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Grafschaft Rabenstein - Die Familie Peverell

Kelian_


Calm after the storm
03.10.1462


Tja, die Frage ist also wirklich geblieben. Im Gegensatz zu Rondra bezweifle ich allerdings, dass Marcellus darauf bestehen würde, unseren Sohn zu taufen. Immerhin sind wir einfach nur irgendeine Adelsfamilie, nicht die Fugger oder die Murtals. Diese beiden Familien sind es wohl, die die Steiermark mehr oder minder stark prägen. In dem Fall denke ich also, dass der Metropolit ausreichen würde. Außerdem wäre es wirklich ein nettes Zeichen und davon einmal abgesehen, dass er meinem Weib eher unangenehm nah kommen wollte, hat er mir nie etwas getan. Ich zucke deswegen mit den Schultern. Meinetwegen. Der Rest allerdings, also wer Pate wird, da fällt mir auch heute niemand ein. Wie auch? Es sind ja nicht plötzlich neue Kandidaten aus den Löchern gekrochen. Klar fallen mir Namen ein. Zum Beispiel Niclas oder auch Tunny - wenn wir schon bei männlichen Paten sind, ja sogar Kaylis ist in meinem Kopf ein Name, aber letztendlich sind sie doch alle irgendwie ungeeignet. Sei es, weil sie schon genug Patenkinder haben oder eben weil sie nicht die wirklich richtigen sind. Weshalb ich wieder anknüpfe, wo wir bereits einmal stehen geblieben sind. Ist es so unwahrscheinlich, dass sich dein Bruder um einen zweiten Paten kümmern kann. Die Familie Mattei ist reich - und ich hörte, dass er in letzter Zeit recht gerne auf den Namenszusatz Fugger verzichtet. Vielleicht sollten wir einmal mit ihm reden. Darüber natürlich, dass er Pate unseres Sohnes wird.
Damit aber genug, denn das Thema welches folgt, ist ein weitaus schwierigeres. Ich wusste ja, dass ich den Mund hätte halten sollen, aber nunja. Nun sind wir mittendrin und ich schulde dem Weib eine Antwort. Ein Lachen will aus mir hervorbrechen, aber ich kann es zurückhalten. Was sie sich nur für Sorgen macht - also manchmal wirklich. Obwohl wir noch nicht weit gegangen sind, halte ich uns beide an. Die Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen, schiebe den Daumen unter ihr Kinn. Nein Rondra, auch wenn mir der Ring an deinem Finger damals herzlich egal war. Leise brumme ich es. Ich habe dich gesehen und habe gehofft, dass du irgendwann den Weg in mein Bett finden würdest, obwohl diese Hoffnung sehr absurd war, immerhin kannten wir uns nicht. Aber, du hast damals soviel Schönheit ausgestrahlt, dass du diesen Wunsch in mir geweckt hast und seitdem in mir weckst. Diplomatischer kann ich es nun wirklich nicht ausdrücken. Ein sanfter Kuss, bevor ich fortfahre. Du sahst damals so aus, als ob dir noch nie in deinem gesamten Leben eine solche Frechheit widerfahren ist und du deshalb nicht wusstest, wie du damit umgehen sollst. Du sahst aus, als ob du jeden Moment bereit warst, bei der kleinsten falschen Bewegung, dich und dein Kind gegen mich zu verteidigen und das hat dich in meinen Augen nur begehrenswerter gemacht. Mein Daumen streicht unterhalb ihrer Lippen am Kinn entlang, ich lächle noch ein wenig mehr. Können wir den Spaziergang nun fortsetzen, mein albernes Weib? Es klingt zärtlich, ich hoffe, dass wir dies abschließend geklärt haben.

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Rondra
03. Oktober 1462
{Rabenstein}


Nachdenklich runzelt sich die Stirn des Weibes bei der Patenfrage. Nein, geeignete Paten fallen nicht vom Himmel. Balthasar wäre eine gute Wahl. Eine sehr gute. Aber eine die Rondra durchaus auch Magenschmerzen bereitet. Sie bemüht sich die Hand nach dem Bruder auszustrecken, vorsichtig und zögerlich. Es wäre schön, wenn ein anderes Verhältnis als in der Vergangenheit möglich wäre. Allerdings ist sein Verrat unvergessen. Er hätte beinahe seine gesamte Familie mit einem Schlag zur Sonne befördert – wie kann sie ihm da freiwillig das liebste in die Hände legen was sie hat? Würde ihnen tatsächlich etwas zustoßen und Balthasar Graham an ihrer statt aufziehen, oder aufziehen lassen, der Junge würde ziemlich sicher nicht nach ihren Vorstellungen geformt werden. »Jaaa.« Stimmt sie gedehnt und nicht wirklich überzeugt zu. »Wir sollten mit ihm reden. Allerdings denke ich nicht, dass er die Fugger jemals vergisst. Wie auch?« Trotz des warmen Wetters fröstelt es das Weib kurz. Der Schauer rinnt den Rücken hinunter und lässt sie zittern. Nein, wie könnte Balthasar vergessen dass er ein Fugger ist? Sie selbst hat es ihm einbläuen lassen.
»Was… wäre mit Mirabel?« Wird der nächste Name in den Ring geworfen. »Ob nun als alleinige Patin, oder gemeinsam mit Balthasar. Ich weiß, sie ist ein Weib.« Das ist nun wirklich nicht zu übersehen und ihre Feststellung lässt sie leise lachen. »Allerdings… was für eins! Sicherlich könnte sie Graham eher lehren was man als Mann im Leben braucht, als Balthasar.« Klingt das nun seltsam? Vielleicht. So ist es allerdings nicht gemeint. »Aber ich weiß nichtmal wie es um ihren Glauben steht.« Nein, tatsächlich nicht. So sehr sie das Räuberweib mag, so wenig weiß sie über sie. »Ich weiß, ihr Ruf ist nicht … tadellos und sie ist… nun, wie sie eben ist. Aber passt sie damit nicht gerade besonders gut zu uns? Seemann? Ich hätte ihr mein Leben anvertraut, lange bevor ich dich kennenlernte. Ich glaube nicht, dass sie Graham einst für ein hehres Ziel verraten und verkaufen würde.« Nun, soll er darüber nachdenken. Natürlich ist sie ein Weib.
Welches Weib würde nicht hören wollen was er da von sich gibt? Rondra jedenfalls beginnt leicht zu schmunzeln, auch wenn es damals eben gar nicht lustig gewesen ist. Hätte ihm der Ring an ihrem Finger heilig sein müssen? Nein. Ihr allerdings, doch seine Heiligkeit hatte er verloren, wenn auch erst später. Ab wann ist sie dem Weg, welcher zweifelsohne in sein Bett führte, einfach gefolgt? Eigentlich recht einfach, es war jener Abend im Stall. Danach war es nur noch eine Frage der Zeit.
Der sanfte Kuss wird durch eine vorsichtige Bewegung ihrer Lippen erwidert.
»Darauf hättest du wetten können. Eine falsche Bewegung und du hättest die Nadel zu spüren bekommen.« Sicherlich keine Waffe welche ihn aufgehalten hätte, aber vielleicht danach andere Möglichkeiten geschaffen hätte. Wer hat schon gerne eine Sticknadel in der Hand stecken, oder im Auge? »Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde dass ich dich damals in irgendeiner Form anziehend gefunden hätte.« Nein, aber davon wird er nicht ausgehen, so sehr man auch hören mag wie toll man ist. »Heute allerdings…« ihr Grinsen ist keck und lässt die Blauen voller Schalk blitzen, als sie sich Kelian nochmal entgegen reckt um sich einen weiteren, kleinen Kuss zu holen. »…finde ich deine Gesellschaft, wo auch immer, bisweilen ganz angenehm.« Ihr neckendes Kichern wabert durch den Herbsttag, als Rondra sich wieder unterhaken will, um den weiteren Aufstieg zu bewältigen. Es geht heute wirklich besser als damals.

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Kelian_


Calm after the storm
03.10.1462


Mirabel. Es ist nicht so, dass ich nicht bereits an sie gedacht habe, aber wäre sie die richtige Wahl? Ihr ein Kind aufzubürden? Ich weiß es nicht, genau so wie Rondra wegen Balthasar zweifelt, zweifle ich in dieser Hinsicht an Mirabel. Nicht, dass ich glaube, dass sie nicht das Beste für meinen Sohn geben würde, einfach ob es gerecht wäre, ihr diese 'Bürde' aufzubrummen. Wir müssten wohl jeder einmal darüber nachdenken und dann halt Gespräche führen. Mit beiden. Immerhin haben wir ja nun zwei Namen, die im Ring liegen und die jeweils alleine oder miteinander kombinierbar sind. Wie dem auch sei, dies ist für mich das unwichtige Thema geworden, denn mein Sohn ist bereits getauft, die große Show für die Angehörigen kann also meinetwegen auch erst in einigen Jahren stattfinden. Für mich besteht kein Grund zur Eile.
Sie will weg, sich erneut unterhaken, aber so schnell kommt sie jetzt nicht zum Zug. Ein belustigtes Grinsen hat sich auf meinem Gesicht widergefunden, ich halte das Weib zurück. Warum? Oh, ich hätte einiges zu sagen. Zum Beispiel, dass ihre Selbstwahrnehmung falsch ist. Sie sieht vielleicht nicht aus wie vor der Geburt, die Frage ist, ob sie das jemals wieder tun würde, aber deshalb sieht sie nicht abstoßend aus. Im Gegenteil, für mich hat die Natur da etwas wundervolles erschaffen, nur eine Ahnung, wie ihre Reaktion ausfallen würde, hat mich bisher davon abgehalten, darum zu bitten ihre Brüste genauer untersuchen zu dürfen. Woher ich die Ahnung hab? Lucy hat mir damals eine gescheuert. Weiber! Verwehren einem das Beste. So hübsch groß und prall, dabei wahrscheinlich auch noch sehr empfindlich, es gleicht quasi einer Straftat, dass sie sie mir vorenthält. Ich sage dies allerdings nicht, auch wenn mein Blick vielleicht ungebührlich lange weg von ihrem Gesicht war. Huch, bei den Gedanken ist es mir gar nicht aufgefallen, dass ich eben nicht mehr auf ihr Antlitz schaue. Egal wie, ich ziehe das Weib noch ein wenig enger zu mir, in eine für uns recht seltene Umarmung. Lass gut sein, deshalb war ich auch der Jäger und du die Beute. Frech ist mein Grinsen nun, während ich spielerisch in ihren Hals beiße - ich bin jetzt bereit weiter zu gehen. Allerdings sucht meine Hand ihre, unterhaken ist doch etwas anstrengender. Trocken erwidere ich auf ihre kleine Frechheit. Da bin ich ja froh, dass du mich erträgst. Ich dachte schon manches Mal einen verräterischen Blick zu sehen, indem du mich vielleicht sogar mehr als angenehm fandest, aber dann habe ich mich sicher getäuscht. Nun bin ich es wieder, der grinst. Gegenseitiges Necken, so soll es sein. Leise weht bereits das Krah Krah der Krähen hinüber, ich freu mich auf den Ort da Oben. Eigentlich ein Jammer, dass wir zumindest Johanna nicht mitgenommen haben, wobei so ein bisschen Zeit alleine im Hellen auch mal was Neues ist. Zumindest in letzter Zeit.
Ein neues Thema muss her und ich habe bereits eins. Allerdings eines, welches nicht ganz ungefährlich sein könnte. Ein kurzer Seitenblick, bevor ich leise meine. Was hälst du davon, wenn wir nach der Hochzeit von Kaylis und Arioste ein wenig reisen? Johanna wird dann bei den Beiden sein und wir könnten Graham mitnehmen. Seine Amme müsste uns eben begleiten. Ein kleines Grinsen erscheint auf meinem Gesicht, auch wenn ich weiß, dass sie dem jetzt niemals zustimmen wird. Oder nur du und ich und wir arbeiten daran, dass Graham noch ein Geschwisterchen bekommt.'Arbeiten', das klingt jetzt irgendwie anstrengend, aber ich denke, dass sie wissen wird, was ich meine. Du und ich, alleine auf der Doppellilie mit soviel Zeit wie wir möchten...

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Rondra
03. Oktober 1462
{Rabenstein}


Oh dieser Blick. Er hat wahrlich Glück, dass seine Augen vor zwei Jahren nicht dermaßen abgeglitten sind, sicherlich hätte er Bekanntschaft mit der Nadel gemacht. Nein, sie ist sich ziemlich sicher, dass sie damals keinen Blick übersehen hat, schon gar nicht solch einen. Scharf zieht sie die Luft zwischen ihren Zähnen hindurch ein, gerade als sie in seinen Armen landet. Tatsächlich, man kann zwar nicht behaupten, dass ihr Alltag nicht von kleinen, zärtlichen Berührungen geprägt ist, Umarmungen zwischendurch sind allerdings recht selten zwischen ihnen. Sie ist nicht unwillkommen, wie könnte sie, allerdings dieser Blick von eben. »Kelian Leonel Peverell!« Es mutet fast schon seltsam an und vielleicht würde sie ihn tatsächlich zurechtweisen. Ihn. Ihren Ehemann. Als hätte er nicht noch viel mehr Rechte als sie unziemlich anzustarren. Ja, aber mal wirklich. Unsensibler Holzklotz, der…
Die Gedanken zerplatzen wie Seifenbläschen, ploppen davon, einer nach dem anderen, so schnell dass Rondra sie gar nicht mehr jagen könnte. Nein, sie kann nicht denken wenn sich seine Zähne gerade neckend in ihren Hals graben. Gut. Sie war die Beute und in diesem Moment ist sie es eben wieder. Schon wieder erschauert sie. Immerhin, dieses Mal ist es nicht wegen ihres Bruders und es ist auch kein schlechtes frösteln. Nein, im Gegenteil, es ist eine durchaus angenehme Gänsehaut, welche ihr da die Arme hinaufwandert.
»Das täuscht…« bestätigt sie eher krächzend, bevor die Blonde ihre Stimme wieder in ihre Gewalt bekommt. »Irgendwas muss ich falsch gemacht haben, du bist scheinbar fürchterlich von dir überzeugt.« leise lachend verdreht sie ihre Augen gen Himmel, während ihre Hand seine fester umfasst und neckend drückt.
Sein folgender Vorschlag kommt vollkommen überraschend, weshalb er auch nicht auf der Stelle eine Antwort erhält.
»Die Doppellilie im Februar, hm?« Es klingt wirklich sehr nach einem Déjà-vu. Ein schönes, weshalb Rondra im ersten Moment leicht grinst. Doch es ist eben auch anders. Natürlich, Johanna wäre versorgt. Graham, einen Säugling, im Winter auf ein Schiff? Was wäre mit Nora? Und überhaupt – ein Geschwisterchen?! Je länger sie darüber nachdenkt, desto grausamer klingt es gerade. Natürlich soll Graham Geschwister bekommen und natürlich würde sie wieder das Bett mit Kelian teilen – ziemlich sicher sogar mit sehr viel Freude – allerdings ist Graham gerade einmal zehn Tage alt und das Weib steckt mitten im Wochenbett, mit all seinen Höhen und Tiefen. Wie kann er gerade mal zehn Tage nach der Geburt bereits von Geschwistern reden? »Du hättest im Spätsommer also gern das nächste Kind? « Klar, das war doch die Aussage, oder nicht? Dass sie das Pferd gerade von hinten aufzäumt, bemerkt der Blondschopf nicht. Ein Winterkind wäre doch mal etwas anderes, oder eins im Frühling zu bekommen. Jedenfalls ausnahmsweise mal nicht im Hochsommer dick und aufgedunsen zu sein. Nein, richtige Begeisterung sieht anders aus. Gut möglich, dass das in wenigen Wochen ganz anders aussehen würde, aber doch nicht jetzt! Kurz pressen sich ihre Lippen aufeinander, ein kurzer Augenblick in dem sie sich fängt. Der Tag und der Spaziergang ist zu schön um zu streiten. »Ich…. würde gerne reisen, ja. Graham allerdings wird noch zu klein sein und es wird kalt sein… Ich würde ihn ungern diesen Bedingungen aussetzen.« Zehn Tage! Immer noch ist dieser Vorschlag, so nett und schmeichelhaft er gemeint sein mag, unglaublich. Es fällt ihr wirklich schwer sachlich zu bleiben. »Sollten wir die Doppellilie vorher nach Marburg holen, um sie reparieren zu lassen? Die Zeit wird nicht spurlos an ihr vorübergegangen sein, oder?« Er ist der Seemann, er weiß wie er angelegt und das Schiff hinterlassen hat. Zwei Jahre an Land versteckt.

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Kelian_


Calm after the storm
03.10.1462


Hat sie was falsch gemacht? Meiner Meinung nach nichts, außer dass sie in den letzten Monaten etwas dünnhäutig war. Dies wäre nun aber auch wieder nichts, was ich wirklich sagen sollte, weshalb ich nur ein wenig grinse. Dafür kann ich nun wirklich nichts.Nein, kann ich nicht, weshalb sie damit klar kommen muss und ich mich all den tollen Gedanken hingeben kann, wie zum Beispiel, dass ihr erster Fehler war mich überhaupt zu treffen, dann mich mit auf die Lilie zu nehmen, dann mich zu küssen und letztendlich all dem hier die Türe weit zu öffnen, als sie mit mir ins Bett gestiegen ist. Oh, ich bin wirklich arrogant, aber ich erinnere mich zu gerne an dieses erste Mal in einem der Zimmer vom Löwen zurück. Ihre Scheu, die dennoch irgendwie von Neugier geprägt war, die Vorsicht mit der wir uns erkundet haben. Etwas Neues, welches in den letzten anderthalb Jahren vertraut geworden ist. Nicht schlecht vertraut, gut vertraut. Wir kennen uns einander mittlerweile recht gut, wissen was der andere mag.
Egal wie, die Reise ist mir ein echtes Anliegen, weshalb ich die Situation zuerst auch wirklich total verkenne. Ihre Frage lässt mich zu ihr schauen, überschwänglich lächeln. Natürlich die Doppellilie im Februar! Sie muss einfach dasselbe denken wie ich, weshalb ich gleich noch einmal begeistert nicke. Ja, wie damals. Nur eine weitere Reise, vielleicht sogar in den Süden. Es wäre... wir werden im Winter sowieso nicht gebraucht, Thomas kann über sein Reich herrschen und wir würden ein wenig Abstand von allem bekommen... Wie könnte sie dazu Nein sagen? Klar, dass dabei eine Menge gemeinsame Zeit für uns herausspringen würde, viel Zeit um uns noch weiter kennenzulernen. Allerdings, so langsam dämmert es mir, dass das Weib vielleicht doch ein bisschen weniger damit liebäugelt als ich, als ihre Frage nach dem Geschwisterkind doch nicht ganz so begeistert klingt. Möchte ich das nächste Kind schon im folgenden Spätsommer? Die Antwort für mich ist klar: Nein. Sie kommt einfach so, obwohl ich darüber noch nie intensiver nachgedacht habe. Ich möchte ein Weib gerne eine Weile ganz für mich, nicht andauernd vorsichtig mit ihr umgehen müssen oder noch schlimmer, ihren Launen ausgesetzt sein. So sagen? Geht wohl nicht, aber es ist ja auch nicht wirklich meine Entscheidung. Jein. Ich möchte irgendwann das Bett wieder mit dir teilen und ich fürchte, auf den Rest habe ich wenig Einfluss. Allerdings sollte es nun nicht so klingen, als ob ich dich dränge. Lass uns - es geht mir um die Reise, Weib. Die nun aber irgendwie auch noch so weit weg ist, dass wir damit Zeit hätten. Gram wäre im Februar bereits fast fünf Monate alt. Zu kalt für einen Säugling auf dem Schiff? Wahrscheinlich. Ich seufze leise. Es war nur eine Idee und ich hätte wirklich Lust darauf, aber auch nur, wenn die Umstände stimmen. Was, wie du treffend bemerkst, wahrscheinlich eine großflächige Reparatur der Doppellilie bedeuten würde, was relativ viel Geld kosten würde. Thomas würde wahrscheinlich ohnmächtig werden, zu Recht. Womit ich mir das Ganze quasi wieder selbst ausgeredet habe. Also keine Reise, weil wir nicht wissen, wohin mit den Kindern, so ganz grob gesagt und eine Reparatur wahrscheinlich eh zu teuer wäre. Ein wenig sinkt mein Kopf gen Boden, natürlich ob der Enttäuschung, die ich mir selbst bereitet habe.

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Rondra
03. Oktober 1462
{Rabenstein}


Eine Reise in den Süden, mitten im strengsten steirischen Winter. Das klingt tatsächlich mehr als verlockend. Überziehen erstmal Schnee und Eis die steirischen Berge, würde es schwieriger werden Rabenstein zu verlassen, oder dort oben Besuch zu empfangen. Natürlich kann man auch auf der Burg Zweisamkeit genießen, allerdings ist gerade in dieser Jahreszeit Klatsch und Tratsch äußerst willkommen – man hat schließlich nichts anderes zu tun und wer eignet sich besser als Thema als die Herrschaft? Sich eine Auszeit zu nehmen, Wärme suchen und nicht im allgemeinen Interesse stehen, kling wundervoll. Natürlich geht ihr dabei Alexandria durch den Kopf. Wie könnte es auch nicht? So sehr es auch ein Hirngespinst sein mag.
Natürlich würden sie das Bett wieder miteinander teilen. Keiner von ihnen beiden ist dazu gemacht seine Nächte allein zu verbringen, auch wenn sich das in ihrem Fall vielleicht liederlicher anhört als es eigentlich ist. Ist es schlimm wenn ein Weib gern bei ihrem Mann liegt? Oftmals klingt es zumindest so. Möglich, dass er auch wegen diesem Umstand deutlich zu Recht von sich eingenommen ist.
Immerhin, das eine, kleine aber recht gewichtige Wort bei seiner Antwort lässt Rondra innerlich aufatmen „Irgendwann“. Nicht heute und auch nicht morgen. Denn nach wie vor schläft Rondra in ihrem Schlafzimmer und das ist auch ganz gut so. Ein Nicken deutet ihre Zustimmung an. Es geht also um die Reise an sich. Gut, sehr gut. Unweigerlich drehen sich ihre Gedanken also weiter darum, während sie sich der Burgruine nähern. Die Raben entlocken der Blonden ein schmales Lächeln. Ein wenig hat sie sich an ihre ständige Anwesenheit gewöhnt, was allerdings nicht heißt, dass sie die Tiere schön findet. Sie sind und bleiben nun mal Unglücksboten, eigentlich. Skeptisch werden die Vögel betrachtet, als sie das Felsplateau erreichen, auf welchem die Steinreste der alten Burg zu finden sind. Vertreiben lassen sich die Viecher nicht durch ihre Ankunft. Ein wenig hüpfen sie fort, doch scheint es klar zu sein, dass hier ihr Revier ist.
Kelians Enttäuschung ist Rondra natürlich nicht entgangen. Doch was hilft es? Daran zu rütteln ist nicht, die Ernte ist nicht so reichlich ausgefallen als dass sie mit Geld um sich schmeißen könnten. Falsch. Gäbe es in der Steiermark noch genug junge, kräftige Männer, dann wäre die Ernte geradezu phantastisch ausgefallen. Doch man kann eben keinen Krieg führen und im Jahr danach im Überfluss schwimmen.
Still tritt Rondra an das brusthohe Gemäuer, was einst ein Teil der Außenmauer gewesen ist. Nun dient es als willkommener Schutz vor dem Abgrund und lässt einen doch die Herrlichkeit und Weite des Landes überblicken. Seines Landes. Ihres Landes. Braun, Ocker, Gelb, Orange, dazwischen immer wieder große Flächen von sattem Dunkelgrün. Das Farbenspiel des Herbstwaldes ist beachtlich und von atemberaubender Schönheit. Das im Sonnenschein glitzernde Silbergrau der sich dahinschlängelnden Mur. Rabenstein ist ein schönes Fleckchen Erde. Tief atmet Rondra ein, um dann die Augen zu schließen und die Nase in die Sonne zu halten. Viel davon hatte sie im Sommer schließlich nicht und wenn, dann war es eher ein Grund zu Stöhnen und Klagen. Heute ist das natürlich anders, zum einen wird das Kind nun von seiner Amme durch die Gegend geschleppt – zumindest die meiste Zeit und zum anderen haben die Sonnenstrahlen längst ihre Kraft eingebüßt.
Ihre Gedanken allerdings sind noch bei der Doppellilie, während die Sonne bunte Flecken auf das Innere ihrer Lider zeichnet. Sie könnten auch einfach früher zu Arioste und Kaylis aufbrechen und die Freuden des Winters im Deutschen Königreich ausleben. Sicherlich gibt es den einen oder anderen Weihnachtsball, Märkte, Feste – zumindest genug um gelangweilten, steirischen Adelige die Zeit zu vertreiben. Allerdings ist die Vorstellung fast schon grausam. So gern sie tanzt und so wenig sie gegen einen Ball hätte, nun wo sie wiederhergestellt ist, so wenig scheint dies ein geeigneter Plan für den Winter zu sein. Weder sie noch Kelian gehören zu den Leuten die in der Saison von einem Fest zum anderen rennen. Vor allem Kelian ist dabei schwer vorstellbar.
Graham zurücklassen? Unmöglich. Generell ist es keine Möglichkeit irgendwohin zu gehen, wo die Kinder keinen Platz hätten. Alle drei, auch wenn sie diesen Platz vielleicht gar nicht benötigen würden.
»Wir müssten sie auch etwas umbauen lassen. Vielleicht muss ein Teil des Lagerraumes weichen, um Platz für eine, oder zwei Kajüten zu schaffen.« Ja, fast könnte man wohl meinen sie hätte ihn vorhin nicht gehört, als sie nun dieses Thema wieder aufgreift. »Geht sowas überhaupt? Es müsste nichts großes sein.« Davon hat Rondra nun wirklich gar keine Ahnung, aber schließlich ist er auch der Seemann und nicht sie. »Oder man unterteilt meine… unsere Kajüte? Sie ist riesig, aber etwas Platz sollte schon sein, wenn wir auf der Doppellilie mehr Zeit verbringen wollen.« So genau hat sie sich mit ihrem Schiff noch nie auseinandergesetzt. Bisher schien dazu aber auch nie die Notwendigkeit zu sein. »Wir könnten dem Herzogtum anbieten ein wenig Handel zu treiben, wenn es sich ergibt.« Was sicherlich schonmal einen Teil der laufenden Kosten tragen würde und außerdem Kelians Eid erfüllen würde, gewissermaßen.
Was dann folgt ist ein recht nüchterner Satz. Die logische Konsequenz dessen, was sie womöglich vorhaben – oder zumindest wovon sie gerade träumen. Sein Traum ist die See? Dann müssen andere Träume eben weichen um Platz dafür zu schaffen. Gerade der Kaufmannstochter ist klar, dass es nicht reichen würde dafür lediglich das Malzeug wieder zu verkaufen, oder eben noch mehr Schmuck.
»Wir verkaufen das Horseshoe.« Ein Wirtshaus direkt am Marktplatz der Hauptstadt gelegen. Allein das Grundstück sollte einiges wert sein, auch wenn man einkalkuliert dass Graz leerer ist als so manches hinterwäldlerische Provinznest. »Das würde doch reichen und Thomas besänftigen?« Ein bisschen unwillig verzieht sich ihr Mund. Hauptsache Thomas ist besänftigt und es gibt zwischen ihm um Kelian keinen handfesten Ehekrach. »Allerdings müsste die Doppellilie vor Einbruch des Winters in einen Hafen geschafft werden, denke ich.« Auch da ist er der Seemann. Aber es dürfte umständlich sein sie zu erreichen, wenn Schnee und Eis das Reisen schwieriger machen, ganz zu schweigen davon, dass eine Reparatur dann auch langsamer vonstattengehen würde – und die Witterung dem ohnehin angeschlagenen Schiff noch mehr zusetzen würde.

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Kelian_


Calm after the storm
03.10.1462


Wüsste ich, wie sehr ihr dieses eine Wort Beruhigung schenkt, wie groß das Thema überhaupt ist, hätte ich sicherlich noch einiges zu sagen. Ich muss wohl sicherlich nicht erwähnen, dass ich bereits wieder scharf auf sie bin. Wie auch nicht? Das letzte Mal, dass wir das 'Lager' oder eher das Horseshoe miteinander geteilt haben, ist schon eine ganze Weile her. Für mich eine Ewigkeit. Dass wir beide konnten, wie wir wirklich wollten, ein ganzes Leben. Es dürstet mir nach meinem Weib, nur durfte ich auch schon lernen, wie schwierig das Thema Wochenbett und Sex sein kann. Nicht in der Kombination, aber eben danach. Ich sehne mich danach wieder mit ihr im Bett aufzuwachen, eng gedrängt an ihren wundervollen Körper. Noch habe ich sie nicht darum gebeten zurück zu kommen, es wäre auch nicht gleichbedeutend damit, dass es zu mehr kommen würde, aber meine Ungeduld steigt. Zehn Nächte ohne sie - wie viele sollen es noch werden? Es ist mir natürlich auch aufgefallen, dass ich sie seit diesem ersten Morgen nicht mehr schlafend angetroffen habe. Stets war sie wach und bereits gerichtet. Die Nachricht dahinter habe ich verstanden, wenn vielleicht auch falsch, egal wie, die Besuche morgens sind sehr selten geworden, ich warte darauf sie beim Frühstück zu treffen. Vielleicht wäre es besser, wenn wir über dieses Thema reden würden, machen wir aber nicht und ich kann die Tragweite dessen auch nicht erahnen. Wie sollte ich auch? Ich bin ein Kerl und mir geht es darum mein Weib bald wieder voegeln zu können.
Das Plateau entlockt mir ein kleines Lächeln. Ich mag diesen Ort wirklich, ich mag auch die makaberen Vögel, wie sie auf ihren Stelzen durch die Gegend hüpfen, uns argwöhnisch betrachten und gar nicht daran denken wegzufliegen. Die kleinen, schwarzen Augen leuchten so klug, ich hätte manchmal gerne einen. Ich kenne diesen Wunsch, hegt Johanna doch einen ganz ähnlichen, aber ich habe mich bisher sehr standhaft geweigert ein Ei aus seinem Nest zu holen oder einen Jungvogel. Manchmal kann ich es eben doch, ihr etwas verbieten. Die Erklärung? Wie würde sie es finden, wenn sie jemand von ihrer Mutter nehmen würde - wahrscheinlich nicht ganz so toll, auch wenn es natürlich etwas ganz anderes ist, wenn man bei Johanna leben dürfte. Wer wünscht es sich nicht? Langsam gehe ich hinter Rondra hinterher, das Lächeln wird noch ein wenig breiter. Sie passt hierher. Dieser Gedanke schießt mir durch den Kopf, ich meine damit nicht der halb verfallene Turm oder die Raben, sondern sie ist für so etwas geboren. Man sieht es ihr an. Es hat etwas herrisches, wie sie an die Mauer tritt, das Land begutachtet. Zärtlich, verspielt mit der Nase in der Sonne, aber eben doch so, dass man bemerkt, dass dies hier ihres ist. Vielleicht mehr ihrs als meins. So wie sie also die Schönheit meines Landes betrachtet, welches für mich keinesfalls selbstverständlich ist, betrachte ich das Weib. Die Sonne, wie sie ihre Haare für mich zum Glitzern bringt, das Gesicht welches vom Aufstieg ein wenig gerötet ist und daher nur noch schöner aussieht. Ihre Nasenspitze, wie sie sich gen der Sonne reckt, als könnte sie gar nicht nah genug herankommen. Ich denke, dass wir beide ganz gut auf unsere Kosten kommen.
Noch bevor sie anfängt mit Sprechen, bin ich schließlich bei ihr angelangt, habe mich angeschlichen wie ein Räuber auf Jagd. Meine Beute hat nicht ein einziges Mal gezuckt. Ich umarme sie, schiebe meine Arme um ihren Bauch, lege meinen Kopf auf ihre Schulter und schiebe ihn neben ihren. Ein wenig stehe ich gekrümmt da, aber es reicht aus und es fühlt sich gut an. Sobald sie beginnt mit Sprechen, hänge ich an ihren Sätzen - nur ergeben sie zumindest am Anfang keinen Sinn. Ich hatte das Thema bereits für mich abgeschlossen und nun? Sie redet von noch mehr Kosten, obwohl ich schon die einfache Reparatur als zu teuer angesehen habe. Natürlich würde es gehen. Es wären eben keine großen oder wunderschönen Kajüten und wir müssten aufpassen, dass die Doppellilie nicht zu einseitig belastet ist. Aber generell... Ich zucke mit den Schultern, ein Schiffsbauer bin ich nun auch nicht. Ich kann ein Schiff segeln und auch reparieren, aber komplett planen? Nein. Mein Schmunzeln allerdings verrät, dass es nicht in Betracht kommt, unsere Kajüte zu verkleinern. Wenn ich schon nicht das ganze Schiff für uns alleine habe, dann wenigsten eine ausreichend große Kajüte. Es kann sehr eng werden auf See. Was eben auch eine Belastungsprobe ist. Mal sehen, ob sie diesen Gedankengang so nachvollziehen kann. In jedem Fall sollten wir dies anbieten, aber wenn dann erst, wenn es soweit ist. Ich denke, dass die Wirtschaftsabteilung sich darüber freuen würde. Keine Frage, ich stehe zu meinem Eid, wäre auch schlimm wenn nicht. Womit ich allerdings nicht rechne, ist ihr Vorschlag, der so nüchtern kommt, dass ich wirklich mit etwas ganz anderem rechne. Das Horseshoe verkaufen? Ich schweige dazu, eine ganze Weile. Thomas besänftigen. Sie weiß genau, dass sie albern ist. Immerhin geht es nicht um Thomas und wir können froh sein, dass er da ist. Ich bin kein allzu guter Jongleur mit Zahlen, habe keine Ahnung wie man ein Lehen führt - er schon. Daher warte ich ab, lasse es mir durch den Kopf gehen. Warum ich nicht sofort Ja sage? Ihretwegen. Du liebst das Horseshoe und hast so darum gekämpft. Nun möchtest du es verkaufen? Nein, so richtig glauben kann ich es nicht. Ein sanfter Kuss auf ihre Wange platziert. Ist es das, was du möchtest? Das Wirtshaus gegen ein Schiff eintauschen, reisen? Ich bin dazu da sie glücklich zu machen und nicht anders herum. Sie hat mir einen Sohn geschenkt, wie könnte sie mich noch glücklicher machen?

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Rondra
03. Oktober 1462
{Rabenstein}


Ihr Lächeln wird tiefer und weicher, als sich seine Arme um sie schlingen. Ihr Gewicht verlagert sich etwas nach hinten, sodass Rondra schließlich an Kelians Brust gelehnt steht. Es fühlt sich so gut an, es ist perfekt. Nein, seine Beute hat nicht gezuckt. So lange er der Jäger ist, würde sie wahrscheinlich sogar freiwillig und in vollem Bewusstsein dessen in die Falle treten. Nun ja, zumindest wenn ihre Stimmung stimmt.
Es würde also gehen, das mit den Kajüten. Groß und prächtig müssten sie nicht sein, um dem Reichtum zu frönen haben sie schließlich Rabenstein – ob nun mit oder ohne Reichtum.
Es müssen nur zwei Räume sein, in welchen die Kinder schlafen können und eventuell Schutz vor dem Wetter finden. Einen für die beiden Mädchen und einen für die Amme und Graham. Ob sie nun jemals in dieser Konstellation reisen würden, wäre abzuwarten. Es geht um die Möglichkeit. Sie hat drei Kinder und diese Kinder sollten Platz haben wo sie ist. Gut. Ihre Kajüte wird nicht verkleinert. Ein leises Lachen kündigt an, dass sie dazu durchaus noch etwas zu sagen hat.
»Eine ausreichend große Kajüte, ja?« Die schmalen Schultern beben leicht, denn das Lachen will noch nicht abebben. »Mal ehrlich Kelian…. für uns würde eine Abstellkammer reichen, so lange alles eitler Sonnenschein ist. Ist das das nicht, dann wäre die steirische Burg nicht groß genug für uns.« Trotzdem kann es durchaus ein bisschen mehr als eine Abstellkammer sein, weshalb Rondra auch nichts dagegen hat diese Kajüte so zu belassen wie sie ist. Außerdem hängen auch in ihr einige Erinnerungen. Unverfängliche, zumindest zum Großteil. Aber keineswegs langweilige Erinnerungen.
Ja, sie hat um das Horseshoe gekämpft als er es ihr nehmen wollte. Erbittert gekämpft. Was genau ist nun anders?
»Ja, ich liebe das Horseshoe. Allerdings steht der Winter bevor und wir werden uns kaum darum kümmern können, wenn wir auf Rabenstein eingeschneit sind. Wir wissen wieviel Aufmerksamkeit ein Wirtshaus in Graz benötigt, damit es besucht wird – und im Winter wird es noch weniger Reisende geben, die sich dorthin verirren.« So viel zu diesem Punkt. Sicherlich war dieser auch bereits vorhanden, als sie das letzte Mal darüber debattiert haben. Aber da ging es schließlich auch ums Prinzip und seitdem hat sich nicht viel getan. Der Umsatz wird nicht gestiegen sein, wenn er überhaupt vorhanden ist. »Wieviele Abende die wir im Horseshoe auf Gäste gewartet haben, haben wir vergeblich gewartet? Es scheint mir kein schlechter Tausch zu sein, das Horseshoe gegen die Doppellilie. Dort werden wir auch weitestgehend allein in der Kombüse sitzen – aber dort wird es nicht frustrierend sein, weil wir dort keine Gäste erwarten, es sei denn wir nehmen Reisende mit. « Ist das ein Argument? Ja, doch. Zugegeben ein etwas verqueres, aber es ist eines. »Wozu uns mit dem Erhalt des Horseshoe quälen, darum kämpfen und doch nicht glücklich mit der Situation sein, wenn das Geld uns die Doppellilie geben könnte, die uns womöglich glücklich macht? Zumindest hat sie die Chance verdient, wie das Horseshoe auch eine hatte.« Ja, es ist sehr nüchtern gedacht. Aber sie weiß es schließlich auch. Ob das Reisen das ist was sie will? Rondra weiß es nicht und deshalb hebt sie auch leicht die Schultern. »Ich will dich und nicht zwingend das Reisen. Genauso wie ich dich liebe und nicht in erster Linie ein Wirtshaus. Ich weiß nicht ob so ein Schiff das ist, was ich will. Aber das werde ich nie herausfinden, wenn wir es nicht tun. Es ist gut möglich, dass ich dich nach vier Wochen beknie mich auf schnellstem Wege nach Hause zu bringen. Dass ich seekrank werde und mir die Seele aus dem Leib spucke, oder den festen Boden unter meinen Füßen vermisse. Dass es mir zu klein ist dort, ich dir ausweichen will und nicht kann – es sei denn ich gehe über Bord. Aber das weiß ich eben nicht. Genauso ist es sehr gut möglich dass ich es lieben werde wenn die Wellen gegen das Bug schlagen, mir die salzige Gischt ins Gesicht spritzt und ich dem Wind entgegen lache. Dass ich fremde Länder, Städte und Menschen zu schätzen lerne. Ich bin immer gern gereist, vielleicht sogar zu viel in meinem Leben. Ein Schiff wäre eine neue Form davon und wer könnte es mir besser nahe bringen, als mein Matrose?« Wann hat sie das letzte Mal so viel geredet? Rondra weiß es nicht, aber es muss eine ganze Weile her sein. Sanft legen sich nun ihre Lippen an sein Kinn. Kein richtiger Kuss, nur eine zärtliche Berührung. Natürlich ist es auch seinetwegen, das wissen sie beide. Allerdings ist es für Rondra kein allzu großes Opfer. Sie würden etwas erhalten was genauso wertvoll sein könnte wie das Horseshoe, vielleicht auch nicht.

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Kelian_


Calm after the storm
03.10.1462


Wie schön sie dies umschreibt, es bringt mich sogleich wieder zum Grinsen. Die gesamte steirische Burg würde also nicht ausreichen, wenn wir beide uns gerade streiten? Ich lache ganz leise, drücke das Weib ein wenig fester an mich. Oh, wäre nicht alles so, wie es wäre, ich wüsste so einiges. So murmel ich allerdings eher sehr sittlich - bis auf das an sie drücken -, leise mit einem schelmischen Unterton. Wie ich sagte, wir werden uns so laut streiten, dass es die Nachbarn hören... Sie kennt den Rest dazu sicherlich genauso gut wie ich, weshalb ich für diesen Tag zumindest darauf verzichte es zu wiederholen. Würde ja sowieso nicht gehen. Trotzdem, ich finde die Vorstellung wirklich zu gut, vor allem die mit der Abstellkammer. Leise verhöhne ich sie, wenn auch recht zärtlich gemeint. Ich sehe dich noch nicht wirklich nur in einer Abstellkammer, außer ich beschäftige dich die ganze Zeit, huh? Was ich damit meine, sollte auch wieder klar sein, weshalb ich dann gleich noch weiter mache. Wahrscheinlich wäre es besser es zu unterlassen, könnte es schief gehen in viele Richtungen. Das könnte irgendwann...uhm...unangenehm werden. Besser ist, dass sie nicht nachfragt, was ich damit meine oder woher ich es zu wissen glaube. Vielleicht weiß sie es ja auch besser als ich, aber immerhin sind wir uns einig, dass die Kajüte des Kapitäns, also unsere, genau so bleiben würde, wie sie ist. Auch meine Erinnerungen an sie sind gut, mehr als gut. Ein kleines Grinsen schiebt sich über mein Gesicht, als ich daran denken muss. Ob sie es auch macht? In jedem Fall brumme ich leise genießerisch. Es hat sich gut angefühlt dich ins Bett zu bringen. Besser hatte sich angefühlt bei dem Weib in der Kajüte zu sitzen, mit ihr zu trinken und darüber zu reden, dass mein Kuss eigentlich gar nicht so ungebührlich war, wie er eben doch war. Genau bekomme ich es nicht mehr auf die Reihe, aber es steht fest, dass sie sich nicht ausreichend gewehrt hat und mich mit jedem Wort weiter ermutigt hat. Ist es nicht so, dass unsere wirklichen Anfänge auf diesem Schiff liegen? Da haben wir die Weichen gestellt, dass ich mehr bin als ein Freund, keine Frage.
Wie dem auch sei, es kristallisiert sich eines heraus. Das Horseshoe wird verkauft. Nicht um das Geld für die Schiffsreparatur zu haben, sondern weil sie einsieht, dass es Schwachsinn ist das Wirtshaus weiter zu betreiben. Die wenige Zeit in der wir in Graz waren, die hat geholfen etwas Umsatz zu machen und ich dachte schon, dass wir den Umschwung geschafft haben, aber letztendlich ist es doch wieder so, wie es schon zuvor war. Kein Umsatz. Ich nicke also, seufze leise. Ich werde mich um einen Käufer bemühen, schauen wir mal, ob Graz noch so finanzstark ist. Vielleicht täuschen wir uns auch und gerade im Winter würden viele Bewohner wieder einmal versuchen das Haus zu verlassen, ein warmes und hergerichtetes Wirtshaus aufsuchen. Auf der anderen Seite: Es gibt eben auch noch den Löwen und die Zuflucht, es sind zu wenige für diese Anzahl, denke ich. Was aber die dringendere Frage nicht beantwortet. Es ergibt Sinn die Doppellilie zu holen, sie zu reparieren. Ansonsten könnten wir sie gleich verrotten lassen. Allerdings, ihre Worte stimmen mich eher weniger euphorisch, was eine gemeinsame Reise auf dem Schiff angeht. Rondra... Es drückt meine Zweifel aus. Was genau ich sagen möchte, weiß ich selbst nicht. Nur, natürlich hat sie recht, sie kann es nicht wissen, aber es klingt nicht so, als ob es sie glücklich machen würde. Vorsichtig streicht meine Hand vom Bauch hinauf. Nicht aufdringlich, auch nicht mit einem ungebührlichem Ziel. Zwischen ihren Brüsten auf ihrem Herzen bleibt sie liegen, teils auf ihrer Haut, teils auf dem Stoff. Wahrscheinlich die intimste Berührung seit Wochen und dennoch nicht mehr als Hand auflegen, ihrem Herzschlag per Berührung lauschen und meinen folgenden Worten die richtige Wirkung zu geben. Es geht mir um sie, nicht um mich, oder?
Wieder ein Kuss, diesmal eher an der Schläfe. Ich weiß, dass deine Zweifel berechtigt sind, aber ich möchte, dass du in Ruhe darüber nachdenkst. Ich bin glücklich hier mit dir, ich muss nicht reisen und schon gar nicht mit einem Schiff. Es war jahrelang meine Arbeit. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich keinen Spaß daran hätte, aber nur, wenn es auch dir Spaß macht. Ich weiß nicht, ob ich bereits nach vier Wochen wieder umkehren könnte, wenn ich erst einmal Blut geleckt habe. Ich widerspreche mir selbst. Zumindest ein wenig. Außerdem wissen wir beide, dass ich für sie umkehren würde, allerdings - wie? Könnte ich mir dann noch einreden, dass ich die See und das Besegeln dieser nicht vermisse? Keine Ahnung.

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Rondra
03. Oktober 1462
{Rabenstein}


Oh natürlich, die Nachbarn würden es hören, an den Rest seiner Worte kann sie sich nur allzu gut erinnern. Ein helles, etwas gurgelndes Kichern kommt also von ihr. »Beängstigend. Was hast du vor, wenn wir auf der Doppellilie sind und keine Nachbarn da sind?« Oh. Sie müssten tatsächlich sehr laut sein, egal bei was. Das mit der Abstellkammer allerdings beleidigt das Weib fast ein wenig. Schließlich hat sie Erfahrung! Nicht unbedingt mit Abstellkammern, aber man muss sich ja langsam ran tasten, oder nicht? »Siehst du nicht? Frag mal Helene nach dem Eberkopf.« Wird er feixend erinnert. Dass das, was er da anbringt allerdings unangenehm werden könnte, dem stimmt sie mit einem leisen Schnauben zu. Fragt sich wer zuerst schachmatt wäre, er oder sie.
Natürlich erwachen auch in ihr weitere Bilder wieder zum Leben. Dieser fürchterliche Regen. Er an ihrer Tür. Das davor?
»Es hat sich gut angefühlt dich zu küssen…« Keine Neuigkeit und ein Weilchen ist es wohl das Einzige was sie sagt.
Die Hand, die sich über ihr Herz schiebt ist nicht unwillkommen. Sie wäre es mit Sicherheit, wenn sie fordernder wäre, eindeutig, wie so oft schon. So allerdings neigt sich nur ihr Kopf ein wenig, damit ihr Blick für einen Augenblick auf seiner Hand ruhen kann. Warum zweifelt er an ihr? Natürlich, Kelian will sie nicht ins Unglück stürzen. Aber sie würde es kaum vorschlagen, hätte sie das Gefühl. Man kann vieles für den anderen tun, was man vielleicht nicht aus vollem Herzen tut. Dies hier allerdings könnte böse ausgehen, wenn es schief geht. Dessen ist sie sich durchaus bewusst. Es ist ein Schiff, eine Schnigge nur, keine Burg.
»Es hat sich gut angefühlt dich zu küssen.« Wiederholt sie leise. »Ich wusste dass es falsch ist. Aber ich konnte mich diesem Sog nicht entziehen. Genauso wie ich dich nicht in Graz lassen konnte. Es war falsch, das wusste ich und ich wusste nicht, wo es hinführen würde. Aber sieh dir an was letztlich dabei rausgekommen ist. Es ist mein größtes Glück. Ich kann heute keine falsche Entscheidung treffen, denn sie beinhaltet dich. Deine Gesellschaft. Deine Liebe.« Genauso wie er sie womöglich nicht zurückbringen könnte, könnte sie dies von ihm verlangen, wenn die Seefahrt wieder sein Leben werden sollte. Ist es nicht so mit der Liebe? Natürlich laufen sie auch genau diese Art in Gefahr sich selber unglücklich zu machen, alle beide. »Ich werde glücklich sein, dort mit dir.« Greift sie mit einem Grinsen seine eigenen Worte wieder auf. »Ich werde darüber nachdenken, noch weiter, wenn du es wünscht. Aber ich denke es wird auch in einigen Wochen keine andere Antwort geben.« Ihre rechte Hand streift nach unten, um sich seine freie Hand zu angeln und sie zu drücken. »Wir haben alle Zeit der Welt. Reparieren werden wir sie ohnehin irgendwann. Ich nehme an selbst danach würde sie sich noch mit Gewinn verkaufen lassen.« Nein, verrotten lassen, für den Gedanken würde sie ihn wahrscheinlich auslachen.

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Kelian_


Calm after the storm
03.10.1462


Vielleicht tue ich ihr wirklich Unrecht, allerdings ist es mir relativ egal, denn die Zeit im Eberkopf war sicherlich nichts, was ich als Highlight in meinem Leben bezeichnen würde, weshalb ich es gerne verdränge. Trotzdem schmunzle ich ganz leicht, nicke sogar. Als würde ich hier bei dieser Sache widersprechen. Interessiert schaue ich sie an, frage mich wie es weitergehen würde. Es hat sich also gut angefühlt mich zu küssen? Für einen ganz kleinen Moment denke ich daran, wie ich sie auf der Doppellilie geküsst habe. Nichts großartiges, nur ein Auflegen meiner Lippen. Dennoch genug Grund für einen Aufruhr. Doch dies meint sie sicherlich nicht, sondern die Nacht in der sie mich das erste Mal geküsst hat. Die erste gemeinsame Nacht von vielen. Züchtig, unschuldig und dennoch in der Schuld vereint. Ohja, schuldig gemacht haben wir uns beide, denn auch mir hätte der Ring an ihrem Finger heiliger sein sollen. So wenig wie er das damals war, so sehr ist er es heute. Natürlich, wie auch nicht? Sie war alles, was ich jemals unbedingt haben wollte, zumindest seit dem Tod von Lucy.
Ich lasse sie. Warte ab, was sie zu sagen hat, ich habe ja selbst die Phasen, in denen ich zu gerne schweige. Außerdem, für mich sagt sie genug, denn meine Hand hat ihren Herzschlag gefunden, lange schon und diesem lausche ich. Glücklich einfach damit. Nun, nicht ganz denn ich drücke meine Gesicht an ihren Kopf, atme ihren Geruch ein. Natürlich redet sie irgendwann weiter, sie ist ein Weib. Sie kann gar nicht anders. Der Gedanke bringt mich zum Schmunzeln, ich lausche ihren Worten. Ich sage dazu nichts, wie auch. Ich habe genau die gleichen Zweifel, die auch sie hat. Natürlich könnten wir uns beide dadurch sehr unglücklich machen, aber wie wahrscheinlich ist dies? Ich weiß es nicht, letztendlich würden wir es dann wohl aber herausfinden müssen. Ich nicke leicht. Ja, soll sie nachdenken, dennoch haben wir ja gleich zwei Dinge beschlossen. Ich würde also das Horseshoe hoffentlich gewinnbringend verkaufen und dann würde ich oder auch wir zusammen die Doppellilie holen. Sie müsste repariert werden, so oder so. Noch einen Winter würde sie dort im Wasser irgendwo in der Wildnis ganz ohne Pflege nicht überstehen. Ich denke, dass sie dies selbst verstanden hat, also bleibe ich einfach so mit ihr stehen. Vollkommen im Einklang, glücklich auf mein Land herabschauend. Zwar denke ich weniger daran, aber ihre Hand in meiner, die zweite auf ihrer Brust - könnte nicht besser sein. Immer wieder streichen meine Lippen sanft an ihrer Haut entlang, weniger Küsse als Berührungen bis ich schließlich doch wieder etwas sage. Etwas ganz Neues - wahrscheinlich nichts, was sie gerne hören wird. Komm zurück in unser Bett. Leise, kein Befehl. Sie kann deutlich Nein sagen, auch wenn ich den Sinn dahinter nicht verstehe. Sie ist mein Weib, ich habe sie schon in vielen Situationen gesehen, außerdem hatten mein erstes Weib und ich nicht die Möglichkeiten, die wir heute haben. Ich vermisse sie - dies sollte wohl zum Ausdruck kommen. Bitte. Kein Betteln, nur eine Bitte. Mal sehen, was sie dazu sagen würde.

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Rondra
03. Oktober 1462
{Rabenstein}


Diese Augenblicke sind unglaublich. Sie strahlen eine unheimliche Ruhe aus, in jeglicher Hinsicht. Dieser Mann, der sie in seinen Armen hält. Kitschig? Manchmal ist das Leben so. Wirklich.
Wie tief kann das stetige Lächeln des Blondschopfes noch werden? Wahrscheinlich nicht mehr allzu viel tiefer, aber bei Kelians Berührungen schließt Rondra immer wieder genießerisch die Augen und schmiegt sich enger an ihn. Ja, solche Situationen sind selten zwischen ihnen. Nähe mitten am Tag. Abgesehen davon, dass Schwangerschaft und Wochenbett Nähe ohnehin eher selten gemacht haben, oder eben schwieriger – wie immer man Nähe gerade definieren möchte.
Fünf kleine Worte sind es, leise ausgesprochen, die dafür sorgen dass das Weib die Augen wieder öffnet und quasi wieder hellwach ist. Das gemeinsame Bett. Natürlich, es musste irgendwann zur Sprache kommen, oder nicht? Immerhin scheint er diese Bitte nicht unbedingt auf die ehelichen Pflichten zu beziehen. Oder doch? Nein, so ganz falsch schätzt Rondra die Situation hoffentlich nicht ein. Allerdings wer weiß schon was kommt, wenn sie erst wieder bei ihm liegt. Bei ihm, im wortwörtlichen Sinn.
Natürlich fehlt ihr das gemeinsame Bett ebenfalls. Sieht man einmal von den Dingen ab, mit denen sie sich im Wochenbett gerade herumschlagen muss. Sein Arm, der sich nachts um sie schlingt. Sein Körper, der sich im Schlaf näher drängt, bis sie irgendwann ineinander und umeinander verschlungen aufwachen. Das Geräusch seiner flachen, entspannten Atmung neben sich, wenn sie des Nachts aufwacht. Das verschlafene, aber so geliebte Gesicht als erstes morgens zu sehen, wenn sie die Augen öffnet. Leise dahinplätschernde Gespräche vor dem Einschlafen, die langsam verebben, bis schließlich einer von beiden keine Antwort mehr erhält – meistes ist es wohl er. Einfach seine Anwesenheit, seine Aura, wie immer man es nennen will, die sie umfängt und erfüllt. Erfüllt mit was? Mit Heimat.
Seltsame Gedankengänge, Kelian mit Heimat zu verbinden, wo sie gerade davon gesprochen hatten die Steiermark zu verlassen zumindest auf Zeit.
Das gemeinsame Bett also. Ein Weilchen hat sie schon wieder ihren Gedanken nachgehangen, schweigend und ohne große Reaktion auf seine Bitte. Zehn Tage ist es nun her. Immerhin, es wird langsam, aber stetig besser. Wie haben sie es vor der Schwangerschaft gehandhabt? Ein Gedanke der absurd ist und nachdem sie scharf nachgedacht hat – geht Rondra auf dass sich bestimmte alltägliche Dinge zwischen ihnen noch nie thematisiert wurden, weil sie schlicht noch nicht vorhanden sein konnten. Nimmt man es genau, war sie bisher ständig schwanger, oder hat eine Geburt zu bewältigen gehabt – wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise.
Wunderbar. Gedanken die nun wirklich dafür gemacht sind, dass sich ein zarter Rotton auf ihre Wangen legt. Ja, sie haben sich schon in vielen Situationen erlebt, vielleicht auch in unangenehmeren. Trotzdem bleibt das doch ein recht intimes Thema und vor allem: ein Weiberthema.
»Ich… würde gerne wieder neben dir liegen.« Neben. Vorsichtig ausgedrückt. Herrje, wann hat sie sich ihm gegenüber das letzte Mal so unsicher gefühlt? Hat sie überhaupt jemals? Sicherlich, irgendwann ganz am Anfang, als alles so verwirrend und neu gewesen ist. »Allerdings… sollten wir die Arbeitsaufnahme was das Geschwisterchen angeht noch ein wenig… aufschieben.« Ein kleines Grinsen, ob dieses Scherzes, der eigentlich doch recht ernst gemeint ist.

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Kelian_


Calm after the storm
03.10.1462


Ruhe. Die Ruhe vor dem Sturm? Als erstes würde ich Nein sagen, sehr bestimmt, aber je länger es dauert, desto ungewisser wird die Situation für mich. Ich weiß nicht genau, in wieweit sie sich zusammenreißen kann, ob sie ihren Launen schon entkommen ist. Ich halte fast den Atem an, so sehr lausche ich darauf, dass sie endlich etwas sagt. Ja, ich verkrampfe sogar leicht, kann förmlich spüren wie es in ihr arbeitet. So verdammt schwer kann diese Entscheidung doch gar nicht sein? Unter anderen Umständen würde ich meine Hand einfach wieder herunter ziehen, wie beiläufig ihre Brüste dabei berühren, aber ohne dass sie etwas von dem Thema angesprochen hat, weiß ich es besser. Daher hebe ich sie ganz an, lasse sie sich zu den anderen beiden gesellen, so dass ich das Weib nun wieder richtig umschlungen halte. Anders krumm, ein wenig mit Hohlkreuz, damit sie sich richtig an meine Brust lehnen kann. Was für ein schöner Moment - wenn sie nicht schweigen würde. Nur langsam ebbt die Erleichterung wieder durch mich, ein leises unwilliges Schnauben verlässt meine Kehle. Was denkt sie denn von mir? Schön. Wieder ein Kuss, diesmal recht nah an ihren Lippen. Es wäre wahrscheinlich falsch sie nun darauf hinzuweisen, dass sie nicht die erste Frau ist, die mir ein Kind geboren hat und ich aus diesem Grund weiß, wie es nach der Schwangerschaft ist. Zu sagen, dass ich keine Intention dahin hege, sie anzufassen, ist allerdings auch nicht richtig, vor allem aber nicht wahr. Wie dann also? Arbeitsaufnahme, hu? Das klingt so gänzlich nach keinem Spaß. Neckend reibe ich meine Nase an ihrer Wange, beginne ebenfalls zu schmunzeln. Was sie manchmal nur von mir denken muss. Zumal sie eigentlich alle Hinweise hat, die darauf schließen lassen, dass ich nicht vor habe sie in nächster Zeit zu betten. Wann würde ich einen Vorstoß in diese Richtung wagen? Vielleicht in vier Wochen? Oder überhaupt? Vielleicht auch erst, wenn die ersten Anzeichen da sind, dass sie wieder möchte. Bis dahin würde ich mich wohl eisern zurückhalten und zunächst derjenige sein, der zuerst das Bett verlässt. Natürlich mache ich es mir damit schwerer, wenn das Weib wieder in meinem Bett liegt. Problem dabei? Das sie eben nur in meinem Bett liegt, nicht mehr und dennoch so anregend sein wird. Ich freu mich auf unsere erste gemeinsame Nacht. Ich grinse dabei, klinge fast verschwörerisch, als ob mehr dabei passieren würde. Wieder drücke ich sie fester an mich, murmle leise in ihr Ohr. Wir könnten so verrückt sein und Tee im Bett trinken, vielleicht sogar etwas dort essen. Ja, ich mache mich ein wenig lustig. Schande über mich.

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Rondra
03. Oktober 1462
{Rabenstein}


Seine skeptische Nachfrage bezüglich der Arbeitsaufnahme wird von der Blonden durch ein leises Schnauben beantwortete, welches ein leises Lachen einleitet. »Deine Worte!« Weist Rondra ihn neckend zu recht. Stimmt doch aber auch, er hat davon angefangen an einem Geschwisterchen arbeiten zu wollen.
Ein wenig entspannt sie sich wieder. Nein, sie ist nicht davon ausgegangen, dass er in der ersten gemeinsamen Nacht sofort über sie herfallen würde. Er mag meistens recht zielstrebig sein, doch eine seiner Eigenschaften, die sie so sehr an ihm liebt ist seine Einfühlsamkeit. Meistens zumindest – wenn es nicht gerade um Veilchenseife geht.
»Tee?!« und gar etwas zu essen? Nun lacht sie hell auf. »Ich habe die Möglichkeiten mit dir im Bett wohl unheimlich unterschätzt.« Neckend bohrt sich ihr linker Ellbogen sanft in seinen Bauch. »Dann sollte das unser Geheimnis bleiben. Johanna wird sonst eifersüchtig.« Aber unter Garantie. Bilder aus dem Eberkopf steigen auf, wie sie in Johannas Räuberhöhle gesessen und Pfannkuchen verspeist haben.
Vorsichtig hebt Rondra ihre Finger an, löst die Hand schließlich von seiner, um sich langsam zu Kelian umzudrehen. Nicht dass sie nicht gern vor ihm steht, doch es lässt ihr eben herzlich wenig Berührungsspielraum. Ihr Kopf legt sich ein bisschen in den Nacken, sie muss hinauf sehen zu ihm, wenn auch keine Genickstarre zu befürchten ist. Rondra tut es gern und kurze Zeit irrt ihr Blick in seinem umher. Wahrscheinlich nur Sekunden, aber manchmal kommen einem Sekunden eben besonders lang vor, zum Beispiel wenn die Welt still steht wie in diesem Moment.
»Du weißt, dass ich dann heute Abend auf Tee bestehen werde? Tee und Kekse….« kurz runzelt sie die Stirn, dann schüttelt sie kaum merklich den Kopf. »Ach nein, Krümel im Bett sind lästig. Also irgendwas was nicht krümelt.« Hat keiner gesagt dass es einfach werden müsste. Achte auf deine Scherze, sie könnten Wirklichkeit werden. »Ich liebe dich, Kelian.« Wie wundervoll es doch ist verheiratet zu sein, man kann den Kerl ungestraft anschmachten. Einzig seinem Selbstbewusstsein könnte es schaden – aber wozu sollten die Blauaugen auch nicht schmachten? Er weiß wie es um sie steht. Langsam schiebt sich Rondra auf die Zehenspitzen, um sich seinem Gesicht zu nähern. Ein Kuss, natürlich. Eine Gratwanderung. Kein keuscher Kuss, wie eigentlich in letzter Zeit ständig. Aber auch tunlichst darauf bedacht nicht das Feuer hochflammen zu lassen, das sie nicht kontrollieren und schon gar nicht löschen könnte. Trotzdem also ein längeres, inniges Liebkosen seiner Lippen. Ein wenig tastend, nicht so selbstverständlich nehmend wie sonst vielleicht. Ob die Botschaft auch so ankommt wie sie ankommen soll? Sie hofft es.

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Kelian_


Calm after the storm
03.10.1462


Die Verhandlungen zu den verschiedenen Möglichkeiten, die uns bereit stehen und die wir wahrscheinlich die nächsten Wochen bis zur Genüge ausschöpfen könnten, müssen auf später vertagt werden. Ich schmunzle, als sie sich zu mir umdreht. Ich senke meinen Kopf ein Stück, schaue sie ebenfalls an. Ich bin vernarrt in ihre Augen, in das tiefe Blau, welches mir zumindest ein wenig von der See gibt. Sie riecht nicht nach Salz, aber sie ersetzt mir die Freiheit auf den Wellen gut genug. Es ist wohl also kaum ein Wunder, dass auch mir der Blick länger als Sekunden vorkommt. Ihr kleines Geständnis bringt mich zum Lächeln, verzieht die Narbe auf meinem Wangenknochen und zeigt meine Zähne. Ein bestechendes Lächeln, welches schon so vielen Weibern vor ihr zum Verhängnis wurde. Bevor ich es erwidern könnte, nähern sich da ihre zarten und wundervollen Lippen, so dass eben dieses Lächeln wieder verschwindet. Sie bekommt etwas, was so viel mehr wert ist. Ein ernster Blick, so voller verliebter Konzentration, dass das Lächeln davor fast schon falsch wirkt. Ist es nicht, aber eben etwas, was ich öfter mal zeige. Das Gesicht danach, dies zeugt von meinen ehrlichen Gefühlen, von meinem Bemühen sie glücklich zu machen und davon, dass sie mein zu Hause ist. So, wie sie es fühlt, wenn es darum geht in mein Bett zurückzukehren, so fühle ich es ebenso. Wohl kein Wunder, immerhin bin ich ihretwegen in Graz geblieben, habe mein gesamtes Leben umgekrempelt. Natürlich nicht auf ihren Wunsch, aber eben als Konsequenz. So vorsichtig wie ihre Lippen meinen begegnen, ist es auch anders herum. Ein Hallo sagen, ein vorsichtiges Annähern und eben doch voller Gefühle. Ich muss ihr nicht sagen, dass ich sie liebe, denn sie wird es schon merken. Nur langsam bewegen sich unsere Lippen heftiger, meinerseits von dem Verlangen getrieben, ihr zu zeigen, dass ich genauso ihr gehöre, so wie sie mir gehört. Nichts, was die Flamme zu sehr hochschlagen lassen sollte. Meine Hände liegen fest an ihren Hüften - auch dies ist im Gesamten etwas, was man die nächsten Wochen üben könnte, allerdings möchte ich sie auch dahingehend nicht drängen. Noch nicht. Mal sehen wie ich in ein paar Wochen darüber denke, unausgeglichen und unbefriedigt. Ich neige zur Gereiztheit. Nur langsam lasse ich den Kuss verebben, ziehe sie danach wieder in meine Arme, nur noch für einen Moment. Als ob wir damit alles besprochen haben, greift meine Hand wieder die ihre. Der Weg zurück ist dennoch wieder von Worten angereichert, davon was wir am Abend mit ins Bett nehmen könnten, wie wir es vor Johanna verheimlichen und welche Möglichkeiten noch in Betracht kommen. Ich verspreche ihr, dass ich ihr vielleicht eine Geschichte erzählen könnte, dass sie mich fragen könnte, was sie wollte. Nach und nach kommt mehr, ich erwähne das unheilvolle Kartenspiel, Alkohol und schließlich traue ich mich sogar das Wort 'Knutschen' einzuwerfen. Auch komme ich irgendwann mit Kuscheln um die Ecke - Ja, ich bin ein sehr verständnisvoller Mann, allerdings auch nur bis zu einem bestimmten Punkt. Rondra weiß dies bereits, hat es auch schon zu spüren bekommen. Die Frage, die sich in diesem Fall stellt: Würde sie den Absprung rechtzeitig schaffen? Ansonsten könnte diese Geschichte auch übel enden, ich bin ein Mann und am Ende würde ich mir nehmen, was ich möchte. Also sie. Letzten Herbst kam uns da sicherlich entgegen, dass ich mir in den Kopf gesetzt hatte, es richtig zu machen. Wir sind mittendrin in richtig, dafür gehört für mich auch, dass ich mein Weib irgendwann wieder betten kann. Irgendwann in naher Zukunft.

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