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Grafschaft Rabenstein - Die Familie Peverell

Rondra
10. Oktober 1462
{Rabenstein}


Wundervoll aber ausgestorben also. Amüsiert lauscht sie dieser Ausführung und ein bisschen klingt er da, als sei er der überlastete Vater, der einfach mal die Stille eines gähnend leeren Wirtshauses genossen hat. Ist er ja auch irgendwie, aber ganz so leer war es scheinbar dann doch nicht.
Natürlich wird auch der anfänglichen Geheimniskrämerei über den Käufer interessiert gelauscht. Interessiert aber gleichzeitig ängstlich verhalten. Das ging wirklich viel schneller als erwartet, auch wenn Rondra ja selbst prophezeit hat, dass die Lage an sich vorzüglich ist und es eigentlich keine Schwierigkeit sein dürfte. Allerdings ist es eben Graz, was ausgestorben ist und darüber hinaus bereits mit einigen Wirtshäusern mehr als gut ausgestattet ist. Die alten Überlegungen eben die sich während Kelian spricht in ihrem Kopf leise melden.
»Dass wir uns…« weiter kümmern?! Nun denn, vollkommen dumm ist der Blondschopf nicht und spätestens jetzt sollte klar sein, dass der Käufer kein Fremder ist, sondern ihnen wahrscheinlich recht nahe steht. Ansonsten wäre Kelian niemals auf solch eine Bedingung eingegangen. »Mirabel?!« In diesem Ausruf liegt nun wirklich einiges an Erstaunen. Eine Neuigkeit die erstmal sacken muss. Definitiv keine schlechte, bei Leibe nicht. Aber vollkommen unerwartet und überraschend, dass die Blonde es erstmal für sich sortieren muss. »Aber sie lebt nicht in Graz und… um wirtschaftlich geführt werden zu können, braucht das Horseshoe stetig jemanden der sich darum kümmert.« Klar, sicherlich etwas was er ihr gesagt hat und von Rondra auch eher besorgt ausgesprochen. Sicherlich weiß Mirabel was sie im Begriff ist zu tun. Trotzdem klingt es ein wenig nach einem Freundschaftsdienst, einer womit sie sich gehörig die Nase stoßen könnte - denn wäre es rentabel, würden sie selber es schließlich behalten. Während Rondra nachdenklich die Stirn runzelt und weiter darüber nachsinnt, schiebt sie Kelian den Korb mit Brot zu.
Die Tatsache, dass sie nun eine Patin für Gram haben, entlockt ihr ein strahlendes Lächeln.
»Das ist allerdings eine ganz großartige Nachricht! Ich war mir nicht sicher, ob Mirabel der reformierten Kirche folgt. Wie wunderbar!« Viel würde nicht fehlen und das Weib würde begeistert in die Hände klatschen. »Dann fehlt noch Balthasar. Er soll ihn taufen. Kein Pate, aber auch etwas, was ihn besonders an die Seite von Graham stellt.« Zumindest in ihren Augen, ob der Bruder es genauso sehen würde ist unwahrscheinlich. Aber sie würde es schon richtig verpacken, wenn er erstmal da wäre. Ihr Blick geht nochmal zum Brief und wie zur Bestätigung nickt Rondra leicht. »Hat Mirabel irgendwelche Pläne in nächster Zeit? Sind wir an irgendwelche Zeitfenster gebunden?« Abgesehen von denen die sie selber zu setzen hätten und eben Balthasar, sofern auch dieser Wunsch in Erfüllung gehen würde.

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Kelian_


Tell it like it is
10.10.1462


Den Korb mit dem Brot nehme ich sogleich an, schnappe mir, was ich daraus möchte, schaue mich um - aber natürlich haben alle anderen schon. Nun egal. Mit gekonnten Handgriffen schneide ich mir etwas vom Käse ab. Ich esse morgens weder ausschweifend, noch ausgefallen. Das Mus, welches auf dem Tisch steht, ist etwas für die Schleckermäuler hier am Tisch. Namentlich Johanna. Ich nicke immer wieder in Richtung Rondras, natürlich hat sie mit all den Bedenken recht, spricht an, was ich dem schwarzhaarigen Weib selbst gesagt habe. Klar ist das Horseshoe ein Verlustgeschäft und klar ist es Schwachsinn, dass sie es übernimmt - und natürlich, es ist ein Freundschaftsdienst, aber konnte ich es ausschlagen? Ich für mich habe in der Einsamkeit der Nacht beschlossen, dass ich es annehmen kann und auch werde. Beziehungsweise ja nun hab. Sie würde schon wissen, wann es genug ist und sie könnte es dann auch einfach wieder verkaufen. Vielleicht würde es sich auch ändern und Graz wäre bald wieder die belebte Stadt, die ich vor zwei Jahren kennengelernt habe. Hab ich alles gesagt. Kann ich nur noch mal betonen. Mehr gibt es dazu allerdings nicht zu sagen, sie soll sich lieber freuen, dass ich eine so gute Freundin habe.
Was uns gleich zum nächsten Freundschaftsdienst von Mira bringt. Die Patenschaft für unseren Sohn. Im Gegensatz zu Rondra habe ich den Gedanken noch nicht aufgegeben, dass der Italiener zweiter Pate von Graham wird. Genauso habe ich es auch dem Räuberweib gesagt. Finanziell würde ich versuchen meinen Sohn so abzusichern. Die Taufe durchführen - tz, damit kann der Italiener kaum zufrieden sein. Ich möchte ihn fester involvieren und so wie ich ihn kennengelernt habe - also eigentlich gar nicht und nur als stinkendes Etwas -, könnte man ihn doch sicher in seiner Eitelkeit locken. Daher, sind wir uns hier wahrscheinlich eher uneinig, wie das Gespräch mit dem Kerl ablaufen soll. Uhm...ich denke ich werde vorher mit Balthasar reden wollen... Naja Nein, es geht mir darum, dass ich es nicht ausschließe, dass er dennoch Pate wird. Sollte er daran kein Interesse hegen, kann er ihn immer noch taufen. Basta. Naja, gegenreden kann sie schon, aber ich bin da eigentlich ziemlich überzeugt von. Müssten wir den Brief nur noch abschicken. Wie dem auch sei, schließlich zucke ich mit den Schultern. Du, Mira konnte meine Trauzeugin sein, da kann sie sicher auch Patin von Gram sein. Sollte dies nicht der Fall sein, wäre dies wohl wirklich mehr als lächerlich. Vor allem diese Kirchengeschichte, ich bin davon eher gelinde angetan. Wir haben noch nicht näher darüber gesprochen, nur dass sie und auch Tunny uns besuchen kommen sollen. Im Übrigen war er beleidigt, weil wir ihn nicht zur Hochzeit eingeladen haben. Gut, gerechterweise wahrscheinlich nur ich nicht. Naja, egal, sie hätte ja auch mal dran denken können.

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Rondra
10. Oktober 1462
{Rabenstein}


Ein Nicken des Blondschopfes, mehr ist da auf seinen Hinweis er hätte all diese Einwände angebracht nicht. Alles andere hätte Rondra auch ziemlich überrascht. Riesige Freude ist da im Augenblick noch nicht. Eher eine stille, verhaltene Freude, die sich erst setzen und entfalten muss. Sie hat mit dem Wirtshaus wie sie es aufgebaut haben abgeschlossen gehabt. Es ist besser so gewesen, nachdem die Entscheidung gefallen war. Nun würde es bleiben, was natürlich großartig ist und allen Grund zur Freude bietet – aber es kommt auch vollkommen aus dem Blauen heraus.
»Du willst vorher mit ihm reden?« Es scheint dass sie ein bisschen schwer von Begriff ist, aber vor was? Vor der Festsetzung der Taufe, sollte es selbstverständlich sein, egal welche Position er dabei beziehen würde. »Wenn du meinst, dass im Fall der Fälle Mirabel und Balthasar fähig sind gemeinsam um Grahams Wohl zu sorgen, so rede mit ihm und trage es ihm an. Das letzte was ich für Gram will, ist der Verlust seiner Eltern und dann ein Geschiebe und Gezerre wer dann für ihn sorgt.« Je nachdem ob es für Balthasar gerade von Vorteil oder von Nachteil wäre, würde er dann ziehen oder schieben. Da gibt sich Rondra keinen Illusionen hin, auch wenn sich das Verhältnis zu ihrem Bruder sich in den letzten Monaten gebessert hat. Zumindest kann man sagen, dass er ihr nicht mehr nach dem Leben getrachtet ist. Fortschritte können auch winzig kleine Schritte sein, anscheinend.
Die Hochzeit. Richtig, Kelian hatte danach gefragt.
»Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Die Familie haben wir auf Ankerstein eingeladen.« Was für sie also jeder Mensch sein sollte, der ihr nahe steht. »Ich meine du hattest den Deinen noch geschrieben. Ich erinnere mich zumindest dunkel an Borona und Mirabel. Ganz sicher bin ich mir allerdings nicht mehr, verzeih.« Warum Tunny nicht? Nachdenklich schiebt sie die Krümel auf ihrem Teller mit dem rechten Zeigefinger zusammen, um sie dann damit aufzunehmen. »An Tunny kann ich mich in diesem Zusammenhang nicht mehr erinnern. Weder wo er zu dieser Zeit steckte, noch ob du ihm geschrieben hast, oder schreiben wolltest. Die Zeit… hm.« Ja, was war das für eine Zeit? Der Kaiser saß in Bruck und hatte Adam und Anakonda festgesetzt. »Ich weiß es nicht. Adam und Anakonda konnten nicht aus Bruck fort. Sonst hätte Adam mich geführt, daran erinnere ich mich noch.« Ihre Schultern heben sich, beinahe schon entschuldigend. Tunny. Irgendwie scheint er mittlerweile Familie zu sein und seit jener Zeit auf Rabenstein, als sie sich alle um Mirabel sorgten, ist sie ihm absolut wohlgesonnen – aber ansonsten…. Nein, absolut keine Ahnung, zumindest zeigt dass ihre Miene.
Der Finger mit den Brotkrümeln verschwindet zwischen ihren Lippen. Längst schon schlenkert Johanna unruhig mit den Beinen. Ein Wunder dass sie noch nirgends gegen gestoßen ist. Aber die Gespräche der Erwachsenen scheinen fürchterlich langweilig zu sein. Dabei zu bleiben ist allerdings oberstes Gebot und der Vater hat ja erst angefangen.
»Ich werde Adam und Anakonda noch schreiben und die Briefe dann dem Boten übergeben. Allerdings bezweifle ich, dass Balthasar darauf reagieren wird – zumindest nicht damit dass er plötzlich bei uns auftaucht. Wie oft habe ich ihn darum schon gebeten?«

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Kelian_


Tell it like it is
10.10.1462


Natürlich hat sie recht. Balthasar ist ein Mensch, der absolut nicht meine Kragenweite ist. Weder das Persönliche stimmt bei uns, noch irgendetwas anderes. Er ist in einer anderen Welt aufgewachsen und lässt dies durchblicke, was auch sein gutes Recht ist. Eigentlich erstaunt es mich, dass so viele Adlige in diesen Landen eben nicht so sind wie der Schwarzhaarige. Genau so kenne ich sie aus England, dies ist aber auch der Grund, warum ich bei dem Kerl Blut und Galle spucken könnte. Nur, was er kann, dass kann eben auch ich. Anscheinend. Berechnend sein, denn wir wissen alle, dass ich ihn nicht hier einladen würde, wenn ich mir davon nichts versprechen würde. Haben der Kerl und ich überhaupt schon einmal miteinander geredet? Nein, ich denke, dass es sich bisher auf ein paar verächtliche Blicke seinerseits, die von mir erwidert wurden, beschränkt hat. Dies soll sich meiner Meinung nach also ändern. Entweder er kommt zu mir oder ich würde zu ihm kommen. Er kann mir eigentlich gar nicht ausweichen und danach würde Rondra dann vielleicht mit ihm darüber reden können, was sie ihm schon seit Wochen sagen möchte. Oder eher bitten? Wir haben relativ viele Ansprüche an den Kerl, wie mir auffällt. Wir sollten ihm wirklich Honig um den Mund schmieren.
Ich beiße beherzt in mein Brot, schließlich soll es voran gehen und dass auch Johanna mittlerweile ungeduldig ist, ist mir bewusst. Das Schlenkern der Beine ist nicht zu übersehen, scheint sich doch dabei ihr ganzer Oberkörper mit zu bewegen. Ein wenig grinse ich, bevor ich das Kind ernst anschaue. Dabei zu grinsen würde sicherlich nicht helfen. Benimmt sich so eine junge Dame? Wahrscheinlich würde es mir die Bemerkung einbringen, dass sie keine Dame sei. Egal wie, ich nehme mir dennoch die Zeit so viel zu essen, wie ich möchte. Außerdem, seinen Tee muss man genießen. Wir versuchen es einfach, sollte ihm Rabenstein zu poplig sein, dann wird er mich eben bei sich empfangen müssen. Kann doch nicht sein, dass Rondras Bruder uns ausweicht. Das Ende des Frühstücks würde uns vorerst alle wieder trennen. Ich würde natürlich meinen Sohn begrüßen und danach einigen Arbeiten nachgehen, bevor ich dann wahrscheinlich nach dem Mittagessen Zeit für meine gesamte Familie hätte. Vor allem muss mit Rondra besprochen werden, wie wir weiter vorgehen würde. Die Doppellilie müsste geholt werden, je früher desto bester und auch der Besuch von Tunny samt Mira müsste koordiniert werden, vor allem dann eben auch mit der Taufe. Scheint einiges anzustehen.

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Rondra
10. Oktober 1462
{Rabenstein}


Rabenstein zu popelig. Ja, vielleicht ist es das, was den Bruder von ihr fernhält. Wobei es wohl nicht Rabenstein ist, sondern die Menschen die darauf wohnen. Sie haben keine Macht, keine Titel zu vergeben und da sie nicht mehr sein Familienoberhaupt ist, scheint es als sei Rondra für ihren Bruder wertlos. Es mag vielleicht ganz anders sein, aber wer sollte nicht auf diese Gedanken kommen. Wie oft hatte sie ihn nun bereits eingeladen? Dieser Brief würde das dritte, oder vierte Mal bedeuten.
Das Ende des Frühstücks. Johanna kann gar nicht schnell genug davon springen. Natürlich benimmt sich eine Dame nicht so, aber es gibt noch so viel zu tun und zu entdecken! Logisch ist wohl, dass Nora der Schwester so schnell folgt wie sie kann und so lange keine Türe sich zwischen ihnen schließt.
Kelian also zu Graham und Rondra an den Schreibtisch. Viel gibt es den beiden Briefen nicht zuzufügen, wenn sie es recht bedenkt. So ist es letztlich nur bei Balthasars Schrieb ihre Handschrift, die sich darunter setzt.




Balthasar, Schwager,

mit Freude habe ich Eure netten Worte vernommen und kam nicht umhin, Euch nun persönlich zurückzuschreiben. Natürlich auch aus einem gewissen Grund. Noch ist das Datum der Taufe nicht in Stein gemeißelt, dies liegt aber vor allem daran, dass Rondra und ich eine Bitte an Euch haben.
In jedem Fall würden wir Euch, wenn es Eure Zeit zulässt auf Rabenstein begrüßen wollen.

Wir würden uns sehr freuen,

Rondra und Kelian

PS: Um Deinem Wunsch danach näher zusammenzurücken entsprechen zu können bist Du, lieber Bruder, natürlich herzlich eingeladen länger auf Rabenstein zu verweilen. Ein Gästezimmer wird Dir hier immer bereit stehen.




Liebe Sofia,

verzeih unsere Unaufmerksamkeit. Rondra und ich haben die Wochen seit der Geburt von Graham damit verbracht ihn anzustarren und anzuschmachten. Sicherlich lachst du nun, aber es ist wirklich so. Nun, Nein, nicht ganz, wir haben auch angefangen die Taufe zu planen. Noch steht kein Termin fest, daher kam auch noch kein weiterer Brief, aber wir möchten natürlich nicht, dass du unser Schweigen nun als Ablehnung deines Wunsches uns gegenüber siehst. Du bist auf Rabenstein immer herzlich Willkommen, also auch wenn die Taufe noch nicht feststeht, darfst du uns gerne besuchen und unseren Sohn auf der Welt begrüßen.
Ansonsten, falls du die Reise erst einmal nicht auf dich nehmen möchtest, so erwarte unseren Brief bezüglich der Taufe und verfolge deinen Plan weiter. Es wird kein Problem sein, dass du einige Tage vorher hier weilen kannst, allerdings musst du bis dahin in Kauf nehmen, dass es noch einige Zeit dauern wird.

Es grüßen,

Rondra und Kelian


Nun also noch ein dritter Brief, welcher nach Spielberg gehen würde. Ein neues Blatt Papier wird der Schublade entnommen, dann taucht die Blonde die Feder erneut in das Tintenfass.



Liebe Anakonda, lieber Adam,

wir sagen aus vollem Herzen Danke für eure Glückwünsche. Das Lammfell wärmt Graham in seiner Wiege, die dazugehörigen Worte unsere Herzen.
Leider steht der Termin zu Grahams Taufe noch nicht fest, doch sicherlich können wir euch diesbezüglich bald schon erneut Nachricht senden. Solltet ihr bis dahin von der Neugier getrieben sein, so seid ihr natürlich jederzeit herzlich auf Rabenstein willkommen, um Graham in Augenschein nehmen zu können.

Herzliche Grüße nach Spielberg,

Rondra und Kelian


Nimmt man sich erstmal die Zeit dazu, so geht das Schreiben doch recht flüssig von der Hand, oder eher über die Feder. Also noch ein weiteres Blatt hervorgeholt und das Ganze nochmal von vorn. Dieser Brief ist schwieriger, denn Rondra ist sich nicht sicher wohin genau sie ihn senden lassen soll.



Liebste Arioste,

Noch nicht ganz drei Wochen ist es her, dass wir uns verabschiedet haben und auch wenn die Zeit zwischen unseren Treffen in der Steiermark manches Mal länger war, so kommt es mir vor wie eine kleine Ewigkeit.
Wie ist es dir bisher ergangen? Habt ihr Württemberg wohlbehalten erreicht? Noch ist die Zeit der schweren Herbststürme nicht da und so hoffe ich, dass keine Nachrichten gute Nachrichten sind. Uns geht es gut. Drei Wochen ist Klein-Gram nun alt und ich kann mich an ihm einfach nicht sattsehen. Er hat sich ganz wunderbar gemacht. Noch recht klein, winzig sogar, aber ich denke ich habe verdrängt wie klein sie doch sind. Dafür hält er mittlerweile die Amme gut auf Trab und wird allmählich rundlicher.
Ich fürchte allzu viele Neuigkeiten habe ich nicht, ich verliere mich darin Graham zu bewundern, oder mit den Mädchen zu toben.
Ab und an genieße ich aber auch den Rabensteiner Herbst. Vor einigen Tagen habe ich mich wieder in den Sattel getraut. Oh meine Liebe, du hast so sehr gefehlt dabei. Wobei es sicherlich gut war es nicht gleich zu übertreiben – und mit dir an meiner Seite hätte ich dich ganz sicher herausgefordert. Ganz bin ich noch nicht wieder die alte Rondra, aber Matteo und ich konnten zumindest hinunter nach Rabenstein und wieder hinauf.
Klingt es undankbar, wenn ich sage dass ich diese wiedergewonnene Freiheit sehr genieße? Ich liebe meine Kinder, ein jedes und bin dem HERRN unendlich dankbar für dieses Geschenk das er Kelian und mir gemacht hat. Natürlich will ich ihm noch mehr Kinder schenken, doch ich hoffe, dass ich das nächste Jahr ohne erneute Schwangerschaft begehen kann.
Wir überlegen die Doppellilie wieder in die Steiermark zu hohen und reparieren und umbauen zu lassen – und nach eurer Hochzeit mit ihr ein wenig das Wasser unsicher zu machen. Ich bin zwiegestalten deshalb. Es ist aufregend und ich bin fürchterlich lange nicht mehr richtig gereist. Abgesehen von unserer Reise nach Augsburg Anfang des Sommers. Fremde Länder, neue Bekannte, mit Kelian auf See, das klingt unglaublich verführerisch. Gleichzeitig habe ich Angst festzustellen, dass die Seefahrt nichts für mich ist und ich diese Liebe nicht mit ihm teile. Ist es albern? Die See ist ein so wichtiger Bestandteil von ihm – oder war es zumindest einst, es wäre unglücklich diese Passion nicht zu teilen.
Ansonsten habe ich mich endlich dazu durchgerungen zuzustimmen das Horseshoe zu verkaufen. Es fällt mir schwer, allerdings nicht so sehr, wenn wir im Gegenzug dazu die Doppellilie wieder herrichten. Als „unser Ding“. Eine kleine Gemeinsamkeit, etwas was wir gemeinsam schaffen. Vielleicht sehe ich es im Augenblick auch zu verbissen. Sicherlich ist bald Zeit dass ich mich ebenfalls mehr um Rabenstein kümmern kann. Bisher war ich die meiste Zeit nicht allzu einsatzfähig, vor allem nicht außerhalb der Burg. Das Horseshoe jedenfalls möchte nun Mirabel kaufen. Du erinnerst dich an sie? Jedenfalls ist es also nicht ganz für uns verloren, was mich sehr freut. Trotzdem wird es sicherlich seltsam sein, dort mehr oder weniger Gast zu sein.

Das sind wohl alle Neuigkeiten, mit denen ich aufwarten kann und doch sind es mehr Zeilen geworden als ich zu Beginn erwartet habe. Da ich mir nicht sicher bin wo ihr euch gerade aufhaltet und wohin ich meine Briefe also richten soll, werde ich ihn einfach nach Geislingen bringen lassen, in der Hoffnung dass er dich eines Tages, wie auch immer, erreicht.

Fühl dich fest umarmt und geküsst, du fehlst.
Deine Rondra


Nun das ist letztlich doch eine ganze Menge geworden. Mit einem fast zärtlichen Blick huschen die Blauaugen nochmal über die Zeilen. Ach, wenn es doch möglich wäre einfach mit ihnen zur Freundin zu reisen. Nur kurz, auf einen Schwatz und einen Tee.
Ein tiefer Seufzer kommt über ihre Lippen, dann faltet sie auch diesen Brief zusammen und versiegelt ihn rasch. Mit einer wiedergewonnenen Wendigkeit, die sie selber immer noch manchmal überrascht, erhebt sie sich und eilt schließlich durch die Gänge, um den Boten persönlich zu suchen. Die drei Briefe innerhalb der Steiermark würde er selber übernehmen können – und für den Brief nach Geislingen eben einen geeigneten Reiter suchen müssen.

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Balthasar_fugger
12. Oktober 1462 - Rabenstein

Man könnte das Gefühl bekommen, Balthasar habe nur auf eine weitere Einladung Rondras gewartet. -Der Herr lässt sich ja nun einmal gerne bitten.- Die Wahrheit aber ist, dass der Italiener sich gerade furchtbar langweilte, als der Bote das Schreiben aus dem Hause Peverell überbrachte und in Ermangelung einer besseren Beschäftigung lässt der Metropolit eben einspannen. Nach Rabenstein zu fahren wird wohl aufregender sein, als den Nachmittag im Rausch der Tollkirschen zu verbringen. - Und wenn nicht, Balthasar trägt einen kleinen Vorrat der Früchte bei sich, um der Realität entfliehen zu können, sollte diese sich auf Rabenstein als ebenfalls unerträglich dröge erweisen...

So fährt die beflaggte Kutsche auch nach kurzer Zeit schon vor dem Anwesen vor und ein ,für Mattei'sche Verhältnisse, fast schon leger gekleideter Balthasar entsteigt dem Gefährt. Schlicht geschmückte Kleidung ziert den sonst samtverwöhnten Leib. Kleidung die auch einem betuchten Händler gut stehen würde und die weit von Protzgehabe entfernt ist. Ein kurzer Schultermantel aus dem Fell eines weißen Bären ist das einzig wirklich teure Kleidungsstück. Nein, der Schwarzhaarige hat seinen Sinn für's Schöne nicht verloren. Er sah nur keinen Grund darin, sich herauszuputzen. Er fährt schließlich nur nach Rabenstein und da ist die Hausgarderobe bei weitem ausreichend...


Rondra
12. Oktober 1462
{Rabenstein gegen Mittag}


Man kann nicht jeden Tag stundenlang Briefe schreiben, man kann stundenlang den eigenen Sohn anhimmeln, oder den dazugehörigen Vater – aber beides ist leider nur bedingt möglich. Die Amme hat leider bei bestimmten Dingen eher ungern Zuschauer und auch wenn das die Herrin nicht interessieren braucht, so ist es spätestens genau dieser Anblick, der Rondra schließlich doch aus dem Kindertrakt treibt. Man muss die Dinge die einen plagen ja nicht auch noch forcieren.
Einige Zeit hat sie mit dem Gedanken gespielt Matteo satteln zu lassen. Das anhaltende milde Herbstwetter schreit geradezu nach einem Ausritt. Natürlich einem kurzen. Kelians Worte sind ihr noch zu gut im Ohr und übertreiben will Rondra es selber auch nicht. Trotzdem. Es ist ein bisschen so als wolle ihr Körper all die Zeit des Herumsitzens nachholen, bevor Frost und Eis sie wieder in die Burg sperren. Allerdings ist sie sich auch bewusst, dass ihr Geist gerade mehr möchte als ihr Körper zu geben bereit ist. In jeglicher Hinsicht.
Also ist es ein recht beschaulicher Vormittag innerhalb der Burgmauern gewesen. Was Thomas für Kelian ist, ist für Rondra natürlich Edith. Diese war ganz angetan davon ihre Herrin wieder auf den neusten Stand zu bringen, was den Haushalt angeht. Wunderbar. Die Anzahl der Mägde, Hühner und Bettlaken auf Rabenstein haben Rondra von jeher brennend interessiert. Vielleicht ist an ihr doch eher ein Mann verloren gegangen, denn tatsächlich würde sie da lieber ein Gespräch mit Thomas über die Ernteerträge vorziehen. Sie mag die geborene Herrin sein, allerdings nicht die geborene Hausfrau.

Ein interessiertes Nicken auf das Geplapper der Haushälterin, das sich nun bereits seit zwei Stunden zieht. Die Blauaugen spazieren zum Fenster – und just ist der eiserne Wille des Blondschopfes dahin.
»Balthasar!« Der Jubelruf hätte auch von Johanna kommen können, genauso wie es die Tochter täte, springt nun Rondra auf. Die Bettlaken bleiben für heute wohl ungezählt und das ist der Umstand, weshalb die Ankunft des Bruders ungewöhnlich viel Freude hervorruft.
Eilig geht es durch den kurzen Gang, die Stiege hinab um dann durch eine der Seitentüren auf den Burghof zu treten.
»Balthasar!« Nochmal, dieses Mal schallt es freudig über den Hof. »Aber du hättest doch Bescheid geben können!« ein lachender Tadel, während sich Rondra den Weg durch den kleinen Pulk Bediensteter bahnt, die natürlich angetrabt kommen, um Kutsche und Herrn in Empfang zu nehmen. Rondra selber trägt ein einfaches, aber hochwertiges hellblaues Hauskleid. Die Haare aufgesteckt, sicher kein ärmliches Bild, aber eines welches dem Stand und ihrem aktuellen Tun angepasst ist.
Eilig geht es auf ihn zu und für den Hauch eines Augenblicks scheint sie vor zu haben ihn gar mit einer überschwänglichen Umarmung begrüßen zu wollen. Er ist Familie, wenn diese ihm auch nichts bedeutet, ihr bedeutet sie die Welt und in den letzten Monaten ist sie ziemlich geschrumpft. Dass es ihre eigene Wahl gewesen ist – die sie immer und immer wieder so treffen würde – ist da gerade zweitrangig. Aber sie scheint selbst zu merken, dass diese Begrüßung zwar für eine normale geschwisterliche Beziehung vollkommen angebracht wäre, hier aber keineswegs zieht. Also verliert ihr Anflug kurz bevor sie Balthasar erreicht an Elan, bis sie vor ihm zu stehen kommt.
»Willkommen auf Rabenstein, Bruder.« Leise und doch laut genug um dem Treiben im Hof noch eins drauf zu setzen. Rondra selber bietet dem Bruder die Wange an und plant danach die seine zu küssen.

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Balthasar_fugger
12. Oktober 1462 - Rabenstein gegen Mittag

Wie gerne man den eigenen Namen doch hört. Allerdings hebt sich verwundert eine Braue bei der Art, wie eben jener wohlklingende Name ausgestoßen wird. Der Überschwang ist, gelinde gesagt, verwunderlich und so wittert der Bruder auch sogleich Verrat oder sonstig gefärbten Hinterhalt. Freundlichkeit ist eben immer nur Mittel zum Zweck. Dass sie ehrlich sein könnte, schließt der Halbbruder schlichtweg aus. Dennoch heben sich die Arme eine Spur, als wolle der Mann zu einer Umarmung ansetzen. Am Ende ist es jedoch nur eine zaghafte Berührung der Arme Rondras, als Balthasar einen flüchtigen Kuss auf die Wange der Schwester haucht. Näher als je zuvor ist er der Blonden nun aber statt des Genusses ist es Wachsamkeit, die den Italiener beherrscht.
"Ich danke dir und freue mich, endlich einmal hier zu sein." Die Bediensteten werden flüchtigen Blickes gemustert. Der Kerker ist unvergessen. Wie auch, erinnert doch ein eingebranntes Wappen an jenen verhängnisvollen Tag, der offenbarte, zu was die Fuggerin im Stande ist. "Gut siehst du aus." Stimmt nicht aber diese seltsame Freundlichkeit wird erwidert und mit einem sanften Lächeln unterstrichen.


Rondra
12. Oktober 1462
{Rabenstein gegen Mittag}


Also sind es auch ihre Lippen, die daraufhin kurz die Wange des Italieners streifen. Ja, nach der anfänglichen, stürmischen Freude merkt Rondra nun selber, dass dies nicht üblich ist zwischen ihnen. Aber heißt das, dass es so nicht sein könnte? Vermutlich. Die Zeit, für die Balthasar seinen Denkzettel auf Lebenszeit kassiert hat, hat auch Rondra Fugger geprägt. Rondra Fugger ist nicht mehr, aber so ganz kommt man eben nicht aus seiner Haut. »Ja, du hast dich viel zu lange rar gemacht.« wird er mit einem kleinen Lächeln getadelt. Ein Lächeln welches zwar immer noch ehrlich ist, aber deutlich vorsichtiger.
»Danke. Ich fühle mich auch recht gut.« Als könnte sie auf die Idee kommen das Kompliment könnte nicht ehrlich gemeint sein – mit Verlaub, ihr wird ziemlich oft gesagt, dass sie schön ist. Wie sollte sie es nicht sein, wenn sie so glücklich ist wie zur Zeit? »Wie könnte ich aber auch nicht? Drei wundervolle Kinder, ein Stammhalter der sich ganz großartig entwickelt und einen Mann der mich auf Händen trägt.« Oh nein, das ist definitiv nicht ihre sonstige Art miteinander umzugehen. Weshalb der Blondschopf fast wie aus Trotz weiterplappert. Kelian will ihn haben, als Paten und sollte es soweit kommen, will sie verdammt sein, wenn sie vor Balthasar Angst haben muss – oder ihm im Zweifel nicht das eigene Leben anvertrauen würde.»Lass ihn uns suchen, Kelian. Wir haben beide einiges mit dir zu besprechen.« Rasch huschen die Blauen über den Aufzug des Bruders. »Oder willst du dich erst frisch machen? Du siehst aus wie aus dem Ei gepellt, wie immer….« Womit ihr Blick auch schon wieder weiter eilt, und bei der ebenfalls erschienen Haushälterin hängen bleibt. Ein kurzer Blickwechseln, bedeutungsschwer und die Stumme Anweisung welches Zimmer ihm gehören soll. Nein, der Kerker ist es nicht. »Sicherlich bleibst du doch ein wenig? Ich bestehe darauf dass du mit mir ausreitest. Du wirst dir Matteo ansehen wollen, oder? Oh er ist so prächtig und bereitet mir viel Freude, es war so großzügig und selbstlos von dir ihn uns zu schenken.« Nun ja, oder so ähnlich. Nichts in ihrem strahlenden Blick verrät, dass dies Geschenk nicht freiwilliger Natur gewesen sein könnte. Während sie plappert hakt sich ihre rechte Hand wie selbstverständlich in seine Armbeuge ein, um den Bruder in die Burg zu führen.

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Balthasar_fugger
12. Oktober 1462 - Rabenstein gegen Mittag

"Das wird seinen Grund haben..." ,lautet die gemurmelte Antwort auf den Tadel und wahrscheinlich werden die Worte im Redeschwall der Schwester untergehen. Ungewöhnlich kommunikativ gibt sich die Blonde. Selbst für ein Weib. Doch das erspart wenigstens, dass man selbst noch weitere Freundlichkeiten über die Lippen bringen muss. Alleingelassen hat sie ihn, als sie die Familie verließ und die Fugger hat sie in die Hände eines Fremden gegeben. Unverzeihliche Dinge, über die man nun lange Zeit hatte nachdenken können. Keiner war da, der die Gedanken des Italieners hätte zerstreuen können und so haben sich Vorwürfe -berechtigte wie ersonnene- wie eine bösartige Geschwulst in sein Herz fressen können.
Kelian suchen, Stammhalter, frischmachen, Ausreiten.. Das alles in weniger als drei Atemzügen vorgebracht, sodass Balthasar kaum Zeit bleibt, angemessen auf die Flut an Worten zu reagieren. Die Erwähnung Matteos allerdings lässt den Italiener wie von einem Hieb getroffen zusammenzucken. Wenn Balthasar jemals fähig war, Liebe für etwas lebendes zu empfinden, dann wohl für dieses Pferd. Dreimal verflucht sei der diebische Hund mit dem man eine Blutlinie teilt!
"Ich bin glücklich, wenn du es bist..." ,presst der Schwarzhaarige hervor und drückt die Hand in seiner Armbeuge. Eine Spur fester vielleicht, als angebracht wäre. Wenn man doch nur das Thema wechseln könnte...
"Graham geht es also gut?" Der Name wird im schönsten deutsch ausgesprochen zu dem man als Italiener fähig ist. Nicht aus Boshaftigkeit, sondern aus Unwissen. Die Boshaftigkeit folgt jedoch auf dem Fuße.. Oder vielmehr eine ungeschönte Wahrheit, die, selbst wenn sie noch so wahr ist, wohl unschön zu hören sein wird. "Dem Knaben, den du zum unwichtigen Sproß einer noch unwichtigeren Familie gemacht hast?" Es mag am Verlust von Matteo liegen, oder an den vielen unausgesprochenen Dingen zwischen den Geschwistern aber Balthasars Diplomatiefähigkeit scheint in der Kutsche verblieben zu sein.


Rondra
12. Oktober 1462
{Rabenstein gegen Mittag}


Eitler Sonnenschein, für ein paar Augenblicke, wer kann aber auch ahnen wie schnell die Wolken heute über die steirischen Berge ziehen?
Da ist schon ein mildes Lächeln auf ihren Lippen, als sich Rondra zur Seite wendet um den Bruder im Profil zu mustern und ihn gleich darauf zu belehren, wie der Name des Sohnes ausgesprochen wird. Doch schon das erste Wort bleibt tief in ihrem Hals stecken. Eine, zwei Sekunden starrt sie Balthasar verständnislos an, viel fehlt tatsächlich nicht und sie würde sich erkundigen was er gesagt hat, sie habe nicht richtig verstanden. Doch natürlich hat Rondra sehr gut verstanden, sie geht direkt neben ihm und die Worte mögen ungeheuerlich sein, doch akustisch sind sie angekommen, wo sie hin sollten. Ja, regelrecht verdutzt starrt sie ihn dann an. Wie jemand dem unerwartet ein Messer in den Leib gerammt wurde – und es nicht glauben mag, bis der Schmerz schließlich einsetzt.
Ein Messer hätte weniger Schaden anrichten können als diese Worte, die er gerade an eine frischgebackene Mutter und liebende Ehefrau richtet. Viel schlimmer kann sein Treiben damals auch nicht gewesen sein, als er sie alle aufs Schafott bringen wollte. Wie grenzenlos dumm von ihr. Mit einem heftigen Ruck löst sich ihre Hand wieder von seinem Arm, während die Blonde rasch eine halbe Drehung vollführt, sodass sie schließlich vor dem Bruder steht. Bruder?! Einiges hätte sie dazu vielleicht zu sagen. Allerdings ist die Wut heißer als Lava, die durch ihren Körper schwappt. Eine Hitze die sich allerdings nicht bis zu ihren Augen frisst, eisblau, lange nicht mehr dagewesen. Manchmal, da denkt das Weib wirklich nicht nach, ob das hierbei nun allerdings etwas geändert hätte, ist fraglich. Der Schwung der Drehung ist noch nicht verfolgen, als sich ihre Hand auch schon wieder hebt. Sicherlich ist Wut kein gutes Zielwasser, allerdings Mutterliebe und die tiefe Verletzung. Das also ist näheres Zusammenrücken? Natürlich ist das Ziel seine Wange, diesmal weitaus weniger zärtlich als kaum zwei Minuten zuvor.

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Balthasar_fugger
12. Oktober 1462 - Rabenstein gegen Mittag

Die Reaktion ist nicht gänzlich unerwartet, ist sie doch mit aller Macht herausgefordert. Hier geht es jedoch um mehr, als kindischem Streit zwischen Geschwistern. Darum nimmt Balthasar den Schlag hin und streicht sich, als einzig sichtbare Reaktion, eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Zumindest ist dein Gebaren noch aristokratisch" ,stellt der Mattei mit ebenso aristokratisch wie hochmütiger Mine fest. "Auch wenn du ansonsten ein Leben in der Bedeutungslosigkeit vorziehst." Dieser Wangenstreich ist zumindest ein Lichtblick. Ein Teil der Schwester, die der Geistliche einst so vergöttert hat und die nun, einer Raupe gleich, nach einer Verwandlung ein völlig neues Leben führt. Jedoch nicht als Schmetterling, sondern als Fliege oder etwas noch unwertes.
"Ich hoffe, du setzt dich deinem Gatten gegenüber ebenso durch" Was nicht der klassischen Rolle entspräche aber der klassischen Fuggerin. "Nun möchte ich mich etwas frischmachen." Und die brennende Wange kühlen. Der Schmerz ist nicht halb so süß, wie er in der Phantasie war aber er wird im Gedächtnis bleiben und sicher als Grundlage für manch' weitere Phantasie dienen. - Wenn Rondra denn ihre fugger'schen Stolz nicht mit der Ehe verloren hat. "Und denke nicht, du würdest mich so einfach loswerden. Du brauchst mich, Rondra" Ebenso wie er sie braucht. Sie wird es erkennen oder aber vollkommen in den Schatten des Vergessen absinken, in den sie bereits einzutreten droht...

Kelian_


Sorry seems to be the hardest word
12.10.1462


Tatsächlich ist es immer ganz gut, wenn Besuch sich ankündigt, denn dann erwartet man ihn, hat etwas hergerichtet. Unvorbereiteter Besuch muss zum einen damit rechnen, dass er zumindest auf die Herrschaft warten muss, was Balthi in diesem Fall nicht wirklich erlebt. Zum anderen eben aber auch, dass nicht alles so ist, wie es wäre, hätte man sich angekündigt. Kein Zimmer mit einer besonderen Aufmerksamkeit, kein extravagantes Essen. Nicht, dass in diesem Fall auch nur irgendwas besonders genug oder extravagant sein könnte. Wahrscheinlich würde nichts den Ansprüchen des Italieners genügen, selbst Rondra als seine Mätresse nicht mehr. Zumal, die würde er natürlich nicht bekommen. Ich bin, wie sollte es auch anders sein, bei meinem Freund Thomas. Seitdem die Ernte eingebracht ist, die Verluste gezählt, ist es sehr viel entspannter. Wir planen für den Winter, für das nächste Jahr und beglückwünschen und gegenseitig zu unseren gemeinsamen Erfolgen, mögen sie auch noch so klein sein. Der Name Graham fällt dabei mehrmals. Daher ist es auch kaum verwunderlich, dass ich nicht wie Rondra aus dem Anwesen fliege, um freudig den Namen des Kerls zu rufen. Nein, dies würde mir sowieso unter keinen Umständen passieren. Verwunderlich ist daher aber auch nicht, dass ich erst informiert werden muss. Die Magd eilt sich zwar, dennoch vergeht ein wenig Zeit. Zeit genug, dass sich draußen dunkle Wolken zusammenbrauen. Weiber unter sich! Anders kann man es doch gar nicht sagen, mein Auftritt auf dem Hof beginnt, dass ich Rondras Ohrfeige sehe. Beginnt ja gut. Ich bin versucht dazwischen zu rauschen - unmöglich von meinem Standort - ich könnte ihren Namen rufen. Aber ich entscheide mich für etwas anderes. Sie ist mein Weib. Es wird einen Grund haben - gemeinsam in den Abgrund.
Da ich aus Thomas' Haus gekommen bin, bin ich hinter den beiden und kann mich mehr oder minder unbemerkt anschleichen. An sich schleiche ich natürlich auch nicht, aber es gibt mir Raum die Situation ein wenig besser zu beurteilen und auch die Möglichkeit zu hören, was der Schwarzhaarige sagt. Nun, er spielt gerne, nicht wahr? Ich weiß mich im Gegenwart von Damen zu benehmen - sie hat es nicht nötig, die Hand gegen mich zu erheben. Dabei wirke ich durchaus ein wenig selbstzufrieden, als ich hinter Rondra schließlich komplett in das Geschehen eintauche. Ich stehe hinter ihr, wortwörtlich und buchstäblich. Ich verzichte meinerseits Euch den Gruß ebenso darzubieten, Balthasar. Dabei erscheint nun ein kleines Grinsen auf meinem Gesicht. Von Rondra eine zu fangen ist sicherlich das eine, von mir hingegen... Das Weib mir gegenüber - und damit meine ich nicht Rondra - würde wahrscheinlich aufjaulen. Gelernt ist eben gelernt. Fischerjunge bleibt Fischerjunge, dafür aber körperlich kräftig. 'Brauchen' ist in diesem Zusammenhang wirklich ein hässliches Wort. Seid Willkommen auf Rabenstein, Mattei, aber nötigt mein Weib noch einmal zu solcher einer Handlung oder beleidigt mich und dies hier wird anders als geplant... Hat da gerade jemand das Wort Kerker gesagt? Ich kenne die Vorgeschichte der beiden, weiß um das Brandmal auf seiner Brust. Ich würde es mir zu gerne einmal ansehen. Bevor ich ihn jetzt also in die Arme einer Magd gebe, setze ich nach. Es liegt mir am Herzen Euch als Bruder meines Weibes mehr in unsere Familie einzubeziehen, sicherlich muss sich auch Euer Herz bei dem Gedanken von freudigen Kindern, die Euren Namen rufen, erwärmen?! Denkt darüber nach - Ihr braucht ebenso uns. Es wird langweilig und einsam auf Eurem Anwesen, nehme ich an. Klar, selbst die letzte Magd ist irgendwann vernascht und wer weiß, was er sonst noch so macht. Familie ist nicht alles, aber viel. Ich winke eine Magd heran, soll sie Balthasar auf eines der Zimmer bringen, wir würden uns - falls er nicht doch vorzieht abzureisen - bald wiedersehen. Ich für meinen Teil wende mich nun gänzlich Rondra zu, greife sacht ihre tatkräftige Hand. Leise und nur für sie murmle ich. Was it necessary? Nur weil ich vor dem Kerl so tue, heißt es nicht, dass ich es wirklich gut heiße. Aber davon wird der andere hoffentlich nichts mitbekommen.

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Rondra
12. Oktober 1462
{Rabenstein gegen Mittag}


Was man dem Bruder nicht alles an den Kopf werfen könnte. Unter anderem, dass sie immerhin aristokratisch ist, im Gegensatz zu ihm. Natürlich die pure Arroganz, welche Rondra nun nicht oft zur Schau stellt, Balthasar allerdings fordert es heraus. Erbost funkeln ihn die Blauen an, als sich ihre Lippen bereits öffnen. Was sie vor hat? Ihm die Meinung zu geigen und dann hinaus zu werfen. Welche andere, logische Konsequenz sollte es geben? Bedeutungslosigkeit! Wie lächerlich von ihm und inwieweit sie ihn braucht, oder auch nur jemals gebraucht hat, ist fraglich. Sie hat nie nach einem Bruder gefragt. Irgendwann ist er aufgetaucht und hat Dinge gefordert – ihr bisheriges Weltbild zum Einsturz gebracht und sie dann verraten. Kein guter Start für ein liebendes Geschwisterpaar und jede weitere Entwicklung scheint diese Art von Beziehung unmöglich zu machen. Heute also wieder.
Der einzige Grund weshalb Balthasar sich nicht kurz darauf vor dem Burgtor wiederfindet, ist die wohlvertraute Stimme, die da in ihrem Rücken erklingt. Zu einem andren Zeitpunkt hätte Kelians Erklärung sein Weib sicherlich dazu verleitet in ein helles Lachen auszubrechen. Nicht so heute, heute ist alles anders. Besonders vor Balthasar würde Rondra ihre Ehe unangetastet lassen. Hätte er ihr ja aber auch mal in England sagen können, dass er weiß wie man Damen behandelt.
Ihn als Bruder seines Weibes mehr in die Familie einbeziehen?! Immerhin liegt es einem am Herzen, der Schwester nämlich gerade nicht und nur mit Mühe kann der Blondschopf ein abfälliges Schnauben unterdrücken. Freudig lachende Kinder?! Sind sie nicht alle ohnehin unbedeutend?
Nein, auch nachdem Kelian gesprochen hat, hat sich das Weib nicht beruhigt. Allerdings geht es nun auch nicht mehr den Krummnasigen vors Tor zu setzen, denn die Magd rauscht auf das Geheiß des Burgherrn bereits heran.
Balthasar wird also mit Nichtachtung gestraft. Sicherlich war das hier erst die erste Schlacht und noch nicht der ganze Krieg. Die gemurmelten, englischen Worte lassen das Blut schon wieder aufkochen. Natürlich trägt ausgerechnet Kelian eigentlich keine Schuld an ihrer Laune, der Griff alleine hätte die Wogen, welche in ihr toben vielleicht besänftigt, nicht allerdings diese Nachfrage.
»Natürlich war es das! Was glaubst du denn?« Schnappt sie leise zischend zurück. Als würde sie ohne Grund irgendjemanden schlagen. Wie viele Menschen hat sie in ihrem Leben bisher überhaupt geschlagen? Ihr fällt nur die Tochter von Lumia ein, dieses freche Gör Salome. »Du wirst es ihm nicht antragen.« Immer noch leise gezischelt, aber so nachdrücklich, dass es kaum einen Zweifel geben kann wie ernst es ihr ist. »Er wird seine Finger niemals an mein Kind legen.« Natürlich ist es auch Kelians Kind und in diesem Zusammenhang ist es auch nicht bösartig betont, es geht ihr lediglich um das Prinzip – und sollten da noch zwölf Kinder kommen in den nächsten Jahren. Hinein will sie nun auch, ihr Ziel wären die gemeinsamen Gemächer, sofern man sie lässt. Ob Balthasar nun bleibt oder nicht, sie würde sich frisch machen und umkleiden.
Bedeutungslosigkeit! Pha.

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Balthasar_fugger
12. Oktober 1462 - Rabenstein gegen Mittag

Ein paar Blätter tanzen einen flüchtigen Reigen zu Balthasars Füßen, während die herbstliche Windbö auch am Haar des Bären an seiner Schulter zerrt. Doch ebenso rasch wie der Wind aufkam, hat er den Hof auch schon wieder verlassen. Hat vielleicht jemand das Fischerlein nach seiner Meinung gefragt, dass er sich so dummdreist und ungebeten äußert? Und war das etwa eine Drohung, die ihm da über die so dümmlich grinsenden Lippen kam? Dieser Freiherren-Niemand mag Rondras Geist verwirrt haben aber einem Metropoliten zu drohen, könnte ihn teurer zu stehen kommen, als er sich leisten könnte. - Sediarius hin oder her. Gerade verspürt der Italiener tatsächlich einen Anflug von Lust, diese kleine Made unter seinem Schuh zu zertreten, auf dass Rondra wieder zu Besinnung finden möge.
Leider aber hat er Recht damit, dass man die beiden ebenso braucht, wie sie auf Balthasar angewiesen sind. - Sonst wäre er wohl kaum hier.
"Und mir liegt es am Herzen, Euch als Gatten meiner Schwester mehr in meine Familie einzubeziehen." Die Mattei mögen nur noch aus Balthasar selbst bestehen aber sie sind immer noch eine Name. Immerhin bestimmen sie die Kirche mit und da ist es sicher für alle ein Segen, wenn alles etwas...familiärer ist...
Vielleicht war es ein Fehler herzukommen. Dieser Fischer war Balthasar noch nie sympathisch und seine fast schon magische Macht über die Schwester trägt nicht dazu bei, dass der Kerl genehmer wird. Er spielt sich auf, als würde er etwas darstellen, dabei haben er und sein Weib alles aufgegeben, was ihnen das Recht gegeben hätte, so zu fühlen. Hier sind sie, abgeschnitten vom Rest der Welt und Bedeutungslosigkeit beschreibt nicht annähernd den Zustand in den sie sich begeben haben. - Vom Licht in die Dunkelheit. Alle Fäden laufen bei diesem dahergelaufenen Fischer zusammen. Eine wahre Schande ist das. Es fehlt nicht viel, damit Balthasar genau diese Gedanken laut äussert. Sollte der Peverell dann handgreiflich werden, wäre das der Anlass den man braucht, um ihn aus dem Verkehr zu ziehen.
Lässt man ihn nun alleine im Hofe stehen, wird er selbstverständlich wieder seine Kutsche besteigen und davon rauschen.


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