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Grafschaft Rabenstein - Die Familie Peverell

Rondra
23. Juli 1462 ~ Ein wunderschöner Tag für Geschäfte
{Rabenstein am Vormittag}


Oh ja, der Mann hat seine Hausaufgaben gemacht. Rondra entgeht nicht, dass er offensichtlich Erkundigungen eingeholt hat. Gut, Kelians Herkunft lässt wohl allein schon der englische Name vermuten, aber so würde es die Blonde nicht interpretieren, dazu hat er schon zu sehr bewiesen dass er seinen Kopf einzusetzen vermag. Gut so, sonst würde es nur halb so einen Spaß machen, auch wenn sich Rondra leise fragt was er noch so alles zu hören bekommen hat. Die richtigen Leute könnten sicherlich eine ganze Menge erzählen. Ehen, vorzeitige Schwangerschaften, kleine und große Skandale. Nein, es gibt sicherlich langweiligere Klatschobjekte als die Peverells. Rasch nimmt sie einen weiteren Becher in die Hand, füllt ihn mit Dünnbier und gönnt sich selbst einen Schluck. Die Beschäftigung hält sie zumindest davon ab noch viel weiter darüber nachzudenken und womöglich noch die Gesichtsfarbe zu wechseln.
Fast dankbar ist Rondra also über die nun einsetzende Ausführung bezüglich der Waren. Einen Schrank. Gute Idee, sie hätte eher an ein Regal gedacht, was aber vielleicht unpraktischer wäre. Ob er nun reich verziert sein muss, oder nicht – vermutlich wäre das ihrem Mann recht egal. Die Erklärung zur kleinen Staffelei fesselt ihre Gedanken. Bisher hat Rondra soetwas noch nicht gehört oder gesehen. Allerdings klingt es einleuchtend.
Auch der drehbare Hocker findet erstmal ihre Zustimmung.
»Das klingt als sollten wir unseren Kindern diesen Hocker nicht zeigen, sie würden damit jeden Tag Jahrmarkt spielen und stundenlang Karussell fahren wollen. « Antwortet sie dem Geschäftsmann unter einem leisen, glucksenden Lachen. Ja, das wäre etwas für Johanna, immer lustig im Kreis herum, bis sie nicht mehr weiß wo oben und unten ist. »Ich lasse sie herauf bringen. Ihr habt mich neugierig gemacht, zumindest klingt alles in der Theorie sehr vielversprechend.« Noch ein Schluck, dann wendet sich die Freifrau zur Tür um einer der Mägden Bescheid zu geben. Es würde wohl schwierig werden den Einkauf vor Kelian zu verbergen, wenn alles bereits durch die Burg geschleppt wurde, aber eine andere Idee hat sie gerade auch nicht. »Wollt Ihr den Transport beaufsichtigen?« Oh, mit Sicherheit wären ihre Diener und Knechte äußerst vorsichtig damit, aber Händler haben manchmal ihre ganz eigenen Vorstellungen – was ihr gutes Recht ist. Sie selber würde den Weg hinab nicht antreten, es kann ihr kaum jemand verübeln, zumal sie im Zweifel ohnehin im Weg wäre, oder hinterher keuchen würde. Rondra bleibt also im Wohnzimmer, in welchem es sicherlich bald bedeutend enger werden würde. Das macht nichts, ungemütlicher kann es kaum werden. Doch jedes neu herangeschleppte Stück würde sie interessiert in Augenschein nehmen, die Malereien und Schnitzereien mit der ihr gebührenden Bewunderung betrachten und schließlich darauf warten dass Morten seine Erklärungen beginnt. Die Drehhocker würde sie selber sicherlich auch gerne ausprobieren, da nehmen sich Mutter und Tochter wenig.

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Morten_hansen
23. Juli 1462 ~ Ein wunderschöner Tag für Geschäfte
Rabenstein am Vormittag



Und natürlich lässt es sich Morten nicht nehmen persönlich den Transport seiner Waren zu beaufsichtigen. Doch es gibt für den Mann keinen Grund zur Klage, denn die Dienerschaft ist höchst vorsichtig. Und so stehen nach einiger Zeit Morten inmitten seiner Waren in der Stube von Rondra und natürlich beginnt er mit den beiden Hockern und beginnt seine Erklärung. "Vielleicht wollt Ihr doch einmal die Kinder holen? Dann könnt Ihr gleich sehen, von welch ausserordentlich guter Verarbeitung sie sind. Denn ich versichere Euch, selbst nach der hunderttausendsten Drehung, wird keiner der Stücke wackeln." Auch wenn der Mann es nicht gänzlich ernst meint damit, dass die Kinder dazu kommen sollten, so wären sie jedoch sicherlich eine geschickte Verkaufshilfe. Ein Weib in anderen Umständen ist meist kaum in der Lage den bereits geborenen Kindern einen Wunsch abzuschlagen. Und die Kinder würden diese Hocker lieben. Der Kerl lächelt und erklärt dann jedoch die Unterschiede "Wie Ihr sehen könnt, ist ein Hocker mit Lehne der andere jedoch gänzlich ohne. Es ist eine Frage der Vorliebe des Künstlers. Manche möchten sich anlehnen können zwischendurch, andere hingegen bevorzugen die gerade Haltung und bedürfen der Anspannung des Körpers für das perfekte Gemälde." Morten deutet auf beide Sitzmöbel und seine Geste macht deutlich, dass Rondra sich gern setzten soll, um selbst zu testen und so vielleicht zu entscheiden. Oder eben - wie vom Händler gehofft - einfach beide zu nehmen. Und damit sie das Gefühl hat alle Zeit der Welt zu haben und auch nicht unter Beobachtung zu stehen, wendet sich Morten dann ab um zu dem kleinen Tisch zu gehen auf dem noch der Rest seines Tee's auf ihn wartet. Und diesem wird sich dann erstmal gewidmet.



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Kelian_


Summer
Die letzte Zeit


Zu Hause ist dort, wo man sich wohl fühlt, wo das Leben abspielt. Rabenstein ist definitiv solch ein Ort geworden, wenn auch nur Rabenstein. Immer weniger scheine ich mit dem Herzogtum zu tun zu haben, nachdem meine Dienste auf so unschöne Art und Weise nicht mehr benötigt wurden. Zumindest bilde ich es mir ein, denn vor ein paar Tagen kam ein Bote, der nun auch noch meinen Schlüssel für die Burg eingefordert hat. Nun, dann ist dem so. Ich hätte Adam weiter gedient, egal was für Differenzen in der Vergangenheit vorgelegen haben. Das eine ist Familie, das andere eben Geschäft. Arbeit. Nun, vielleicht habe ich dadurch ein Stück meiner Freiheit wieder, auch wenn die Reise mehr oder minder an mir vorbeigezogen ist. Die Zeit heilt alle Wunden, zumindest sagt man es so. Allerdings sagt einem Niemand, wie lange die Zeit dafür am Ende brauchen würde.
Sommer. Schon lange hat er auch in der Steiermark Einzug gehalten, die Sonne ist oft unerbittlich. Natürlich ist es gut für die Ernte, die Felder die schon lange bestellt wurden, sind mittlerweile fast soweit, dass man sie einholen kann. All dies muss vorbereitet werden, weshalb ich die letzten Tage kaum zu sehen gewesen bin. Früh stehe ich auf, spät kehre ich von diesen Arbeiten zurück. Natürlich bin nicht ich es persönlich, der auf den Feldern stehen würde - wobei, so ganz sicher bin ich mir da auch noch nicht - aber deswegen müssen dennoch Gespräche geführt werden. Thomas und ich waren viel am Planen, haben geschaut welche Geräte ersetzt werden müssen, welche Familien vielleicht eben doch Unterstützung gebrauchen können. Ich habe mich lange entschieden, was ich für ein Lehnsherr sein möchte. Ich bin ein Mann aus dem Volk, eine grausame Ader ist bei mir sicherlich vorhanden, aber keine die ohne Grud hervorbrechen würde. Ein Mann des Volkes, der sich gerne auch für dieses die Hände schmutzig macht. Dementsprechend habe ich natürlich auch nicht das Recht der ersten Nacht umgesetzt, im Gegenteil. Es ist so etwas wie Brauch geworden, dass Rondra und ich ein wenig Geld zu den Hochzeiten hinzufügen - oder eben gleichwertige Dinge. Ein Kleid, Stoff den Rondra nicht mehr braucht, Essen. Eben alles, was eine Hochzeit letztendlich braucht. So kommt es, dass die Leute mich als einen der ihren akzeptiert haben, manchmal vielleicht sogar mehr als ihren Lehnsherren. Das Fest zur Feier der Steiermark ist nicht das letzte geblieben, bei dem ich anwesend war, ganz im Gegenteil. Aus Pflicht ist Freude geworden, bisher musste sich auf meinem Land zumindest nach meiner Meinung noch niemand beschweren, versuche ich sie alle gerecht zu behandeln und uns allen gemeinsam ein gutes Leben zu ermöglichen - nicht nur meinem Weibe und mir.
Apropos mein Weib. Vielleicht hat sie einen Grund sich zu beschweren, denn meine Zeit war knapp bemessen. Ich habe ihr soviel Aufmerksamkeit zukommen lassen, wie es meine Zeit erlaubt hat. Küchlein aus dem Dorf mitgebracht, besondere Früchte, die es eben nur im Sommer gibt, aber dies konnte sicher nicht über meine Abwesenheit hinwegtäuschen. Es ist Besserung in Sicht, meiner Meinung nach auch dringend nötig, immerhin wölbt sich der Bauch meines Weibes mittlerweile schon recht deutlich. Manche würden sie bereits hochschwanger nennen. Der Makel, der an dieser Schwangerschaft hängt, ist mir herzlich egal. Jeder Blick auf ihren Bauch erfüllt mich mittlerweile mit Stolz, auch wenn ich es zu verbergen versuche. Noch immer traue ich dem Braten nicht vollständig, aber langsam wird all dieses Glück, welches sie da in ihrem Leib mit sich herumträgt greifbar. Unsere Ehe ist nach der stürmischen Anfangszeit ein wenig ruhiger geworden, auf meinem rosaroten Level stehen geblieben, genau so wie es sein sollte. Die Reise war anstrengend für uns beide, natürlich jedoch mehr für sie. Wie auch nicht? Ich habe mir fest vorgenommen, die nächsten Tage mehr Zeit für sie zu finden, nun wo sich die Vorbereitungszeit langsam dem Ende zuneigt und ich mich ein wenig zurückziehen kann. Wozu habe ich schließlich Thomas als meinen Verwalter? Das ein oder andere kann er auch machen, denke ich.

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Rondra
23. Juli 1462 ~ Ein wunderschöner Tag für Geschäfte
{Rabenstein am Vormittag}


Wie ernst der Vorschlag der Kinder auch sein mag, oder auch nicht – er ist nicht praktikabel. Es wird so bereits recht schwierig den Kauf vor Kelian geheim zu halten. Sollten die Kinder davon Wind bekommen, müsste Rondra es nicht einmal versuchen. Johanna würd es ihm wohl bereits zugerufen haben, bevor die erste Hufe seines Pferdes den Hof betreten hätte. Nachdem sie sich die beiden Hocker eingehend angesehen hat, sieht Rondra auf und lacht Morten an – oder auch aus, wobei nicht ganz schlüssig ist ob sie ihn auslacht, oder eigentlich sich selber. »Seht mich an.« Wobei ihre Hände die alles andere als schlanke Taille entlang zeichnen. »Glaubt Ihr wirklich ich brauche meine Kinder um zu testen wie stabil Eure Ware gebaut ist?« Ja, wohl dem dessen Weib darüber noch Witze reißen kann. Aufmerksam lauscht sie den Vorteilen der beiden Hocker. Ja, das klingt alles sehr einleuchtend. Allerdings hat Rondra ganz gewiss nicht vor zwei Hocker zu kaufen. Was für eine Geldverschwendung – wie sollte man das auch Kelian erklären. „Ich wusste nicht welchen, also habe ich beide genommen…“ Nein, wohl keine Erklärung mit der man ihm beikommen könnte. »Ihr habt doch nichts dagegen?« Natürlich dass sie nun tatsächlich selber Platz nimmt. »Ich verspreche auch vorsichtig zu sein.« Spitzbübisch grinst sie – und was soll er auch dagegen tun? Fast triumphierend ist Rondras Gesichtsausdruck als sie auf dem Hocker mit Lehne sitzt. Er hat nichtmal geächzt, oder geknarrt. Ein bisschen hin, ein bisschen her, dann ein Mal rundherum, wieder entgegengesetzt. Oh ja, das gefällt ihr. Ein bisschen länger als eigentlich nötig gibt sie sich diesem Vergnügen hin, nur um danach auch die andere Variante auszuprobieren. Ah, auch nicht schlecht. Rondra selber würde allerdings den mit Lehne bevorzugen. Kelian allerdings ist da ein anderes Blatt. Nachdenklich bleibt sie sitzen, als die letzte Drehung langsam ausläuft.
Ihr Traum ist, dass er eines Tages wieder malt. Natürlich soll es bequem sein, aber irgendwie mag der Hocker mit der Lehne nicht zu dem Bild passen, das da vor ihrem inneren Auge entsteht. Der Maler von einst an der Staffelei. Hatte sein früherer Schemel eine Lehne? Die Erinnerungen an jenes Zimmer von einst schwappen zurück. Es sind so viele, so schöne und gleichzeitig ist dieses eine Detail nicht abgreifbar. Irgendwie passt zu ihren Gedanken aber eher der ohne Stütze. Freier in der Bewegung. Aufstehen, hinsetzen, drehen. Vielleicht irrt sie sich auch, wer weiß.
»Ihr bietet wirklich außergewöhnliche Ware an.« ein ernstgemeintes Lob, so schlicht es auch sein mag, es ist ihr vollkommen ernst dabei. »Ein schönes Stück. Was ist Eure Vorstellung für den Hocker ohne Lehne?« Oh, im Zweifel würden sie jetzt ein bisschen feilschen und später nochmal, wenn es um die Gesamtsumme geht. Andererseits weiß Rondra gute Ware durchaus zu schätzen. Ihr Blick sucht den Mann am Tischchen.

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Morten_hansen
23. Juli 1462 ~ Ein wunderschöner Tag für Geschäfte
Rabenstein am Vormittag


Natürlich hat er nichts dagegen und selbst wenn Rondra offenbar der Meinung ist die Hocker würden ihr Gewicht nicht tragen, so ist der Händler nicht eine Sekunde darum im Zweifel. Und er sollte recht behalten. Nicht einmal ein knarrender Laut erklingt und zufrieden beobachtet der Mann das Weib, die doch eine Runde mehr als nötig zu drehen scheint. Er wird es sie nicht spüren lassen. Als sie dann jedoch nach dem Preis fragt, nimmt er noch einen kleinen Schluck des Tee's, stellt die Tasse vorsichtig zurück und geht dann langsam wieder zu Rondra und jetzt zwinkert der Kerl ihr tatsächlich zu und nachdem er sich leicht geräuspert hat meint er "Verehrteste. Wir stehen ganz am Anfang. Und wie Ihr bereits zurecht bemerkt habt, sind meine Waren doch eher außergewöhnlich. Und ich höre Euch noch sagen, dass es um einen sehr großen Einkauf geht." Morten schmunzelt und ein leichtes funkeln in den Augen des Händlers verrät, er ist bester Laune und doch auch ehrlich zum Weib. "Mein Vorschlag wäre ja eher, wir sehen uns erstmal alles an und dann trefft Ihr eine Auswahl derer Dinge die Ihr für den Gatten wünscht und erst dann ist der Zeitpunkt gekommen, um über das feilschen nachzudenken." Und mit einem ehrlichen und warmen lächeln sagt er dann "Aber ich bin mir sicher, dass am Ende alle zufrieden sein werden. " Ein leichtes neigen des Kopfes soll verdeutlichen dass Morten nicht nur daran gelegen ist die eigenen Taschen gut zu füllen, sondern dass er sehr viel wert darauf legt, dass seine Kunden stehts zufrieden sind.
Er wendet sich dann dem Tisch zu, auf dem die Diener alle Farben, Pinsel und Leinenstoffe platziert haben. Sein Blick geht einmal über die Dinge und zufrieden stellt er fest, dass alles in bester Ordnung ist. "Seht Euch einmal die Farben an und überlegt genau welche Ihr Eurem Gatten meint schenken zu wollen. Und dann müssen wir noch entscheiden, welche Pinselform für den Mann am besten geeignet ist. Ich vermute er benötigt eher feine Pinsel, denn Wappen beinhalten meist sehr filigrane Muster und es ist von großer Wichtigkeit, dass sie exakt gezogen werden die Linien und Formen, welche die Häuser präsentieren." Morten lächelt erneut Rondra zu und wartet darauf, dass sie sich die Dinge ansieht und Entscheidungen trifft.



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Rondra
23. Juli 1462 ~ Ein wunderschöner Tag für Geschäfte
{Rabenstein am Vormittag}


Hätte die Sache nicht schon längst begonnen Rondra Spaß zu machen, dann wäre es nun der Fall. Sie ist sich bewusst, dass Morten ein Händler ist, der seine Waren an den Mann – oder eben die Frau – bringen will. Aber er macht es geschickt und versteht es die Lust am Einkauf zu wecken. Vielleicht ist es auch seine Art dabei, sie wissen beide was sie tun und das sie es tun – und doch ist es genau so gut so. Gelöster und gelöster wird der Blondschopf. Erwidert das Zwinkern mit einem herzhaften Auflachen, nur um bei der übernächsten Erwiderung genauso zu zwinkern. Natürlich nimmt sie seinen Vorschlag an, später zu feilschen. Ob das wirklich besser ist, weiß die Kaufmannstochter nicht so recht.
Die Farben. Neugierig tritt der Blondschopf näher an den Tisch, um die Pülverchen und Fläschchen näher zu betrachten. Zugegeben, sie hat keine Ahnung davon. Gar keine.
»Ihr könnt Fragen stellen. beschwert sie sich grinsend. »Blau, grün, rot…« Rondras Gesichtszüge werden von Farbe zu Farbe unsicherer. Nein, es sollten wohl eher die Farben sein, an die man hier nicht so einfach heran kommt. Nein, sie ist auf jeden Fall nicht der Maler hier – denn davon hat sie tatsächlich keine Ahnung. Es reicht ja aber auch, wenn sie diejenige ist, die sich das fertige Bild dann an die Wand hängt und bewundert. Hier kann allerdings Morten aushelfen. Geduldig erklärt er sein Farbspektrum und auch die Unterschiede. Fertig angemischte Farben, oder lieber das Pigmentpulver. Das Fragezeichen weicht langsam aus Rondras Gesicht, als ein wenig Pulver angerührt wird – wie gut dass sie nun vergleichen kann. Natürlich lässt die fertige Farbe aus Frankreich ihr Frauenherz höher schlagen. Ihr Geheimnis ist ein glitzernder Schimmer, der durch Goldstaub hervorgerufen wird. Ein Schimmer, der dem Pulver fehlt. Doch wie entscheiden? Goldstaub wird den Preis höher treiben, aber auch die Bilder - sofern sie denn gemalt werden –zu etwas ganz besonderem machen (was sie ohnehin schon sind). Also die rationale Überlegung, welche Farben schimmern sollten. Blau vielleicht – für den Himmel, oder Wasser… oder, oder, oder. Letztendlich entscheidet sich das Weib natürlich für die Grundfarben in Pulverform, sowie Cyanblau, Bleiweiß und Goldgelb.
Eine schwere Auswahl, die da zu treffen ist und es dauert seine Zeit, denn natürlich bietet es sich an dabei auch gleich die Pinsel- und Leinwandfrage zu klären. Dies sind allerdings einfacher als die Farbwahl. Eine Auswahl von allem. Ein feiner, dünner Pinsel, ein dickerer und einen mit nur ganz kurzen Borsten. Leinwände. Nun, da reichen vorerst zwei, eine kleine, eine größere.
Nach einer weiteren Teepause geht es weiter zum Schrank. Er wäre sicherlich nicht notwendig, das weiß Rondra – doch seine kunstfertigen Schnitzereien und die feinen gemalten Bordüren – sie ist einfach ein Weib. Er soll es auch sein, auch wenn Rondra es sicherlich bereuen würde.
Anstrengend ist es, alles in allem. Rondra hat beinahe das Gefühl diesen Einkauf körperlich zu spüren. Der Kopf brummt und summt, von all diesen Erklärungen und den eigenen Überlegungen. Trotzdem, es hat Spaß gemacht.
»Ihr solltet überlegen ob Ihr in Eurem nächsten Leben nicht Kirchenmann werden wollt. Mit Eurer Überzeugungskraft, würdet Ihr ganze Massen zurück in die Herde führen.« Scherz sie schließlich erschöpft, aber mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen. Was fehlt ist nun wohl der Preis – und irgendwelche Kinkerlitzchen für das Kind.

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Morten_hansen
23. Juli 1462 ~ Ein wunderschöner Tag für Geschäfte
Rabenstein am Vormittag



Morten hat sich wirklich Mühe gegeben und dem Weib alles erklärt und sein Wissen bezüglich des Handwerks, welches der Gatte offensichtlich verfolgt. Der Händler hat zu keinem Zeitpunkt versucht dem Weib etwas aufzuschwatzen, sondern ist rein sachlich und ehrlich mit der Dame des Hauses umgegangen. Ein Grundprinzip des Mannes, denn nur so bewahrt er seinen Ruf und kann somit manch Adelshaus zu seiner Stammkundschaft hinzugewinnen.

Ein leises lachen erklingt, auf die Bemerkung von Rondra und dann deutet der Kerl auf einen Sessel und meint "Setzt Euch doch und ruht ein wenig die Beine aus." Er hat längst bemerkt, wie erschöpft die Blonde ist. " Während Ihr Euch ausruht, werde ich mit den Knechten die verbliebenen Waren zum Karren bringen." Und auch wenn er letztlich Gast ist, so würde er keinen Einspruch vom Weib zulassen, denn da war er zuviel Kerl. Ein schwangeres Weib braucht klare Pausen und er wollte auf keinen Fall, dass sie sich zum ende hin nicht mehr konzentrieren konnte und sich am nächsten Tag ausgenutzt fühlte. So weist der Kerl die Knechte an und auf dem ersten Weg zum Karren, wird eine Magd angewiesen nach der Herrin zu sehen und ihr eine Stärkung zu bringen. Morten sorgt derweil dafür, dass alles verstaut wird und bewusst lässt er sich dabei etwas mehr Zeit - damit Rondra Erholung bekommt.

Als er dann ins Zimmer zurück kehrt, ist er der Meinung, das Weib sieht wesentlich besser aus. Ihr wird ein lächeln geschenkt und dann eröffnet der Händler "Ihr habt eine vorzügliche Hand bewiesen bei der Auswahl der Waren. Ich bin mir sicher Euer Gatte wird es zu schätzen wissen und sich dankbar zeige." Ein Blick streift kurz den Leib des Weibes und als er ihr wieder in die Augen sieht fügt er an "Vielleicht verewigt er Euch ja mit dem noch Ungeborenen als erstes mit den neuen Errungenschaften." Morten sieht dieses Gemälde der Schwangeren regelrecht vor sich und diese Vorstellung lässt den Kerl noch wärmer lächeln. Ja es ist zu spüren wie glücklich das Weib ist und irgendetwas lässt den Händler glauben, dass der Kerl sein Weib nicht minder liebt. Und vermutlich ist dieser Umstand auch Schuld daran, dass der Händler mit seinen Preisen die er dann dem Weib nennt tatsächlich äußerst entgegenkommend ist. Als letztes meint er dann "Sollte ich noch den Schmuck von Euch ansehen - oder habt Ihr es Euch angesichts meiner Preise anders überlegt?"





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Rondra
23. Juli 1462 ~ Ein wunderschöner Tag für Geschäfte
{Rabenstein am Vormittag }


Aufmerksam ist er und noch hat Rondra die Aufforderung sich auszuruhen nicht übermäßig oft zu hören bekommen – es würde sich in den nächsten zwölf Wochen sicherlich noch ändern. Während die Rabensteiner und der Händler die ungewollten Waren fortbringen, tut sie also tatsächlich wie ihr geheißen. Nur um danach umso frischer und ausgeruhter an die Preisverhandlungen gehen zu wollen.
Ein wehmütiger Stich wird ihrem Herzen versetzt, als Morten die Möglichkeit eines Gemäldes anspricht. Sie während ihrer Schwangerschaft. Egal wie gerne sie davon träumen würde, dass dieses Bild auf Leinwand verewigt wird ist so weit entfernt von der Wirklichkeit, dass es klingt wie eins der absurden Märchen, die Johanna manchmal vorgelesen bekommt. Daran zu glauben, dazu ist Rondra in all ihrer Emotionalität dann doch zu realistisch. Aber die Vorstellung ist schön und beinahe kann auch sie das Werk sehen – so wie es gemalt worden wäre, wenn so viele Dinge nicht geschehen wären. ‚Was wäre wenn‘ – sie ist Meisterin darin und das ist gar nicht gut.
Es fällt schwer sich auf die Preisverhandlung zu konzentrieren, wenn die Gedanken auf diese Weise abschweifen. Trotzdem bemerkt Rondra letztendlich dass sein Preis ein mehr als zuvorkommendes Angebot ist. Fast schon ein wenig beleidigend für eine Kaufmannstochter, denn viel zu feilschen bietet dieser Ansatz nicht – was sie ihm mit einem leisen Zungenschnalzen, aber einem amüsierten Grinsen auch zu verstehen gibt. Doch darauf dem Händler ihren Schmuck zu zeigen, darauf will die Schwangere nicht verzichten.
Natürlich sind es nur ausgewählte Stücke, an denen ihr Herz nicht sonderlich hängt. Zumeist Kleinode aus ihrer Zeit als Kronrätin. Einige Male getragen, dann sorgfältig fortgelegt und schließlich keine Gelegenheiten mehr dazu gehabt sie zu tragen. Ein Collier, zwei Broschen, vier kunstvoll gefertigte Haarkämme. Es war eine aufregende Zeit, doch ohne Zweifel eine für immer untergegangene.
Nein, natürlich nimmt er ihr nicht alle Stücke ab, doch einen Teil davon und nun ist es an ihr ihm entgegen zu kommen. Es ist einfach. Einfacher als sie früher für möglich gehalten hätte. Der größte Schritt aus der Vergangenheit heraus ist längst getan, so etwas wie dies hier ist dagegen ein Klacks.
Der obligatorische Handschlag besiegelt den Handel, nachdem alles für beide Parteien zufriedenstellend verrechnet ist. Noch ein gemeinsamer Becher Tee, verbunden mit einer kleinen Plauderei und Rondra bringt ihren Handelspartner wieder hinunter in den Hof. Weiteren Geschäften keinesfalls abgeneigt.

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Arioste
13. Ernting 1462 – Nur weg…

Letztendlich hatte Arioste nicht groß nachgedacht, ehe sie eingewilligt hatte nach Rabenstein mit zu kommen. Nachdem sich auch noch Ann der Reisegruppe angeschlossen hatte, Gene die Stadt wohl bereits verlassen hatte und auch von Feliciana die letzten Tage nichts zu sehen gewesen ist – was wohl zugegebenermaßen an ihr selbst liegen könnte – hielt sie wirklich nichts mehr in Bruck.

Die Tage bis zu Kaylis Rückkehr würde sie also auf Rabenstein verbringen und auf dem Rückweg über Graz reisen, um Adam den gewünschten Besuch abzustatten. Wahrscheinlich würde der Geliebte von ihrer Abwesenheit nicht mal etwas merken. So zumindest sieht die Planung der Fuggerin bisher aus. Die amtierende Frage über die sie sich den Kopf zerbricht ist wohl, ob sie ihm nun dennoch schrieben sollte oder nicht.

Ganz ihre Art kann sie Stunden damit verbringen über derartiges zu sinnieren und geistesabwesend über Waldwege und an Bachläufen entlang wandeln – zur Not tun es auch Feldwege und Wiesen, Hauptsache nur nicht still sitzen. Immerhin ist die Landschaft die sie hier bewundern kann eine andere, was doch für ihre Verhältnisse eine sehr bemerkenswerte Abwechslung ist, zumindest wenn man an die letzten Wochen zurück denkt.

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Rondra
14. August 1462
{Rabenstein}


Es tut gut wieder hier zu sein, zu Hause. Dass Arioste sich entschlossen hat sie zu begleiten, macht die Freude gleich noch größer. Die Kinder wieder in den Arm schließen zu können, die eigenen vier Wände zu haben und im eigenen Bett zu schlafen – alles Annehmlichkeiten deren Wert man plötzlich zu schätzen weiß, wenn man fort gewesen ist. In ihrem Zustand ist es vor allem das eigene Bett – aus vollkommen unromantischen Gründen heraus. Die Matratze ist bequemer und die Kissen so wie sie es wünscht, das macht es einfacher eine Position zu finden in der sie überhaupt Schlaf findet. Dabei sind es noch zwei Monate.
Nach dem Mittagessen. Selbstverständlich hat sich die Blonde zurückgezogen um das zu tun, was von ihr gerade meistens erwartet wird – sich ausruhen. Allerdings gibt sie sich nicht dem Müßiggang auf dem Bett hin, sondern sitzt sobald die Magd die Gemächer verlassen hat am Schreibtisch.
Nachdenklich dreht sie die Feder zwischen den Federn hin und her. Auch wenn das was sie vorhat nichts Großartiges ist, so ist es ein Einmischen, was ihr vielleicht nicht zusteht. Vielleicht? Sicher nicht – zumindest nicht vom Gesichtspunkt der Familie aus. Doch es geht nicht nur um die Familie, es geht um ihre Freundin. Dem Schicksal einen kleinen Kniff beifügen, dafür sorgen dass es in die richtige Richtung läuft. Wer weiß schon, vielleicht würde sie es ohnehin nicht sonderlich beeinflussen. Es ist ein trockenes, zynisches Lächeln, welches sich auf ihre Lippen legt, als die Feder endlich den Weg in die Tinte findet. Sie hätte jedenfalls vor einem dreiviertel Jahr nicht im Traum damit gerechnet jemals in diese Richtung zu spielen.




Kaylis,
zu meinem Bedauern habe ich festgestellt, dass Ihr es vor Eurer Abreise nach Thüringen nicht möglich machen konntet mit Arioste zu sprechen. Eine Angelegenheit die zwischen Ihr und Euch ruht und in die ich mich nicht einmischen will. Doch nun verhält es sich so, dass Arioste auf Rabenstein weilt, um mir die Zeit des Wartens ein wenig zu vertreiben. Sie hat vor bei ihrer Rückreise einen Abstecher über Graz zu machen, bevor sie Euch wieder in Bruck willkommen heißen will.
Sicherlich muss ich nicht weit ausholen, denn gewiss erinnert Ihr Euch an meine Worte diesbezüglich.
Ich hoffe ich werde ihren Aufbruch um ein bis zwei Tage zu verhindern wissen, der Rest liegt in Eurer Hand.
Rondra.


Kurz und knapp. Allerdings ob es helfen wird? Die Blauaugen verdrehen sich nach oben, als Rondra an Kaylis denkt. Die Ablehnung ist gewichen, dennoch hält sie ihn für reichlich stoffelig. Vermutlich würde er es am Ende doch versemmeln, aber dann hat sie es wenigstens versucht. Nein, so wirklich für Kaylis macht sie das hier nicht, aber für Arioste – die das sich möglicherweise aufbauen Chaos schlichtweg nicht verdient hat.
Der Brief wird verschlossen, nach ihrer Mittagsruhe würde er dem Botenreiter übergeben werden.
Wie sie Arioste davon abhalten würde? Oh, es würde ein wenig unangenehm werden, aber weshalb die ständig geforderte Ruhe nicht einfordern? Sie ist schwanger und die Cousine gut geeignet Johanna zu unterhalten und ihrer Mutter auf diese Art Ruhe zu verschaffen. Ein bisschen gemein ist es schon, aber wer würde ihr diesen Wunsch abschlagen?

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Arioste
18. Ernting 1462 – leise Töne

Eine Weile noch hat sich der vermeintliche Spaziergang hin gezogen, mit wenig Bewegung und noch weniger Worten, doch irgendwann hat es sie doch zurück nach Rabenstein gezogen. Letztendlich hatten ja beide alles stehen und liegen gelassen und Arioste verspürt durchaus das Bedürfnis, sich des Reitgewandes zu entledigen und ein frisches Kleid überzuziehen.
In dieser Absicht schleicht sie nahezu durch die Gänge der Burg, in Richtung des Zimmers. Ein Sonnenstrahl der durchs Fenster fällt bringt den Ring zum Funkeln und einen Moment hält sie innen und nimmt sich endlich die Zeit das kostbare Stück zu betrachten. Wunderschön, das ist das einzige was ihr dazu einfällt, und sie fragt sich, wo er den Ring wohl her hat und was das für ein Stein sein mag. Etwas ausgiebiger wird der nun betrachtet, das tiefe Blau hat fast schon etwas hypnotisches.
Ein zufriedenes Seufzen entweicht ihren Lippen. Irgendwie ist es wohl wirklich der richtige Weg. Wenn sie denn am Ziel ankommen werden. Aber am heutigen Tag mag sie sich über die zukünftigen Probleme keine Sorgen machen.

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Rondra
18. August 1462 ~ Mädchenzeit
{Rabenstein}


Es hat funktioniert. Noch immer weilt die Cousine auf Rabenstein. Natürlich hat sie ihr, der schwangeren Rondra, den Wunsch nicht abgeschlagen noch ein wenig zu bleiben. Großartiges Unwohlsein musste der Blondschopf gar nicht großartig vorspielen. Der neunte Schwangerschaftsmonat bricht an und fast zeitgleich scheint alles nicht mehr so zu gehen wie es soll, oder eher wie es ihrer Meinung nach noch gehen sollte. Nachts ist an Schlaf kaum noch zu denken, zumindest an keinen durchgängigen und erholsamen. Oft in der letzten Woche hat es das Weib mitten in der Nacht aus dem Bett getrieben. Das Herumwälzen ist weder zielführend, noch dazu geeignet die Nacht kürzer werden zu lassen. Es ist vertrackt. Bisher ging alles so glatt, die Schwangerschaft ein einziger Traum – doch nun gönnt das Kind ihr kaum eine akzeptable Ruhepause. Kaum liegt sie, scheint es zu meinen nun selber aktiv werden zu müssen. Oftmals ist die Bewegung ihrer Bauchdecke - die für andere vielleicht amüsant aussehen mag -für sie selber unangenehm. Kein Nachtschlaf also für die Burgherrin. Oftmals schafft sie es zumindest im Morgengrauen zusammengesunken auf dem Sessel in der Bibliothek Schlaf zu finden. Erholsam sicher nicht, aber in diesen Wochen lernt man genügsam zu sein. Eine seltsame Mischung an Ausdruck beinhaltet ihr volles Gesicht. Die Nächte hinterlassen ihre Spuren. Graue Schatten liegen unter den erschöpften Augen. Blauaugen, die gleichzeitig aber voller stillem Glück strahlen. Der Masochismus einer werdenden Mutter.
Zielloses Herumschleichen ist auch tagsüber eine ihrer liebsten Beschäftigungen geworden. Unruhig die Zeit des Wartens überbrückend, die noch gut zwei Monate andauernd würde und sich bereits endlos zu ziehen scheint. Leidtragende sind die Mägde und Diener. Es ist nicht sonderlich erbaulich, wenn die recht ungnädig gestimmte Herrin plötzlich aus dem Nichts auftaucht und sich in Dinge einmischt, die eigentlich seit Jahren eingespielt sind und laufen.
Heute hat sie es gut sein lassen und sich ins Arbeitszimmer verzogen. Nimmt man es genau, auch keine allzu gute Idee. Briefe aus Graz. Mal wieder. Keine Nachrichten die ihr zusätzlich den Schlaf rauben, aber besorgniserregend genug, um Kopfschmerzen davon zu bekommen. Was über Jahre ihr eigenes Standbein gewesen ist, scheint den Halt zu verlieren. Ihre Bäckereien laufen schlecht. Nein. Ab und an, wenn sie es sich gestattet und darüber wirklich nachdenkt weiß die Kaufmannstochter, dass es schlimmer ist. Sie stehen vor dem Aus. Jeder weitere Brief ihrer Bäckermeister wird dringlicher, verzweifelter. Doch Rondra fühlt sich im Augenblick außer Stande etwas zu tun. Zumal es nicht die Bäckereien alleine sind. Es scheint als hätte es der Nachkriegssommer in sich. Die Pächter des eigenen Landes haben auch schlechte Nachrichten. Es sind weder genug Hände da um die Ernte einzubringen – noch genug Käufer um das bisschen Ernte an den Mann zu bringen. Einige Pächter haben bereits aufgegeben, mit der Nachricht es lieber in Grazer Eisenkralle zu versuchen.
‚Glück auf‘ ist in diesem Zusammenhang ein frommer Wunsch. Das Weib weiß dass die Eisenkralle keine Arbeit bietet. Glückstreffer wenn man einer der Glücklichen ist, der einen Tag hinab darf, doch meistens werden die Arbeiter einfach wieder nach Haus geschickt. Nachkriegssommer. So glücklich er sein sollte – so hart trifft er Rondra wirtschaftlich und zum ersten Mal in ihrem Leben weiß sie, dass ihr eigenes Vermögen endlich ist und sein wird. Vielleicht sollte sie sich endlich ein Herz fassen und Kelian davon berichten. Im Gegensatz zu ihren Pächtern und Bäckern nagen sie sicherlich nicht am Hungertuch. Kelian selber allerdings ist so vollauf mit Rabenstein und der Sorge um sein schwangeres Weib beschäftigt, dass der Blondschopf ihm dieses nicht auch noch aufbürden will.

Nachdenklich steht sie am Fenster des Arbeitszimmers. Die Stirn erst fest gegen das Bleiglas gedrückt, doch es vermag die Hitze des Sommers nicht zu schmälern. Also wird das Fenster geöffnet und die Blauaugen auf Wanderschaft geschickt. Eine Wanderschaft die ihr versagt ist. Kühle Wälder, die sich dahin schlängelnde Mur. Melancholie packt das Weib, wie schon lange nicht mehr.
Doch plötzlich wird Rondra aus ihrer Tristesse gerissen, als sie zwei sich nähernde Punkte erspäht. Ihr Hals reckt sich, die beiden werden beobachtet, bis das Burgtor sie verschluckt.
Kaylis ist hier und das schon eine Weile – und offensichtlich Arioste bei ihm. Genug dunkle Gedanken für den Augenblick. Hastig wird das Fenster zugeworfen und die Schwangere wirbelt herum. Nun gut, sie will Herumwirbeln. Der ungewohnte Leibesumfang und die Unbeweglichkeit führen zum Unvermeidlichen – unsanft und äußerst schmerzhaft macht ihre Hüfte Bekanntschaft mit der Ecke des Schreibtisches. Nicht das erste Mal, ihr Körper weißt fast überall blaue Flecken in den unterschiedlichsten Stadien auf. Ein untrügliches Zeichen ihrer Ungeschicktheit.
Sich leise fluchend die Seite reibend will Rondra aufgeregt hinab in den Burghof. Ihr egal wie sensationslustig es aussehen mag. Sie weiß was Kaylis Arioste fragen will und Arioste ist nun mal der Mensch der ihrem Herzen neben ihrem Mann und der Kinder am nächsten steht.
Dass er sie gefragt haben muss, steht für Rondra irgendwie außer Frage. Andererseits, wer will schon in Fettnäpfchen springen? Sie würde unten, bevor sie den Burghof… Oder auch nicht. Die nächste Ecke, welche Rondra hastig nimmt, befördert sie wenige Schritte vor die Cousine. Früher hätte Rondra sie sicherlich im Burghof abgefangen.
»Oh…Ah. Arioste.« Die Überraschung ist keineswegs gespielt, wenn sie sich auch eher darum dreht wie die Cousine so schnell hierher kommt. Beneidenswert. Gerade noch fällt dem Blondschopf ein, dass sie die Dunkelhaarige vielleicht nicht mit allzu eindeutigen Fragen bestürmen sollte. Ihr offenbaren dass Kaylis mit ihr geredet hat, will sie nicht unbedingt. »Ich wollte gerade … « Ach, es ist doch egal was sie vorgeben will gewollt zu haben. »Sag einmal, habe ich da gerade Kaylis im Burghof gesehen? Wie nett dass er uns… dich… besucht. Sicherlich bleibt er doch?« Plötzlich wird ihr übel. Was wenn…? Immerhin kennt sie die Freundin und ihre Aversionen. Endlich schaffen es die Blauen die Cousine zu mustern. Nein, sie sieht eigentlich ganz und gar nicht niedergeschlagen aus. »Zum Essen… oder über Nacht?« Der Schwung ihrer Ankunft jedenfalls verpufft zusehends. Die Ungewissheit ist quälend und wenn sie sich an etwas nicht gewöhnen kann, dann an das Gefühl gleich platzen zu müssen – aus welchen Gründen auch immer.
Vorsichtig greift ihre rechte Hand nach den Ellbogen der Cousine.
»Sicherlich möchtest du dich umziehen… ich helfe dir.« Zumindest ist das der Plan.

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Arioste
18. Ernting 1462 – leise Töne

Instinktiv senkt sie die Hand wieder als sie Schritte im Gang vernimmt. Als es Rondra sit die vor ihr steht wird das Lächeln noch ein wenig breiter.
„Liebes, hast du dich ausgeruht?“ Die Verwendung des Wortes ist bewusst und das Lächeln wird endgültig zum Grinsen. Immerhin ist sie gerade in Hochstimmung, da kann sie sich eine leichte Neckerei nicht verkneifen.
Die Gemütsregung der Blonden bei der nächsten Frage vermag sie allerdings nicht zu deuten. Auch die Frage ist ein wenig merkwürdig gestellt. Um Zeit zu gewinnen wird erst einmal mit den Schultern gezuckt.
„Ich weiß nicht ob und wie lange er bleibt, das ist wohl die Entscheidung der Hausherren. Er wollte nur dringend mit mir reden.“ Sie lächelt bei den Worten unverbindlich und mustert weiter die Freundin, ehe genickt wird. „Aber du hast Recht, ich wollte mich umziehen und mich ein wenig erfrischen. So gerne ich Pferde mag, deren Geruch muss ich nicht als Parfüm an mir tragen.“
Eigentlich kostet es sie einiges an Überwindung mit der frohen Neuigkeit nicht sofort heraus zu Platzen. Aber andrerseits hat Rondra in der Vergangenheit auf derartige Neuigkeiten nie sonderlich gut reagiert, und nun ist sie auch noch schwanger… sie sollte zumindest warten, bis eine Sitzgelegenheit in der Nähe ist. Also doch erst einmal auf ihr Zimmer. „Ich wäre dir dankbar, wenn du mir mit der Schnürung helfen könntest.“ wird das Angebot also angenommen, und sie würde wohl mit der Cousine vom Gang in die privateren Sphären verschwinden, damit sie ihr aus dem Kleid helfen kann – und eine Sitzgelegenheit in der Nähe ist. Spätestens wenn sie das Gewand abstreift würde wohl der Ring Aufmerksamkeit erregen, wenn er der Blonden nicht schon vorher ins Auge sticht.
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Rondra
18. August 1462 ~ Mädchenzeit
{Rabenstein}


Ja, ja, ja. Es fehlt nicht viel und Rondra würde die Cousine mit einer äußerst ungeduldigen Handbewegung zum Schweigen bringen. Was interessiert sie das Parfum von Arioste? Natürlich versteht sie den Scherz und fast pflichtbewusst erklingt auch Rondras Lachen an der richtigen Stelle, aber eigentlich interessiert sie doch etwas anderes geradezu brennend.
Hinein also ins Zimmer. Sicherlich hätte sie es bereits hinausposaunt wenn es so wäre, oder nicht? Rondra jedenfalls würde platzen, wenn sie einen Antrag… vielleicht auch nicht. Wie ist es vor einigen Monaten gewesen? Irritiert runzelt sie die Stirn, versucht den Worten der Dunkelhaarigen zu folgen, doch so ganz wollen sie nicht zu ihr hindurch dringen. Was um alles in der Welt tut er dann hier, wenn er nicht das getan hat, was er tun sollte. Sollte er? Was für ein Chaos, denn eigentlich weiß Rondra auch nach Monaten nicht was sie von Kaylis von Wettin halten soll. Der Wettiner, der Siedler – einer der Lilien. Nun ja, keine Ganze. Wieder einmal gleiten die Gedanken zurück zu jenem ersten Treffen in Augsburg. Er ist schweigsam gewesen, hat das Sprechen weitestgehend den Weibern überlassen. Ein Umstand den er mittlerweile durchaus aufgeholt hat.
Die Schnürung. Die Bitte der Cousine wird ihr wieder bewusst als jene ihr den Rücken zuwendet. Weshalb Rondra nervös ist, weiß sie selbst nicht ganz genau. Sie kann nicht nachfragen und will es doch so dringlich wissen. Kurz räuspert sie sich und fährt mit etwas zittriger Hand über ihre Stirn.
»Nimm dein Haar nach vorn.« Schon streicht sie selber einen Teil der störenden Flut mit der Hand ihr entgegen. Ihre rechte Hand, die seit einigen Tagen kein Ehering mehr ziert. Er ist zu eng geworden, oder vielmehr ihre Finger dank ihres Umstandes zu dick. Lange hat sich Rondra geweigert ihn abzunehmen, bis er wirklich schmerzhaft in ihre Haut geschnitten hat. Es war nicht einfach ihn noch über den Finger zu bekommen. Doch seitdem baumelt er neben ihrem Medaillon an der Kette.
Immer noch mit gerunzelter Stirn beginnt die Blonde ihr Werk, greift nach den Schnüren und beginnt die Schleife auf zu knüpfen. Erst als das geschehen ist und die halbe Schnürung bereits geöffnet, streifen die Blauaugen die haltende Hand der Cousine und bemerken den Ring an ihrem Finger. Da ist sie hin, die mühsam beibehaltene Contenance. Abrupt lässt sie die Bänder los, um mit der rechten Hand nach der Hand der Cousine zu greifen. Plötzlich scheint das mögliche Fettnäpfchen nicht mehr allzu groß, wenn doch, so landet sie nun mit vollem Anlauf darin.
»Er hat dich gefragt!« Es klingt triumphierend und mit einem Mal wird aus der sonst recht kühlen Blonden ein aufgeregtes, junges Ding. »… und du hast ‚Ja‘ gesagt!!!« Zeiten ändern sich und so ändern sich auch Reaktionen. Jedenfalls schwingt hier eindeutig Jubel in der etwas quietschenden Stimme mit. Sollte die Freundin sich jetzt noch herauswinden wollen, müsste sie sich beeilen, denn Rondra ist im Begriff sie an der Hand zu sich zu drehen und ihr um den Hals zu fallen – soweit eben irgend möglich ist. Hach, alles scheint gut zu sein – und natürlich trägt ihr Brief einen Teil dazu bei, einen großen, der von Jahr zu Jahr größer werden würde.

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Arioste
18. Ernting 1462 – leise Töne

Brav wird der Aufforderung der Freundin gefolgt und das Haar aus dem Weg geschafft, das sich aus der etwas zerstörten Frisur gelöst hat. Mit verträumten Blick starrt sie zum Fenster hinaus, während die andere an den Bändern des Kleides herumwerkelt. Als ihre Hand gegriffen wird und der Ausruf der Blonden ertönt schrickt sie einen Moment zusammen, ehe sie breit grinsend die Umarmung der Freundin erwidert.


„Ohja, das hat er… ich hatte nicht mit einer derartigen Reaktion von dir gerechnet“ Wird wahrheitsgemäß und fast schon etwas schuldbewusst geantwortet. Aber woher sollte sie denn Ahnen, dass die Nachricht diesmal nicht zu einer beinahe Ohnmacht führen würde, zumal sie selbst sich ja vor nicht allzu langer Zeit noch so vehement dagegen gesträubt hat. Einen Moment ist sie irritiert, dass die Blonde so gar nicht überrascht scheint, aber das ist schnell verflogen als sie ihr freudestrahlend und irgendwie auch stolz wie ein kleines Mädchen den goldenen Ring mit dem tiefblauen Stein vors Gesicht hält. „Ist der nicht wunderschön?“

Nun ist sie wohl gänzlich im mädchenhaften verhalten angekommen und fängt munter an darauf los zu plappern. „Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie viel allein der Stein schon wert sein mag, dann würde ich mich wohl nie wieder trauen ihn zu tragen.“ Kurz gerät sie ins Stocken und schaut auf die beringte Hand, dann mit etwas besorgter Miene zu Rondra. „Es… wäre wohl auch besser ihn nicht zu tragen… noch nicht, vor allem nicht wenn ich zu Adam gehe.“
Verlegen wird auf der Unterlippe herum gekaut und die freie Hand tastet zum Hals. „Vielleicht sollte ich ihn an eine Kette hängen, dann hätte ich ihn bei mir aber es würde auf niemanden falsch wirken.“ wird laut gedacht und es macht fast den Eindruck, als würde sie nun die ganzen Anzahl nicht gesagter Worte von vorhin los werden müssen. „Es ist so verrückt, ich freue mich so sehr und eigentlich wollte ich das alles doch gar nicht aber ich mache mir auch Sorgen was Adam sagen wird und was uns sonst noch alles an Steinen im Weg liegen wird, die Kirche hat sich in der Vergangenheit ja auch nicht als sonderlich hilfreich erwiesen...“ Sie Schluckt kurz bei dem Gedanken und ein leichter Schauer läuft über ihren Rücken – was natürlich auch am offenen Kleid liegen könnte.

„Ich werde es wohl erst wirklich glauben können wenn wir wirklich eines Tages vorm Altar stehen… ich meine überlege wie oft ich schon dachte alles würde ein gutes Ende nehmen und dann - “wieder ein Schlucken und ein Moment betroffenes Schweigen, ehe die Worte weiter sprudeln. „ich habe Angst dass wieder etwas schlimmes passiert und ich wage es nicht einmal den Gedanken zu streifen wie es wäre ihn zu verlieren.“
Zu allem Überfluss werden nun auch noch die Augen glasig und Arioste schnappt kurz nach Luft. Ob es nun die Sorge oder die Freude oder die Verwirrung angesichts der vielen Gedankensprünge ist, die die Tränen heraufbeschwören, das kann sie nicht sagen, aber letztendlich ist es wohl wirklich etwas viel und viel Überraschung für einen Tag.
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