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Grafschaft Rabenstein - Die Familie Peverell

Rondra
07. Mai 1462

Ist es wirklich so verwunderlich, dass sie Balthasar deshalb zu Rate zieht? Definitiv ja. Sie ist sicherlich niemand der seine Nähe sucht und auch nie suchen wird. In all den Monaten nun, nein, eigentlich sind es bereits Jahre, die Rondra den Krummnasigen nun kennt, hat sich ihr Verhältnis keinen Deut gebessert. Ganz im Gegenteil, es wurde schlechter und schlechter und dass es in letzter Zeit so gut wie gar nicht vorhanden ist, könnte man fast wieder als Fortschritt verbuchen. »Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich mich gleich an den Patriarchen wenden soll.« Gesteht sie der Freundin recht freimütig. Weshalb auch nicht, Gregor wäre sicherlich der richtige Ansprechpartner gewesen. Aber –und das mutet sicherlich seltsam an – er ist eben nicht Familie und diese Angelegenheit würde sie gern erst intern für sich selbst klären. Ein Mal beim Patriarchen vorgesprochen wäre sie in Zugzwang, egal wie ihre Entscheidung letztlich ausfallen wird. »Ich denke allerdings Balthasar kann mir die Möglichkeiten aufzeigen, ohne dass die Kirche gleich eine Erwartungshaltung entwickelt und die Hand nach Nora ausstreckt.« Neues Bier. Natürlich wird dem Mädchen auch von Rondra leise gedankt. Schließlich ist es die Peverell selber, die nach dem Krug greift und sich nachschenkt. »Ach, ich weiß es nicht. Ich glaube ohnehin, dass er meinem Wunsch nach einem Treffen nicht nachkommen wird. Ich bin keine Fugger mehr, schon gar nicht mehr das Oberhaupt…« ein tiefer Schluck erfolgt, bevor sie fortfährt. »Ich bin mir recht sicher, dass ich in seinen Augen jeglichen Wert verloren habe.« Eine bloße Feststellung, denn wer wird schon traurig sein, wenn jemand wie Balthasar das Interesse an einem verliert? Rondra nicht. Diese Entscheidung, die sie bis heute noch nicht bereut hat (immerhin dreizehn Tage lang, sie zählt nicht, ein Weib weiß sowas), trennt die Spreu vom Weizen, auf eine radikale, aber auch befreiende Art und Weise. »Außerdem ist sie sicherlich noch….« Das lachende Herantollen der Fünfjährigen lässt Rondra jäh verstummen. Kein Thema für kleine Mädchen. Auch kein Thema für Ehemänner, noch nicht. Sind es bisher nur kleine Überlegungen und nichts was spruchreif wäre. Als hinter dem kleinen Blondschopf schließlich Kelian mit Nora auftaucht, scheint die Sonne ein wenig heller zu strahlen, zumindest erweckt Rondras Gesicht den Eindruck. Es ist aber auch ein zu herzerwärmender Anblick, zumindest wenn man darüber hinwegsieht, dass Nora sicherlich nicht liebevoll und zärtlich umher getragen wird. Ohne zu wissen ob die Cousine verstehen würde, legt sich Rondras Zeigefinger eilig und kurz an ihre Lippen, gerade bevor Johanna Arioste erspäht und die ganze Sache in ein lautes Hallo und Juchei ausartet. Natürlich ist es erstmal Johanna, welche Arioste in Beschlag nimmt. Zeit genug Kelian von ihrer Jüngsten zu befreien, oder auch andersrum. Freudig werden die Ärmchen bereits um den Hals der Mutter geschoben, dann einige herabhängenden Haarlocken inspiziert, bis das Medaillon die Aufmerksamkeit des Kindes ergattert. Schwierig dabei den Ehemann noch richtig zu begrüßen. Rondras Kuss verfehlt seine Wange und landet eher halb an seinem Ohr. Aber sie hat ja nun auch alle Hände voll zu tun. »Deine Ehefrau?«Wieder setzt dieses tiefe Lächeln ein. »Die sich jede Sekunde deiner Abwesenheit händeringend nach dir verzehrt? Sie wird’s schon mitbekommen, Rumtreiber.« Kommt es ebenso neckend zurück, denn dass sie heute während seiner Abwesenheit gut unterhalten wurde, scheint offensichtlich.
Nora wird vorsichtig die Kette entwunden, bevor diese noch Schaden erleidet, dafür kitzelt Rondra sie unter dem Kinn, was ein erneutes Quietschen zur Folge hat. Rondra würde das Kind seiner Tante vorstellen, sobald diese wieder Luft bekommt, nach Johannas Ansturm.

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Arioste
7. Wonnemond 1462 – Und es bleibt ein Familienbesuch.

Ansturm trifft es wohl recht gut als Beschreibung was Johanna da vollführt. die Geste der Freundin entgeht ihr nicht, und ein kurzes Nicken in ihre Richtung wird als Antwort gegeben, dass sie verstanden hat. In der Tat wohl kein passendes Thema für diese neue Runde, aber auch in der alten hätte es dazu wohl kaum noch etwas zu sagen gegeben. Balthasar als erwünschter Ratgeber seiner Schwester, das ist in der Tat ein Kuriosum, aber eben auch durch die zum Ausdruck gebrachte Verwunderung schon abgehandelt.
Nur kurz schweift der Blick zum kleinen Mädchen, Johanna beansprucht die Aufmerksamkeit erst einmal für sich. So erntet Kelian für den Kommentar der Arioste gleich wieder die Schamesröte ins Gesicht treibt nur einen missbilligenden Blick. Wie falsch so eine Einschätzung doch sein kann, dass den beiden in dem Aufzug zu begegnen noch das geringste Übel war. Aber gut, es ist geschehn und mit dem Spott wird sie wohl ewig leben müssen.
Nachdem sie sich des Wirbelwinds endlich erwehren kann steht sie dann doch auf und deutet breit grinsend einen Knicks an.
"Werter Freiherr von Rabenstein, es ist mir eine Ehre heute erneut Gast auf Euren prachtvollen Anwesen zu sein und mich an der Gesellschaft Eurer zauberhaften Gattin erfreuen zu dürfen."
Dann wandert der Blick aber erneut zu dem ihr fremden Kind. Wer hätte gedacht dass sie Nora unter diesen Umständen kennen lernen würde? Sie sicher nicht mehr, nach den Dramen der letzten Wochen. Dann zieht Johanna wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie beginnt zu plappern, besser gesagt zu erzählen, von abenteurlichen Plätzen und geheimen Wegen die sie in der neuen Heimat schon gefunden hat. Schmunzelnd lässt die Tante den Wortschwall über sich ergehen und hört geduldig zu was die Lieblingsnichte alles zu berichten hat.
In einer Atempause der Kleinen schaut sie wieder zu dem doch noch recht frisch gebackenen Ehepaar um lächelnd anzumerken
„Mir scheint die Familie Peverell hat sich recht gut eingelebt hier.“

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Kelian_


The one that got away
07.05.1462


Heute also ein Kuss auf das Ohr, nicht auf die Wange. Naja, man muss sich mit dem zufriedengeben, was einem gegeben wird. In diesem Fall eben, dass mein Weib es überhaupt für nötig hält mich zu begrüßen, einen Kuss zu geben. Der Ort, an dem ihre Lippen mich berühren ist dabei sicher...zweitrangig. In jedem Fall werde ich das kleine Kind los, welches zwischen Glück und Unglück schwangt bis die blonde Locke der Mutter die Aufmerksamkeit des Balges erfasst. Nein, ich habe sie nicht sonderlich liebevoll an mich gepresst, nicht ein Wort mit ihr auf dem Weg hierher geredet, aber eben zu mir selbst gemurmelt. Es scheint als ob sie mich mehr will, umso weniger ich sie möchte. Es liegen sicher einige Gründe auf der Hand. Ich bin ein Mann, so einer war die letzten Monate ihr Bezugspunkt, ich habe sie hier in Empfang genommen und irgendwie ist es doch auch so, dass wir uns nach dem verzehren, was wir nicht haben können. Warum sollte es bei der Kleinen anders sein? Jeder, der mich schon einmal mit Johanna auf dem Arm gesehen hat, kann den Unterschied sicher mit bloßem Auge spüren. Ein Unterschied, der noch nicht gravierend ist, aber es sicher irgendwann werden würde. In jedem Fall, ich bin das Kind los - yeah. Bei seiner Mutter geht es ihm auch viel besser, da bin ich mir sicher, was mich auch dazu bringt mich der kompletten Weiberschar widmen zu können.
Schön ist es mit anzusehen, wie Arioste sich Johanna erwehren muss, manchmal ist das nicht ganz so einfach wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Hat man das Mädchen lange nicht gesehen, sprudelt sie förmlich über vor Dingen, die sie einem erzählen muss. Wie also in diesem Moment bei Arioste, was mich dazu führt mich wieder grinsend Rondra zuzuwenden. Ohje, meinst du? Ich dachte, dass ich einen von euch nachher mitnehme...mein Eheweib langweilt mich sehr. Das Funkeln in den Grauen und die Anwesenheit der eben erwähnten sollten Hinweis genug sein, dass ich nur einen Scherz mache. Ein Luftkuss wäre wahrscheinlich zu kitschig, immerhin haben wir Besuch, weshalb ich es unterlasse. Bald treibe ich mich nur noch in deiner Nähe herum, versprochen. Es ist ja absehbar. Genau, dann würden mich keine Pflichten mehr - oder besser kaum noch? - nach Graz ziehen. Nun, da Arioste den ersten Lichtblick hat, ziehe ich mir Johanna unter leisem Protest vorsichtig am Rücken des Kleides zu mir. Überleg dir schon einmal, was du ihr zeigen möchtest - nur der Turm nicht außer deine Mutter möchte mitkommen. Was wohl ein Ansturm für Rondra bedeutet und mir Zeit gibt, mich kurz mit Arioste zu unterhalten ohne dass eine kleine Krabbe andauernd um sie herumhüpft. Nachdem sie also ihre kleine Vorstellung gegeben hat, bin ich es wohl, der damit anfangen muss. Also zuerst eine kleine Verbeugung angedeutet, bevor sich meine Hand auf die Suche nach ihrer begibt. Falls dies von Erfolg gekrönt wäre, wäre es ein aufgehauchter Handkuss, den sie bekommen würde. Jeder bekommt, was er verdient. Gräfin von Ein kurzes Stocken, ich weiß, dass es etwas mit 'D' ist. Aber was genau? Ach ärgerlich und schon ist der Auftritt versaut. Gräfin, es ist mir und Rabenstein eine Ehre Euch als Gast empfangen zu dürfen. Das Anwesen gewinnt mit Eurer Anwesenheit nur. So ungefähr handhabt man das doch? Ich jedenfalls bin zufrieden mit mir, grinse das Weib ebenfalls an. Bitte setz dich wieder. Es ist wirklich eine Bitte, die beiden saßen ja hier nun schon eine Weile und ich wollte sie wirklich nicht aufscheuchen. Ich hoffe es doch - ich für meinen Teil bin sehr zufrieden und ich versuche es den beiden so schmackhaft wie möglich zu machen. Ich hoffe dir geht es gut? Dein Haus gefällt dir noch? Wir haben uns auch schon länger nicht mehr gesehen, wenn man mal die Hochzeit außen vor lässt.

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Arioste
7. Wonnemond 1462 – Und es bleibt ein Familienbesuch.

Kelian wird seiner Rolle als Landesherr allein schon durch die Worte die er an Johanna richtet gerecht: er spricht ihr Urteil. Nun ist es wohl besiegelt, dass sie hinter dem Wirbelwind durch Gänge und in alle Winkel hetzten muss – nicht dass es das nicht schon durch ihre Anwesenheit gewesen wäre, aber nun hat es etwas endgültiges. Allerdings bringt sie nicht einmal eine gespielt gequälte Mine hin, da sie Johanna wirklich ins Herz geschlossen hat und gerne Zeit mit dem Mädchen verbringt. Der Ablenkungsausflug auf Leoben hat ihr sicher nicht weniger Freude bereitet als der Nichte, zumal man sich in der Gesellschaft von Kindern Albernheiten herausnehmen kann ohne sich lächerlich zu machen – eine perfekte Ausrede für so manch einen Unsinn.
Fast schon Schadenfroh kann man dann das Grinsen nennen das sich in ihrem Gesicht breit macht angesichts der etwas verunglückten Erwiderung von Kelian. Der Handkuss wird mit huldvollem Blick entgegen genommen, der aber nur einige Sekunden aufrecht erhalten wird ehe die Mundwinkel wieder nach oben wandern und sie erneut auf der Steinmauer Platz nimmt. Ein Nicken auf seine Frage hin, dann wird einen Moment nach gedacht.
„Es geht mir bestens und ich fühle mich recht wohl in meinem Haus, auch wenn mich doch ab und an das Heimweh packt. Zumindest wenn ich dort allein bin.“ Als die eigenen Worte zu ihren Ohren dringen verfärbt sich das Gesicht schlagartig rot. So hatte sie das nun nicht sagen wollen und man braucht nicht viel Fantasie um das Gesagte richtig zu deuten. Ein Seitenblick zu Rondra, dann wird einmal tief durch geatmet und sie bemüht sich um einen gleichgültigen Gesichtsausdruck. Freundin, nicht Oberhaupt. Und was Kelian angeht… Arioste schätzt ihn durchaus so ein dass er bei diesen Dingen nicht unbedingt derjenige ist der den moralischen Zeigefinger hebt. Warum sie diese Meinung von ihm hat kann sie gar nicht so genau sagen, es ist wohl mehr so ein Gefühl. Immerhin hat er Rondra ja auch geschwängert ehe sie seine Frau geworden ist.
Also schnell wieder das Thema wechseln. Nur wohin? Einige Atemzüge vergehen ehe die Schwarzhaarige wieder das Wort ergreift.
„Ich hoffe der Weg nach Graz ist weniger abenteuerlich als der nach Bruck. Wenn ich mir vorstelle diesen Hindernislauf jeden Tag bewältigen zu müssen, dann würde mich wohl nichts zum Pendeln bewegen können.“
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Rondra
07. Mai 1462

Zwangsläufig teilt sich Rondras Aufmerksamkeit gleich unter mehreren auf. Nora wird weiterhin davon abgehalten Unsinn zu machen und durch kitzeln bei Laune gehalten, es ist einfacher wenn das Kind sich seiner Mutter erwehren muss und nicht andersrum. Der Blick aus den Blauaugen gilt dabei allerdings dem Ehemann, während dieser seine Neckereien loswird. Die Braue hebt sich amüsiert und schon zucken die Lippen, zum einen heben sie sich zu einem Grinsen, zum anderen scheinen sie durchaus eine Erwiderung parat zu haben. Natürlich, und da sie heute sowieso ihren vollkommen losgelösten Tag zu haben scheint, bleibt die Parade nicht aus. »Das wundert mich nicht. War es nicht eine Fugger? Die Weiber sind nun nicht gerade für ihr Feuer bekannt.« geht der Seitenhieb gleich noch mit an die Cousine und sich selbst. »Allerdings hast du sie dir selber ausgesucht, es ist zu spät um nun zu jammern. Sie selber scheint ja Ersatz gefunden zu haben.« Ihr leises Lachen lässt sie beben, immerhin erkundigt er sich selber immer wieder ob er nun eifersüchtig werden muss, wenn Arnest sie auf ihren Streifzügen durch Wald und Flur begleitet. »Sag mir nur rechtzeitig Bescheid, damit ich Arnest dann vertrösten kann.« Auch ihr liebevoller Blick zeigt deutlich dass das hier nur Geplänkel ist.
Die Begrüßung zwischen ihm und Arioste wird schließlich genutzt um Nora das grüne Gras schmackhaft zu machen, nicht im wörtlichen, sondern im übertragenen Sinne, denn das Kind findet sich plötzlich genau dort wieder. Auf der Mauer, mit seinem Kind unterm Herzen und dem Kleinchen auf dem Schoß – bequem ist anders. Als die Sprache auf die Ruine kommt, schleicht sich ihr Blick das Gemäuer hinauf. Heute ist ein guter Tag, warum also die Anwesenheit der Freundin nicht dazu nutzen? Johanna hätte gleich drei Erwachsene, das sollte ausreichen um sie auf Trapp zu halten, Nora würden sie hierlassen. Bei aller Mutterliebe, das scheint kein Ausflug für so ein kleines Mädchen. Mit den Wochen würde ihr selber der Aufstieg nicht leichter werden.
Doch all diese Überlegungen gehen in Ariostes Worte unter. Was Rondra erwartet? Nun, sie hat sich um das genaue Liebesleben der Cousine bisher wenig Gedanken gemacht. Natürlich kann man sich wohl denken, dass Kaylis nicht der Typ Mann ist, der sich mit monatelangem Minnespiel zufrieden gibt. Andererseits lenkt diese Eröffnung nun wirklich ihren Blick auf Dinge, die sie gar nicht so genau sehen will – egal wie offensichtlich es sein mag, dass Kelian und sie sich ihrer Leidenschaft auch nicht erst seit knapp zwei Wochen hingeben. Kurz öffnen sich die Lippen, um etwas zu erwidern was wohl dem Oberhaupt gerecht geworden wäre. Das allerdings spielt kaum eine große Rolle, auf gewisse Dinge sollte man immer achten, egal wer man ist. Nicht umsonst war die Affaire zwischen ihr und Kelian so schwierig zu leben und letztendlich hat nur der Krieg dafür gesorgt, dass sie ihre Liebe schließlich offen gelebt haben.
»Dann ist es kein Heimweh, sondern Sehnsucht.« Nicht nach Duria, sondern nach Kaylis. Trotz der schlichten Feststellung ist ihr Blick etwas missbilligend, bevor sich Rondra eingängig wieder mit den Falten ihres Kleides beschäftigt, kein Thema das sie vertiefen will, das gehört hinter vollkommen geschlossene Türen, oder nicht? »Ich…. würde Nora hinein bringen und dann… sollten wir den Aufstieg angehen, bevor die Sonne zu sehr brennt.« So schnell kann’s gehen und die Mutter beugt sich schon wieder zur Tochter hinab um sie aufzusammeln und ihr die Gräser aus den Fäustchen zu puhlen.

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Kelian_


The one that got away
07.05.1462


Machen wir das Duo doch gleich komplett, denn was das eine Weib kann, kann das andere mindestens genau so gut. Ein freches Grinsen erobert meine Lippen, mein Blick liegt auf Rondra. Zuerst nur in den Augen, bevor er schnell über sie gleitet. Sie hat kein Feuer? Oben wieder angekommen weiten sich meine offenen Gesichtszüge noch, fast so als ob ich gleich loslache und doch ist es eine ganz andere Richtung. Eindeutig. Es reicht mir ein Wort, aber es bringt die Skepsis dann vielleicht auch ausreichend zu tragen. So? Ich hätte da einige Argumente, die ich verwenden könnte, die gegenteiliges berichten, aber vor der Cousine belasse ich es lieber dabei. Nur eben das Grinsen, das ist unverschämt, genau so wie sie es verdient hat.
Der Turm scheint also beschlossene Sache oder besser die Ruine, denn das ist sie wirklich. Ich bin gespannt darauf, ich war selbst noch nicht da. Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn wir Proviant mitnehmen, dann können wir dort oben essen. Eventuell könnte man mir an meinem kleinen, verfressenen Ausdruck ansehen, dass ich natürlich noch nichts gegessen habe, seitdem ich von hier nach Graz geritten bin.
So, nun aber endlich zu der anderen Tomate. Hach, Weiber, sie sind manchmal einfach herrlich. Vor allem, wenn ich mich da gegenüberstelle, jemand der so gut wie nie errötet. Ich schätze, Rondra hat es während des gesamten letzten Jahres ein einziges Mal gesehen. Reicht auch, aber ein guter Schnitt, denn so oft wie ich sie zum Erröten gebracht habe - so weit kann ich ehrlich gesagt nicht zählen. Mir steht quasi das ganze Feld der Witze über die Fuggerfrauen und deren Moral offen, aber in den meisten Fällen würde ich wahrscheinlich auch Rondra mit hineinziehen, was neulich schon sehr schief gegangen ist. Irgendwie vermochte ich nicht auszudrücken, was ich eigentlich wollte. Egal, also Arioste wird in jedem Fall geschont, auch wenn ich nicht vermeiden kann, dass mein Blick sie ein wenig intensiver umfängt und zu ihrem Bauch gleitet. Ich musste nun die Erfahrung machen, dass Rondra und ich uns vielleicht voneinander fernhalten sollten, wenn wir keine Kinder wollen - sie scheint empfänglich für meinen Samen zu sein. Ich bin eben ein echter Mann, was wohl aber wieder die Frage aufbringt, wie viele von den Weibern zu dumm waren und einen meiner Bastarde auf die Welt gebracht haben. Ein Teufelskreis! Gesellschaft vermag uns, glaube ich, so ziemlich alles versüßen. Wird schon Kaylis sein, der sie regelmäßig besucht, aber dies ist nichts, woran ich Anstoß nehmen sollte. Oder? Sollte ich ihr Hier und Jetzt eine Standpauke darüber halten, was sie tun und lassen sollte, weil ich Rondras Ehemann bin und sie meine...Lieblingsfuggerin? Nein, ich denke nicht und ein Wink von Rondra kam auch nicht. Hast du dir bereits überlegt, was du gerne für ein Möbelstück haben möchtest? Ich könnte es vielleicht noch vor unserer Abreise fertig stellen, wenn du keine zu extravaganten Wünsche hast? Gut, ich bin wirklich nett und lenke das Thema ebenfalls weiter, es scheint beschlossene Sache, dass ich mich nicht in diese Angelegenheiten einmische. Ach und da war ja auch noch was. Ich schüttel also leicht verspätet meinen Kopf auf ihre Frage. Es mag dir verrückt vorkommen, aber ich lenke meinen Gaul die normalen Wege entlang Richtung Graz. Es ist gar nicht so weit, eine gute Stunde mit dem Vieh-rbeiner. Genau, Johanna mag es ja nicht, wenn ich die wundervollen, zauberhaften und sowieso alles übertreffenden Pferde so bezeichne. Sowieso bräuchte sie ja bald ihr eigenes Pony, wenn man das Kind fragt - Ha, ich denke, dass sehen wir alle sehr, sehr unterschiedlich. Du hast doch nichts dagegen jetzt die Ruine anzuschauen? Ich dachte nur, dass es vielleicht nicht gleich beim ersten Mal der ganz große Rundgang sein muss. Mein amüsiertes Lächeln zeigt an, dass ich durchaus weiß, was für Wege und Gefahren auf Arioste gewartet hätten, vor allem wäre es sicher nicht ganz unanstrengend gewesen.

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Arioste
7. Wonnemond 1462 – Und es bleibt ein Familienbesuch.

Eigentlich lädt es ja durchaus zu Protest ein, was die Cousine da sagt. Sehnsucht und Heimweh meint Arioste ja durchaus noch unterscheiden zu können, andrerseits mag sie das Thema nun auch wirklich nicht weiter vertiefen. Sehnsucht würde sie auch nie bestreiten, es ist mehr dieses Gefühl, dass sie gerade bei der Krankheit in der letzten Woche einige Male befallen hatte: wenn schon allein sein, dann doch zuhause. Nicht dass es sonderlich quälend gewesen wäre, denn sie wusste ja dass dieser Zustand des krank und deshalb allein seins bald wieder vorbei sein würde, aber irgendwie da ist es eben schon.
Seis drum, dieser Ausrutscher wird also gnädig übergangen und man widmet sich der weiteren Tagesplanung. Die Ruine soll also das Ziel dieses Ausflugs werden und Ariostes Blick schweift zum Berg hinauf. Was folgt ist ein zustimmendes Nicken.
„Gerne, das klingt nach einem überschaubaren Ausflug.“ Den nächsten Seitenblick erntet Johanna, dann wird wieder zu Kelian geschaut. Auch der Vorschlag etwas essbares mitzunehmen erntet ihre Zustimmung, irgendwie haben diese Zwischenmahlzeiten unter freiem Himmel und jenseits der Tischsitten durchaus etwas für sich.
Noch ein Schluck aus dem Becher und etwas Zeit zum Überlegen. Gedanken hatte sie sich schon oft gemacht, welches Möbelstück ihre Einrichtung noch gut ergänzen würde, aber letztendlich ist sie noch immer unschlüssig.
„Solche Entscheidungen fallen mir immer schwer. Derzeit bin ich noch am überlegen ob die Marode Fassung meines Spiegels noch ihren Dienst tut oder ob eine neue sinnvoll wäre. Andrerseits bräuchte ich wirklich noch ein Beistelltischchen, Truhen sind nicht unbedingt eine praktische Ablagenfläche.Einmal laut gedacht und letztendlich wohl auch entschieden. Nicht zuletzt, weil zweites wohl auch die unkompliziertere Angelegenheit wäre. Der Freiherr erntet also ein Lächeln und Arioste legt sich endlich fest. „Ja, ich denke das Tischchen wäre eine wunderbare Sache. Aber du kannst dir wirklich Zeit lassen, da ich ja selbst in zwei Tagen auf Reisen gehen werde.“ Sollten Nachfragen diesbezüglich kommen, würde sie wohl die wenigen erklärenden Worte die Rondra vorhin schon gehört hat noch einmal wiederholen.
Die Aufbruchstimmung lädt allerdings noch einmal dazu ein, das Thema Wegbewältigung aufzugreifen.
„Du hast also deinen Frieden mit den Pferden gemacht“ wird schmunzelnd festgestellt. „Falls du einmal den kürzesten Weg nach Bruck nehmen solltest wirst du sie erst wirklich zu schätzen wissen.“ Mit einer Kutsche – wie auch nach der Hochzeit – hat man wohl kaum eine andere Wahl als den Weg entlang des Flusslaufes zu nehmen, außer man will das Gefährt bei der Furth zum Boot machen. Auch keine abwegige Vorstellung beim ehemaligen Seemann.
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Kelian_


The one that got away
07.05.1462


Ein Ausflug, der tatsächlich überschaubar wäre und sich am Ende eben doch ewig hinziehen kann, wenn man es wollen würde. Johanna könnte Raben jagen, wir Erwachsenen auf einer Decke oder alten Mauer sitzen, plaudern - eben das Übliche. Für einen Moment denke ich daran, dass ich ja auch Nora nehmen könnte, dann müsste das Mädchen nicht zurückbleiben. Ich drehe mich leicht, nur soweit, dass ich Rondra sehen kann, die dabei ist sich zu entfernen. Jetzt oder nie. Ein Stück öffnet sich mein Mund, bevor er sich dann wieder schließt. Nie. Ich würde das Kind nicht mit nehmen, nicht heute und wahrscheinlich auch nicht in Zukunft. Ich kann nicht mal sagen, dass es mir Leid tut, es ist einfach so. Da wo sie vielleicht Leom in mir sieht, jemanden der ihn zumindest an den Kerl erinnert, eine Konstante in ihrem Leben, da sehe ich eben wirklich nur ihren Vater. Das dunklere Haar als es die andere beiden haben, das Gesicht - einfach alles. Wenn mich jemand fragen würde, ich würde wohl behaupten, dass das Kind selbst die Füße des Kerles hat ohne denen jemals viel Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Alles, damit Rondra glücklich ist, aber in diesem Fall nur genau so viel wie erwartet wird. Sie darf hier leben, sie bekommt alles was sie braucht - aber nicht mehr. Es ist nicht meine Pflicht sie zu verhätscheln oder ähnliches, es bleibt dabei. Sie ist das Geschwisterkind von Johanna, das Schlimme ist sicher, dass wir uns in unserer Meinung gar nicht so weit entfernt sind, wenn vielleicht auch aus anderen Gründen.
Nachdem ich mich wieder ganz zurückgedreht habe, nicke ich noch leicht abwesend zu Arioste, meine Stirn ist leicht in Falten gelegt. Die Gedanken, die mir im Kopf herumgespukt sind, sind sicher nicht zu sehen, allerdings ist es wahrscheinlich auch nicht schwer sie zu erraten, wenn man den Ansatzpunkt hat. Ein kleiner Tisch dann also - du wirst einen bekommen. Sicher ist es auch nicht ganz uneigennützig, so kann ich meine Hand weiter austesten. Sowohl die linke als auch die rechte, denn beide müssen geschmeidig sein. Die eine, weil ich sie gerne wieder wie früher nutzen möchte, die andere, weil sie meine neue Führhand sein soll. Irgendwann. Hoffentlich. Logischerweise folgt auch nach einem kurzen Moment die Frage nach der Reise, ja es stellt sich sogar ein gewisses Glitzern in meinen Augen ein. Reisen. Nicht, dass ich es nun unbedingt machen müsste, aber bevor ich hier sesshaft geworden bin, war ich doch recht lange und ausgiebig dabei die Welt zu erkunden. So erfahre nicht nur ich was das Weib für Pläne hat, sondern diese auch noch einmal von Alexandria. Dabei schmücke ich gleich noch ein wenig aus, nicht aber ohne ihr sogleich meinen Arm anzubieten und Johanna an die andere Hand zu nehmen. Soll ja alles seine Richtigkeit haben. Wir wollen ja auch, aber das wird Rondra dir sicher erzählt haben. Ich würde sie gerne länger entführen, damals als ich ihr das Schiff in den Naturhafen gebracht habe, hat sie mir erzählt, dass sie Alexandria so gerne sehen möchte. Ich habe ihr versprochen, dass wir es einmal sehen werden.
Langsam würde ich die beiden Weiber zurück zum Hof des Anwesens führen, wo sicherlich alsbald Rondra auftauchen würde. Ohne Kind, dafür aber mit Sicherheit zumindest einen Korb an der Hand mit hoffentlich vielen Leckereien. Nunja, meinen Frieden. Es ist halt praktisch, wenn man eins hat, nicht wahr? Ich würde dich jederzeit anmieten zum Ausreiten mit Rondra, vor allem da sie sich auffällig oft mit Arnest verabredet. Ein tiefes, theatralisches Seufzen, was wohl aber sicherlich auch den Schalk dahinter verbirgt. Hätte ich gewusst, dass sie sich soooo nah stehen, hätte ich es mir vielleicht doch überlegt, auch wenn der Mann ein Sicherheitsfanatiker ist - es gibt kaum einen besseren Wachmann würde ich behaupten. Er hat seine Männer im Griff, ich kann schon verstehen, warum sie immer mit ihm ausreitet, wenn ich nicht da bin. Ein leichtes Zwinkern Richtung Arioste, immerhin weiß sie es sicher einzuordnen, deutlichere Worte verbleiben in meinem Kopf, ist doch das Kind an meiner Hand. Du hast keine Angst vor Raben, nehme ich an? Dies sollten wir vielleicht noch klären.

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Arioste
7. Wonnemond 1462 – Und es bleibt ein Familienbesuch.

Ein dankbares Lächeln geht an Kelian, bei der Zusage ihr dieses Einrichtungsproblem abzunehmen. Wo der letztendlich seinen Platz finden würde ist im Moment noch offen, aber wahrscheinlich nicht in der Stube sondern zwischen den Sesseln im Nachbarraum. So viel Dekadenz muss schon sein, dass man sich auf kleiner Wohnfläche ein Kaminzimmer leistet. Zumindest ist das der derzeitige Stand der Dinge, aber die Entscheidung was letzten Endes wo stehen wird ist mit Sicherheit erst dann endgültig gefallen wenn einfach so viele Möbel im Haus sind, dass es quasi voll ist.
Unterschiedlicher können die Themen kaum sein. Sesshaftigkeit und Reisen, den ganzen Tag pendelt man wohl zwischen diesen Gegensätzen, aber letztendlich ist es wohl die ausgewogene Mischung aus beidem was es erst interessant macht. Letztendlich steigert es aber vor allem die Vorfreude auf die eigene Reise, auch wenn die sich in sehr überschaubaren Dimensionen abspielen wird. Alexandria, schon wieder fällt dieser Name und Arioste fragt sich, was an diesem Ort denn so besonders sein soll. Als sie sich schließlich bei Kelian einhakt und der kleine Tross Richtung Hof schlendert wird die Frage auch ausgesprochen.
„Was ist so besonders an dieser Stadt, außer dass sie wohl unglaublich weit weg sein muss? Warst du schon einmal dort?“ Dass der Horizont der Fuggerin in dieser Hinsicht sehr beschränkt ist, ist kein Geheimnis. Vorstellungen von andere Ländern hat sie auch nur in sehr primitiven Umfang. England: Tee und Regen. Frankreich: Wein und Sonne. Italien: Wein und Sonne – und laute, kinderliebe und strenggläubige Menschen. Alles andere ist wie ein grauer Schleier über der Landkarte in ihrer Vorstellung.
Das Schmunzeln in ihrem Gesicht weicht auch nicht, als Kelian darüber klagt, dass er seinem Weib den vermeintlichen Gespielen selbst zugeführt hat. Zwar kennt sie den Wachmann nicht wirklich gut, aber den Eindruck eines leidenschaftlichen Liebhabers erweckt er nicht wirklich. Und falls man sich so etwas anschafft, tut man es ja angeblich um Mängel des eigentlichen Partners zu kompensieren. Was Arnest haben könnte das Rondra an Kelian vermisst würde ihr beim besten Willen nicht einfallen.
„Wahrscheinlich braucht sie diese Abwechslung, weil sie deine strahlende Erscheinung blendet und sie Ruhe vor der guten Unterhaltung die du ihr bietest braucht.“ Wird mit einem Zwinkern erwidert, ehe die Gescholtene schließlich mit dem erhofften Korb zu der kleinen Gruppe stößt.
Der Platz an Kelians Arm wird natürlich seinem Weib überlassen, Arioste nimmt sich des Korbes an und würde sich solange die breite des Weges es zulässt wieder bei der Freundin einhaken. Einen merkwürdigen Anblick mag der Tross der sich alsbald in Bewegung setzt schon bieten, aber welche Rolle sollte das letztendlich schon spielen? Die Frage nach den Raben bringt die Fuggerin abermals zum Grinsen. Schnell wird der Kopf geschüttelt, ehe noch angefügt wird:
„Du kannst dich glücklich schätzen, dass dein Wappentier auch deinen Wohnsitz schmücken kann ohne Furcht und Schrecken zu verbreiten.“ Vergnügt wird gekichert, denn unwillkürlich musste sie an die Ammenmärchen denken die sich so vehement unter den Bauern in Duria halten.
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Rondra
07. Mai 1462

Das Geplänkel über die Einrichtung des Hauses der Freundin ist an Rondra natürlich vorbei gegangen. Ebenso wie der nachdenkliche Blick, der ihr und Nora gefolgt ist.
Im Haupthaus hat alles ein wenig gedauert, auch wenn ihre Leute recht fix sind, in der Regel zumindest. Eins der Mädchen wird beauftragt in die Küche zu gehen und dort einen Picknickkorb zusammenstellen zu lassen. Schnell und möglichst genug für vier hungrige Mäuler. Tja, wäre ja auch langweilig wenn die Köchin nicht auch mal ins Rotieren kommen würde. Das nächste Mädchen erhält dann den Auftrag das Mädchen zu holen, welches sich Nora angenommen hat. Während die beiden in unterschiedliche Richtungen davon hasten, geht Rondra hinauf in die Kinderstube. Es dauert eine gute Weile. Das Kind ist recht schwer, zumindest kommt es der Mutter so vor und die Beine fühlen sich beim Erklimmen der Treppenstufen an als wären sie mit Blei ausgegossen. Oben angekommen dauert es auch gar nicht mehr lange, bis die Magd auftaucht und ihr die kleine, süße Last abnimmt. Ein kurzes Gespräch und schon geht es wieder hinunter. Immerhin, bis in die Küche muss sie sich nicht abmühen, das Mädchen ist schon zurück und reicht ihr den Korb an. Rondra selber hat noch keine Ahnung was alles darin ist, denn ein zusammengefaltetes Tuch verbirgt die Leckereien, allerdings duftet er köstlich. Wenig später macht sich das Vierergespann also an den kleinen Aufstieg. Dankbar gibt Rondra den Korb ab und übernimmt Kelians Arm, wobei sie ihn auch einfach in die Mitte hätten nehmen können. Normalerweise lastet die Schwangerschaft noch nicht allzu sehr auf ihr, doch es sind die kleinen Anstrengungen die ihr aufzeigen, dass es nun eben anders ist. Langsamer als es noch vor wenigen Wochen der Fall gewesen wäre geht es hinauf und insgeheim ist sie froh, dass es nicht allzu weit ist und die beiden Erwachsenen ihre Unterhaltung ganz gut allein bestreiten, spart ihren Atem.
»Ich… bin… mir noch nicht sicher…. ob ich sie so recht leiden mag.« wird etwas stockend verkündet. Sind das Neuigkeiten für Kelian? Rondra weiß es nicht und an sich bezieht es sich auch nur auf die scheinbar Ewigkreisenden über dem Gemäuer. »Die Raben oben…. nicht das Wappen.«Wird dann doch lieber nachgeschoben. Vielleicht verhält es sich mit den Raben auf Rabenstein so wie mit dem albtraumhaftem Bett auf Leoben. Das wäre kein schlechter Tausch. Nicht auszudenken die wundervollen Nächte mit Kelian in diesem Ungetüm verbringen zu müssen.
Doch schließlich ist es geschafft und auch mit näherer Betrachtung ist das schwarze Federvieh nicht schöner. Johanna allerdings ist, hast du nicht gesehen, schon fort um die Viecher zu scheuchen und endlich jeden Stein und jeden Ast zu untersuchen.
»Johanna!« Wird dem Wildfang noch hinterher gerufen, doch viel nützt es nicht. Immerhin, dass das Kind verloren geht ist unwahrscheinlich. Ständig schallt es aus irgendwelchen Ecken herüber. Ob sie meinen dass es hier spukt? Bisher ist dem Kind keine Spukgeschichte zu Ohren gekommen, aber es müsse hier doch ein Geist umgehen, oder? Das, immer wieder unterbrochen von „Schau mal, Tante“ und „Kelian kuck doch…“ oder „Mutter sieh‘ mal“. Einer kleinen Bergziege gleich kraxelt das Mädchen umher, wenn auch schließlich die Mahnungen der Erwachsenen ihre Wirkung zeigen.

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Kelian_


The one that got away
07.05.1462


Noch immer glänzt das Thema reisen durch seine besondere Langwierigkeit. Irgendwie scheint es uns alle in wenig in die Ferne zu ziehen, außerdem, wer wenn nicht ich habe über fremde Länder zu erzählen? Allerdings muss ich Arioste zu der speziellen Frage enttäuschen, denn ich selbst war ebenfalls noch nicht dort. Warum? Wird sie gleich erfahren. Alexandria liegt recht weit im Süden, soweit ich es gehört habe. Noch ist es nicht allzu lange bekannt, ein paar Jahre nun vielleicht. Ich war schon länger nicht mehr in diesen Gefilden unterwegs, also würden wir es gemeinsam entdecken. Die Antwort auf die Frage, was genau nun so besonders an der Stadt ist, die müsste wohl warten bis Rondra und ich es einmal gesehen haben. Immerhin war ich nun selbst noch nicht da und bei mir geht es in erster Linie darum, Rondras Wunsch zu erfüllen. Was auch sonst sollte im Vordergrund stehen?
Als ich all meine Weiber und kleinen Geißböcke zusammen habe, soll es losgehen, auch wenn ich gegenüber Arioste natürlich gleich in zweifacher Hinsicht protestiere. Zum einen natürlich, dass sie den Korb nehmen will, dies erscheint mir eher Männerarbeit zumal ich erstmal völlig frei da stehe. Als ob Johanna den Berg hinauf ruhig an meiner Hand gehen würde und zum anderen hätte ich ihr durchaus weiter meinen Arm angeboten. Nun, die Diskussion verliere ich, auch wenn ich noch einmal betone, dass ich den Korb jederzeit nehme, falls sie sich dem doch nicht gewachsen fühlt.
Hinauf führt es uns also. Vielleicht ist es wirklich gut, dass es kein allzu weiter weg ist, denn natürlich sind es keine Meilen mehr, die der Berg sich noch nach Oben erstreckt. Mit jedem Meter, den wir zurücklegen wird das Krächzen etwas lauter, einzelne Raben fliegen vor uns davon. Mir egal, solange keiner auf die Idee kommt uns anzugreifen. Welches ist dein Wappentier? Außerdem wäre es bei der Gelegenheit freundlich, wenn du mir den Namen deiner Grafschaft noch einmal sagen könntest - ich möchte dich so gerne angemessen begrüßen können. Das Grinsen welches ihr gilt, ist in jedem Fall ein freundschaftliches auch wenn es vielleicht ein bisschen verblaßt, als ich Rondras Keuchen vernehme. Herrje, gerade noch sind die Weiber nur ein wenig schwanger und plötzlich sind sie es ganz schön. Es zeigt mir, wie sehr die Zeit gerannt ist, vor allem seitdem sie mir gesagt hat, dass sie wohl ein Kind erwartet. Sicer können wir uns dessen nun sein und wenn man zurückrechnet, was sie denkt, dass das Datum ist, dann haben wir bereits fast die Hälfte rum. Wäre es nicht absurd, würde ich Rondra vielleicht hochtragen, aber dies würde ich dann wahrscheinlich auch och nicht schaffen. Also...ich mag sie. Ein kleines Grinsen erscheint auf meinem Gesicht, während ich die Weiber die letzten Meter zur Ruine bugsiere. Sie sehen hübsch aus, artikulieren sich klar und sie scheinen außerordentlich schlau zu sein. Thomas hat mir berichtet, dass es früher mal einen Burgherren gab, der die Raben abgerichtet hat und so seine Briefe überbracht haben. Ob er mich damit belogen hat, keine Ahnung, aber ich mag die Vorstellung.
Natürlich ist Johanna nicht zu halten, einer von uns muss immer etwas gucken, auch wenn ich sie letztendlich recht energisch zu uns zurückhole. Nicht nur das Federvieh braucht ein wenig Ruhe, sondern auch wir Großen, weshalb ich recht rasch den Korb öffne. Nicht nur für das Mädchen, sondern auch ich sterbe fast vor Neugier und Hunger - was mich allerdings nicht daran hindert erst darauf zu warten bis die Damen zugegriffen haben. Sicherlich würde irgendeine Leckerei auch für mich übrig bleiben, oder?

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Arioste
8. Wonnemond 1462 – Und es bleibt ein Familienbesuch.

Vielleicht war es doch die bessere Entscheidung das schwangere Weib in die Mitte zu nehmen, so können wir sie ihm Notfall noch ziehen falls ihr die Puste ausgeht. Ein grinsen beim Seitenblick auf die Blonde, aber das Ziel ist bereits in Sicht. Alexandria ist also interessant, weil gänzlich unbekannt. Das klingt irgendwie logisch und sie verzichtet auf weitere Nachfragen, da es nicht verspricht nocht sonderlich ergiebig zu werden.
Amüsiert wird Johanna beobachtet, wie sie das Federvieh durch die Gegend scheucht. Irgendwie gefallen ihr die schwarzen Vögel sogar, zumindest sind sie wesentlich ansprechender als die schnöden Tauben die sich überall herum treiben. Solche hat sie hier noch gar nicht gesehen, ob die Raben das Ungeziefer der Lüfte vielleicht sogar auf dem Speiseplan haben? Ehe sie dazu kommt die Frage auszusprechen wird ihr eine gestellt die sie zum schmunzeln bringt.
„Mein Wappentier ist der Greif.“ Und schon wieder wird das Schmunzeln zum Grinsen, nicht nur wegen dem was nach der Frage kam sondern auch wegen der Vorstellung, was wohl los wäre, läge eines Tages so ein Vieh gemütlich in der Sonne vor dem Burgtor. „Und der Name der Grafschaft ist Duria. Heimat für viele abergläubische Bauern. Ich fürchte fast das Wappentier geht auf den Standort der Burg zurück, der wird nämlich Greifenfels genannt.“ Die Erinnerung wird durchstöbert, wie es eigentlich dazu kam. Sie erinnert sich nur noch vage an die merkwürdige Sage die ihr Gunnar erzählt hat, als sie das erste Mal dort gewesen ist. Dass es hier so offensichtlich ist gefällt ihr, generell mag sie diese kleineren Landstriche die nicht nach Städten benannt sind sondern nach ihren Besonderheiten. Gut, bei ihr ist das wohl eher nicht der Fall. Aber auch Flüsse sind sympathischere Namensgeber als Siedlungen.
Kelians Erzählungen lassen sie erstaunt zu ihm blicken.
„Tatsächlich? Das wäre ja eine wunderbare Beschäftigung, sich solch außergewöhnliche Brieftauben heranzuziehen. Ich habe dergleichen bisher nur bei Falken noch erlebt, aber an deiner Stelle würde ich es auf einen Versuch ankommen lassen, an Federfieh oder auch Nestern gibt es ja keinen Mangel.“ Dumm wäre es natürlich nur, wenn jener Thomas sich einen Scherz erlaubt hätte und Kelian sich durch den Versuch die Tiere abzurichten zum Gespött seines Gefolges macht. Aber andrerseits, sonderlich abwegig findet die Fuggerin den Gedanken wirklich nicht. Gut, Rondra wird es wohl nicht sonderlich gefallen fällt ihr schließlich auf, also sollte sie Ermutigungen in diese Richtung besser unterlassen.
Endlich am Ziel angekommen wird die nächste Mauer zur Sitzgelegenheit umfunktioniert, zum Leidwesen Johannas. Aber die köstlichen Dürfte die einem in die Nase steigen dürften wohl auch das lebhafte Mädchen besänftigen, zumal das beste Brot bei solch einer Aussicht wohl noch besser schmeckt. Hoffentlich kommt das Kind nicht auf die Idee ein paar Stückchen an die Bewohner dieses Ortes abzugeben, nicht dass noch ein schwarzer Schwarm Federvieh sie her macht.

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Johanna_fugger


08. Mai 1462

Oh wie ist das wunderschön und herrlich hier oben. Fast zwei Wochen hat sie nun darauf warten müssen die Ruine erkunden zu dürfen – zwei endlos lange Wochen, sie ist fünf Jahre alt, da sind zwei Wochen eine Ewigkeit. Wie oft sie Kelian damit bestürmt hat, weiß Johanna gar nicht mehr. Meistens ging das Betteln danach gleich bei der Mutter weiter, immerhin lag die Entscheidung bei ihr. Den Ausflug zum Turm nur mit der Mutter. Die allerdings hatte ständig irgendwas zu tun, oder war zu müde, oder oder oder.
Heute aber nun gleich auch noch mit der Tante! Einfach famos. Natürlich stehen die Beinchen der Kleinen keinen Augenblick still. Hier eine Mauer, da ein Geröllhaufen und die Kletterrosen an der Steinmauer direkt über der Mur – all das ist so schnell gar nicht alles zu erfassen, oder zu begreifen.
Dazu die ständig krächzenden Raben über ihnen, einige ganz kecke Tiere die sich getrauen trotzdem noch umher zu hüpfen und die kleine Gruppe immer wieder mit schiefgelegten Köpfchen skeptisch mustern.
Erst der Korb vermag das Kind wieder ganz zu den Erwachsenen zu holen – Kelians Ansage und das Rufen der Mutter haben zwar dafür gesorgt dass sie in der Nähe geblieben ist, aber trotzdem gab es auch dort genug zu entdecken.
„Ohhh. Kalter Braten und Kräuterbrot….“ Natürlich auch ein Schlauch mit Dünnbier und einige Äpfel und… ihre Begeisterung kennt kaum eine Grenze. „Rhabarberkuchen! Er ist noch ein bisschen warm.“ Begehrlich langen die kleinen Hände zu, natürlich zuerst Brot und Fleisch. Zwar würde sie fürchterlich gern mit dem Kuchen anfangen, aber damit wohl kaum durchkommen. Genüsslich wird gespeist und tatsächlich herrscht dabei ein wenig Ruhe, zumindest von Johannas Seite aus. Essen ist wohl eine der wenigen Tätigkeiten, bei der ihr Plappern nicht dauernd zu vernehmen ist. Doch dann geht ihr Blick plötzlich neugierig zur Tante. „Heranziehen? Ihr meint man könnte einen zahmen Raben haben?“ Das Glitzern in den Braunen sagt wahrscheinlich schon alles, als sich ihr Blick einer Schar Raben zuwendet, die sich in sicherer Entfernung, aber eben doch recht nah, niedergelassen haben. Sicherlich warten sie nur auf ihren Moment um etwas von dem Festmahl abzubekommen und auch Johanna erkennt das. Nachdenklich geht besieht sie sich das Stückchen Brot und dann den Braten in ihren Händen. Offensichtlich, was es da zu überlegen gilt. „Ob sie auch lieber Kuchen wollen?“ Klar, wer würde Kuchen nicht allem anderen vorziehen?


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Kelian_


The one that got away
07.05.1462


Letztendlich landet auch in meiner Hand ein Stück vom kalten Braten, sowie vom Brot. Zufrieden mit dem was ich habe, mit der Gesellschaft, ja sogar mit den krächzenden Raben, herrscht auch bei mir eine Weile schweigen. Nicht, dass ich nun unbedingt für meine ausschweifenden Reden bekannt bin. In meinem Kopf geistert die Vorstellung umher, wie auf Duria ein Greif umherfliegt, sich auf dem Burghof die Federn und das Fell hübsch machen lässt. Ja, das klingt lustig, vor allem wenn man die Tatsache noch mit hineinnimmt, dass die Bauern Angst vor dem Vieh haben. Arioste muss also mutiges Personal haben, davon mal abgesehen, dass die Möglichkeit, dass wirklich ein Greif auf ihrem Anwesen herumschwirrt eher absurd ist. Was uns auch wieder zu meinem beziehungsweise besser unserem Wappentier zurückbringt. Der Rabe. Klar hat Rabenstein seinen Namen nicht umsonst erhalten, die Viecher wagen sich nun, da auch Johanna sitzt ein wenig näher heran. Das Übel in Form der Verlautbarung von Arioste lässt mich ein wenig das Gesicht verziehen, denn ob ich nun einen Raben in der Burg oder auf dem Anwesen haben möchte, darüber bin ich mit mir noch gar nicht im Reinen. Nun, der Gedanke ist im Kopf des Mädchens, weshalb ein ironisch gemeintes Danke an die Tante geht. Dem Braunauge erkläre ich mit einem kleinen Grinsen, dass sie sich ein Ei ergattern müsste, um es dann selbst auszubrüten. Scheint sie meinem Scherz zu erliegen, ist es schließlich Rondra die ihre Große davor bewahrt ganz auf dem Arm genommen zu werden, so dass wir sogar noch klären können, dass die Raben wohl am liebsten etwas vom Brot oder sogar vom Fleisch hätten.
Schließlich schafft es der kleine Blondschopf gar mir ein Versprechen abzuringen. Sollte einmal ein Rabe verletzt an einem unserer Fenster, Türen oder auf dem Burghof landen, dann dürfte sie versuchen ihn gesund zu pflegen, so dass es am Ende allein ihr Rabe wäre. Ich weiß nicht, wer genau weniger begeistert ist: Rondra oder ich? Egal, ich mein wie wahrscheinlich ist es schon, dass eines der Viecher so ankommen würde. Eher würde es hier oben verrecken.
Egal, letztendlich müssen wir uns der Raben erwehren, die Dank Johannas Fütterung immer dreister werden. Mit Händen und Füßen, damit sie nicht noch näher kommen, was Madame nun wieder ganz unglücklich macht, sind doch endlich die hübschen Raben ein wenig näher da und sowieso darf sie nie irgendwas. Ein Pony bekommt sie ja auch nicht. Spätestens als sich die kleine Trotzphase bei der Kleinen einstellt, wird es deutlich, dass wir wieder herunter sollten. Was wir dann natürlich auch machen. Auch wenn der Korb leer ist, bestehe ich darauf, dass diesmal ich ihn trage. Langsam geht es hinunter, Johanna gar nicht mehr so munter wie bei dem Aufstieg noch, so dass ich mich bereits sogleich von den Weibern verabschiede, um Madame vielleicht doch noch so etwas wie einen Mittagsschlaf zuzuführen. Frische Luft macht manchmal eben doch schläfrig. Wann genau die Weiber sich dann verabschiedet haben, ist mir persönlich nicht bekannt, aber Ewigkeiten hat es nicht mehr gedauert bis auch Rondra nach ihrer Tochter gesehen hat. Eine weitere Geschichte gab es trotzdem nicht mehr.

Call on me
10.05.1462


Es sind die letzten hellen Strahlen, die in die Gemächer im dritten Stock eindringen. Natürlich halten wir uns in meinen Räumen auf, irgendwie sind ihre kein weiteres großes Thema zwischen uns gewesen. Die Ereignisse des Tages haben wir ausgiebig beleuchtet, wobei es diesmal Rondra gewesen ist, die ihrer Wut noch einmal Luft machen musste. Nicht, dass ich es weniger ungeheuerlich finde, aber diesmal war ich der ruhigere Part. Einer von uns beiden muss schließlich die Durchsicht behalten, sonst geht es irgendwann ins Auge. Seit ein paar Minuten herrscht nun Schweigen, wenn auch kein schlechtes. Die Kinder schlafen bereits friedlich, auch wenn es mir bei Nora herzlich egal ist. Sowieso müssten sich um alles weitere die Mägde kümmern, ist diese Tür hier erst einmal geschlossen, so bleibt sie es eigentlich auch. Es gibt wenig Dinge, die das Personal befugen würde uns beide hier zu stören.
Leise knistert das kleine Feuer, welches dem Raum eine angenehme Temperatur verschaffen soll. Obwohl es draußen bereits sehr viel wärmer ist, würde es wohl fast das ganze Jahr nötig sein, Holz im Kamin zu entzünden. In meiner Hand findet sich gelegentlich ein Glas Wein wieder, während viel wichtiger ein Buch ebenfalls dort zu finden ist. Ich lese, richtig. Die Studien habe ich zuletzt mit aller Macht vorangetrieben, weshalb ich auch diese Minuten nutze, um noch ein wenig mehr zu lesen. Nicht, dass ich Rondra in jeglicher Form von Gesellschaft nicht ansprechender finde, aber ein paar Minuten zum Abkühlen würden dem Weib sicher gut tun. Ich denke kaum, dass ich gerade dabei besonders gut helfen würde. Sie würde schon ankommen, ob nun mit Worten oder mit Zärtlichkeiten.

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Rondra
10. Mai 1462

Dass sie den Abend auch in ihren Räumen verbringen könnte, darauf kommt Rondra gar nicht. Es scheint als sei das Thema mit der Hochzeitsnacht abgehakt worden. Aber seine Gemächer bieten schließlich auch ausreichend Platz für sie beide.
Heute allerdings sitzt das Weib nicht bei ihm am Kamin. Oftmals haben sie es genau so gehandhabt, beide mit einem Buch in den Händen, oder Rondra eben mit einer Handarbeit. Letzteres ist allerdings ein eher seltenes Bild. Heute hat sich der Blondschopf nachdem sie genug getobt hat zurückgezogen. Sie weiß dass sie sich nicht wieder beruhigen würde, wenn sie immer jemanden bei der Hand hätte, bei dem sie sich lautstark beschweren kann. Das hat sie bereits zur genüge getan, mit erhitzten Wangen, funkelnden Augen und Gift und Galle speiend. Sicherlich hat sie Temperament und dieses geht gern mal mit ihr durch, aber selten so sehr wie heute. Sie steht am Fenster des Zimmers und starrt hinaus in den rot und golden glänzenden Horizont. Sie hat sich zu sehr echauffiert, der Blondschopf spürt es. Nicht unangenehm, wie man vielleicht annehmen könnte. Beruhigend schiebt sich ihre rechte Hand über ihren Bauch. Albern vielleicht, aber bereits gestern war da dieses leichte Flattern. Ein Gefühl was eben auch täuschen kann, genauso gut wie ihr wachsender Spross könnte es der Magen sein, allgemeines Unwohlsein, verwunderlich wäre es bei diesen Nachrichten nicht, oder? Doch sie trägt nicht das erste Mal ein Kind unter ihrem Herzen, irgendwann nun wäre es an der Zeit es zum ersten Mal zu spüren. Eine kleine Rebellion gegen das hitzige Gemüt der Mutter also. Tatsächlich wirkt es, wenn auch nicht auf der Stelle. Doch dann lassen ihre Gedanken den Ärger los und wenden sich dem kleinen Wesen in ihr zu. Sein Sohn. Der Gedanke nun wieder lässt Rondra sanft, fast nachsichtig Lächeln. Was nur wenn es ein Mädchen wird? Männer! Anzunehmen wäre es jedenfalls, die Wölbung ist recht klein, zumindest noch. Die Kleider weit genug um zu verbergen, was noch nicht da sein dürfte. Ein Umstand der ihr nur entgegen kommt. Ob ein Junge dem ähnlich wäre, den sie gesehen hat, als sie dabei war hinüber zu gehen? Er würde nicht seinen Platz einnehmen, oder? Es ist… anders dieses Mal. Die Blauaugen lösen sich von dem wunderschönen Naturschauspiel, um etwas viel bezaubernderes und fesselnderes anzusehen – ihren Ehemann.
Ein seltener Anblick, ihn so ruhig lesend zu sehen, wenn auch kein ungewohnter in den letzten Wochen. Dies sind Dinge, die sie früher nicht gemeinsam getan hätten. Damals als die gemeinsame Zeit eben mit Gemeinsamkeiten angefüllt war. Die Zeit ausgekostet werden musste bis ins kleinste bisschen. Ein Anblick der ihr Herz schneller schlagen lässt. Es scheint zu tanzen, zu jubeln und eigentlich müsste er es wohl spüren – zumindest meint Rondra das.
Die Hand sinkt herab und langsam durchquert Rondra das Zimmer, um dann hinter seinen Sessel zu treten, sich über die Lehne zu beugen und die Arme um Kelians Hals zu legen.
»Ich liebe dich.« Leise murmelt sie es, bevor sie ihre Lippen in seinem braunen Haar versenkt und tief einatmet. Sie könnte schwören immer noch das Salz darin zu riechen. Eine Pose, die sie normalerweise genau andersrum einnehmen, aber gerade deshalb auch einmal reizvoll. »Ich würde ihm einen anderen ersten Namen geben wollen, glaube ich.« Kann er ihr folgen? Sie nimmt es zumindest an.

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