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Grafschaft Rabenstein - Die Familie Peverell

Sofia
Nach dem Achtundzwanzigstern im zehnten Mond 1462

Wieder ist es ein Bote, der aus Graz eine Nachricht überbringt, um diesen im Hause Peverell abzugeben.

    Geschätzter Kelian, liebe Rondra,

    habt Dank für eure Nachricht. Die Zeit mit Anstarren und Anschmachten zu verbringen klingt für mich jedenfalls erst einmal sehr reizvoll und daher sei es euch gegönnt. Da bisher noch keine weitere Mitteilung erfolgt ist, nehme ich an, das Datum der Taufe steht noch nicht fest. Dies soll mich nicht weiter stören, möchte ich dennoch gerne den Weg nach Rabenstein für einen Tagesbesuch auf mich nehmen. Selbstverständlich wird Katerina mich begleiten, so hoffe ich, dass Johanna ebenfalls zugegen sein wird. Erwartet unsere Ankunft also am fünften Tag des nächsten Monats.

    Herzlichst,
    Sofia

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Rondra
12. Oktober 1462
{Rabenstein gegen Mittag}


Anklopfen, oder nicht? Die Schritte der blonden Freifrau verharren an der Tür zum Kaminzimmer. Eine Frage die sich unter normalen Umständen nicht stellen würde. Zwei Männer ins Gespräch vertieft. Sie würde natürlich anklopfen, um dann einzutreten. Heute allerdings sieht es anders aus. Die heiße Wut mag verflogen sein, doch die Worte des Halbbruders sind keineswegs vergessen und die Sturheit gärt in Rondra, wie Trotz in einem Kleinkind. Mag es kindisch sein, wozu ist sie denn ein Weib, wenn nicht um manchmal eben schwierig zu sein. Ihre Hand umfasst den Türknauf also und ohne eine Vorwarnung für die Männer öffnet sie diese. Nicht laut und polternd, sondern bedächtig. Ihr Heim. Kelian selbst hat es einst deutlich gemacht. Ruhig tritt sie ein, eigentlich ohne sich anzuschleichen, doch da die beiden in ihr Gespräch vertieft sind, scheinen sie im ersten Moment keine Notiz zu nehmen. Die Blauaugen verfangen sich für einen Moment an dem herzerwärmenden Bild des Liebsten mit Graham. Was wenn nicht Mutterstolz und Liebe schafft es den Blick wieder weicher werden zu lassen? Genauso natürlich wie eben jene Gefühle auch zur Ohrfeige führen konnten und jederzeit wieder würden.
Lange währt der Blick allerdings nicht. Verwundert ziehen sich ihre Brauen zusammen, als Rondra die Worte Balthasars vernimmt. Eine Familie will er? Im ersten Moment fällt es der Blonden schwer nicht trocken aufzulachen. Das was er anzubieten hat, verwundert allerdings wenig. Geld scheint in der Welt des Italieners alles möglich zu machen. Vielleicht liegt darin sogar die eine oder andere Wahrheit.
»Du willst eine Familie, die dich mehr als duldet?« Erstaunlich ruhig fasst die Peverell es zusammen. Ruhig und ohne einen Funken Spott mischt sie sich ein, während die Blauen förmlich an Balthasar kleben. »Du hattest sie einst. Wer garantiert uns, dass du uns nicht wieder verrätst und verkaufst, sobald dir jemand ein verlockenderes Angebot macht, als die Zuneigung die wir dir zu bieten hätten?« Natürlich spielt sie auf seinen Verrat an, als er all die Leben des Lilienbundes für einen Titel und ein bisschen Land verdammen wollte. »Und was heißt für dich ‚mehr als Duldung‘?« Sind sie käuflich? Ist ihre Liebe käuflich, vom eigenen Bruder? Könnte sie ihm überhaupt Liebe entgegen bringen? Liebe. Ein starkes Gefühl, zu stark für Balthasar. Erst heute hat er es wieder bewiesen. Rondra hatte sich ehrlich auf seinen Besuch gefreut. Besuche sind hier doch recht selten, vor allem von der einstigen Familie – die eigentlich immernoch ihre Familie ist, wenn es nach ihr geht. Was ist mehr als Duldung? Beteiligung? An was? Die Peverells sind gänzlich anders als die Dynastie der Fugger und das ist gut so. So schmerzlich es war sich zu trennen, so richtig war es. Dieser Meinung ist sie immernoch. Aber andererseits ist sich Rondra recht sicher, dass Balthasar hier nicht von Liebe spricht. Was mag Familie für ihn sein? Seltsam. Sie hat es sich in all den Jahren nie gefragt, auch wenn sie jetzt meint die Antwort zu kennen. Nein, Liebe ist sicher nichts, in dem er einen Vorteil sehen könnte. Was genau will er also?

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Balthasar_fugger
12. Oktober 1462 - Rabenstein gegen Mittag


Der Schwarzhaarige erhebt sich aus dem Sitz, als Rondras Stimme erklingt. Langsam dreht sich Balthasar zur Schwester herum. Ihr Eintreten ist von ihm unbemerkt geblieben und dass sie hörte was er sagte, ist nur zu offensichtlich. Den Moment den er braucht, um die Situation neu zu erfassen, verbringt er damit, die Eleganz der Blonden zu bewundern. Ihre Kleidung mag nicht besonders auffällig sein aber sie umschmeichelt die Schwester und kleidet sie in Balthasars Augen ebenso gut, wie es Seide und Brokat getan hätten. Nein, nicht alles Aristokratische ist ihr verloren gegangen. In einer galanten Geste streckt sich die Rechte des Italieners aus, um die Schwester an ihr zu einem Sitzplatz zu führen, wenn sie es ihm gestattet. Andernfalls streicht die Hand eben die eigene Kleidung glatt.
Rondras Fragen indes sind ebenso berechtigt, wie schwer zu beantworten. Wüsste Balthasar so genau, was er sich unter einer Familie vorstellt, müsste er wohl nicht länger suchen. Gleichgesinnte wohl am ehesten. Menschen die nicht an ihrem Platz verharren, sondern nach Höherem streben. Für sich und für ihre Familie. Menschen, mit denen alles zu erreichen möglich ist. Liebe spielt dabei keine große Rolle, so wie diese Emotion fast nie eine Rolle in Balthasars Leben spielte. Er ist das ungeliebte Kind, der ungeliebte Bruder, der ungeliebte Liebhaber. - Nichts was dazu beiträgt, einen Menschen nach den eigenen Gefühlen forschen zu lassen.
Er wird am Kamin stehen bleiben, während er über eine Antwort für die Schwester nachdenkt. Mehr aus Zufall bemerkt Balthasar die kleine Spinne, die sich von einem Sims abseilt und irgendwie erscheint sie ihm passend. Die Spinne, die ihr Netz webt und darin alles fängt, was zu unaufmerksam oder zu leichtsinnig herumfliegt. Auch er bemüht sich um Netze. Nur das der Halbbruder auf der Jagd nach Menschen ist, nicht nach Fliegen.
Zwischen Daumen und Zeigefinger wird das Tier gefasst, ohne das Balthasar die Bewegung bewußt vollführen würde, als er sich Rondra und Kelian wieder zuwendet. Die Spinne beendet ihr Leben zwischen den Fingern des Metropoliten, der die Achtbeinige langsam zu einem Klumpen rollt, ehe er sie fallen lässt.
"Mehr als Duldung heisst für mich, dass man mir keine Wappen in die Haut brennt!" Der schnippische Unterton ist wahrscheinlich kaum zu überhören, denn Balthasar gibt sich keine Mühe, ihn zu unterdrücken. "Und ich möchte kein Peverell sein, falls du das meinst." Nein, so schlecht geht es ihm dann doch noch nicht und mit seinem wohlklingenden Namen ist er mehr als zufrieden. "Du sagts ich hatte eine Familie? Welche? Deine?" Hier ist es an Balthasar trocken aufzulachen. "Hast du auch nur einmal den Rat oder den Willen deines Bruders berücksichtigt? Oder war es dir nicht vielmehr immer wichtiger zu zeigen, dass der Bastard nicht mitzureden hat?"


Kelian_


Sorry seems to be the hardest word
12.10.1462


Wie schnell hätte es gehen können, wenn Rondra in diesem Moment nicht den Raum betreten hätte. Mir liegt es fern den Bastard auszuschließen, allerdings liegt es auch nicht nahe, dass ich ihn mit ausgebreiteten Armen Willkommen heiße. Er ist mir...gleichgültig? Nein, dies definitiv auch nicht, aber wir unter uns Männern hätten sicherlich eine Lösung gefunden und das bei Weitem schneller als mit Einmischung des Weibes. Wie dem auch sei, Rondra betritt den Raum - mein Sohn kann gleich was lernen. Ich erhebe mich, den Fratz weiterhin auf meinem Arm, so wie ich es immer mache, wenn mein Weib den Raum betritt. Ein kaum merkliches, schmales Lächeln umspielt meine Lippen, mein Blick zeugt von der Zuneigung, die ich für die Blonde empfinde. Dauert alles nur ein paar Sekunden, wir sind eben nicht alleine und Balthasar hat für diese Schönheit der Dinge sicherlich keinen Sinn. Der Kerl zieht wahrlich anders vor. Nun sind wir also zu dritt beziehungsweise eher zu viert, denn Graham darf hier natürlich nicht vergessen werden. Lange würde er wahrscheinlich nicht mehr bleiben, er würde nach etwas Nahrhafterem als unserem Gerede verlangen.
Wie dem auch sei - das Gespräch geht nun also in die Vollen, zumindest scheint es so. Was der andere da schwafelt, hilft nun allerdings gar nicht seinen Wünschen auch nur näher zu kommen, allerdings kann auch ich eben nicht aus meiner Haut. Kein Wappen einbrennen, huh? Wish granted. Als ob ich mein Wappen in die Haut des Kerls einbrennen lassen würde - huch, das war jetzt wieder gemein. Aber wahrscheinlich sollten wir auch weg von diesen kleinen Spitzen gegeneinander. Nur wie? Er will nicht der Bastard sein? Er ist der Bastard. So wie ich der Fischerjunge bin. Kommt es nicht eher darauf an, wie jemand mit seinem Schicksal umgeht? Nunja, wie auch immer, er würde ja wahrscheinlich bald mit einer konkreten Idee rüber rücken, oder nicht? Zumindest ich kann mit dem, was er da von sich gibt, nicht sehr viel anfangen. Mein Blick sucht Rondras - kann sie es? Möchte sie ihm Versprechungen machen? Ach, wahrscheinlich weiß sie wirklich mehr damit anzufangen und wird ihm auch etwas erwidern können. Also ziehe ich es vor, erst einmal zu schweigen.

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Rondra
12. Oktober 1462
{Rabenstein gegen Mittag}


Vom Bruder geleitet sinkt Rondra in ihren Sessel, zumindest für einige kurze Augenblicke. Wie so oft ist dieses Gespräch nicht dazu gemacht das Weib ruhig sitzen zu lassen. Tatsächlich treibt sie schon Balthasars nächste Erwiderung in die Höhe. Erstmal bleibt Rondra vor ihrem Sessel stehen, während ihr Blick giftig auf dem Bastard ruht. Schließlich wandern die Blauaugen etwas nach unten, zu der Stelle über seinem Herzen, wo das Wappen der Fugger prangen muss. Seit jenem grausamen Tag im steirischen Kerker hat sie es nicht mehr gesehen, oder der Anblick – nein, eher das gesamte Szenario – haben sich recht nachhaltig in ihren Kopf gebrannt. »Das Wappen trägst du nicht, weil wir dir Böses wollten.« Dass dieses „wir“ nicht Kelian und sie, sondern die Familie, oder vielmehr sie und Adam, beinhaltet wird allen Anwesenden klar sein. »Natürlich meine Familie!« Kurz hebt sich ihre Stimme etwas, während Rondra einen Schritt auf den Bruder zu macht. Doch schon bringt sie ihre Tonlage wieder unter ihre Kontrolle, schließlich ist Klein-Gram anwesend. »Du hättest sie haben können. Doch von Anfang an hast du Forderungen gestellt, konntest deine Zeit nicht abwarten und wolltest uns bei der ersten Gelegenheit tot sehen.« Zwar spricht sie leise, dafür aber keineswegs weniger eindringlich. Im Gegenteil, vielleicht ist es so viel wirkungsvoller als wenn sie schreien und toben würde. Oh ja, sie ist wütend auf den Krummnasigen. Aber vielleicht kann sie das auch nur sein, weil er ihr auf ganz verschrobene Weise eben doch irgendwas bedeutet, oder bedeuten könnte. »Du willst Familie, ja?« Rondra wirbelt halb herum, um Kelian kurz ansehen zu können. Ein rascher Blick, der nicht dazu gedacht ist Einhalt zu suchen. Auch Kelian wollte den Kerl, oder nicht? Als Paten. Für Graham. Soll er ihn also haben, aber sollte das schiefgehen steht außer Frage wer der Racheengel höchstpersönlich werden würde. »Du sollst sie bekommen. Kaufen kannst du sie dir aber nicht. Was man kauft gehört einem, wir gehören uns. Du kannst ein Teil dessen sein, ein durchaus gewichtiger. Aber solltest du …. « sie wagt es nicht mal die Möglichkeiten auszusprechen, muss sie aber sicherlich auch nicht. Emotional aufgeladen funkeln die Blauen wieder Balthasar an. »Du wirst Pate von Graham. Du wirst an seinem Leben teilhaben. Dich hier sehen lassen, Feste mit ihm feiern, Leid mit ihm teilen. Er wird an deiner Hand laufen lernen und du wirst diese Hand nie ausschlagen, oder um deinetwillen loslassen. Wir sind nicht käuflich. Aber du wirst ein Onkel sein, wie man ihn sich als kleiner Bub und als heranwachsender Tollpatsch nur wünschen kann. Er wird dich lieben und du wirst diese Liebe nicht enttäuschen, sondern sie wird dir heilig sein, bis zum letzten Atemzug. Liebt er dich, wird es für uns ein Leichtes sein dich mehr als zu dulden.« Einen Herzschlag lang schweigt sie, bevor sie nun sehr viel ruhiger und gefasster beschließt. »Deshalb wirst es auch du sein, der mit Graham ins Taufbecken steigt. Es wird eure Verbindung besiegeln.« Nun sucht sie seinen Blick. Es waren viele Worte und fast schon erwartet Rondra Einwände von allen Seiten. War es eine gemeinsame Entscheidung? Ja und nein. Sie hat Kelians Wunsch ein bisschen sehr erweitert.

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Balthasar_fugger
12. Oktober 1462 - Rabenstein gegen Mittag

Schweigen auf der italienischen Seite. Zumindest für einen Moment, der jedoch zu kurz ist, um den Fischer dazwischen fahren zu lassen. Warum sollte dieser auch? Die Worte Rondras scheinen wohl überlegt und es ist unwahrscheinlich, dass sie sie eigenmächtig spricht. - Zumindest nach allem, wie Balthasar diese Ehe beurteilen würde.
Vom Familienoberhaupt zum Eheweib. Ein Abstieg in des Mattei Augen.

Es ist viel, das da verlangt wird. Wie soll Balthasar den kleinen, zahnlosen Rotzlöffel dazu kriegen, ihn zu lieben? Er kann ihn mit teuren Geschenken überhäufen. Er kann ihm die beste Ausbildung finanzieren und ihm Studienreisen ins Ausland bezahlen. Er kann ihm rottenweise Spielgefährten kaufen. Tierische wie menschliche. Er könnte auch den Eltern die ein oder andere "Aufmerksamkeit" zukommen lassen. Er könnte den Knaben an seiner Seite lassen, damit sie zusammen gesehen werden. Das würde Graham schon immens aufwerten. Vielleicht führt die Liebe des Kindes tatsächlich über die Eltern. Ein paar klangvolle Kirchentitel für das Haus Peverell und eine etwas angemessenere Unterkunft, sollten das Kind wohl gnädig stimmen. Aber das alles trifft wohl weniger das, was Rondra gemeint hat. - Das sagt zumindest das Gespür Balthasars.
Doch wie genau er das machen soll, diese "Geliebt-werden" sagt die Schwester nicht. Händchenhalten und Feste feiern... Gut, wenn es damit getan ist, dann wird der Mattei das noch hinbekommen. Balthasar begegnet dem Blick Rondras. Dass er in seinem Innersten nicht einmal wirklich weiß, welche Verpflichtung er da eingehen wird, dürfte kaum ersichtlich sein. Ebenso hätte Rondra auch etwas anderes verlangen können, von dem Balthasar nicht den Hauch einer Ahnung hat. Seinem Wesen entsprechend würde er sich nicht ausser Stande sehen, es zu erfüllen. Es gibt nichts, dass ein Mattei nicht bewerkstelligen können. Darum nickt der Mann auch. Erst ein wenig zaghaft, dann bestimmter. "So soll es geschehen" ,bekräftigt er und verlässt sich auf seine Fähigkeit, seine Schritte der jeweiligen Situation anzupassen.


Rondra
12. Oktober 1462
{Rabenstein gegen Mittag}


Abwartend, beinahe lauernd liegen die Blauaugen auf dem Gesicht des Bruders. Wie gut, dass sie seine Gedanken nicht kennt, oder eher seine Unkenntnis. Rondra würde sofort jedes Schriftstück unterschreiben, das bezeugen soll, dass Balthasar unfähig ist zu lieben – dass dies aber auch auf ihren Sohn zutreffen könnte, daran verschwendet sie keinen Gedanken. Weshalb auch? Der Gedanke wäre ungeheuerlich für eine Mutter. Natürlich ist auch ihr klar, dass der eben erwählte Pate erstmal Zugang zu diesem kleinen Bündel Mensch finden muss, welches an der Brust seines Vaters langsam ungeduldig wird.
Balthasars Zustimmung jedenfalls lässt die Sonne wieder auf ihrem Gesicht aufgehen. Hell und voller Freude strahlt sie ihren Bruder an.
»Oh wie wunderbar!« Ist zumindest die erste Reaktion, dass sie weiter über das nachdenken würde, was nun zu tun ist, ist auch klar.
Kelian ist es nun der das Wort an sich nimmt. Keine Einwände, aber durchaus ernste Worte. Dass es um Graham geht. Natürlich auch die ernste Drohung was passieren könnte, oder vielmehr würde wenn Balthasar ihm auch nur ein Haar krümmt. Außerdem die Information, dass er nicht alleinig dieses würdige Amt innehaben wird, sondern es mit Mirabel teilen würde.
Was geschieht wenn er sich an die Vorgaben nicht hält? Oh, ganz hinten in Rondras Kopf reift bereits ein Plan. Sie wäre nicht jahrelang Oberhaupt der bedeutensten Dynastie im deutschen Sprachraum gewesen, wenn sie so dumm wäre nicht daran zu denken – und Vorkehrungen zu treffen. Sollten diese Vorkehrungen nicht notwendig sein, umso besser. Sollte der Italiener Graham verraten, vor oder nach ihrem eigenen Tode, wäre es das letzte was er in seinem Leben tun würde.
Doch nicht jetzt. Jetzt strahlt sie ihn einfach nur an. Vielleicht wäre es angebracht ihn in die Arme zu schließen, aber wer will es denn gleich übertreiben, nach dem Schauspiel auf dem Hof?
»Wir… Graham wird langsam unruhig, er sollte wieder nach oben und auf uns wartet der Mittagstisch.« Was folgen würde? Ein Mittagessen innerhalb der Familie, fast so wie Balthasar es sich gewünscht hat – und wahrscheinlich doch ganz anders. Da er unangekündigt aufgetaucht ist, wird es weitestgehend ein wohlschmeckendes, aber einfaches Essen sein. Doch man hat etwas zu feiern, weshalb Rotwein gereicht wird, der beste Tropfen der auffindbar ist – ob das für den Italiener reicht ist fraglich. Zwar wissen die beiden kleinen Mädchen, die selbstverständlich mit bei Tisch sitzen und von ihrem Kindermädchen in Schach gehalten werden, wie man sich benimmt, doch Johannas Bewunderung für den Italiener ist ungebrochen und so richtet sie doch das eine oder andere Mal das Wort plappernd an ihn. Befragt man die Hausherrin ein durchaus gelungener Besuch.

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Rondra
29. Oktober 1462
{Rabenstein}


Der Brief aus der Hauptstadt hat Rabenstein am gestrigen Tag erreicht. Natürlich würden sie fahren, sie beide. Dass Rondra Kelian begleiten würde steht außer Frage. Graz. Eine kleine, unverhoffte Reise, ohne Kinder. Sie liebt Rabenstein. Rondra könnte kein glücklicheres Heim haben, doch die Aussicht auf ein wenig Hauptstadttrubel, über den Markt schlendern zu können, abends eine Schenke besuchen zu können - in der sie nicht die Herrin ist – ist unglaublich verlockend. Natürlich auch Zeit zu zweit, tagsüber, ohne Thomas, die Kinder und Edith im Nacken zu haben.
Manchmal merkt man erst was einem gefehlt hat, wenn es direkt vor einem liegt. Zeit in Graz. Es ist lange her, bei ihren letzten Besuchen in der Torgasse ist Rondra selber kaum vor die Tür gekommen – zu rund, zu unbeweglich. Dieses Mal soll es anders werden.
Ein weiterer Plan ist bereits in den letzten zwei Wochen in ihr herangereift. Dass sich nun eine derartige Möglichkeit bietet, hätte sich Rondra kaum ausmalen können. Aber manchmal fügt alles das Schicksal. In Graz wäre es ein Leichtes jemanden recht unbemerkt zu treffen. Fern von Klatsch und Tratsch einer kleinen Herrschaft, wo jede Neuigkeit mit Freude weitergetragen wird.
Lange hat Rondra gegrübelt und zu einem wirklichen Schluss ist sie nicht gekommen. Kelian einweihen? Es einen Alleingang sein lassen? Beides weckt mulmige Gefühle in ihr. Natürlich, gemeinsame Entscheidungen – sie haben sie sich geschworen. Aber ist das wirklich eine Entscheidung? Das Versprechen, welches sie Balthasar abgerungen hat, hat das Weib mehr als einige Stunden Nachtschlaf gekostet. Sie traut ihm nicht. Nein. Es ist weitaus schlimmer. Sie weiß nicht ob sie ihm trauen könnte. Schwierig, wenn man das eigene Bauchgefühl nicht lokalisieren kann.
Zu gern malt sie sich das idyllische Bild aus, wie der kleine Bub – der natürlich Kelian aufs Haar gleicht – an Balthasars liebevollen Hand durchs hohe Sommergras tappst. Sein Onkel. Doch gleichzeitig ist sie sich bewusst welch einen Streich ihr Herz ihr spielt. Sie wünscht sich für ihren Sohn einen Onkel, wie sie einen gehabt hat. Doch ihn ausgerechnet in Balthasar sehen zu wollen ist doch recht leichtsinnig. Vielleicht wäre Adam die bessere Wahl gewesen, wenn es nach diesem Wunsch geht. Doch er ist kein Kirchenmann, hat selber private Verpflichtungen und letztlich ist ihr Verhältnis recht abgekühlt seit ihrer Verlobung. Alles in allem mehr als ein Grund sich heute an den Schreibtisch zu setzen und einen ziemlich ungewöhnlichen Brief zu schreiben, über dessen Inhalt sie sich im Vorfeld nicht einmal im Klaren ist. Es ist grotesk, es hapert schon bei der Frage nach der Anrede. Rondra weiß was sie will, aber nicht wie sie es kriegen kann.




Mirabel,

Sicherlich ist es ungewöhnlich einen Brief aus Rabenstein zu erhalten, bei welchem ich die alleinige Absenderin bin.
Ich habe ein Anliegen an Dich als zukünftige Patin von Graham, oder nenne es vielmehr eine etwas ungewöhnliche Bitte. Gerne würde ich es mit Dir besprechen, doch fürchte ich auf Rabenstein um die Verschwiegenheit der Mauern. Wir werden zwischen dem ersten und fünften des nächsten Monats in der Hauptstadt sein. Kelian ist zu Adam geladen, am Samstag. Könntest du es einrichten mich am Montag, oder Dienstag zu treffen? Was hältst du von einem Ausritt durch den Wald, sofern das Wetter es zulässt? Ansonsten bliebe uns ein Zimmer in der Zuflucht.
Gib mir bitte Nachricht

Rondra


Das Handgelenk wird ausgeschüttelt, als Rondra den Brief verschlossen und die Feder endlich fortgelegt hat. Zufrieden ist sie nicht. Überhaupt nicht. Aber das wäre sie wahrscheinlich nie. Die Sache an sich ist zu verworren und immerhin spielt eine gehörige Portion an unterschiedlichsten Gefühlen mit. Ein Spiel bei dem sie keinem richtig traut - sich selbst eingeschlossen – außer womöglich Mirabel.

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Sofia
Am fünften im elften Mond 1462 - Auf nach Rabenstein

Es gibt eindeutig schlechtere Tage. Sofia mag nicht in euphorischer Stimmung sein, aber allein das unbändige Geplapper der Tochter, was sie hier und was die dort alles mit Johanna zu tun und zu bereden hat, entlockt der von Murtal-Fugger mehr als einmal ein leises Lachen. Das Weib versteht sich darauf, Katerina wohlwollend ihre Vorhaben zu unterstützen, auch wenn der eine Tag für all diese Tätigkeiten wohl kaum ausreichend sein kann.

Immerhin, durch dieses Geplänkel vergeht die Zeit der mühseligen Fahrt nach Burg Rabenstein im Nu. Schon aus der Ferne betrachtet das Weib die Burgmauern. Den Schatten, der sich bei diesem Anblick ob der letzten Begegnung hier auf der Burg auf ihre Züge legt, versucht das Weib gleich wieder zu vertreiben. Nicht einfach, aber irgendwie gelingt es doch. Es gibt schließlich wichtigere Dinge, weswegen man hier ist, als dass man an die Vergangenheit denkt. Was genau Sofia von diesem Besuch erwartet, ist ihr noch nicht ganz klar, wohl aber weiß sie, was sie sich nicht erhofft.
Bleibt abzuwarten, ob die Schwarzhaarige es schafft, keinerlei Unmut auf sich zu ziehen.


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Johanna_fugger


05. November 1462

Endlose Tage sind es, die sich ganz fürchterlich dahin ziehen, seit der kleine Blondschopf weiß dass die Freundin herkommen würde. Dann waren sogar die Eltern fort und Rabenstein langweiliger denn je. Beinahe so schlimm wie früher das Stadthaus in Graz. Dazu war das Wetter in den letzten Tagen nicht sonderlich gut und niemand hat sich bereit erklärt die Burg mit ihr gemeinsam zu verlassen, um zur Ruine zu steigen. Nein, Katerina ist wirklich heiß ersehnt, auch wenn Mutter und Pa wieder zu Hause sind. Es ist aber auch viel zu lange her! Weshalb die Erwachsenen nie daran denken was die Mädchen wollen würden. Ginge es nach Johanna, so würde sie die Cousine wöchentlich sehen.
Schon gleich nach dem Frühstück heute gab es kaum ein Halten mehr. Immerhin, das Mädel trägt ihren Wollumhang, denn seit Stunden schleicht sie auf dem Burghof umher. Die Mutter hat es irgendwann aufgegeben sie zu einer Handarbeit anzuhalten, oder zu den Schreibübungen. Viel zu zappelig ist die kleine Peverell. Bei jedem Laut unten im Hof ging es ans Fenster, die Nase platt drücken – um nur nicht die wichtige Ankunft zu verpassen.
Nun schleicht sie also der Dienerschaft um die Beine, mit der Erlaubnis der Mutter. Da steht das Persönchen ein ums andere Mal unter dem Burgtor, um zur Wache hinauf zu rufen und sich treuherzig zu erkundigen wohl noch keine Kutsche in Sicht ist. Eine Zwickmühle, doch wer will den Rehbraunen schon etwas abschlagen, zumal eine Nichtantwort das Kind kaum zum Schweigen gebracht hätte. Dann geht es wieder in den Stall, um nachzusehen ob auch ein Platz für das Pony hergerichtet wurde. Hilft nichts, dass die Mutter mehrmals erklärt hat, dass Katerina es sicherlich nicht dabei hat. Man denke sich bloß es wäre so und dann wäre man nicht vorbereitet. Die Mägde bekommen beinahe einen Herzinfarkt, als Johanna plötzlich am Brunnen hinter ihnen auftaucht, um zu helfen. Hat sie in Graz ja auch gemacht – nach dem Krieg. Kein Wunder dass die Burgmauern scheinbar erleichtert aufseufzen, als die erlösende Nachricht endlich vom Tor herunter schallt. Natürlich weiß Johanna wie man sich zu benehmen hat, auch wenn es die Dienerschaft mittlerweile besser weiß. Eilig und doch irgendwie nicht so stürmisch, sondern bemüht ruhig eilt das Kind der Kutsche entgegen, als jene endlich im Hof angelangt.
„Katerina!“ es wäre nicht Johanna, wenn der freudige Aufschrei ausbleiben würde. Gar nicht schnell genug kann der Schlag geöffnet werden, viel fehlt nicht und sie würde selber der Tante die Hand reichen um ihr behilflich zu sein. Nein, nein, sicherlich sind die Eltern auch schon auf dem Weg, die Mutter wird Bescheid wissen – braucht aber immer so lange, selbst jetzt noch, wo Graham doch schon längst geboren ist. Natürlich würde die Tante zuerst begrüßt werden, vielleicht nicht ganz so steif wie das letzte Mal, fehlt immerhin die Krähe.

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Sofia
Am Fünften im elften Mond 1462 - Rabenstein

Für einen Moment zumindest bleibt Sofia nichts anderes übrig als aufzulachen und dann zumindest vergnüglich zu lächeln, als das 'Katerina' in das Gefährt dringt und sogleich von einem 'Johanna!' abgegolten wird. Man will nicht meinen, dass das Mädchen die ganze Fahrt zuvor schon hibbelig gewesen ist. Jetzt jedenfalls fällt die Sechsjährige beinahe aus dem Verschlag in lauter Übereifer und wird zumindest noch an der Schulter festgehalten und bekommt einen mahnenden Blick. Ganz still wird Katerina natürlich trotzdem nicht, aber immerhin schafft es ihre Mutter, vor ihr auszusteigen und ist dem Mädchen dann behilflich. "Ei, sei uns gegrüßt, junges Fräulein." Selbstverständlich, dass Sofia für Katerina mitspricht. Bevor das Weib aber weitere Worte der Begrüßung an die Nichte richten kann, ist die eigene Tochter auch schon von der Seite gewichen und im Begriff in Johannas Arme zu fliegen.

Ein winziges bisschen zieht sich die Braue nach oben, dann bleibt es einfach bei einem kleinen Lächeln, während die Schwarzhaarige den Blick nun zur Tür richtet, in Erwartung die Herrschaft von Rabenstein zu erblicken.

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Kelian_


Kaleidoscope
05.11.1462


Der Blickwinkel ist immer entscheidend. Für alles. Für jeden. Die letzten Wochen sind also dahingeflogen, für die meisten Menschen sicher eher unspannend und sowas von langweilig, dass man an den finalen Rettungsschuss denken könnte - hier allerdings, auf Rabenstein selbst, wird dies ganz anders gesehen. Klar. Es gibt einen Säugling, der nun schon mehrere Monate alt ist! Herrje, bald würde er Sprechen, Laufen und dann wahrscheinlich Heiraten. Nicht auszudenken, wie schnell die Zeit vergeht, weshalb nicht nur ich, sondern auch mein Weib den Jungen recht genau beobachten. Wie auch nicht? Es ist mein - na gut unser - Sohn. Die anderen Kinder kommen dabei aber auch nicht zu kurz. Naja, zumindest aus meiner Sicht Johanna nicht. Wie gesagt, es kommt immer alles auf den Blickwinkel an, meiner beinhaltet Nora eben nicht. Um dieses Kind muss sich Rondra kümmern, keine Frage, aber so ist die Aufteilung doch auch ganz nett und so haben Johanna und ich, wenn es eben Zeit gab, auch etwas zusammen unternommen. Außerdem war dann noch die Sache in Graz, von der wir erst kürzlich zurückgekommen sind - es ist immer noch ganz ungewohnt. Das Leben spielt manchmal merkwürdige Capriolen, aber hey, wer wird sich schon beschweren? Es ist immer eine Sache des Blickwinkels.
Der Besuch heute ist lange angekündigt gewesen und der erste seit Ewigkeiten, der es für nötig gehalten hat, sich überhaupt anzukündigen. Daher ist ausnahmsweise mal wirklich alles fertig und auch auf Besuch eingestellt. Es würde ein besseres Mahl geben als an anderen Tagen, eben den Gästen entsprechend und auch wenn wir keine hohe Herzogin oder was auch immer empfangen, so ist es eben doch die liebe Verwandtschaft. Also denke ich, das mit dem lieb. Wie die Weiber aktuell zueinander stehen, weiß ich nicht, aber letztendlich müssen die es auch unter sich ausmachen. Anyway, es ist also alles vorbereitet. Die Kinderstube aufgeräumt und bereit für eine wunderschöne Nacht, die die Freundinnen kichernd verbringen können. Damit sind nun natürlich nicht Rondra und Sofia gemeint, sondern ganz eindeutig die beiden kleineren Mädchen. Ein Zimmer für Sofia ist auch bereit. Fehlen ja eigentlich auch nur wir, nicht wahr? Eines der Mädchen hat die Nachricht, die vom Tor kam und die Johanna schallend verbreitet hat, natürlich auch zu uns weiter getragen, so dass nicht nur ich, sondern auch gleich mein Weib selbst noch mit aus der Tür tritt. Wir lassen uns ja nicht lumpen. Außerdem ist Sofia Familie, die begrüßt man persönlich. Denke ich zumindest, weshalb wir die herzzerreißende Begrüßung der kleinen Mädchen noch miterleben können. Ohja, es wird Zeit, dass ich mit Kaylis den Sack zu mache, es würde Johanna sicher gut tun, wenn sie mit Mädchen oder besser gesagt Kindern in ihrem Alter zusammen kommt. Es fehlen Geschwister, die alt genug sind um ihr adäquate Gesellschaft zu leisten. Die Gedanken sind es, die mich auf Sofia zu treiben, allerdings würde ich meinem Weib den Vortritt lassen. Ich grinse lediglich ein wenig. Sofia, sei gegrüßt. Das sie herzlich Willkommen ist, sollte klar sein. Ich warte, dass die Weiber sich begrüßen, dann würde ich mich anschließen und das Weib wahrscheinlich umarmen. Herrje, begrüßen wir uns eigentlich so? Wir haben uns schon wieder viel zu lange nicht gesehen, fürchte ich.

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Rondra
05. November 1462
{Rabenstein}


Oh es ist schwer zu überhören wer soeben Rabenstein erreicht hat und so hält sich die Überraschung darüber in Grenzen, als die Magd Bescheid gibt – sieht man davon ab, dass dieser Besuch ohnehin angekündigt gewesen ist. Hinab in den Hof geht es also für die Blonde und ihren Mann. Katerina kann sicherlich auf die Begrüßung ihrer Tante verzichten, hat sie scheinbar schon alles was sie braucht, ihre Mutter allerdings möchte sicherlich nicht mit in die Kinderstube wandern.
»Sofia, meine Liebe. Willkommen auf Rabenstein, schön dass ihr da seid.« Mit diesen Worten würde sie auf die Cousine zutreten, um jener dann die Hände auf die Schultern zu legen und sie mit einem Wangenkuss zu begrüßen. Rondras Lächeln ist herzlich, sie freut sich tatsächlich, auch wenn dieser kleine Stachel der Unstimmigkeit immer noch in ihrem Fleisch sitzt. »Johanna, darf ich meine Nichte begrüßen?« Geht es dann halb spöttisch, halb augenzwinkernd an die eigene Tochter. Natürlich wäre danach Katerina ihr nächstes Ziel. Was für ein Hallo und was für ein Durcheinander. Alles so wie es sein sollte, denn selbstverständlich segelt auch bereits Edith mit ihren Mädchen heran. Das Gepäck muss vom Wagen geholt werden und auf die Zimmer gebracht werden. Die Stallburschen würden die Pferde wohl finden und versorgen. »Hattet ihr eine angenehme Reise? Hier war es recht stürmisch…« ein vielsagender Blick in Richtung Johanna zeigt deutlich, dass damit nicht das Wetter gemeint ist, sondern eher das Kind.

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Sofia
Am Fünften im elften Mond 1462 - Rabenstein

Die Begrüßung ist herzlich, was auch Sofia einen warmen Blick ins Gesicht zaubert. Heutzutage ist es wahrlich schwierig zu sagen, wie alle genau zueinander stehen, denn das letzte private Zusammentreffen ist natürlich unvergessen. Aber... es ist ein anderer Grund heute für den Besuch, da mag man solcherlei Störrigkeiten zweier Weiber für den Moment beiseite lassen."Ich kann es mir vorstellen.."wird mit einem Blick auf Katerina und Johanna erwidert, nachdem auch Sofia der Cousine einen Wangenkuss gegeben hat.

Sofia wendet sich nun Kelian zu und nimmt die Umarmung mit einem kurzen überraschten Moment an. Nein, so haben sie sich wohl noch nicht begrüßt, aber dem Weib soll es nur recht sein. Auch der angeheiratete Cousin bekommt einen Kuss auf die Wange.
"Ei, ich danke für die Einladung."Irgendwie ist es ja auch eine, auch wenn es mehr ein "komm vorbei, wenn du Lust hast" gewesen ist.

Katerina indes hat sich nach Rondras Worten mit geröteten Wangen von Johanna gelöst, weil ihr wohl eingefallen ist, es wäre schicklich, die anderen auch zu begrüßen. Es ist also ein kleiner, vielleicht etwas zu ungeduldiger Knicks, der gen des Paares folgt, während sie innerlich bereits darauf brennt, mit Johanna das Weite zu suchen. Schließlich muss man jede Sekunde ausnutzen, die man gemeinsam hat.
"Die Reise war... angenehm erfüllt von unersättlichem Geschnatter und allerlei Theorien, was genau auf Rabenstein noch nicht entdeckt worden sein könnte. Ei, ich hoffe, ihr habt nicht irgendein Geheimnis in den Mauern hier versteckt, denn ich fürchte, meine Tochter ist sehr versessen darauf, es mit Johanna zu lüften." Kurz wird beobachtet, wie das Gepäck seinen Weg findet - viel ist es ohnehin nicht, was den Weg nach Rabenstein gefunden hat, es ist schließlich kein langer Aufenthalt geplant - dann geht der Blick wieder zum Peverellpaar. "Euch geht es gut? Und Nora? Und natürlich dem jüngsten Spross Peverell?"
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Rondra
05. November 1462
{Rabenstein}


Der wenig begeisterte Knicks der Nichte wird mit einem scheinbar gütigem Kopfnicken erwidert. Leicht zucken bei dieser Begrüßung die Lippen der blonden Peverell, einziges Zeichen dafür wie amüsiert Rondra in Wirklichkeit ist. Diese beiden kleinen Mädchen sind aber auch zu herzig miteinander und dass Katerina tatsächlich etwas an gutem Benehmen zu wünschen übrig lässt, ist irgendwie Neuland. Sicherlich aber nichts was man ihr hier vorwerfen würde, der Zwang und das starre Korsett der Erziehung würden sie ohnehin alsbald einholen. Eine Schande dass beide Mädchen ihr Los nicht teilen würden - ein Gedanke der nicht zum ersten Mal den Weg durch Rondras Kopf findet. Doch egal wie es hätte sein können, wenn der Kaiserhof für Katerina angedacht ist, so hätte Johanna sie niemals begleitet. Arioste und Kaylis sind da die sicherere Bahn, in unterschiedlicher Hinsicht. Eine feste Basis. Der deutsche Niederadel das Ziel und der Königshof möglicherweise eine Option.
»Ich könnte nicht schwören, dass Johanna irgendein Geheimnis noch nicht entdeckt hat, fürchte ich. Andererseits ist niemand so gut darin neue aufzuspüren wie sie.« Ein zärtliches Lächeln streift ihr kleines Abziehbild. »Ich bin mir sicher, dass wir sie kaum sehen werden und von Glück sprechen können, wenn sie bei den Mahlzeiten bei uns am Tisch sitzen.« Immernoch spricht sie leichthin, doch der warnende Unterton an die Tochter ist hoffentlich ebenfalls nicht zu überhören. Die Mahlzeiten würden eingehalten werden müssen, wie jeden Tag. Ein leichtes Nicken entlässt die beiden Mädchen dann endlich, es sei denn Sofia selber würde sie zurückhalten, ansonsten würde Johanna diese Möglichkeit nutzen die Cousine bei der Hand zu nehmen und eilig fort zu ziehen.
»Uns geht es wunderbar.« Zumindest sieht der Blondschopf nicht anders aus als bei ihrer Verabschiedung in der steirischen Burg vor vier Tagen. Seltsam dass dieser Abend erst vier Tage her ist, über ihm liegt ein nebelhafter Schleier, wie auf längst vergangenen Erinnerungen.
»Oh Nora.« Die Begeisterung in ihrer Stimme lässt es ahnen: der Mutterstolz ist angestoßen und die Spieluhr dabei abgespielt zu werden, ein ums andere Mal. Beginnen würde es bei Nora und enden bei Graham. Enden? Ach was! Das wäre wohl erst der Anfang. »Sie entdeckt Tag für Tag neue Wörter… also wirklich. Gestern erst habe ich sie und Johanna belauscht, sie haben sich fast schon richtig unterhalten. Zumindest konnte Nora ihren Standpunkt in der Debatte in welchem Bett die Puppe denn nun schlafen soll, recht gut klarstellen. « Ja, wie das eben so ist. Kaum können sich Kinder artikulieren, haben sie eine recht ausgeprägte eigene Meinung. Nora nicht so stur und dickköpfig wie ihre Schwester, aber natürlich auch. »Manchmal singen sie auch gemeinsam, wenn man das bei den Mädchen schon so nennen kann. Nora jedenfalls trifft Töne fast klarer als Johanna. Ich weiß nicht woher sie das haben sollte...« Von ihr sicherlich nicht, kaum ein Fugger kann sich einer netten Singstimme rühmen. Bliebe also ihr Vater - ein Gedanke bei dem Rondra die Stirn runzelt, beim besten Willen vermag sie sich nicht daran erinnern ob Leom singen kann, oder nicht. Hat er nie, oder hat sie es vergessen? Hm, verwunderlich und gegenüber Nora sicherlich nicht ganz fair. »Gram jedenfalls liebt es scheinbar sie beide zu hören. Er lächelt mittlerweile. Ich bin zwar der Meinung er lächelt alles und jeden an, insbesondere seine Amme, aber wenn er Kelian hört scheint die Sonne aufzugehen.« Wundert das irgendwen? Rondra nicht, immerhin geht es ihr da wie ihrem Sohn. Trotzdem mag da auch ein kleiner Stich Eifersucht mitschwingen. Grotesk. Nimmt man es ganz genau scheint Graham das erste ihrer Kinder zu sein, das tatsächlich mit Vater und Mutter aufwachsen würde. Ihre Beziehung zu den Mädchen würde immer und ungebrochen eine ganz besondere sein, wie auch nicht? Graham allerdings würde die Wahl haben. Nein, es scheint bereits jetzt schon auf der Hand zu liegen, zu welchem Elternteil er eines Tages laufen würde, wenn das Knie aufgeschlagen ist und die Tränen nicht versiegen wollen.
»Aber wollen wir nicht hineingehen? Sicherlich möchtest du dich frischmachen? Ansonsten könnten wir dir den kleinen Mann auch gleich vorstellen. Er ist vor kurzem aufgewacht und dürfte bald satt sein....« Beste Voraussetzungen um einen glücklichen Graham anzutreffen.

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