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Dark water

Rondra
03. Januar 1462
{Reutlingen – Kaylis‘ Gästehaus}


Einige Tage sind ins Land gezogen. Der Brief an den Bruder hat sich nicht von alleine geschrieben, seltsamerweise. Ach, sie weiß genau was sie schreiben und fragen möchte. Allerdings scheint Rondra manchmal wie gelähmt. Die Gedanken ein zäher Brei, der schwer zu durchwaten ist und kein Ziel kennt.
Es muss auch an der Jahreszeit liegen. Diese Düsternis kommt immer im tiefsten Winter. Vor zwei Jahren und letztes Jahr ebenfalls – von den Jahren davor ganz zu schweigen. Langsam allerdings sollte sie sich daran machen, denn ansonsten müsste Balthasar sich gar nicht erst auf den Weg machen.
Lustlos greift das Weib also zur Feder, taucht sie in das bereitstehende Fässchen und beginnt die Worte zu Papier zu bringen, die sie ohnehin schon im Kopf geformt hat. Einmal angefangen, geht es von Zeile zu Zeile flüssiger und schneller. Ja, es tut sogar gut den Kopf einmal mit etwas anderem zu beschäftigen als dem einen riesengroßen Problem in ihrem Leben.




Liebster Bruder,

welch seltsame Fügungen der HERR doch immer wieder für die seinen bereithält.
Wollte ich Dir ohnehin noch schreiben und Dir damit unsere wohlbehaltene Ankunft in Reutlingen mitteilen, so gibt es nun noch einen weiteren Grund für diesen Brief.
Doch ich will von vorne beginnen. Unsere Reise verlief vollkommen ruhig und ohne unliebsame Zwischenfälle. Einzig in Bayern erreichte uns der Wintereinfall und erschwerte uns das Vorankommen ein wenig. Die Mädchen waren ganz aus dem Häuschen ob der weißen Pracht und es gelang uns in Deggendorf einen Schlitten zu erwerben – er hat ihnen die Reise versüßt.
Vor einigen Tagen erreichte mich ein Schreiben seiner Seligkeit. Sicherlich weißt du um dessen Inhalt? Zu allererst: Balthasar, ist es wahr? Ich zweifle die Worte des Patriarchen natürlich nicht an, aber hast Du unseren lieben Onkel gesehen? Stimmt es, dass sein Leib unversehrt ist? Welch‘ ungeheures Wunder!
Seine Seligkeit lud mich vor das heilige Tribunal. Natürlich will ich dem nachkommen, doch wird es mir kaum möglich sein die Meinen hier allein zu lassen, um gleich wieder nach Hause zu reisen – zumal der Winter uns trennen würde. Mein lieber Bruder, würdest Du mich dort vertreten? Ich werde seiner Seligkeit natürlich schreiben, doch ist diese Aussage von so großer Bedeutung, dass ein bloßer Brief in meinen Augen nicht ausreicht.
Denk doch nur, Onkel Graufang ein Heiliger. Bereits zu Lebzeiten war er dies in meinem Herzen und so erfüllt es mich mit großer Freude, dass dies womöglich wirklich eintritt.
So gerne würde ich mit Dir darüber sprechen, wer sollte mich in dieser Hinsicht verstehen, wenn nicht Du? Balthasar, mein Lieber, wäre es Dir möglich nach Reutlingen auf einen Besuch zu kommen? Diese Angelegenheit um unseren Onkel ist mir zu wichtig. Sei auf einige Tage bei mir und lass uns darüber reden. Reutlingen wird dir gefallen. Der Handel hier scheint beeinflusst von Augsburg und das Warenangebot ist mit den Märkten in der Steiermark nicht zu vergleichen. All diese Farben und Düfte. Stoffe, wie ich sie seit meinem Aufenthalt in Deiner Heimat nicht mehr sah. Ja, ich glaube Du wärst ähnlich begeistert wie ich.
Oh bitte Balthasar, folge dem Ruf Deiner Schwester. Eilst Du Dich, könnten wir die Geburt Aristoteles gemeinsam begehen. Natürlich nur um kleinen Kreis, denn in dieser Hinsicht möchte ich unseren Gastgeber keinesfalls vor den Kopf stoßen. Doch der HERR blickt sicherlich auf jeden der seinen Namen preist, sei seine Stimme auch noch so leise.
Verzeih, sicherlich suchst Du in all diesen Zeilen vergeblich nach dem, was Dich am meisten zu wissen drängt. Graham geht es ganz wunderbar. Sein lustiges Brabbeln und Glucksen erhellt unsere Tage und Noras liebstes Spiel ist es, ihm Dinge vor die Nase zu halten und darauf zu warten ob er sie erwischen kann.
Ich hoffe sehr darauf Dich bald in meine Arme schließen zu können und das Ende der Fastenzeit mit Dir begehen zu können. Gib mir bitte Nachricht.

Deine Rondra


Länger als erwartet ist er geworden, der Briefbogen ist eng beschrieben und Rondra selbst ein wenig verwundert. Was davon ist wahr und was grandios geschauspielert? Sie weiß es selbst nicht recht. Dieser Tage ist es schwierig die eigenen Gefühle zu erfassen, sie hat an ganz anderer Stelle damit aufgehört.
Längst neigt sich der Tag, es sind die wenigen ruhigen Stunden nach dem Abendessen. Das Papier wird gefaltet und gesiegelt, dann geht es hinüber in die Bibliothek. Kein Kelian. Also hinaus und in sein Zimmer, doch auch da ist seine Anwesenheit Fehlanzeige. Wo steckt er nur? Nach einigem Hin und Her findet der Brief seinen Platz auf seinem Schreibtisch, direkt neben seinem Schreiben. Er würde es schon finden.
Das erste Mal seit Wochen ist dem Weib nach frischer Luft. Lange hat sie sich in den Kneipen der Stadt nicht mehr blicken lassen. Zur Fastenzeit mag es auch unschicklich sein, aber das kümmert sie gerade weniger. Der Entschluss ist also schnell gefasst, für Rondra geht es heute Abend hinaus, vielleicht nicht unbedingt in die stadtbekanntesten Wirtshäuser, denn nach seichten und belanglosen Gesprächen ist ihr auch nicht gerade.
Die nächstbeste Magd erhält ein Handzeichen.
»Meinen Umhang und meine Mütze bitte…« kaum ist beides herangebracht, schlüpft der Blondschopf auch schon hinein. »Richte dem Herrn bitte aus, dass ich… noch ein wenig hinaus gehe. Ich konnte ihn nicht finden.« Gesagt getan.

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Kelian_


Closer to the edge
03./04.01.1463


Dass sie mich nicht gefunden hat, liegt sicherlich daran, dass ich mal wieder meinen Sohn angeschmachtet habe. Der Brief auf dem Schreibtisch ist nicht alleine dort, der für Mira liegt bereits auch schon bereit. Dass ich vergessen habe von meinem Weib zu grüßen, ist sicher keine böse Absicht aber irgendwie auch der allgemeinen Situation geschuldet. Wie dem auch sei, ihre Ansage, die sie gegenüber der Magd gemacht hat, findet irgendwann auch ihren Weg zu mir. Toll. Ist sie jetzt nicht nur mörderisch sondern auch verantwortungslos? Gerade weil wir hier nicht heimisch sind, bin ich der Meinung, dass ein wenig Vorsicht nicht schadet. Es geht ja nicht darum, dass sie mich mitnimmt, aber ganz alleine? Trotz allem liebe ich mein Weib - tief in mir - und ich mache mir natürlich auch Sorgen. Sorgen, dass ihr etwas passieren könnte, ein Übergriff oder auch nur eine Hetzjagd durch die Stadt. So kommt es also, dass auch ich meinen Mantel nehme und das Haus für diesen Abend verlasse, natürlich nicht ohne noch einmal nach den Kindern zu schauen. So gut wie alle am Schlafen, nur Johanna, die man noch leise Summen hört. Nicht gerade in der besten Laune, denn ich habe mir meinen Abend irgendwie auch ruhiger vorgestellt, streife ich durch die Straßen dieser Stadt. Nicht ein bekanntes Gesicht, dafür aber jede Menge anderer Leute. Ich lege heute nun wirklich keinen Wert darauf andere Menschen kennenzulernen. Wo könnte Rondra sein?
Die erste Station auf der Suche ist natürlich das Rathauswirtshaus. Wenigsten ist jemand da, wer auch immer - ein Kerl mit rötlichen Haaren und dann noch ein blondes Weib. Wenigsten kann man ein wenig Spaß haben. Die Frage nach Rondra wäre zu einfach, zumal sie hier sowieso wahrscheinlich nicht namentlich bekannt ist, weshalb ich auf das gute alte Spiel zurückgreife. Ich suche nach einem blonden Weib mit blauen Augen, die circa einen Kopf kleiner ist als meine Person. Hellblond natürlich, ich kenne wenige Damen, die so hell wie Rondra sind. Was die Haare angeht, das Kopfinnere würde ich davon manchmal ausnehmen. Die Antwort des Weibes, dass wenn es nicht sie selbst ist, sie mir nicht helfen kann, bringt wenigsten kurzzeitige Erheiterung. Ich verneine treuherzig wie ich bin, allerdings schließe ich nicht aus später wiederzukommen, falls ich mein Weib nicht finde und zu versuchen, ob das dort sitzende Weib meine Ehefrau ist. Noch viel lustiger ist, dass sie dies vehement verneint - sei nicht nötig. Wann habe ich eigentlich meine Wirkung auf Frauen verloren?
Wie auch immer, die Suche führt mich weiter in dieses Fass, in dem wir bereits einmal zusammen waren. Ein Kerl. Nun, auch bei ihm wende ich dieselbe Taktik an und wie es scheint, hat er das Weib heute bereits gesehen. Allerdings ist es ein typischer Rondraabend, wenn man so lauscht. Wütend aus dem Wirtshaus abgerauscht, mit dem Kerl geflirtet - äh was? Ist klar, dass ich dem Kerl Prügel androhe, falls es wirklich mein Weib war, denn dies geht nun wirklich gar nicht. Nicht in der aktuellen Situation. Wer kann schon ahnen, dass wir von vollkommen unterschiedlichen Damen reden. Er von Nimue Agatha und ich natürlich von Rondra. Manchmal würde Namen nennen eben doch helfen, aber ich kann mehr als verbohrt sein.
Die Suche durch die Stadt geht noch einige Zeit so weiter, in mir gärt weiter, was schon seit Verlassen des Hauses schwelt. Wie kann sie nur so unverantwortlich sein und gerade als ich auf dem Weg zu diesem Beelzeding bin, da sehe ich die blonden Strähnen ihres Haares davoneilen. Ein lauter, recht untypischer Ruf für mich. Hey! Einmal drüber nachgedacht, wäre auch mir in den Sinn gekommen, dass das Weib daraufhin nicht mitten in der Nacht stehen bleibt, sondern eher schneller weiter rennt und nochmal nachgedacht, dann hätte ich sicherlich auch eingesehen, dass ein Weglaufen kann dir jetzt auch nicht mehr helfen sicherlich nicht dazu beiträgt ihren Wunsch nach Anhalten zu verstärken. Schließlich, nachdem ich selbst hinter ihr hereile, ist es mein typisches Fluchen, welches sie zum Stehenbleiben bewegt. Klar, ihr Name in Kombination mit einem englischen Fluch, dies wirkt Wunder. Leider sind wir mal wieder beide in der Abwärtsspirale gefangen. Der Vorwurf über ihre Leichtsinnigkeit führt zu einer viel größeren Diskussion, die schließlich in einem handfesten Streit auf den Straßen von Reutlingen endet. Laut. Laut genug, dass man meinen könnte, dass uns irgendjemand einen Eimer Wasser über den Kopf kippt, damit wir wieder ruhig sind. Das Schlimmste ist, dass es nicht gerade konstruktiv ist. Weder der Vorschlag, ob sie mich im Bett lieber durch eine Rumflasche ersetzen möchte - immerhin schwankt sie bedenklich - oder ihre Antwort darauf, dass sie mit dieser wenigsten Spaß hätte. Nein, es hilft nicht und so wird es nach einigen Moment auch wieder einfacher zu Schweigen, diesmal jedoch zumindest so, dass ich ihr den Arm anbiete, um sie wenigsten sicher nach Hause zu bringen. Nicht auszudenken, wenn sie hinfällt.
Zu Hause angekommen, bin allerdings ich es, der sich erst einmal einen Drink gönnt. Mut antrinken, könnte man es nennen. Ich nehme mir Zeit, überdenke all die Dinge, die wir in diesen wenigen Minuten gegenseitig an unsere Köpfe geworfen haben. Kann ich ihr verzeihen? Ich will es manchmal unbedingt, aber dieser Druck macht es nicht einfacher. Ich lege mir Worte zurecht, diesmal sollen es leise Töne sein, zumindest kann ich ja versuchen ihr zu erklären, was genau ich empfinde und warum es so ist, aber als ich das Schlafzimmer betrete, da liegt das Weib schon im Bett. Wenigsten ohne Rumflasche. Ob sie nun wirklich schon schläft oder nicht, bleibt sicher ein Geheimnis. Ich mache mich schnell fertig, ein paar Spritzer Wasser, das Hemd aus und eine andere Hose an. Vorsichtig krabble ich neben sie ins Bett, ich bin gar versucht sie in meinen Arm zu ziehen, aber letztendlich wird es doch nur eine schlaflose Nacht, die mich nicht in ihre Arme treibt. Nein zu verfahren ist die Situation und so langsam beginne ich ein wenig zu zweifeln, dass wir je wieder haben würden, was wir einmal hatten. So schnell kaputt durch eine kleine Entscheidung und der Grund dafür wäre bald hier. Super.

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Rondra
04. Januar 1463
{Reutlingen – Kaylis‘ Gästehaus}


An Schlaf war in der letzten Nacht nicht viel zu denken. Natürlich hat sich Rondra sehr beeilt ins Bett zu kommen. Nicht um dort auf ihren Ehemann zu warten, wie man es in einer glücklichen Ehe vermuten würde, sondern um der Peinlichkeit zu entgehen, sich vor ihm entkleiden zu müssen. Gegen einen weiteren Becher Branntwein hätte sie nichts einzuwenden gehabt, allerdings haben seine zynischen Worte durchaus etwas bewirkt. Der Groll auf ihn ist noch da, als sie sich zusammenrollt und schlafend stellt. Groll auf ihn, aber auch auf sich selbst – vor allem wohl auf sich selbst. Immer schon konnten sie sich gut streiten, aber nicht auf diese aussichtslose, festgefahrene Art und Weise. Dabei versteht sie Kelian. Sehr gut sogar. Manchmal ist es, als würde sie in einen Spiegel sehen und einiges aus der Vergangenheit erscheint plötzlich in einem anderen Licht.
Hilflose Ohnmacht ist es, mit der sie vor dem Abgrund steht und hinüber starrt. Unerreichbar scheint die gegenüberliegende Kante. Ein Sprung unmöglich, zumindest unmöglich ohne hinabzustürzen in die Tiefe.
Lange liegt sie wach, auch als Kelian schließlich herein kommt. Genauso unmöglich wie dieser vermeintliche Sprung, scheint es auch sich heute Nacht in seine Arme zu schmiegen. Es wäre eine Qual am nächsten Morgen aufzuwachen und wieder diesen Riss zwischen ihnen zu sehen. Ein Grund weshalb sich der Gedanke, oder eher der Wunsch nach getrennten Schlafzimmern langsam aber sicher in ihr festsetzt.
Irgendwann ist das Weib doch eingeschlafen, weggedämmert für einige Stunden in einen seichten und wenig erholsamen Schlaf. Zerschlagen aufgewacht, mit leichten Kopfschmerzen – es war nicht zu viel Branntwein, aber durch die Fastenzeit eben doch.
Aufgestanden, bevor es sich das Leben auf der anderen Seite des Bettes merklich regt. Rasch hat sie sich angekleidet. Ein einfaches dunkelblaues Kleid, das immerhin bequem ist. Genauso einfach frisiert, das Blondhaar geflochten und hochgesteckt. Während dieser Prozedur des Ankleidens spazieren die Gedanken weiter. Ein bisschen mühevoll, ob der Katerstimmung, aber dafür deutlich klarer und gefasster als im Sturm des Streites am gestrigen Abend.
Schließlich ist sie fertig und steht einen kurzen Augenblick unschlüssig mitten im Zimmer, den Blick auf seinen Körper unter der Bettdecke gerichtet. Dann schließlich geht ein Ruck durch ihren Körper und langsam geht es an seine Bettseite.
»Kelian?« Kurz flammt die Unsicherheit auf, ob sie sich auf die Kante setzen soll, kann, oder darf – doch dieses Mal soll dies Gefühl nicht überhand nehmen und alles andere lähmen. Als ihr Schienbein die Bettkante berührt, bleibt sie stehen, kurz fahren die Fingerspitzen über das Bettlaken, bis die Blauaugen schließlich sein Gesicht erreichen. »Du bist wach.« Eine geradezu bahnbrechende Erkenntnis, aber diese dümmliche Feststellung des Offensichtlichen stört sie nicht einmal wirklich. »Guten Morgen.« Das Feuer des Streites ist gänzlich erloschen, es glimmt nicht einmal mehr in ihrer Stimme. Nein, übrig geblieben ist kalte Asche, die durchaus fruchtbar sein kann – je nachdem was man eben daraus macht. Küssen oder nicht? Schon wieder dieses fiese Gefühl der Unsicherheit in der Magengegend. Sie entscheidet sich dagegen. Offensichtlich zaudert sie nun aber auch mit den Worten, die eigentlich folgen sollten. Sie an ihn zu richten, während er halbnackt im Bett liegt scheint auch nicht ganz richtig. Sofern er es zulässt würden ihre Fingerspitzen vom Laken kurz den Weg über sein Haar finden, um sanft darüber zu streichen. »Ich würde gerne mit dir reden. Ziehst du dich an?« wieder ruhig gesprochen, während sie keineswegs danach aussieht als würde Schlimmes folgen, sondern einfach nur als hätte sie eine sehr schlechte Nacht gehabt – oder mehrere.

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Kelian_


Closer to the edge
04.01.1463


Wach lag ich schon als das Weib neben mir auch wach lag und ebenso als sie sich schnellstmöglich angekleidet hat. Den Blick habe ich nicht gewendet, mich meinen treibenden Gedanken hingegeben. Wie das Ganze lösen? Sind wir an einem Ende, welches kein Ende sein wird weil wir uns die Endlichkeit versprochen haben? Bis das der Tod uns scheidet, in guten wie in schlechten Zeiten. Ich liebe sie, aber manchmal ist Liebe nicht genug.
Ihre Schritte, ich höre sie, wie sie langsam im Raum umhergeht. Diese wunderschöne Frau, die ich schon so lange nicht mehr gespürt habe. Weder körperlich noch psychisch. Es gab diese Momente, die Hoffnung hat aufflackern lassen, jedoch wurden sie recht schnell wieder zunichte gemacht. Ihre Anspielungen gestern - wäre sie bereit mich auf ihrer Seite zu empfangen wie es einem Ehemann gebührt? Es scheint so, aber es sind die ersten Andeutungen dieser Art. Vollkommen ungerecht, dass sie in diesem Moment gleich so anklagend ist. Ich wollte ihr die Zeit geben, die sie nach der Geburt von Graham braucht, wollte sie nicht drängen und dann ist es zu einem Selbstläufer geworden. Nur kleine Berührungen, nur nicht zuviel, diese Porzellanvase, die unsere Ehe darstellt nicht zerbrechen. Oh, wie kann all dies nur so schief gehen, wenn man doch eigentlich so im Einklang steht. Ich verstehe nicht - denn ich habe es endlich auf den Punkt gebracht - wie sie mir so wenig Vertrauen und Verständnis entgegen bringen kann, dass sie nicht in Betracht gezogen hat mit mir zu reden. Diese Liebe für meinen Sohn hätte sicherlich überhand gewonnen und wenn ich schon nicht freudestrahlend genickt hätte, so hätte ich sicherlich Verständnis gehabt. Verstanden was sie mir sagen möchte und mich nicht in ihren Weg gestellt. Ich würde mich nicht ausgeschlossen fühlen. Gemeinsame Entscheidungen.
Es fällt mir schwer nicht zu seufzen, doch es würde mich verraten. Verraten, dass ich ihren Atemzügen lausche, ihren Schritten im Raum. Das Plätschern des Wassers, der Stoff der über ihre Haut gleitet. Ohja, ich liebe mein Weib und ich finde sie nach wie vor begehrenswert. Es sind andere Probleme, die diese hervorgerufen haben. Ich weiß, dass sie zu mir kommen wird, bevor sie ganz da ist. Ihre Schritte können nicht viele andere Ziele haben. Ihr Schienbein, welches da in meinem Blickfeld auftaucht, die Fingerspitzen die über das Laken und meine Haare streichen. Es könnte ein wunderschöner Moment werden, aber wir haben einen sehr gefährlichen Punkt erreicht. Ihr Tonfall sagt es mir. Ihre Bitte quittiere ich zunächst nur mit einem Nicken, stemme mich schließlich aus dem Bett. Sicher. Was sie nicht gemacht hat, mache allerdings ich. Sie ist mein Weib. Ein Kuss auf ihre Wange, vielleicht ein wenig kratzig dank des Bartes, aber wir werden doch jetzt nicht wählerisch werden? Ein Hemd ist schnell über den Kopf geworfen, das Gesicht gewaschen und der Mund ausgespült. Ich bin bereit. Im Raum stehend, blicke ich sie nachdenklich an. Ich weiß nicht, was folgen wird, ich fühle mich unwohl in diesem Raum, so wie es zwischen uns steht und der gestrige Abend tut mir Leid. Ich habe Dinge gesagt, die unangemessen waren, egal wie es zwischen uns steht. Bitte. Eine Aufforderung, dass sie beginnen kann, wenn sie möchte. Wie kompliziert kann es sein?

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Rondra
04. Januar 1463
{Reutlingen – Kaylis‘ Gästehaus}


Seine Lippen auf ihrer Wange, sie lässt es geschehen, verzieht die Lippen sogar ein wenig zu einem Lächeln. Dann steht Rondra ein bisschen dämlich in der Gegend herum, während Kelian seine schnelle Morgentoilette durchführt. Kerle haben es doch deutlich einfacher damit als Frauen.
Ein Nicken als er bereit scheint. Aber hier? Kurz löst sich ihr Blick von ihm, umfasst schnell das Schlafzimmer, dann entscheidet sie allerdings, dass es sicherlich noch alberner wäre nun hintereinander in einen anderen Raum zu gehen. Weder soll es eine Standpauke werden, noch sonst ein Paukenschlag, an sich ist es recht simpel, aber trotzdem eben schwierig die richtigen Worte zu finden – wie so oft. Schwierig, weil sie einfach nicht weiß woran sie bei ihm ist. Sie hat den Karren vorzüglich in den Sumpf gelenkt und da steckt er nun um Morast fest. Man kann nichtmal behaupten, dass sie beide nun an je einem Ende in ihre Richtung zerren und ziehen. Nein, vielmehr steht ein Jeder auf seiner Seite des Karrens und besieht sich den Schaden – wovon es sicher nicht besser werden würde. Egal, denn das ist es nicht was den Blondschopf gerade umtreibt, oder vielmehr ist es das, was sie gerade nicht umtreiben soll.
Nach wie vor steht sie an seiner Seite des Bettes, den Platz hat sie nicht aufgegeben.
»Kelian… ich...« nun auf, auf. An sich dürfte da kein ringen um Worte mehr sein, denn diese hat sie eigentlich die halbe Nacht bereits gewälzt. Fest pressen sich ihre Lippen für Augenblicke aufeinander, ungnädig ist ihr Blick, aber es sollte deutlich sein, dass er eher sich selbst gilt als ihm. »Ich kann das nicht mehr.« eine schlaffe, kreisende Handbewegung deutet an, dass sie all dies meint. Kurz schließen sich ihre Augen, das gestrige Gespräch ist noch sehr gegenwärtig und er soll nicht auf die falsche Fährte kommen. „Leb damit“ so war es doch? »Ich weiß, ich habe es selbst zu verantworten und muss damit leben… was ich auch tun werde« diese Situation zwischen ihnen, notfalls bis der erste von ihnen zur Sonne geht. Eine grauenhafte Vorstellung, auf vielerlei Hinsicht. Nun, selbst wenn sie wollte hätte sie in dieser Sache keine Wahl, aber das ist ein Punkt den sie beide kennen und darüber muss nun wirklich nicht gesprochen werden. »Das meine ich damit aber gar nicht. Ich kann nicht ständig so leben.« Weiß er was sie meint? Vielleicht ist das ja wieder so eine Männer- und Frauensache. Etwas was sie ganz anders wahrnimmt als er? Wieder schleicht sich Unsicherheit ein. Andererseits, sollte ihm nicht aufgehen, dass sie diesen Eiertanz meint, muss er eben nachfragen. Unmöglich, dass er es als „alles in Ordnung“ abstempelt, oder? »Ich brauche eine Pause. Eine Pause von diesen Streitereien und diesen Vorwürfen.« Man könnte auch einfach damit aufhören, aber scheinbar ist ihnen das nicht möglich, beiden nicht. »Einen Tag. Lass uns irgendwas gemeinsam machen. An den See, oder den Hafen… es ist mir vollkommen egal, aber lass uns diese Mauer nicht mitschleppen.« Schnell ist es heraus, nachdem sie erst mal angefangen hat. An sich ist es recht simpel und etwas Ähnliches hatten sie in einer anderen Situation bereits einmal. »Ich weiß, das ist nicht einfach und vielleicht viel verlangt.« Einen Vertrauensbruch kann man schließlich nicht einfach vergessen, genauso wie sie schwerlich ihre Zunge im Zaum halten kann, wenn es mit ihr durchgeht. »Vielleicht habe ich mir dies Recht auch verspielt, aber du sagtest einmal, du wärest für mich alles was ich will.« Tatsächlich ist es gerade schwierig abzuschätzen wie dünn oder dick das Eis ist, auf dem sie wandelt, aber mal ehrlich, viel schlimmer als die Schlitterpartie der letzten Wochen kann es kaum kommen, oder? »Sei mein Begleiter, mein Freund, für einen Tag.« Was sicherlich nicht heißt, dass danach alles wieder hervorgekramt werden muss, aber soweit denkt Rondra nicht. Es geht darum diese grauen Wolken zur Seite zu schieben, für einige Stunden, um die Sonne dahinter mal wieder zu Gesicht zu bekommen, so matt sie auch scheinen mag. Möglich oder nicht? Rondra weiß es selber nicht recht und das dürfte klar in ihrer Miene ersichtlich sein, während sie nun versucht in seiner zu lesen.»Bitte.«

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Kelian_


Closer to the edge
04.01.1463


Tja und dann redet sie. Voller Schmerz über die Situation und natürlich mit einer Bitte. Rational? Nein, gar nicht. Ich habe mit vielem gerechnet, dass es neuerliche Vorwürfe werden, dass wir den gestrigen Abend Revue passieren lassen. Aber damit? Die Bitte nach einer Pause, nach einem gemeinsamen Spaziergang. Woher kenne ich denn sowas? Was ich davon halte, sollte sie vorher wissen. Kann ich ihr diesen Wunsch erfüllen? Ich habe hier versprochen, dass ich alles für sie bin. Zur Not eben auch nur ein Freund. Ich möchte nicht nur ihr Freund sein, selbst für einen Tag nicht. Verdammt. Es kann doch nicht sein, dass wir uns so tief hier hereinmanövriert haben, dass wir nicht mehr herauskommen. Mehr und mehr legt sich mein Gesicht in Falten, die Stirn zieht sich arg kraus und doch versuche ich zuletzt ganz leicht zu lächeln. Was nun sagen? Leise seufze ich, mein linker Arm gleitet wie von selbst zu meinem Nacken, meine Hand reibt dort die Haut rot. Ach Rondra. Ich hab irgendwie das Gefühl, dass sie gleich anfangen könnte zu heulen. Nicht weil ich so schrecklich sein könnte, einfach weil es im Bereich des Möglichen liegt. Ihr leises Bitte halt noch nach, ich seufze noch einmal. Wenn es doch alles so einfach wäre, dann hätte ich es sicherlich schon lange gemacht, nicht mehr darauf geachtet, was ich eigentlich denke oder fühle und hätte allein für sie all diese Bedenken und Vorurteile schon längst weggeschoben. Kann ein Mensch dies überhaupt? Ich bin mir da nicht so sicher. Was antworte ich dem Weib nun? Ein einfaches Nein würde es nicht tun und damit treffe ich auch nicht einmal annähernd, was ich meine. Es ist kein Nein, eher ein 'Kann ich dies'? Immerhin gehe ich auf sie zu, ziehe sie in meine Arme. Nein, ich weiß das zwischen uns nicht alles in Ordnung ist, weiß, dass wir uns auf sehr gefährlichen Eis befinden. Es knarzt seit geraumer Zeit gewaltig, aber im Gegensatz zu ihr bin ich nie dazu übergegangen mich zu fragen, ob ich dies nun darf oder nicht. Einzig, ich rühre sie nicht mehr im Bett an, aber auch dies hat eben mehr etwas mit der Geburt unseres Sohnes zu tun als mit allem anderen. Wie nun also? Das Weib leicht in meine Arme gezogen, kann ja nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich den Vorschlag für Schwachsinn halte. Du meinst also, was mir sonst nicht gelingen will, kann ich heute so einfach machen weil du mich darum bittest dir ein Freund oder Begleiter zu sein? Ich verbringe gerne den Tag mit dir. Zumindest dies kann ich ihr zugestehen. Mehr? Wohl kaum. Ich kann dir aber keine Pause verschaffen, nicht mit mir an deiner Seite. Es ist zur Zeit so, ich wollte gestern nicht... Ja, du musst damit leben, but so do I. Denkst du nicht, dass ich dich lieber in meinen Armen wüsste? Dass ich es leid bin, dass du nicht weißt wie du mit mir umgehen sollst? Bloody hell, Rondra, ich bin dein Mann und du bist mein Weib. Wir werden bis an das Ende unserer Tage damit auskommen müssen. Ich kann dir diese Auszeit nicht verschaffen, aber ich kann dir versuchen darzulegen, was ich eigentlich gestern und auch all die anderen Tage meinte. Es geht mir nicht darum, dass du alleine weggehst, sondern dass du dich in Gefahr begibst. Ich mache mir Sorgen um dich. Jeden Tag zu jeder Stunde und das nicht, weil ich irgendeinem Gott geschworen habe auf dich aufzupassen, sondern weil du der wichtigste Mensch in meinem Leben bist.
Ich habe dir vertraut. Ohne Seil, ohne zweiten Boden. Du hast mir nicht genug Vertrauen entgegen gebracht und eine so wichtige Entscheidung ohne mich getroffen. Es ist mir egal, ob der Bastard lebt oder nicht - er würde wahrscheinlich nicht zögern uns beide samt Kinder umzubringen, wenn es ihm nützen würde.
Ein kurzer Innehalten. Ergibt Sinn, was ich ihr da sage? Ich weiß es nicht. Ich weiß nichts mehr. Nicht was ich von ihr oder von mir erwarten soll, wie ich ihr verzeihen kann oder ob ich es überhaupt muss, ob ich es nicht schon lange habe und sie nicht einfach noch ein wenig zappeln lasse. Vielleicht spiele ich mich auch ganz umsonst auf. Ich bin nach wie vor für dich, was du möchtest. Ich verbringe gerne den Tag mit dir, aber ich kann dir nicht versprechen diese Vorhalte nicht mitzuschleppen. Leiser jetzt, denn ich habe nicht nur sie verloren, sondern auch mich. Kann ja mal passieren, dass man nicht mehr weiter weiß und so weiter.

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Rondra
04. Januar 1463
{Reutlingen – Kaylis‘ Gästehaus}


Eigentlich würden seine beiden Seufzer und sein ‚Ach Rondra‘ bereits ausreichen, um die ganz essentielle Aussage seiner weiteren Worte zu treffen. Zumindest ballt sich Rondras mittlerweile bereits vertraute schwarze Loch dabei zu einem dicken, schweren Klumpen zusammen. Seltsam, wie sehr sie in letzter Zeit meinen sich nicht zu kennen und es dann wieder Augenblicke gibt, in denen man den anderen allzu gut kennt. Nun, vielleicht ist einiges auch einfach logisch. Logisch, dass der Blondschopf tatsächlich kurz davor ist in Tränen auszubrechen. Spätestens als seine Arme sie umfangen, scheint dies fast unausweichlich. Vorsichtig reagiert sie. Rondras Kopf sinkt ein wenig nach vorn, bis ihre Stirn seine linke Schulter auf Höhe des Schlüsselbeins berührt. Die Berührung ihrer Hände, rechts und links an seiner Hüfte, ist ein hauchzartes Auflegen, zumindest zu Anfang.
Meint sie, dass es einfach sein würde? Ach, sie traut es nicht mal sich selbst so ganz zu. Andererseits hat sie bereits mehrfach bewiesen, dass sie voller Fehler steckt. Gemeinsam, mit diesem Ziel vor Augen, für einen Tag, könnte es in ihrer Welt womöglich klappen. Wenn nicht gemeinsam, wie dann?
Ist aber nicht. Es sind seltsame Gefühle, am seltsamsten dabei ist wohl, dass Rondra dankbar ist. Dankbar, weil er ehrlich ist. Keine Versprechungen macht, die am Ende scheitern. Denn was sie tatsächlich nicht ertragen würde – und das weiß sie allzu gut – wäre der Versuch, der am Ende mit einem Tiefschlag endet. Verheerend.
Tränen. Rondra spürt ihren Druck, aber sie rollen tatsächlich nicht. Tränen sind weibischer Kram, um die Dinge für sich zu entscheiden. Sie verändern nicht die Sachlage und sind vollkommen unfair. Natürlich passiert es dennoch manchmal, sie mögen weibischer Kram sein, aber letztlich ist sie eins – auch wenn sie stets versucht hat dem Vater den Sohn und Erben zu ersetzen, der ausgeblieben ist – abgesehen von Balthasar, aber das offenbarte sich ihr erst Jahre später. Nein, so lange sie irgend kann, würde sie nicht heulen, wobei es vielleicht auch lächerlich ist, derart viel Kraft darauf zu verwenden.
»Danke.« antwortet sie leise und schlicht und natürlich recht zerschlagen. Viele Worte für den Geliebten. Einiges darin, neben der Kernaussage, was den einen oder anderen Gedanken mit sich ziehen würde. Mann und Weib. Sind sie das noch? Natürlich, auch wenn sie sich benehmen wie Bruder und Schwester. Klar würden sie miteinander auskommen müssen. Bedauert er das? Nicht dass es unbedingt mitschwingen würde, aber die Frage liegt irgendwie nahe. Wieder sind da Worte vom gestrigen Abend. Ausgerechnet diese. Aber sie werden abgemildert, deutlich abgeschwächt, wenn nicht gar ganz genommen.
»Ich mache mir Sorgen um uns.« Natürlich war es leichtsinnig, aber im Vergleich zu diesen Problemen hier, war die Tatsache gestern einfach nicht präsent. »Ich weiß, dass ich das nicht ungeschehen machen kann und wir beide damit leben müssen. Die Frage ist lediglich, wie wir es können, ohne dabei aneinander zugrunde zu gehen.« Wobei es im Augenblick nicht nach einer Frage klingt, sondern eher eine Feststellung ist. Diese Pause wäre ein Ansatz gewesen, vielleicht auch nur ein Strohhalm, doch er treibt davon und tief in ihrem Inneren weiß Rondra, dass es in diesem Fall vielleicht besser so ist.
Sachte bewegen sich ihre Hände, als Rondra den Kopf schließlich wieder hebt, rutschen ein wenig nach oben, als sich ihr Körper aufrichtet. Kein Streicheln direkt, sondern der Bewegung geschuldet. Nachdenklich sieht sie ihn an, als müsse sie die nächsten Worte abwägen.
»Ich denke dann ist es besser wir verzichten auf den Versuch.« Kein Vorwurf, sondern wieder eine Feststellung. Zweifelsohne würden sie Zeit miteinander verbringen und in Gefahr laufen wieder abzugleiten, dazu muss es kein Spaziergang sein, der nun ohnehin vorbelastet wäre.
Noch ein wenig höher schiebt sich ihr Körper, eigentlich ein altbekanntes Hinaufstrecken, mit dem Ziel ihn zu küssen. Schwierig zu sagen wann sie das zum letzten Mal getan hat. Es scheint Ewigkeiten her zu sein. Sofern er nicht die Flucht ergreift, wäre es ein zarter Kuss, bar jedes weiterführenden Verlangens, aber lange genug andauernd und fragend genug um definitiv nicht geschwisterliche Gefühle zu transferieren.

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Kelian_


Closer to the edge
04.01.1463


Wofür ich das Danke verdient habe, weiß ich nicht ganz genau. Dafür, dass ich sie in den Arm genommen habe oder eventuell sogar für etwas anderes? Ich versuche wenigsten diese Unsicherheit vor dem Weib zu verbergen und lasse sie weiter gewähren. In ihrem Dasein und Handeln. Ihre Hände an meiner Hüfte fühlen sich vertraut gut an, vielleicht ist all dies hier endlich wieder einmal ein gemeinsamer Ansatz. Nicht dafür gemacht uns sogleich wieder in den Himmel zu katapultieren, aber durchaus um wenigsten wieder ein wenig Nähe zu schaffen. Seit Wochen, ach es sind schon Monate, hatte ich das Weib nicht mehr im Arm. So nah waren wir uns selten, haben uns vielleicht im Bett berührt, aber sicherlich nicht absichtlich. Ja, es ist ein Anfang. Zumindest für mich, denn es lässt mich zumindest merken, dass ich das Weib noch in den Arm nehmen kann. Selbst dies war mir manches Mal nicht klar - zumindest in den letzten Wochen. Dass wir es nun also lassen würden, ist dann wohl so. Ich habe sicherlich nicht die Chance vertan mit ihr den Tag zu verbringen, sondern nur darauf etwas zu spielen, was wir beide zur Zeit einfach nicht sind. Glück ist fragil, aber nur weil es einmal zerbrochen ist, heißt es ja nicht, dass man es nicht wieder findet. Wir würden eben noch ein wenig suchen müssen. Ein wenig unerwartet kommt dann eben doch ihr Bestreben mich zu küssen, denn so gerne wie sie zuletzt die Karte gezogen hat, dass zwischen uns das Körperliche fehlt, so wenig hat sie dafür getan. Es ist nicht nur meine Verfehlung, die sie da angesprochen hat. Ich habe lange genug Zeit, um zu wissen, ob ich es möchte oder nicht, könnte sie auf Abstand halten, den Kopf ein wenig drehen, so dass sie nur meine Wange trifft. Aber warum? So wie ich für sie eben festgestellt habe, dass sie mein Weib und ich ihr Mann bin, so gilt dies auch umgekehrt.
Nach all dieser Zeit fühlt es sich ein wenig ungewohnt an das Weib auf diese Art zu spüren. Ihre Lippen, so vertraut und eben doch schon länger nicht gekostet, meine Hände die natürlich auch Halt bei ihr gesucht haben und somit ihren Körper spüren. Ein leises, zustimmendes Brummen verlässt meine Kehle, wissend dass sie mich hier auf einen sehr gefährlichen Pfad führt. Zumindest für mich gefährlich. Der Kuss ist sicherlich nicht vergleichbar mit vielen, die wir schon hatten, aber letztendlich hänge ich an ihren Lippen und keiner schweigt so schön wie sie. Die stumme Frage, die sie mir stellt, wird ehrlich beantwortet, indem auch meine Lippen von ihren kosten. Mehr, nur ein wenig mehr.

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Rondra
04. Januar 1463
{Reutlingen – Kaylis‘ Gästehaus}


Die Antwort seiner Lippen tut gut. Sie heilt nicht, bei weitem nicht, aber dazu wurde die Frage auch gar nicht gestellt. Aber vielleicht… ganz vielleicht… Ja, es ist lange her und diese Art zu küssen zwar nicht vergessen, aber ungewohnt geworden. Da waren gehauchte Küsse auf die Wange, auch mal auf die Stirn, oder ihren Scheitel. Immer von ihm ausgehend. Vielleicht liegt da auch eins der großen Probleme, sie weiß einfach nicht was sie darf und was nicht und ist deshalb übervorsichtig, ständig auf der Hut das rohe Ei nicht fallen zu lassen.
Dieser Kuss weckt Erinnerungen, die in den letzten Wochen verschüttet schienen. Keine lautstark hereinbrechenden Erinnerungen, sondern eher eine leise Musik, die bekannt vorkommt. Manchmal nützen die besten Vorsätze nichts, vielleicht hat sie auch einfach vergessen wie stark seine Anziehung auf sie wirklich ist – wobei das eher nicht der Fall sein dürfte, schließlich leidet sie gerade darunter besonders, es wäre alles einfacher, wenn er nicht so eine Wirkung auf sie hätte. Jedenfalls scheint sich Rondra für Sekunden ein wenig fallen zu lassen. Nichts großartiges, aber vielleicht daran zu merken, dass sie in seinen Armen ein wenig Anspannung verliert und sich kurz von der Berührung ihrer Lippen tragen lässt. Erst als sich ihre Arme selbstständig machen und ihre Hände den Weg in seinen Nacken suchen, wird sich Rondra dessen bewusst. Bevor sie ihr Ziel erreichen, sinken die Hände wieder herab. Kein abruptes Ende des Kusses, ein sanftes Ausklingen, bevor sie ihre Lippen von seinen löst. Wer hätte das gedacht, als sie schließlich einen kleinen Schritt zurück macht, lächelt Rondra. Kein Strahlen, keine Euphorie. Nein, niemand katapultiert hier irgendwen in den Himmel, aber vielleicht hat man gerade einen kleinen Blick auf den blauen Himmel erhascht, von der Erde aus. Es ist ein kleines, stilles Lächeln, als hätte sie etwas erhalten, womit sie nicht gerechnet hat.
»Wir sollten frühstücken gehen. Ansonsten werden wir sicherlich bald geholt.« Klar von wem, oder nicht? Ob er… keine Fragen mehr, die sie sich selber ohnehin nicht beantworten kann. Sie streckt die Hand nach ihm aus, vermutlich würden sich ihre Finger nichtmal mit seinen verschlingen, sondern lediglich ihre Hand ihren Platz in seiner finden. Dann wäre das Esszimmer ihr Ziel.

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Kelian_


Closer to the edge
04.01.1463


Ein Kuss, der die Welt vielleicht also wieder ein wenig gerade rückt. Nicht in die angestammte Position, aber jedem von uns vielleicht sogar ein wenig die Angst vor der Zukunft nimmt. Nein, es ist nicht alles verloren, wir müssen uns in diesem Wust von Vorwürfen eben nur finden. Schauen wir mal, wie lange es noch dauert. Letztlich bleibt uns dann wohl aber nichts anderes als den Kuss zu lösen oder eben weiter zu gehen. Trotz ihrer berechtigten Vorwürfe, vielleicht sogar Aufforderungen und diesem doch recht zufriedenstellenden Verlauf des Kusses mache ich keine Anstalten nun doch noch weiter zu gehen. Dazu würde gehören sie wieder auszuziehen. Außerdem bräuchten wir wahrscheinlich ein wenig Zeit - also...dann. Egal, denn es passiert nicht und würde wohl auch in nüchternen Zustand demnächst nicht passieren. Wobei es mich schon reizen würde. Das Weib zu nehmen. Sie würde schon sehen was ich empfinde und was nicht. Absurde Gedanken.
Ein Nicken kommentiert ihren Vorschlag, ich schmunzle leicht als sie meine Hand greift und zusammen geht es dann wirklich durch das Haus zum Frühstück, wo wir schon recht ungeduldig von einem plappernden Blondschopf und einem zweiten krähenden erwartet werden. Der einzige, der sich für den Moment ruhig verhält ist mein Sohn. Klar, erstklassige Gene - oder eben einfach perfekt ruhiggestellt. Wie dem auch sei, Johanna bekommt einen liebevollen Rüffel, bevor wir dann erst einmal in Ruhe frühstücken. Einvernehmlicher - also auch in Echt - als die letzten Wochen. Erst nachdem wirklich jeder fertig ist, die Kinder von der Kinderfrau übernommen werden und Rondra und ich wieder alleine sind, werde ich ernster. Ich habe etwas wichtiges mit ihr zu besprechen, unabhängig von heute Morgen und ich bin mir nicht ganz sicher, wie sie dazu steht. Ich bin nunmal Familienoberhaupt und zuletzt waren gemeinsame Entscheidungen ja aus. Ich werde nachher zu Kaylis gehen. Wir wollten einen ersten Vertragsentwurf zusammen gestalten. Das ohne dich oder besser euch schwingt da mit. Ich habe mir angefangen Gedanken zu machen, was absolut ist, was wir fordern und was wir geben können. Ich weiß, dass du da ein gewichtiges Mitspracherecht hast - Naja, dies ist nun wirklich mehr als untertrieben. Sie ist ihre Tochter. Eigentlich. Aber es soll ja auch nur ein erster Vertragsentwurf sein, den wir dann gemeinsam weiter ausfeilen. Du und ich. Klingt das nicht romantisch? Kerzenlicht, wir eng aneinander gedrängt und dazu der Vertrag. Der Stoff aus dem Liebe entsteht. Leicht lächle ich sie an. Sie wird es doch verstehen - naja wie auch immer, ich schiebe ihr ein Blatt Papier herüber, auf dem meine bisher gefassten Gedanken stehen. Ist es nicht auch ein Beweis, wie sehr das Kind mir am Herzen liegt?

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Rondra
04. Januar 1463
{Reutlingen – Kaylis‘ Gästehaus}


Stop. Stop. Stop! Gerade sind die Kinder hinaus und in ihrem Kopf formt sich die übliche Tagesgestaltung. Haushaltsführung, Korrespondenz, Mittagessen und eigentlich könnte sie danach mal wieder ausreiten. Ihr namenloser würde sich über etwas mehr Bewegung sicherlich freuen. Diese Gedanken werden so jäh unterbrochen, dass es sich ein bisschen anfühlt als ob sie von einem Karren angefahren wurde, oder eben überfahren.
Kaylis, Johanna, der Vertrag. Eigentlich nicht unlogisch, es steht an, das wissen sie alle, denn immerhin soll das Kind nach der Hochzeit hierbleiben. Die Hochzeit allerdings ist noch nicht sonderlich ausgefeilt, weshalb sie für den Vertrag noch Wochen hätten, theoretisch. Praktisch hat sie ihn einfach nicht für diesen Augenblick im Kopf gehabt. Er anscheinend schon – und frei nach seinen Worten Kaylis ebenfalls, schließlich scheinen sie verabredet. Unwahrscheinlich ohne Vorwarnung beim Wettiner mit diesem Thema anzuklopfen, er wird sich ebenfalls Gedanken gemacht haben wollen. Es rattert im blonden Schädel, während Rondra nach wie vor an ihrem Platz sitzt und keine Anstalten macht nach dem Papier zu greifen.
Blöde ist sie nicht, auch wenn sie manchmal gerne mit Anlauf, oder mit voller Absicht in die Fettnäpfchen springt. Dass sie bei diesem Treffen nicht eingeplant ist, entnimmt sie seinen Worten sehr gut. Zugegeben, gemeinsame Entscheidungen standen in letzter Zeit nicht allzu hoch im Kurs, vor allem nicht von ihrer Seite aus. Aber…
Dieses Aber treibt sie schließlich von ihrem Platz, lässt sie recht ruckhaft den Stuhl nach hinten schieben. Was folgt ist ein nicht ganz unbekannter Anblick. Jeder hat seine Macken. Kelian neigt dazu sich den Nacken zu reiben, sie dazu wie ein gefangenes Raubtier in seinem Käfig hin und her zu wandern. Heute zumindest mag das so anmuten, sie steht und läuft gerne beim Denken – nichts Neues.
Ja, dieses Aber. Klar und deutlich sieht sie die Dinge wie sie sind. Zusammengefasst wohl, dass es an der Zeit ist, sie darüber bereits gesprochen haben – sogar mit Kaylis, er das Oberhaupt ist und Johanna seine Tochter – das ist es was sie wollte und bekommen hat, das ist gut so, für sie alle und sie würde die Entscheidung Johanna eine Peverell werden zu lassen niemals revidieren wollen (also theoretisch, wenn sie könnte).
Nun verhält es sich aber so, dass Rondra zwar alle ihre Kinder gleich liebt, mit Johanna aber besonderes verbindet. Sie ist die älteste und die beiden Blondschöpfe sind durch einiges gemeinsam gegangen, von Anfang an. Es ist als hätte sie die kleine Hand Jahre lang alleine gehalten, während das Mädchen zu dem geworden ist was sie heute ist, es waren stürmische Zeiten und manches Mal war Johanna ihr einziger Anker, weshalb sie nicht verzweifelt ist. Seine Eröffnung fühlt sich an, als würde er ihr diese Hand nehmen, die so lange in ihrer lag. Vielleicht Schwachsinn, aber es sind nun einmal starke Gefühle im Spiel.
Er ist das Oberhaupt. Es ist eine Sache sich ihm in ihren Belangen zu beugen, in Betracht auf Johanna sieht sich Rondra allerdings dazwischengeschaltet. Vielleicht ein Fehler, aber eben jenen Gefühlen geschuldet. Zumal es keinen erkennbaren tieferen Sinn gibt, weshalb sie nicht einfach anwesend sein könnte. Sie, Johanna natürlich nicht.
Gewichtiges Mitspracherecht also. Was auf Rabenstein galt, ist hier also nicht der Fall? Ihre Zähne pressen sich derart fest aufeinander, dass ihr Kiefer zu schmerzen beginnt. Kurz, sehr kurz flackert die Idee auf einfach den Raum zu verlassen, ohne auch nur einen Blick auf seine Gedanken zu werfen. Er scheint alles gesagt zu haben und dass er nur das Beste für Johanna will, glaubt sie unbesehen.
Aber es ist ihr Kind und da kann ihr Stolz nur unterliegen. Schließlich geht es also zurück zum Tisch, das Papier wird herangezogen, ohne aufgenommen zu werden. Blauaugen huschen schnell über das Geschriebene. Wie zu erwarten war, kann sie nichts Unpassendes erkennen, auch nichts was fehlen würde. Zumindest nicht im Augenblick.
Betont ruhig hebt sie den Kopf, um ihn wieder anzusehen.
»Ich begleite dich.« Stellt sie fest, genauso ruhig und fest. Begleitung, nicht Wortführerin bei der Angelegenheit. Allerdings gelingt es ihr dieses Mal nicht, ihren Blick zu Eis gefrieren zu lassen, deutlich steht in den Blauen der emotionale Sturm, der sich da zusammengebraut hat.

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Kelian_


Closer to the edge
04.01.1463


Offensichtlich, dass der Sturm der Gefühle in ihr tobt. Nichts weniger habe ich erwartet, eigentlich sogar mehr. Ein Aufschrei der Wut, ein fassungsloses Anstarren, die Feststellung, dass ich dies nicht machen kann. Sie ausschließen. Will ich aber gar nicht. Darum geht es nicht. Oder? Nein. Es soll auch keine Art Bestrafung sein, es ist einfach etwas, was wir beiden Kerle uns ausgekaspert haben und ich für meinen Teil gedenke das Kind nicht in den Brunnen fallen zu lassen. Zum einen was das Treffen mit Kaylis angeht - also ihm die Enttäuschung ersparen die Verabredung nicht in abgemachter Form einzuhalten - als auch was den eigentlichen Vertrag angeht. Dass der andere natürlich Vorteile hat, weil er sehr viel erfahrener ist in der Verhandlung und Ausarbeitung in Verträgen ist keine Frage, aber ich verlasse mich da auch ein stückweit auf ihn. Er wird mich nicht übers Ohr hauen, wir sind Freunde und er ein vernünftiger Mensch. Er wird soviel fordern wie er muss.
Irgendwann in diesem kleinen Raubtierzug habe ich aufgehört das Weib mit meinen Blicken zu verfolgen, sondern angefangen einfach einen fixen Punkt zu nehmen, den sie immer mal wieder streift. Es dauert bis sie schließlich doch das Papier anschaut, aber dieses ist ja bekanntlich geduldig. Schweigen, so lange, dass ich schließlich doch beginne zu denken, dass ich Nonsens geschrieben habe. Habe ich? Nein, ich habe es wohl überlegt und nicht in wenigen Momenten zusammen gekritzelt. Vielleicht ist das die Strafe, dass ich ihr nicht eher Bescheid gesagt habe? Nein. Nein, ich habe nichts dergleichen im Sinn. Wie ich sagte, es soll nur ein erster Entwurf werden und ich denke, dass ich es wesentlich besser über die Bühne bringen kann. Ich hänge nicht so sehr an der Glaubensfrage und zusammen könnten Kaylis und ich einen Kompromiss ausarbeiten. Ihre Worte lassen mich kurz resigniert schauen. War klar. Wie kann man eigentlich so stur sein? Naja, kann ich auch, weshalb ich zuerst den Kopf schüttle, bevor auch die mündliche Absage erfolgt. Nein Rondra. Es klingt weder schneidend noch bösartig. Eine schlichte Aussage. Wir Männer werden erst einmal einen Vorvertrag machen, die wichtigsten Sachen regeln. Das nächste Mal bist du dabei, schließlich wirst du ihn auch mit unterschreiben müssen. Eine Begründung, warum sie nicht mit soll, gibt es nicht. Aber wir sind hier ja nicht bei 'wünsch dir was' sondern bei 'so ist es'. Ich für meinen Teil erhebe mich, damit zumindest deutliche Aussage, dass dieses Gespräch für mich beendet ist und ich nicht gewillt bin mich umstimmen zu lassen.

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Rondra
04. Januar 1463
{Reutlingen – Kaylis‘ Gästehaus}


Hat sie mit einer Zusage gerechnet? Nein, wenn sie ehrlich ist, dann nicht. Aber darauf gehofft mit Sicherheit. Wer kassiert schon gern an einem Morgen zwei Abfuhren? Was er in Gedanken Bestrafung nennt, geistert ähnlich auch in ihr herum. Ist das die Rache für ihren Alleingang? Ein Alleingang seinerseits, ohne dass es ein wirklicher Alleingang ist. Sie hat etwas seinen Sohn betreffend alleine geregelt, wenn es ihn auch nur indirekt betrifft und es womöglich nicht mal eintreffen wird. Er übernimmt dafür Johanna? Auge um Auge, Zahn um Zahn – nur dass sie ihren Zahn mit Ansage verlieren soll. Klar geht es bei ihnen besonders um das „Wie“ und nicht das eigentliche Ergebnis, das eigentliche Ergebnis bleibt sich aber gleich.
Genau das könnte sie ihm nun entgegen schleudern. Gift und Galle spucken. Betteln. Die volle Bandbreite. Alles schon dagewesen. Aber eben nicht unter diesen Vorbelastungen. Nicht so, sie sind ohnehin angeschlagen, Rondra ohnehin angeschlagen.
»So, werde ich das?« Nicht schnippisch, sondern dann doch eher kalt kommt es. Sie beide wissen dass sie würde, sie ist schließlich noch ganz bei Trost, auch wenn man manchmal anderes glauben mag. Vielleicht ist es auch gerade das. Sie hat gar keine andere Wahl. Sie muss sich nicht erheben, sie steht schon. Die Finger stubsen ihm das Papier wieder entgegen. »Na dann.« damit scheint alles gesagt und sie wendet sich um, um das Zimmer zu verlassen und die Tür doch deutlich zuzustoßen. Ihre Tagesplanung wird sich ändern.

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Kelian_


Where do we go from here
07.01.1463


Der erste Tag wäre überstanden. Folgen nur noch ein paar und diese sind sicherlich zu überstehen, zumindest mit meinem Vorhaben. Es ist wirklich kompliziert geworden im eiskalten Land. Die letzten Tage habe ich das Weib kaum gesehen, wie von mir gedacht sind wir noch nicht einmal dazu gekommen den Vertrag durchzusprechen. Ihr scheinbares Desinteresse daran ist nur geheuchelt, zumindest rede ich es mir ein. Der Besuch des Bastards hat genau einen Vorteil, das Weib schafft es nicht mehr in dem ganz großen Maße mir aus dem Weg zu gehen und immerhin habe ich mich heute zumindest einmal als Held in strahlender Rüstung erwiesen. Balthasar, sein Gefolge und auch sein Gepäck sind untergebracht. Früher hätte ich meinen Gedanken ihm eine Eishütte vor dem Haus zu bauen laut ausgesprochen, heute habe ich leise für mich darüber gelacht - bis ich mein Hirn zermartert habe, wie wir ihn nun wirklich unterbringen.
Es ist recht spät, aber nicht spät genug um noch ein Gespräch anzufangen. Wie die letzten Tage ist Rondra auch an diesem Tag zuerst in unserem Schlafgemach, doch diesmal schafft sie es sicher nicht bereits im Bett zu liegen. Ob sie wirklich schon geschlafen hat, als ich zuletzt meine Seite des Bettes eingenommen habe, weiß ich nicht, aber heute weiß ich zumindest dies zu verhindern. In meinen Händen sind zwei dampfende Becher, ich habe uns Tee bereitet. Ein Ausdruck dessen, dass ich reden möchte. Es erinnert mich an meine Heimat, es beruhigt mich. Hat es schon immer. Ohne den Blick für den Moment zu wenden, stelle ich das heiße Zeug auf einem der kleineren Tische ab, um erst dann durch den Raum zu gleiten. Wäscht sie sich? Zieht sie sich schon an oder habe mich meine Geschwindigkeit doch überschätzt. Sie würde doch nicht schon im Bett liegen?

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Rondra
07. Januar 1463
{Reutlingen – Kaylis‘ Gästehaus – später Abend}


Später als sonst in den letzten Tagen ging es heute Richtung Schlafzimmer. Dafür aber umso eiliger. Rondra rechnet zwar nicht damit, dass Kelian es ebenfalls eilig haben könnte, immerhin hat es die letzten Tage auch geklappt sich in dieser Beziehung aus dem Weg zu gehen, andererseits ist es eben später. Wohl mehr als ein Mal hat sie sich tatsächlich schlafend gestellt, wenn er schließlich ins Bett gekommen ist. Schlaf ist in diesen Nächten schwer zu finden, egal wie viel sie sich auch tagsüber an der frischen Luft herumgetrieben hat. Wie gut würde da nun ein Schluck Branntwein helfen, sie ist sich sicher. Dieser Weg in die wohligen Arme des Schlafes ist ihr allerdings verwehrt. Jedes Mal wenn Rondra zum Krug greifen will, tönt die höhnische Stimme von Kelian wieder durch ihren Kopf und es wird ihr unmöglich dem Drang nachzugeben. Nichts was ihre Stimmung besser macht. Genauso verhält es sich mit diesem vermaledeiten Vertrag. Stur ist sie da, wie immer. Er aber anscheinend auch, zumindest ein wenig. Die letzten drei Tage haben an ihren Nerven gezerrt, doch sie konnte nicht über ihren Schatten springen und nachfragen. Er wollte das alleine regeln, also ist es verdammt nochmal an ihm… was auch immer. Natürlich war sie viel unterwegs, absichtlich. Aber es ist auch nicht so, dass sie sich gar nicht gesehen haben. Stur wie eh und je eben, potenziert mit verletzten Muttergefühlen. Schon längst sieht sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, geschweige denn in der Düsternis irgendeinen Lichtstrahl.
Eine knappe Viertelstunde. Das Weib ist gerade dabei sich hinter dem Paravent abzutrocknen, ähnlich eilig wie eben jeder andere Handgriff zuvor ebenfalls ausgeführt wurde. Handtuch über die Wand geworfen und mit der anderen das Nachthemd von ebendieser herunter geangelt. Scheint auch heute zu klappen, vielleicht ist es von ihm genauso Absicht wie von ihr. Der Gedanke versetzt ihr einen leichten Stich - und genau das ärgert sie nur umso mehr. Die eigene Hast ist wahrscheinlich Schuld daran, dass sie nicht bemerkt hat nicht mehr allein im Raum zu sein.

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