Kelian_
This is what it feels like
23.09.1462
Nachdem die Weiber ihren Platz gesucht haben, nehme auch ich meinen ein. Ich sitze natürlich an der Stirn der Tafel, so wie es sich für den Hausherren gehört. An meiner Seite, links von mir, sitzt mein Weib. Von da an wird es langsam schwierig. Ich persönlich würde Mira an meine Seite setzen, weiß aber nicht, ob dies den anderen gegenüber nicht unhöflich wäre. Kaylis und Matrim sind beide recht hohe Tiere, aber man will das Paar auch nicht trennen und dann sagt Rondra auch noch, dass noch eine Dame mit ist. Komisch, dass der Wettiner davon nichts erwähnt hat. Es würde wohl also so sein, dass meine beiden Weiber tatsächlich an meiner Seite sind, dann Ronda und Matrim, wobei der Markgraf die Gesellschaft meines Weibes genießen durfte und die Gräfin die meiner besten Freundin, um dann mit Arioste und Kaylis, jeweils neben dem anderen Geschlecht, abzuschließen. Irgendwie doof, weil die Weiber so auseinander gerissen sind, aber ich weiß es doch auch nicht anders. Soll sich halt jemand über die Tischordnung beschweren, dem es nicht passt.
Sitzend nehme ich mir dann gleich etwas vom Tee, der bereits auf dem Tisch steht. Ein Ritual, das die Kinder schon sehr gut kennen - manchmal gibt es auch Wein, aber ich habe zwischendurch Zeit gefunden, einer Magd aufzutragen diesen heute vom Tisch zu verbannen. Mit Absicht und es würde erst später, wenn es denn gewollt ist, in die Vollen gehen. Dann nämlich, wenn wir sehr männlichen Männer uns zurückziehen würden und die Weiber unter sich lassen würden. Ich weiß, dass Mira in guten Händen ist und das unser Gespräch noch nicht beendet ist, habe ich bereits angedeutet. Ich schaue so, als ob ich etwas darüber zu sagen habe, als sie das mit Rottenmann erwähnt, aber für diesen Moment halte ich zumindest meine Klappe. Sowohl gegenüber Mira als auch gegenüber Rondra, auch wenn sich die Schwarzhaarige bewusst sein sollte, dass ich es ihr früher oder später erzählen würde. Sie ist mein Weib, wir haben keine Geheimnisse voreinander. Zumindest hoffe ich dies.
Sicherlich hätte es passendere Momente für den Besuch der Familie Wettin plus Anhang gegeben. Aber immerhin Arioste ist nun schon ein paar Tage hier, gerne gesehen und war gerade die vergangene Nacht eine große Hilfe. Sagen konnte ich ihr dies irgendwie noch nicht, aber sie wird es wissen. Ich bin wirklich sehr froh, dass sie hier war und auch noch ist. Was die anderen angeht, nun... Keine Ahnung. Die Einladung hierher war sehr ernst ausgesprochen und wirklich nur nett gemeint. Dass ausgerechnet heute der Besuch eintrudeln muss, war klar. Morgen hätte sicherlich schon alles anders ausgesehen, aber es ist auch keine Entschuldigung. Wie wir weiter vorgehen würden, weiß ich noch nicht genau, aber ich habe eigentlich nicht vor diesen Menschen mitzuteilen, was hier heute passiert ist. Maximal Kaylis, aber dies ist etwas anderes. Sicherlich liegt es an meiner Vergangenheit, ich habe noch nie gerne viel von mir preis gegeben und mache es auch heute noch höchst ungerne. Selbst für Rondra liegt noch viel von meiner Vergangenheit im Dunkeln. Endlich geht die Tür auf, auch mir kommt es schon länger vor, dass wir hier sitzen. Kaylis mit Arioste voran, die beiden kennen sich hier immerhin schon aus und dahinter dann wahrscheinlich sein Cousin Matrim mit... Tja, mit Ronda von Wahlasé. Wirklich, die Einladung war ernst gemeint, nur bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie genau so ausgesprochen worden wäre, wenn ich vorher gewusst hätte, dass sie dabei ist. Intensiv bleiben meine Augen auf dem Eingang liegen, warten förmlich darauf, dass Leom hineinkommt. Natürlich ist es Schwachsinn, denn meine Männer hätten gewusst, wo dieser sein Zimmer bezieht. Auf Rabenstein hat er nichts verloren. Einen Moment gleitet mein Blick zu Rondra, als ob sie mir helfen kann - kann sie aber nicht und ich entsinne mich meiner Manieren. Englischer Gentleman. Ich glaube zu ahnen, was Rondra von mir erwartet, weshalb ich mich erhebe. Im Moment sind die Geschichten, welche ich für mich auch erst sortieren muss, vergessen und das dunkelhaarige Weib ein Gast auf meinem Anwesen. Kaylis, Arioste. Ein breites Lächeln ist auf meinem Gesicht, Kaylis würde ich, falls er es zulässt eine Hand auf seine Schulter legen, Arioste zuzwinkern - wir haben uns die letzten Tage bereits mehrfach gesehen. Danach würde es an die anderen beiden gehen. Eure Hoheit, Willkommen auf Rabenstein. Sicherlich wäre eine Verbeugung angemessen, aber er ist auf meinem Anwesen, ich kein Speichellecker. Muss ausreichen. Dies würde schließlich nur noch Ronda überlassen, welche wohl einen längeren Blick meinerseits ernten würde, bevor sich ein schmales Lächeln auf meinen Lippen bilden würde. Frau von Wahlasé, seid Willkommen. Der Scherz, der mir auf den Lippen liegt, wird geschluckt. Wer weiß, ob sie es verstehen würde und letztendlich ist es auch nicht angebracht. Wer weiß, ob sie sich an diese erste und letzte Unterhaltung erinnern würde? Dumme Mörder gibt es eben doch, nur gehöre ich nicht dazu. Nach den Begrüßungen, würden alle ihre Plätze zugewiesen bekommen, damit es alsbald ans Speisen gehen könnte, was sicherlich auch die Stimmung lockern würde.
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