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Grafschaft Rabenstein - Die Familie Peverell

Rondra
10.Mai 1462

Die erste Szene die sich da vor ihr aufbaut ist so schmerzlich vertraut. Wie sehr hat sie es vermisst ihn so zu sehen? In der Hand den Stift, der konzentrierte Blick, die Haare, die in seine Augen fallen. Rondras Magen zieht sich leicht zusammen, ihr Herzschlag erhöht sich. Der Zwang hinter ihn zu treten und ihn zu berühren, er scheint übermächtig. Doch letztendlich bleibt es bei einem kaum merklichen Zucken ihrer rechten Hand. Es scheint flüssig zu gehen, zumindest ist Rondra der Meinung, bis sie sich ein wenig auf die Zehenspitzen stellt und genauer hinsieht. Nein, nichts was gemalt wäre. Die Worte auf dem Papier lassen das Weib getroffen zusammenzucken. Blanker Hohn, ja. Genauso gut hätte er sie schlagen können. Nach dem Satz erwartet sie nicht einmal mehr, dass er es überhaupt versucht. Ist der Ansatz ein löblicher Versuch, oder nur weiterer Hohn?
Der fortgeschleuderte Stift ist nicht weiter überraschend. Ja, mit so einem Ausbruch war doch irgendwie zu rechnen, bei einem Nichtgelingen. Versagen würde sie es niemals nennen. Der Stuhl allerdings lässt Rondra zusammenfahren und sich instinktiv ducken. Er hätte sie niemals erwischt, selbst wenn er in hundert Einzelteile zerborsten wäre wahrscheinlich nicht. Es ist der Akt an sich, der sie zurückschrecken lässt. Keine Antwort als Kelian seine Frage zum ersten Mal stellt. Welche auch? Will er wirklich eine Antwort drauf? Es ist lächerlich. Perplex wandern die Blauen schließlich von der Tür zu ihm und wieder zurück. Was zur Hölle? Angst ist da noch keine in ihrem Blick, aber ihr geht auf dass dies hier nun ziemlich heißer Boden ist. Er würde nicht Hand an sie legen. Oder? Kleine Fragmente von ihm, die hierzu passen kennt sie bereits. Zertrümmerte Möbel – letztes Jahr im Sommer. Dieser Hohn, diese blinde Wut – schon mehr als ein Mal. Bereit ihr weh zu tun? Nein, bisher ist es stets ein Spiel gewesen, wenn auch oftmals ein gefährliches mit dem Feuer.
Die Wand hat Rondra schneller im Rücken als sie gedacht hätte, wenn sie überhaupt gedacht hätte. Ein kurzes Gerangel, denn natürlich ist sie nicht bereit sich ihm auszuliefern und ihm ihre Hände zu überlassen. Sie hat in keiner Weise verdient nun so behandelt zu werden. Nun, es gibt ein Unentschieden, irgendwie – und irgendwie unterliegt sie natürlich in dieser Beziehung trotzdem. Es ist ihm gelungen ihre linke Hand zu umfassen, ihre rechte hat das Weib sich in den Rücken geschoben. Nicht gerade bequem so zwischen Körper und Wand, aber er hat sie nicht bekommen und sie ist noch Herrin über sie. Damit hat es sich aber auch schon, denn natürlich hat der Kerl ganz andere Möglichkeiten sie körperlich an der Wand zu halten. Kein Spiel und würde sie können, Rondra würde tatsächlich das Weite suchen.
Wieder diese Frage. Die Wut verdrängt das Gefühl für Gefahr. Es ist ihr Mann, es ist Kelian, wie sollte sie Angst haben?
»Hör endlich auf!« leise gezischt, denn sie kann diese Frage wirklich nicht mehr hören. Wie sollte sie zufrieden sein? Er weiß es genauso gut wie sie, nur ein ganz bestimmtes Ergebnis hätte sie zufriedengestellt. »Nein! Nein bin ich nicht.« Geschrien ist es nicht, aber da er so nah bei ihr steht, immer noch zu laut und zu zornig. »Du… willst es nicht einmal versuchen.« gepresste Worte, doch sie lassen den Zorn verfliegen. Vielleicht ist das die Erkenntnis des Abends, die traurige Erkenntnis. Oh nein. Nicht das nun, kein Stimmungswechsel. Ihre Miene verhärtet sich, trotzig, stur und altbekannt. Genauso altbekannt wie das Eis, das sich in ihren Blick legt. Ganz echt ist es sicherlich nicht, aber sie war schon immer gut darin es herauf zu beschwören. Zum ersten Mal seit Monaten will sie alleine sein. Jetzt. Sofort. »Ich… werde dich nichtmehr damit…. belästigen.«Kein Versprechen was so einfach einzuhalten sein wird, aber in diesem Augenblick meint sie es verstockt ernst. »Ich würde mich nun gern zurückziehen. Lass mich los.« Die Tonlage ist weder eine Bitte noch ein Befehl. Aber sie erwartet es tatsächlich. Zurückziehen, es klingt grauenhaft, aber es ist wohl die bessere Variante als sich hier weiter zuzusetzen. Idiot. Sie wollte nur helfen. Als ob er das nicht wissen würde. Würde er, wenn er nicht so ein Kindskopf wäre.

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Kelian_


Call on me
10.05.1462


Was ein Mann kann und was ein Mann nicht kann, ist sicherlich das zentrale Problem in diesem Fall. Ich kann sie an die Wand drängen, sie halten und sie in jeder Weise körperlich dominieren. In meinem Kopf laufen viele verschiedene kleine Filme ab, die mir die verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen. Die einfachste wäre das Weib mit mir zu zerren, gegen den Tisch zu pressen und mich sexuell zu erleichtern. Nichts, was sie mitnehmen würde, nur etwas für mich. Danach könnte ich gehen. Eine Möglichkeit. Ich könnte es tun, aber ich sollte es nicht, denn danach wäre es nie wieder wie zuvor. Die Ehe hat zwischen uns etwas entscheidendes verändert, wir sollten uns dem langsam nähern. Es wäre falsch, dennoch ist es verlockend, sehr sogar. Meine Zunge gleitet einmal nervös über meine Lippen, während wir so voreinander stehen, meine Linke die ihre hält. Nicht zu hart, es soll nicht weh tun, aber würde sie sich wehren, dann würde es ein eiserner Griff werden.
Natürlich ist sie nicht zufrieden, natürlich ist ihr mein Verhalten nicht recht. Unergründlich ist mein Blick, liegt auf ihren eisigen Augen. Allein dies ist der falsche Weg, aber wir scheinen beide nicht gewillt es zu ändern. Ich weiß, dass wir es könnten. Doch, sie geht den falschen Weg, obwohl sie vielleicht auf der richtigen Spur war. Obwohl ich in dieser Hinsicht am Boden liege, tritt sie noch einmal zu. Ich habe es versucht. Immer und immer wieder, ich habe es versucht. Es klingt wie ein kleines Mantra, welches ich nicht das erste Mal zu sagen scheine. Vielleicht habe ich es mir selbst immer wieder gesagt. Ich habe es versucht! Was fällt dir eigentlich ein zu behaupten, dass ich es nicht gemacht habe. Ich bin versucht ihr geradeweg eine zu scheuern, doch auch dies erscheint mir als der falsche Weg. Nur um meine Hand zu beschäftigen, wähle ich einen Weg, der sicher nicht viel besser ist. Mit purer überlegender Kraft mache ich mir die zweite Hand zu eigen, umklammere sie mehr zu ihrem eigenen Schutz als zu meinem. Es fehlt mir, ist ein Teil von mir und du solltest dies wissen... Sieh dich um! Du denkst, dass dies alle Papiere sind? Ich lache leise, freudlos. Soll sie mich doch nicht mehr damit 'belästigen', den einfachen Weg gehen. Denn den wählt sie gerade für mich, meine Augen blitzen auf als sie ihre Bitte vorträgt. Nein, gerade kennen wir uns nicht, ich bin der besoffene Seemann, sie das Weib aus England. Ich ziehe sie zu mir, soweit es an den Händen eben geht. Der Spaß ist endgültig vorbei. Hör mir gut zu, Rondra. Es wird eine Drohung, es ist zu hören. Ich liebe dich. Du bist das Beste in meinem Leben, du trägst mein Kind. Ich will dir nicht weh tun, aber in diesem Moment machst du es mir unglaublich schwer. Meine rechte Hand lässt ihre los, legt sich an ihr Kinn. Dieser typische Griff um sie in meinen Blick zu zwingen. Zieh dich zurück. Ich lasse sie weder los, noch mache ich Anstalten sie gehen zu lassen. Das Gespräch ist von meiner Seite noch nicht vorbei. Wie auch? Falls du vorhast ein anderes als unser Schlafzimmer aufzusuchen, dann sei dir gesagt, dass wir uns heute Nacht wieder sehen werden und wenn ich die Tür eintreten, dich persönlich zurück schleifen muss. Du bist mein Weib, ich möchte dich bei mir haben. Egal wie sehr sie mich gerade gedemütigt hat. Langsam, ein Finger nach dem anderen lässt ihr Handgelenk los, ich trete erst einen, dann zwei Schritte zurück. Mein Blick liegt auf ihr, auf dem Tuch und den darunter liegenden, von mir geöffneten Schnüren. Es scheint eine ganze Welt her. Letztendlich wende ich mich von ihr ab, Richtung des Fensters. Meine Linke ist bereits wieder in meinem Nacken, der schon rote Flecken hat, genau dort wo meine Finger reiben. Nein, sie hat nicht mehr geschafft als mich aufzuwühlen. Gott, wie lächerlich mein Aufzug ist, wie lächerlich mein Verhalten war - doch es gibt kein Zurück. Würde sie gehen, würde sie nicht in meinem Bett liegen, ich würde ihre Tür eintreten. Versprochen ist versprochen.

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Rondra
10.Mai 1462

Himmelherrgottnocheins, natürlich hat er es versucht. Sie ist nicht blind, auch wenn das bisweilen den Eindruck erwecken mag. Die Papiere sprechen eine recht deutliche Sprache, sie und seine Qual. Aber heute, heute hat er es nicht wirklich versucht. Er könnte es tausend Mal beteuern, sie würde ihm nicht glauben. Zu störrisch sein Gebaren von Anfang an.
Natürlich will sie ihm ihre Hand verweigern, deshalb liegt sie ja geschützt in ihrem Rücken. Offensichtlich nicht geschützt genug, beziehungsweise ist er eben doch körperlich überlegen und so bekommt er in dieser Hinsicht was er haben will, begleitet von entrüstetem Zischen. Doch je mehr sie sich gegen seine Hände wehrt, desto unnachgiebiger packen sie zu. Es ist als wenn man versucht sich aus Stricken zu befreien, je mehr man zieht und zerrt, desto fester zurren sie sich nur. Hoffnungslos also, hier ist er überlegen. Nichts Neues für Rondra und trotzdem eine bittere Pille. In ihrem Leben hat sie selten ein derartiges Kontra erfahren. Selten? Nie.
Die Drohung ist klar, wobei sich wohl darüber vorzüglich streiten lassen würde ob es nun eine Drohung ist, oder doch ein verqueres Liebesgeständnis. Trotzdem lupft sich ihre rechte Braue. Spöttisch und verblüfft zugleich. Ihr wehtun? Er würde es nicht wagen! Sie sind hier schließlich nicht in einer Hafenkneipe und sie seine Frau – und keins der Weiber mit denen er sich wahrscheinlich früher vergnügt hat. Die Möglichkeit scheint Meilen entfernt. Vielleicht sehr naiv, aber wie sollte es anders sein? Wie sollte Rondra etwas anderes sein als naiv, zumindest in dieser Beziehung. Ihr Lebtag hat ihr noch niemand mutwillig Schmerz zugefügt, zumindest nicht seit sie den Kinderschuhen entwachsen ist und man einmal von den Kriegen absieht. So etwas existiert in ihrer Welt nicht. Nicht in der Welt von Rondra Fugger und man mag es drehen und wenden wie man will – sie heißt anders, ist aber im Kern die gleiche geblieben.
Seine zweite Drohung hingegen zeigt da mehr Wirkung, zumindest in ihrem Innern. Natürlich hat der Blondschopf nicht vorgehabt sich in sein Bett zu legen. Die Verbindungstür wäre weiterhin verschlossen geblieben – allerdings nur weil sie ihre Gemächer nicht durch seine betreten hätte.
»Du verdammter, sturer…« englischer Esel. Doch sie spricht es nicht aus, auch wenn die Wut schon wieder hohe Wellen schlagen will. »Du hast vollkommen recht, ich bin dein Weib und ich will verdammt sein, wenn du mich in dein Bett schleifst wie eine Metze, wenn ich dort nicht liegen will.« Es ist doch wirklich zum aus der Haut fahren. »Genauso wenig werde ich dort auf dich warten, wenn ich es nicht will.« Letztendlich weiß sie recht gut was ihre Pflichten als sein Weib sind. Sicherlich wäre seine Nähe noch nicht einmal unwillkommen. Das hier ist furchtbar und es läuft ganz schrecklich aus dem Ruder. Sie weiß es und er weiß es. Vielleicht wären seine Worte auch unnötig gewesen, einige Momente der Ruhe in ihren Zimmern und Rondra wäre hinübergekommen. Schließlich soll man nicht im Zorn aufeinander zu Bett gehen – etwas was sie Johanna häufiger predigt. So aber ist es für ihn gesetzt und sie hat nicht einmal den Ansatz einer freien Entscheidung. In die Ecke drängen ist eine ganz schlechte Idee, immer schon gewesen. Rückzug. Die eben noch verlockende Ruhe ist ohnehin dahin. Ihre Gemächer sollen es natürlich sein, aber definitiv nicht ihr Bett. Bricht sie damit seine Drohung? Rondra weiß es nicht, es ist aber auch vollkommen egal, als sie sich endlich umdreht um das Zimmer zu verlassen.

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Kelian_


Call on me
10.05.1462


Wäre sie man still geblieben, hätte ihre Möglichkeiten genutzt. Es sollte klar sein, dass ich ihr die Zeit gelassen hätte, die sie vielleicht gebraucht hätte. Am Ende hätte sie eben in meinem, nein, in unserem Bett sein müssen. Allerdings gibt sie sich lieber dieser albernen Wut hin. Sie hat mich gedemütigt. Doch sie nimmt sich nicht nur selbst die Möglichkeit, sondern auch mir. Wir hätten uns vertragen, ein wenig Abstand und wir hätten es. Ich weiß es. Doch sie versaut es, so grundlegend wie man es nur machen kann. Metze?! Hat sie? Oh, sie hat Glück, dass sie nicht vor mir steht, denn ausgeholt, nein meine flache Hand sucht ihre Wange, die natürlich nicht da ist. Durch die Luft bis ich mich bremsen kann, ich ihr hinterherschaue. Metze! RONDRA!!! Falsch, sie hat sich zu weit gewagt. Das Eis ist gebrochen, sie am Ertrinken und zwar, weil ich sie ersäufe. Nein, es ist vorbei.
Noch bevor sie an der Tür ist, bin ich bei ihr, es sind nur Sekunden seit meinem Gebrülle vergangen. Fest umschließt meine Hand wieder ihre, diesmal sicher dazu geschaffen weh zu tun. Es ist mir egal. Sehr sogar. Ich sprühe vor Wut, vielleicht sind sogar meine Haare in alle Richtungen von meinem Kopf abgespreizt, einfach weil ich so elektrisiert bin. Wie kann sie es wagen! Die Tür geht wieder auf, es ist niemand zu sehen. Besser so, wahrscheinlich würde ich den erstbesten Menschen außer Rondra verprügeln. Vor ihren Augen. Damit sie weiß, was eigentlich ihr gelten würde. Vielleicht denkt sie, dass es in Richtung des Schlafzimmers gehen soll, aber es ist nur die anfängliche Richtung. Sie muss meinem Tempo folgen, ich schleife sie hinter mir her, so voller Wut, dass kein weiteres Wort mehr meinen Mund verlässt. In meinen Ohren rauscht das Blut vorbei, das Handtuch ist erstaunlicherweise noch an Ort und Stelle - mal sehen wie lange. Eine Tür auf dem Flur ist es, die ich schließlich ansteuere. Ein Zuber, eine Waschmöglichkeit und sicherlich die dazugehörenden Utensilien. Ich zerre das Weib hinein, nachdem ich die Tür aufgestoßen habe. Ein Glück, dass der Mond durch das Fenster einfällt, so sehen wir ein wenig. Ein Stuhl wäre das Ziel, zumindest für sie. Ich würde sie loslassen, sollte sie es wagen aufzustehen, dann würde ich sie zurückholen. Gott, wahrscheinlich ist es lächerlich, was ich hier vorhabe, allerdings kann ich gerade nicht anders. Metze! Durch den Raum stapfe ich, meine Hände wühlen über den Tisch, Dinge fallen herunter. Letztendlich habe ich, was ich will und kehre zurück zu meinem Weib. Ich strecke ihr die Seife hin, gefährlich wütend. Wasch dir deinen Mund. Wenn du es nicht machst, mache ich es. Kein Geschreie mehr. Ruhe. Unendliche Ruhe. Sie ist zu weit gegangen. Während ich darauf warte, dass sie die Seife nimmt, rede ich weiter. Dich selbst mit einer Hure zu vergleichen, egal in welcher Absicht und in welchem Zusammenhang...machst du es noch einmal, stehst du dabei vor mir, dann sei dir der Ohrfeige gewiss. Du sollst auch wissen warum... Ich würde es ihr erklären, würde leise reden auch wenn die Wut vorhanden ist. Sollte sie die Seife nicht selbst nehmen, würde ich ihr den Mund auswaschen, was sehr viel unschöner werden würde.

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Rondra
10.Mai 1462

Wie könnte sie nicht merken, dass sie einbricht? Sein Schrei ist ein guter Hinweis, aber auch ohne ihn ist es offensichtlich. Bevor sie herumwirbeln kann, oder auch eilig hinaustreten und die Tür einfach zwischen ihnen schließen kann, hat er sie auch bereits erreicht. Er kommt über sie wie ein Unwetter und ist genauso unausweichlich wie Hagel auf dem freien Feld. Sein schmerzvoller Griff lässt sie aufschreien und natürlich versucht sie sich mit all ihrer Kraft aus ihm zu lösen. Wut prallt auf Wut – aber in diesem Fall ist die ihr unerheblich. Wollte er gerade…? So richtig hat sie seine Bewegung nicht gesehen, lediglich aus den Augenwinkeln - Zeit darüber nachzudenken hat sie nicht, das Weib ist vollauf damit beschäftigt ihm zu folgen und vor lauter Stolpern nicht zu fallen. Mehrmals keucht sie vor Anstrengung, sein Name verlässt aufgebracht ihre Lippen, aber er gleicht einem tauben Dämon. Denkt sie an das Schlafzimmer? Rondra denkt gar nichts in dieser Richtung und sie ist zu beschäftigt um auf den Weg zu achten. Nur keine Treppen, bitte keine Treppen.
Als sie schließlich in das Zimmer taumelt das den Zuber beinhaltet, ist sie vollkommen perplex und verwirrt. Was beim Namenlosen ist in ihn gefahren und was hat er bitteschön vor? „Ich will nicht baden…“ zumindest schießt der Satz ihr durch den Kopf, er muss vollkommen irre sein! Allerdings sorgt sein Treiben dafür, dass sie tatsächlich auf dem ihr zugedachten Stuhl sitzen bleibt – und ihm ungläubig hinterher starrt. Das hier ergibt keinen Sinn. Ihre Wut schmälert das nicht, aber sie einfach zu erstaunt um ihr nachzugeben.
Erst als Kelian und die Seife direkt vor ihrem Gesichtsfeld auftauchen kapiert sie. Was bitte soll sie? Sich den Mund auswaschen? Ein schallendes Lachen und das Zeigen eines Vogels wäre wohl die richtige Antwort auf diesen Irrsinn. Es ist nicht seine Wut, die den Blondschopf davon abhalten ihre Wut der seinen entgegen zu setzen. Es ist diese gefährliche Ruhe, die etwas von der Endgültigkeit dieser Situation hat und keinen Zweifel daran lässt, dass er jedes Wort ernst meint – zu ernst als dass sie eine Chance hätte hier ohne Seifenschaum im Mund heraus zu kommen. Er ist ihr überlegen und Rondra vielleicht ab und an unüberlegt, aber keinesfalls dumm. Er hat sie matt gesetzt. Schlimmer als ein kleines Kind. Lieber futtert sie dieses verdammte Stück Seife freiwillig im Ganzen, als dass er damit ihrem Mund auch nur nahe kommt. Sekunden sind es, in denen die Blauaugen einfach nur wutentbrannt den Kerl anstarren. Kein einziger Eiswürfel ist mehr in ihrem Blick vorhanden, dafür jede Menge heißer Zorn. Zorn der nicht heraus kann, weil er Konsequenzen hätte, die mörderisch wären. Immerhin geht ihr Gefahreninstinkt zumindest so weit.
Die Seife wird ihm abgenommen. Seife. Kein Wasser. Soll sie das Stück lutschen? Schon öffnen sich ihre Lippen einen Spalt, um die Sache anzusprechen, natürlich spöttisch, aber da bekommt das Weib ein ganz anderes Problem. Die Seife duftet. Veilchen dürften es sein, aber so ganz genau will Rondra es gar nicht wissen. Es hat eine ähnliche Wirkung auf sie, wie die Nähe ihres duftenden Bruders. Ihre Nase verschließt sich davor, purer Selbstschutz, durch den Mund atmen hilft.
»Kelian…. Ich…« die Flammen der Wut erlöschen nicht vollkommen, aber sie werden kleiner. Die Stimme klingt tatsächlich hilflos. »Ich… kann nicht.« Worte die heute schon oft benutzt wurden. Seine eigenen Worte werden vernommen, doch ihre Botschaft gräbt sich noch nicht zu ihr hindurch. Lediglich dass sie drohend ist. Rondras ganze verzweifelte Aufmerksamkeit dreht sich um dieses Stück Seife und die Gefahr vielleicht zu lange zu zögern und es letztlich ihn machen zu lassen. Niemals! Lutschen ist keine Option, weshalb Rondras Finger ein Stückchen davon abpuhlen. Luft anhalten und runterwürgen. Es würde schon gehen und dann, dann wäre alles gut und sie würde sich zurückziehen – und wenn Kelian jede Tür zwischen hier und dem Schlafzimmer eintreten würde. Ihr Blick ist vernichtend als sie sich den kleinen Brocken in den Mund schiebt.
Vernichtend ist auch die Wirkung des Geschmacks auf ihrer Zunge. Es hilft nichts die Luft anzuhalten. Schmierig schmeckt es, scheint den gesamten Mund auszufüllen. Es muss raus, sofort! Sie keucht, was der nächste Fehler ist. Es sind tatsächlich Veilchen! Wer weiß, vielleicht wäre es so auch ohne Schwangerschaft gewesen, jetzt zumindest hat Rondra gegen die natürliche Reaktion ihres Körpers keine Chance. Ihr Magen zieht sich schmerzhaft zusammen und kündigt das nun Unaufhaltsame an. Blitzschnell wendet Rondra ihren gesamten Körper zur Seite, aufstehen und davon stürzen kann sie schließlich nicht. Keinen Augenblick zu früh, ihr Magen dreht sich um. Kurz ist da der verzweifelt suchende Blick nach einem Eimer, oder sonst etwas Geeignetem. Albern, dazu ist es zu spät. Rondra rutscht vom Stuhl, kauert am Boden und gibt sich hilflos keuchend ihrem Würgen hin. Anstrengend ist es, sie ist noch nicht fertig, da klebt das Hemd schon an ihrem Rücken und kalter Schweiß steht auf ihrer Stirn, rinnt herab und mischt sich mit den Tränen. Augenblicke in denen sie nichts wahr nimmt, außer ihrem rebellierenden Magen. Augenblicke die ewig zu sein scheinen und sie schließlich kraftlos zurück lassen. Ein Häufchen Elend, aber ein immernoch sehr wütendes Häufchen Elend. Seife! Wie kann er nur. Wollte er sich rächen und sie demütigen, so hat er das geschafft. Ein gequältes Stöhnen verlässt ihre Kehle. Das hier ist aus so vielen verschiedenen Gründen qualvoll. Keiner kotzt gerne, Rondra auch nicht und sie fühlt sich miserabel. Dann der Streit und nun die Hilflosigkeit und Schwäche. Sie hat…. vor ihm…! Als wenn es nicht elendig genug ist, war er auch noch Zeuge dessen. Rondra richtet sich auf. Unwahrscheinlich dass er sie zurück auf den Stuhl zwingen würde, er hätte keine Freude an ihr. Wasser und sei es noch so abgestanden und brackig, der Geschmack muss fort. Immer noch meint sie Veilchen zu schmecken. Widerlich. Sie würde dafür sorgen, dass sich auf ganz Rabenstein in Zukunft kein einziges Stück Seife mehr zu finden lässt, welches nach Veilchen stinkt. Wasser also. Egal was Kelian nun vorhaben mag, abwehrend streckt Rondra die Hand gegen ihn aus. Sie würde nicht abhauen, natürlich nicht. Aber Nähe braucht sie gerade auch nicht. Mit wackligen Knien würde sie sich erheben und sich das besorgen, was sie gerade so dringend benötigt. Danach ist sie wahrscheinlich versucht ihm seine eigene Frage zu stellen.

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Kelian_


Call on me
10.05.1462


Tatsächlich ist 'Ich kann nicht' wahrscheinlich der Satz des Abends. Ein Wunder, dass er nicht auch noch meinerseits im Bett gefallen ist, dann hätten wir wohl einen sehr guten Satz zusammen, nicht, dass es so nicht auch ausreicht. Sie kann also nicht? Pech für sie, sie wird müssen. So wie sie meine Einwendung nicht beachtet hat, so mache ich es auch nicht. Sie hat sich jegliches Recht an diesem Tage in diese Richtung verwirkt. Kann nicht, gibt es nicht mehr, immerhin musste ich auch malen können. Ich hab es ja nicht einmal probiert wenn ich ihren Worten glauben schenken soll! Oh, da ist sie wieder, die heiße Wut, die ihr das Stück Seife noch ein wenig näher bringt. Ganz automatisch zuckt meine Hand ein Stück, doch ich brauche es gar nicht. Sie scheint sich so wie ich dazu entschlossen haben sich zu beugen. Sollte sie besser auch.
Natürlich fehlt das Wasser, natürlich ist es scheíße, dass die Seife nach Veilchen stinkt, aber es ist schließlich nicht meine Schuld, nicht wahr? Ich habe es nicht geplant, Zeit für Vorbereitungen waren nicht gegeben und mein wirklich bewusstes Denken ist gerade nicht sehr ausgeprägt. Würde sie mich später fragen, was ich mir dabei gedacht habe, dann würde ich wahrscheinlich nur mit den Schultern zucken und dabei murmeln, dass ich es selbst nicht so genau weiß, dass ich nicht möchte, dass sie solche Wörter in den Mund nimmt. Hilflos aneinandergereihte Stammeleien wären es wohl. Sowieso ist es anstrengend. Alles. Wie lange streiten wir nun? Eine, vielleicht zwei Stunden? Nein, zweiteres ist zu lange, aber die Angespanntheit, das ständige Adrenalin, welches durch meinen Körper rauscht, das Schreien und Brüllen - es ist anstrengend. Sehr sogar. Ich bin müde, als die Seife aus meiner Hand ist, gleitet sie über mein Gesicht. Ein so deutliches Zeichen, dass ich müde bin, wie es nur sein könnte. Nur, ich muss weiter machen. Immer weiter.
Trotz der Müdigkeit ruht mein Blick unnachgiebig auf ihr, ich beobachte wie sie sich ein Stück von der Seife abschält. Ihr gutes Recht, ich werde es nicht beanstanden. Hätte nicht einmal etwas gesagt, wenn sie sich Wasser geholt hätte, ich habe eben einfach schlicht nicht dran gedacht. Ist es Genugtuung? Nein. Man sagt Rache ist süß, ist sie aber nicht. Vielleicht auch nicht, weil es keine Rache ist. Es ist die, für mich, logische Konsequenz auf ihr Verhalten in dem Zimmer, in dem ich versuche zu malen. Ich würde es nicht Malzimmer schimpfen. Die Konsequenzen meines Willens konnte ich natürlich auch nicht abschätzen. Ich weiß eben auch nicht, wie es ist, wenn man schwanger ist. Ich konnte nicht ahnen, dass es dies alles verstärkt. Ich selbst musste natürlich auch schon Seife fressen, die ersten Jahre bei meiner Mutter, wenn ich wieder einmal ein neues schlimmes Schimpfwort gelernt hatte. Es ist so lange her, dass ich mich kaum erinnern kann. Natürlich war es eklig, aber ich musste mich nie übergeben. Sie schon. Ich bewege mich keinen Schritt, bleibe genau da stehen und blicke auf sie herunter. Gequält. Letztendlich, egal wie wütend ich bin, sie ist mein Weib. Ich liebe sie. Sehr sogar und dies hier alles ist ein sehr unrühmlicher kurzer Augenblick unseres 'Wirs'. Es gelüstet mir danach sie anzufassen, ja sie vielleicht einfach in meine Arme zu ziehen, ihr leise zuzuflüstern, dass es jetzt vorbei ist und wir beide uns zurückziehen. Zusammen. Natürlich. Keine Option, ich weiß es. Ich habe sie dazu gebracht sich zu übergeben, warum in Gottes Namen sollte sie gerade mich jetzt sehen wollen? Richtig. Ihre Hand kommt also nicht unerwartet, ich lasse sie gewähren. Für diesen Moment habe ich sie gebrochen, wenn natürlich zum Glück auch nicht endgültig. Dies war und wird niemals mein Ziel sein.
Ich trete ihr also aus dem Weg, weg vom Erbrochenen. Der süßlich eklige Duft schleicht sich langsam durch das Zimmer, wir sollten nicht mehr allzu lange hier bleiben, aber dies habe ich gewiss auch nicht vor. Als ob nichts gewesen ist, knüpfe ich einfach an meinen Worten an. Ich scheine noch ruhiger als zuvor. Falls du es nicht gehört hast, lass mich einen Moment früher ansetzen. Wag es nicht noch einmal, dich in egal welcher Situation oder egal aus welchem Grund mit einer...Hure zu vergleichen. Du bist mein Weib. Du bist so weit von diesem Gewerbe entfernt, wie man es sein kann, denke ich. Selbst wenn ich dich gegen deinen Willen in mein Bett schleifen sollte. Wieder kocht die Wut hoch, ich spüre es wie sie sich warm in meinem Bauch sammelt. Ich atme einmal tief durch, suche sie und vielleicht sogar ihren Blick, wer weiß wie sie gerade steht. Mein Gesicht ist eine blanke Maske, vielleicht heute Abend die schlimmste Bestrafung, abgesehen von diesem hier. Ich würde mich nie zu solch einem Weib legen. Nie wieder. Was aufzeigt, dass ich bereits bei einer gelegen haben muss. Zeit dazwischen zu reden gebe ich ihr nicht. Noch nie habe ich jemandem diese Geschichte erzählt, aber noch nie hat es jemand gewagt sich mit solch einem Weib gleichzusetzen, aus welchen Gründen auch immer. Eine Gänsehaut kriecht langsam über meinen Rücken, meine Narben scheinen zu ziepen. Nervös spielen meine Finger aneinander herum, es ist als ob ich ganz in die Vergangenheit eintauche. Aus zwei Gründen. Präg sie dir beide ein und denk das nächste Mal drüber nach, das nächste Mal... Nein, es sollte besser kein nächstes Mal geben. Besser für uns beide, die Seife auf Rabenstein und auch ihre Wange, sowie für unser Sexleben. Mein Vater William war unregelmäßig lange auf See. Mal war er zwei Jahre nicht da, dann wieder mehrmals im Jahr für ein paar Monate. Er wusste nie was meine Mutter treibt, wusste nie ob das Balg was sie ihm vorgestellt hat auch wirklich seins war. Er war zu lange weg... Er hat es sie spüren lassen, er hat sie geliebt, aber er war ein jähzorniger Mann. Oft betrunken. Er hat sie beschimpft, immer wieder...als Hure, als Metze... Natürlich war ich alt genug um all dies mitzubekommen, natürlich hat es mich geprägt. Dies ist der eine Grund. Der weitaus schwerwiegendere kommt jetzt. Egal was passiert ist, er war mein Vater, er hat sich um mich gekümmert und er hat getan, was er für nötig hielt. Du erinnerst dich, dass meine Liebe für das andere Geschlecht gestört war. Als ich vierzehn war, hielt mein Vater es für nötig mich zu einem Mann zu machen. Wir waren auf einem Schiff, nur Männer - ein Jüngling wie ich, der keinerlei Interesse an Weibern zeigt, dies scheucht Gerüchte auf. Einige fanden die durchaus hörenswert, bei den meisten Seemännern stößt es nicht auf viel Gegenliebe. Ob sie bereits ahnt, worauf es hinausläuft? Ich weiß es nicht, längst ist mein Blick ihrem ausgewichen, ich starre einfach ins Leere, rieche die Salzluft, sehe die damaligen Kameraden, eingeschlossen mein schlacksiges, unsicheres Ich. Nicht hässlich, aber unbeholfen. Der nächste Hafen, ich glaube es war ein französischer oder vielleicht auch ein holländischer, ich erinnere mich schlecht daran, diente ihm sein Vorhaben umzusetzen. Er hat mich mitgeschleppt. In ein Hurenhaus, was an sich nichts ungewöhnliches war. Zumeist haben wir gesoffen und er ist danach abgezogen, ich habe versucht unauffällig in einer Ecke zu sitzen. Nicht so dieses Mal. Eine Hure für mich, nicht für ihn. Ich habe mich gewehrt, er hat mich hochgeprügelt. Ich wollte sie nicht, habe um mich geschlagen, getreten, geschrien. Wie ein kleines Mädchen hat er danach immer gewitzelt. Er hat mir gedroht, ich habe nicht gehorcht... Also hat er sie genommen, vor meinen Augen in aller Genüsslichkeit. Ich dachte, dass es dies wäre, aber... auf einen Stuhl haben sie mich gebracht, mich gehalten während das Weib ihr Werk verrichtet hat. Dreckig, beschmiert von meinem Vater... Ich würge nun selbst leise, vielleicht liegt es an ihrem Erbrochenen, vielleicht aber wirklich auch nur an der Geschichte. Kalter Schweiß steht mir jedenfalls überall. Sie hatte leichtes Spiel, ich war vierzehn... Der Tag war lang, das Geld, das floß eine Menge, aber am Ende hatte 'ich' sie mehrmals... Wer da nun wen hatte, ist wahrscheinlich auch die Frage, aber dies ist dann wohl das Ende meiner 'Geschichte'. Mit einem Ruck bin ich wieder hier, ich hatte es fast vergessen, so gefangen in der Eigendynamik meiner Vergangenheit. Vergleich dich noch einmal mit einer und wir haben größere Schwierigkeiten als du dir vielleicht vorstellen kannst. So sehr ich dich begehre... Mein Interesse an diesem Volk ist nicht vorhanden, stell dich nicht auf eine Stufe mit ihnen.
Vergiss nicht, wer ich bin, woher ich komme - vor allem aber erinnere dich daran, was ich erwarte. Es gibt nur ein Bett für dich auf diesem Anwesen.
Ich will mich abwenden, gehen und nun meine Wunden lecken. Ich fühle mich ausgelaugt, eklig geradezu. Ich habe meine schwangere Frau heute angeschrien, angebrüllt, durch die Gegend gezerrt, ihr fast eine gescheuert, sicherlich Spuren an ihrem Handgelenk hinterlassen, sie gezwungen Seife zu essen, ihren Magen geleert und nun zwinge ich sie in mein Bett. Egal wie, egal dass es mir nur um ihre Anwesenheit geht, ich fühle mich fürchterlich nicht zuletzt auch durch das Zugeständnis an Vertrauen, dass ich ihr da letztendlich gegeben habe. Zwei Schritte bin ich gegangen, bevor ich anfüge. Falls du dich je gefragt hast, weshalb ich ausgepeitscht wurde: Ein Grund ist, dass man sich nicht wie ein schreiendes, kleines Mädchen benimmt, wenn man zum Mann gemacht wird. Der erste Maat fand dies seines Schiffes für unwürdig. Nun aber will ich wirklich gehen. Nichts ist mehr geblieben von der Wut, dem Stolz. Mein Kopf zeigt gen Boden, dieser Abend war Mist. Absolut und in seiner Gänze.

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Rondra
10.Mai 1462

Sein Blick wird sie am Tisch gefunden haben, an dem Rondra mittlerweile steht. Wasser hat sie nicht gefunden, aber einen Krug mit einem Rest Dünnbier. Abgestanden aber noch nicht ungenießbar. Vorsichtig hat sie getestet ob ihr Magen dagegen auch wieder rebellieren würde, macht er aber nicht, im Gegenteil, alles ist willkommen was diese ekelhaften Geschmäcker aus ihrem Mund und ihrem Rachen vertreibt. Mit einer Hand stützt sich Rondra auf der Tischplatte ab, die andere führt den Krug an die Lippen. Immer wieder, kleine, vorsichtige Schlucke. Ihr Gesicht ist ausdruckslos, zumindest bis er zum Kernpunkt seiner Geschichte kommt. Wut ist da keine mehr, Müdigkeit auf der ganzen Linie. Ihr Körper fühlt sich kraftlos und schwach an, genauso wie ihr Geist. Alles in ihr giert nach Ruhe, Ruhe und Distanz von ihm.
Noch ist es nicht vorbei. Seine Geschichte wird gehört, ebenso wie die ihr vorangehende Drohung. Es ist schwer zu fassen was genau Rondra dabei fühlt und denkt. Wäre es ein anderer Zeitpunkt, sicherlich wäre da Mitleid und Bestürzung. So ist es Leere, eine Leere die weder gut, noch schlecht ist. Kein schönes erstes Mal bei einem Weib für Kelian. Ja, die Umstände sind geradezu widerlich und es ist beinahe erstaunlich, dass er trotzdem so geworden ist, wie er heute ist. Ein Meter siebzig pure sexuelle Anziehungskraft – nur gerade im Augenblick eben nicht, nichts läge Rondra ferner.
Müde, sie ist so unendlich erschöpft, ihr ist kalt und sie riecht nach kaltem Schweiß und Erbrochenem – und wenn man sie fragt sicherlich auch nach Veilchen. Er erntet ein mattes Nicken auf all seine Worte. Sie hat sie verstanden, alle. Ob sie sie beherzigen würde, wird wohl die Zeit zeigen müssen. Rondra lässt ihren Mann gehen, selber bleibt sie einige Minuten länger im Raum. Sie wird eine Magd suchen müssen, besser wohl gleich mehrere. Keine schönen Anliegen die Rondra da hat. Dieser Raum würde gesäubert werden müssen. Möglich dass sie es selbst übernommen hätte – geht heute aber nicht, so peinlich ihr es auch sein mag. Jetzt noch zu zubern ist keine Möglichkeit, spät ist es zwar nicht, aber sie fühlt sich als sei die halbe Nacht bereits verstrichen. Heißes Wasser wird also in ihre Gemächer gebracht werden müssen, denn so bleiben kann sie auch nicht. Jede Menge heißes Wasser. Der Kamin in ihrer Kemenate würde angeheizt werden müssen, bisher ist er immer kalt geblieben. Wozu auch anheizen, wenn sie sich dort nie aufhält? Gedacht getan. Alles dauert seine Zeit und die Mägde sind alles andere als hocherfreut, immerhin sind ihre Abende bisher immer sehr ruhig verlaufen. Herr und Herrin waren sich genug, ein schönes Leben. Daran ändert auch die Neugier wenig, die heute sicherlich zu spüren ist. Ach, wäre doch Evalina bei ihr. Das wäre die richtige, vertraute Gesellschaft. Nein, so richtig heimisch ist sie hier noch nicht, zumindest was den Umgang mit dem Personal angeht nicht.
Zuerst also zum Waschtisch in ihrem eigenen Schlafzimmer. Bis sie sich aus dem Hemd geschält hat und den geflochtenen Zopf zu einem Haarkranz aufgesteckt hat, ist dann auch das Wasser da. Eines der Mädchen hilft und Rondra nimmt diese Hilfe gerne an. Es gibt nur eine Anweisung: Nur keine Seife mit Veilchenduft. Ein frisches Hemd muss her und da es ohnehin egal ist heute – und die Kälte aus ihrem Körper einfach nicht weichen will, wird es dann eben doch eins der alten Nachthemden. Langärmlig und bis zum Knöchel reichend. Danach fühlt sie sich besser, aber noch immer nicht menschlich. Die Gedanken tanzen durch ihren Kopf, doch Rondra ist zu müde um nach ihnen zu haschen. Ein Teufelskreis. Durchbrochen werden kann dieser durch Rum. Tee und Rum ist also die nächste Anweisung. Gut eine Stunde nach diesem Desaster sitzt die Herrin von Rabenstein also in ihrer Kemenate vor dem brennenden Kamin. Eingehüllt in eine Decke, an den Füßen ein heißer Stein, in den Händen einen Becher mit Kräutertee und Rum. Ein herrlicher, würzig herber Duft, der sich mit dem der Seife mischt – dieses Mal waren es Rosen. Es bleibt nicht bei einem Becher, aber Flasche und Krug stehen gut erreichbar für sie auf einem Tischchen. Trinken, starren, die Decke fester ziehen und dann alles wieder von vorn. Der Abend ist so fürchterlich schief gelaufen. Wann genau da die falsche Abzweigung war, Rondra weiß es nicht. War es schon ihre Frage, oder erst das Nachbohren? Er wollte ihr wehtun! Er hat ihr wehgetan. Ihr Handgelenk zeigt deutlich die Spuren seiner Finger auf. Es ist keine Wut mehr übrig, sie ist einfach verpufft. Unglücklich ist sie, doch der Tee und der Rum spenden angenehme, matte Wärme und Trost. Sie betrinkt sich nicht, doch füllt den leeren Magen mit genug von dem Zeug, um sie schließlich in einen süßen, alkoholschweren Schlaf zu schicken. Der Magen leer, das Weib erschöpft, viel ist da wirklich nicht notwendig. Irgendwann löst sich der gerade leere Becher aus ihrer im Schlaf erschlafften Hand und kullert über den Teppich. Einen Teppich der definitiv zur früheren Bewohnerin dieser Gemächer gehört. Sie muss alt gewesen sein, fürchterlich alt und die Einrichtung spiegelt genau das wieder. Doch das ist nicht mehr das Problem der Schlafenden, zumindest nicht mehr heute.

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Kelian_


Call on me
10.05.1462


Vielleicht ist es einfach die richtige Reaktion. Ein kleines Nicken, keine Worte die es schlimmer machen können. Der Weg frei endlich voneinander los zu kommen. Ich kümmere mich weder um mein Weib, noch darum irgendwelche Mägde zurückzuholen. Immerhin habe ich sie verscheucht. Ich fühle mich mindestens so leer wie Rondras Magen, als ob alles gerade verpufft ist. Die Wut der letzten Stunden, was bleibt ist Müdigkeit und Resignation. Zwei Wochen. Wir sind zwei Wochen verheiratet, bereits heute gehen wir uns an die Gurgel. Es sollte endlich alles einfach werden, stattdessen scheint es schwieriger als zuvor zu sein. Was machen? Jetzt eine Lösung zu finden, gar zu zweifeln wäre idiotisch. Ich kann für den Abend nicht mehr. Es reicht.
Meine Gemächer sind es schließlich, die mir die vollkommene Ruhe geben, die ich brauche. Ich lasse weder eine Magd kommen, noch rechne ich alsbald mit Rondra. Sie soll sie haben, Zeit, doch sollte sie irgendwann hier auftauchen, genau so wie ich es ihr gesagt habe. Meine Drohung wäre sonst eine, die ich noch in die Tat umsetzen würde, auch wenn ich wahrscheinlich eher eine Axt für die Tür holen müsste als es selbst noch zu schaffen. Zuerst fliegt das elendige Leinentuch weg, es nervt mich schon seit geraumer Zeit. Im Schlafzimmer angele ich mir eine sehr einfache schwarze Hose, der Moment für das Nacktsein ist schon lange vorbei. Am Waschtisch nehme ich das kalte Wasser, wische einmal über meinen Oberkörper um zumindest den Geruch von allzu aufdringlichen Schweiß loszuwerden. Danach? Danach sieht das Bild in meinem Zimmer ähnlich dem ihren aus. Ich sitze im Zimmer vor dem Kamin, habe puren Rum in meinem Becher - nur ich schlafe nicht, ich lese. Lese um mich von meiner eigenen Geschichte abzulenken, um den Erinnerungen zu entfliehen. War es falsch ihr dies zu erzählen? Nein, sie hat sowieso ein Anrecht auf meine Vergangenheit, dies gehört dazu. Aber es war vielleicht falsch es mir in Erinnerung zu rufen. Ich sehne mich nach dem Menschen in meinem Leben, bei dem ich mich zu Hause fühle. Lustig, dass ausgerechnet ich so geworden bin, aber sie ist mein zu Hause. Nicht Rabenstein, nicht Graz, nicht die Steiermark. Nur habe ich dieses Anrecht wohl verwirkt für die nächsten Stunden. Ich lese also. Lese über das Meer, über Schiffbau und über das Navigieren, Dinge die ich alle schon kann und dennoch hier in der Universität 'lernen' muss. Nebenbei trinke ich, ein Glas, ein zweites und ein drittes. Es füllt die Leere bei mir ebenso gut, wie es dies bei ihr macht.
Geduldig habe ich gewartet. Minute um Minute, meiner Anweisung ist sie nicht folge geleistet. Wahrscheinlich liegt sie dreist neben ihrem Bett, hebelt bewusst aus, was ich von ihr wollte. Das Buch ist längst fertig gelesen, von mir zugeklappt, im Becher ist auch keine braune Flüssigkeit mehr. Ich habe ins Feuer gestarrt, nacherlebt wie es damals war. Einmal im Kopf, immer im Kopf. Schließlich erhebe ich mich, steuere die Verbindungstür an. Es kommt mir die befremdliche Idee sie wirklich einfach aufzutreten, aber ein normaler Mensch probiert wahrscheinlich erst einmal die Klinke. Mit Erfolg. Leise mache ich die Tür auf, stehe sogleich im Schlafzimmer des Weibes - doch sie ist nicht hier. Obwohl es nicht lustig ist, huscht ein Schmunzeln über meine Lippen, ich habe es nicht anders von ihr erwartet. Auf leisen Sohlen, tapsend, gehe ich durch die Zimmer. Lange dauert es freilich nicht bis ich sie erblickt habe. Schlafend, unschuldig und wunderschön. Ich gönne mir etwas von diesem Anblick, starre sie an, überlege gar sie einfach hier zu lassen, aber letztendlich bin ich dafür zu egoistisch. Ich möchte nicht alleine in meinem Bett liegen. Ich will und brauche sie. Vorsichtig nun wieder greifen meine Arme unter ihren Leib, heben sie an meine nackte Brust. Mir ist warm, ich strahle die gewohnte Hitze aus. Unser Ziel ist das Bett. Ich würde sacht mit ihr umgehen, versuchen sie nicht zu wecken. Mit ihrer Decke würde ich sie auf das Bett legen, mich wie gewohnt zu ihr legen, um dann neben ihr meine Ruhe zu finden. So würde der Abend enden, falls ich es schaffen sollte sie bei diesem Vorhaben nicht aufzuwecken.

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Rondra
16.Mai 1462

Der sechzehnte. Der Tag ihres Besuches auf Spielberg. Es gilt Klein Grauchen in der Familie zu begrüßen. In der weitläufigen Familie, oder wie immer man das auch nennen mag.
Lust hat das blonde Weib darauf wenig, auch wenn die eifrige Geschäftigkeit an den letzten Abenden vielleicht etwas anderes erwarten lassen würden. Ja, Rondra war selber tätig für den kleinen Fuggerspross, der ein so großes Erbe antritt, in jeder Hinsicht. Aber es ist auch etwas ganz praktisches gewesen – die Handarbeiten haben die Finger beschäftigt gehalten und ihr etwas zu tun gegeben, an diesen Abenden am Kamin. Mittlerweile ist jener denkwürdige Abend sechs Tage her. Sechs Tage an denen das Ehepaar Peverell äußerst vorsichtig miteinander umgegangen ist.
Rondra hat Kelians Gesellschaft nicht gerade gesucht, wenn auch nicht aktiv gemieden, zumindest nicht offensichtlich. Bei ihr ist kein Groll mehr da, doch das Geschehene will verarbeitet werden und das fällt ihr nicht gerade leicht. Ihre Meinung hat sich nicht geändert, er hat an jenem Abend nicht versucht zu malen. Allerdings ist das eigene, hitzige Gemüt natürlich abgekühlt. Den Abend als Thema meidet sie erst recht. Kelian hat das eine oder andere nochmal angeschnitten. Das Malen und seine Geschichte. Beide Themen werden hingenommen. Das eine wenig kommentiert, auch auf sein Angebot dass sie Änderungen in seinem Malzimmer vornimmt, scheint erstmal nur im Raum zu stehen. Seine Geschichte ist da etwas anderes, die Erfahrung weckt Mitleid mit dem einstigen Jungen – und schürt das ohnehin bereits vorhandene Unverständnis für seinen Vater. Ihr Schwiegervater wäre es. Eine seltsame Vorstellung.
Die Nächte gehörten natürlich Kelian – wenn auch anders als vorher. Ihr gemeinsames Bett, sie hat die Nachthemden wieder ausgegraben und er scheint plötzlich ganz gern mit Hose zu schlafen. Oftmals dicht aneinander gedrängt, doch mehr auch nicht.
Es ist also ein freundliches, höfliches, vielleicht ein wenig scheues Verhältnis zwischen ihnen. Fast eines Ehepaares würdig, was sich erst bei seiner Hochzeit kennengelernt hat und nun auf rohen Eiern tanzt. Zumindest kommt es ihr manchmal so vor. Eine Erinnerung ist ihr geblieben. Ihr Handgelenkt zieren blaue Flecken, dort wo sein unbarmherziger Griff sie durch die Burg gezerrt haben. Gut, rot und blau ist die empfindliche Haut nicht mehr, mittlerweile hat sie die blauschwarze Farbe des geronnenen Blutes angenommen. Dass Rondra seit jenem Abend nur Kleider mit langen Ärmeln trägt, versteht sich fast von selbst.
Heute also ist Rabenstein in heller Aufregung. Es ist ein Familienbesuch, aber irgendwie ein offizieller Antrittsbesuch. Zum einen eben bei dem kleinen Mann, zum anderen das erste Mal als Ehepaar unterwegs. Zumindest weiter als nur bis nach Graz. Ohnehin sind gerade Adam und Anakonda kein allzu leichtes Pflaster.
Die weibliche Hand hat gefehlt auf der Burg? Hier ist sie. Beide Rappen stehen im Burghof bereit. Rote Satteldecken mit gelben Absatz, darauf gut sichtbar das Wappen der Peverells. Schmuck sehen beide Tiere aus – dass es keineswegs neue Decken sind, würde nur bei allzu genauem Hinsehen auffallen. Neu sind lediglich die Wappen, welche die von Sigmaringen ersetzt haben. Wie praktisch ist es doch, dass ihre neue Familie dieselben Farben trägt wie einst Sigmaringen und auch Leoben. Der Freiherr würde dieses Mal nicht ob der Kosten schimpfen können. Überhaupt stellt sich die Frage gar nicht. Rondra hat sich von jeher mit ihrer Familie identifiziert. Nur weil sie nun keine Fugger mehr ist und ihre neue Familie aus einem Menschen besteht, rechnet man Johanna mit ein aus zwei, muss sie damit nicht aufhören.
Als das Weib gegen Mittag das Haupthaus verlässt komplettiert sich das Bild. Nein, sie trägt kein Wappen. Aber ihr Reitkleid und ihr Umhang sind blau und ein weiß am Saum hervorblitzendes Unterkleid machen die Farben der Rabensteiner komplett. Weiß sind auch die Handschuhe aus Ziegenleder, die sie trägt. Praktisch, sie bedecken ebenfalls ihre Handgelenke.
Ganz so steif wie es sich hier nun allerdings präsentiert soll es gar nicht werden. Sie brechen recht frühzeitig auf, erst am späten Nachmittag sind sie bei den Fuggern angekündigt, Zeit genug um unterwegs nicht hetzen zu müssen und auch genug Zeit um zwischendurch zu rasten und den Proviant zu verzehren.
Kritisch blicken die Blauaugen in den Himmel, der entgegen ihrer Unlust strahlend blau auf den Burghof hinab lacht. Ein Frühlingstag wie er im Buche stehen mag. Wunderbar, nicht einmal das Wetter kann das Weib also verfluchen. Fluchen ist allerdings ohnehin kein guter Gedanke. Wobei, es ist unwahrscheinlich dass Kelian Seife eingepackt hat. Oh, die Geschichte ist es nicht, welche das Weib grinsen lassen, nur der kurze Gedanke. Rondra tritt an den Araber heran. Einige Male ist sie auf ihm bereits geritten in den letzten Tagen. Es macht Spaß unterschiedliche Tiere zu reiten. Vielleicht macht es ihr auch einfach nur Spaß Mateo zu reiten, weil sie ahnt dass Balthasar ihn keineswegs freiwillig hergegeben hat. Wie könnte er auch? Sanft liebkost die behandschuhte Hand seinen Kopf. Er ist genauso arrogant wie der Italiener, aber anders als bei ihrem Bruder gefällt es ihr an dem Tier.

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Kelian_


One foot wrong
16.05.1462


Ein Besuch, den ich selbst eingefädelt habe. Einer, der mir eigentlich eine Freude sein sollte, jedoch fürchte ich, dass mir diese im Laufe der Woche verflogen ist. Ich habe weder Lust den kleinen Wurm zu begrüßen, noch auf Adam. Am ehesten freue ich mich darauf den Kerl zu verprügeln, was gar nicht mehr so unwahrscheinlich ist, habe ich doch einen Vorsprung im Kampf der Krüppel. Hand wechseln ist nicht so einfach wie es klingt, vielleicht fällt es ihm sogar schwerer als mir, weil er vorher schon alles konnte. Egal, mein Unmut würde sicherlich schon irgendwann meinen Mund verlassen. Zuerst gilt es sich fertig zu machen, angemessene Kleidung zu wählen. Im Burghof herrscht schon reges Gewimmel, selbst das Weib habe ich unten gerade entdeckt. Einen Moment weilt mein Blick auf ihr, geht dann weiter zu den Pferden. Der Araber ist es, den sie gesattelt hat. Ich habe vielleicht nicht viel Ahnung, aber die Farbe kann selbst ich auseinander halten. Ob es eine weitere Form der Bestrafung ist? Es sind genug Tage vergangen seit unserem Streit, dennoch hat sie mir nicht verziehen. Ich habe natürlich auch nicht um Verzeihung gebeten, aber die letzten Tage zwischen uns waren sehr ruhig. Wenig Gelegenheiten miteinander zu reden und wenn wir sie hatten, haben wir beide Geschäftigkeit vorgetäuscht. Zumindest zumeist bis auf die wenigen Punkte, in denen wir wirklich etwas Wichtiges miteinander zu besprechen hatten. Ich denke, dass es eine Strafe für mein Verhalten sein soll, bin mir aber nicht sicher. Letztendlich bin ich selbst nicht mit mir im Reinen, nicht weil ich sie angeschrien habe, selbst nicht wegen der Flecken an ihrem Handgelenk oder der Sache mit der Seife, sondern wegen meiner Geschichte. Ich bin mir nicht sicher, ob es etwas verändert hat zwischen uns, ob es ein anderes Licht auf mich wirft oder sonst was. Tatsächlich ist ein wenig Scham dabei, denn vieles was ich heute mag, habe ich damals bereits gelernt. Niemals hätte ich es ihr so erzählen dürfen und doch musste sie es verstehen. Ob sie es verstanden hat, dass ich es nicht dulden würde? Dass ich sie nie wieder anrühren würde, wenn sie sich auf eine Stufe mit diesen Weibern stellt? Längst ist meine Lust auf ihren Körper wieder erwacht, doch ich warte ab. Es scheint als ob es eine gute Lösung dazu wäre die rohen Eier zum Platzen zu bringen, ich bin mir auch recht sicher, dass sie sich nicht verweigern würde - aber letztendlich habe ich mich entschieden ihr die nötige Zeit zu lassen. Wie lange kann sie brauchen? Es sind bereits sechs Tage und wenn wir ehrlich sind, werde ich im Innersten ungeduldig. Ich will sie wieder, meine Rondra, nicht die Eierschalenrondra, die Abends lieber eine Handarbeit macht als sich mit mir zu beschäftigen. Dass ich es auf der anderen Seite nicht viel besser mache, ist mir kaum aufgefallen, immerhin bin ich derjenige, der Morgens noch kuscheln möchte. Es scheint gerade ein Teufelskreis zu sein, hoffen wir, dass wir ihn bald durchbrechen.
Mit einem Ruck reiße ich mich von ihrem Anblick los, schnell muss es gehen. Dass ich meinem Weib angemessen aussehen sollte ist klar, dennoch fällt es mir bereits schwer mich darauf einzulassen. Leises Brummen ist immer wieder zu hören, dass dies doch alles Schwachsinn ist und dass mir diese bekloppten Konventionen auf den Geist gehen. Letztendlich habe ich es dann aber doch geschafft. Das so typische weiße Hemd für mich, eine dunkle blaue Hose, die sich zum Reiten eignet. Einfach aber doch wirkungsvoll. Ein ebenso blauer Umhang säumt meine Schultern, auf ihm sieht man einen Raben. Nicht das Wappen, aber das Wappentier. Ein wenig Prunk muss sein. Schließlich sind es noch meine ledernen Stiefel in die ich schlüpfe, bevor mich mein schneller Schritt nach unten führt. Sehr lange mussten sie nicht warten, aber unhöflicherweise eben doch. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht, ein Nicken in Richtung der anwesenden Untergebenen, beginne ich meinen Auftritt. Er endet schließlich bei Rondra, die einen vorsichtigen Kuss auf die Wange bekommt. Auf geht's, well? Kein anderer kommt an sie heran, egal wie es ausgemacht war, ich bin es, der ihr schließlich auf das Pferd hilft. Bemüht zärtlich. Die Nachwehen des Streites, als ob ich ihr zeigen will, dass es nicht wieder passiert, wenn sie sich benimmt. Als das Weib sitzt, gilt ein kritischer Blick dem Gaul unter ihr. Klar, es muss ein Abstrafen sein, so wie ich wird auch mein Gaul gestraft. Zuletzt streife ich mir nun selbst die weißen Handschuhe über, bevor ich mein Pferd entgegen nehme und ebenfalls aufsteige. Ein Handzeichen ist es mit dem wir uns in Bewegung setzen. Rondra und ich an der Spitze, danach Arnest und ein paar Männer. Klar, wir können natürlich nicht alleine losreiten.
Schweigen. Zuerst herrscht wirklich nur Schweigen, doch dann wird es ein wenig leichter, hin und wieder erzählen wir ein wenig. Ja, selbst ein Wettrennen ist drin, was ich aber aus mehreren Gründen recht eindeutig verliere. Ihr Pferd ist meinem natürlich weit überlegen und sie mir als Reiterin dazu auch noch. Es muss um die Mittagszeit sein, als ich schließlich mein Pferd deutlich zügle, von einem zügigen Trab in den Schritt fallen lasse. Wir sollten rasten, meinst du nicht auch? Es würde ihr sicherlich gut tun, mal ganz zu schweigen von mir. Gesagt, getan, denn eigentlich war es auch keine wirkliche Frage. Die Leitung der Unternehmung habe ich, wenn auch nicht mehr ganz freiwillig. Eine Decke liegt schnell da, der mitgebrachte Proviant ebenfalls verteilt. Klar, dass wir etwas abseits sitzen, so wie es sich eben gehört.

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Rondra
16.Mai 1462

Ist es noch ein Eiertanz, oder schaffen sie es einfach nicht zueinander? Scham empfindet der Blondschopf auch, mehr als genug. Es sind nicht die Worte, die aus ihrem Mund gekommen sind, welche diesen hervorrufen. Sie weiß sie würde haargenau so wieder handeln. Nun, vielleicht auch nicht genauso, bestimmte Wörter würde sie vielleicht nicht benutzen. Garantieren kann sie es allerdings nicht. Manchmal, da geht es eben vollkommen mit ihr durch – hinterher weiß sie das meistens auch. Bisher hat ihr aber auch noch keiner derart die Stirn geboten. Sie hat Seife gegessen. Veilchenseife. Ganz zu schweigen von der anderen Sache die sie danach getan hat. Jedes Mal wenn sie daran denkt, spürt sie dieses heiße Kribbeln in ihrem Nacken. Ein Wunder das er sie überhaupt noch küssen kann. Aber er kann und seine Nähe zeigt ihr jedes Mal wie falsch das hier alles läuft und was sie eigentlich gern möchte.
Das Schweigen zwischen ihnen ist kein ganz schlechtes, aber Rondra empfindet es auch nicht als so gut, wie es manchmal früher der Fall gewesen ist. Früher. Teilt sie nun etwa die Zeiten ein in „Früher“ und „Jetzt“? Grauenvoll. Da kommt das kleine Wettreiten gerade recht, auch wenn ihr Jubel über den Sieg nicht so überschäumend stattfindet wie …. früher? Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis die eigene Genervtheit über die Peinlichkeit siegt. Denn eigentlich würde sie auch einfach gern ihren Ehemann zurück haben.
Die Mittagsrast kommt ihr wirklich entgegen. Sie liebt das Reiten, doch langsam macht sich eben auch hier die Schwangerschaft bemerkbar. Trotzdem ist Rondra froh, dass sie die Tiere gewählt haben und nicht die Kutsche, dies Geschüttel und Gerüttel wäre noch schlechter zu ertragen gewesen. Wie hat sie es nur auf diesem Karren bis nach England geschafft? Nun ja, bis zur französischen Küste.
Welche Idylle. Die beiden Peverells in trauter Zweisamkeit, zumindest so halbwegs, unter einem Baum. Kühler Schatten, denn auch wenn es erst der Wonnemonat ist, die Sonne hat schon eine ziemliche Kraft entwickelt. Zweifelhafte Einigkeit. Eingehend drapiert Rondra ihre Röcke und zieht bedächtig die Handschuhe ab, Finger um Finger.
»Es könnte so ein schöner Tag sein.« Ein abgrundtiefer Seufzer verlässt ihre Lippen. Dass dieser Ausflug nun nicht gerade ihr liebster ist, sollte er wissen, oder zumindest ahnen können. »Ich hoffe Graufang… ist ein munteres Kerlchen und wird uns stundenlang beschäftigen.« Schwierig. Sie hat sich seinen Geschenken mit Hingabe gewidmet und ein jedes ist wohlüberlegt. So recht warm werden will sie mit dem Gedanken an das Kind allerdings auch nicht. Die Schatten der Vergangenheit sind zu groß. Es ist in ihr Leben getreten, als sie die Frucht ihres Leibes gerade verloren hatte. Der Altersunterschied zwischen beiden wäre kaum vorhanden, wenige Wochen wären es. Sie wären gemeinsam aufgewachsen. Keine guten Gedanken, auch wenn das Kind nichts dafür kann. Außerdem ist sie seinen Eltern nicht gut, oder sie ihr nicht, wie rum man es eben gerade betrachten will. Und wenn wir gerade dabei sind kindische Gründe zu finden: Er kann dem Namen gar nicht gerecht werden, den er da erhalten hat. Nun ja, immerhin weiß sie in diesem Fall, dass sie kindisch ist. »Meinst du er sieht ihm ähnlich?« Groteskerweise meint sie damit nun nicht den Kindsvater, sondern den Namenspatron. »und meinst du Anakonda empfängt uns länger als… eine viertel Stunde?« Ja, der Besuch lastet auf ihr. Rondra weiß gar nicht mehr, wann sie das letzte nette Wort, oder den letzten freundlichen Blick von der Cousine bekommen hat. Das sie ihre Hochzeit so vollkommen ignoriert hat ist mehr als ein Zeichen. Natürlich wird sie ihr nicht verzeihen. Scheinbar schleppt sie seit Monaten einen Klumpen Galle in ihrem Hals mit herum, da ist der Wechsel der Familie sicherlich kein Grund zu gratulieren. »Warum… musstest du auch? Wir hätten bis zur Taufe warten können.« Richtig vorwurfsvoll klingt es nicht, aber auch alles andere als begeistert. Lustlos angelt ihre rechte Hand nach dem Schlauch mit dem Dünnbier. Hunger hat sie keinen, beängstigend.

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Kelian_


One foot wrong
16.05.1462


Trotz allem liegt mein Blick auf ihr, als sie die Röcke drapiert. Nein, es ist nichts grundlegendes, was sich geändert hat, es ist nur eine kleine Wolke, die uns gerade die Sicht aufeinander vernebelt. Wird schon wieder, denn die Gewohnheiten sind gleich geblieben. Klar beobachte ich sie noch, jederzeit wenn sie den Raum betritt. Klar sind da die kleinen Momente, die nur uns gehören, die genau so sind wie sie sein sollten. So wie dieser, finde ich zumindest. Ein leises Lachen ist schließlich zu hören, ich schüttel den Kopf leicht. Es ist ein schöner Tag...sowohl was das Wetter als auch unseren Ausflug an sich angeht. Wobei ich damit natürlich nur sie und mich meine. Ich denke, dies hier ist eine gute Gelegenheit sich gegenseitig wieder anzunähern, diese Wolke endlich wegzupusten. Nur, dafür bleibt gerade gar keine Gelegenheit, sie ist für die Zeit ungewohnt mitteilsam. Also für die Zeit danach - nicht für normal. Er ist...wie alt? Ich fürchte ich muss dir diese Hoffnung gleich nehmen. Ich könnte einen Zettel aus der Tasche fischen, ein wichtiger Brief der unterwegs ankam... Oder ein Achsenbruch an unserer...Kutsche?Ich grinse frech, normalerweise sollte ich ihr Einhalt gebieten, sie ermahnen, dass sie nun nicht den Teufel ins Freie zeichnen soll, aber es hat sich geändert. Ich bin gekränkt, enttäuscht oder auch wütend. Keine Ahnung. Selbst mit Rondra habe ich den neuerlichen Affront gegen mich noch nicht besprochen, schien es irgendwie grotesk, aber dass sich meine Haltung geändert hat, scheint offensichtlich nach meinen Bemerkungen. Wir könnte alternativ ein wenig auf einer Wiese herumlungern. Ob sie das Wort überhaupt kennt? Keine Ahnung, aber es klingt so verlockend, dass ich sie einen Moment herausfordernd anschaue, bevor die neue Scheu wieder Oberhand gewinnt, ich den Blick abwende.
Ihre Frage ist gerade zu lächerlich, weswegen ich sie auch unkommentiert lasse, soll sie selbst sehen ob er dem Onkel ähnlich sieht. Könnte er es? Wieviel Blut von Graufang steckt in Anakonda? Die Verhältnisse habe ich nie ganz durchschaut. Ich denke eine Stunde wird schon drin sein. Adam und ich wollten vielleicht noch ein bisschen üben... Plötzlich geht mir auf, was das für sie bedeutet, weshalb ich schuldbewusst zum Weib schaue. Uhm...während ihr Tee trinkt...oder aber ich lasse es einfach. Ich würd' ihn sowieso nur verprügeln... Schließlich seufze ich leicht, so schnell kann sie gar nicht schauen, wie mein Oberkörper ausgestreckt auf dem Gras liegt. Warum ich musste? Weil ich dachte, dass du es von mir erwartest, dass sie es erwarten, dass alle es erwarten... Wer kann auch ahnen, dass sie den Wurm monatelang dem Mond aussetzen? Lass es uns jetzt einfach hinter uns bringen... Wer weiß, wann die Taufe sein wird. Und wer weiß, ob wir da eingeladen wären, immerhin wäre es eine Familienangelegenheit. Da hat sie nichts mehr zu suchen, wenn es nach Adam geht. Soll mir recht sein.

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Rondra
16.Mai 1462

Ein gespielt verzweifelt und gequältes Stöhnen ist die Reaktion auf seinen Vorschlag mit dem Achsbruch. Wie gern würde sie diesem Besuch entgehen, aber das ist nun wirklich keine Möglichkeit. Es folgt ein leises Lachen, geschuldet der Situation, denn natürlich würden sie es durchstehen und wer weiß, vielleicht ist am Ende ja auch alles etwas besser – und wenn nicht, so haben sie den Kleinen immerhin anständig begrüßt und könnten sich keinen Vorwurf mehr machen. »Du könntest auch schreiben, dass du zu beschäftigt bist mit deinem Weib… herumzulungern.«Natürlich nicht, aber die Idee steckt sie erneut zu einem leisen Kichern an. Klar was die Aussage dessen wäre. Längst ist der Trinkschlauch entkorkt und das Dünnbier findet seinen Weg. Abgesetzt wird erst bei der Offenbarung, dass die Kerle Spaß haben würden, während sie mit der Cousine Konversation üben soll. Nein, erfreut sieht sie darüber ganz und gar nicht aus. »Du willst dich also mit Adam vergnügen? Drei Wochen nach deiner Hochzeit? Schäm dich! Du solltest nur Augen für dein liebreizendes Weib haben.« Sie neckt ihn. Nein. Sie flirtet – und als Rondra das aufgeht verstummt sie rasch. Vor sechs Tagen hatte er nur Augen für sie, aber sie war… wahrscheinlich alles andere als liebreizend. Reizend sicherlich, mit jedem Wort. Aber da schwingt bei ihm auch schon ein anderes Thema mit, ein viel ernsteres. Gesprochen haben sie über seine Kränkung nicht bisher. Es war einfach kein Thema, welches man oberflächlich abends am Kamin ankratzen konnte. Allerdings hätte sie es gern angesprochen, nur der vorsichtige Umgang miteinander hat Rondra davon abgehalten. Aber da er es mehr oder weniger selber anspricht, kann sie reagieren. . »Ich… habe es gelesen.« Natürlich. Wie so ziemlich jeder in der steirischen Burg. Nein, wie jeder in der Steiermark, der des Lesens eben mächtig ist. Keine große Sache scheinbar. Aber sie kennt ihren Liebsten eben doch recht genau und sie war anwesend, weshalb sie das Ausmaß seiner Entrüstung wohl nachvollziehen kann. . »und war mehr als überrascht. Du wirst es ansprechen?« Oh nein, keine guten Vorzeichen für diesen Besuch, wenn man alles zusammen nimmt. Manchmal fragt sich der Blondschopf ob es eigentlich Absicht ist, oder Gedankenlosigkeit – oder sie Überempfindlich.
Überempfänglich ist sie auf alle Fälle, für seine Anwesenheit. Ein wenig richtet sich ihr Oberkörper auf, als er ins Gras fällt, nur damit ihr Blick ihn besser sehen kann. Der scheue Abstand wird nach wie vor gewahrt, doch die Blauaugen liegen hell und weich auf seinem ausgestreckten Körper. Warm ist es und die Reitstiefel mehr als unbequem. Weshalb Rondra sie öffnet und aus ihnen hinausschlüpft. Ein wenig umständlich, denn dabei wendet sie den Blick kaum ab von ihm. Endlich frei, welche Wohltat. Kurz zappeln ihre Zehen hin und her, dann stubst ihre rechte Fußspitze neckend gegen seine Wade. .
»Herumlungern, mh?« Ein Grinsen, denn offensichtlich tun sie es. Natürlich weiß sie was das ist, auch wenn sie selbst es selten tut. Tun das nicht nur die Gossenjungs in Graz, die scheinbar den ganzen Tag auf irgendwelche Gelegenheiten warten? »Muss ich dabei gelangweilt aussehen?« Das würde schwierig werden, denn selbst wenn sie bis zur Dämmerung hier rumflätzen würden, sie würde nie müde werden ihn zu betrachten. Hinüber geht ihr Blick zu den Wachen, schnell ist er allerdings wieder bei ihrem König. . »Befielst du ihnen mitzumachen? Und kannst du dir Arnest beim Herumlungern vorstellen?« Wieder ist da ein Lachen in ihrer Stimme. Beim besten Willen und so sehr sie den Mann schätzt, das will ihr nicht gelingen. Nein, so verflogen ist die Scheu nicht, aber es tut so gut wieder ein wenig mehr mit ihm zu reden und ihn zu necken. Vergessen ist das Bild des tobenden Dämons nicht und es ist irritierend, dass die Sehnsucht nach ihm langsam die Oberhand gewinnt. Ja, das tut sie. Es tut fast körperlich weh ihn dort liegen zu sehen und ihn nicht zu berühren. Warum eigentlich nicht? Zuerst bleibt der Fuß an seinem Bein liegen. Eine scheinbar beiläufige, unbeabsichtigte Berührung – doch dem Weib ist sie definitiv überdeutlich bewusst.

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Kelian_


One foot wrong
16.05.1462


Der Duft der Wiese, der darauf befindlichen Gräser und Blumen, ist beruhigend, wenn nicht gar entspannend. Wir sind umeinander umhergeschlichen, uns ausgewichen, haben mehr oder minder einvernehmlich miteinander geschwiegen. Hier draußen unter der warmen, kräftig leuchtenden Sonne, auf der Wiese mit den Düften, mit den leisen Geräuschen, die auf so einer Wiese unweigerlich stattfinden, wirkt alles sehr viel einfacher. Der Streit noch ein wenig weiter weg, die Worte und Taten noch ein bisschen mehr abgeschwächt. Ja, es erscheint leichter. Ein Grinsen erobert deshalb meine Lippen, nicht zuletzt weil sie solch eine kleine Pause zwischen den Worten macht, die meiner Phantasie erlauben einen Schritt weiter zu gehen, bevor ich mich bremsen muss. Ja, wir könnten auf der Wiese einfach nur herumlungern. Das könnte ich auch machen...aber wahrscheinlich erkennen sie die Sinnhaftigkeit dieses Unterfangens nicht und würden sich beschweren. Leider wohl zurecht...aber wir könnten wirklich einfach nur... Es klingt fast ein wenig verträumt, sicher auch dadurch, dass meine Stimme ein wenig abdriftet zum Ende des Satzes. Sie kichert. Sie macht es selten, aber wenn dann ist es umso bemerkenswerter, vor allem aber auch einfach liebenswert. Die weichen blauen Augen, das Glitzern dabei. Mhhh. Von meiner Position aus, beobachte ich sie auch beim Trinken, wie sie langsam einen Schluck nach dem anderen die Kehle herunterrinnen lässt. Ich habe weder etwas zu Essen noch zu Trinken bei mir, ich würde warten bis sie fertig ist. Ich brauche weniger, sie ist die Schwangere. Ein wenig lege ich bei ihren Worten interessiert den Kopf schief. Natürlich sollte ich nur Augen für sie haben, habe ich ja auch - nur ist es eben gerade nicht so einfach. Dennoch, die Stimmung ziehe ich nicht herunter, ganz im Gegenteil, ich steige natürlich mit ein. Es ist allein für mein liebreizendes Weib, damit sie sich überzeugen kann, welch Helden sie geheiratet hat... Außerdem 'vergnüge' ich mich allein mit dir, Adam möchte ich verprügeln... Vorsichtig schiebt sich meine Hand durch die Gräser, wahrscheinlich hätte ich am Ende eine Menge grüner Grasflecken auf meinem weißen Hemd, aber dies interessiert mich herzlich wenig. Es geht natürlich in ihre Richtung, aber es reicht nicht dazu aus um sie gleich zu packen oder anzufassen. Ich stoppe so ziemlich nach der Hälfte, meine Finger umwickeln Gräser. Ob sie den Wink versteht? Subtiler geht es wirklich nicht, wobei es vielleicht auch einfach mit 'dämlich zurückhaltend' umschrieben werden kann.
Natürlich hat sie es gelesen, natürlich ist sie nicht dumm. Ich brumme leicht unverbindlich, es hat wohl eindeutig meinen Unmut erregt. Nein, nicht hier denke ich, obwohl ich versucht war in sein Arbeitszimmer zu stürmen und ihn zu fragen, ob er mich verarschen will. Nein, nicht Heute... Ist es albern? Nein, ist es nicht, ich möchte nur die Bestätigung von ihr haben, nicht mehr. Ich für mich habe mir schon lange meine Meinung gebildet oder eher meine Gefühle in die Richtung? Wer weiß.
Ein leises, aber sehr entspanntes Lachen verlässt meinen Mund als sie ihre Stiefel auszieht. Normalerweise bin ich der Freigeist, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Stiefel von sich schmeißt. Ein sehr kurzer Blick trifft sie. Spöttisch, belustigt - normal eben. Das Anstubsen hat ihn hervorgerufen, nur gleitet er gleich weiter zu den Wachen. Ich gluckse leise neben ihr. Nein, dass kann ich ihm nicht antun, er würde jeglichen Respekt verlieren. Ich fürchte wir müssen alleine rumlungern... Entspannt Rondra. Ich würde dich auf meine Brust ziehen, deinen Rücken kraulen oder mit einem Grashalm in deinem Nacken spielen. Eben einfach herumlungern. Ein sanftes Lächeln in ihre Richtung, was ein wenig bröckelt als ihr Fuß sich an meinem Bein zu schaffen macht. Ja, überdeutlich. Du siehst wieder einmal sehr schön aus... Wir sind auf einer komischen Ebene miteinander, denke ich. Eine, die wir noch nicht so oft bedienen konnten, beziehungsweise die wir nicht lange genug hatten. Wir sind bei 'Gucken, aber nicht Anfassen'. Flirten, Knistern in der Luft - entladen könnte es sich in diesem Moment nicht. Etwas, was vertraut ist und eben doch recht unbekannt zwischen uns. Es könnte doch noch ein spannender Tag werden, oder nicht?

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Rondra
16.Mai 1462

Ist es albern? Ihre Schultern heben sich ein wenig, sie weiß es nicht. Es spielt bereits so viel mit in dieses verquere Verhältnis zu den beiden mit hinein, dass Rondra sich manchmal selber fragt ob sie nicht überempfindlich ist. Der Unterschied zwischen ihnen allerdings ist, dass er ein Kerl ist. Kerle sind nicht überempfindlich, oder haben es nicht zu sein, nicht in solchen Dingen zumindest. Sicherlich keine befriedigende Antwort, weshalb sie auch in ihrem Kopf bleibt. »Nun, ein wenig vielleicht. Es wäre albern Spielberg zu verlassen ohne es geklärt zu haben. Es wäre kindisch. Möglicherweise kannst du es dort sogar besser ansprechen als in Graz, wo alles… einen offiziellen Charakter hat.« Außerdem haben dort die Wände sicher noch mehr Ohren als auf Spielberg. »Natürlich… ist es im Kern auch etwas Offizielles, aber ihr seid nun verwandt…« hierbei schiebt sich ihr Kinn ein wenig nach vorn. Vollkommen egal wie andere es sehen mögen, oder vielleicht auch Kelian selber. Sie sind verwandt, zumindest angeheiratet. »Wenn du ihn prügeln musst, ob nun körperlich oder verbal… dann wäre Spielberg die bessere Arena als Graz. Der Besuch wird dir doch ohnehin vergällt, so lange das nicht geklärt ist.« Geklärt, mit dem Mund oder den Fäusten, wie auch immer Kerle das handhaben. Manchmal könnte man fast neidisch werden, es wäre oftmals einfacher wenn man drei Mal zuschlagen könnte und damit Dinge aus der Welt schaffen könnte. Ungerecht. Aber dafür ist er eben der heldenhafte Kerl und sie das holde Weib.
War die Antwort darauf nun befriedigend? Zumindest erstmal ausreichend, in ihren Augen. Er würde schon Einwände erheben, wenn es da welche gibt. Viel reizvoller ist immer noch das Herumlungern.
Auf seine Brust will er sie also betten. Das Bild welches er da zeichnet (er kann es also irgendwie doch) lässt Rondra wieder selig grinsen. Ihn mit einem Grashalm necken, auf die Idee ist sie auch schon gekommen, allerdings stand die Scheu der Umsetzung im Weg. Natürlich hat Rondra die sich antastende Hand bemerkt. Kaum eine Regung sollte ihm möglich sein, ohne dass sie diese aufnimmt. Jeder Nerv, jedes Härchen auf ihrem Körper scheint auf ihn ausgerichtet zu sein.
»Schön, weil mein König seine Strahlen auf mich scheinen lässt.« Ja, bitteschön, so ekelhaft zuckersüß kann es zugehen, wenn man verliebt ist. Rondra ist mächtig verliebt und meint es natürlich vollkommen ernst. Ihre Hand stiehlt sich davon, über das Gras streichend und sich dabei langsam seiner annähernd, bis schließlich Fingerspitzen an Fingerspitzen tippen. Man müsste die kleinen Funken eigentlich sehen können. Gut dass noch kein trockener, dürrer Hochsommer ist. »Ah, das sind deine Vorstellungen vom Rumlungern.« Wenn das so weiter geht zwischen ihnen, würde es kein interessanter Tag werden, sondern ein quälender. Aber immerhin ein süß quälender Tag. »Schau und ich dachte, ich würde deinen Kopf auf meine Beine ziehen, dir durch das Haar zausen und dich mit allem möglichen füttern….« ihr Grinsen wird breiter, frecher, sie kann es nicht lassen ihn zu necken. »wenn es unbedingt sein muss auch mit Grashalmen.« Ja, es ist wirklich so eine Sache mit dem Anschauen. Selbst wenn sie sich trauen würde, wäre richtiges Anfassen vorerst ein Ding der Unmöglichkeit. Gleichzeitig hat genau das auch seinen Reiz und würde ihr viel eher in den Sinn kommen als Rache, als sich heute für Mateo entschieden zu haben. Doch so berechnend ist Rondra nicht, zumindest liegt ihr das jetzt fern. Dieses Geplänkel ist auch so schon anstrengend genug für ihre Sinne.

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