Afficher le menu
Information and comments (0)
<<   <   1, 2, 3, ..., 9, 10, 11, ..., 25, 26, 27   >   >>

Grafschaft Rabenstein - Die Familie Peverell

Agatha.


|31.08.1462|
Andere Mütter haben auch schöne Töchter


Etwas zu Trinken in der Hand, bequem auf einem Sessel gesetzt - es gibt wahrlich Schlimmeres im Leben. Die Schwarzhaarige kann die beiden Weiber beobachten, deren kurzes Gespräch. Andere würden sich jetzt vielleicht ausgeschlossen fühlen, nicht so Agatha. Sie weiß, dass die beiden Weiber sich sehr viel näher stehen als sie zu irgendeiner von beiden. Letztendlich macht es ihr aber nichts aus, sie braucht keine Freunde. Sie will Macht. Freunde muss man auf dem Weg zur Macht opfern. Huch, schon sind die ersten Worte, die sie Sofia gesagt hat, zumindest im Kopf gebrochen. Sie nippt einmal kurz an ihrem Wein, ist ja nicht so, dass sie jetzt plötzlich ein schlechtes Gewissen bekommen würde. Da müsste man schon sehr viel tiefer graben, vielleicht so tief, dass man es am Ende besser lassen sollte. Wieder gleiten die Gedanken zu der kleinen Blonden, vielleicht ist es doch wirklich ärgerlich, dass sie Friedrich in die Obhut der Kirche gegeben hat. Eigentlich hat der Junge ihr nie viel bedeutet, nie wie eine Chance ausgesehen, aber vielleicht hat sie sich da vertan. Blind vor Mutterhass - falls es da gibt. Immer noch wird ihr schlecht bei dem Gedanken, dass das Wesen aus ihr gekrochen sein soll, allerdings lässt es sich auch nicht ändern und mit dem nötigen Abstand lässt es sich auch etwas leichter ertragen. Zurückgeholt wird sie von den beiden Weibern, die wohl fertig sind mit ihrer privaten Unterhaltung. Ein unbestimmtes Lächeln gen Rondra, ein Blick auf Sofia. Gut, diese will also nicht anfangen. Natürlich bleibt es als Familienoberhaupt an ihr hängen, weshalb sich der Blick wieder auf die Schwangere richtet. Ein erstes Nicken, ein kurzes Schwenken vom Wein. Natürlich richtet sie sich noch ein bisschen gerade auf, so wie es ihre Art ist. "Nun, ja Ihr erwähntet es bereits und natürlich habe ich darüber nachgedacht. Johanna ist natürlich ein sehr aufgewecktes Kind - aber vielleicht beginnen wir am Anfang." Ist ja auch besser so. "Ich muss sagen, dass es nicht das erste Mal ist, dass ich dieses Thema angehe. Ich selbst habe mich mit Sofia bereits beraten und auch über die Zukunft von Katerina geredet. Ich muss auch zugeben, dass ich es nicht für vorteilhaft erachte, wenn die Beiden zusammen bleiben. Ein Schreiben meinerseits ging bereits an die Familie von Wahlasé, ob sie das Kind aufnehmen würden. Sofia und ich werden nach Waldsee reisen. Außerdem ist ein Schreiben an die Familie de Brancion gegangen. Eine gemeinsame Zukunft der Kinder sehe ich persönlich nicht, Sofia kann dahingehend natürlich gerne noch einmal ihre eigene Meinung äußern.
Was nun also Johanna angeht, so verstehe ich, dass Ihr als Mutter natürlich darauf bedacht seid, das Kind nicht allzu weit fortzugeben. Auch steht außer Frage was Euch bewogen hat, mich darauf anzusprechen."
Klar, dass Sofia in ihren Vorstellungen dabei keine Rolle spielt. "Aber was genau stellt Ihr Euch vor?" Sie selbst hat nun viel gesagt, sollen die anderen beiden wieder anfangen. Diplomatisch ist irgendwie auch anders, nicht wahr?



>>
Sofia
Einunddreißigster im achten Mond 1462 - Rabenstein

Zuhören ist erst einmal gut, auch wenn sich Sofia erneut wünscht, bereits vorher die Gelegenheit gehabt zu haben, mit Rondra zu sprechen. Allen voran die nun irgendwie geänderten Familienverhältnisse und Befugnisse und derlei Sachen. Ist aber nicht passiert, also muss das Weib nun damit leben. Ganz verkehrt klingt es auch nicht, was die Schwägerin da von sich gibt, zumal es natürlich auch die Wahrheit ist. Dennoch sieht sich die Schwarzhaarige im Zugzwang. Daher nickt sie leicht, als Agatha geendet hat und ergreift selbst mit möglichst sicherer Stimme das Wort."Ei, durchaus möchte ich natürlich meine Meinung dazu auch noch sagen. Ich selbst wäre ausgesprochen froh, wenn Johanna und Katerina gemeinsam an einen Hof gehen könnten, wie es ursprünglich geplant war. Ich hatte diesbezüglich auch mit Adam gesprochen, aber auch er ist der Meinung es wäre sehr schwierig, beide Mädchen gemeinsam unterzubringen."

Die Augen gehen kurz zu Agatha, dann wieder zur blonden Cousine."Schlussendlich wäre es natürlich eine sehr gute Lösung für Johanna, wenn diese zu uns auf das Murtal-Anwesen kommt.. allerdings nicht für Katerina." Und auch nicht für sie selbst. Wenn es um die Ausbildung und Bildung von Selbstständigkeit ging, sollte das Kind einfach nicht bei der Mutter sein."Sollte Johanna also wirklich zu meiner Schwägerin " - und da ist es wieder. Ein winzigkleiner Stich, denn es ist Agatha und nicht Sofia, die Johanna erziehen sollte - "kommen, wird Katerina einen anderen Platz bekommen. Erste Kontakte für mögliche Verhandlungen sind bereits geknüpft, da beide Familien sehr schnell geantwortet haben."
_________________
Kelian_


Better of
31.08.1462


Die Freude ist kaum zu übersehen, was mir tatsächlich ein schlechtes Gewissen bereitet. Es ist natürlich auch mir aufgefallen, dass ich die letzte Zeit sowohl für Rondra als auch für Johanna kaum Zeit hatte. Für das Mädchen sicherlich noch weniger als für mein Weib, was wohl ganz natürlich ist. Die Zeit, die wir zusammen auf dem Feld verbracht haben, kann man auch nicht als gemeinsam ansehen. Eher als Kinderarbeit, wobei dies sicher nicht Schlechtes ist. Der Ausruf also bringt mich kurz ins Grübeln, allerdings habe ich sicher nicht die Zeit jetzt darüber nachzudenken. Indeed. Ich kann es nicht lassen hier und da englische Begriffe einzustreuen. Nein, es muss nicht immer sein, meistens ist es einfach, weil es sich richtiger anfühlt. Nichts würde je mein 'Indeed' ersetzen, auch wenn das deutsche In der Tat sicherlich auch nicht schlecht ist. Heranreichen kann es dennoch nicht.
Das 'P', welches da anklingt und mir eine Ahnung von dem gibt, was Johanna sagen möchte, lässt mich schmunzeln. Oh, sie ist so ein süßes Mädchen, ich habe sie tief in mein Herz gelassen. Natürlich ist es ihr erlaubt, dass sie mich Pa nennt, aber dies würden wir sicherlich nicht vor Katerina diskutieren. Allerdings ist es sicher auch nicht angebracht sie nun Kleines zu nennen. Keine Ahnung, wie Madame zu dem Spitznamen steht, andere gehen gleich gar nicht. Wie zum Beispiel Knirps oder Zwerg. Bleibt letztendlich der, den ich ganz am Anfang hatte. Dann husch, Kiddo. Es ist irgendwie ein typischer Begriff für England, wahrscheinlich aber nichts, was man hier unbedingt kennt. Während die kleine Blonde also dabei ist sich neue Schuhe anzuziehen, wende ich mich an die etwas schüchterne Braunhaarige. Klar, wir kennen uns nicht so gut, ist auch ganz logisch, dass sie nicht über mich herfällt wie die andere. Die Fragen sind keine wirklich tiefschürfenden, eher wie es auf dem murtalschen Anwesen läuft, ob es ihr da gefällt, wie es der Mutter geht und was der Bruder macht. Es dauert schließlich auch nicht wirklich lange bis Johanna fertig ist, so dass es sehr Zeitnah losgehen kann, um das zweite oder vielleicht besser dritte Rabenstein zu entdecken. Voller Raben, weit über dem jetzigen Anwesen. Es würde sicherlich eine ganze Weile dauern bis wir drei wieder herunterkommen würden, auch wenn es dann heißen würde, die Damen zu begrüßen müssen. Man kann sich eben nicht vor allem drücken, leider. Ich bin der Unterhalter für diesen Tag. Lustige Geschichten, die ich erzählen muss, Märchen. Träger der Mädchen nacheinander auf dem Rücken, Beschreibungen von Pfeil und Bogen, sowie anderen Erzählungen. Ein normaler Tag als Vater, der ich irgendwie in den letzten Monaten geworden bin. Natürlich nicht unfreiwillig, aber dennoch irgendwie recht schnell. Zum Glück, muss man sicherlich sagen.

_________________
Rondra
31. August 1462
{Rabenstein}


Nur mit Mühe kann Rondra ein erleichtertes Seufzen unterdrücken, als sie wieder in ihren Sessel sinkt. Vielleicht hätte sie doch bereits einen Tag vorher anreisen sollen. Wieder ist es ein stummer Blick der mit der Magd getauscht wird und wenig später hält auch die Peverell einen Becher mit Wein in der Hand. Sofias Worte haben gut getan, auch wenn Rondra sich rein gar nicht danach fühlt. Eher wie ein aufgedunsener, schwerfälliger Kloß. Noch circa sechs Wochen.
Doch nun überlässt die Cousine der Murtal das Feld. Nichts was Rondra zu Anfang verwundert, schließlich soll diese die Mädchen erziehen. Außerdem galt ihr auch die Anfrage. Ein kleines Lächeln wird in die Tiefen ihres Bechers geschickt, den Rondra an die Lippen führt als Agatha beginnt. Aufgeweckt trifft es gut. Natürlich bedarf es da an einer führenden Hand. Andererseits würde Johanna einst, nach der richtigen Formung, sicherlich eine beliebte Größe in der Gesellschaft sein. Es ist also ein wenig von Beidem. Das Wissen um den Mangel, den die Tochter offensichtlich hat und gleichzeitig ein gewisser Mutterstolz.
Erst ist es ein bisschen Verwunderung die sich einschleicht, als Agatha damit beginnt sich damit ebenfalls bereits befasst zu haben. Vielleicht sollte es nicht allzu wunderlich sein, schließlich lebt Sofia nun in ihrer Obhut. Doch bei der folgenden Erläuterungen gleitet ihr Blick verwundert zur Cousine und bleibt einige Sekunden ungläubig auf ihr liegen. Die beiden Weiber haben sich über Katerinas Zukunft beraten, weil Agatha eine gemeinsame Zukunft mit Johanna nicht gutheißt? Das ist zweifellos ihr gutes Recht und das ruft auch nicht diesen Knoten in Rondras Magen hervor. Was sie sich vorstellt? In diesem Augenblick wohl gerade rein gar nichts. Selten ist es, dass Rondra vollkommen ausgehebelt wird und in ihrem Kopf gähnende Leere herrscht, in diesem Augenblick ist es so. Ihr Mund öffnet sich, denn natürlich sollte sie nun sprechen, aber es bleibt erstmal dabei. Kommt denn niemand auf den Gedanken, dass dies gänzlich andere Grundvoraussetzungen für dieses Gespräch bildet? Ja, fraglich sogar ob sie die Anfrage überhaupt gestellt hätte, wenn sich Rondra dessen bewusst gewesen wäre.
In die kurze Stille hinein ergreift also die so vertraute Stimme das Wort. Was für Worte. Es gibt also Verhandlungen mit den Wahlasés und den de Brancions – bereits mit Antwortschreiben und eine Reise ist geplant. Davon abgesehen weiß Adam auch Bescheid und durfte seine bescheidene Meinung kundtun. Klar, beides sind Oberhäupter und Sofias Zwickmühle bezüglich ihrer Zugehörigkeit Nichts was ganz neu wäre. Diese Zwickmühle schert Rondra allerdings gerade nicht das kleinste bisschen. Wer dabei außen vor gelassen wurde liegt auf der Hand. Die gemeinsame Planung scheint nicht wichtig, und schon gar nicht die Bekundung der geänderten Meinung. Bleibt es an Rondra einen Weg heraus zu finden. Johanna allein zu den beiden Murtals? Nein. Zweifelsohne eine angesehene Familie und Agatha wäre fähig Johanna zu einer großartigen Dame zu machen. Natürlich Agatha und nicht Sofia. An die Möglichkeit hätte Rondra nie im Leben gedacht. So sehr sie die Cousine mag – oder mochte – sie hat keinen Titel, keine Verantwortung und ist zudem unverheiratet. Die Blauaugen wenden sich ab von der Cousine und wandern wieder hinüber zu ihrem Verhandlungspartner – Sofia hat mit ihrer Ignoranz jegliches Recht darauf verspielt, schließlich geht es nun nur noch um Johanna. Was genau tut sie dann hier? Für den Rest des Gespräches wäre sie nicht anwesend, mindestens so lange.
Es fällt schwer sich zu beherrschen, Gedanken zu fassen und die Wut als auch die aufkeimende Enttäuschung aus ihrer Miene zu bannen. Es gilt hier heraus zu kommen, ohne die Murtal vor den Kopf zu stoßen.
»Nun, was ich mir vorstelle ist eine allumfassende Ausbildung für meine Tochter. Handarbeit, Konversation – in deutsch, englisch und mindestens noch französisch, wenn nicht noch slowenisch oder kroatisch, versteht sich – Tanz, Reiten und Jagen. Nur um die gesellschaftlichen Anforderungen herauszustellen. Natürlich ferner alle gängigen theoretischen Fächer. « Sicherlich sollte es eigentlich unnötig sein dies darzulegen, denn in dieser Hinsicht würden die beiden Frauen ziemlich sicher dieselbe Sprache sprechen. Allerdings geht es auch eher darum herauszufinden ob Agatha dieses leisten könnte.
»Es liegt mir fern heute bereits Nägel mit Köpfen zu machen. Denn ich muss ehrlich sein, mir schwebt auch vor die weitläufigere Zukunft meiner Tochter bereits zu regeln. Ich hätte es gern wenn Johnna ihre Ausbildung von ihrer zukünftigen Schwiegermutter erhält.« Womit das Problem auf der Hand liegt.

_________________
Agatha.


|31.08.1462|
Andere Mütter haben auch schöne Töchter


Aufmerksam hört das eine Weib dem anderen zu. Dass sie die Schwägerin ignoriert, ist der selber etwas Ignoranten nicht aufgefallen. Wie auch? Sie ist es gewohnt, dass der Fokus auf ihr liegt, dass sich die Menschen als auch die Dienerschaft um sie herumwirbelt, sich auf ihr Wohl konzentriert. Wie dem auch sei, die Schwarzhaarige lauscht den Ausführungen der Blonden sehr genau, notiert sich im Inneren was möglich wäre und was nicht. Hat sie es unterschätzt? Nein, sicherlich nicht. Selbst wenn man einen Vertrag abschließen würde, der beinhaltet, dass die Familie Peverell kein Geld für die Ausbildung bezahlen würde, dann würde es die Familie Murtal nicht beeindrucken. Sie hat genug Geld. Das einzig Ärgerliche ist, dass es am Ende sehr schlecht investiert wäre, schließlich weiß Agatha genauso gut wie Rondra, dass eine andere Familie am Ende von der guten Ausbildung profitieren würde. Ist ja klar, sie hat eben keinen an den sie Johanna innerhalb der Familie geben könnte. Außer Lienhart und die Reaktion von Sofia darauf, die hat sie noch gut genug im Gedächtnis. Es ist wirklich ärgerlich, dass dieser bereits lange vor ihrer Zeit an die Familie Fugger übergeben wurde, allerdings ist es auf der anderen Seite auch besser so. Er ist ein Fugger, genauso wie Katerina eigentlich eine ist. Sind sie doch, die Bastardkinder? Vielleicht sind sie auch mehr ihr Vater als ihre Mutter, dass kann das Weib sicherlich schlecht einordnen, was sie allerdings sicherlich nicht sind, sind Murtals. Bei Katerina sieht das Weib sehr großzügig darüber hinweg, sie ist jung genug um sie unter die eigenen Fittiche zu nehmen, sie ein wenig mehr Murtal zu machen als sie eigentlich ist. Letztendlich bleibt es dabei, die Familie Murtal müsste ihre Mitglieder zusammen suchen. Vielleicht gibt es Kinder innerhalb der Familie, die man verbinden könnte? Sie müsste sich definitiv darüber erkundigen. Aber nun zunächst zu den Forderungen oder eher Bedingungen der Peverell. "Dann wisst Ihr genauso gut wie ich, dass Ihr meine Zeit verschwendet." Hart, aber die Wahrheit, denn es ist hinlänglich bekannt, dass sie ihren einzigen Sohn weggeben hat. Das Gesicht hat sich dabei ein wenig verhärtet. Es ist eine Frechheit, dass man sie unter diesen Voraussetzungen hergelockt hat - man kennt sich ja kaum. "Ich kann Euch mit einem Verlöbnis Eurer Tochter nicht dienen, vor allem nicht innerhalb des Hauptzweiges. Der Einzige, den es gibt ist Lienhart, aber Sofia und ich stimmen darüber ein, dass er weder Teil der Familie Murtal ist und dass die Verantwortung für den Jungen bei dem Herzog der Steiermark liegt. In diesem Fall solltet Ihr Euch an ihn wenden. Ansonsten könnte ich sicherlich Eure Wünsche erfüllen.
Ich denke, es ist an Euch zu wissen, was Ihr möchtet. Macht Euch Gedanken darüber, ob Ihr Eure Tochter in meinem Hause wissen wollt und wenn Ihr dies wisst, dann dürft Ihr mich erneut daraufhin ansprechen. Dann entscheide ich, ob ich bereit bin Eure Tochter in meinem Haus aufzunehmen und sei es auf Zeit, so dass sie bereits erzogen in das Haus ihres Ehemannes kommt. Es gibt keinen schlechteren Eindruck als eine Frau, die ihren Platz nicht kennt."
Aber das weiß die andere mindestens genauso gut wie Agatha selbst, die verstimmt ist. Sie hat nicht erwartet, dass sie das Mädchen heute mitnimmt, nicht einmal dass es einen Vertrag geben wird, aber sie hat damit gerechnet, dass die andere ernsthafte Gespräche führen möchte. Dies scheint hier definitiv nicht der Fall zu sein, wenn sie damit anfängt, dass sie sie verloben möchte, denn darauf scheint es hinauszulaufen. Wäre es ihr Anwesen, sie würde die andere in diesem Moment aus dem Gespräch entlassen und sich den wichtigen Dingen zuwenden. Allerdings wird ein kleines Zugeständnis gemacht, weil die Schwarzhaarige nicht vergessen hat, dass Rondra die Cousine von Sofia ist. Dinge, die man für die Familie tut, hoffentlich erkennt die andere dies auch an. "Ich werde meinen weitläufigeren Verwandten schreiben, ob es einen geeigneten Jungen für Eure Tochter gibt, aber ich möchte Euch keine großen Hoffnungen machen. Ich denke, dass Ihr einen Grafen im Minimum sucht?" Natürlich will man immer höher. Ein Schluck Wein nach dem langen Monolog scheint angebracht, vor allem da es nun sicherlich kälter wird im Raum.



>>
Sofia
Einunddreißigster im achten Mond 1462 - Rabenstein

Die Veränderung in Rondras Gesicht bemerkt die Schwarzhaarige durchaus, dennoch ist es dem Weib nicht bewusst, wie sehr sie mit ihren Worten den Groll der Blonden geweckt hat. Wie auch? Es ist wohl natürlich, dass Sofia auf Nachfrage Adams dem Familienoberhaupt von den Vorstellungen, Johanna und Katerina gemeinsam fortzugeben, erzählt und ebenso natürlich ist es, eine Antwort von ihm zu bekommen, dass er es für unwahrscheinlich hält, dass dies funktionieren würde.
Zumal derzeit keinesfalls Verhandlungen laufen, sondern lediglich die Kontakte hergestellt wurden. Ist es so abwegig, dass Sofia die Tochter nicht dort lassen wollte, wo sie selbst ebenso wäre? Für diesen Fall bräuchte Sofia dennoch jemanden, um Katerina 'an die Frau' zu bringen. Nun, es sind Gedanken, die die von Murtal-Fugger gerade nicht hegt, denn Rondra erwidert auf ihre Worte nichts. Ganz leicht hebt sich die Braue bereits, steigt aber in ungeahnte Höhen, als die Cousine von all den Sprachen anfängt, die ihre Tochter lernen soll. Ehrlich jetzt? Nichts unmögliches, aber nötig?

Die Stimmung scheint sich noch mehr zu wandeln, denn Sofia sieht die Schwägerin beinahe entsetzt an, als diese ihre Antwort der Cousine präsentiert. Oh, prima. Das läuft ja bestens. Sie selbst kennt natürlich Agatha zu genüge, wenn diese verstimmt ist, allerdings muss Rondra nicht unbedingt davon Erfahrung machen. Daher wendet sich Sofia nach einem beruhigenden
"Agatha" an die Cousine.

"Ein Verlöbnis ist wahrlich nicht einfach. Du weißt ja, dass Friedrich, Agathas Sohn, der Kirche übergeben worden ist. Und Lienhart.. ich denke nicht, dass er in deinen Gedanken eine vorstellbare Möglichkeit wäre, nicht?"Nicht allein, weil Johanna und Lienhart verwandt sind.. es ist allein der Umstand Lienharts Herkunft, vom Stiefvater anerkannt oder nicht, es ist ein Bastardkind.
_________________
Rondra
31. August 1462
{Rabenstein}


Ein leichtes Neigen des Kopfes nach rechts ist es, das einerseits zustimmt gerade Agathas Zeit zu verschwenden, andererseits gleichzeitig damit eine Entschuldigung andeutet. Die Verstimmung der Murtal ist nicht verwunderlich, Rondra selber hat sich das Gespräch anders vorgestellt, aber dank der geänderten Ausgangssituation teilen die beiden Weiber ihre Laune.
Immer noch brodelt es in der Blonden, was sollte sie aber auch in irgendeiner Form besänftigt haben?
»Verzeiht wenn es so ist, Agatha. Keineswegs wollte ich Euch für nichts und wieder nichts auf die staubige Straße scheuchen.« Das hat man nun davon, wenn man sich von süßen Muttergefühlen leiten lässt und sich dann noch um die Familie kümmern will. Beides gemeinsam geht nicht. Sofias beruhigende Intervention übergeht Rondra erstmal. Sie will sich mit Agatha sicher nicht streiten, allerdings wäre es auch kein Drama, sollte es so sein. Weder sucht sie in ihr eine Freundin, noch braucht sie ihr Wohlwollen zwingend. Rondra hat es schlicht nicht zwingend nötig gut mit ihr auszukommen. Lienhart. Rondra runzelt nachdenklich die Stirn. Er mag von Adam seine Ausbildung erhalten, aber das Adam derartig weitläufige Befugnisse hat, war ihr nicht klar. Er hat ihn schließlich nicht adoptiert, zumindest nicht so weit Rondra Einblicke hat. Lienhart als Schwiegersohn. Bisher hat Rondra den Jungen schlicht nicht in Betracht gezogen, auch wenn er das perfekte Alter für Johanna hätte. Sofias Worte regen also zum Nachdenken an – und bieten einiges an Irritation. Nur ganz kurz huschen die Blauen hinüber zu ihr, verwundert und ziemlich missbilligend. »Weshalb genau sollte ich Lienhart nicht in Betracht ziehen? Habe ich nicht dafür gesorgt, dass ihm alle Türen offen stehen? Erhält er nicht an einem der besten Höfe dieses Reiches seine Ausbildung? « Er ist ein Fugger, erhält eine tadellose Ausbildung und sein Makel ist zumindest offiziell getilgt. Was allerdings hat er zu erwarten? Er würde sich hocharbeiten und sicherlich auch schaffen, wenn alles glatt läuft. Allerdings ist er ein erstgeborener, der kein Erbe zu erwarten hat. Adam hat Klein-Graufang, ansonsten hätte er ihn vielleicht als Sohn angenommen. »Aber es bleibt abzuwarten ob er seine Chancen zu nutzen weiß.« Wer weiß schon was ihm sein Vater mitgegeben hat und dass es Sofia an Durchsetzungsfähigkeit fehlt, scheint gerade heute offensichtlich. Lienhart würde also nicht in den Genuss kommen seine Zukunft bereits als Kind zu sichern – zumindest nicht durch eine Verlobung mit einer von Rondras Töchtern. Sie hat wahrlich genug dazu gegeben, um ihn alles erreichen zu lassen und wird es sich wohl ewig vorwerfen lassen müssen.
Das Leben ist nicht fair und wer weiß das besser als die Frauen, die hier beisammen ihre Fäden spinnen – oder es versuchen. Rondra selbst ist sich klar darüber dass ihre Karten in diesem Spiel auch nicht allzu viel wert sind. Nicht mehr. So sehr sie ihren angenommenen Namen bereits liebt und gerne trägt, so wenig Gewicht hat er bei solchen Dingen. Es ist also der Titel, mit dem sie trumpfen kann und womöglich der weitläufigeren Verwandtschaft.
»Ja, ein Erbe eines Grafentitel sollte es schon sein. Möglich auch weniger, dann sollte der Name allerdings wieder einiges aufwiegen. Ich wäre Euch sehr verbunden wenn Ihr Euch umhören könntet. Eine Verbindung mit den Murtals liegt mir sehr am Herzen.« Klar dass der Name der Murtals schwer wiegt. Ob die Familie irgendwo noch Lehen hält? Rondra hat keine Ahnung. Nachdenklich grübelt sie kurz, ob August jemals soetwas erwähnt hat. Nein, sie kann sich nicht erinnern. Die Allianz wurde geschmiedet um Sofia rein zu waschen, nicht um sich zu bereichern – zumindest von ihrer Seite aus. Ihr Teil scheint gelungen zu sein. »Sollte es keine Buben im richtigen Alter geben, so behaltet Ihr vielleicht im Hinterkopf, dass ich noch eine weitere, jüngere Tochter habe. Sie wird in einigen Tagen zwei Jahre alt.« Nun, die Unklarheiten über Nora müssen hier nicht von Belang sein. Agatha ist nicht dumm und wenn sie mitdenkt, was sicherlich der Fall ist, wird sie wissen welches Leben ansonsten auf Nora wartet.
»In Kürze wollte ich darüber mit meinem Bruder sprechen. Soviel ich weiß, obliegt ihm auch die Verantwortung und Erziehung Eures Sohnes?«
fragende Neugier und ein Blick der vielleicht vermuten lässt, dass ihre Absichten weiter gehen könnten als lediglich Nora loszuwerden. Nicht genug Information als dass sich Agatha aufregen müsste, aber genug um möglicherweise ihre Schlüsse zu ziehen und ihre Meinung kund zu tun.
Die Erschöpfung, nun nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige, schlägt wieder mit aller Macht zu. Vielleicht hätten sie solche Gespräche doch um einige Wochen nach hinten legen sollen. Rondra ist einfach nicht ganz auf der Höhe. Wäre es doch schon alles rum – und hoffentlich erfüllt sich Kelians Wunsch nach einem Jungen. Noch ein Mädchen unterzubringen – Rondras Hobby wird das hier sicherlich nicht.
»Euren Gedanken Johanna womöglich auf Zeit in Euer Haus zu geben, bietet neue Ansätze. Wir sollten wieder zusammen kommen, wenn wir beide mehr wissen – über beide Kinder.« Vielleicht zerschlagen sich die Pläne für Katerina auch. Es ist schon schwierig Johanna unterzubringen, wie muss es dann erst bei ihr sein?
Tatsächlich hat Rondra während des Gespräches nicht ein einziges weiteres Mal zur Cousine geblickt – und tut es auch jetzt nicht.
»Sicherlich ist die Küche bald so weit, was haltet Ihr davon wenn wir uns bereits hinunter in Richtung Speisesaal begeben? Von dort aus hat man einen wunderbaren Blick in den Garten.« Womit sie wieder in der seichten Konversation angekommen wären. Bleibt es an Agatha abzulehnen oder zuzustimmen und möglicherweise Interesse zu zeigen – und wenn es geheucheltes ist. Sollte es so sein, bliebe also abzuwarten bis die kleine Rasselbande wieder eintreffen würde. Einen Augenblick den Rondra geradezu herbei sehnt.

_________________
Agatha.


|31.08.1462|
Andere Mütter haben auch schöne Töchter


So sind sie also alle irgendwie ein wenig verstimmt aus den ein oder anderen Gründen. Manchmal, da kann man es eben nicht ändern und nicht alle zufrieden stellen. Es bleibt also dabei, dass sowohl Katerinas als auch Johannas Zukunft ungewiss ist. Für einen Moment fragt sich die Schwarzhaarige, ob die Blonde wohl beleidigt ist, weil niemand an sie zu denken scheint, was die Erziehung des Murtal-Sprosses anzugehen scheint. Aber warum sollte man auch? Sie hat genug mit den eigenen Blagen zu tun.
Wie dem auch sei, ein Nicken trifft auch das Vorhandensein zu der zweiten Tochter. Auch dies ist eine Möglichkeit, auch wenn dies immer noch keinen geeigneten Ehemann auf die Matte zaubert. Jedoch könnte es auch hier möglich sein, dass nur eine zeitweilige Anwesenheit der Mädchen gegeben wäre, bevor sie erzogen an den Ehemann oder dessen Mutter übergeben werden. Erziehung, darin kennt Agatha sich aus, auch wenn sie bei Weitem nicht so viele Sprachen spricht wie von der Peverell gefordert. Dies ist auch vollkommen überzogen. Aber daran könnte man arbeiten, wenn es schließlich doch daran geht, Nägel mit Köpfen zu machen. Ein kleines Schmunzeln schiebt sich auf die Lippen, als die andere den Italiener und ihren Sohn erwähnt. Viel hat man nicht über ihn geredet, aber dies liegt am besonderen Verhältnis von Mutter und Sohn. Dass die andere die Möglichkeiten der Kirche nutzen möchte, ist klar. Würde sie auch machen, nein halt, hat sie auch gemacht, auch wenn es sicherlich ungewöhnlich ist, dass ein Erstgeborener diesen Weg geht. Bereitwillig gibt sie soweit Auskunft wie sie kann und wie es weise ist, bevor sie schließlich zustimmt, dass man gemeinsam Essen könnte. Sie sind den weiten Weg doch nicht umsonst gereist!
Dennoch, es dauert noch eine Weile bis schließlich wirklich Essen vor einem steht, es beehrt schließlich auch noch der Hausherr die Runde. Sowieso eine Frechheit, dass dieser sich die Freiheit genommen hat sein Weib alleine zu lassen. Dass sie Johanna beim Essen genauer beobachtet als sie es bisher getan hat, ist klar. Auch, dass Nora einer Prüfung unterzogen wird, aber deren Gemüt kann man noch nicht wirklich erahnen. Zu klein. Johanna mit ihren sechs Jahren hingegen zeigt schon deutlich nach wessen Kopf sich alles richten soll. Nach ihrem. Natürlich. Hilfreich sind die beiden Eltern dabei nicht gerade, auch wenn alles sehr moderat abläuft.
Man ist also derweil dabei verblieben, dass man sich hören würde, sobald genaueres feststeht. Also übersetzt: Es hat sich so gut wie erledigt. Nun gut, es ist definitiv nicht ihr Verlust.




>>
Kelian_


Come away with me
05.09.1462


Der Abend geht bereits zu Ende, die Sonne ist lange schon versunken. Dennoch bin nicht ich es, der auf dem Weg ins Bett ist, sondern die kleine Blonde neben mir. Die Braunaugen strahlen, wenn das kleine Mädchen auch nicht verbergen kann, dass sie müde ist. Immer noch ein paar Minuten mehr hat sie sich mit uns erbettelt, bevor ich schließlich dann doch ein Machtwort gesprochen habe, wenn auch nicht in böswilliger Art. Es ist nur einfach langsam Zeit, dass eine Sechsjährige ins Bett geht. Die letzten Tage waren aufregend, der morgige Tag würde es nicht weniger sein, immerhin würde das Turnier in Graz beginnen. Ein Turnier, bei welchem man seine Kunstfertigkeit am Bogen beweisen kann. Wahrscheinlich eher nichts für mich, ich habe seit einem Jahr keinen Bogen mehr angefasst, um selbst zu schießen. Allerdings würde mindestens Johanna daran teilnehmen, natürlich unter meiner Anweisung. Allein dies reicht schon aus, um die Kleine beteuern zu lassen, dass sie nicht müde ist. Wie könnte sie auch schlafen, wo am nächsten Tag solch ein großes und wichtiges Ereignis bevorsteht.
Ich warte an der Tür vom Kaminzimmer in unseren persönlichen Gemächern, während Johanna sich gleich mehrmals von ihrer Mutter verabschiedet. Klar, noch ein wenig Zeit schinden. Ein Kuss, das Umschlingen der Arme um den Hals von Rondra, auch wenn sich dies immer schwieriger gestaltet und ein paar süße Worte. Ich räuspere mich leise, öffne die Tür und deute hinaus. Es ist wirklich an der Zeit. Komm jetzt Kleines, sonst fällt die Geschichte aus. Ruhig gesagt, aber durchaus eine ernste Angelegenheit. Ich selbst trete schon hinaus, weit ist es nicht zu Johannas Zimmer und diese sollte sich durchaus beeilen, dass sie mich einholt.

_________________
Johanna_fugger


05. September 1462

Ja, da fühlt sich Madame wirklich schon ganz groß. Gut, es ist erbettelte Zeit, keine fest vereinbarte, aber wen schert das schon? Johanna zumindest kann gut darüber hinwegsehen. Jetzt noch wach sein, morgen nach Graz um am Turnier teilzunehmen. Ach, das Leben als fast erwachsene Frau ist doch herrlich. Eigentlich fehlt nur noch ein Ball zu ihrem Glück – natürlich mit Lienhart als ihr Kavalier. Doch als es dann daran geht ins Bett zu gehen und Kelian sich nicht nochmal erweichen lässt, da wird sie für einige Momente tatsächlich wieder ganz das kleine Mädchen.
In den letzten Tagen ist das oftmals der Fall gewesen. Immer wieder mal ist da dieser fürchterliche Drang sich an die Mutter zu schmiegen, nach Möglichkeit auf ihren Schoß zu klettern – was immer mit einem gequälten Stöhnen der Schwangeren verbunden ist – und sich dort ganz klein zusammenzurollen. Selbst die Kleine weiß, dass es nun nicht mehr allzu lange dauern würde, bis das Geschwisterchen da wäre. Grund genug wieder das kleine Mädchen zu sein, das sie eigentlich ja auch ist. Zu gern ist sie also in Mutters Nähe. Sitzt gerne bei ihr, wenn sie sich ausruht und lässt sich dabei Geschichten erzählen, oder mit irgendwelchen Leckereien verwöhnen, die eigentlich für Rondra gedacht sind. Schleckermäulchen sind sie alle beide und welches Mutterherz würde nicht teilen – natürlich stets zum Vorteil des Kindes. Manches Mal klingt Fräulein Naseweis sogar fast wie eine uralte Tante, wenn sie die eigenen Geschichten mit „Mutter, weißt du noch als wir gemeinsam nach Graz gezogen sind…“ intoniert. Natürlich eine ganz andere Zeit als heute und niemals würde Johanna ihren Pa missen wollen. Manchmal aber, da vermisst sie die Zeit als sie allein der Mittelpunkt in Rondras Leben war. Mutter und Tochter, das eingeschworene Paar. Nun, mittlerweile sind sie das nicht mehr, schon lange nicht mehr. Schlecht ist das auch nicht wie es nun ist, aber demnächst wird ihr die Mutter eben noch ein bisschen genommen – es wird eng in der Familie.
„Aber ja… ich komme ja!“ Ein bisschen klingt es gequält, als die endgültige Aufforderung sie erreicht. Trotzdem, ein weiterer süßer Gutenachtkuss von der Mutter muss einfach sein. Wer weiß, so wie sie aussieht… die Zeit nach Noras Geburt war grausam und daran kann sich das Kind noch recht gut erinnern. Doch dann muss sie fort eilig geht es dem Vater hinterher, den sie dann ungefähr auf halber Strecke auch erreicht. Eine kleine Hand schiebt sich in seine Linke. „Sei nicht so ungeduldig.“ Kein wirklicher Vorwurf, aber eben doch ein milder. „Sie selber findet es schön.“ Nicht gelogen, denn selten ist es an Rondra die Tochter fortzuschicken, selbst wenn sie noch so erschöpft ist. „Bekomme ich denn noch eine Geschichte? Oh bitte.“ Ja, jetzt ist dann bitte Vater – Tochter Zeit. Heißt es nicht immer ‚Alles zu seiner Zeit‘?„Meinst du Jette hat auch meinen Handschuh eingepackt? Ich hab ihr mehrfach gesagt, dass ich ohne nicht gewinnen kann.“ Wie so oft gehen die Gedanken der Kleinen munter durcheinander.


_________________
Kelian_


Come away with me
05.09.1462


'Kleines', der Spitzname, den ich letztendlich doch ungefragt eingeführt habe. Ich mag ihren Namen, nenne sie oft genug mit diesem, aber es scheint, dass ich gerade in ernsteren Situationen ganz gerne auf diese persönliche Note zurückgreife. Ungewöhnlich, würde man doch denken, dass es genau anders herum ist. Ich bin ruhigen Schrittes unterwegs, es ist eine gerechte Möglichkeit, die ich der Kleinen lasse, um sich ihre Geschichte abzuholen. Die rechte Hand, die sich in meine Linke schiebt, ist es schließlich, die ihr Ankommen bedeutet. Nicht, dass der kleine Wirbelwind vorher zu überhören war. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass es sicherlich sehr ruhig ohne Johanna hier werden würde, aber es wäre bei Weitem etwas anderes. Es wäre eben anders laut. Mit Babygeschrei. Wir würden sehen, wann wir schließlich Nägel mit Köpfen machen.
Das kleine Geschnatter von dem übermüdeten Kind holt mich zurück in den Flur, den wir beide entlang gehen. Manchmal, da bleibt mir keine Wahl. Ich frage mich das ein oder andere Mal, ob deine Ohren vielleicht nicht groß genug sind und wir mal in den Kerker gehen sollten, damit wir sie ein wenig länger ziehen? Es könnte gemein wirken, wenn ich selbst dabei nicht schräg nach unten gucken würde, ein Grinsen auf den Lippen. Ich weiß, dass sie es schön findet - deswegen lasse ich euch ja auch. Was jetzt ein wenig angespannt klingt, keineswegs aber böse oder eifersüchtig. Meine Hand drückt leicht die ihre, während ich die rechte benutze um die Tür zu öffnen. Obwohl es die bessere Hand ist, so ist in meinem Kopf stets weiterhin die Linke die erste Wahl. Wir fragen sie morgen einfach, was meinst du? Schließlich brauchen wir natürlich auch deinen Bogen - und Ja, du bekommst eine Geschichte. Eine aus meinem Heimatland. Ein prüfender Blick geht gen des Mädchens. Wie gut kannst du bereits Englisch, Johanna? Natürlich wäre die Geschichte doppelt so schön, wenn ich sie ihr auch in meiner Muttersprache erzählen könnte. In meinem Kopf jedoch bin ich schon wieder weiter oder vielleicht auch eher wieder weiter zurück, denn ein Detail ist mir aufgefallen. Ohne, dass ich dem Kind eine Wahl lasse, schnappe ich sie mir und werfe sie mir - wenn auch sanft - über die Schulter, während ich leise lache. Was heißt eigentlich gewinnen? Solltest du nicht eine bescheidene, junge Dame sein? Vor allem eine, die am Ende nicht enttäuscht ist, hoffentlich.

_________________
Johanna_fugger


05. September 1462

In den Kerker?! Ob sie ihm glaubt oder nicht, ob sie will oder nicht, ihre freie Hand tastet kurz nach ihrem Ohr. Dann erst schielt sie nach oben und sieht das Grinsen. Natürlich ein Scherz und nun erwidert sie das Schmunzeln zaghaft. „Ach, ich wachse doch noch. Sie werden noch größer, du musst nur etwas warten.“ Genau, kein Grund ihre Ohren zu verschandeln.
Wie gut kann sie englisch? Johanna überlegt sich ihre Antwort gut. Natürlich will sie herausplatzen dass sie schon ganz viel versteht und auch immer noch übt und und und. Andererseits: am Ende versteht sie dann die erbettelte Geschichte nicht. Auch blöd, irgendwie. Ihre Gedanken werden gestört, als sie plötzlich in die Luft gewirbelt wird und sich kurz darauf kopfüber über seiner Schulter wiederfindet. Natürlich ist es ihr quietschender, jubelnder und gleichzeitig protestierender Schrei, der nun das Kleinmädchenzimmer durchschneidet, was sie gerade entern.
„Aaah. Pa! Lass mich runter!“ So voller entrüstetem Lachen und gespielter Aufregung wie sie gerade ist, schießt dieses eine, kleine Wort einfach aus ihr heraus, von ihr selber vollkommen unbewusst. Kleine Finger krabbeln über seinen Rücken, kneifen an seinen Seiten scherzhaft zu, zerren am Stoff seines Hemdes – kein fuggerscher Blondschopf ergibt sich kampflos. „Natürlich gewinne ich!“ Sie besteht aus Fuggerblut, was sollte sie sonst wollen? Weshalb sonst teilnehmen? Auf die Idee dass sie keine Chance hat – heute und auch morgen – kommt sie gar nicht. Heftiges Kichern folgt, während sie zappelnd versucht die Oberhand zu bekommen. Leider ist sein Hintern für die Kleine vollkommen unereichbar.


_________________
Kelian_


Come away with me
05.09.1462


Tatsächlich hört man nicht nur Johannas entrüstetes Stimmchen, welches hier und da kichert, sondern eben auch meines. Tiefer, eher amüsiert von der Situation an sich als wirklich gekitzelt. Dennoch, die kleinen Fingerchen auf dem Rücken fühlen sich dann doch eher an wie Ameisen, so dass es eben eine Mischung aus allem ist. Ein sanfter Klaps auf den Hintern des Mädchens - ich bin mir nicht sicher, ob sie jemals zuvor schon einmal mit sowas in Berührung gekommen ist -, unterstreicht schließlich mein Lachen. Schauen wir mal, in jedem Fall hat niemand einen so guten Lehrer wie du. Nein, Selbstlob stinkt durchaus nicht. Das Kind wird meinerseits auf dem Bett abgesetzt. Ich schaue mich kurz um, bevor ich ebenfalls meinen Platz auf dem Bett finde und mich hinlümmle. Eine Sechsjährige kann sich schon alleine fertig machen. Hopp, Gesicht waschen und so weiter und umziehen...Wenn du zu lange brauchst, schlafe ich vielleicht ein. Wahrscheinlich würde dies wieder einen neuen Sturm der Empörung hervorrufen. Wie könnte ich es auch wagen einzuschlafen? Nicht auszudenken, wenn ich es wirklich machen würde. Also - ich werde dir von dem besten Bogenschützen erzählen, den es jemals gegeben hat. Unsere Geschichte beginnt... Kurz herrscht Ruhe, der Moment der für Johanna bleibt, um sich zu erheben und anzufangen sich fertig zu machen. Die Geschichte würde lang genug gehen, als dass sie Zeit dazu hätte und sich dann noch ins Bett zu kuscheln, einzuschlafen... Vorher würde ich schon nicht gehen, so dass jegliche Angst dahingehend umsonst wäre. ...in der Nähe von London, im Sherwood Forest. Vielleicht kennt sie sie schon, vielleicht aber auch nicht. Selbst wenn, es ist eine Geschichte, die lohnens- vor allem aber hörenswert ist, vor allem mehr als einmal.
Im Übrigen, auf meinem Gesicht hat sich wieder dieses glückliche Lächeln eingeschlichen. Seit wann? Seit die eigentlich profanen zwei Buchstaben über ihre Lippen sind.

_________________
Johanna_fugger


05. September 1462

Das Kichern und Giggeln will nicht aufhören, auch nicht als die Kleine den Klaps erhält. Immerhin ist er keine Bestrafung, wie sie ihn manchmal tatsächlich mahnend erhalten hat. Der Platz neben dem Großen auf dem Bett ist äußerst bequem. Für einen kurzen Moment setzt Johanna sich auf und streckt die Beine aus. Herrlich. Allerdings ist seine kleine Drohung nicht dazu gemacht hier lange zu verweilen, oder sich sogar gegen seine Schulter zu lehnen. Umständlich krabbelt die Krabbe also vom Bett und beginnt sich auszukleiden. Immerhin, er beginnt schon zu erzählen und rasch trifft ihn ein Blick aus den Braunen – nur um sich abzusichern ob er tatsächlich damit fortfährt. Die Strümpfe sind aus. „London?“ Angestrengt denkt die Kleine nach, aber schließlich will sie alles ganz genau wissen. „Da waren wir nicht, glaube ich.“ Nein, daran würde sie sich erinnern. Ein kleines Lächeln gilt ihm, dann taucht sie ab, um sich das Überkleid über den Kopf zu ziehen. „Versuch es auf Englisch.“ ganz überzeugt klingt sie nicht, aber sie hört es so gern, wenn er denn mal seine Muttersprache benutzt. Sie selber tritt an den Waschtisch, schiebt prüfend einen Finger in die Waschschüssel, um festzustellen ob das Wasser wirklich warm ist. Scheint zu ihrer Zufriedenheit zu sein, denn dann beginnt Johanna mit einem Balanceakt zwischen dem was nötig ist und genau das eben möglichst schnell zu erledigen. Der Vorteil wenn man sich selbst wäscht ist definitiv, dass man dabei nicht die Haut vom Gesicht schrubbt, wie Jette es gerne gut. Dann die Zähne mit faserigen Stöckchen gereinigt und zum Schluss noch die Haare geöffnet und geordnet. Fast sind sie so lang wie die der Mutter, wenn auch Johannas etwas lockiger ist.


_________________
Kelian_


Come away with me
05.09.1462


Ruhig ist meine Stimme, während ich die Geschichte entspinne. Ihrem Wunsch bin ich mit einem schlichten 'Alright' nachgekommen, was dann quasi schon die erste kleine Probe war. Ich rede langsam, versuche deutlich zu sprechen und mache immer wieder kleine Pausen zwischendurch, in denen sie nachfragen kann. Dies dauert natürlich nur so lange an, wie sie noch auf den Beinen ist. Es dauert wirklich nicht allzu lange, dass die Kleine im Bett neben mir liegt, sich angekuschelt hat. Zuerst noch an der Schulter, später den Kopf auf meiner Brust, als ob ich ein Kopfkissen bin. Ich will sie schon schelten, dass sie so niemals einschlafen wird - wie auch, mein Körper wirkt als Resonanzraum, meine Stimme rollte hindurch - doch schon die fehlenden, leisen Fragen nach manchen Wörtern deuten daraufhin, dass Madame überall einschlafen kann. Was für eine Geschichte sie hört? Natürlich die von Robin Hood, König der Diebe und des Waldes. Allerdings schaffen wir es nicht einmal bis zu seinen Heldentaten, denn trotz aller Beteuerungen, dass Johanna nicht müde ist, tut das Bett und die Wärme schließlich ihr übriges. Wie lange haben wir gebraucht? Zwanzig, dreißig Minuten insgesamt vielleicht? Egal wie, ich mache ich daran das Mädchen vorsichtig in ihr Bett zu legen, so ganz ohne mich als Kopfkissen. Ich ziehe ihr die Decke bis zum Kinn, sicherlich würde es bald zu warm werden, doch erstmal muss sie da durch. Ich betrachte sie, das kleine Mädchen was viel von ihrer Mutter hat, aber am Ende sind es die feinen Dinge, die sie unterscheiden. Ich beuge mich vor, drücke ihr einen Kuss auf die Wange mit den letzten englischen Worten für sie an diesem Abend. Sleep well, my little Archer. Ob sie noch einmal davon aufgewacht ist oder es schon zu ihrem Traum gehört, ist doch auch egal. Fakt ist, mein Gesicht zeugt von einem Glück, wie man es selten sieht. Logisch, dass sie wieder leise 'Pa' genuschelt hat. Die Anerkennung, die meine Bemühungen letztendlich dann doch hervorgerufen hat, tun gut und lindern den Schmerz ein wenig. Sie sieht so ganz anders aus als Isobel, aber sie ist ein Stück Genugtuung.
Zurück über den Gang geht es, ein letztes Mal schließt sich die Tür zu unseren Gemächern heute. Wir sind allein und würden es für den Rest der Nacht auch bleiben. So großzügig ich bin, so selten ich Dinge verbiete oder verlange, es gab klare Regeln für Johanna, was die Gemächer anbetrifft und ohne unsere Erlaubnis hat sie die unsrigen nicht zu betreten. Dies bedeutet auch, dass sie am Morgen nicht mit zu uns ins Bett hüpfen darf, wenn ihr danach ist, sondern eben nur, wenn uns danach ist. Ein Blick in den Raum zeigt mir eine schlafende Rondra mit Strickzeug in der Hand. Welch seltener Anblick. Ich verharre, beobachte auch dieses Weib einen Moment. Selten, dass ich sie so friedlich sehe und kurz huscht ein Schmunzeln über mein Gesicht. Die letzten Wochen waren anstrengend, sie war sehr anstrengend. Hat meine Nerven strapaziert, es immer wieder geschafft, dass ich aus der Haut fahre. Normalerweise bin ich es doch, der ihr den Wind aus den Segeln nimmt, weiß wie er sie zu nehmen hat, dass sie eben nicht weiter macht, sondern aufhört. Zu oft in letzter Zeit, dass wir aneinander geraten sind, dass ich mich noch zusammenreißen kann. Der ein oder andere unangebrachte Spruch muss sein, auch wenn es mir immer selbst zum Nachteil gereicht, letztendlich. Auf meinen leisen Sohlen - natürlich habe ich meine Schuhe schon lange aus - schleiche ich mich zum Weib. Am liebsten würde ich sie schlafen lassen, jedoch würde sie mir dies am Morgen nicht danken, wenn es auf dem Sessel wäre. Die Option sie hochzuheben, ist durchaus in meinem Kopf, allerdings würde sie davon recht sicher aufwachen, zumal sie eh aus dem Kleid muss. So also bleibe ich vor dem Sessel stehen, um mich herabzubeugen und sie so sanft zu wecken, wie ich es nun einmal vermag. Mit einem Kuss, angereichert durch meine durchaus bestehenden Glücksgefühle. Nachdem ich mir sicher bin, dass sie wach ist, entferne ich mich leicht, um sie zärtlich zu necken. Lass mich raten, du bist gar nicht müde, nicht wahr? Noch ein kleines bisschen... Es sind natürlich die Worte, die Johanna erst vor kurzem in diesem Raum gesagt hat. Meine Hand streicht unaufdringlich von ihrer Wange den Hals hinab über das Dekolleté zu ihrem Bauch, wo sie liegen bleibt. Nicht mehr lange. Es ist natürlich ein Ausspruch der Vorfreude, letztendlich aber auch wie zur Beruhigung gedacht, dass das Schlimmste bald für sie vorbei wäre. Sie sieht oft fürchterlich müde aus, weshalb es mir eigentlich nicht gefällt, dass ich sie wecken musste.

_________________
See the RP information <<   <   1, 2, 3, ..., 9, 10, 11, ..., 25, 26, 27   >   >>
Copyright © JDWorks, Corbeaunoir & Elissa Ka | Update notes | Support us | 2008 - 2024
Special thanks to our amazing translators : Dunpeal (EN, PT), Eriti (IT), Azureus (FI)