der Tod hat einige in die Arme genommen, Löcher in ihrem Herzen, die nicht geschlossen werden können. Allen voran Stoffel, Celvin und Lilly. Dazwischen immer mal wieder Annäherungen, die sich schließlich dann doch im Sande verlaufen. Sicherlich liegt es an der Steiermark, das Land hält nicht viele auf Dauer – und dann müsste die Wellenlänge auch noch stimmen. Doch natürlich liegt es weitestgehend an ihr selber.
Nein, nimmt man es ganz genau, legt kaum jemand größeren Wert auf ihre Anwesenheit. Umso lustiger, dass nun ausgerechnet Kaylis so spricht, wenn auch im Namen von ihm und Arioste.
»Glaubt mir, wahrscheinlich stehe ich schneller an Eurer Türe und bitte herzzerreißend um Einlass, als ihr es für möglich haltet.« Also noch nichtmal allein auf Johanna gemünzt.

Die Frage nach ihr, ist sie damit fast geklärt? Kaylis Erläuterungen führen weiter zu einvernehmlichen Kopfbewegungen. Lesen und schreiben kann das Kind, natürlich nicht perfekt und diese Lehrstunden müssten beibehalten werden, aber sie macht sich bereits ganz gut. Die Hoffnung dass Johanna seine Leidenschaft für Kleider teilen könnte, würde bei der Blonden sicherlich nur noch mehr Erheiterung hervorrufen. Allerdings ist diese Hoffnung mit Sicherheit nicht vollkommen vergebens. In dieser Hinsicht scheint Johanna ausnahmsweise ein Frauenzimmer durch und durch zu sein.
Er ist nicht der einzige im Raum, der durch Kelians Vorschlag ein wenig überrollt ist. Doch es ist kein schlechter gewesen, im Gegenteil. Kelian. Ihr Blick sucht nun wieder ihn. Es ist natürlich keine lange Suche und als sie ihn ansieht, legt sich ein zärtlicher Glanz über ihre Miene. Sicherlich vollkommen unangebracht, aber Schwangere kann man manchmal nicht ganz entschlüsseln.
»Mir war nicht bekannt, dass Sefira ein Kind hatte.« Womit die Blauen sich wieder lösen und fragend zu derjenigen wandern, mit der sie die Erinnerungen an Sefira teilt. Arioste. Es ist fürchterlich lange her. Es war ein völlig anderes Leben. Und bevor jemand auf die Idee kommen könnte dort wieder eine versteckte Freundin zu entdecken – es war eher Ariostes. »Aber natürlich hätte der Bub meine Zustimmung. Als Euer Patensohn scheint er sich ebenfalls als Unterpfand zu eignen.« Vergnügt hebt Rondra nun den Becher wieder an die Lippen. Der Würzwein ist längst abgekühlt, aber das stört sie nicht. Das hier läuft weitaus entspannter als sie gedacht hätte. Nach ihren Erfahrungen allerdings auch nicht weiter verwunderlich.

»Kochen, ja.« wird bestätigt. Ob Arioste dazu geeignet wäre, vermag Rondra nicht zu sagen. Vage erinnert sie sich allerdings an einige Anekdoten. »Die…. Grundkenntnisse. Die Zeiten heute mögen dies nicht erfordern, die von morgen sicherlich auch nicht, aber mich hat die Vergangenheit gelehrt, dass es nicht schaden kann – und sei es um die Allmacht des Kochs einzuschränken.« Weiß doch jeder, dass denen manchmal ihre Fähigkeiten zu Kopfe steigen. Basiswissen ist da nicht verkehrt.
Ein ganz anderes Thema ist die Gretchenfrage. Rondra ist bewusst welchen Schritt er da auf sie zu geht. Die Kluft dieses Grabens könnte tatsächlich unüberwindbar werden, so sehr er auch die Hand ausstreckt, um ihnen hinüber zu helfen. Der Glaube an das was der Onkel predigte ist tief verwurzelt in ihr, doch mit Sicherheit steht sie da nicht ganz allein.
»Ich habe Vertrauen in Arioste, dass sie Johanna in Glaubensfragen beisteht, wie ich es tun würde. Ich glaube nicht, dass wir in dieser Hinsicht allzu weit voneinander entfernt stehen. Wir haben… lediglich andere Weggabelungen gewählt.« Was die Aussage der Freundin wohl mehr oder weniger bestätig. Trotz allem ist Johanna ein kleines Mädchen, das auch in dieser Hinsicht formbar wäre. Grund genug die Stirn nachdenklich in Falten zu legen. »Wir werden Euch oft genug besuchen kommen und ich werde mich mit meinem Bruder unterhalten. Solltet ihr tatsächlich viel Reisen, gibt es sicherlich auch hier Möglichkeiten dass Johanna ihren Glauben nicht vollkommen vergisst. In dieser Hinsicht hat sie bereits mehr durchgemacht als ein normales Mädchen in ihrem Alter.« So verhält es sich mit vielem. Der Krieg. Später die ständige Anwesenheit der Glaubenskrieger zu ihrem Schutz. Sie wäre womöglich ein gefundenes Fressen, sobald sie die Steiermark verlässt. Eine alte Angst beginnt wieder aufzuflammen. Nein, eigentlich sind es mehrere. »Ihr… würdet sie doch schützen vor den Fängen der Inquisition?« Dass sie zwangsläufig andere Gottesdienste besuchen würde ist klar. Doch eine Taufe, oder „Bekehrung“ steht außer Frage. Andererseits, wer sollte es hinterfragen? In Hinblick darauf ist ihr neuer Name vielleicht ein Segen. Mag er nicht so gewichtig sein wie der alte, er wirft weniger Fragen auf. »Ich würde es begrüßen, wenn ihre eigentliche Abstammung nicht allzu öffentlich behandelt werden würde.« Ein Adelskind aus der Steiermark, Spross der Freundin der Herrin. Reicht das nicht? Vielleicht ist das schlimmste an dieser Feststellung, dass Rondra sich dabei nicht einmal vorkommt als würde sie die Familie verraten.

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Kelian_


Come away with me
14.09.1462


Wo fängt Stolz an und wo hört er auf? Ich bin ein sehr stolzer Mensch, denn dies war oft das einzige, was ich mir leisten konnte - und selbst da war es manchmal falscher Stolz oder solcher, der mich sehr viel tiefer in eine Sache reingeritten hat, als es nötig gewesen wäre. Nicht umsonst zieren die Narben meinen Rücken. Nichts, was in diesem Raum jemand außer Rondra weiß, aber sicherlich könnte das Angebot von Kaylis die Geschichte hier zum Kippen bringen. Für mich ist es nicht die Frage des Glaubens, die heikel ist. Mir ist die Kirche egal. Ob nun die reformierte oder die aristotelische - mir doch gleich. Im Grunde sind sich beide Kirchen doch auch gar nicht so unähnlich, was die Lehren angehen. Die eine wurde eben nur von Rondras Großonkel gegründet und die andere nicht. Genau dies ist für mich der Unterschied und, dass ich noch nie einen normalen Pfarrer der Kirche gesehen habe. Moment. Außer Feliciana, die ja angehende Kirchenfrau war. Für mich liegt der große Unterschied also in der Präsenz der Kirchen. Eine Ansicht, die ich lieber nicht laut äußere und deswegen lieber eine schweigende Haltung einnehme. Wirkt mit Sicherheit vornehmer und schlauer als alles, was ich zu dem Thema sagen könnte.
Ob Johanna am Ende den Glauben ihrer Mutter behalten würde oder geformt werden würde - mir gleich. Letztendlich ist es doch so: Wir geben sie auch zu Kaylis, damit sie ein angemessenes Leben führen könnte, wenn sie verheiratet ist. Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre ihr Ehemann ein Aristot, wie Kaylis es ist. Es würden wahrscheinlich weniger Differenzen entstehen, wenn das Ehepaar eines Glauben wäre. Ist ja nicht jeder so wie ich bereit den Glauben zu wechseln. Oder einen anzunehmen? Einen zu entwickeln? Na, irgendwie so. Genau, das ist es. Nicht jeder ist bereit in ein kaltes Becken mit Wasser zu springen, was dazu auch noch eiskalt ist.
Egal wie, ich bin mir sicher, dass es daran nicht scheitern soll, was mich zurück zur Stolzsache bringt. Ein Angebot, welches der Landgraf da macht, was ich nicht ausschlagen sollte. Nichts zu bezahlen für die Ausbildung von Johanna, ist eine finanzielle Last, die wegfällt, die ich mir eigentlich gar nicht erträumen kann. Ich höre schon Thomas, wie er einen Jubelschrei ausstößt. Es würde Rabenstein helfen die nächsten Jahre zu überstehen. Dennoch, eine kleine Stimme in meinem Kopf schreit sofort dagegen, dass ich dies nicht annehmen kann. Kann ich nicht? Kaylis hat es sicher nicht ungeschickt gemacht, auf Familie gepocht. Ja, wir würden eine Familie sein. Ha. Dies ist der Wahnsinn, mein Vater würde wahrscheinlich vor Lachen sterben. Mit einem Landgrafen und noch viel mehr verwandt, der ehemaligen Kaiserfamilie. Nein, darüber würde er wahrscheinlich nicht fertig werden. Also, gibt es einen Grund dieses Angebot nicht anzunehmen? Nein. Dies ist die schlichte Antwort darauf, vor allem da ich an anderes denken muss als an meinen Stolz. Heute gibt es so viel mehr für mich, als meinen Stolz. Dann hoffe ich, diesen Gefallen irgendwann erwidern zu können. Womit ein weiterer Punkt geklärt ist.
Bleiben noch zwei und bei dem nächsten stellt sich ein breites Grinsen ein. Das Kochen. Nun, kann ja keiner ahnen, dass Arioste sicher genauso gut kochen kann wie Rondra, aber niemand kann auch ahnen, dass es noch jemand so unterirdisch beherrscht. Ich muss mir also ein Lachen verkneifen, als sie diesen Wunsch äußert, denn eigentlich ist es gar nicht lustig. Es ist aus der Not, die wir das letzte Jahr erlebt haben, heraus geboren. Unterschätzt das mit dem Kochen nicht, ich fürchte die Erbanlagen dafür sind kaum vorhanden. Ich selbst gluckse leicht in mich hinein, auch wenn nun sicherlich ich einen Rüffel bekommen würde. Egal. Ich bin auch dafür. Wissen im hauswirtschaftlichen Bereich wird ihr gut tun, sie vielleicht auch ein wenig erden. Sie kennt die Not, die ein Land befallen kann, sie sollte nicht hilflos sein, in solch einer Situation. Das Thema nun weiter aufzuwärmen, würde nur zu Streitereien führen. Weshalb ich es auch fallen lasse und für mich zu einem weiteren wichtigen Thema komme. Das Musizieren unterstütze ich voll und ganz. Seit neuestem hat das Kind eine Flöte - ich habe noch kein großes Talent entdeckt, aber mit dem richtigen Lehrer wird da sicherlich was draus. Ich grinse wieder, nein schlecht machen will ich Johanna definitiv nicht. Allerdings habe ich ihr die Grundzüge des Malens beigebracht und des Bogenschießens. Für ihr Alter ist sie beachtlich, dies sollte man vielleicht weiter verfolgen. Ich selbst verliere mich jetzt sicherlich im Detail, aber es ist auch ein bisschen der Stolz der aus mir spricht, immerhin sind es Dinge, die sie gelernt hat, seitdem ich in ihr Leben getreten bin. Herrje, es ist beinahe abartig, wie sehr ich einen Narren an dem Kind gefressen habe, kenne ich sie doch erst knapp anderthalb Jahre.
Nun, kommen wir zu einer der wichtigsten Fragen, ich denke, dass ich da sicher für uns beide sprechen kann. Das Heiraten. Ich würde es keine Pflicht nennen, aber ein wünschenswerter Nebeneffekt. Johanna soll eine gute Zukunft haben und ihr wäret in der Lage jemanden geeignetes zu finden, gerade da ihr dann näher an dem Kind seid als wir. Ich denke, dass das letztendliche Wort bei uns verbleiben würde, wir aber generell auf euch vertrauen würden. Heißt im Klartext? Es wäre sehr wünschenswert, aber wenn es nicht klappt, dann müssten wir eben in die Hufe kommen. Zumindest meine Position dazu. Wenn wir uns einig werden - was ich nicht bezweifle - dann würde ich gerne einen Vertrag aufsetzen, ich hoffe, dies ist dir recht? Allein an Kaylis diesmal gewandt, auch wenn die Weiber natürlich mitzureden haben. Was gibt es noch zu klären? Den Glauben sicherlich abschließend, aber dafür fühle ich mich ja nicht zuständig und so kommt mir noch etwas anderes in den Sinn. Etwas meiner Meinung nach sehr höfliches, aber auch angebrachtes. Kaylis, wann wird dein Vetter eintreffen? Wenn er sich ausruhen möchte, dann seid ihr alle herzlich nach Rabenstein eingeladen. Dort gibt es genug Platz und nach Graz wäre es auch nicht weit. Man könnte Adam letztendlich sogar mit Anakonda einladen und dort verhandeln. Aber dies wäre dann den Wettinern überlassen. Familie sollte nicht in einem Gasthaus absteigen müssen, selbst wenn es ein so gutes wie der Löwe ist. Was dann wohl die neuen Bande zwischen uns besiegelt, oder nicht? Ich für meinen Teil finde, dass dies phantastisch läuft.

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Kaylis


14. September 1462 – Ein Besuch in der Torgasse

Kaylis lächelt breit. Er hat Arioste noch nie als Pfand oder gar Druckmittel angesehen. Aber wenn er darüber nachdenkt, dann macht das schon Sinn. Ich gehe eben gern auf Nummer sicher. Grinsend zuckt er mit den Schultern und flachst etwas über die Tatsache hinweg, dass er gute Gesellschaft wirklich gebrauchen kann. Das soll man nun seinen alten Freunden nicht negativ auslegen, aber etwas Abwechslung schadet sicher nicht. Lange müsstet Ihr wohl nicht um Einlass bitten. Nein bestimmt nicht, aber trotzdem hat die Vorstellung einer um Einlass bettelnden Rondra durchaus was für sich. Nachdenklich fügt er noch an. Sobald wir denn wissen, wo wir uns niederlassen werden. Er schmunzelt wieder leicht. Nicht, dass Ihr noch an der falschen Tür vor Sehnsucht zergeht.

Das Thema der 'Bezahlung' - wie auch immer diese aussehen sollte - hat Kaylis in der Tat nachdenklich werden lassen. Würde sich Preston irgendwann abgestoßen fühlen, wenn er nicht in der Nähe der anderen aufwachsen darf? Das ist eigentlich die Frage, die ihn am Meisten beschäftigt. Aber dennoch wird der Landgraf das Angebot von Kelian – wenn es dann noch aktuell ist – irgendwann annehmen. Es ist einfach richtig so. Die Worte über die leider verstorbenen Freunde Sefira und Serverin ergänzt der Blonde noch. Sie hatte zwei Söhne. Alexander und Preston. Er nimmt nochmals einen Schluck aus seinem Weinbecher und schaut nachdenklich drein. Seine Stimme ist gedämpfter als zuvor. Ich weiß leider nicht, was aus Alexander geworden ist. Er müsste in Johannas Alter sein, gar älter. Er weiß nur, dass es seine Schuld ist, dass er nicht weiß was aus dem Jungen geworden ist. Er ist schuld daran, was auch immer mit ihm geschehen ist. Das gehört eindeutig zur dunkelsten Stunde in Kaylis Leben, etwas was er so gut wie mit niemandem je geteilt hat. Bis heute hofft der Blonde, dass Alexander eines Tages Wut entbrannt vor den Toren stehen wird, um das gleiche Recht einzufordern, das auch seinem Bruder zuteil geworden ist. Und er wär überaus glücklich dem Folge zu leisten, einzig um zu wissen, dass es ihm gut geht. Diese Gedanken sind eindeutig trüb, weswegen er sich dazu zwingt darüber hinweg zu lächeln. Es war auch nicht das aktuelle Thema. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich froh sein meinen Sohn in so gute Hände geben zu können. Das stimmt auch. Hier wird er bestimmt eine gute Schule durchlaufen. Wie selbstverständlich bezeichnet er Preston auch als seinen Sohn.

Das Kochthema bringt ihn hingegen immer noch zum Schmunzeln. Rondras Worte geben perfekten Sinn. Es schadet nicht, wenn Kinder auch geerdet bleiben. Unweigerlich richtet er seinen Blick auf Arioste. Ob sie vielleicht an Johannas Kochunterricht teilnehmen kann? Gott weiß, dass sie das nötig hat. Musternd schaut er seine Verlobte an und legt den Kopf dabei schief. Ein wohl recht deutliches Zeichen dafür, dass sein Hirnstübchen am Arbeiten ist. Erst Kelians Kommentar reist ihn aus der Gedankenwelt und lässt ihn kurz auflachen. Da er aber das Thema nicht überstrapazieren will – er geht ihr damit bestimmt schon auf die Nerven – sagt er nichts. Er drückt nur leicht ihre Hand und erwidert den Peverells. Wenn ihr das wünscht, dann wird sie das natürlich lernen. Gekocht wird immer und ich denke, dass die ein oder andere Köchen sich bestimmt gern über die Schultern schauen lässt. Und wenn nicht, dann muss sie trotzdem. Das ist eben die Welt, in der alle hier leben. Und weil er es doch nicht lassen kann, fügt er noch an. Außerdem lass ich mir eine solche Gelegenheit nicht entgehen. Johanna wird als die erste Dame aus dieser Familie in die Geschichte eingehen, die kochen kann. Und ich war an diesem Meilenstein beteiligt. Er grinst breit dabei.

Er nickt leicht – was soll er auch sonst tun? Er ist kein reformierter Aristot und wird es auch nicht werden. Er heißt den anderen Glauben nicht gut, verteufelt ihn aber auch nicht vehement. Er ist einfach nur nicht Teil seines Lebens – so nah die beiden verschiedenen Religionen sich auch inhaltlich stehen. Ich würde es begrüßen wenn Kontakt mit Geistlichen eurer Kirche nicht in meiner Reichweite stattfinden. Damit erteilt er wohl auch eine Absage einer reformierten Glaubenseinheit auf Reisen. Das ist ihm doch etwas zu heikel. Was die Mutter mit ihrer Tochter bespricht, wenn sie zusammen sind – gerade auch auf seinem Hof oder Reisen – ist ihm gleich. Aber Geistliche sind doch ein andere Kragenweite. Johanna wird ihrem Elternhaus ja nicht gänzlich den Rücken kehren. Sie wird euch Besuchen kommen zu gewissen Anlässen. Geburtstage, Weihnachten, große Feste und Feiern – um nur ein paar zu nennen. Mir wäre viel daran gelegen, dass wenn so etwas schon stattfinden muss, dann zu solchen Gegebenheiten. Der Blick liegt dabei auf Rondra, denn er hat das Gefühl, dass ihre Überzeugungen zum reformierten Glauben tiefer gehen, als die von Kelian. Zumindest scheint er es nicht als wichtig genug zu erachten, sich auch dazu zu äußern.

Danach ist es wieder an der Zeit sein Blick zu Kelian zu richten. Mittlerweile ist er auch überzeugt, dass ihm am morgigen Tag der Nacken schmerzen wird vom ständigen Richtungswechsel. Die Flöte spielen, andere Instrumente..Singen. Er grinst dann leicht. Ach Talent wird sich schon finden, wenn nicht dann zumindest ein weit abgelegenes Musikzimmer. Nicht ganz ernst ist ihm dabei, wenngleich auch er eher ein Fan der leisen Töne ist. Aber die Lehrer werden das schon richten. Da ist er zuversichtlich, nur um gleich wieder fragend drein zu schauen. Bogenschießen? Was kommt als Nächstes. Die Bedienung eines Katapults oder einer Kanone? Aber auch hier ist er sich recht schnell sicher, dass die Beiden es ernst meinen. Er druckst etwas herum. Nunja. Also. Ihm fehlen etwas die Worte. Es ist etwas unorthodox für ein Mädchen, möcht ich meinen. Aber.. Er zuckt mit den Schultern. Wenn es euch so wichtig ist soll es daran bestimmt nicht scheitern. Als ob er eine Rechtfertigung sucht für diese Unterrichtseinheiten fügt er leise noch an. Bogenschützenturniere erfreuten sich auch immer größerer Beliebtheit. Das war dann wohl ein weiterer Punkt, in dessen Erfüllung der Landgraf kein Problem sieht.

Anscheinend macht man es schön im Wechsel. Denn die Heirat ist doch wieder so eine eher heikle Sache. Erst ein problemloses Thema, dann ein anspruchsvolles. Er hat sich das dennoch schlimmer vorgestellt. So kommt er weit glimpflicher davon, als er gerechnet hat. Deswegen stimmt er auch zu. Wir werden natürlich darauf achten, dass geeignete Kandidaten auch aufmerksam werden auf sie. Da gibt es Mittel und Wege. Und vielleicht entwickelt sich daraus was – eurer Einverständnis natürlich immer als Voraussetzung. Das wirft unwillkürlich eine weitere Frage auf. Soll Johanna so lange bei uns bleiben, bis sie verheiratet ist oder bis zu einem gewissen Alter? Wenn eben keine Verbindung gefunden wird. Schließlich wollen es die Eltern vielleicht nicht, dass aus Johanna eine alte Jungfer wird. Kelian stimmt er letztlich zu. Ja, es wäre gut, wenn wir das alles schriftlich fixieren. Und da langsam aber sicher ein Ende der 'Verhandlungen' in Sicht ist, gönnt er sich einen großen Schluck Wein aus seinem Kelch. Gern wendet er sich nun auch anderen Themen zu. Ich nehme an am Donnerstag oder auch Freitag. Ich weiß es nicht. Er zuckt mit den Schultern. Ich hoffe er meldet sich auch noch einmal. Zur freundlichen Einladung nickt er. Das ist sehr nett. Ich werde ihm diese Option unterbreiten und euch dann Bescheid geben. Er kann nur leider nichts fest zu- oder absagen. Ich weiß nur nicht, wie lange er bleiben mag oder wer ihn begleitet. Schmunzelnd fügt er noch mit einem Augenzwinkern an. Mein Cousin ist außerdem ein Miesepeter, dessen Gesellschaft keiner gern hat. Er sagt das im Spaß. Ich möchte euch nur gewarnt haben. Wann zieht es denn euch wieder zurück nach Rabenstein?

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Kelian_


Come away with me
14.09.1462


Natürlich wäre der Junge bei mir in guten Händen. Noch mehr - er wäre bei uns in guten Händen und speziell bei mir, zumindest vermute ich dies. Preston. Der Name sagt einiges über die Herkunft aus, auch wenn es kein häufiger Name ist, jedoch keimt da ein bestimmter Verdacht auf. Wie auch nicht. Deutsche haben andere Namen, wenn vielleicht sicher auch ungewöhnliche. Preston - seine Eltern, wo kamen sie her? Weder der Name Sefira noch Serverin sagen mir etwas, auch wenn es beide nicht die allerhäufigsten Namen sind. Nun, Kaylis könnte sicherlich Auskunft darüber geben. In jedem Fall würde ich - nein - wir würden uns geehrt fühlen und dem Jungen das Beste geben, was wir haben. Er würde wahrscheinlich eng mit unserem Sohn verbandelt sein. Ist ja klar, dass Rondra einen Sohn austrägt und nicht ein Mädchen. Haben wir genug im Haus rumrennen, echte Männer machen eben auch Männer. Es würde einige Probleme für mich geben, wenn mir am Ende jemand mitteilen würde, dass es doch ein Mädchen ist. Ich habe nicht einen Namen ausgesucht, der zu einem Mädchen passen würde. Auch - und ich weiß, dass dies eigentlich dumm ist -, möchte ich einen Erben. Jemanden, der meine Familie fortführt und ihren Ruhm weiter mehren kann. Oder eben ihren Rum. Mir egal, hauptsache ich wäre nicht mehr alleine gegen die ganze Sippschaft aus Weibern.
Wie auch immer, da ich kein ganz unsensibler Klotz bin, proste ich Kaylis vorsichtig zu und spreche dann mehr oder minder tröstende Worte aus. Wahrscheinlich wird sich jemand gut um ihn kümmern. Also um Alexander, denn so wichtige Kinder verschwinden nicht einfach. Dazu kann man sie zu gut gebrauchen, Geld erpressen und so weiter.
Was soll ich weiter dazu sagen? Selbst dies ist schon sehr heikel, denn woher soll ich es wissen? Es ist eine Vermutung ins Blaue, die den anderen den Schmerz vergessen lassen soll, den er empfindet. Ich muss zugeben, bei Rondra klappt dies meistens besser, weshalb ich wahrscheinlich auch sie und nicht Kaylis geheiratet habe. Also, auch aus anderen Gründen, aber dies ist sicherlich auch einer. Das Grinsen auf meinem Gesicht kommt wieder zum Vorschein. Nein, wir haben es sicherlich mit diesem Thema schon zu weit getrieben, weshalb ich versuche mir Rondras Hand zu angeln, während ich zu dem Blonden meine. Wir Kaylis, wir waren beteiligt. Ich lache wieder leise, sichtlich amüsiert. Allerdings muss ich Rondra verteidigen, sie kann kochen. Die Wahrheit ist hier weit gedehnt, aber ich will mein Weib am Ende auch nicht ganz bloßstellen. Außerdem weiß sie es doch sowieso besser.
Wieder spare ich mir persönlich das Glaubensthema, wie gesagt, es ist einfach nicht meins und letztendlich müsste Rondra wissen, wie sehr es für sie in den Vordergrund muss. Ich persönlich würde nicht darauf pochen, aber vielleicht können wir dies noch einmal in einem ruhigen Moment besprechen. Sie weiß selber, dass dies Johannas beste Gelegenheit ist.
Wieder ist es ein leises Lachen. Natürlich würde man Talent finden, das Kind ist schließlich nicht unbegabt. Es ist eher ein lustiges Gespräch als anstrengende Verhandlungen. Sicherlich ist es nicht die klassische Beschäftigung, ich würde es mir wünschen. Sollte es nicht klappen, dann ist es so - ich möchte euch da jetzt nicht zu sehr einschränken. Ihr wisst, was sie können muss oder sollte, der Rest ist für mich Zugabe und wenn es anstatt Bogenschießen am Ende... Ich wedle mit der Hand in der Luft, finde ich jetzt selbst keine gute Alternative. ...uhm...also irgendwas anderes ist, dann ist das für mich auch in Ordnung.
Im Gegensatz zu Kaylis sehe ich das Heiratsthema als gar nicht so heikel an. Johanna deutet jetzt schon an, dass sie einmal ganz wie ihre Mutter eine Augenweide sein wird. Anders ein wenig, aber dennoch nicht weniger schön. Dazu hat sie ein recht ansprechendes Wesen, ist nicht dumm und kommt aus einem guten Hause. Mit Kaylis als ihrem Gönner steht ihr die Welt offen, ich sehe also nicht wirklich die großen Probleme. Dennoch muss man natürlich einplanen, dass es am Ende doch nichts wird und das Kind vielleicht keinen ernsthaften Bewerber haben wird. Mit einem kleinen, ernsten Nicken bedenke ich die Worte des Wettiners. Wie würde man es handhaben wollen? Ich schaue kurz zu Rondra, bevor ich dann schließlich doch meinen Senf dazu gebe. Ich denke, dass sich jemand finden wird. Sollte wider Erwarten dies ausbleiben, dann denke ich, dass das Kind irgendwann wieder zu uns zurückkommen sollte. Ich weiß nicht, was realistisch ist - im Alter von vierzehn Jahren, wenn keine ernsthafte Verbindung in Sicht scheint? Oder doch lieber erst sechzehn, damit mehr Zeit verbleibt? Wann führt man solch ein Mädchen in die Gesellschaft ein? Gna, hätte ich mal lieber den Mund gehalten, dann hätte ich nicht Preis gegeben, wie wenig Ahnung ich habe. Egal, nun ist es raus und hier muss ich niemandem was vor machen: Ich bin der Sohn eines Seemannes, der vielleicht edles Blut in sich hat, aber sicher bis zu dem Zeitpunkt als er in die Steiermark gekommen ist, nicht einmal den Ansatz von edel war. In gewissen Dingen sind Kaylis und ich uns gar nicht so unähnlich. Eigentlich war der Plan das Erntedankfest hier komplett zu verbringen, aber ehrlich gesagt, komme ich davon ab. Ich sollte als Lehnsherr nicht zu lange weg bleiben dieser Tage, es war eine schwierige Ernte. Der Krieg. Ich schätze also, dass wir die Tage nach Rabenstein zurückkehren werden, voraussichtlich am Mittwoch oder Donnerstag. Ihr dürft euch gerne anschließen oder nachkommen - mit und auch ohne Cousin. Ein leises Lachen ist wieder zu hören, als der Blonde so von seinem Cousin spricht. Kein Problem, ich habe auch Zimmer im Keller anzubieten, dann fällt es keinem auf. Was nun das andere angeht, gilt es sicher zu beschwichtigen.Rabenstein ist sicher nicht riesig, aber insofern ihn keine einhundert Mann begleiten, sollten wir jeden irgendwie unterbekommen. Sag einfach Bescheid, wenn du mehr weißt und wir veranlassen alles. Alles sehr ernst und herzlich gemeint, ein weiterer Schluck Wein wird von mir genommen. Sind wir uns einig, dass Johanna erst nach der Hochzeit zu euch kommen soll? Wahrscheinlich wäre dies vernünftig. Den Vertrag könnten wir auf Rabenstein aufsetzen lassen, zusammen mit deinem Cousin Kaylis, falls dies klappt. Dann hat jeder von uns noch einmal ein bisschen Bedenkzeit. Was vor allem die Glaubensfrage betreffen würde. Vielleicht könnte ich da ein wenig auf Rondra einwirken, insofern diese nun nicht vollkommen unrational handeln würde. Vielleicht hat sie den verbalen Wink ja verstanden.

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Rondra
14. September 1462
{Graz in der Torgasse}


Natürlich würde sich Sefiras Junge gut mit ihrem Sohn verstehen. Sollte dieser nicht in den nächsten sechs Wochen geboren werden, so sicherlich in den nächsten zehn Jahren. Es ist an Rondra bei dieser Aussage die Blauaugen gen Decke zu verdrehen. Vielleicht sollte sie langsam auf eine Tochter pochen. Noch besser Zwillinge, beides Mädchen. Nach ihrem Stand zu urteilen wären vielleicht auch Drillinge drin. Aber gut, danach sieht ihr Bauchumfang dann doch nicht aus.
Sollen die beiden Kerle sich also ihren kleinen Träumereien hingeben. Kaylis wie sie am Tor kratzend und jammernd um Einlass fleht. Kelian dass sie ihm mindestens einen Sohn gebären würde.
»Oh, ich bin mir sicher ich würde die richtige Tür schon erkennen. Zumindest wenn sie zu Euch gehört.« Bedeutungsschwer huscht ihr Blick über seine Kleidung. Es ist anzunehmen, dass er auch bei seinem Haus und Hof einen Hang zum Prunk hat. »Aber es ist zu hoffen, dass Ihr bald ein Heim findet.« Es liegt schließlich Nahe, dass er und Arioste ebenfalls Kinder in die Welt setzten würden. Gut. Die Cousine mag ein Tantentyp sein, als Mutter vermag Rondra Arioste allerdings irgendwie noch nicht zu sehen. Aber wahrscheinlich kommt auch hier ein Schritt nach dem anderen. Nicht jedes Paar macht den vierten, bevor es den zweiten gemacht hat. Grotesk, wie sich die Zeiten und mit ihnen die Menschen, doch geändert haben.

Sefira hatte also zwei Kinder. Der Verbleib des zweiten Buben, oder eher des ersten, ruft natürlich auch bei ihr einiges an Mitgefühl hervor, was ihre Miene und ihr leises
»Oh.« Sehr genau ausdrückt. Kinder verschwinden manchmal. So ganz kann sie sich dem Gedanken nicht erwehren, dass Kelian ja mal bei seinen neuen Freunden nachfragen könnte. Böse Gedanken, die sie selbstverständlich für sich behält.
Trotzdem äußerst bedauerlich. Ein Bub in Johannas Alter, noch dazu aus Kaylis Haushalt, es klingt vielleicht ein bisschen zu perfekt.
Aufbegehren wegen des Kochthemas? Nicht in dieser Runde. Es ist etwas anderes wenn sie zu zweit sind und sie einmal mehr gescheitert ist. Backen, ist da eher ihre Welt. Natürlich ist der Seemann kein schlechter Angler – und so hält Kelian schließlich ihre Hand.
»Oh. Nicht doch, ich bin eine miserable Köchin – meistens. Hafergrütze sollte Johanna können. Daran scheiterte ich gerne.« Ja, das letzte Mal erst vor einigen Tagen. Weshalb das möglichst leicht dahin gesagte Geständnis eine gewisse Zweideutigkeit besitzt – für Kelian.
So ist das also beschlossen. Mag sein, dass Johanna diese Fähigkeit niemals benötigen würde, doch sollte es so sein, wäre sie vorbereitet. Für Rondra jedenfalls war genau diese Erfahrung des Scheiterns im Eberkopf prägend. In der größten Not auch noch vollkommen unnütz. Singen. Ein Thema welches durchaus weitere, reichliche Ernte vom Baum des Spottes verspricht. Die Erbanlagen dazu dürften zumindest so gut wie gar nicht vorhanden sein. Womit Rondra dies einfach unter den Tisch fallen lässt. Kaylis würde die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Kleinen schon entdecken – und dann damit fertig werden müssen.
»Ich selbst beherrsche den Bogen recht gut.« Greift sie dazu ein. Natürlich nicht den Langbogen und auch nicht als Waffe gedacht, sondern eben als Turnierart. »Aber sicherlich habt Ihr auch Erfolg bei Ihr, wenn Ihr Johanna das Reiten nahelegt.« Was schließlich ebenfalls von Nöten wäre.
Seltsam, wer hätte gedacht dass sie ausgerechnet bei einer emotionalen Frage wie der Heirat ihres Lieblings einfach nur zustimmend den Kopf senken kann? Kelian fasst in Worte was auch sie denkt, ohne dass sie hierzu viel miteinander geredet hätten. Wieder ist da ein zärtliches Lächeln auf ihren Lippen. Ohne ihn dabei anzusehen und doch gilt es natürlich ihm.
»Je nach ihrer Entwicklung sollte sie zwischen dreizehn und vierzehn Jahre alt sein. Bis sich ernstzunehmende Bewerber finden kann es ein wenig dauern.« Oder es geht eben sehr schnell, wer kann das heute schon absehen? »Ich denke spätestens mit siebzehn sollte sie zurück zu uns kommen. Dann wäre sie noch jung genug um hier jemanden zu finden.« Dann wäre sie das Mädchen aus der Fremde und auf exotische Weise vielleicht interessanter hier als dort. Der Blondschopf grinst leicht. »Ich war achtzehn, als ich meine erste Ehe einging. Niemand hätte mich damals eine alte Jungfer genannt.« Spricht sie irgendwie Kaylis Gedanken aus.

Zwangsläufig geht dies Thema mit dem Glauben einher. Kaylis Worte sind wie dafür gemacht, dass Rondra darauf anspringt. Schon pressen sich die Lippen störrisch aufeinander und das Kinn schiebt sich etwas vor. Ohne Zweifel, einiges gäbe es hierzu zu sagen. Ihre Hand wird gedrückt. Ein deutliches Zeichen, was sie aber nicht unbedingt abhalten würde herauszulassen, was da heraus will. Ja, kurz zuckt ihre Hand in Kelians sogar, als wolle sie sich instinktiv zurückziehen. Doch sie verbleibt in seiner.
Wo fängt Stolz an und wo hört er auf? Rondra hat viel geopfert im letzten Jahr und Kaylis deutliche Worte fordern ein weiteres Opfer. Ihr Glauben, ob sie ihn nun aus Überzeugung lebt, oder im fast krankhaften Gedenken an den Onkel, ist egal. Er ist ihr geblieben.
Doch nicht nur das. Unüberlegtes Vorpreschen könnte jetzt zerstören was gerade im Begriff ist aufzukeimen und ihrer nunmehr recht kleinen Familie schaden. Weshalb es beim störrischen Mienenspiel vorerst bleibt – es sagt sicherlich auch so genug aus und Kaylis ist in der Vergangenheit oft genug Opfer ihrer Zickigkeiten geworden, vermutlich weiß er was er zu erwarten hätte.
Es bleibt aus, zähe Sekunden des Schweigens die dahin tropfen. Sie mögen unbequem sein, aber immernoch bequemer als wenn Rondra wirklich loslegen würden. Ein tiefer, hörbarer Atemzug lässt schließlich wieder frische Luft in ihre Lunge.
»Wenn dem so ist…« deutlich ist ihre Stimme abgekühlt, allerdings sicherlich etwas was sich auch wieder ändern würde. Ihr eigener Name dringt an ihr Ohr. Natürlich Kelian, der ihn leise knurrt. Laut genug für ihre Ohren und eigentlich nicht dazu gedacht zu den beiden anderen zu dringen. Doch wer kann das schon so genau sagen? Wieder pressen sich ihre Lippen aufeinander. Möglich dass sie nun allzu gern zurückknurren würde. Doch stattdessen räuspert sie sich leise und bringt ruhig zu Ende, was sie sagen wollte. »Dann möchte ich festhalten, dass Johanna alle kirchlichen Hochtage zu Hause verbringt.« Ein ziemlicher Aufwand, der das Kind ziemlich häufig auf die Straße treiben würde, auch im Winter. »Oder zumindest in unserer Gesellschaft.« Was wiederrum sie selber auf die Straße treiben würde. Nimmt man es genau, so ist es auch ein weiteres Pfand, was regelmäßige Treffen verspricht.
Die Einladung nach Rabenstein scheint danach kaum von Belang. Ihre Zustimmung steht auch hier deutlich in ihrem Gesicht, denn hierbei ist sich das Paar wieder einig. Hätte sie die Religionsfrage nicht derart beschäftigt, womöglich hätte sie die Einladung selber ausgesprochen.
»Ach. Miesepetrige Wettiner….« Da steht er wieder in ihren Augen, der Schalk, während sie eine wegwerfende Handbewegung macht. »Damit haben wir Erfahrungen gesammelt. Da müssten nun schon ganz andere kommen.« ein Zwinkern hinüber zu Kaylis, bevor sie es dann selber wiederholt. »Er und die seinen sind auf Rabenstein selbstverständlich willkommen.«

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Arioste
14. September 1462 – Ein Besuch in der Torgasse

Schweigend hatte sie dem Gespräch gelauscht, immer wieder mal am Wein genippt und einen Gedanken verfolgt, der da immer wieder so zaghaft angesprochen wurde. Über diese Glaubensfrage ist sie doch ziemlich ins Grübeln gekommen und sie hatte einiges ihrer Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Mit halben Ohr hört sie hin um welches Themen es gerade geht, schenkt dem Verlobten einen beleidigten Blick an den Stellen an denen er es verdient hat und blickt abwechselnd recht nachdenklich zwischen Rondra und Kaylis hin und her. Die Frage nach der Inquisition lässt sie allerdings die Braue heben, kommt sie ihr doch sehr merkwürdig vor. Sie ist immerhin noch immer die Tante des Mädchens und gehört wohl auch aus Sicht der Inquisition dem richtigen Glauben an – so denn entsprechende Papiere sich vielleicht doch noch einmal finden sollten, woran sie wiederum nicht glaubt. Aber das spielt wohl keine große Rolle, denn in dieser Hinsicht gibt es zumindest offiziell keinen Diskussionsbedarf bei den Verlobten. Sollte die Kirche auch nur auf die Idee kommen das Mädchen anzurühren, die Argumente die sie in dem Brief den Rondra wohl niemals abgeschickt hat aufgeführt hatte, sie haben nichts von ihrer Gültigkeit verloren und darauf würde sie beharren.

Der nächste Themenwechsel der ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht ist wohl der zum Bogenschießen, und Kelian wird schmunzelnd gemustert.
„Nun, wenn du es ihr beigebracht hast, dann geht es wohl nur um die Übung, und das sollte sich sicher einrichten lassen.“ Den Verlobten trifft ein strafender Blick, seine Spötteleien als die Brucker Damenwelt sich in derartigem geübt hat sind ihr noch recht gut im Gedächtnis. „Es wäre wohl ein Anreiz für sie es als Belohnung zu nutzen, wenn sie sich in den anderen Unterrichtsgebieten gut schlägt.“ Mehr ein laut gedachter Gedanke und ein weiterer Punkt neben den Reitstunden. Arioste ist derzeit fest davon überzeugt, dass man nützliches durchaus als Belohnung verpacken kann, wodurch gute Leistungen an anderer Stelle honoriert werden, wenn es eine Leidenschaft der Kleinen ist – schließlich ist es nicht so, als hätte sie sich über all das noch keine Gedanken gemacht.

Heirat, da hat sie sich geistig wieder ausgeklinkt. Es kommt ihr absurd vor sich über die Hochzeit einer Sechsjährigen Gedanken zu machen, die in einigen Monaten nach der eigenen Hochzeit in ihre Obhut gegeben werden soll, bevor die eigene Vermählung noch nicht einmal offiziell besiegelt ist. Wieder so ein Punkt, wo das alles hier so gar nicht ihre Welt ist und sie verfällt wieder in ihr Statistendasein und widmet sich ihrem Becher. Zumindest bis Rondra das Thema anspricht, dem ihre Gedanken gerade nachhängen. Sie beißt sich kurz auf die Lippen und denkt einen Moment nach, dann wird aber doch das Wort ergriffen.
„Ich bin mir sicher, dass wir uns was die Feiertage angeht auf eine derartige Regelung einigen können, aber sie wird nicht im Vertrag festgehalten werden.“ Gerade auf diesem dünnen Eis hat der Verlobte sicherlich ein wenig Rückendeckung verdient, auch wenn der Blick auf der Cousine liegt und nur kurz zu ihm huscht. „Vielleicht sollten wir beide uns diesbezüglich noch einmal unterhalten.“ Allein, das bleibt aber unausgesprochen. Sie weiß, dass Kaylis vor allem ihr einen Gefallen tut mit dem allen hier, umso wichtiger ist es für sie, dass er sich bei dieser Frage nicht auf irgendeine Weise angreifbar macht.
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Kaylis


14. September 1462 – Ein Besuch in der Torgasse

Die Gedanken an Alexander sind noch nicht ganz verschwunden. Sie werden es auch niemals. Es ist einfach ein schlechtes Gewissen, das sich breit macht. Er verbindet mit dem Jungen angenehme Erinnerungen, die es umso schmerzlicher machen jetzt nichts über ihn zu wissen. Die Frage von Kelian trifft ihn unvorbereitet. Er öffnet den Mund, will antworten, schließt ihn aber wieder. Mensch, das waren mit seine besten Freunde! Und jetzt ist er unsicher und zweifelt – wo kamen sie gleich nochmal her? Eher zaghaft und sicher nicht im Brustton der Überzeugung antwortet er dann schließlich. Ich glaube Sefira war Irin und Serverin Engländer. Ein weiterer Punkt, der eigentlich deutlich für das Haus Peverell spricht und dem Blonden gerade bewusst wird. Du könntest ihm auch etwas über die Heimat seines Vaters erzählen. Damit er weiß, woher er kommt. Kaylis ist davon überzeugt, dass es wichtig und gut ist zu wissen wo man seine Wurzeln hat. Er weiß es nämlich nicht und oft fühlt er sich unkomplett. Die aufmunternden Worten nimmt er dankbar bin und nickt dazu. Hoffnung bleibt ja immer und in diesem Fall klammer sich Kaylis mehr daran, als es für einen rational denkenden Mensch Sinn macht.

Nur gut, dass ihm das nächste Thema zum lächeln verhilft. Ja, Kochen ist so eine Sache und hat auch schon oft für Gesprächsstoff gesorgt. Insgeheim wünscht er, er könnte Arioste an dieser Front irgendwie in Schutz nehmen. Doch sie weigert sich ja vehement einmal zu kochen – und Kaylis hat sich damit abgefunden. Es ist ja auch nichts, womit er große Probleme hat. Nicht mal kleine. Zu Kelian nickt er. Wir natürlich. Den Ruhm teilen – ist ja eigentlich nicht so sein Ding. Aber in diesem Fall macht er mal eine Ausnahme. Sie wird die Grundlagen beigebracht bekommen. Und ich mach es zu meiner ureigensten Aufgabe die Resultate zu probieren. Er schmunzelt dabei und ist sich rückwirkend nicht sicher, ob er sich gerade wirklich einen so großen Gefallen getan hat. Er hat spontan eine verbrannte Hafergrütze vor den Augen, die anstatt gezuckert gesalzen wurde. Bäh.

Nahtlos kommt man zum nächsten Vertragspunkt. Das Bogenschießen. Das reiht sich für Kaylis weiter in die Liste der eher bürgerlich, burschikosen Forderungen an eine gute Erziehung ein, die die beiden vorbringen. Er versichert ihnen aber, dass sie da ausgebildet wird. Ihm selbst wäre das nicht so wichtig, aber er hat auch nicht erlebt, was die beiden vor ihm schon durchgemacht haben. Trotz allem hat er ein sehr behütetes Leben geführt. Er respektiert ihre Wünsche. Und das Reiten erklärt sich von selbst. Das muss jeder können. Aber Arioste sagt dazu ja ausreichend genug.

Danach schmunzelt der Blonde leicht, bei Kelians Worte, die von Unsicherheit geprägt sind. Er hofft, dass er ihm das nicht krumm nimmt. Er findet es nur erfrischend, nicht unter überaus steifen Leuten zu verweilen. Denn ganz ehrlich – er hat auch keine Ahnung, wann man ein Mädchen in die Gesellschaft einführt. Zum einen, weil er isoliert von dieser Welt aufgewachsen ist, zum anderen weil er sich wegen seiner eigenen Töchter deswegen noch keine Gedanken gemacht hat und zu aller Letzt – er hegt keine Interesse an so jungen Hühner, wie vielleicht andere Männer das tun. Nur hat er eines gelernt über die Jahre - wenn man etwas nicht weiß, lieber nichts sagen. Wobei das eher ein Mantra für die Politik war, als für Treffen unter Freunden. Ich selbst dachte auch an Sechzehn. Das scheint mit sehr angemessen. Und interpretiert das bitte nicht falsch. Ich verstehe das nicht als Ausflucht aus der Pflicht mich nach einem geeigneten Heiratskandidaten umzusehen.

Beim unangenehmen Glaubensthema will er gerade etwas erwidern, als das seine Verlobte bereits für ihn tut. Er lächelt leicht zu Arioste. Das 'Wir' war so langsam dabei sich zu formen. Und in einer solchen flüchtigen Sekunde, in einem eigentlichen unscheinbaren Moment, fühlte er das das erste Mal so richtig. Er wächst gerade etwas vor Glück und Freude über diese Erkenntnis.

Er übernimmt dann wieder den Redepart bei dem nächsten Thema. Er lacht dazu leicht. Ja, ein Kellerverlies für den Miesepeter. Das würde passen. Ich werde es ihm ausrichten und er soll selbst entscheiden. Er grinst zu Rondra. Ihr habt keine Angst, dass es dann vielleicht mehr Wettiner auf der Burg hat als Peverells? Vor einem Jahr noch hätte man von einer feindlichen Übernahme gesprochen. Heute ist man Gast. Die Welt ist schon schnelllebig. Sein Blick sucht danach Ariostes. Wir haben noch nicht darüber gesprochen. Er wendet seinen Kopf zu Kelian. Aber ich denke vor unserer Abreise - sofern es sich einrichten lässt – würden wir nochmals eine Aufwartung machen und euch ein weiteres Mal belästigen. Freundschaften mussten ja auch gepflegt werden und wer weiß, wann sich die nächste Gelegenheit wieder ergeben wird. Dann nickt er abermals. Ja, nach der Hochzeit. Ich würde es sehr begrüßen wenn wir zuvor die Umzugsmodalitäten und die wohnliche Situation geklärt haben. Alles andere ist für ein junges Mädchen, das gerade sein Zuhause verlassen hat, nur verwirrend. Auch zum nächsten Vorschlag stimmt er zu. Ja. Lasst es euch durch den Kopf gehen. Die Möglichkeit läuft nicht weg. Wann man den Vertrag nun aufsetzt, das wäre ja dann egal. Er nippt nochmal am Wein. Geht doch alles besser als gedacht.

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Rondra
14. September 1462
{Graz in der Torgasse}


Dieser Preston ist also ein halber Engländer. Kaylis hat Recht, das scheint ein passender Fang für Kelian zu sein. Er könnte dem Jungen sicherlich die Heimat seines Vaters näherbringen. Sicher etwas was beiden Freude bereiten kann. Jeder interessiert sich doch für seine Herkunft, oder nicht? Wer weiß, vielleicht würde sich der kleinen Herrenrunde ein weiterer kleiner Herr anschließen. Sofern Kelian mit seiner Überzeugung richtig liegt. Möglich wäre dann auch eine erneute Reise auf die Insel. Vielleicht sollte sie ihr eine zweite Chance geben. Eigentlich hatte sie so viele Träume und Vorstellungen von England. Allesamt wurden sie nicht erfüllt, sondern eher sehr ernüchternd fortgewischt. Allerdings lag das sicherlich zum Großteil einfach auch an ihrer eigenen Situation, nicht an der Insel. Ach, Zukunftsmusik, dessen Stück noch nicht mal geschrieben wurde.
»Es würde uns freuen wenn wir Euren Patensohn einst aufnehmen können.« Wird diese Sache also nochmal mit einem richtigen Lächeln bekräftigt.
Kaylis als Vorkoster für Johannas Kochkünste lässt Rondra wieder äußerst amüsiert und sehr entspannt zurück gegen die Lehne ihres Sessels sinken. Keinesfalls würde das so enden wie ihre Kochversuche und so wie es bisher scheint, hat das Kind tatsächlich ein wenig Talent in der Küche. Zumindest was Pfannkuchen angeht, damit lässt sich ein Kerl zwar nicht auf Dauer glücklich machen, aber immerhin sichert es das Überleben.
»Ich denke auch, dass einige Dinge als Anreizt genutzt werden könnten.« wird der Cousine in diesem Punkt beigepflichtet. Noch ist Johanna so jung und lenkbar, dass sie dies kaum bemerken würde – und selbst wenn, es wohl einfach hinnehmen würde. »Das Bogenschießen liegt ihr sehr am Herzen und das Reiten ohnehin – ein eigenes Pony, davon träumt sie schon seit gut anderthalb Jahren. Mit diesen beiden Dingen werdet ihr sie sicherlich bei unbeliebteren Fächern ködern können. Ich nehme an Benehmen und Konversation wird nicht gerade auf ihre Liebe stoßen. Tanz womöglich auch nicht, zumindest wenn sie dahinter kommt dass es kein Herumgehopse ist. « Ja, man merkt deutlich dass dies Gespräch ein entspanntes ist, unter Freunden. Es gibt rein gar keinen Grund nicht auch Johannas Unzulänglichkeiten anzusprechen. Allerdings wird es auch deutlich dass es sich hierbei in Rondras Augen um Makel handelt die recht leicht behoben werden können.
Die Gretchenfrage lässt Rondra wieder etwas nach vorne rutschen. Natürlich bleibt es ihr nicht verborgen wie Arioste für ihren Verlobten in die Bresche springt – wenn ihr vielleicht auch nicht aufgeht weshalb. Leicht hebt sich die rechte Braue, nicht spöttisch oder bösartig, sondern überrascht. Andererseits soll es so sein bei einem Paar, welches bald vor den Traualtar treten will. Rondra wäre die letzte die dies irgendwem zum Vorwurf machen würde. Der Glauben also nicht im Vertag. Kurz rattert es in ihren Gehirnwindungen. Vielleicht ist diese Prämisse nicht die schlechteste. Wer weiß wer diesen Vertrag eines Tages zu Gesicht bekäme. Alles was schriftlich festgehalten wird, könnte sich gegen Johanna wenden, ihr wahrer Glaube ist da sicherlich ein Punkt der sehr viel Schaden anrichten könnte. Ein Gedanke der schließlich zu einem kleinen, zustimmenden Nicken führt.
»Gut. Nicht im Vertrag und die Frage danach wird noch geklärt.« Ihr Tonfall verrät, dass sie ansonsten recht beharrlich sein wird. Dieser Glaube soll nicht untergehen und ihr Kreis ist klein genug, vor allem wenn man jene abzählt, die ihren Glauben tatsächlich leben.
Der Schlagabtausch der Männer lässt sie nur erneut grinsen.
»Ich würde es darauf ankommen lassen und erzählt mir nun nur nicht Ihr wollt ernsthaft darüber diskutieren wie viele Wettiner es benötigt um einen Peverell aufwiegen zu können.« Nichts geht über eine (un)gesunde Einstellung zur eigenen Familie. Allerdings zeigt ihre offene, herzliche Miene deutlich dass dies nicht ganz ernst gemeint ist. Rondra kennt ihren Stand, sie hat ihn immer gekannt – in der Vergangenheit und auch heute.
»Also werden wir einen Vertrag aufsetzen lassen und uns vor eurer Abreise noch einmal sehen – mit wieviel familiären Anhang auch immer. Die Feinheiten des Vertrags können wir ansonsten auch noch aus der Ferne klären und sicherlich sehen wir uns vor eurer Eheschließung nochmal.« Was gerade vollkommen überzeugt klingt, ist es sicherlich nicht. Die Taufe des eigenen Kindes wäre so eine Zusammenkunft, vielleicht. Allerdings wäre man dabei schon wieder auf knackenden, dünnen Eis.
Ein kräftiger Schluck des Würzweins wird genommen, scheinbar ist das Thema für Rondra damit besiegelt. Das Kind würde an die beiden gehen. Es sei denn sie werden sich über die Glaubensfrage gar nicht einig, was eigentlich kaum vorstellbar ist.
»Wir danken euch.« Schlicht spricht sie es aus, doch dank der tiefen Ehrlichkeit die dahinter steckt, braucht es keine vielen Floskeln. »Und ihr wollt am Turnier teilnehmen?« Dem Erntedankturnier natürlich. Womit man in seichteren Gewässern watet. Sagt keiner, dass der Abend mit dem Thema beendet sein muss. Nein, eine leichte Plauderei unter Freunden, mehr Wein, mehr Scherze. Alles was eben dazu gehört würde folgen, wenn es nach Rondra geht. Später, um einiges später würde Kelian seinem übermüdetem, leicht angeheiterten und kicherndem Weib wohl hinauf helfen müssen.

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Arioste
14. September 1462 – Ein Besuch in der Torgasse

Das zögerliche Nicken der Freundin wird wohlwollend zur Kenntnis genommen. Nichts liegt ihr ferner, als dem Kind seinen Glauben ausreden zu wollen, auch wenn sie wohl Wert darauf legen würde, dass Johanna sich in der Hinsicht ihre eigene Meinung bildet, wenn sie im entsprechenden Alter ist. Hetztiraden gegen die eine oder andere Kirche würde sie wohl nicht dulden, Johanna soll Kenntnis über die aristotelischen Lehren erlangen, nicht mehr und nicht weniger, und auf dieser Grundlage würden ihr alle Wege offen stehen.

Zustimmendes Nicken zu den Worten der Freundin, was das Reiten und das Bogenschießen angeht und ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen.
„Genau das war meine Überlegung.“ wird der Freundin beigepflichtet. Solange das Mädchen nicht weiß, dass es durchaus gewünscht ist, dass sie Reiten lernt und man es ihr als Belohnung verkaufen kann, ist es sicherlich eine gute Möglichkeit, ihren Fleiß in den unliebsamen Disziplinen zu fördern.

Das Turnier wiederum ist so ein Punkt, der einen Hauch verlegener Röte auf Ariostes Gesicht zaubert, immerhin haben sich wohl beiden unabhängig voneinander ausgiebig auf dem Turnierplatz ausgetobt, als das Schweigen zwischen ihnen geherrscht hat. Also wird schnell genickt.
„Ja… ich habe schon festgestellt, dass ich aus der Übung bin, wohingegen mein Verlobter anscheinend in Bestform ist, sicher hat er heimlich geübt.“ Ein kurzer Blick durch die Runde, anscheinend ist der heikle Part des Gespräch fürs Erste abgehakt. Sie würde sicher noch eine Gelegenheit finden mit Rondra zu sprechen bevor sie letztendlich aufbrechen.

Sichtlich entspannt lehnt sie sich nun im Sessel zurück und nippt genießerisch am Würzwein. Die Klippen sind umschifft, nun kann man zum gemütlichen Teil übergehen, wer weiß wie oft sie in nächster Zeit noch in den Genuss so angenehmer Runden kommen würden. Ein bisschen Wehmut schwingt durchaus mit, wer hatte vor einigen Wochen ahnen können, dass es in dieser Zusammensetzung zu solch netten und entspannten Runden kommen kann.

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Rondra
23. September 1462
{Rabenstein in den frühen Morgenstunden}


Lange hat alles nicht gedauert. Das kurze Herrichten von Rondra und auch von Graham. Die Wahl was den Raum der Taufe anbelangt, fiel schließlich auf das Wohnzimmer der Freifrau. Nein, nicht stilvoll, aber das muss es heute auch nicht sein. Es geht lediglich um das Seelenheil des kleinen Erdenbürgers und dies kann überall gerettet werden. Immerhin ist es letztendlich nicht das Schlafzimmer geworden. Das ganze Prozedere dauert alles in allem nur wenige Minuten. Keiner hätte geglaubt, dass es lange dauert, aber der Priester ist vielleicht auch besonders schnell. Es wartet zwar kein warmes Bett mehr auf ihn, immerhin ist er seit einigen Stunden auf der Burg, doch sicher hat seine Haushälterin das Frühstück bereits fertig und danach gäbe es noch eine Mütze Schlaf. Dass Weiber aber auch immer auf die Idee kommen müssen ihre Kinder des Nachts zur Welt zu bringen. Sicherlich ist das pure Absicht und Zeichen ihrer Boshaftigkeit. Jedenfalls wird er wortreich und dankbar wieder verabschiedet, nachdem er seine Pflicht getan hat.
Nun ist Graham also ein kleines, winziges Schäfchen in der großen Herde der Reformierten. Nach all der Anstrengung selig schlummernd in den Armen der Mutter, die nicht minder selig aussehen könnte – nur erholter. Sanft streicht Rondras Zeigefinger über die winzige Wange und stubst gegen das Näschen, welches sich unwillig im Schlaf bewegt.
»Er ist…. Das allerschönste Baby welches ich jemals gesehen habe.« Kein Wunder. Bei Johanna war sie zum Hinsehen kaum fähig und bei Nora noch viel erschöpfter – alle anderen Säuglinge unter der Sonne sind ohnehin aus dem Rennen. »Hast du seine Augenfarbe schon ausmachen können?« Natürlich haben so gut wie alle Neugeborenen blaue Augen. Allerdings begründet Rondra ihre Neugier auch gleich noch. »Johanna kam mit braunen Augen zur Welt.« Ja, oftmals ein böses Omen. Aber doch wohl nicht bei ihrem Kind, hm? Der Blick der Mutter ruht fast durchgängig auf ihrem kleinen Sohn, nur ab und an läuft ihm der Vater den Rang ab, für Sekunden in denen Rondra rasch aufsieht während sie spricht.

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Kelian_


This is what it feels like
23.09.1462


In anderen Situationen würde der Priester sicherlich einiges zu hören bekommen, dass er sich kaum die nötige Zeit nimmt. Heute allerdings ist es mir sehr recht. Zum einen ist der Kerl auch schon die ganze Nacht hier, zum anderen möchte ich lieber wieder mit meiner Familie alleine sein. Der Mann wird also auch von mir verabschiedet, allerdings reicht es an diesem Morgen nicht, ihn auch nur aus dem Wohnraum meines Weibes zu begleiten. Lieber bleibe ich bei den beiden, drehe mich sofort zu meinem Sohn und zu meinem Weib. Ein sanftes Lächeln erobert meine Züge, während ich die beiden betrachte. Sie sehen wundervoll zusammen aus, so wie ich es mir immer vorgestellt habe und eben doch noch viel schöner.
Ein Nicken ereilt dann schließlich Rondras Worte. Ich hatte dieselben Gedanken, allerdings habe ich auch noch nicht allzu viele gesehen. Die Erinnerung an meine Tochter als Baby ist schon lange verblasst, aber dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich nicht zu gegen war, als sie geboren wurde. Erst Stunden später habe ich es erfahren und da galt meine Sorge meinem Weib. Außerdem - so hart wie es klingt - es war nur eine Tochter. Leise trete ich zu den beiden, schaue über Rondras Schulter seitlich auf meinen Sohn. Er ist so winzig, dass man eigentlich Angst haben müsste, dass er zerbricht. Nein...noch nicht, aber ich hoffe, dass du ihn jetzt schlafen lässt. Ein kleines, spöttisches Grinsen muss sie ertragen, während ich meine Augen dann eben doch von meinem Stammhalter abwende und mir mein Weib beschaue. I love you. Zärtlich an ihr Ohr gemurmelt, bevor ich ihr einen wohl recht kratzigen Kuss gebe. Rasieren wäre sicherlich eine Maßnahme, aber was solls. Du solltest dich ausruhen, hu? Klar, die Geburt ist erst kurz her, sie sollte nicht herumstehen müssen.

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