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Grafschaft Rabenstein - Die Familie Peverell

Rondra
18. August 1462 ~ Mädchenzeit
{Rabenstein}


Sie selber hätte wohl auch nicht mit einer derartigen Reaktion gerechnet. Ziemlich wahrscheinlich spielen bei ihrer Begeisterung die Schwangerschaftshormone mit. Jede Frau sollte verheiratet sein und die Freuden – und das Leid – der Mutterschaft erfahren. Ganz vielleicht findet Ariostes Wahl dieses Mal auch einfach etwas mehr Zustimmung als die früheren Anwärter auf den Titel „Ehemann“. Nicht weil sie Kaylis plötzlich fürchterlich gut leiden mag, nein – aber es liegt auch in der Art des Kennenlernens der beiden. »Er ist wunderschön und wahrlich gut gewählt. Es hat also auch seine Vorteile wenn der Mann Sinn für…. Tand hat.« Ihr neckendes, breites Grinsen ist übermütig. Der Wettiner hat sich schon mehr als ein Mal necken lassen müssen wegen seiner bisweilen doch fast weibischen Allüren. Aber natürlich ist dieser Ring tatsächlich wunderschön, was der folgende anerkennende Blick der Blonden zeigt. »Oh das gibt sich, warte es ab. Bald wirst du ihn nicht mehr ablegen wollen. Ich kann dir eine längere Kette borgen, wenn du ihn wirklich um den Hals tragen willst, vorerst.« Das Geschnatter nimmt seinen Lauf, wie es wohl zu sein hat. Immer wieder blickt Rondra die zukünftige Braut zärtlich an. Ja. Dieses Mal ist einiges anders.
»Ach Papperlapapp. Keine Steine, das sollen sie wagen. Du bist ja nun nicht irgendwer und er natürlich auch nicht. Du sollst dich auch freuen, oft kommen die wunderbarsten Dinge im Leben unerwartet und gegen unseren Willen – um sich dann doch perfekt zu ordnen.« Wer wenn nicht sie selber kann davon ein Lied singen?
Die Schnürung ist vergessen, als Rondra die Freundin bereits als Braut sieht. Wie aufregend. Es ist fürchterlich aufregend und ihr Strahlen wird bei jedem Gedanken noch ein bisschen heller.
»Nein, nein Liebes. Ich habe ein gutes Gefühl dabei.« Erschreckend, hatte sie noch nie zuvor, wenn die Cousine sich mit Heiratsgedanken getragen hat. »Schau. Ihr habt Euch nicht über die Politik kennengelernt. Ihr teilt ganz andere Gemeinsamkeiten als…. Nun ja, es sonst der Fall gewesen wäre. Sicherlich halte ich Kaylis für einen Lebemann, aber er ist bei weitem besonnener und… hm, steht gefasster im Leben.« Ach, wer ist sie um Arioste nun die Unterschiede ihrer Kerle zu erläutern? Der wichtigste Faktor ist wohl die Politik – in ihren Augen.
»Besteht die Kirche immer noch auf eine dreimonatige Aufgebotszeit?« Was in ihrem eigenen Fall skandalös gewesen wäre, Arioste allerdings sieht nicht danach aus als würde sie ein Kind unter dem Herzen tragen. »Das wäre… praktisch.« schalkhaft blitzen die Blauen, als Rondra hinunter auf ihren Leib blickt. Das Kind wäre da und es wäre genau die richtige Gelegenheit wieder mal etwas anderes als praktische Kleider zu tragen, die nur nach dem Gesichtspunkt ausgewählt werden ob sie passen oder nicht.
Der Schlag mit dem Holzhammer erwischt Rondra vollkommen unvorbereitet. Der Gedanke ist in seiner Grausamkeit plötzlich einfach da und nimmt allen Platz in ihrem Kopf ein. Das Herz beginnt zu hämmern, weil das Unfassbare so offensichtlich ist. Ihre beste Freundin wird heiraten – aber sie wird nicht dabei sein. Ein erstickter Laut verlässt ihre Kehle, als sie hin- und hergerissen von der Freude und der einsetzenden Traurigkeit Arioste einfach erneut fest in die Arme zieht. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit. Sie beide haben einen anderen Glauben und werden in ihm getraut werden. Auch wenn die Androhung der Inquisition vor über einem halben Jahr hier nicht mehr als heiße Luft gewesen ist, es wäre wohl unverantwortlich bei solch einer Hochzeit öffentlich und vor allen Augen anwesend zu sein.

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Arioste
18. Ernting 1462 – leise Töne

Natürlich muss sie kichern, als die Blonde ihre Anmerkung über die Vorteile der Eitelkeit eines Mannes macht, dann wird eifrig genickt auf das Angebot mit der Kette hin.
„Ach, ich will ihn ja tragen, aber es würde vielleicht falsch wirken, wenn wir das Einverständnis noch nicht haben…“ und natürlich der Wert, sie hatte bei ihrem Siegelring schon stets gemischte Gefühle und es hat recht lang gedauert, bis sie sich daran gewöhnt hatte. Aber dieses Prachtstück, das ist noch einmal eine ganz andere Sache. Wahrscheinlich ist der Ring mehr wert, als ihr gesamter Besitz – Das Pferd ist ja nun auch nicht mehr in den besten Jahren.
Skeptisch wird Rondra angeblickt, als sie auf diesen vermeintlichen Unterschied hinweist. Nein, Vergleichen mag sie so garnicht, aber diese Schlussfolgerung kommt ihr nun doch etwas merkwürdig vor.
„Ich denke nicht, dass es sie das Leben gekostet hat, dass wir uns in der Politik kennen gelernt haben.“Sie macht eine Wegwerfende Handbewegung, die Vergangenheit schert sie gerade herzlich wenig, die Politik noch weniger.

Auf die Frage die als nächstes folgt weiß sie gar keine Antwort, zu lange ist es her, dass sie sich über dererlei Gedanken gemacht hat. Praktisch, das zieht ein Stirnrunzelnd der Schwarzhaarigen nach sich, dass sie auflöst, als sie dem Blick der Freundin folgt. Deren plötzliche Gemütsregung kann sie nun aber endgültig nicht mehr nachvollziehen, letztendlich liegen sich die beiden Freuen dann wohl schluchzend in den Armen, bis die Fassung irgendwann wiedergefunden wird.

„Ich habe mich mit den Auflagen der Kirche schon lange nicht mehr befasst.“ Kommt schließlich die Verspätete Antwort an Rondra. Ganz ist der Groll über die Vorkommnisse damals noch immer nicht verflogen, zumindest gerät sie gerne wieder in Rage, wenn sie zu genau darüber nachdenkt. „Aber bevor wir uns darüber Gedanken machen, müssen die Gespräche mit Adam erst einmal ein gutes Ende nehmen.“
So viel zum Vorsatz sich erst einmal nur zu freuen und sich nicht nur den Kopf zu zerbrechen. Das Lächeln in ihrem Gesicht ist etwas gequält, entspannt sich aber als der Blick wieder auf den Ring fällt, der in einer ganz neuen Facette zu schimmern scheint. Faszinierend. Irgendwie ist es fast, als würde sie auf einen See starren, als hätte sie ihr beruhigendes Gewässer nun immer bei sich.
„Ich kann gar nicht fassen, was ich für ein Glück habe ihn kennen und lieben gelernt zu haben.“ Die Stimmungsschwankungen sind heute jedenfalls nicht nur der Schwangeren vorbehalten…
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Rondra
18. August 1462 ~ Mädchenzeit
{Rabenstein}


Ach je, ob Adam nun zustimmen würde oder nicht, darüber hat sich Rondra noch gar keinen Kopf gemacht. Arioste hat schließlich ja gesagt, sagt er nun nein – dann was? Die Möglichkeit dass Kaylis ein Fugger werden könnte, zieht Rondra selber kaum in Betracht. Was sollte also großartig schief gehen?
Doch auch unter den kleinen und großen Sorgen der zukünftigen Braut, wiegen ihre eigenen Gedanken nicht weniger. Heiraten sie und bleiben hier so unglücklich wie in den letzten Gesprächen deutlich wurde, würde Arioste ihm auf jeden Fall folgen – falls es daran vorher irgendeinen Zweifel gegeben haben sollte.
»Oh er wird schon zustimmen, wenn Kaylis in seinen Augen nicht gut genug ist, wer denn dann?« Kurz grübelt sie und schiebt hinterher, nur damit keine Missverständnisse aufkommen. »Ich meine… schau dir seine Titel an. Adam kann nicht ernsthaft in Betracht ziehen der Sache nicht zuzustimmen.« Nein, es wäre ziemlich töricht dieser Verbindung einen Riegel vorschieben zu wollen. In der Steiermark würde sich kaum ein geeigneterer Kandidat finden, abgesehen davon dass es bei Arioste schwierig werden dürfte sie gegen ihren Willen zu verheiraten. Ein Gedanke der Rondra dann doch wieder amüsiert grinsen lässt.
»Wann wirst du nach Graz aufbrechen?« Es scheint logisch, dass dies nun bald passieren wird. Denn der Grund für das Gespräch mit dem angeheirateten Cousin liegt nun wohl auf der Hand.

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Arioste
18. Ernting 1462 – leise Töne

Sie zuckt mit den Schultern. Anfangs war man ja noch auf Augenhöhe was die Titel angeht, nun haben sich die Dinge doch erheblich geändert. Zum ersten Mal kommt ihr diese Verschiebung wie ein Vorteil vor, zumindest was die Überlegungen eines Familienoberhauptes angeht.
„Ja, du hast wohl Recht… wir werden es sehen. Ich denke ich werde nach Graz aufbrechen, sobald du auf meine Anwesenheit hier verzichten kannst.“
Nun hält sie aber doch inne und mustert die Blonde einmal ausgiebig. Die Augen werden etwas zusammengekniffen und Misstrauen liegt in ihrem Blick. Warum scheint es auf einmal kein Problem mehr zu sein, wenn sie Richtung Graz aufbricht? Nun, sie würde wohl die Antwort abwarten, bevor sie irgendwelche Vermutungen anstellt.
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Kelian_


A million little pieces
18.08.1462


Es ist wirklich gut, dass Arioste uns begleitet hat und auch mehr als den einen oder zwei Tage geblieben ist, den Rondra angekündigt hat. Obwohl es wohl gerade jetzt vonnöten wäre, dass ich mich um mein Weib verstärkt kümmere, so ist es mir oft schlicht nicht möglich. Die Zeit, die wir zusammen in Bruck verbracht haben, war eher so etwas wie eine Auszeit von meinen Pflichten, wobei ich auch dort viel arbeiten musste. Falls man im Boot liegen und die verschiedenen Angeln bedienen so nennen kann. Sicherlich, oder? Seitdem wir wieder auf Rabenstein sind, ich mich persönlich davon überzeugen konnte, dass die Fische richtig eingelegt worden, bin ich wieder vollkommen in den Händen von Thomas verschwunden. Nicht, weil ich seine Gesellschaft mehr zu schätzen weiß, sondern einfach weil es viel zu tun gibt. Ohne von Rondras Gedanken bezüglich ihrer Bäckereien zu wissen, sind meine ihren nicht unähnlich. Das Leben auf Rabenstein ist schön, die Menschen hier haben sich langsam in mein Herz geschlichen, wenn ich auch sicher nicht der klassische Lehnsherr bin. Dennoch, der Krieg im letzten Jahr hat deutlich seine Spuren hinterlassen. Obwohl es wahnsinnig viel zu tun gibt, so konnten nicht alle Felder bestellt werden, da sie immer noch unter den Folgen leiden. Auch ist es schwierig, genug Männer zu finden, die überhaupt mit auf das Feld können. Nicht umsonst ist das Alter derjenigen gesunken, die verheiratet werden sollen. Ein kurzes, aber sehr grimmiges Lächeln erscheint auf meinem Gesicht, als ich die letzte Strecke zum Anwesen zu Pferde zurückkehre. Wie habe ich gehört? Neulich sollte es ein Zwölfjähriger sein? Natürlich ist es schwer für die Familien, aber so bekommt man seine Kinder zumindest solange ich hier der Herr bin, nicht los. Der Rappe unter mir trabt gemächlich in den Hof, er kennt den Weg besser noch als ich, bestreiten wir ihn doch mindestens zweimal am Tag. Was auch immer ist, ich versuche zum Mittagessen bei meiner Familie zu sein. Staubig und erschöpft, genauso wie die letzten Wochen, lasse ich mich schließlich vom Pferd rutschen. Einer der Jungen nimmt sich dem Tier an, während von der einen Seite sofort Thomas angerauscht kommt als ob er mich gerochen hat. Manchmal, obwohl ich ihn sehr schätze, fürchte ich mich ein wenig vor ihm, wenn er so antizipiert, dass ich um die Zeit kommen würde. Ebenfalls eilt eine Magd auf mich zu und im Prinzip fangen sie gleichzeitig an zu reden, wenn auch die Worte des Weibes mehr an mein Ohr dringen. "Herr, seine Hoheit der Landgraf ist hier, er hat bereits ein Zimmer bekommen." "Kelian, wir müssen noch einmal..." Mal wieder arbeiten, natürlich. Ich will nicht wissen, womit er mir nun wieder in den Ohren liegen wird. Dass das Geld knapp ist, ist keine Frage - es ist leider eine Tatsache. Dazu kommt das Horseshoe, welches schon seit Monaten keinen Gewinn abwirft. Dann dazu die beiden Häuser in Graz, die ebenfalls Unterhalt kosten. Ein Seufzen, eigentlich selten gehört von mir, gleitet über meine Lippen. Wir verschieben es Thomas, ich muss mich um meinen Besuch kümmern. Die Sorgen laufen nicht weg. Das Lachen dazu klingt zu bitter, als dass man sagen könnte, dass ich es weggelacht habe. Ein Nicken gen des Weibes. Danke, ich werde ihn alsbald begrüßen. Denn dass ich ihm so nicht unter die Augen treten kann, ist klar. Natürlich soll Essen vorbereitet werden, ein wenig mehr als sonst, ebenso wie Kaylis nach seinen Wünschen gefragt werden. Sicher ist sicher, immerhin möchte ich nicht als schlechter Gastgeber gelten.
Meine Schritte führen mich schon wieder gehetzt die Treppen hinauf zu unseren Gemächern. Es reicht nicht wirklich dazu, um mich 'schön' zu machen, aber immerhin wasche ich mir den Staub vom Leib und habe am Ende auch vernünftige Anziehsachen an. Nicht zu edel, aber einem Freiherren durchaus angemessen. Wissend, dass Kaylis das beste Zimmer im Hause bekommen hat, führen mich meine Schritte dorthin. Vielleicht unüblich, aber die Weiber sind meiner Einschätzung nach auch zusammen verschwunden. Ich klopfe also in der Hoffnung, dass der Blonde noch vor Ort ist. Sicherlich ist deutlich zu vernehmen, dass es keine Frauenhand ist, die gegen das Holz schlägt.

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Rondra
18. August 1462 ~ Mädchenzeit
{Rabenstein}


Dass das Eis auf dem sie wandelt gerade etwas dünner werden könnte, ist Rondra schlagartig bewusst. Wäre es schlimm wenn Arioste die Wahrheit erfahren würde? Was ist überhaupt die Wahrheit? Dass sie bereits vorher von Kaylis Absichten wusste und verhindern wollte dass Adam sie ihr enthüllt? Dass die Cousine eine enorme Erleichterung in Rondras Alltag darstellt ist nicht gelogen. »Oh Liebes, wenn du so anfängst, behalte ich dich bis zur Niederkunft da – oder gar bis nach dem Wochenbett.« Manchmal neigt sie dazu die ganze Hand zu nehmen, wenn ihr der kleine Finger gereicht wird – oder in diesem Fall eben gleich das ganze Weib. Es ist eine Mischung aus Spaß und Ernst, die da aus der Schwangeren spricht. Natürlich wird das nicht gehen, aber es wäre hilfreich. Außerdem ist diese Antwort unglaublich diplomatisch und geschickt eingefädelt, zumindest findet Rondra das. »Du könntest auch einen Nachmittag nach Graz reiten und zurückkommen, weit ist es nicht. Ich kann mir vorstellen dass… du ihn nun erstrecht aufsuchen willst.« Ein kleiner, vorsichtiger Tanz auf dem Eis, denn wirklich anlügen würde sie Arioste nicht wollen, dazu wäre Rondra die Freundschaft zu wichtig und die kleine Flunkerei zu nichtig. »Aber das hängt sicherlich auch davon ab was dein. Verlobter vor hat.« Das auszusprechen klingt doch mal gut und schon wieder zeichnet sich die reine, mädchenhafte Freude wieder auf ihrem Gesicht ab. »Oh… und du musst es Johanna vorher noch erzählen!« Und plötzlich zeichnen sich da noch ganz andere Möglichkeiten ab.

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Arioste
18. Ernting 1462 – leise Töne

Etwas werden die Augenverdreht bei den Worten der Freundin. Dass sie nicht Wochenlang hier bleiben würde war ja eigentlich von vornherein klar gewesen. Allerdings spielt da doch ein klein wenig das schlechte Gewissen mit hinein, denn sonderlich gut zu Fuß ist die Schwangere ja nun wirklich nicht mehr. Allerdings, heute scheint sie doch um einiges agiler als in den letzten Tagen. Nein, so ganz ist das Misstrauen noch nicht gewichen, irgendwas ist hier gerade merkwürdig, auch wenn sie sicherlich keine Verschwörung vermutet.

„Wir werden sehen, ich sollte in Graz auch einmal nach dem Rechten sehen, die Wohnung wird kaum begehbar sein, mit den ganzen Kisten die ich dorthin habe schicken lassen.“
Immerhin wurde der Großteil ihrer Habseligkeiten aus Greifenfels dorthin verfrachtet.

Dieses „erst Recht“ aus dem Mund der Cousine lässt sie auflachen.
„Warum sollte ich es nun eiliger haben? Dass ich erahnen kann worum es geht nimmt mir doch eher die Anspannung, mit der ich mich die letzten Wochen gequält habe.“ Denn natürlich hat es ihr durchaus Magenschmerzen bereitet, was das Familienoberhaupt von ihr wollen könnte und diese Ahnungslosigkeit hat sich doch immer wieder in die düstersten Gedankenwelten getrieben. Eigentlich hätte Kaylis dafür noch einen gewaltigen Tadel verdient.
„Aber auch wenn ich den Grund nun erahnen kann verstehe ich nicht, warum er mich sehen will.“ Immerhin hatten sie bisher ja eigentlich noch nicht sonderlich viel miteinander geredet, und letztendlich sind es wohl nicht die frisch Verlobten, die das letzte Wort in dieser Angelegenheit haben.
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Kaylis


18. Ernting 1462 – Im Gästezimmer

Eigentlich soll man meinen, dass man nach einem so langen Ritt müde ist. Aber Aufregung, Spannung und auch Rührung um den Antrag haben alle seine Lebensgeister, die noch in ihm wohnten und nicht vor Erschöpfung darnieder liegen, derart mobilisiert, dass er es nicht schafft sich auszuruhen. Trotzdem haben sich die Wege von Arioste und Kaylis bei Rückkehr auf Burg Rabenstein getrennt. Er wollte sich frisch machen und sie sich auch. Ein Bediensteter hat ihn und sein weniges Reisegepäck in ein Gästezimmer geführt, indem auch eine Schale mit kaltem Wasser bereit gestellt wurde. Dankbar nickt er ihm zu und verneint die Frage, ob man noch irgendetwas für ihn tun könne. Ersteinmal entledigt er sich seiner schweren Gewandung, die er bereits bei der Kaiserkrönung getragen hat. Sie ist zwar recht nett anzusehen, aber wie allen aufwendigeren Kleidungen ist sie sehr unbequem. So zieht er sich aus, wäscht sich mit dem bereit gestellten Wasser und zieht die mitgebrachten Gewänder an. Ein Hemd, eine Hose und eine dazu passende Weste. Schlichter, aber nicht unangemessen und vor allem viel luftiger und angenehmer zu tragen.
Jetzt hat der Blonde auch Zeit und vor allem auch Kopf für andere Gedanken. Und einer ist da recht präsent. Er war hier ohne Anmeldung eingedrungen und hatte noch keine Aufwartung bei dem Schlossherr oder seiner Frau gemacht. Alles in Allem war das recht unhöflich und dennoch wurde er mit ausgesuchter Höflichkeit empfangen. Ein schlechtes Gewissen macht sich ihn ihm breit und er beschließt diesen Missstand sofort zu beheben und wenigstens nachfragen, ob einer der beiden zu sprechen war. Doch soweit kommt er gar nicht, da klopft es schon an seiner Tür. Da er ohnehin auf dem Weg zu Tür war, dauert es nicht lange bis er sie öffnet und vor ihm der Freiherr steht. Freundlich lächelnd nickt er ihm zu. Guten Tag Kelian. Schön Euch zu sehen. Ich wollte mich gerade auf den Weg zu Euch machen. Er tritt einen Schritt zurück und macht die Türe frei. Er weiß nicht, wie dem Freiherrn der Sinn steht. Ob er sich auf den Sitzmöglichkeiten hier niederlassen will, wo anders hingehen mag oder ob er nur kurz vorbei kommt. Sicherlich würde er ihn nicht herein bitten. Das wäre zum einen seltsam im Haus des anderen, zum anderen wollte er ihn ja nicht bevormunden. Das gesellschaftliche Parkett war schon ein seltsames. Ich muss mich bei Euch entschuldigen. Ich komme ohne Ankündigung und lade mich selbst ein. Ich habe solche Gastfreundschaft gar nicht verdient. Dabei macht er eine Handbewegung durch das großzügige Zimmer. Der Anlass lies sich nur nicht aufschieben. Er versucht sich zu erklären und schmunzelt dabei leicht, immer noch glückstrunken von vorhin. Und obendrein bin ich Euch und Eurer Frau zu großem Dank verpflichtet. Immerhin ist es Rondra gewesen, die ihn verdeutlicht hat, wie groß der Zeitdruck wirklich war. Und er ist sich sicher, dass Kelian ebenfalls Bescheid wusste.

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Kelian_


A million little pieces
18.08.1462


Trotz des Umstandes, dass mein Gesicht durchaus Wärme und Freundlichkeit für den Gast enthält, kann es nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich müde bin. Geradezu erschöpft von den ganzen Verpflichtungen, die solch ein Lehen letztendlich mit sich bringen. Manchmal, da kommt mir der befremdliche Gedanke, wie einfach doch alles noch vor knapp zwei Jahren gewesen ist. Ein toter Vater und ich ein Seemann. Kein Weib, kein Kind und kein Tand. Nur ich und der Schmerz, der mir nach wie vor innewohnt. Trotz dessen, dass ich mit Rondra sehr glücklich bin und sie mir gibt, was ich brauche, so wurde sicherlich doch bemerkt, dass ich mich einige Tage vor dem Geburtstag des Weibes auffällig zurückgezogen habe. Es ist die Zeit, in der meine Frau und meine Tochter gestorben sind, um dann dicht gefolgt meinen Vater zumindest im Monat folgen zu lassen. Diesmal gab es zumindest keine sichtbaren Eskapaden, kein Ton habe ich darüber verlauten lassen. Schuldgefühle gegenüber Lucy sind mir fremd, dennoch sind die Tage im Jahr nicht die einfachsten.
Der Blonde öffnet natürlich selbst die Tür, wer soll es auch sonst machen. Auch er sieht müde aus, jedoch schätze ich aus anderen Gründen als ich. Dennoch, das Glück kann einem kaum verborgen bleiben, weshalb auch mein Grinsen noch ein wenig breiter wird. Klar weiß ich, warum er hier ist. Wann hält ein Weib schon einmal seine Klappe? Selten wohl und gerade solche Neuigkeiten bezüglich der Freundin und dem Vorhaben des Mannes musste natürlich hinlänglich besprochen werden. Daher ist es wohl auch wenig verwunderlich, dass ich die Einwände des Landgrafen mit einem Abwinken abtue. Dann freut es mich Euch diesen Weg abgenommen zu haben und heiße Euch herzlich Willkommen auf Rabenstein. Ein Schloss oder ähnliches wage ich nicht anzufügen, immerhin muss der Mann ganz anderes gewöhnt sein. Lustig ist, dass wir uns beide wohl eigentlich nicht ganz grün sind - oder waren? Ich weiß es nicht. Wir haben wohl soviel Zeit miteinander verbracht, dass sich dies irgendwann verflüchtigt haben muss, jedenfalls ist es für mich kein Affront den Kerl hier zu wissen. Im Gegenteil, es gibt mir ein Gefühl von Ausgeglichenheit zwischen Weibern und Kerlen. Ein Verbündeter für die richtigen Dinge. Soweit ich weiß, hat Euch meine Frau eingeladen und wie ich schon Arioste sagte, haben wir nichts gegen Besuch. Das die beiden zusammen gehören, davon darf man wohl so langsam ausgehen. Mache ich zumindest, denn allein die Wiedersehensfreude würde wohl kaum solch einen glücklichen Kaylis zurück lassen. Ich sehe es richtig, dass wir etwas zu feiern haben? Mein Arm deutet einladend aus dem Zimmer heraus. Sicherlich würde sich ein besserer Ort finden lassen als das vorübergehende Schlafgemach. Einer meiner Bauern hat mir einen hervorragenden Obstler gebrannt - vielleicht sollten wir davon kosten. Das vielleicht ist natürlich gar keine Option und mein Grinsen deutet dies auch an. Ich nehme mir heraus den Blonden erst einmal für mich zu beanspruchen, die Weiber würden uns schon früh genug im Kaminzimmer finden und wenn nicht, dann spätestens zum Essen. Ich hoffe Ihr habt Hunger? Ich habe die Köchin angewiesen, dass sie sich ins Zeug legen soll. Klingt jetzt zwar nach mehr als es im Endeffekt ist, aber Reisende sind wohl meistens auch durstiger als hungrig. Hoffe ich.

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Kaylis


18. Ernting 1462 – Im Gästezimmer und davor

Es fällt schon eine gewisse Last von ihm ab, denn der Hausherr scheint ihn gern zu empfangen. Den Gesichtsausdruck hält er nämlich nicht für gespielt. Er glaubt Kelian gut genug zu kennen, als dass er denkt, dass er sich nicht verstellen würde, wenn gegenteiliges der Fall wäre. Er hat ihn immer als sehr ehrlich empfunden. Ehrlich abweisend, ehrlich misstrauisch, ehrlich nicht wohlgesonnen. Wieso sollte er sich jetzt verändert haben? Danke. Ihr habt es hier echt schön. Die Worte sind mehr als höfliche Floskel. Er selbst mag es lieber ländlicher, als städtisch. Er ist eindeutig geprägt von den vielen Jahren auf Geislingen. Es ist wenig verwunderlich, dass er diese Art zu leben präferierte, denn dort hatte er eine sehr glückliche Zeit verbracht. Aber er weiß auch, dass es mit viel Anstrengung verbunden ist und möchte sich gar nicht ausmalen, wie es erst sein muss einem Landstrich vorzustehen, der von einem so zermürbenden Krieg heimgesucht wurde. Das ist bestimmt alles andere als leicht und er beneidet ihn nicht darum. Daraus resultiert bestimmt auch die Müdigkeit, die seinem Gesicht zu entnehmen ist und ihn befürchten lässt, dass er doch die Gastfreundschaft sehr strapaziert. Da es aber noch unhöflicher wär seinem Ansinnen nicht zu entsprechen, beschließt er ihm zu folgen. Das ist sehr nett. Ihr seid natürlich auf Geislingen und in Thüringen herzlich willkommen. Ob ich da bin oder nicht. Denn meistens trifft Letzteres zu. Vielleicht verändert sich das in Zukunft. Aber aktuell war er nicht sehr oft in seinen Ländereien. Kelians Handgeste folgend bewegt er sich aus dem Zimmer heraus und würde dem Freiherrn folgen, wohin auch immer er vor hat zu gehen. Naja, solange es angemessen ist. Er schmunzelt zu ihm. Das alberne Funkeln der Augen kann er dabei noch nicht abstellen. Ja. Dann fügt er noch schelmisch an. Naja, sofern der fuggersche Allvater seinen Segen auch noch dazu gibt. Hier traute er sich das zu sagen. Immerhin hat man keinen Fugger vor sich und Graz ist auch ein gutes Stück entfernt. Die Aussicht auf einen Schnaps ist sehr verlockend und schon draußen im Gang meint er. Oh ja. Wenn ich eins in meiner Zeit als Lehnsherr gelernt habe, dann dass man von den Bauern in Sachen Trinkkultur einiges lernen kann. Niemand kann einem so gut sagen, wo es die besten Tröpfchen gibt, als Bauern. Das ist wohl deutlich als Ja auf seine Frage zu verstehen. Denn die Antwort trägt er sehr enthusiastisch, beinahe vorfreudig vor. Danach legt er die flache Hand auf seinen Bauch und macht leicht kreisförmige Bewegung. So direkt drauf angesprochen verspürt er doch einen gewissen Hunger. Oh. Wenn Ihr schon so fragt. Ja, die Reise hat mich doch schon genug angestrengt, als dass ich hungrig bin. Und wie, er muss sich fast am Riemen reisen, dass der Magen nicht knurrt. Soweit er das denn beeinflussen kann. Ich erwarte übrigens von Euch, dass Ihr mir diverse Tipps gebt, wie man mit den launischen Fuggerdamen am besten umgeht. Ihr habt Euch ja als wahrer Experte erwiesen. Leicht grinst er. Ein gemeinsames Leidensthema ist gefunden, denn irgendwie war sich der Blonde schon bewusst, dass jeder Mann einen gewissen Hang zum Masochismus haben muss, wenn er mit einer so komplizierten Frau ernsthaft anbandeln wollte. Seid ehrlich. Wieviele graue Haare hat sie Euch schon gekostet? Er schaut grinsend zu ihm und hofft, dass er damit nicht zu weit gegangen ist. Denn so eng war das Verhältnis der Beiden zueinander nun auch nicht.

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Rondra
18. August 1462 ~ Mädchenzeit
{Rabenstein}


Warum sie es nun eiliger haben sollte? Verwundert runzelt Rondra die Stirn. Liegen sie beide wirklich so unterschiedlich mit ihren Gedankengängen? »Nun… ich… ich dachte du wirst euer Verlöbnis möglichst bald Adam mitteilen wollen?« Vielleicht auch nicht unbedingt das. »Oder es eher mit ihm besprechen wollen. Damit es… ganz offiziell ist.« Adam wird es sicherlich als Oberhaupt nicht anders handhaben als sie. Also wird er den beiden seinen Segen geben und erst dann das Eheversprechen als bindend ansehen, oder nicht? Gut, es sind vielleicht nur noch Formalitäten, aber durchaus welche die eingehalten werden sollten – findet zumindest Rondra. Ob er Auflagen für die beiden haben würde? Schwer vorstellbar, aber nicht vollkommen abwegig. »Oh es wird so viel zu planen und zu bedenken geben.« Womit sie schon wieder zurück in den Mädchenkram fällt, allerdings an diesem Tag wohl nicht sonderlich verwunderlich. »Meinst du ihr werdet in der Steiermark heiraten, oder auf einer seiner Ländereien?« Sachte legt sie die Hände auf die Schultern der Cousine, um sie wieder umzudrehen, denn das eigentliche Werk ist schließlich noch nicht beendet. Ach, ihr würde noch so einiges mehr einfallen. Nora könnte Blumenkind sein, wenn sie so etwas haben wollen und Kaylis Rasselbande nicht ausreicht. Gedanken die sie im Augenblick gar nicht weiterspinnen will. Umso resoluter geht Rondra nun die Aufgabe an, das Kleid zu öffnen.»Wir sollten uns etwas sputen, sicherlich kommt Kelian bald nach Hause.« Wer kann schon ahnen, dass er bereits da ist? Im Augenblick hat sie ein schlechtes Zeitgefühl. Zum einen den etwas depressiven Gedanken vorhin geschuldet, aber andererseits hat auch die frohe Kunde einiges durcheinander gewirbelt. Hat die Glocke der Kirche unten in Rabenstein schon zur neunzehnten Stunde geschlagen? Normalerweise hört sie es, heute vermag Rondra das nicht zu sagen. Jedenfalls sind die gemeinsamen Mahlzeiten ihr mindestens so heilig wie Kelian. Sie müssen eingehalten werden und nur in sehr seltenen Fällen gibt es da eine Ausnahme.

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Arioste
18. Ernting 1462 – leise Töne

Immer noch äußerst Aufmerksam werden die Regungen der Cousine gemustert, bis diese sich wieder dem eigentlichen Grund ihrer Gesellschaft widmet.
„Nun, ich verstehe noch immer nicht, warum ich es eiliger haben sollte, nun da ich den wahrscheinlichen Grund für dieses Treffe kenne. Ich verstehe auch nicht, warum du mich auf einmal so bereitwillig zu ihm gehen lassen willst.“ Genau genommen ist das schon fast ein zu großer Zufall um wirklich einer zu sein. Die Stirn wird in Falten gelegt und sie starrt zum Fenster hinaus, während Rondra sich weiter am Gewand zu schaffen macht.

Erneut muss sie lachen angesichts ihrer Worte und schüttelt unwillkürlich mit dem Kopf.
„Oh Liebes, ich weiß seit nicht einmal einer Stunde dass er mich heiraten will und du fragst mich wo die Hochzeit statt finden wird?“Fast könnte man wirklich meinen die Freundin hat schon mehr Zeit damit verbracht sich Gedanken über derartiges zu machen als sie selbst. Gut, verwunderlich wäre es allemal nicht, irgendwie schien es ja anscheinend jedem Menschen naheliegend zu sein, dass diese Verbindung irgendwann in einer Hochzeit endet, außer ihr. Wieder ein Seufzen und ein Nicken, was die Eile angeht. Wenn sie endlich des Stoffs entledigt ist, würde sie sich einem kurzen Waschritual zur Erfrischung und Staubbeseitigung unterziehen, ehe ein anderes Kleid übergezogen und ein kritischer Blick in den Spiegel geworfen wird. „Liebes, wenn du mir noch helfen könntest meine Haare wieder in etwas zu bringen was einer Frisur zumindest ähnelt, wäre ich dir unglaublich dankbar.“Wie sie das nur wieder angestellt hat, aber was da um ihren Kopf herum rankt würde einer Vogelscheuche alle Ehre machen.
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Kelian_


A million little pieces
18.08.1462


Gemeinsam also geht es durch die Gänge des Anwesens. Nicht schnell, vor allem nicht hektisch sondern eher gemütlich. Immerhin haben wir beide irgendwie anstrengende Dinge hinter uns und ich für meinen Teil bin froh drum, dass dieser Tag endlich irgendwie vorbei ist. Irgendwie könnte ich mir vorstellen, dass es bei Kaylis genauso ist, immerhin ist so ein Antrag recht spannend, vor allem, wenn man nicht weiß, was das Weib dazu sagen würde. Ich habe es mir da natürlich sehr einfach gemacht. Mal eben eine Ehe zerstört - zumindest aus Sicht des Ehemannes, denn ich bilde mir ein es besser zu wissen -, das Weib für mich erobert, sie gleich geschwängert (eigentlich sogar zwei Mal) und dann erst gefragt, ob sie mein Weib werden möchte. Soweit ich es beurteilen kann, ist dies bei Kaylis durchaus nicht der Fall und wenn ich ehrlich bin, dann war selbst mein Antrag noch aufregend.
Auf zum Schnaps also. Wichtig, so unter Männern kann man durchaus über Schnaps Freundschaft schließen, selbst wenn es nur für diese Zeit ist. Der fuggersche Allvater. Leise beginne ich zu glucksen, sicherlich nicht weil ich Adam so sehen würde, auch wenn er es nun wohl ist. Irgendwie haben sich die ganzen Veränderungen in meinen Kopf eingebrannt. Ich denke, dass Ihr da ganz gute Karten habt. Ich war der letzte, der mit ihm über solch ein Vorhaben geredet hat und schaut, wo ich jetzt bin. Woher ich kam, darüber muss ich nicht sprechen. Es scheint so, dass Kaylis dies ziemlich genau weiß, zumindest wenn ich einige Äußerungen seinerseits bedenke. Außerdem, wenn ich nur kurz an die Möglichkeiten für die Familie Fugger denke... Ein kurzes Grinsen, auch wenn es sehr ernst gemeint ist. Ich schätze Adam, ich mag Adam, aber ich weiß auch durchaus, wie er grob gestrickt ist. Dies könnte seine Macht, sein Prestige auf Dauer sehr weit ausbauen. Nun, nichts was mich interessieren würde, denn sein Interesse daran mit Rondra weiter verwandt zu sein oder die Möglichkeit zu erhalten, hat sich als nicht existent gezeigt. Wieder ist ein leises Lachen meinerseits zu hören, als der Wettiner sich den Bauch reibt. Es ist gar herrlich mit anzusehen und erinnert mich ein wenig an Johanna, die auch manchmal gar nicht schnell genug zum Essen kommen kann. Dann trinken wir besser nicht zuviele von dem Guten - zumindest vor dem Essen. Was also verspricht, dass man auch danach noch beisammen sitzen könnte, wenn es denn gewünscht ist.
Lange genug sind wir miteinander gelaufen, so dass ich endlich die erlösende Tür öffne, die uns in ein gemütliches Kaminzimmer führt. Der Kamin ist bereits entzündet, so dass eine mehr als angenehme Wärme herrscht. Es wird kalt draußen und so bemerkt man es auch im Gemäuer. Einziges Problem: Der Kamin lässt sich schlecht regulieren, auch wenn es die Angestellten durchaus versuchen. Tipps im Umgang? Ich beginne zu grinsen, deute auf einen der Sessel damit Kaylis sich setzen kann, um selbst die Gläser für uns zu holen und daraufhin noch den Schnaps. Währenddessen lasse ich es mir aber nicht nehmen weiter darauf einzugehen. Immer gut gefüttert halten, hungrig werden sie sehr ungnädig. Sicherlich trifft dies auch auf Arioste zu. Eigentlich doch auf alle Weiber, oder nicht? Die vollen Gläser stelle ich auf den Tisch, lasse mich dann in den anderen Sessel nieder. Obwohl es eigentlich nicht lustig ist, muss ich bei der Frage grinsen. Ehrlich? Meine linke Hand fährt kurz über meine Schläfen, wo man durchaus die grauen Haare sieht. Allzu lange sind sie noch nicht dort. Auch wenn man es erwarten könnte, die schulde ich nicht wirklich Rondra... Oder? So sicher bin ich mir nicht, denn irgendwie hat es wahrscheinlich doch mit ihr zu tun. Aber eine Menge Nerven hat sie mich gekostet. Nun lache ich leise, bevor ich ihm das Glas hinhalte. Auf Eure Verlobung, Wettiner. Sowas soll gefeiert werden und außerdem sind wir dann ja irgendwie miteinander verbandelt. Also ist er sowas wie Familie und zur Zeit ist er mir lieber als der andere Rest, den ich da angeheiratet habe. Anhand Eurer Frage erkenne ich, dass Ihr wisst, was Ihr Euch ins Haus holt. Das Grinsen zeigt, dass ich das durchaus positiv meine. Arioste ist ebenso hübsch, wie es Rondra ist - nur eben ganz anders, wie ich die beiden auch von ihren Persönlichkeiten einschätzen würde und doch sind sie eben beide nicht zu verachten.
So wie die Weiber ein Mädchengespräch führen, führen wir wohl im wahrsten Sinne ein Männergespräch, so wie es sich gehört bei Schnaps.

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Rondra
18. August 1462 ~ Mädchenzeit
{Rabenstein}


Ungesehen von der Cousine schüttelt Rondra verneinend den Kopf, bevor sie leichthin antwortet. »Nicht bereitwillig. Ginge es nach mir, würdest du bleiben. Wie gesagt… bis nach dem Wochenbett.« Rasch und geschickt scheinen ihre Finger nur so über die Schnürung zu fliegen. Auch wenn sie selten dazu kommt solche Hilfestellungen zu geben und sie ansonsten eher empfängt, ist gelernt eben doch gelernt. »Ich dachte einfach… dass dieser Grund dir ein dringlicher ist.« Ihre Schultern heben sich ein wenig. »Gewiss werde ich dich nicht drängen, im Gegenteil. Du und natürlich Kaylis ebenfalls, ihr könnt so lange bleiben wie es euch hier gefällt. Ich freue mich über Gesellschaft und Kelian kann in einigen Wochen sicherlich jemanden gebrauchen der ihn ein bisschen ablenkt und zusieht dass sein Glas nicht leer wird.« Natürlich ist es Quatsch in solch einer Zeitspanne zu denken, allerdings hat der Gedanke daran wie Kaylis Kelian ständig nachschenkt, während Arioste an ihrer Seite kämpft etwas Belustigendes und gleichzeitig Beruhigendes. Es würde nicht soweit kommen, da ist sich die Blonde recht sicher. Während Arioste sich ihrer Waschung widmet, hängt Rondra das Reitkleid ordentlich auf. Eins der Mädchen würde sich darum kümmern und es ausbürsten. Danach wieder die üblichen Handgriffe beim Anziehen. Sollten ihre Einnahmequellen wirklich versiegen, könnte sie sich immernoch als Zofe verdingen. Belustigt wandern die Blauen über das wirre Gestrüpp, das Ariostes Haare bilden. » Ach weißt du, es ist eigentlich recht spät und… wir wollen die Herren doch nicht warten lassen. Da Kaylis sich dir erklärt hat, macht es ihm sicher auch nichts aus wenn du etwas…. derangiert aussiehst.« Ein leises Kichern und schon will sie sich abwenden – doch letztlich nutzt Rondra den Schwung der Drehung um an den Waschtisch und somit zu Kamm und Bürste zu gelangen. Das zumindest ist der Plan. Er findet seine Ausführung nur unter einem leises Aufstöhnen, einem Fluch und der Erkenntnis dass sich soeben ein weiterer blauer Fleck zu den anderen gesellt hat.
Bereitwillig widmet sie sich danach der Frisur, natürlich mit einem gewissen Spott, als Rondra vereinzelte Gräser und Blättchen aus den Dunklen windet.
»Musste er dich wie ein Wildschwein durchs Unterholz jagen und einfangen, nachdem er dir die Frage gestellt hat? Sicherlich hättest du auch einfach ablehnen können…« Wird die Freundin voll von liebevollem Neckereien verspottet.

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Arioste
18. Ernting 1462 – leise Töne

Mit einem Mal werden die Wangen dunkelrot bei den Worten der Freundin. Natürlich hat das Entkleiden noch etwas zum Zerstören der Frisur beigetragen, aber der Anblick den sie dem Verlobten geboten hat war sicherlich nur geringfügig besser.
„Wahrscheinlich hast du recht, wenn er mir den Antrag in diesem Zustand gemacht hat, wird es ihn nicht mehr schrecken… aber deinem gatten würde das sicherlich wieder Grund zum Spotten geben.“ Ja, der Zwischenfall auf Ankerstein ist noch immer nicht vergessen und das Rot wird noch etwas tiefer, steigert sich ein weiteres Mal bei den Worten der Cousine, bis sie schließlich lachen muss. Das Bild ist wirklich zu absurd.

„Es spricht Bände, dass du mich mit einer Wildsau vergleichst meine Liebe. Aber das männliche Wesen, dass dieses Unheil verursacht ist, war mein Pferd. Leider konnte ich ihm in all den Jahren noch nicht beibringen, dass nicht seine Kopfhöhe das Maß für tief hängende Äste ist.“ Gut, die Schuld ist wohl eher bei ihr selbst zu suchen, immerhin war sie so gedankenversunken gewesen, dass sie es erst gemerkt hatte als das Laubbüschel direkt vor ihren Augen war. Die übliche Tollpatschigkeit eben. Noch ein tiefes Seufzen. „Gut, wenn ich darüber nachdenke, zur Anmut eines Rehs fehlt mir wohl doch einiges an Grazie.“

Wenn das Buschwerk aus dem Haar entfernt ist, würde sie sich wohl nicht länger sträuben der Freundin zum Speisesaal zu folgen. Natürlich nach einem weiteren Blick in den spiegel, ob das Kleid den ordnungsgemäß geschnürt ist, einmal am Tag sollte man wohl ordentlich aussehen, wenn man dem Liebsten unter die Augen tritt.
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