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Grafschaft Rabenstein - Die Familie Peverell

Rondra
21. September 1462
{Rabenstein}


Während Ariostes Worten beschäftigt sich Rondra nun also eingehend mit der Schnürung des Kleides. Zunehmend runzelt sich ihre Stirn und die Bänder brauchen doch mehr Aufmerksamkeit als zuerst erwartet. Wie schön dass es noch nicht schneit, zu überbieten wäre es wohl nur noch, wenn es auch noch gefroren hätte. »Dieser Landgraf kann sich mehr als glücklich schätzen und bekommt das repräsentativste Weib, was er sich nur vorstellen kann. Darüber hinaus bekommt er keine leblose, langweilige Puppe, sondern eine Gefährtin, die sein Leben in mehr als einer Hinsicht bereichern und unterhalten wird. Kaylis wird das wissen.« Selbst wenn die aktuelle Situation wohl Hohn und Spott nur so herausfordert, immerhin gleicht sie tatsächlich einer nassen Katze, welche durch die Mur gezogen wurde, so sind diese Worte leise gesprochen. Eine durchaus ernste Liebeserklärung an die Freundin.
Im Lauf der Woche also. Das Herz wird der Blonden gleich noch einige Zentner schwerer. Eisern beißt sich Rondra auf die Unterlippe, etwas was sie fürchterlich lange nicht mehr getan hat.
»Der Gedanke dich bald nicht mehr in der Steiermark zu haben, nicht mehr in meiner Nähe, ist grauenhaft.« Gibt sie schließlich offen zu. »Ich kann es nicht glauben – oder weigere mich vielmehr es zu glauben.« Ein leises, aber eher trockenes Lachen ist zu vernehmen. »Auch wenn ich zweifelsohne bald ganz andere Dinge im Kopf haben werde, als meine liebe Freundin. In diesem Sinne: Ja, ich bin mir recht sicher dass es nur ein Kind ist, was ich unter dem Herzen trage. Es hat aber noch ein bisschen….« wenn auch nicht mehr so viel wie es eigentlich haben sollte. Ihr Sechsmonatskind. Schließlich sind Knoten und Schleife gelöst und nun geht es daran das nasse Kleid so weit zu öffnen und zu lockern, dass die Cousine herausgeschält werden kann.
»Es kommt mir so vor als würdet ihr alles Leben außerhalb meiner kleinen Familie mit aus der Steiermark nehmen.« Wohl reichlich theatralisch, aber zum einen nicht gelogen und zum anderen ist sie nunmal schwanger. »Wahrscheinlich setze ich die nächsten Monate, bis zu eurer Hochzeit, keinen Fuß mehr von Rabenstein fort.« Dies ist natürlich nun wirklich etwas übertrieben. Immerhin gibt es die Universität für das Weib und ab und an auch die steirische Burg. Trotzdem scheint die Zukunft was das angeht bald recht trostlos zu sein. Nach der Geburt würde sie von diesem Kind kaum gebraucht werden, das Wochenbett würde sie allerdings trotzdem an die Burg fesseln – zumindest zu Beginn. Da gewinnt man endlich seine Freiheit wieder und dann weiß man damit nicht so recht etwas anzufangen. Abgesehen davon, dass auf dem Weg in die Freiheit eben noch die Geburt liegt. Erfahrungsgemäß nichts was Rondra leicht fällt und wovor sie still und heimlich gehörig Angst hat. Eine Angst die sich von Tag zu Tag steigert. Da wird man schonmal jammern dürfen, wenn die beste Freundin einen so treulos verlassen will. Aber natürlich versteht Rondra sie. Wie könnte sie auch nicht? Alles aufgeben und dem Mann des Herzens folgen. Klingt zumindest nicht nach etwas, was dem Blondschopf nicht vertraut wäre.

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Arioste
21. September 1462 – Sonntagsausflug

Sie schmunzelt bei den Worten der Freundin, natürlich wird der Kerl inzwischen recht gut wissen auf was er sich da eingelassen hat und der Heiratsantrag war sicherlich nicht leichtfertig dahin gesagt sondern durchaus durchdacht. Dennoch, diese ganzen Unsicherheiten die sie auf ihrem zukünftigen Lebensweg sieht, lassen sie immer wieder daran zweifeln ob sie wirklich die richtige Besetzung für diese Rolle ist. Kein Thema das unausgesprochen geblieben ist und bei dem Kaylis sich nicht bemüht hätte ihr die Sorgen zu nehmen, aber so einfach ist das ebene nicht.

„Ach Liebes, ich bin doch nicht aus der Welt.“Versucht sie schließlich die andere zu beruhigen. Schwanger, launisch, sentimental, das sind die Schlagworte die ihr durch den Kopf gehen bei deren Worten, aber ein bisschen betroffen wirkt sie durchaus auch. „Für mich wird es sicherlich auch nicht einfach, aber letztendlich… es hat sich eben doch einige geändert im letzten halben Jahr und es muss wohl sein. Ich bin mir sicher, dass wir uns nicht wieder aus den Augen verlieren werden.“ Immerhin hatte sie zumindest wieder Geschmack an Gesellschaft gefunden, vor einem Jahr noch hätte Rondra in Augsburg wohnen können und die Wahrscheinlichkeit sich zu treffen wäre noch geringer gewesen, als wenn sie nun am anderen Ende des Kontinents leben würde.

„Ich denke auch, dass du die nächsten Wochen gut beschäftigt sein wirst, und bis du den Kopf wieder frei hast, haben wir vielleicht auch schon wieder irgendwo Fuß gefasst.“ Zumindest ihre Hoffnung, auch wenn sie den Optimismus des Verlobten in der Hinsicht nur bedingt teilt, zu frisch und bitter sind die Erinnerungen, wie diese vermeintliche Heimischwerdung in Bruck sich entwickelt hatte. „Es wird schon alles werden und ich glaube nicht, dass du die nächsten Monate eine Gefangene in deinem eigenen Heim sein wirst.“ So etwas ist schließlich ihr Privileg.

Ein erleichtertes Aufatmen, als sie endlich vom Klammen Stoff befreit ist, fröstelnd reibt sie sich mit dem Tuch ab und greift nach dem trockenen Übergewand um es überzuziehen. Der heißen Brühe wird ein sehnsüchtiger Blick zugeworfen. Vorhin war sie noch zu heiß, nun greift sie erneut danach um einen Schluck aus der Schale zu nehmen – auch etwas unkonventionell - dann wird das trockene Übergewand noch angezogen und der Freundin erneut der Rücken zugewandt.
„Ich habe die letzten Wochen damit zugebracht, meine ganzen Habseligkeiten aus Greifenfels und Bruck zu sortieren und in der Wohnung in Graz zu verstauen. Vieles habe ich aussortiert, und die ganzen schlichten Kleider kann ich wohl auch hier lassen, damit sich mein Verlobter meiner nicht schämen muss.“ In der Tat ist das, was sie letztendlich mitnehmen will in gerade mal vier Kisten verstaut worden. Nicht viel eigentlich, um ein neues Leben zu beginnen. Wieder einmal.
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Rondra
21. September 1462
{Rabenstein}


Nein, natürlich ist sie nicht aus der Welt. Rondra weiß das. Hört man sich aber einmal um, hier oder auch jenseits der steirischen Grenze, so kann man meinen es sei eine vollkommen andere Welt, in die Arioste ziehen würde. Eine andere Welt, in der auch Rondra einst heimisch war. Einst. Im Gegensatz zu Arioste ist sich der Blondschopf ziemlich sicher, dass sie dort nicht mehr glücklich werden könnte. Doch was ist schon Glück? Rondra ist es hier, auf Rabenstein – in der Mitte der Familie die sie neu geschaffen hat und immer noch schafft – aus alt und neu.
All das schmeckt ihr also nicht recht. Rondra ist Veränderungen gewöhnt und hat an sich nicht dagegen. Veränderungen bieten Möglichkeiten, sind der Puls des Lebens. Doch entgeht ihr auch nicht, dass der Puls der Steiermark im Augenblick nur schwächlich pumpt. Möglich das alles miteinander herein spielt. Der Abschied. Die Schwangerschaft. Die Nachwehen der eigenen Aufgaben. Die allgemeine Grabesstille.
»Wir werden sehen. Vielleicht legen wir uns ja auch einen Zweitwohnsitz in eurer Nähe zu, wenn ihr ein Heim habt und Johanna erst einmal bei euch ist.« Ganz überzeugt klingt es aber keineswegs. Thomas würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und Kelian ihr vermutlich einen Vogel zeigen. Nachdem das Stadthaus in Graz nun also endlich aufgegeben wird und sie die Ausgaben kürzen, wo es nur zu kürzen geht, steht ein weiteres Heim sicherlich nicht auf dem Anschaffungsplan. Ein tiefer Seufzer geht der Peverell über die Lippen, bevor sie sich also daran macht das Kleid der Cousine – oder vielmehr ihr eigenes Kleid an der Cousine – zu verschnüren. »Wenn du die Wohnung in Graz lieber aufgeben möchtest, kannst du deine Sachen die du nicht mitnehmen möchtest auch hierher bringen lassen. Platz ist genug und sicherlich hat Kelian nichts dagegen. Es tut schließlich keine Not eine einsame Wohnung in Graz zu halten in der einige Kisten und Möbel stehen.« Tja, da hat das neue Leben wohl schon gelehrt. War es nicht sie, die so vehement und krampfhaft an der leerstehenden Fuggerei festhalten wollte? Zeiten die scheinbar vorbei sind.
Nachdem das Kleid sitzt – gar nicht mal so schlecht, aber eben doch ein wenig zu kurz – legt Rondra die Hände an die Schultern der Dunkelhaarigen und dreht sie sanft zu sich herum.
»Ich werde veranlassen, dass deine Kleider vor den Kamin gehängt werden. Sicherlich werden sie nicht durchtrocknen, aber alles ist besser als das.« Ein schiefes Grinsen folgt. »Es sei denn du machst mir nun die große Freude und sagst dass du vorhast länger als den Nachmittag zu bleiben.« Keine Frage auf die sie eine positive Antwort erwartet. Andererseits ist Kaylis auf einer Taufe, weiß der Kuckuck wo. »Lass uns in die Bibliothek gehen. Dort ist es warm. Das Feuer im Kamin wird die Kälte aus deinen Knochen vertreiben.«

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Arioste
21. September 1462 – Sonntagsausflug

Ein zufriedenes Seufzen ist es schließlich das ihren Lippen entweicht, als sie endlich den trockenen warmen Stoff auf der Haut spürt. Nachdem die andre mit dem Schnüren fertig ist, wird erst noch einmal nach der Brühe gegriffen und ein großer Schluck genommen. Wohlige Wärme durchströmt den durchgefrorenen Körper, die Hände legen sich um die Schale, damit das Gefühl auch in die Finger zurückkehrt. Die Worte der Freundin lassen sie schmunzeln und sie schaut sie lächelnd an.
„Sei nicht albern. Ich denke doch, dass sich mein Verlobter nicht mit einer Hütte wie der Meinen begnügen wird, also ein Gästezimmer sollte für Euch immer zur Verfügung stehen.“ Das wäre ja auch noch schöner, wenn sie sich ein Haus für die Besuche unterhalten müssten.

Was das eigene Haus in Graz allerdings angeht, wird erst einmal abgewunken.
„Nein, nein, die Pacht ist auf einige Jahre gezahlt. Es wäre eher Geldverschwendung den Haushalt aufzulösen, und es ist mir zumindest ein kleiner Trost, irgendwo in der Welt noch mein kleines Refugium zu haben.“ Da schwingt etwas Wehmut mit, dass sie den Verlust der langjährigen Heimat noch nicht ganz verwunden hat versucht sie sich eigentlich nicht anmerken zu lassen, weil sie sich dabei albern fühlt. Eigentlich hat sie großes Glück gehabt was das angeht, nicht auszudenken, wie es gewesen wäre, wenn sie ihr Schneckenhaus nicht schon vorher verlassen und einen neuen Wohnort gefunden hätte…

Die Gedanken werden beiseite gewischt, noch ein Schluck von der Brühe getrunken und das leere Gefäß wieder auf dem Tischlein abgestellt. Das Lächeln wirkt beinahe schon erleichtert, die Aussicht auf einen knisternden Kamin ist durchaus verlockend.
„Danke, wir werden sehen, ob das Kaminfeuer den unbarmherzigen Regen der in meiner Kleidung hängt Herr werden wird.“ Die nächste Frage trifft sie unvorbereitet und sie kommt ernsthaft ins Grübeln.
Der Freundin wird der Arm zum einhaken angeboten, nachdem sie einen kritischen Blick an sich hinunter geworfen hat. In der Tat, ein wenig zu kurz, aber das fällt wohl nur einem geübten Blick auf, so viel Größer als die Freundin ist sie schließlich auch wieder nicht.
„So weit habe ich noch gar nicht gedacht, ich weiß nicht einmal, ob er heute noch zurück kommen wird, aber eigentlich ist es unwahrscheinlich.“ Zumindest nach ihrer Logik erscheint die Reise zu weit, um sie auf einen Tag zu bewältigen. „Ich denke, wenn ich euch nicht zur Last falle ist es vielleicht keine dumme Idee zu bleiben, bis meine Kleidung wieder gänzlich trocken ist, und es nicht mehr wie aus Eimern schüttet.“
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Rondra
21. September 1462
{Rabenstein}


Rondras rechte Hand schiebt sich auf den angebotenen Arm. Ist es nicht noch etwas anderes ob mein eine eigene Bleibe irgendwo hat und sei sie noch so klein, oder ob man das Gästezimmer, oder auch einen Gästetrakt, in einem fremden Heim bewohnt? Rondra jedenfalls hatte die Idee ganz ansprechend gefunden. Vielleicht auch wieder eine Art von Verpflichtung, eine die man gerne eingeht. Hat man ein Heim, besucht man es auch, meistens jedenfalls. »Ich fürchte wir müssen uns alle erstmal ein wenig an alles gewöhnen. Ich bin…. gespannt wo ihr letztendlich euer Heim haben werdet.« Selten dass Rondra einer Wette nicht nachgeben würde, hier würde sie allerdings nicht wetten wollen. Vermutlich würde es eine der ganz alten Provinzen werden. Nur wo? »Solltest du nach Esslingen kommen, musst du mir unbedingt schreiben ob es das Bierstüble noch gibt.« Natürlich lacht sie dabei, doch es ist auch ernst gemeint.
Ziemlich langsam geht es über die Gänge zurück zur Bibliothek.
»Wie könntest du uns zur Last fallen, Liebes?« Die Frage wird genutzt um kurz vor dem Ziel nochmal stehen zu bleiben. »Außer den meinen gibt es niemanden, den ich in dieser Zeit lieber um mich hätte als dich. Das weißt du doch?« Weiter geht es also und dieses Mal sogar bis hinein in den warmen, gemütlichen Raum. »Ich hoffe nur ich falle dir nicht zur Last. Wahrscheinlicher ist es.«
Rondra steuert ihren Sessel am Kamin wieder an, das Buch liegt noch dort. Natürlich steht ein weiterer direkt dort, Arioste würde ihren Platz sicherlich finden. Trotzdem geht die Aufforderung dann an sie.
»Setz dich… vielleicht schiebst du den Sessel ein wenig näher.« Das Leid die langen Haare zu trocknen kennt die Blonde schließlich nur allzu gut. »Johanna wird sich sicherlich freuen wie ein Kobold dich zu sehen.« Ach nein. Rondra verdreht ein bisschen die Augen. »Oder eher wie ein Gnom. Seit sie den Schatz von einem geborgen hat, spricht sie von nichts anderem mehr, vorausgesetzt sie hat ihn nicht an den Lippen – es war eine Flöte.« Der schmerzverzerrte Blick zeigt wohl, dass Johannas musikalische Laufbahn noch sehr in den Kinderschuhen steckt. »Gestern wollte sie Nora ein Schlaflied spielen. Es war ziemlich schwer ihr das auszureden, ohne ihre Gefühle dabei zu verletzen.« Kann man von Flötentönen taub werden? Rondra fürchtet es manchmal. »Ich verspreche dass wir daran noch ein wenig arbeiten werden. Komm nur nicht auf die Idee sie könnte bei der Trauung etwas spielen.« Dann doch eher irgendwas mit Pfeil und Bogen. Sie könnte die Ringe zum Altar schießen. Ein leises Kichern ist bei diesem Gedanken zu vernehmen. Natürlich geht ihr die Sache gleich bildlich durch den Kopf

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Kelian_


Crucify your mind
21.09.1462


Es ist der offizielle Herbstanfang, dennoch scheint es bereits so als ob dieser schon seit Tagen wenn nicht gar Wochen in unseren Landen weilt. Wieder beginnt der Tag mit dicken Nebelschwaden, die über den Wäldern hängen und es dauert nicht lange bis auch der typische Regen wieder anfängt zu fallen. Ein Tropfen nach dem anderen, als ob es gar kein Ende mehr findet. Auch meine Laune hat sich dementsprechend angepasst, vor allem da Thomas ein ums andere Mal die Bücher mit mir durchgeht. Nicht, dass die Ernte nicht vorbei wäre, nun ist es an der Zeit die Beute zu zählen. Oder eher die Verluste? Ich weiß es nicht und bin der schlechten Nachrichten so langsam überdrüssig. Nein, wir würden nicht verarmen, Ja, wir würden über den Winter kommen, aber der Rest ist auch schon eher fraglich. Große, extravagante Ausgaben sind sicher nicht drin, keine schönen neuen Kleider oder ähnliches für mein Weib. Sie müsste sich mit dem begnügen, was sie hat. Der Gedanke, dass ich ihr also einen Vogel zeigen würde, falls sie sich einen zweiten Wohnsitz, weiß Gott wo, erbitten würde, ist im Gesamten vielleicht nicht so falsch. Vielleicht würde ich nicht in dieser Intensität reagieren, aber ein Nein würde es natürlich geben. Selbst die vielen Reisen, die sich das Weib vorstellt würden wahrscheinlich so nicht stattfinden.
Eine willkommene Pause von Thomas Schimpfen und Vorhalten ist eines der Mädchen, welches mir die Ankunft eines Gastes ankündigt. Nicht nur irgendeines Gastes, Nein, sondern von Arioste. Dass diese angeblich klitschnass ist, lässt mich nur grinsen. Natürlich ist sie das, wenn sie mit dem Pferd gekommen ist. Unter einem Tuch lasse ich mich hinüber begleiten, nicht bemerkend, dass das Weib aufdringlich nah ist. Ich hinterfrage es nicht, schließlich dient es dem Schutz vor dem Regen. Im eigentlichen Haus - wie immer haben die Treffen in dem Anbau von Thomas stattgefunden - ist es eben jenes Mädchen, welches mich noch eine zeitlang aufhält. Fragen stellt sie, über die Zukunft von Rabenstein und auch gleich noch, ob ich irgendwelche Wünsche habe. Selbst über irgendwelchen Kram aus dem Haushalt fängt sie an mich zu belatschen, alles Fragen, die eigentlich eher Rondra betreffen würden. Mit diesem Hinweis lasse ich sie letztendlich stehen. Was genau kümmert mich eines der Mägde? Schlimm eigentlich, dass ich so denke.
Die Zeit, die ich damit zugebracht habe mich von dem etwas redseligen Mädchen zu entkommen und überhaupt erst informiert zu werden, haben die Weiber dazu genutzt nicht nur das Kleid zu wechseln, sondern sich auch in die Bibliothek zurückzuziehen. Kurz durchzuckt mich der Gedanke, dass ich bevor ich 'Hallo' sage, noch einmal bei den Kindern hineinzuschauen, aber allein der Gedanke, dass eine kleine, strahlende Nora wieder an mir klebt wie eine Biene am Honig, vertreibt mir die Laune daran. Nein, Johanna alleine gerne, aber sicher nicht mit dem Kind. Also ist es mein Klopfen, welches kurz an der Tür der Bibliothek erklingt. Nicht, dass ich es müsste, allerdings erachte ich es als höflich, wenn auch sicherlich nicht notwendig. Diese Tatsache lässt mich auch kurz danach eintreten, ein Lächeln auf dem Lippen. Vielleicht ist es ein wenig sparsamer als sonst, aber letztendlich liegt es eher am Wetter und an den Neuigkeiten, die Thomas mir ein ums andere Mal berichtet. Arioste, wie schön dich zu sehen. Man teilte mir mit, dass ein begossener Pudel angekommen sei - da habe ich gar nicht mit dir gerechnet. Klar, dass ich es habe, der Schalk steht mir in das Gesicht geschrieben. Würde sie es zulassen beziehungsweise sich erheben, dann würde sie sicherlich in den Genuss einer Umarmung meinerseits kommen. Danach würden mich meine Schritte hinter Rondras Sessel führen. Bei diesem Wetter können wir dich unmöglich wieder weg lassen, aber dies hat dir Rondra sicher schon gesagt? Von oben herab schaue ich auf die Blonde herab, eher um die Bestätigung zu suchen. Ich fürchte, die Damen müssen auf meine Gesellschaft gleich wieder verzichten, ich habe noch einiges zu tun - oder könnt ihr gar nicht auf mich verzichten? Ich will ja auch nicht, dass ihr euch anschweigt. Es schwingt fast ein wenig Hoffnung mit, auch wenn ich weiß, dass ich letztlich mit Sicherheit nicht um die Berichte meines Verwalters nicht herumkommen würde. Wenn nicht Heute, dann eben in naher Zukunft. Aber vielleicht können die Damen ja wirklich nicht auf mich verzichten? Sicherlich, Wunschdenken, aber ich bin ja auch ein Mann.

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Arioste
21. September 1462 – Sonntagsausflug

Ein zustimmendes Nicken erntet die Freundin für ihre für ihre Worte, dann muss die Dunkelhaarige schmunzeln.
„Ja, das bin ich auch. Aber nachdem Kaylis letztens wieder meinte, dass es ihn nach Württemberg zieht, wird es wohl darauf hinaus laufen. Es macht schließlich auch Sinn, immerhin ist seine Grafschaft dort gelegen.“ Das Schmunzeln in ihrem Gesicht wird noch ein wenig breiter, als sie sich an seine Worte beim Versöhnungsgespräch auf dem Turnierplatz erinnert. Kurz zögert sie, blickt zu Rondra hinüber, gibt sich schließlich aber einen Ruck und plaudert doch etwas aus dem Nähkästchen. „Er hatte mir letztens noch vorgeschlagen, doch einfach an einen uns beiden gänzlich fremden Ort zu ziehen, um das Leid zu teilen, dass man sich fremd fühlt. Ich bin mir allerdings nicht sicher, wie ernst die Worte gemeint waren, nur, dass es wohl vollkommener Unsinn wäre.“ Irgendwie ist es zur Zeit doch ein stetiges Wechselbad der Gefühle, kurz wird verstohlen zur Freundin geblickt und sie fragt sich einen Moment, wie ihre Launen wohl aussehen würden, wenn sie zu der ganzen Nervosität wohl auch noch schwanger wäre. Ein Albtraum sicherlich, vor allem für den Verlobten.

Im Kaminzimmer wird auch tatsächlich gleich ein Sessel näher ans Feuer gerückt. So ganz ist die Kälte noch nicht vertrieben, auch wenn es bereits eine erhebliche Linderung ist, die nassen Gewänder los geworden zu sein. Händereibend sitzt sie schließlich am Kamin, sollte eines der Mädchen nach Getränken fragen, so wäre ihre Antwort sicherlich Tee. Jetzt lehnt sie sich erst einmal entspannt zurück und streckt die Beine aus. Dieser kurze Ausflug war nur ein Vorgeschmack auf das, was ihr in den nächsten Wochen bevor stehen würde und insgeheim war sie froh, dass es nur diese kurze Strecke war die sie vorab schon zu überwinden hatte.

Eine Augenbraue schnellt nach oben bei den Worten über Johannas Fund, und die Freundin wird skeptisch gemustert.
„Du meinst, sie ist gekränkt, wenn man ihr vermittelt, dass man Fertigkeiten erst lernen muss, ehe man sie beherrscht? Willst du mir Angst machen?“ Ein leises Kichern ist zu hören, als Rondra dieses unheilvolle Hochzeitsszenario heraufbeschwört.
„Oh, wir haben bereits beschlossen, dass wir uns lieber auf die Zeit nach der Hochzeit freuen, denn auf diesen Tag. Denn wenn ich ehrlich bin rechne ich mehr mit Anstrengungen als mit Freude was dieses Fest angeht.“ Nachdenklich verliert sich ihr Blick im Flammenspiel im Kamin. Wenn das nur alles schon hinter ihr läge. „Es ist noch eine ganze Weile bis dahin, und es gibt noch so viele offene Fragen. Was wird in den Monaten bis zur Vermählung sein, wo werden wir hin gehen, wie werden wir uns arrangieren? Soll ich mir eine Wohnung oder ein Haus nehmen bis zur Hochzeit, oder wird er ein Anwesen beziehen, das es zulässt mich in einem Gästezimmer unterzubringen? Wie merkwürdig wäre das Gefühl für so lange Zeit letztendlich nur ein geduldeter Gast zu sein. Das bereitet mir wirklich Kopfzerbrechen, aber die einzige Antwort die auf alle Fragen was die nahe Zukunft angeht bekomme ist ein „es wird sich schon finden.“ Sinngemäß zumindest, und wahrscheinlich auch nicht zu Unrecht, dennoch bereitet es ihr Magenschmerzen. Allerdings mag sie diese Fragen inzwischen auch schon gar nicht mehr stellen, da die Gespräche bisher schon zu nichts geführt haben, und sie nicht davon ausgeht, dass es sich ändern wird. Natürlich kann er ihr keine Antworten geben wo er selbst keine hat, aber es einfach auf sich zukommen lassen und sich jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen kann sie eben nicht, so sehr sie sich auch bemüht.

Und in ein paar Tagen schon würde da niemand mehr sein mit dem sie eben über die Ängste und Befürchtungen reden kann, denn die Geduld des Verlobten in dieser Hinsicht scheint definitiv ausgereizt zu sein, das ist zumindest der Eindruck, den sie nach den letzten Gesprächen hatte. Fast schon hilfesuchend wird die Freundin angeblickt.
„Ist es albern, dass mir das alles Angst macht?“

Natürlich ist es das irgendwo, die Antwort kann sie sich selber geben und kaum ausgesprochen bereut sie die Worte auch schon, gerade angesichts des Umstandes, dass die Freundin auch so schon nicht gerne gehen lässt. Mit unerwarteten Rettung hätte sie in diesem Moment noch nicht einmal zu hoffen gewagt, aber zumindest was diesen Gefühlsausbruch angeht, ist das Schicksal wohl einmal gnädig mit ihr – oder mit der Freundin, das mag jemand anderes entscheiden. Als der Hausherr kurz nach dem Klopfen den Raum betritt steht sie natürlich gleich auf um ihn angemessen zu begrüßen. In trockenen Gewändern muss man Umarmungen ja nicht scheuen, selbst wenn das Kleid ein wenig zu kurz ist, aber er hat sie weiß Gott schon in schlimmeren Verfassungen gesehen.

„Guten Tag Kelian, es freut mich dich zu sehen, auch wenn ich dir kein Wort glaube, dass bei dieser Bezeichnung deine Gedanken nicht sofort bei mir waren.“ So viel Diskretion traut sie ihrem Verlobten inzwischen gegenüber dem neuen Freund nicht mehr zu, und dieser Zustand tritt bei ihr ja nicht gerade selten auf, wenn auch meist aus anderen Gründen. „Nun, ich erwäge durchaus, mich nicht wieder in die nassen Gewänder zu zwängen, zumal in Graz heute niemand auf mich wartet.“ Er erntet ein warmes Lächeln, aber in ihr ist die Freude nicht so ungetrübt. Sie würde die beiden wohl wirklich schmerzlich vermissen, wohl gerade in der ersten Zeit. Aber dieses Mal beherrscht sie sich und lässt die Gedanken unausgesprochen und antwortet statt dessen: „Ich weiß nicht ob wir auf dich verzichten können, du würdest es sicherlich zu verhindern wissen, dass wir in weibische Gefühlsduseleien verfallen.“ Ein schiefes Grinsen begleitet die Worte, obwohl sie wohl durchaus ernst gemeint sind.
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Rondra
21. September 1462
{Rabenstein}


Württemberg. Es ist absolut sinnvoll, wenn nicht fast zwingend dort sein Heim zu wählen, wo das eigene Lehen liegt. Rondra nickt zustimmend. Auch nichts Unbekanntes für sie. Sigmaringen zu halten, während sie in Augsburg war, später sogar beide Lehen von der Steiermark aus zu halten, das war schwierig und im Nachhinein sicherlich ein großer Fehler. Keinem ist sie gerecht geworden. »Oh, es gäbe sicherlich eine schlechtere Heimat als Württemberg, auch wenn es längst nicht mehr das Württemberg ist, das uns einst so lieb und teuer gewesen ist.« Erinnerungen flackern auf, während auch Rondra die Beine etwas ausstreckt, um die wohlige Wärme an den Fußsohlen zu spüren. Die Reise nach Zollern. Unzählige Gespräche am Neckarufer. Wettbewerbe gegen Zollern. Kleine politische Streitereien. Stoffel und Arioste morgens im Bierstüble. »Es ist mir damals fürchterlich schwer gefallen es zu verlassen.« Obwohl es nur in die Nachbarprovinz ging, nach Augsburg. Wegen eines Mannes. Nicht allzu lange danach hat sie sich geschworen nie wieder derartiges zu tun und sehr lange hat sie sich daran gehalten. Ein leichtes Grinsen legt sich auf ihre Lippen, eines das deutlich nicht der Gegenwart angehört. Seltsam beide Kerle in Gedanken einander gegenüber zu stellen. Sie sind grundverschieden. Die gelebte Beziehung zu ihnen ist grundverschieden. Doch beide sind auf ihre Weise unglaublich starke Persönlichkeiten. Der feine aber wohl ziemlich entscheidende Unterschied ist wohl, dass der eine sich selber dabei nicht verbiegt und sich selbst treu bleibt. Tatsächlich bildet sich in ihrem Kopf das erste Mal seit über einem Jahr die Frage was Borotin wohl treibt, nachdem sie ihm herzlos die Langzeitverlobte entrissen hat.
Kein Gedanke der dazu gemacht ist allzu weit verfolgt zu werden, schon gar nicht jetzt und hier.
»Ein gänzlich fremder Ort wäre sicherlich auf seine Weise gerecht und bietet nicht zu verachtende Herausforderungen, wenn man soetwas mag.« Nein, so abwegig findet Rondra die Idee gar nicht, auch wenn sie es letztlich sicherlich ist. Aber sie ist schließlich auch diejenige, die schon häufig neue Anfänge begonnen hat und still von Alexandria träumt. »Ich habe mich manchmal schon gefragt wie es wohl wäre an einem Ort zu wohnen dessen Sprache man gar nicht spricht.« Nun. Theoretische Fragen. Wer gibt schon alles auf, um derartiges heraus zu finden? Wahrlich, sie sollte froh sein das zu haben was sie hat – und natürlich ist sie es auch.
Ein Kopfschütteln erhält die Cousine in Bezug auf Johanna und die leise Klarstellung dass sie dem Eifer des Kindes keinen Dämpfer verpassen wollte. Schließlich ist es das erste Musikinstrument, das ihr Interesse geweckt hat und sie übt eifrig – nur eben nicht so schnell und erfolgreich, als dass es keine Ohrenqual wäre.
»Ja, so eine Hochzeit ist anstrengend und kein Spaziergang. Sicherlich eure noch mehr als unsere, denn Kaylis wird gewisse Erwartungen erfüllen müssen, die mit seinem Stand einhergehen. Aber es soll auch ein schöner Tag werden. Einer voller lieber und wertvoller Erinnerungen.« Die Zeit danach. Wie von selbst geht ihre rechte Hand an ihr Dekolleté und tastet nach der Kette, die zur Zeit nicht nur das Medaillon hält, sondern auch ihren Ehering. Nein. Die Zeit nach der Hochzeit ist alles andere als langweilig, auch wenn die ihre anders ist als es Ariostes wohl sein würde. Zumindest geht Rondra nicht davon aus, dass Arioste zum Zeitpunkt ihrer Eheschließung bereits schwanger sein wird. Trotzdem kann sie bei diesem Gedanken einen raschen Seitenblick auf die Leibesmitte der Cousine nicht unterdrücken. Natürlich nicht! Sollte es so sein, würden sie wohl kaum ruhigen Gewissens noch drei Monate warten können.
»Wir… « ein zarter Rotton legt sich auf ihre Wangen, während Rondra kurz stockt und um eine unverfängliche Formulierung ringt. Doch je länger sie sucht, umso weniger findet sie diese. »… haben nach der Hochzeit noch einige Facetten des anderen entdeckt.« Und vermutlich auch noch nicht alle, aber macht das nicht auch eine gute Ehe aus? Nichts ist erschreckender als sein Leben lang neben jemandem aufzuwachen der einen nicht mehr zu überraschen weiß. Zumindest solange man weiß dass die Basis, der Grundton gleichbleibend ist. »Wobei mir nicht jede geschmeckt hat.« Erst im Nachhinein geht ihr auf wie treffend das formuliert ist und auch wenn die Situation damals grauenhaft war und das Weib seitdem Übelkeit verspürt sobald sie Veilchen auch nur riecht, muss sie lautlos lachen über die eigene Wortwahl. Die rechte Hand löst sich wieder und legt sich über die Lippen, um sich selbst zur Ordnung zu rufen. Ob sie die Freundin in die tiefsten Tiefen ihrer Ehe einweihen würde? Bei der richtigen Gelegenheit womöglich. Wenn sie sich irgendwem anvertrauen würde, dann Arioste. Vielleicht wäre so ein Moment nun gerade, doch es geht um die Freundin und das ist gut so.
Ein sanftes Lächeln trifft sie, als Rondra ihre Züge wieder unter Kontrolle hat.
»Aber nein Liebes, es ist nicht albern!« Sehr ernst und sehr betont bekommt Arioste diese Antwort und der sich erneut öffnende Mund zeigt wohl, dass Rondra noch einige Worte zur Beruhigung auf Lager hätte – allerdings ertönt in diesem Augenblick das Klopfen und nur Sekunden später steht Kelian im Raum.
Rondras Miene verändert sich ohne dass es ihr bewusst wäre. Es ist wie immer wenn er den Raum betritt, vor allem unerwartet. Das Lächeln wird zärtlicher, in den Blauaugen liegt unverhohlene Freude und auch die empfundene Liebe glimmt leicht auf und verleiht dem Blick eine zusätzliche Wärme und dem ihm eigenen Glanz. Zu einem anderen Zeitpunkt würde sie sich sicherlich auch erheben, doch gerade sperrt sich alles in ihr sich aus dem Sessel zu hieven, selbst wenn sie dafür eine Umarmung bekommen könnte, oder einen Kuss. Scheinbar ist sie nicht die einzige die sich freut, das Kind in ihrem Innern scheint die Anwesenheit des Vaters ebenfalls zu zelebrieren, auf Kosten der Mutter. Absurd natürlich, es muss reiner Zufall sein dass es sich in diesem Augenblick mal wieder gegen ihre Rippen schiebt. Angenehm ist es trotzdem nicht.
»Thomas hat dich gehen lassen?« Die Hand nun beschwichtigend auf dem sich anspannenden Bauch, den Kopf etwas verrenkt um den Kerl über sich ansehen zu können. Ein neckendes Lächeln. Immerhin, er muss nicht mehr hinaus auf die Felder, auch wenn Thomas nichts von seiner nervenden Art verloren hat. Aber letztlich ist sie froh darum einen so fähigen Verwalter zu haben. Es hat eben alles seine Vor- und Nachteile.
»Ich für meinen Teil kann nicht auf dich verzichten. Deshalb habe ich dich doch geheiratet…« Genau. Ihr Blick drückt es aus, dieses „alles meins“ – auch wenn es das eben nicht ist, weshalb sie sich mit einem schalkhaften Grinsen an Arioste wendet. »Solltet ihr vor eurer Hochzeit auf sein Lehen kommen, verbringe am besten einen Nachmittag mit dem Verwalter. Unser Thomas jedenfalls ist im selben Umfang fähig, wie er Zeit mit meinem Mann verbringt.« Kein Vorwurf, sondern in ihren Augen ein deutliches Kompliment an Thomas. So gern sie den ganzen Tag Kelians Gesellschaft genießen würde, so weiß sie auch dass es nicht geht.

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Kelian_


Crucify your mind
21.09.1462


Von meiner Position hinter dem Sessel aus, strahle ich erst das eine und dann das andere - mein - Weib an. Gut, dass sie sich so über meine Gesellschaft äußern. da fühlt man sich gleich wieder sehr wichtig und auch gewollt. Nun, eigentlich wusste ich bereits vorher, dass ich nicht würde bleiben können, zumindest nicht länger als vielleicht eine Tasse Tee, die ich bisher aber noch nicht erblicke, jetzt den beiden eine Absage zu erteilen, macht das ganze ein wenig süßer. Natürlich nur weil ich weiß, dass sowohl Arioste als auch Rondra für die nächsten Jahre genug zu plappern miteinander hätten. Dennoch, der Moment hier wird gut genutzt, meine Hand schleicht sich den Sessel herunter, um auf Rondras Schulter zu liegen zu kommen. Sieht nicht nur dämlich aus, ist auch noch unbequem. Egal, Hauptsache ich kann mein Weib kurze Zeit berühren, wenn natürlich auch so gänzlich anders als sonst. Überflüssig zu erwähnen, dass auch ich bei meinem Eintreten einen gänzlich hoffnungslos verliebten Blick zu der Blonden geworfen habe, bevor meine Neckereien ihr Ziel finden mussten. Löblich, dass ihr zwei so reagiert... Ich würde euch im Normalfall auch jeden Wunsch von den Lippen ablesen, allerdings hast du die Crux bereits wieder erkannt. Rondra lese ich sowieso gerne von den Lippen ab, am Liebsten ganz nah und mit meinen eigenen im Einsatz. Was allerdings den Rest angeht, so ist es die Wahrheit. Thomas hat mich gehen lassen, für den Moment, weil es sich einfach so gehört, dass man als Hausherr den Besuch begrüßt, egal ob er nun einem selbst oder dem Weib gilt. Diese Schuldigkeit ist nun aber getan und so würde es sich wahrscheinlich nicht so schlecht machen, wenn ich meine Hufe wieder zu dem Kerl schwinge. So hätten wir drei vielleicht einen gemütlichen Abend - oder eben einen wie wir die letzten Tage als Johanna uns mit der Flöte vorgespielt hat. Also...'vorgespielt'. Warum Tante Arioste nicht auch in den Geschmack kommen lassen? Zur Feier des Tages könnte man dann sogar auch einmal Nora erlauben etwas länger aufzubleiben, auch wenn dies bedeutet, dass es ein anstrengender Abend wird. Egal. Da du mich geheiratet hast, mein liebes Weib, musst du mich sowieso bis an das Ende unserer Tage ertragen. Ein kleines Grinsen, sie weiß genau, dass es so sein wird. Selbst wenn wir uns hassen sollten, bin ich dann derjenige, der sehr am Glauben hängt. Keine Scheidung, nur durch den Tod. Hm und du...du wirst mir nachher erzählen müssen, warum niemand in Graz auf dich wartet. Dies geht eindeutig an Arioste und na klar interessiert es mich, aber jetzt ist sicher nicht die Zeit dafür. Zumindest für mich nicht.
Thomas ist wirklich einer der Guten, ich möchte ihn nicht verprellen. Also werde ich gleich seine Gesellschaft der eurigen vorziehen und dafür den gesamten Abend ab dem Abendessen mit euch verbringen - wie klingt das? Plus Mittagessen. Man könnte meinen, dass dies Mahlzeiten einen sehr großen Stellenwert in meinem Leben einnehmen. So habt ihr noch ein wenig Zeit für euch. Sicherlich auch nicht schlecht, zumal keiner von uns weiß wie lange es noch andauern würde. Da ich einsehe, dass ich sicher nicht über den ganzen Sessel komme, trete ich hinter diesem hervor und gebe Rondra jetzt einen sanften Kuss - natürlich nur auf die Wange. Ich werde mal eines der Mädchen antreiben, dass sie euch etwas zu trinken bringt. Ich würde die Wünsche der beiden abwarten, etwaige Neckereien und mich dann für den Moment wieder verabschieden. Es ist nun einmal leider dringend nötig.

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Arioste
21. September 1462 – Sonntagsausflug

Das Geplänkel der Eheleute wird mit einem breiten Grinsen verfolgt, auch wenn sie sich die Worte Rondras vielleicht wirklich zu Herzen nehmen würde und ein Auge auf die Verwalter des Verlobten haben würde. Schaden kann es sicher nicht, und man will ja auch wissen, mit wem sich der zukünftige Gatte so herumtreibt. Was sie nun davon hält, dass Kelian sich gleich wieder zurückziehen will weiß sie selbst nicht so genau, aber vielleicht ist es doch ganz gut, dass die beiden Freundinnen noch ein paar Momente haben in denen sie sich gegenseitig ihr Leid klagen können – die Kerle tun das ja auch mit großer Leidenschaft.

Auf seine Frage, auf die er die Antwort erst später hören will, wird dennoch gleich geantwortet, schließlich ist es keine große Sache die vieler Worte bedarf.
„Kaylis muss nur andernorts einen Freundschaftsdienst leisten, und ich habe es vorgezogen meine Angelegenheiten in Graz vor der Abreise zu regeln und Rondra noch ein wenig Gesellschaft zu leisten.“ Somit ist der ganze Spuk auch schon erklärt und vielleicht etwaige Missverständnisse, ob sie sich erneut in die Haare bekommen haben, von vornherein ausgeräumt.

„Wir nehmen dich beim Wort, was die Zusage zu den Essenzeiten angeht, und es wäre wirklich traumhaft, wenn du eines der Mädchen bitten könntest, uns einen Tee zu bringen.“ Sie geht davon aus, dass Rondra etwaige andre Wünsche was die Getränkeauswahl angeht schon melden würde, ihr ist gerade aber noch sehr danach, die Kälte erst einmal gänzlich aus dem Körper zu vertreiben.

Mit einem Tee und in der altvertrauten Zweisamkeit würden sich die beiden sicherlich einen gemütlichen Nachmittag machen, ein wenig über das Eheleben und die Männer philosophieren, bis die Runde spätestens zum Abendessen wieder größer wird, auch wenn ein Kaminfeuer an diesem verregneten Tag wohl seine große Anziehungskraft auch nach dem Abendessen behalten würde.

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Rondra
22. September 1462
{Rabenstein}


Bittersüß sind die Stunden mit der Freundin. Es sind Stunden die bereits längst den Geschmack des Abschiedes haben. Manchmal gelingt es der Blonden das zu verdrängen. Helles Lachen erklingt, während sich die beiden an diesem Herbsttag unterhalten. Die Finger dabei meistens emsig beschäftigt mit Handarbeiten. Brettchenwebend der dunkle Schopf, ganz in ihrer Nähe der Blonde, rege dabei ein Hemdchen zu besticken.
Es würde niemals Rondras Lieblingsbeschäftigung werden. Nur der Gesellschaft ist geschuldet dass sie tatsächlich ein gutes Stück des Kragens schafft. Doch das Vergessen hat einen Nachteil, die Erkenntnis dass dies hier eben die letzten Stunden für eine recht lange Zeit sind, holt Rondra stets wie ein Keulenschlag wieder ein. Da wird plötzlich, aus heiterem Himmel nach der Hand der Freundin gegriffen. Diese sacht gedrückt und manches Mal auch mit dem Daumen über den Handrücken gestrichen. Sentimentalitäten. Aber sie lassen sich nicht abstellen.
Kelian ist gern gesehene Gesellschaft bei den beiden Cousinen, doch scheinbar nutzt Thomas die eindeutige Chance, weshalb er eher selten gesehen wird. Natürlich zu den Mahlzeiten, aber anders würde es hier auch keiner handhaben wollen.
Nein, viel Wahl hat man dieser Tage auf Rabenstein nicht, wenn man ohnehin eingeschränkt ist. Das Sitzen fällt der Schwangeren allerdings auch nicht mehr leicht. Immer wieder streckt sie sich leise seufzend in ihrem Sessel, dann und wann lässt die Hand die Stickerei fahren und geht stützend oder massierend an den Rücken.
Leise Gespräche sind es. Zuerst natürlich Weiberkram. Die Hochzeit. Die Männer. Die Töchter. Die Schwangerschaft. Manches weiß Rondra aus dem Nähkästchen zu plaudern. Dass es den Kerlen gut tut manchmal Recht zu haben – auch wenn Frau es vielleicht besser weiß. Keine direkten Lästereien und doch eben Frauenthemen. Später, mit Kelian an ihrer Seite, dann natürlich andere Themen. Lockere Neckereien dann und wann. Die fortschreitenden Handarbeiten. Seine Lektüre.
Das Hemdchen wird hochgehoben und der Cousine präsentiert.
»Niemals hätte ich gedacht, dass ich…« Da verzieht sich ihre Miene schmerzhaft, einen Augenblick nur, in dem eine Hand die Stickerei wieder loslässt um über den Bauch zu streichen und letztlich wieder am unteren Rücken zu landen. Dann geht es schon wieder. »…dass ich es noch fertig bekomme. Es fehlen nur noch die Raben…« Sie hat zu lange herumgesessen eindeutig. Sollte ihr noch irgendjemand erzählen sie müsse sich ausruhen, würde sie anfangen zu schreien. »...auf den Ärmeln.« Ist es hier schon die ganze Zeit so erdrückend warm gewesen? Allein der Gedanke reicht aus um sie den Schweiß zwischen ihren Schulterblättern spüren zu lassen. Das Hemdchen legt sie achtlos auf die Armlehne, das nächste Ziel wäre das Fenster.

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Arioste
22. September 1462 - Burg Rabenstein

Ganz konzentriert sind die Augen auf die Handarbeit gerichtet, immerhin soll das Werk perfekt werden. Nur ab und an lässt sie die Arbeit sinken, wenn der Plausch doch etwas mehr Aufmerksamkeit erfordert, oder wenn sie verstohlen auf das Stickwerk der Freundin blickt. Gerade hat sie keine Ahnung, warum die Blonde sich immer so anstellt, denn es sieht wirklich nicht schlecht aus was sie da zu Hemde bringt.
„Es ist hübsch.“ wird also anerkennend zugestimmt.

Das Zusammenzucken der Freundin erschreckt sie allerdings doch, so unvermittelt und irgendwie auf eine Art, wie sie es bisher nicht an ihr erlebt hat. Die Brettchen werden beiseite gelegt und die Blonde aufmerksam gemustert. Natürlich liegt ihr das Wort ausruhen auf den Lippen, andrerseits weiß sie wohl selbst am besten, wie ruhig die letzten Stunden waren. Etwas hilflos beobachtet sie die Mimik der andren, springt gleich auf um sie zu stützen, denn die Bewegungen wirken doch etwas unkoordiniert.
„Geht es dir gut Liebes?“ Wird besorgt gefragt und der Blick der Cousine zum Fenster hin wohl richtig gedeutet. „Willst du etwas an die frische Luft? Vielleicht bekommt dir das viele Sitzen nicht, und du solltest dich besser etwas hinlegen, ich bin mir sicher ich habe dich heute von deiner Mittagsruhe abgehalten.“

Irgendetwas beunruhigt die Schwarzhaarige wirklich an der Situation. Also wird der Arm der Freundin gegriffen und recht resolut bestimmt
„Wir gehen ein paar Meter den Gang auf und ab, und wenn du dich nicht besser fühlst, bringe ich dich auf dein Zimmer, damit du dich etwas aus- hinlegen kannst.“ Nein, das böse Wort wird nicht ausgesprochen, im letzten Moment wird es hinuntergeschluckt.
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Kelian_


This is what it feels like
22.09.1462


Die Arbeit mit Thomas war auch an diesem Tag anstrengend, da reichlich. Dennoch habe ich es irgendwann abgebrochen und mich zu den Weibern gesellt. Genug Zeit ohne mich, mittlerweile sollten sie die wichtigsten Themen durchgekaut haben. Es sind nicht nur wir Männer, die sich gegenseitig die Ohren voll heulen, sondern auch die Weiber. Die machen doch im Endeffekt nichts anderes als wir, nur dass sie es uns immer vorwerfen. Der Nachmittag ist einvernehmlich vergangen, die Weiber mit ihren Stick...Näh...was auch immer. Weiberkram eben. In jedem Fall habe ich mein Buch weiter gelesen, dies für die Universität. Irgendwann muss ich auch dies vorantreiben, kann ja nicht sein, dass hier andere die Nautik unterrichten dürfen in Fächern, die ich eigentlich tausend Mal besser erklären kann. Egal wie, der Tag ist vorangeschritten, das Abendessen liegt bereits lange hinter uns und ich bin auch schon einige Zeit wieder da. Johanna hat auf meinem Rücken reitend ihre Zimmer erobert, sich selbst gewaschen und dann ins Bett gelegt. Natürlich nicht ohne eine Geschichte.
Danach haben wir genauso wie davor zusammen gesessen. Die Weiber mit ihrem Weiberkram, ich mit meinem Buch. Gespräche sind selten aufgekommen, allerdings ist dies auch eher nicht notwendig. Ein Besuch der Familie eben, da muss man nicht mit den großen Dingen aufwarten. Reicht so. Dass die Weiber hin und wieder miteinander reden oder gar ihre Gefühlsduseleien miteinander austauschen, bekomme ich kaum mit. Durch diesen Umstand entgeht mir auch das schmerzverzerrte Gesicht bei Rondra, es wäre mir wahrscheinlich aber auch entgangen, wäre ich aufmerksamer gewesen. Beziehungsweise ich hätte es ganz anderen Dingen zugeschrieben. Wieder einmal mein Sohn - was auch sonst - der mein Weib ein wenig ärgert. Diese Art der Unanehmlichkeiten hatten wir nun bereits einige Male. Ich hätte sicherlich kurz besorgt aufgeschaut, die Hand des Weibes genommen, aber es dann darauf beruhen lassen. Arioste ist es, die schließlich erreicht, dass ich mein Buch bei Seite lege und mich erhebe.
Ein Blick auf die beiden Weiber, meine Stirn ist gerunzelt. Nein, ich bin vielleicht nicht zu sehr mit diesem Weiberkram vertraut, aber rechnen kann ich. Zu früh! Was denk ich, es wird nur eines der üblichen Sachen sein, nichts, was ein wenig ausruhen nicht wieder hinbekommen würde. Das Kind und auch Rondra haben noch Zeit, egal wie wir das finden. Mein Mund öffnet sich leicht, aber Arioste ist schneller. Was dann allerdings zum ersten Mal ein wenig für Unmut bei mir sorgt, sind ihre Worte, dass sie sie hinauf bringt. Warum nicht ich? Eigentlich gibt es dafür doch nur eine logische Erklärung. Auch Arioste denkt, dass es hier in ganz andere Bahnen geht, oder nicht? Das wiederum ist ein Umstand, der mich leicht nervös macht. Uhm...need help? Meine linke Hand hat sich dabei in den Nacken geschlichen, so wie es so oft meine Art ist. Ist ja immerhin mein Weib, also sollte ich sie wohl nach Oben bringen, oder nicht? Allerdings befinden wir uns hier auch auf Weibergebiet, zumindest hat es durch Arioste den Anschein, weshalb ich mein Recht nicht wirklich einfordere.

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Rondra
22./23. September 1462
{Rabenstein}


Erst Ariostes Frage ob es ihr nicht gut geht, lässt Rondra genau das auch verspüren. Nein, so richtig gut geht es ihr nicht, allerdings auch nicht direkt schlecht. Mehrmals in den letzten Wochen gab es da diesen Schmerz, vollkommen normal und nichts was den Blondschopf in Aufregung versetzt hätte. Das hier ist nicht das erste Kind welches sie trägt – allerdings ist das auch der Grund warum sie letztlich ziemlich ergeben nickt und noch nicht einmal etwas gegen das böse Wort sagen würde. »Auf dem Gang ist es etwas kühler. Sicherlich geht es gleich wieder, ich habe zu lange gesessen. « Weshalb hinlegen auch keine schlechte Idee wäre. Tatsächlich gewinnt der Blondschopf wieder seine normale Gesichtsfarbe zurück. Ein paar Schritte, damit das Kind im Leib eine andere Position findet und sie würde zu Bett gehen.
»Begleitest du uns bitte?« Geht es Richtung Ehemann. »Ich werde mich gleich zurückziehen.« Eine so heilige Zeit wie die Mahlzeiten, zumindest ein bisschen. Zeit zu zweit.
Zu dritt geht es also hinaus. Meilen scheinen sie bereits gelaufen zu sein, zumindest in Rondras Rechnung. Weshalb der Spaziergang recht schnell auch ein Ziel bekommt: doch hinauf ins Schlafzimmer. Unterwegs passiert was scheinbar passieren muss. Zwei Mal muss das Weib stehen bleiben, um den noch recht leisen, aber bestimmten Schmerz über sich hinwegrollen zu lassen.
Jetzt? Unmöglich! Zu früh – und damit meint längst niemand mehr, dass seit ihrer Hochzeit gerade mal ziemlich genau fünf Monate vergangen sind. Helle Panik ergreift den Blondschopf, während sie zusehends stiller und in sich gekehrter wird. Zu früh. Das Kind wird nicht kommen. Nicht heute.
Oh, wenn irgendjemand der Natur die Stirn bieten und sie in ihre Schranken weisen kann, dann sicherlich der störrische Dickschädel Rondra Peverell.
»Öffne mir das Kleid.« Wird im Schlafzimmer Kelian angewiesen. Längst hat Rondra eine Welt betreten, in der eigentlich kein Kerl hinein passt. Es ist Angelegenheit der Frauen und so sehr Rondra es auch will, selbst sie wird es nicht aufhalten können. Was um sie herum geschieht versackt im dicken, suppigen Nebel der Angst. Sie würde versagen, wieder einmal dem Liebsten was sie hat Schmerz zu fügen und diesen Schmerz ständig in den so geliebten Grauen sehen. Er würde das klaffende Loch in ihrem Herzen füllen, bis es ein eisiger Klumpen sein würde.
Nein, nein. Da helfen auch die sachten Beteuerungen des Kerls nichts, dass alles gut werden würde. Sie spürt das Gegenteil.
»Geh bitte. Lass nach der Wehfrau schicken.« Bleibt zu hoffen dass das Rabensteiner Mütterchen ihre Arbeit versteht und trotz des Erntedankfestes einen klaren Kopf besitzt. Keinesfalls ist es möglich nun nach Hanna zu schicken, wie es eigentlich angedacht war. An die zwei Stunden nach Graz und wieder zurück. Eine Ewigkeit in dieser Nacht. Der Kuss des Mannes wird heftiger erwidert als die letzten Minuten vielleicht erwarten lassen würden – der Angst geschuldet, die eindeutig mit schwingt. »Und die Amme….« Fällt ihr da noch ein. Kleinlaut klingt es, denn wer glaubt schon daran, dass das Kind eine benötigen würde? Dann geht es für ihn hinaus.
Arioste würde bleiben, bis das Weib aus dem Dorf da ist. Eifrig zerrinnen die Stunden der Nacht, wie das Wachs an den Kerzen, welche das Schlafzimmer hell erleuchten. Die Wehmutter versteht ihre Arbeit, vielleicht auch nur, weil es eben nicht irgendein Weib mit irgendeinem Balg ist. Gut möglich dass es letztlich Rondras Stand und die Angst der Wehmutter ist, was dafür sorgt dass das Kind lebend geboren wird – und danach nicht achtlos sich selbst überlassen wird. In diesem Falle lohnt sich tatsächlich jegliche Mühe, denn der Tod eines herrschaftlichen Kindes, womöglich des Erben, sucht meist einen Schuldigen – und wer wäre da gnädiger als die Wehfrau? Manchmal hasst das Weib seine Berufung, in dieser Nacht ganz bestimmt.
Noch erkämpft sich die Sonne keinen Zipfel der Bettdecke des Mondes, stockfinster liegt der Wald unterhalb der Burg da, als es plötzlich recht still wird im Zimmer. Das erschöpfte Weib hat erstmal seine Schuldigkeit getan und wird zwei emsigen Mägden überlassen, was zählt ist nun tatsächlich erstmal das Kind. Klein ist es, doch dafür wiederrum erstaunlich gut beieinander – findet zumindest das Mütterchen. Eingeschlagen in einige Lagen Tuch, dicht an die Wehmutter gehalten, geht es damit hinaus. Die wartende Amme war sicherlich nicht die dümmste Idee, auch wenn man hier umdisponieren müsste. Irgendwann würde das Kind dann seinem Vater präsentiert werden und sicherlich auch der Mutter, deren matten Fragen die Mägde nicht antworten können.
Rabenstein hat seinen Erben, die Dynastie der Peverells würde hoffnungsvoll fortgesetzt werden – zumindest sieht es gerade danach aus.

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Matrim


23. Holzing ~ Ein Höflichkeitsbesuch?

Es gab ab und an, so alle paar Jahre mal, vielleicht auch alle paar Jahrzehnte,mal einen Augenblick, wo der Wettiner über die Anwesenheit eines gewissen Blondschopfs verdammt froh wasr. Andernfalls wäre ihm nur die Wahl zwischen betretenem Schweigen, unterbrochen von erzwungen klingenden Unterhaltungenm oder der Begleitung der Kutsche auf dem Pferderücken geblieben, was sich nicht wirklich ziemte. Zu dritt ließ sich die Fahrt von Graz nach Rabenstein für ihn auch durchaus im Inneren der Kutsche ertragen. Scherze, Sticheleien und Geläster lockerten doch jede noch so gespannte Atmosphäre zumindest für eine Weile auf. Eigentlich hatte der Markgraf sogar damit gerechnet, dass sie zu viert anreisen würden, aber den Worten des Cousins nach war Arioste bereits vor Ort. Warum und wieso fragte man lieber nicht nach, denn mit Sicherheit gab es eine völlig plausible Erklärung. Man sollte ja nicht immer das Schlimmste annehmen. Gleiches galt im Übrigen auch für den Besuch an sich, denn Rondas Worte zu Kelian und Rondra Peverell hatten ihn vor ein paar Tagen wieder in Erinnerung gerufen, dass er und seine Verlobte sich quasi gar nicht kannte. In welches Schlangennest spazierten sie nun und warum hatte er nicht auf eine Erklärung bestanden? Nein, der Wettiner wusste nur, dass das Verhältnis zwischen ihr und dem Hause Peverell nicht das Beste war. Auch hier musste man wohl Kaylis vertrauen, der von der ganzen Geschichte doch mit Sicherheit wusste, oder? Er wär doch mit Sicherheit eingeschritten, wenn in seinen Augen ein Besuch ein Fehler gewesen wäre. Oder war das Thema harmlos genug, dass der Blondschopf sie mit Absicht hineinlaufen ließ? Vielleicht eine peinliche Angelegenheit, die Gelächter auf beiden Sachen verursachen würde? Fragen über Fragen, aber jetzt war es schlichtweg zu spät, denn obwohl draußen Regen den Tag verdüsterte war jedem der Reisenden aufgefallen, dass sie ein Burgtor passiert hatten und die holprige Straße unter dem Rädern einen Burghof wich. Neben der Kutsche sattelte ihre durchnässte Eskorte ab und der Wettiner riskierte noch einen letzten Blick gen des Cousins. Spöttisch erhob man die Brauen. "Nun…ich mache mir immer noch Sorgen, ob ich jemanden kennen lernen will, den du zu deinen Freunden zählst." Danach würde man wohl aussteigen und sehen, was einen erwartete. Davon, dass die Bewohner der Burg durch ein anderes Ereignis im Laufe der Nacht aufgerüttelt worden waren, ahnte man nichts. Woher auch?

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