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Grafschaft Rabenstein - Die Familie Peverell

Kelian_


Call on me
10.05.1462


Obwohl es vielleicht zu erwarten gewesen wäre, dass meine Augen Rondras Anblick folgen, so machen sie es ausnahmsweise nicht. Es ist immer noch stets so, dass wenn das Weib den Raum betritt, dass meine Aufmerksamkeit ihr gilt. Ich erhebe mich, starre sie an und sogar hinterher. Es gibt die Momente am Morgen in denen sie noch nicht wach ist, in denen ich sie einfach beobachten kann. Allein für mich, ungestört. Manchmal ergreift mich dabei ein Gefühl von solch großem Glück, dass ich sie am liebsten wecken würde, selten genug mache ich es, weil ich mich dann eben doch nicht zurückhalten kann. Sie anfassen muss. Das Verlangen danach ist immer noch unbändig, vielleicht würde es nie versiegen. In anderen Momenten kratzt der leise Zweifel, ob ich sie wirklich verdient habe oder ob es überhaupt recht war sie aus ihrer Welt zu reißen, um in meine mit zu nehmen. Denn es ist meine. Nur weil mich nun ein Titel schmückt, habe ich mich nicht grundlegend verändert. Hoffe ich. Vielleicht sollte ich sie das einmal fragen.
Dieses Mal also sitze ich wirklich konzentriert in meinem Sessel, versuche den Buchstaben einen Sinn zu geben. Ich schaffe es bis zu dem Moment als sie sich vom Fenster löst, sich in meine Richtung bewegt. Natürlich höre ich es, auch wenn sich mein Kopf nicht sofort löst. Eher spitze ich die Ohren, versuche herauszubekommen ob sie in meine Richtung kommt. Ihr Arm ist also ebenso keine Überraschung für mich, auch wenn es mir am Ende ein Lächeln entlockt. Sie hat sich also beruhigt. Egal wie, es freut mich und es würde wohl bedeuten, dass ich mein Buch wegpacken kann, weshalb ich es zuschlage. Das leise gemurmelte 'Ich liebe dich' lässt mich noch ein wenig mehr schmunzeln, ja mein Körper bebt sogar kurz. Nachdem das Buch auf einer der beiden Lehnen liegt, greifen meine Hände sanft nach ihren. Eine Erwiderung bekommt sie nicht, aber dafür einen Kuss auf die beiden, da sie schon in der Nähe liegen. Ihr unvermittelter Einwurf ist tatsächlich nicht ganz so einfach für mich einzuordnen. Sie will ihm einen anderen ersten Namen geben? Uhm. Eindeutig ein Füllwort um Zeit zu schinden, in meinem Kopf rasen die Gedanken umher. Ihm den ersten Namen? Sicherlich hätte es mir geholfen sie am Fenster zu sehen, wie ihre Hände auf dem Bauch lagen. Nur langsam sickert es durch, noch war das Kind nicht allzu oft Thema zwischen uns. Das ich nun aber verstanden habe, zeigt sicher an, dass ich mich ganz leicht versteife. Ein Thema, das schwierig für mich ist. George William sollte es werden. Aus. Vorbei. Tot. Für immer und ich weiß nicht einmal, ob es ein Junge war. Leicht schüttele ich meinen Kopf nur um die Gedanken daran los zu werden, wahrscheinlich fühlt es sich an wie eine Antwort. Natürlich würde das Kind nicht denselben Namen bekommen wie das tote Kind! Eine Selbstverständlichkeit - bis heute. Nicht...es bringt sicher Unglück. Vorher über den Namen reden. Unrational und dämlich, aber ich kann und will jetzt keinen Namen aussuchen, zumal ich schon lange einen habe. Sollte es ein Sohn werden, dann würde der Junge, wenn es nach meinem Willen geht, Graham heißen. Aber diesen Namen auch nur im Ansatz auszusprechen bevor ich den Jungen in den Armen halte - Nein!

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Rondra
10. Mai 1462

Ein süßes Lächeln klebt an ihren Lippen, als ihre Hände seine Liebkosung erfahren. Als er sich versteift ist es ihr rechter Daumen, der sanft und beruhigend über die Haut unter seinem Ausschnitt streicht. Scheinbar trifft es ihn, damit hat sie nicht gerechnet und nichts liegt Rondra ferner als die nun eingekehrte Ruhe zu zerstören und alte, ruhende Monster zu erwecken. »Nein, bringt es nicht.«stellt sie leise fest. Woher die Überzeugung kommt, weiß Rondra selber nicht. Sie weiß wie schnell die Hoffnung zerstört werden kann, sie hat es öfter als ein Mal bereits erlebt. Kaum einer weiß es und so würde es auch bleiben, wenn es nach ihr geht. Wenig was sie Kelian nicht anvertrauen würde – das ist eins der Dinge. Jahre ist es her, dieser Verlust im Feldlager vor Augsburg. Es würde vielleicht ein anderes Licht auf sie werfen. Schlimm war es gewesen und eigentlich hatte sie gehofft in die Schlacht reiten zu können und selber nicht zurück zu kehren. Dazu kam es gar nicht erst. Kriege sind es, welche die Kinder töten, nicht Namen.
Für dieses Kind würde es keinen Krieg geben.
Erneut legen sich ihre Lippen auf seinen Schopf. Es ist in Ordnung dass Kelian nicht Feuer und Flamme ist, das hat sie auch nicht erwartet, dazu ist sein Umgang mit ihrer Schwangerschaft viel zu distanziert. Es war eher eine Feststellung, als eine Aufforderung.
»Ich… kann es spüren.« Zaghaft, beinahe schüchtern wird es mitgeteilt. Vielleicht ist ja auch das eine Unglücksbotschaft. Ob er das Gesagte nun darauf münzt, dass es kein Unglück bringen wird, oder auf das sich bewegende Kind, wer weiß. Ihre Gedankensprünge sind heute beachtlich. Es stimmt sie nicht traurig wie verhalten er damit umgeht. Das letzte Mal war ohnehin überraschend. Weder Wulf noch Leom waren je so vernarrt in ihren Bauch gewesen. Dies hier fühlt sich also groteskerweise fast normal an. Dass es das eben nicht ist, weiß Rondra aber auch. Es wird leben, sie spürt es, es muss. Ihr Griff wird etwas lockerer, ohne dass sich ihre Hände von ihm lösen würden. »Ich werde zu Bett gehen…« Er könnte sie begleiten, oder hier bleiben und weiter lesen. Doch dann lächelt sie erneut, als ihr ein dummer Gedanke kommt.»Du könntest mitkommen und ich lese dir vor.« Sehen wird er die Bewegung ihres Kinns Richtung Buch nicht, aber vielleicht spüren.

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Kelian_


Call on me
10.05.1462


Wie kann sie so sicher sein, dass dieser Name kein Unglück bringen würde? Die Sicherheit, die sie zu beherrschen scheint, kommt bei mir nicht zum Tragen. Nein, es gibt einen Grund, warum ich diese Schwangerschaft weitestgehend ignoriere. Ich habe genug Kinder verloren, bevor ich sie kennenlernen durfte und selbst nachdem ich meine kleine Isobel kannte, wurde sie mir genommen. Hart pressen sich meine Lippen aufeinander, denn dass dieser Schmerz in mir ist, sollte sie eigentlich wissen. Vielleicht habe ich meine Rolle zu gut gespielt, aber war es nicht offensichtlich, dass wir nach Marburg einen Starken brauchten? Was wäre gewesen, wenn auch ich mich dem Schmerz hingegeben hätte, den der Verlust meines Kindes eindeutig gerissen hat? Sicherlich hätte ich sogar einige Tränen über gehabt im richtigen Moment, jetzt ist mir nur noch Angst und Aberglaube geblieben. Der Name wird also meine Lippen nicht verlassen, da hilft kein Kuss auf mein Haar und auch kein Schmeicheln oder Streicheln. Sie hat ihre Meinung, ich meine - ich habe aber recht. Auch dies sage ich nicht, bin ich mir sicher, dass sie keinen Namen ohne mich aussuchen würde. Vielleicht darüber nachdenken, aber mehr nicht, oder?
Ihre schüchternen Töne sind es, die mich davon abbringen. Irgendwie ist mir klar, dass sie nicht das vorangegangene meint, sondern das Kind. Irgendwie erwarte ich von ihr, dass sie ihre Meinung harscher verteidigt, weshalb tatsächlich kurz ein kleines Schmunzeln über mein Gesicht huscht. Sie kann es also spüren, es lebt. Dann würde wohl ab jetzt der anstrengende Teil der Schwangerschaft beginnen, so voller Entbehrungen, die ich mir gar nicht vorstellen will, auch wenn natürlich unweigerlich eine Erinnerung der letzten Schwangerschaft hochschwappt. 'Ich bin dick'. Ich fürchte, dass dieser Satz auf ewig in meinen Kopf eingebrannt ist. Egal wie, auch wenn ich es mittlerweile fast lustig finden würde, aber eine ähnliche Situation möchte ich nicht wieder haben. Wahrscheinlich wollte ich sie nie so dringend haben, solange ich sie haben kann und nie war sie weiter weg. Eine Antwort bekommt sie ob der Fülle der Gedanken nicht, also zumindest nicht rechtzeitig. Sie will also ins Bett gehen. Ich brumme leise, wenn auch nicht ungnädig zu dieser Aussage. Ich bin offensichtlich gerade ein wenig überfordert. Allerdings, ihr Vorschlag stößt auf wenig Gegenliebe, auch wenn er an sich ein guter ist. Weib, ich stelle mir anderes vor, wenn ich mit dir ins Bett gehe. Mein Grinsen spricht Bände, allerdings ist es nicht unverschämt genug. Sacht nehme ich ihre Hand, küsse sie wieder. Ich lese eben zu Ende, dann komme ich zu dir. Das erste Mal, dass wir getrennt ins Bett gehen, doch ein kleiner Moment für mich ist wahrscheinlich ganz gut. Mich sammeln. Ich achte nicht mehr darauf, ob sie geht oder nicht. Ich nehme mir mein Buch zurück, ich weiß, dass ich noch da sein werde, wenn sie wach ist. Obwohl ich es aufgeschlagen habe, die Seiten anstarre - ich lese kein weiteres Wort mehr. Wie wäre der richtige Umgang mit der Schwangerschaft? Oft kommt es mir sehr falsch vor, sie so strikt zu ignorieren, aber dann holt mich die Erinnerung ein.
Es sind vielleicht fünfzehn Minuten, die ich einfach nur da sitze, mir nicht einmal die Mühe mache, die Seiten des Buches umzublättern. Nachdem ich dies begriffen habe, schlage ich es letztendlich doch wieder zu, erhebe mich schwerfällig wie ein sehr alter Mann. Solche Gedanken müssen einfach alt machen. Noch im Gehen ziehe ich mir mein Hemd über den Kopf, welches ich im Schlafgemach ordentlich über die Trennwand lege. Eigentlich sollte ich wohl dahinter treten und mich umziehen, aber es reicht gerade dazu mir etwas Wasser ins Gesicht zu spritzen. Man nennt es wohl waschen. Noch dahinter öffne ich die Schnüre meiner Hose, im Gehen ziehe ich sie etwas umständlich aus bis auch diese neben meinem Hemd liegt. Es hat nichts damit zu tun, was heute vielleicht noch im Schlafzimmer passiert, sondern es ist einfach meine bevorzugte Art zu schlafen. War sie schon immer, wenn ich nicht auf dem Schiff mit vielen verschiedenen Kerlen in einem Raum schlafen musste. Genüsslich lasse ich mich auf das Bett gleiten, ziehe die Decke mehr schlecht als recht über mich. Ich möchte, dass du weißt, dass ich das Kind lieben werde. Nicht, dass du Zweifel deswegen bekommst. Natürlich habe ich mich an sie herangerobbt, so dass es wahrscheinlich wenig erstaunlich ist, dass sich mein Arm um sie schlingt. Fest, unnachgiebig aber nicht verletzend. Sie gehört mir, das Kind gehört mir und ich würde sie beide beschützen, mit meinem Leben. Genauso wie Johanna und auch Nora, selbst wenn ich letztere nun wirklich nicht leiden kann. Ich liebe dich. Dafür, dass du mir ein Kind schenkst. Dafür, dass du mich in ein Abenteuer gezogen hast, dass so groß ist, dass es mein ganzes Leben währen wird. Für deine klugen Ratschläge, für deine Berührungen.
Ich werde dieses Kind besser beschützen.
Leise ist das letzte gesagt, aber eindeutig soll es ein Versprechen sein. Wie auch nicht? Vor Marburg ist aus meiner Sicht nach wie vor meine Schuld. Sie hat mir vielleicht verziehen, aber diese Schuld lastet weiter auf mir - wird es immer. Gott hat mich für meinen Größenwahn bestraft, deutlich und mit Härte. Dennoch hat er letztendlich Nachsicht geübt, denn sowohl ich als auch Rondra sind hier.

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Rondra
10. Mai 1462

Er hat anderes vor, wenn er mit ihr ins Bett geht, natürlich. Daran hätte Rondra nun auch nicht gezweifelt, allerdings schließt das eine das andere nun auch nicht aus. Sein Kopf auf ihrer Brust, während sie versucht dem drögen Stoff etwas abzugewinnen. Doch es soll nicht sein und nach seiner Absage zieht sich Rondra auch wirklich wie angekündigt ins Schlafzimmer zurück. Eigentlich ist es noch recht früh, selbst für sie, schließlich verabschiedet sich die Sonne gerade erst.
Das Weib nimmt sich etwas mehr Zeit als der Kerl später. Es dauert ja aber auch länger bis ihre Kleider abgelegt sind, die Haare geöffnet und locker geflochten sind und der Körper gepflegt ist. Trotzdem liegt das Weib bereits im Bett, als Kelian das Schlafzimmer betritt. Anders als er schläft Rondra nicht wie der Herr sie erschaffen hat. Natürlich sind ihre Nachthemden nicht mit nach Rabenstein gezogen, nach jenem Zwischenfall in Aachen dürfte er sie schwerlich noch in einem davon gesehen haben. Aber sie ist ein Weib, Weiber frieren ständig, vor allem wenn die Jahreszeit so unberechenbar ist wie im Augenblick. Ein einfaches Hemd ist es, worin sie schläft, ohne Ärmel, dafür reicht es bis über die Knie.
Als er schließlich eintritt folgen ihm die Blauaugen recht ungeniert auf seinem Weg zur Trennwand und empfangen ihn auch als er wieder dahinter hervortritt. Definitiv kein Blick der für eine gelangweilte Ehefrau geschaffen wäre. Rondra sieht ihn einfach gerne an und auf diese Art ist es doch eher selten. Seine Bewegungen und dabei das Spiel seiner Muskeln lassen den Blondschopf fast träumerisch lächeln.
Sein fester Arm ist willkommen und trotz der Bestimmtheit schmiegt sich Rondra an ihn. Ihre Füße verweben sich mit seinen Beinen, bis sie ein undefinierbares Knäul bilden. Perfekte Nähe, ohne bereits auszuarten.
»Aber natürlich liebst du es, wie kommst du nur darauf ich könnte daran zweifeln?« verwundert runzelt sie die Stirn. Ja, er behandelt diese Schwangerschaft vollkommen anders und ab und an versetzt es ihr einen kleinen Stich. Aber das führt nur dazu dass Rondra noch verbissener an dem Gedanken an dieses Kind festhält. Er liebt es. Jetzt. Und später würde er es auch lieben. Das steht für Rondra genauso unumstößlich fest, wie dass auf die Nacht ein neuer Tag folgen würde, immer und immer wieder. »Wir werden es beide besser schützen.« Ruhig klingt sie, sein Versprechen ist überflüssig, er trägt keine Schuld daran. Sie hätte nicht in den Krieg ziehen dürfen, er hätte es ihr allenfalls verbieten können. Nein, die Schuldfrage würde sie nicht weiterbringen. Das gesamte Thema nicht. Es würde unvergessen bleiben, doch für Rondra scheint es unerträglich immer wieder daran zu rühren. Sie hat gelitten und würde es nie überwinden, diesen kleinen Jungen immer vermissen und das „was wäre gewesen wenn“ Spiel immer und immer wieder spielen – für sich selbst.
Ein Themenwechsel sollte her. Fieberhaft rattert es im Kopf des Weibes. Ihr Körper ruht unverändert an seinem, doch die Stirn runzelt sich angestrengt.
»Was hältst du davon….« offensichtlich ist es ein mutwillig herbeigeführter Wechsel, aber damit kann sie leben. Vielleicht würde sich alles ein wenig ändern, wenn auch er das Kind spüren kann. Das zumindest ist ihre leise Hoffnung. Doch das dürfte noch einige Zeit auf sich warten lassen. Schnell fährt ihre Zungenspitze über ihre Lippen. Eine Idee muss her – und unter Druck verlässt Rondra jegliche Kreativität. »…. wenn wir… anlässlich des Geburtstages des Herzogtums etwas für die Rabensteiner tun?« Soweit so gut. Einfach weiter plappern, irgendwas wird ihr schon einfallen. »Ein Festessen… wir könnten einen Ochsen schlachten lassen, oder eine Messe lesen lassen, nach der jeder ein Brot erhält.« Zu anderen Zeiten hätte sie vielleicht auch noch Salz vorgeschlagen, aber sie ist eben keine Fugger mehr und auch wenn Rabenstein nicht allzu groß ist, die Kosten dafür will sie sich nicht aufbürden.

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Kelian_


Call on me
10.05.1462


Wenn mich jemand fragen würde, was typisch für Rondra im Bett ist, dann gäbe es wohl zwei mögliche Antworten. Eine sehr intime, die ihr leises, entsetztes Keuchen beinhalten würde. Ich liebe es, es gibt mir neuen Antrieb und steigert meine Lust. Dies würde ich wohl aber nie jemandem außer dem Weib selbst sagen, weshalb es diese zweite Antwort gibt. Eine sehr harmlose, auch wenn eigentlich dies niemanden etwas angeht. Diese Art unsere Füße zu verknoten ohne dass es wehtut oder anzüglich ist, ist für mich etwas, was ich nur mit Rondra verbinde. Lucy hat so etwas nicht gemacht, sowieso haben wir nie so eng im Bett beieinander gelegen wie das Weib und ich es machen. Alle anderen Frauen zählen nicht. Ich habe sie aus dem Bett geworfen, ignoriert oder einfach nur benutzt. Es war selten mehr als ein Gastspiel und die die mehr waren, die waren nicht ehrlich. Ganz im Gegensatz zu dem Hier.
Nachdem ich mein Versprechen losgeworden bin, ist das Thema für mich eigentlich beendet. Ich rutsche ein wenig herunter, um meinen Kopf auf ihre Brust zu legen. Ich liebe es, aus mehreren Gründen. Es ist dort bequem. Ich kann ihren Herzschlag hören. Sie kann mir durch das Haar zausen. Ich mag all dies und zu allem Überfluss umhüllt mich ihr Geruch dort. Sollte es mir nicht reichen, würden mir wenige Handgriffe reichen, um sie zu schmecken. Die perfekte Lage also für meinen Kopf. Ihre Antwort, die zugleich eine Frage ist, bedarf einer Antwort, auch wenn sie sie selbst kennt. Weil... ich wollte es nur sagen. Zu wissen, dass ich die Schwangerschaft bis hierhin weitestgehend ignoriert habe und ich dies irgendwann bereuen könnte, ist das eine. Dies aber auch noch laut aussprechen zu müssen wäre das andere, weshalb ich also den Rückzieher mache. Ich weiß, dass sie es weiß - dies muss reichen.
So offensichtlich ihr Themenwechsel also ist, ich nehme ihn gerne an. Ich muss leicht schmunzeln, während mein Gesicht ein wenig umherwühlt. Wie ich enttäuscht feststellen muss, ist es nicht die Decke, die meine Lippen davon abhalten würde ihre Haut zu spüren, es ist ein Hemd! Frechheit. Nun, egal. Ihre erste Antwort auf die Frage ist ein Kuss auf den Ansatz ihrer linken Brust. Zart, unschuldig, würden da nicht meine Zähne noch ein wenig nachhelfen und knabbern. Es ist nur eine sanfte Erinnerung, dass ich sie nach unserer kleinen Meinungsverschiedenheit im Stadthaus in Ruhe gelassen habe. Sowohl was verrückte Orte als auch unser Ehebett angeht. Nichts dringliches, eher ein wenig Knabbern, Küssen und vielleicht auch Beißen, um meinen Spieltrieb ein wenig zu stillen. Solche Herren wollen wir also werden, ja? Die ihrem Personal genug zum Tratschen geben, sich um sie sorgen, sie anhören und ihnen zum Geburtstag der Steiermark etwas schenken? Es klingt absolut nicht negativ. Etwas kräftiger fassen meine Zähne diesmal nach dem zarten Fleisch, nur um sie vielleicht keuchen zu hören. Gleich darauf liegt meine Wange wieder genau dort, wo sie zuvor lag, nur dass meine Zunge über meine Lippen leckt. Das wird schief gehen... Wir werden die Leute mögen, sie uns... Ein leises Seufzen verlässt meine Lippen, bevor ich mich auf meine Arme stemme, um sie im Dunkeln anzuschauen und eben doch nur das zu sehen, was das verschwindende Licht uns lässt. So soll es sein, wir werden den Tag auf Rabenstein mit einem Fest im Dorf begehen, einen Ochsen schlachten lassen und uns von unserer besten Seite zeigen. Ein kurzer Kuss, der diesen Pakt besiegeln soll. Mit einem leichten Grinsen meine ich dann. Da du schon so konkrete Pläne hast, wirst du dann die Federführung in die Hand nehmen? Ob sie es wiedererkennt? Ich für meinen Teil senke meinen Kopf wieder, auf der Suche nach den Schnüren ihres Hemdes, nur um noch ein wenig weiter zu spielen. Schwangerschaften haben auch ihre Vorteile, wie mir ihre recht üppigen Rundungen immer wieder bestätigen.

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Rondra
10. Mai 1462

Tief atmet Rondra ein, ein wohliger Laut, der anzeigt wie glücklich sie in diesem Augenblick ist. Natürlich findet ihre rechte Hand den Weg in sein Haar, um zu zausen und frech dran zu zupfen, als sie seine Zähne zu spüren bekommt. Noch ist es nicht Begehren oder Leidenschaft, was er damit weckt – aber er lässt die Schmetterlinge in ihr flattern. Kein Keuchen, ein geseufztes „Hmmmm“ und als seine Zähne vorwitziger werden das zischende Einziehen ihres Atems. »Sind solche Herrschaften nicht diejenigen, mit den loyalsten Untergebenen?« Kurz verzieht sich ihr Gesicht zu einer etwas seltsamen Grimasse, als Rondra versucht hinunter zu den Bändern ihres Hemdes zu schielen. Da Kelian bereits vollkommen nackt ist, bleibt in dieser Beziehung wenig freizulegen. Die rechte Hand gibt sein Haar frei, wandert seinen Hals hinab in den Nacken, um dort kurz fester zuzulangen. Frecher Kerl. »Ich warte schon auf das erste vorwitzige Getratsche von den Mägden, die sich fragen wie viel von meiner Leidenschaft wirklich dir zuzuschreiben ist und was davon nur gespielt ist um meinem Mann Freude zu bereiten.« Ihre Lippen verziehen sich zu einem Grinsen, während ihre Hand sich weiter über seine Schulter arbeitet. Sanft streichend, nur um dann doch ein wenig die Fingernägel in seine Haut zu graben. Gleiches Recht für alle und sonderlich schmerzhaft dürfte das leichte Kratzen nicht sein. Umständlich hebt sie ihren Kopf ein wenig, um einen Kuss auf seinen Oberarm zu hauchen. Kein Wunder dass er zu beißt, auch seine Haut schmeckt verlockend.
»Die Federführung? Ach nein, ach nein. Ich bin nur das Weib des Freiherrn… was könnte ich da schon ausrichten?« Wie auch immer dieser Abend enden würde, plötzlich scheint die Idee mit dem Hemd nicht mehr so gut zu sein. Haut will an Haut, zärtliche Sehnsucht. Rondra richtet sich ebenfalls ein wenig auf, stützt sich auf ihren Unterarmen ab, um Kelian in dieser Hinsicht mehr Spielraum zu geben. Will er nicht, auch gut, dann hat sie nun einen deutlich besseren Blick auf ihn. Seine Schultern, das breite Kreuz und der Rücken. Seine Narben schrecken Rondra schon lange nicht mehr, haben sie eigentlich auch nie so ganz, lediglich beim ersten Blick auf sie. Nicht weil es abstoßend wäre, sondern weil sie von den ertragenen Schmerzen erzählen. »Ich schlage dir einen Handel vor. Du fertigst mir ein Plakat für den Geburtstag – primär das was Anakonda so vorschweben wird und eben die Schnitzeljagd und ich… ich werde unten in Rabenstein den Dorfplatz herrichten lassen.« Wie gut die Idee nun wirklich ist weiß Rondra nicht. Seit Marburg hat sie ihn nicht mehr malen sehen, auch wenn er seitdem zweifelsfrei gemalt hat. Zumindest sind Wappen entstanden. Seine linke Hand scheint zumindest wieder zu mehr zu gebrauchen zu sein. Trotzdem ein Thema was Rondra mit äußerster Vorsicht behandelt, die Zeit im Eberkopf und seine Zurückweisung vorher im Feldlager ist unvergessen.

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Kelian_


Call on me
10.05.1462


Wagt sie es wirklich? Wie kann sie nur? Erst wird mir ein wenig kalt, dann siedend heiß. Nein, es kann nur ein Scherz sein, oder nicht? Für einen Moment halte ich perfekt still, bevor ich leise nachmurmle, was sie gerade gesagt hat. Vorspielen um mir eine...Freude zu bereiten...? In meiner Welt vollkommen unvorstellbar. Ich habe mich immer für einen guten Liebhaber gehalten, mal abgesehen von den ersten Schwimmversuchen. Klar, dass sicher Frauen darunter waren, viele Frauen, die nun nicht den größten Spaß ihres Lebens gehabt haben, aber darum ging es mir auch nicht. Die mussten mir nichts vorspielen und wenn sie es gemacht haben, dann habe ich sie zum Schweigen gebracht. Nur - unvorstellbar, dass Rondra an sowas überhaupt denken kann. Sie würde nicht, oder? Kurz zweifel ich an allem, ich runzel die Stirn, die sich an ihre Brust legt. Ich überlege. Es reicht nicht einmal dazu sie übermütig auf das Bett zu werfen, um ihr zu zeigen, dass sie nichts vorspielen muss. Ich weiß, dass ich es kann - oder? Nein, sie hat gerade Zweifel gesät, jedwede Leidenschaft die geweckt war, abgetötet. Was, wenn es ihr keinen Spaß macht? Sie hat einen wunden Punkt getroffen, einmal darüber richtig nachgedacht und es würde mir klar werden, dass sie es nicht so gemeint haben kann. Stattdessen frage ich mehr ihre Brüste als das Weib. Du würdest nicht...mir etwas vorspielen?
Vielleicht war ich etwas langsam oder sie hat gar nicht mitbekommen wie sehr mich ihre Aussage eigentlich getroffen hat, in jedem Fall erreicht mich das nächste als ich leise spreche. Wahrscheinlich hört sie meines nicht einmal, ich aber ihres. Sie scheint es gerade darauf anzulegen, denn es ist ein sehr ungutes Thema. Tatsächlich zuckt meine linke Hand, vielleicht aber auch ich im Gesamten. Ein Plakat? Ich müsste malen. Die Temperatur im Raum scheint für mich zu sinken, ich habe Gänsehaut - weil mir kalt ist. Eigentlich ist mir so gut wie nie kalt, ich verstehe auch nicht wie das Weib ein Hemd anziehen kann, weil sie 'frieren' könnte. Soll sie sich halt an mich drängen. Jetzt allerdings nicht, denn ich 'scheue' vor ihr zurück, nach hinten um mich auf meinen Hintern zu setzen. Ich kann nicht. Passt doch irgendwie auch ganz gut zum Thema davor, oder nicht? Nein! Barsch kommt es, es ist immer noch kein gutes Thema, wird es wohl auch nie wieder werden.

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Rondra
10. Mai 1462

Natürlich war ersteres ein Scherz. Wie könnte es auch anders gemeint sein? Mit ein wenig nachdenken müsste er tatsächlich darauf kommen – was hätte Rondra von einer monatelangen Affaire gehabt, wenn sie nicht auch Spaß daran gehabt hätte? Der Preis und das Leid was damit einherging, wären doch unverhältnismäßig gewesen. Einem fremden, unverschämten englischen Seefahrer mehrmals die große Erfüllung vorspielen – so weit geht ihre Nächstenliebe dann doch nicht.
Weshalb Rondra keine Sekunde auf die Idee kommt er könne die Neckerei für bare Münze nehmen, gar an sich (und ihr) zweifeln. Die erste Frage lässt sie noch leicht giggeln. Während die zweite tatsächlich unter den eigenen Worten verschüttet wird. Ach, sie könnte ihn noch weiter necken. Über Ehepflichten und eben den Pflichten des Weibes im Bett.
Doch all diese Möglichkeiten auf eine neckende Balgerei sind dahin, als er derart auf ihren Handel reagiert. Sein zurückscheuen ist wie ein Schlag in die Magengrube. Natürlich ist es ein schwieriges Thema, ganz unbewusst war es ihr nicht, aber diese Reaktion?
»Aber… was…?« Mehr als ein verdutztes Stammeln ist es erstmal nicht, während Rondra sich ein wenig weiter aufrichtet und ihn verdutzt anstarrt. Verdutzt? Fassungslos. Kälte schleicht sich unter ihr Hemd, dort wo gerade noch sein warmer Kopf geruht hat. »Du…. kannst nicht?« Es ergibt keinen Sinn, oder? »Aber natürlich kannst du… du… «… bist der Wappenmaler. Nein, es ergibt rein gar keinen Sinn in ihrem Kopf. Aber der Blondschopf ist gut darin den Dingen einen Sinn zu suchen und so findet sie scheinbar auch hier einen. »Aber, es muss nichts… außergewöhnliches sein. Kelian. Ein Plakat was ohnehin der Witterung ausgesetzt sein wird.« Das wird es sein, natürlich braucht sie keine filigranen Zeichnungen, keine Meisterwerke, zu denen er früher sicherlich fähig gewesen wäre. Nein, nichts großartiges, vielleicht wäre es sogar eine ganz gute Übung. »Wirklich nicht. Ich habe selber keine Ahnung was mir vorschwebt…. Vielleicht auch einfach… ein Rahmen um das Papier.«Rondra hebt die Schultern etwas an. Davon hat sie nun wirklich wenig Ahnung und in dieser Beziehung fehlt es ihr auch so ziemlich an Kreativität. Vorsichtig löst sich ihre linke Hand vom Laken, hebt sich und nähert sich seinem Oberarm. »Komm zurück…«

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Kelian_


Call on me
10.05.1462


Ehrlich gesagt höre ich nur die Hälfte von dem, was sie von sich gibt. Welchen Sinn sie meinen Worten gibt. Ich starre sie an, sehe ihre Lippen, ihren wundervollen Körper und doch regt sich bei mir gerade nichts. Malen. Ein ums andere Mal saß ich allein in einem der hellen Zimmer, habe auf ein leeres Blatt Papier gestarrt. Ich hatte den Stift in der Hand, wollte anfangen, hatte alles in meinem Kopf und sobald ich angesetzt habe, hat sie angefangen mit zittern. Unkontrolliert, heftig. Ich weiß nicht warum, wahrscheinlich ist es eine Kopfsache, aber es ist so. Ich muss daran denken, an diesen Makel der an mir haftet. Ich starre sie also einfach an, bevor ich den Kopf schüttle. Ich kann nicht. Nachdrücklicher diesmal, meine Hand greift fest in die Bettdecke. Nein, ich kann nicht.
Beides nicht. Nicht Malen und auch nicht zu ihr zurück, nicht in diesem Augenblick. Also schüttel ich nur noch einmal den Kopf, wie als Zeichen, dass sie mich auch lieber nicht anfassen soll. Begierig gleitet mein Blick zu ihrem Hemd, den Schnüren und den Brüsten, die bis vor wenigen Sekunden meine einzige Sorge waren. Mh, wie schön war denn dies im Gegensatz hierzu jetzt? Warum kannst du es nicht lassen, Rondra? Es ist ein leiser Vorwurf, während ich nun wirklich ausweiche und ganz vom Bett rutsche. Den Boden unter meinen Füßen zu spüren tut gut, auch wenn meine Nacktheit nun grotesk wirkt. Aber irgendwie passt es auch wieder, denn mehr als jetzt könnte ich nicht entblößt sein. Ich wandere ruhelos durch das Zimmer, meine linke Hand streicht immer wieder über meinen Nacken. Ich kann nicht! Versteh es, ja?! Ich habe nichts seitdem gemalt, nichts... Was ich in all den Stunden gemacht habe, die ich vorgegeben habe zu malen? Gestarrt, gewütet und zerstört, aber nicht gemalt. Ich habe geschrieben, gekämpft, aber nicht gemalt.

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Rondra
10. Mai 1462

Warum sie es nicht lassen kann? Egal worauf sie es beziehen könnte, ihre Hand die sich eben noch nach ihm ausgestreckt hat, landet schlapp auf der Bettdecke. Lassen?! Sie ist sein Weib. Sie ist nicht dazu gemacht irgendetwas zu lassen, was mit ihm zu tun hat.
Selten schien er so weit weg wie in den folgenden Augenblicken. Vielleicht damals als er sie fortgeschickt hat, nach jenen denkwürdigen Tagen in seinem Haus.
»Ich bin dein Weib…« kommt es zuerst nur leise gepresst, während sie nun ihrerseits den Rückzug antritt und ihre Füße näher an ihren Körper zieht. Natürlich folgen die Blauen seinen Bewegungen, wie er das Bett verlässt und umher stapft wie ein gefangenes Tier. Nein, grotesk ist seine Nacktheit nicht, in dieser Situation zumindest nicht. Hat sie diesen sich ihr bietenden Ausblick vor wenigen Minuten noch freudig genossen, so ist davon jetzt gerade nicht zu sprechen. Genauso gut könnte er eine komplette Rüstung tragen – und irgendwie eben doch nicht. Das mit dem Verstehen ist so eine Sache. Manchmal will man nicht verstehen, da dauert selbiges dann auch gerne etwas länger. »Aber du hast….« noch nicht einmal die Stunden die er sich scheinbar zurückgezogen hat sind gemeint, Rondra weiß zwar selber nicht genau was genau sie geglaubt hat, aber sicher nicht, dass alles vollkommen glatt läuft. Die Wappen allerdings, an die hat sie geglaubt. »Aber… « Ach nein, sie sollte es ja lassen und verstehen. Vielleicht der falsche Augenblick wütend zu werden, sicherlich der vollkommen falsche. Doch es hilft nichts. »Du hast… nichts gemalt.« Keine Frage, eher ein Hinnehmen. »du hast geschwiegen… « Gelogen! Wenn auch irgendwie nicht direkt, aber indirekt, oder nicht? Oh es ist der ungünstigste Augenblick für solche Gedanken, sie sollte da sein für ihn, ihn halten – irgendwas. Aber würde er das überhaupt wollen? Jederzeit hätte er es in den letzten Monaten haben können, wenn da nur ein Wort gewesen wäre, in diese Richtung. Nein, mehr als sie wütend auf ihn ist, wird sie gerade wütend auf sich selbst. Auf sich und ihr Versäumnis. »Ich will es sehen. Jetzt.« Ihre Beine schwingen sich schon aus dem Bett, landen tapsend auf dem Boden. Er hat… in allem Fortschritte gemacht. Seine linke Hand. Zuerst war da gar nichts gewesen, ein totes Ding, was sie selber über ihren Körper geführt hat. Doch mit der Zeit war da wieder mehr. Bewegungen, Gefühl. Unmöglich dass sich Rondra das eingebildet hat. Was sie jetzt will ist allerdings etwas ganz anderes. Rondra weiß wie er seine Hand nutzen kann, wenn sie beieinander liegen, jetzt geht es tatsächlich ums Malen.

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Kelian_


Call on me
10.05.1462


Natürlich ist sie mein Weib und natürlich hätte sie jedes Recht gehabt davon zu wissen. Vielleicht hat auch nur einmal der richtige Impuls gefehlt, dann hätte ich es sicher erzählt, diese Sorge auf ihren Schultern abgeladen. Aber letztendlich, ist es eine Sorge? Nein, denn ich kann die Hand wieder bewegen, ich spüre sie. Ich spüre ihre Haut, wenn ich sie anfasse und ich kann zupacken. Mehr als ich je zu träumen gewagt habe, was ist da der Verlust, den ich zu erleiden hatte? Nicht mehr Malen können, ich sollte dies wirklich nicht beweinen, sondern ich sollte feiern, dass ich sie bewegen kann. Ja, ich habe geschwiegen, um meinetwillen und um ihretwillen, denn dass es kein gutes Thema ist, sehen wir nun wieder hier.
Verdammt nochmal, warum versteht sie denn nicht? Ich bin ein Krüppel, egal wie man es sehen möchte. Ich würde immer wieder diese Anfälle bekommen, Bierkrüge fallen lassen, nicht malen können - trotzdem sollte ich glücklich sein, genauso wie sie. Ich will es knurren, ihr entgegen schreien, aber alles was passiert ist meine Hand, die ein weiteres Mal die Bewegung im Nacken vollführt, während ihre Worte wie Peitschenhiebe auf meiner Seele brennen. Sie ist enttäuscht, wütend - dabei reicht es doch, dass ich mich selbst in diesem Punkt nicht im Spiegel ansehen kann. Vielleicht reagiert sie richtig, denn ich bleibe erstaunt stehen, die Hand mitten in der Bewegung, ich zu einer Salzsäule erstarrt. Du willst es sehen? Fragend, verblüfft. Was will sie von mir? Taxierend harre ich aus, warte scheinbar ewig auf eine Antwort, bevor ich mich selbst aus dieser Trance schüttle. Feste, schnelle und aufgebrachte Schritte in ihre Richtung, wie dreist ist sie? Ich weiß nicht, wovon sie redet, aber mein Selbstmitleid wird Wut. Die wenigen Zentimeter, die sie zurückweicht sind nicht verkehrt, nein sogar die richtige Richtung. Während meine Hände sie greifen, versuchen über meinen Arm zu beugen, grolle ich. Was willst du sehen, well? Lauter ist es gesagt, als ich es normal sagen würde. Die Bilder in meinem Kopf? Kurze Ruhe, wie die Ruhe vor dem Sturm, meine Hand die ohne jede Zärtlichkeit ihren Oberkörper entlanggleitet, aber eben auch nicht weh tut. Es ist einfach das Gefühl weg. Ich zeichne nach, was ich sehe und eben doch am Ende nur in meinem Kopf ist. Sie sind alle da, scharf und wunderschön. Du, dein Körper, Johanna, Rabenstein. Meinst du nicht, dass sie rauswollen...? Es klingt wütend und angewidert zugleich, allein auf mich selbst natürlich. Die Zeit sie zu halten ist vorbei, ich scheue wieder zurück, doch die Zeit meiner Wut scheint erst zu beginnen. Was willst du sehen? Wie ich versage? Dann schau eben hin, wenn du es unbedingt möchtest. War ersteres noch recht laut, so bin ich wieder leise geworden als ob ich selbst kapiert habe, was ich hier gerade abziehe. Mein Gesicht ist verzerrt, vor Wut, vor Angst, die ich vor meiner eigenen Ohnmacht empfinde. Ist sie auf dem richtigen Weg oder auf dem holzigen? Ich weiß es nicht, nur dass ich am Ende noch einmal meinen Kopf schüttle. Nein, ich kann es nicht, was wir doch nun auch geklärt haben oder nicht? Vielleicht sollte ich sie küssen, langanhaltend und vergessend - würde sie es zulassen, würde ich mich wieder in ihre Richtung mit diesem Vorhaben flüchten.

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Rondra
10. Mai 1462

Ja, was genau will sie eigentlich sehen? Natürlich wie er malt. Wie er einen Pinsel, oder einen Stift in die Hand nimmt, ihn über das Papier gleiten lässt und wie dadurch Bilder entstehen, die so wunderschön schön sind dass man gebannt davor stehen bleibt und den Mund nicht mehr zuklappen kann. Wenn es sein muss eben auch nicht – dann allerdings will sie sehen, dass es nicht geht. Er kann mit seiner Hand greifen, er kann zupacken, er kann ihr damit das pure Glück bereiten und sie zu scheinbar unendlichen Höhenflügen antreiben – warum beim Namenlosen sollte er nicht malen können? Es scheint unbegreiflich für Rondra, auch wenn sie seine Worte gehört und seine Wut und Hilflosigkeit verstanden hat.
Als er auf sie zu stürmt weicht sie nur ein wenig mit dem Oberkörper zurück, um sich dann gleich wieder aufzurichten. Seine Hand in ihrem Rücken, die andere ihren Körper nachzeichnend. Es könnte etwas gefährlich Erotisches haben, doch um das zu empfinden obsiegt ihre Sturheit. Stumm bleibt der Blondschopf, auch wenn die stürmischen Blauaugen umso beredeter sind. In ihnen glimmt der unfassbare Unglaube und schäumt die mühsam unterdrückte Wut. Es kann nicht sein, dass er seit Monaten kein Wort darüber gesagt hat, sie im Glauben gelassen hat auch dabei geht es aufwärts, die Wappen! Oh nur nicht an diese verdammten Wappen denken, sie will es lieber gar nicht wissen wie er sie fertiggebracht hat, falls das hier die Wahrheit ist. Himmel, es war nicht nur das von Niclas und Adam, es war sein eigenes! Ihres!
»Ja!« Lauter als beabsichtigt brüllt sie es fast heraus, die Wut trägt sie in dieser Sekunde, auch wenn Rondra es schon im nächsten Augenblick bemerkt und sich zurück nimmt – zumindest was die Lautstärke angeht, nicht was den mitschwingenden Cocktail an Gefühlen angeht. »Ja, wenn du es so sehen willst, bitte. Ich will dich in diesem verdammten Raum sehen. Ich will sehen wie du es versuchst und von mir aus auch wie du versagst.« Ihre Kiefer pressen sich fest aufeinander, verleihen dem sonst recht weichen Gesicht harte Kanten und einen mehr als sturen Ausdruck. Monate hat sie ihn gelassen. Damals im Feldlager und im Eberkopf das getan, was sie meinte tun zu müssen um ihm zu helfen. Ohne sein Wissen, ohne seine Zustimmung. Vorbei. Diese Heimlichkeiten führen zu nichts und wo ist sie hin, die Ehrlichkeit die sie sich geschworen haben?
Ihr Weg führt sie zur Trennwand, wo sie mit der linken Hand eins ihrer wollenen Schultertücher herunternimmt und es sich nachlässig über die Schultern wirft. Mehr nicht. Es ist noch nicht spät, aber ihr ist egal wer sich womöglich draußen herum treibt. Sie will nun ins Malzimmer.
»Komm mit.« Keine Bitte mehr dieses Mal, sondern ganz klar ein Befehl. Darf sie ihm befehlen? Wohl nicht, aber das ist egal, er darf sie auch nicht hinters Licht führen. Mit leise tapsenden Fußsohlen steuert Rondra die Tür des Schlafzimmers an. Beide sind sie nicht gerade in einem Aufzug für Spaziergänge durch die Burg. Er vor allem täte gut daran an seinem Aufzug noch etwas zu ändern. Allzu viel Zeit dazu würde sie ihm allerdings nicht geben. Sollte sie die Tür erreichen würde sie sich umdrehen und ungeduldig warten, dass er ihr folgt.

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Kelian_


Call on me
10.05.1462


Kein Kuss, kein Ende des Themas, im Gegenteil, wir scheinen in die Vollen zu gehen. Ebenso wie ihr Gesicht, verliert meines mit jedem Wort an der Weichheit, die es ihr gegenüber eigentlich immer ausstrahlt. Hart, unnachgiebig - schwer zu lesen. Sie kennt dieses Gesicht, kennt es sehr gut, wenn wir an das vergangene Jahr denken und doch sollte es so zwischen uns nicht sein. Was will sie beweisen? Will sie mir aufzeigen, was für ein großer Versager ich bin? Würde sie mir ins Gesicht schleudern, dass es eine Lüge ist, ich würde vehement protestieren. Ja, vielleicht hat sie geglaubt, dass ich Fortschritte mache, aber ich habe es nie gesagt. Ich habe nie behauptet, dass diese Wappen von mir sind, ich habe nie ein Bild präsentiert. Ich habe lediglich vor Wochen gesagt, dass ich sie gerne einmal Malen würde - nur kann ich es eben nicht. Also, was will sie damit erreichen? Ihrem Befehl folge ich, nicht weil es ein Befehl ist oder sie ihn so gut ausspricht, sondern weil ich es ihr davor schon zugestanden habe. Mit dieser Art würde sie sonst nicht viel bei mir erreichen, aber gerade geben wir uns gegenseitig recht gut Feuer. Sie würde es bereuen. Diese Demütigung, die wird Konsequenzen haben und ich würde mir mein Ego wieder aufpolieren. Mal sehen wie sehr dies nötig wäre. Ich folge also, dass ich nackt bin stört mich nicht. Ich würde so durch das Haus gehen. Es ist mein Zuhause, die Mägde können froh sein, wenn sie mich sehen dürfen. Ich recke mein Kinn leicht, etwas was ich mir von ihr angewöhnt habe und ein Ausdruck von Starrsinn ist. Als ob wir eine stumme Diskussion darüber führen, ob ich nun nackt durch das Anwesen wandle oder nicht. Es ist der allerletzte Moment, in dem ich mir ein Handtuch greife, es um meine Lenden wickle. Mehr wird es nicht geben. Allerdings, selbst dieser Aufzug in Kombination mit ihrem spricht Bände, es ist noch nicht allzu spät. Kaum sind wir aus den Gemächern heraus, ist auch schon der erste verdutzte Schopf von weitem zu sehen. Meine Wut, unendlich und doch gefangen, entlädt sich zumindest hier ein Stück. Ich brülle, also wirklich so richtig echt, in deren Richtung. Verschwindet!!! Alle. Sie sollten uns nicht in die Quere kommen.
Machen sie auch nicht. Das einzig vernünftige, was sie tun können. Uns aus dem Weg gehen. Oder besser nur mir? Keine Ahnung, es herrscht eisernes Schweigen auf dem Weg in das sogenannte Malzimmer, auch wenn es an Wärme, Herzlichkeit oder auch Schönheit mit dem Alten nicht mithalten kann. Obwohl ein Verbot herrscht für das Zimmer, es auch nur zu betreten, ist es nicht abgeschlossen. Hätte man ja denken können, nicht wahr? Ich öffne die Tür, deute hinein. Noch ist es dunkel, man sieht nicht viel aber ich würde eine Lampe aus der Nähe holen. Verbissen wirke ich, als ich schließlich mit dem Licht wiederkomme und ihr zeige, was ich in den letzten Wochen gemacht habe. Papier liegt zerknüllt auf dem Boden. Zu Hauf. Welch Verschwendung von Ressourcen und Geld. Zu sehen ist darauf kaum etwas, wacklige Striche maximal. Es sieht aus als hätte ein Verrückter verzweifelt versucht seine Gedanken aufzuzeichnen, ist daran aber kläglich gescheitert. Zufrieden? Angriffslustig knurre ich, wissen wir doch beide, dass sie es nicht ist - nur sie soll es aussprechen. Komm, demütige mich weiter, piekse den Tiger in seinem Käfig.

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Rondra
10. Mai 1462

Wäre diese heiße Wut und ihr Trotzkopf nicht so übermächtig, niemals würde sie ihn so aus den Gemächern spazieren lassen – geschweige denn, dass sie sich so außerhalb präsentieren würde. Immerhin sind ihre Arme ebenso nackt wie ihre Beine und Füße. Ob sie verlangt hätte dass er sich bedeckt, Rondra ist sich nicht sicher.
Das Malzimmer. Geheimnisvolles Mysterium. Gehütet wie sein Augapfel und scheinbar doch nicht das, was es sein soll. Schon als Rondra den noch dunklen Raum betritt, bleibt aus was sie erwartet hat. Erwartet? Erhofft. Sein Malzimmer in Graz ist nicht mehr, doch den früheren Raum hat sie geliebt. Seine Helligkeit, dank der großen Fenster, die Staffelei mit dem Schemel, den Tisch und das Sofa. Alles einfach. Sicherlich auch wegen all der Erinnerungen, die darin beheimatet waren. Dies Malzimmer hatte eine Aura, welche Rondra sofort in ihren Bann geschlagen hat, wenn sie es betreten hat. Nirgendwo sonst war sie Kelian, damals noch ihre heimliche Affaire, so nah wie dort. Nicht körperlich – zumindest nicht nur – sondern seelisch.
Das was sie hier auf Rabenstein fühlt als sie das Malzimmer betritt, ist damit nicht zu vergleichen. Nicht einmal Ansatzweise. Da ist einfach nichts, gar nichts. Ein leeres, dunkles Loch. Natürlich kann es nicht so hell strahlen, es ist bereits dunkel. Aber müsste sie hier nicht zumindest Kelian spüren? Noch bevor er zurück ist mit der Lampe, tappt Rondra durch die Dunkelheit. Nein, da ist nichts, kein Funke seines Seins füllt das Zimmer. Himmel, es müsste zumindest nach Farbe riechen, oder nicht? Trocknende Farbe auf Leinwänden. Farbmischungen auf Holzpaletten, die bröselig angetrocknet sind, zum Teil staubig sind und die Luft im Raum anfüllen. Verzweiflung gesellt sich zu ihrer Wut, erstickt und schmälert sie. Wie sollte sie gegen solch einen Raum ankämpfen?
Als das Licht schließlich seinen weichen Schein durch diese Leere schickt, bringt auch das keine Erleichterung mit sich. Grauenvoll ist der Anblick des Papieres. Wohin sie sich auch wendet, es scheint überall zu sein. Als Rondras nackter Fuß gegen einen dieser Knäule stößt, bückt sie sich um ihn vorsichtig glatt zu streichen. Handbewegungen die zärtlich anmuten. Flüchtig nur schweifen die Blauaugen über die kümmerlichen Linien, bevor sie sich heben und den Halbnackten anstarren. Ob sie zufrieden ist?! Er hätte darauf gar keine Antwort verdient. Stumm sollte sie einfach gehen. Macht sie aber nicht.
»Nein! Nein, ich bin nicht zufrieden!« Als hätte er etwas anderes erwartet und eigentlich ist es kümmerlich wie sie seine wirkliche Erwartung nun ausfüllt, aber Rondra kann nicht anders. Verzweifelt losheulen, oder schreien – Rondra hat schon immer lieber geschrien als geweint. »Hast du… ernsthaft geglaubt du könntest hier malen?« Genauso gut könnte sie versuchen in einem Badehaus backen zu wollen. Ihre Stimme ist längst nicht mehr laut, doch vorwurfsvoll und anklagend. »Du hast nicht einmal alle notwendigen Materialien hier! Starrst du stundenlang auf die Tischplatte und wartest….?« Worauf auch immer, die Wunderheilung, dass das Geschehene ungeschehen werden könnte, oder eben die Bilder einfach so aus seinem Kopf fließen könnten. Ertränkt er sich hier in Selbstmitleid? Rumflaschen könnte sie ihm wenigstens wegnehmen – das hier nicht.
Muss Rondra es überhaupt noch mit eigenen Augen sehen? Sie glaubt ihm jedes Wort. Er kann nicht malen. Nicht hier. Nicht so. Vielleicht müsste auch dieser Raum mit Erinnerungen gefüllt werden, glücklichen Erinnerungen, voller Leichtigkeit. Das allerdings kann Rondra nicht, nicht jetzt. Wie einfach wäre ein Spiel. Die leise Aufforderung sie zu malen und je mehr die Gestalt auf dem Papier gewinnt, desto mehr fallen ihre eigenen Kleidungsstücke – viele sind es ja ohnehin hin. Aber dazu ist weder Zeit, noch Raum.
»Zeichne.« Ihr Kinn deutet in Richtung des Tisches. »bitte.« Schiebt sie leiser hinterher. Kelian würde es nicht schaffen, oder? Rondra ist sich recht sicher. Doch darum geht es gar nicht mehr. Die Frage, die sich stellt ist: Weshalb kann er nicht? Sind die Stifte zu schmal, dass die Hand krampfen muss? Er selber zu ungeduldig? »Irgendetwas.« Vielleicht liegt es auch daran? Zu viele Bilder in seinem Kopf, die gemeinsam nicht heraus können. »Deine Hand. Zeichne deine Hand.« Ihre Stimme klingt ungewöhnlich schrill. Rondra ist ein wenig panisch, wie aber auch nicht, in dieser Situation. Gleichzeitig ist die Aufforderung schnell hervorgestoßen worden. Oh, sie hasst sich selber. War sie gerade noch wütend auf ihn? Was für ein bescheuerter Einfall. Aber es scheint unmöglich, dass er eins der schönen Bilder aus seinem Kopf malen kann. Also vielleicht da ansetzen, wo es weniger schön ist, oder auch an der Wurzel allen Übels – für ihn, nicht für Rondra. Längst weiß sie nicht mehr auf welchem Untergrund sie sich bewegt. Wie viele Sprünge und Rissen das Eis unter ihr haben mag, oder ob es schon nur noch eine einsame, kleine Eisscholle ist. Aber es gibt kein zurück, zumindest nicht im Augenblick. Der Tisch ist nun Ziel von ihnen beiden, wobei Rondra sich weiter im Raum befindet und sich unendlich langsam zu bewegen scheint.

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Kelian_


Call on me
10.05.1462


Innerlich beginne ich zu lächeln oder mehr zu grinsen. Sie macht, was ich mir gedacht habe. Schwer zu lesen war sie für mich in diesem Augenblick nicht, natürlich macht sie weiter. Kann sie überhaupt noch zurück?
Ich starre sie an. Die Kälte des Zimmers beeindruckt mich nicht oder besser die Leblosigkeit. Ganz im Gegenteil, es passt sehr gut zu meiner künstlerischen Aktivität. Eigentlich hat sie alles an der Hand, was sie braucht. Bezüglich des Malens fühle ich mich leer, wie ein Abgrund ohne Boden und gleichzeitig so voll, unaufgeräumt. In meinem Kopf herrscht Chaos, ich werfe Bilder durcheinander, Erinnerungen vermischen sich damit. Nein, es liegt nicht am Zimmer, es liegt nicht an den Erinnerungen, die nicht vorhanden sind. Ich habe schon an anderen Orten dieser Welt gemalt, an kälteren, an schwierigeren. Es hat eine andere Ursache. Eine Ursache, die ich für mich nicht ergründen kann oder will, die sie aber sicher erkennen wird. Ihre Frage, ihr Spott veranlasst mich dazu Fäuste zu bilden. Ich weiß nicht einmal, ob sie noch auf Eis wandelt oder nicht schon lange ertrinkt. Vielleicht bin aber auch ich es. Ich schwimme, schwimme in meinem Sein und in dem, was ich für sie sein will, sie stachelt mich weiter an. Es wäre ein Leichtes sie zum Schweigen zu bringen, ein gezielter Schlag. Sie weckt Teile von mir, die so etwas denken, aber ich weiß es besser. Antworten bekommt sie nicht, nur ein stummes Abwenden meinerseits, Richtung des Tisches. Papier liegt da, ein Kohlestift. Bitte. Nein Danke?
Sicher keine Option, also trete ich an den Tisch heran. Langsam, bedächtig, nicht zu meiner Wut passend. Meine linke Hand legt sich auf die Kante, streicht langsam über das Holz. Oh nein, es liegt nicht an dem Ort, denn könnte ich malen, dann könnte ich ihn auch einfach vergessen. Ich setze mich, mein Handtuch verrutscht dabei, aber es ist mir egal. Es gibt jetzt wichtigeres. Meine Worte Lügen strafen, ihr ein Bild malen, wir beide - spiegeln. Ich greife den Kohlestift, zärtlich fast fahren meine Finger an ihm entlang, begrüßen ihn wie einen alten Freund. Ruhig, geschickt - ähnlich wie früher. Ich führe ihn zum Papier, beuge mich leicht darüber. Haare fallen mir in die Stirn, stören im Auge - ich wische sie weg. Alles so wie früher. Leise kratzt er über das Papier, voller Hohn schreibe ich für sie:

I C H | K A N N | N I C H T | M A L E N!

Es ist eine geübte Schrift, man kann sehen, dass ich dies wieder im Griff habe. Ich sollte malen können, es wird offensichtlich. Darunter setze ich an, beziehungsweise will ansetzen, offensichtlich, dass es nun an die Krux geht. Bevor der Stift auch nur auf dem Papier ist, beginnt die Hand zu zittern. Unkontrollierbar, aber nicht schmerzvoll. Ein Tremor, so wie ich ihn oft gehabt habe in den letzten Wochen. Selbstschutz? Wahnsinn? Genie und Wahnsinn liegen nah beieinander, oder nicht? Es erklärt die Linien, die sie gesehen hat, das Resultat, wenn ich mich zwinge den Stift auf das Papier zu setzen, eine Linie zu ziehen. Niemals könnte ich so weiche Konturen, wie ich sie brauche oder auch nur irgendetwas Formvolles damit malen. Sie muss es einsehen. Es ist der Stift, der fliegen lernt, der diese Farce beendet. Das Papier bleibt liegen, diesmal nicht von meiner Hand zerknüllt, sondern als Mahnung oder Nachricht für sie. Wütend grolle ich in einem halblauten Ton. Bist du jetzt zufrieden? Ich weiß, dass sie mir nicht im Weg steht, dass ich sie nicht verletzen kann. Mit Worten vielleicht, aber nicht mit meinen Taten, denn es ist nicht der Stift bei dem es bleibt. Längst bin ich wieder auf den Beinen, das Handtuch an seinem Platz. Während ich die Worte also loswerde, ist es auch der Stuhl, der gegen die Wand fliegt.
An meinem Hals puckert die Halsschlagader, auf meinem Arm sieht man die durch die Anstrengung hervorgetretenen Muskeln. Lauter geht mein Atem, vor Wut, Empörung und auch Angst. Natürlich weiß ich, dass wir hier gerade ein gefährliches Gespräch führen, aber dieser Teil ist klein. Sehr klein. Ja! Ich wende mich ab, nur weit genug um die Tür zu fassen zu bekommen und sie von Innen zuzuwerfen. Scheppernd fällt sie ins Schloß. Ja ich sitze hier stundenlang und starre auf das Papier. Ich spucke es ihr entgegen, lauter als nötig, während ich dabei auf sie zu gehe. Ich bin dran.
Ich will sie anfassen, ich will mein Ego aufpolieren. Was würde sich dazu besser eignen als mein Weib mir zu eigen zu machen? Ich bin mir relativ bewusst, dass sie es wahrscheinlich in diesem Moment mit meiner Nähe nicht so hat, dass sie weder von mir geküsst, noch genommen werden möchte. Aber das ist das Schöne, im Endeffekt brauche ich ihre Erlaubnis nicht. Wir haben einen Tisch, Wände und eine Tür - es gibt ausreichend Möglichkeiten. Zunächst jedoch würde ich sie wahrscheinlich nur an die Wand drängen, ihre Hände in meinem Griff halten und meine einzige Frage wiederholen, die ich ihr stellen kann. Bist du zufrieden?

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