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Traumjagd

Chris71
Chris beugte sich im ritt etwas nach unten und griff nach seinem Schwert
hörte die Worte der alten Frau und kann nur eins erwidern auf ihre Worte.....

Entweder ihr lass das Weib nun endlich frei,dann geschieht euch nichts.Aber den Kerl will
ich auch haben ,da ich der Meinung bin ihr seit nur unverhofft in die missliche Lage
gekommen.Oder ich schick euch meinen Hund rein der weiss ganz genau wen er töten darf
und wen nicht.Aber ich kann euch auch ausräuchern
....

schrie er dann rein und stieg vom Hengst und machte schon mal vor dem Fenster damit sie
sieht das er es ernst meint ein Feuer .Nach dem rief er hinein....

nun wie habt ihr euch entschieden ? Nur eins sollt ihr wissen ,geschieht dem Weib was ,dann
seit ihr alle tod

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--Majolus
Die Ereignisse überschlugen sich plötzlich. Nachdem die Tür ins Schloß gefallen war, hörte Majolus das Knurren der Hunde und das Hufgetrappel des Pferdes, das vor die Hütte geprescht kam.

Kara dachte offenbar, die Blonde würde zu ihm gehören, merkte dann allerdings sehr schnell ihren Irrtum.

Kara
, rief Majolus, dieses Früchtchen soll ich zu meinem Herrn bringen.
Er hat gute Gründe dafür und wird mich dafür fürstlich entlohnen.
Du kennst ihn ja, nicht wahr, und weißt, was er mit Leuten macht, die nicht nach seinem Willen handeln?
Die Hälfte des Anteils sei dein, wenn du mir hilfst dieses Ärgernis vor der Tür loszuwerden.


Dann rief er laut:

Heh du Reitersmann dort draußen, du kannst uns zwar alle töten, doch vorher werde ich deinem Weib die Kehle aufschlitzen. Überlege dir also was du tust, bevor du noch weitere Dummheiten begehst.
Ich fürchte den Tod nicht, aber sie wird mich begleiten.


Majolus hatte eigentlich Besseres vor, als zu sterben, aber wenn seine Zeit gekommen sein sollte, dann wäre ihre es auch.

Doch während er sprach, bemerkte er nicht, wie sich das Mädchen vorsichtig von ihm entfernte. Dann traf ihn ein brennender Holzscheit mit voller Wucht auf der Brust.
Zum ersten Mal in seinem Leben dankte er dem Herrgott, dass er schnell schwitzte, denn sein Hemd war getränkt von Schweiß und fing kein Feuer. Doch blieb ihm für kurze Zeit die Luft weg.
Japsend versuchte er sie wieder in seine Kontrolle zu bekommen und hob den Dolch.

Bleib stehen, oder du bist fällig!

Drohend mit erhobenem Dolch ging er in ihre Richtung.
Amaalia
Ehe sie bei der Alten etwas ausrichten konnte, hatte sich der Kerl schon wieder gefangen. Ihr klopfte das Herz bis zum Hals. Sie konnte sich nicht erklären, woher ihr Mut kam, sich gegen ihn zu wehren. Nun stand er mit dem Dolch vor ihr und sie kam sich dumm vor. Sie stand mit dem Rücken zur Wand und sah, wie hinter dem Kerl etwas Stroh Feuer fing. Wenn sie nicht durch den Dolch stirbt, dann im Feuer, dessen war sie sich nun sicher. Sie hatte nichts zu verlieren, also fragte sie mit leiser, zittriger Stimme "Woher kennt ihr mich und wer ist euer Herr? Warum lässt er nach mir suchen?"
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--Majolus
Majolus starrte sie an, als sie ihm die Frage stellte, wer sein Herr sei und warum er sie suche.

Das weißt du nicht? Willst du mich für dumm verkaufen oder bist du von Sinnen?
Du müsstest doch am besten wissen, warum er dich sucht, nachdem was du getan hast. Dafür sollte man dich eig.....

Abrupt hielt er inne, denn das Feuer im Stroh griff schnell um sich.

Verdammt, was hast du getan? Du wirst uns noch alle umbringen, schrie er, und bemerkte, wie komisch das in Anbetracht der Gesamtsituation klang.

Komm Kara, wie müssen hier raus, bevor die ganze Hütte in Flammen steht.
Das Messer in der rechten Hand zog er Amaalia mit dem linken Arm an sein schweißnasses Hemd und setzte ihr das Messer an die Kehle.

Schnell mach die Tür auf, Kara. Er wird uns nichts tun, wenn er sie so sieht.
Amaalia
Er starrte sie an und Lia starrte zurück. Sie war genau so fassungslos wie der Kerl. Wie ist das möglich? Schoss es ihr durch den Kopf.
Das muss eine Verwechslung sein, ein Missverständnis, ganz gewiss doch sie war sicher, dass es das nicht war. Immerhin kannte der Kerl den Namen aus ihrem Traum. Ihren Namen? Ja, es war ihr Name. Sie war sich plötzlich ganz sicher.

Das Feuer breitete sich immer schneller aus und begann bereits einen kleinen Tisch mit Schemel zu umzüngeln. Auch die hintere Wand hatte Feuer gefangen. Es würde nicht mehr lange dauern und das Strohdach fing Feuer.

Da traf sie innerlich eine Erkenntnis mit voller Wucht, als hätte man ihr einen Felsbrocken entgegengeschleudert. Vor ihrem inneren Auge sah sie Feuer und einen Mann, der leblos auf dem Boden lag. Sie erkannte dessen Gesicht nicht. Dann war da noch ein Mann, der auf sie zukam. Sie konnte ihm direkt in das hasserfüllte Gesicht blicken und erkannte ihn. Es war der selbe stinkende Kerl, der sie nun hart am Arm packte und ihr sein Messer an den Hals setzte. Plötzlich wusste sie, wieso ihr sein Gestank solch große Übelkeit verursachte, denn es erinnerte sie an etwas...

Die Luft wurde dick, wegen des Rauches musste sie husten. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, dabei brannten ihr noch so viele Fragen unter den Nägeln. Sie hoffte nur noch, die Alte würde endlich die verdammte Tür aufmachen.
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Chris71
Chris bemerkt daß ,das Haus feuer fängt dann nimmt er seine Streitaxt und schlägt das
Fenster ein ,nach dem er das getan hat schickt er seinen Wolfshund durchs Fenster um Lia
zu retten und die anderen zu beissen ,zerkratzen wie ihm beliebt.

Nun gut dann komm raus und stell dich wie ein richtiger Mann es tut und
versteck dich nicht hinter einem alten Weib,du Feigling

Ruft er hinein durchs Fenster.er hört nur noch wie sein Hund da drinnen Randale macht
und einige Schreie durchs Fenster ertönen.Aber dann zog sein Hund Lia aus der Hütte die
schon lichter los brennt
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--Majolus
Ein Fenster klirrte und gab dem Feuer noch mehr Sauerstoff.
Das Feuer nahm es zum Anlass, um noch kräftiger aufzulodern.

Majolus war kurz abgelenkt, denn seine Haare im Nacken fingen an, sich von der Hitze zu kräuseln.
Plötzlich war etwas neben ihm und ein wilder Schmerz zog durch sein Bein. Er wußte zwar nicht, wie der Hund so schnell in die Hütte gekommen war, doch der Biss war schmerzhaft real.
Er nahm sein Messer und stach nach unten.
Der Hund jaulte nach seinem Treffer laut auf und bewegte sich hinter ihn, wodurch Majolus sein Gleichgewicht, verlor und rücklings in das brennende Stroh fiel.

Dieser Feuersbrunst konnte selbst das nassgeschwitzte Hemd nicht standhalten.

Majolus schrie vor Schmerz, denn er brannte bereits lichterloh.

Du dreckige Hure! Wir werden uns in der Hölle wiedersehen. Ich hoffe dein Vater wird in seinem Loch genauso elend verrecken, wie ich es tue.

Dann warf er sich vor Schmerzen schreiend zu Boden und versuchte sich über den Boden zu rollen, um das Feuer zu löschen.
Doch das Feuer fraß sich unerbittlich weiter in seinen Körper und schließlich war Majolus stumm.
Amaalia
Das Fenster zerbarst, doch der Rauch war zu dicht, um etwas zu erkennen. Sie hörte Schreie und ein Hundejaulen, ihr gefror das Blut in den Adern bei diesen Geräuschen. Sie drückte sich ganz nah an die Wand, die noch nicht Feuer gefangen hatte, nahe am Boden, wo der Rauch noch nicht zu dicht war und tastete nach der Tür, um sie zu entriegeln. Mit letzter Kraft schaffte sie es und konnte die Türe noch einen Spalt breit aufdrücken, doch war sie nun nicht mehr in der Lage, aufzustehen und nach draußen zu gehen oder auch nur zu kriechen.
Der Saum ihres Kleides fing bereits Feuer. Mit einem Mal wurde ihr schwarz vor Augen. Sie bemerkte nur noch, wie sie etwas am Boden entlang zerrte, durch die Tür, hinaus ins Freie. Dann verlor sie das Bewusstsein.
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Zahnlose_alte
Die Alte kreischte laut auf, rannte zur Hintertür, hinter ihr stürzten schon die ersten Balken vom Dach ins Innere der Hütte. Hustend öffnete sie die kleine schmale Hintertür, rannte so schnell sie konnte ins Freie und humpelte in den Wald.
Glücklicherweise übertönte das Krachen des Feuers ihr lautes Husten. Ihre beiden Hunde waren dicht hinter ihr.
Chris71
Chris sieht wie King, Lia ins freie mit seiner letzten Kraft nach draussen zerrt.Er steigt vom Pferd und lobt seinen treuersten Gefährten und wuchtete dann Lea und King aufs Pferd und er selbst führte sie von diesem Ort .
Als sie sicher woanders angekommen sind versorgte er Lia`s Blessuren und dann die Stichwunde seines Hundes .
Dann musste er erst mal tief Luft holen und das ganze erst mal verdauen denn er wäre schluß endlich bis zum äußersten gegangen
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Amaalia
Sie war wie gefangen in einem wilden Traum. Um sie herum nichts als Feuer. Sie trug ein rotes Kleid, es bestand ebenfalls aus Feuer, doch es verbrannte ihre Haut nicht. Mit Schrecken sah sie, dass ihre Hände rot waren. Blut. Ein Mann kam auf sie zu. Ihm schien das Feuer nichts auszumachen, denn seine Kleidung brannte nicht, doch er hinkte und hielt sich die Seite. Plötzlich hielt sie einen geschmiedeten Kerzenständer in der Hand. Sie bewegte sich wie von selbst, als hätte der Gegenstand kein Gewicht. Sie holte weit aus und versetzte dem Mann mit all ihrer Kraft einen Schlag gegen den Kopf. In seinem Blick lag Entsetzen, Wut und Überraschung, als er zurücktaumelte und von den Flammen verschlungen wurde. Sie konnte nur noch seine Schreie hören.

Schweißgebadet wachte sie völlig orientierungslos auf. Sie lag in einem großen, weichen Bett in einem großzügigen Raum. Dann erinnerte sie sich wieder, dass sie zu Chris’ Wohnsitz in Augsburg gereist waren. Weit genug weg, um die brennende Hütte bei Regensburg weit hinter sich zu lassen.
Sie wollte sich aufsetzen, doch ihr Körper rebellierte. Übelkeit und Schmerzen zwangen sie, sich erst einmal wieder hinzulegen. Sie versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. So langsam dämmerte es in ihrem schmerzenden Kopf. Sie konnte sich an den stinkenden Kerl erinnern und dass er ihr seinen Dolch in die Seite gedrückt hatte. Sie tastete mit der Hand die Stelle ab und verzog das Gesicht. Es tat weh, denn er hatte das Messer fest genug in ihre Haut gedrückt, um sie etwas zu verletzen. Nichts Schlimmes. Aber immerhin.
Viel schlimmer war das Gefühl in ihren Beinen. Es spannte, zog und brannte. Sie setzte sich nun doch endlich auf und schlug die Decke zur Seite. Sie trug nur ein weißes Unterkleid. Ihre Kleider waren wohl hinüber. Langsam zog sie das Kleid an den Beinen nach oben und stellte fest, dass an beiden ein kleiner Verband angelegt war. Chris schien sich mit Verletzungen auszukennen, immerhin hatte er sie gut versorgt. Erleichtert stellte sie fest, dass sich die Fläche der Verbrennungen in Grenzen hielt. Auch das könnte schlimmer sein.

Alles in allem war sie wohl mit einem blauen Auge davongekommen- Anders als der Kerl und die zahnlose Alte. Sie waren offenbar in dem Feuer umgekommen. Noch immer konnte sie das Kreischen der Alten und die Schreie des Kerls hören. Es verursachte Gänsehaut und Übelkeit. „Du dreckige Hure! Wir werden uns in der Hölle wiedersehen. Ich hoffe dein Vater wird in seinem Loch genauso elend verrecken, wie ich es tue." Was hat er nur damit gemeint? Was hatte das alles zu bedeuten? Kraftlos ließ sie sich wieder in das weiche Kissen zurücksinken. Die Ungewissheit machte sie verrückt. Bislang hatte sie nur den Wunsch zu wissen, was in ihrer Vergangenheit geschah- woher sie kam, wer sie war und warum sie war wie sie war. Doch nun wuchs in ihr das Verlangen, es endlich herausfinden zu müssen.
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Amaalia


Das Mädchen fuhr erschrocken auf. In der Ferne konnte sie Hufgetrappel hören. Im Bruchteil von einer Sekunde war sie hellwach und sprang auf. Sie hat Angst. Was, wenn das Räuber waren? Das Hufgetrappel kam näher. Sie hatte nicht mehr viel Zeit. Ihr Pferd ließ sie stehen und sie rannte tiefer in den Wald hinein, weit weg von dem Weg. Schließlich erreichte sie einen dicken, umgestürzten Baum, dahinter kauerte sie sich in den feuchten Boden und wartete ab. Die Geräusche der Reiter waren nun ganz nahe. Dann verstummten sie plötzlich und sie konnte Stimmen hören. Worüber gesprochen wurde, verstand sie nicht und sie war zu ängstlich, sich aus ihrem Versteck zu wagen. Die Stimmen kamen näher. Die Männer schienen nun zu Fuß unterwegs zu sein und bewegten sich direkt auf sie zu. Entsetzt stellte sie fest, dass wohl auch Hunde dabei waren und so dauerte es nicht lange, bis ein großer, sabbernder Hund vor ihr stand und Laut gab. Amaalia erkannte ihn sofort und ihr fiel ein Stein vom Herzen. Es war einer der Hunde ihres Vaters. „Hier drüben!“ hörte sie einen der Männer rufen und dann stand sie zögerlich auf. Sie war völlig verdreckt und nass und schämte sich dafür. Sie stand da wie ein Häufchen Elend und konnte nur zu Boden blicken. Ulrich von Kohlscheid rannte mit großen Schritten zu seiner jüngsten, kniete sich vor sie hin und nahm sie in die Arme „Tu so etwas nie wieder!“ sagte er versucht streng, doch es schwangen Erleichterung und Güte in seiner Stimme. „Oh Vater, verzeih mir! Ich fühle mich so schrecklich. Ich musste einfach fort... die Mutter...“ „Sei ruhig, Kind. Ich weiß es ja.“ Sagte er leise, dann stand er auf und trug das völlig durchgefrorene und erschöpfte Kind zu den Pferden. Er half ihr auf ihr Pferd und legte seinen Umhang um sie. Dann ritten sie los.

Bei der Burg angekommen, stand die Mutter schon wartend am Eingang. Ihr Gesichtsausdruck war wie versteinert. Er zeugte von Wut, Enttäuschung und Zorn. Amaalia trat an sie heran, wagte es aber nicht, ihr in die Augen zu sehen. Sie stammelte leise „Mutter, ich...“ Da holte Mechthild aus, schlug dem Mädchen mit all ihrer Kraft ins Gesicht und sprach „Du wirst deine Strafe dafür bekommen. Ich werde dich ab nun lehren, was es heißt, ungehorsam zu sein.“ Dann drehte sie sich um und schritt davon.
Dicke Tränen kullerten über die nun heiße Wange. Amaalia weinte leise und wagte es nicht, einen Ton von sich zu geben. Die Amme kam und nahm sie mit in den Raum mit dem Zuber. Dort wurde sie entkleidet, gewaschen und bekam ein frisches, einfaches Kleid angezogen. Danach reichte ihr die Amme ein Kanten Brot mit einem Stück Käse „Iss das, schnell! Deine Mutter hat aufgetragen, dich ohne Essen in die leere Kammer einer Dienstmagd zu bringen. Aber du musst ja halb verhungert sein, immerhin bist du schon seit gestern Mittag verschwunden.“ Sie streichelt dem Mädchen mitleidig über den Kopf. Amaalia merkte jetzt erst, wie hungrig sie war. Sie aß schnell und als sie gerade fertig war, kam auch schon die Mutter. Sie führte sie zu einer kleinen, dunklen Kammer. Sie stand schon eine Weile leer, seit das Dienstmädchen entlassen wurde. Der Raum war gerade einmal groß genug für ein Bett und, dass man neben dem Bett noch stehen konnte. Das Fenster glich einer Schießscharte und lag so hoch, dass Amaalia nicht hinaussehen konnte. Auf einem kleinen Schemel stand ein Kerzenhalter mit einer Talgkerze. Ohne ein weiteres Wort drehte sich Mechthild um und verließ das Zimmer. Die Tür wurde zugeschlagen und Amaalia hörte, wie sie zugesperrt wurde. Dann hörte sie, wie sich die Schritte der Mutter entfernten.

Traurig setzte sich das Mädchen auf das schmale Bett. Die Stroh gestopfte Matratze war uneben, löchrig und müffelte. Sie hätten sie genau so gut in den Kerker sperren können, aber vermutlich hatte sie das verdient. Zuerst bereute sie, dass sie davongelaufen war. Doch dann erwachte der Trotzkopf in ihr wieder und sie wünschte sich, noch einmal die Gelegenheit zu kriegen, um dann noch weiter wegzureiten, bis sie niemand mehr finden konnte. Sie hatte eine Riesenwut im Bauch, verfluchte die Mutter und wünschte sich, sie wäre als Junge geboren worden. Dann würde Mechthild sie vielleicht lieben, sie wahrnehmen, wäre stolz auf sie. Doch so stand sie immer im Schatten ihrer beider älteren Schwestern. Sie waren in den Augen der Mutter perfekt. Sie waren tugendhaft, gehorsam, still und fügten sich in alles, was ihnen auferlegt wurde. Lediglich Margarethe rebellierte einmal am Tag ihrer Verlobung. Doch das war längst verziehen.

Amaalia fragte sich, ob sie jemals dem Wunsch ihrer Mutter Genüge tragen wird können. Unter Tränen und dunklen Gedanken schlief sie dann endlich ein. Sie träumte wirr und wälzte sich im Bett umher. Wie lange sie schlief, konnte sie nicht sagen. Sie erwachte, als die Tür aufgeschlossen wurde und die Amme hereinkam. Sie brachte ihr einen Teller Getreidebrei und einen Krug mit Wasser. „Ich darf eigentlich nicht mit dir sprechen. Die Burgherrin hat es verboten. Oh mein liebes Kind! So überdenke doch dein Verhalten und sieh zu, dass du dich dem fügst, was deine Mutter von dir verlangt. Ich habe gehört, wie sie mit deinem Vater stritt. Sie möchte dir den Unterricht verbieten, doch dein Vater hat eine letzte Chance für dich herausgeschlagen“ Bereits im Gehen inbegriffen fügte sie hinzu „Sie wird später zu dir kommen. Überlege dir gut, wie du dich verhalten willst.“ Dann wurde die Tür wieder geschlossen und zugesperrt.

Das Kind rührte lustlos in seinem Brei herum. Sie fühlte sich, als hätte sie brennende Steine im Magen und brachte gerade einmal drei Löffel hinunter, da hörte sie wieder leise Schritte und das Klirren der Schlüssel. In der Tür stand dann ihre Mutter. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich kaum verändert. Sie betrachtete ihre Tochter, als wäre sie ein ekliges Krabbeltier. Amaalia fühlte sich klein und hilflos und traute sich nicht, zu sprechen. Dann bemerkte sie erst die Weidenrute in der Hand ihrer Mutter. Sie wird doch nicht? Die Augen des Kindes füllten sich mit Tränen und sie schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. Wo war Vater nur? Er würde das nicht zulassen. Als könnte Mechthild ihre Gedanken lesen, sagte sie mit schneidender Stimme „Dein Vater ist nicht auf der Burg. Ich bin mit ihm übereingekommen, dass ich dich bestrafen werde, dir Manieren beibringe und du dafür weiterhin Unterricht von diesem Pater bekommen darfst. Wenn du dich noch einmal widersetzt und auch nur einmal deine Stimme erhebst oder ungefragt nach draußen gehst, dann verbiete ich dir diesen unsinnigen Unterricht ebenso."
Dem Kind liefen die Tränen die Wangen hinunter. Die Mutter sah nicht aus, als würde sie sich erweichen lassen. Sie würde ihr alles nehmen, woran ihr etwas lag. Dann kam Mechthild in den Raum und deutete Amaalia, sie solle die Hände ausstrecken und umdrehen. Das Mädchen kannte das schon. Es war eine typische Strafe, wenn sie ungehorsam war. Doch diesmal schlug ihre Mutter noch fester zu und es schien schier endlos zu dauern. Sie wagte nicht, laut zu schluchzen, aus Angst, die Mutter könnte dann noch zorniger werden. Als sie endlich von ihr abließ, ging sie zur Tür und drehte sich noch einmal zu Amaalia um. „Glaub nicht, dass das schon alles war“ waren ihre Worte, dann ging sie.

Das Mädchen durchlebte eine ganze Woche lang die gleiche Prozedur. Die Amme kam zweimal am Tag, um ihr zu Essen zu bringen und sie zum Abort gehen zu lassen. Ansonsten musste sie in der dunklen Kammer bleiben. Die Mutter kam täglich, um ihr eine Lektion zu erteilen, wie sie sagte. Am Ende war der Wille des Kindes gebrochen. So schien es zumindest äußerlich. Die Strafe war zu viel für die Kinderseele und so nahm sich Amaalia vor, alles daran zu setzen, die Mutter zufrieden zu stellen.

Amaalia durfte die Kammer wieder verlassen und in ihr Zimmer gehen. Doch ansonsten änderte sich wenig an ihrer Situation. Ihr war es verboten, das Zimmer alleine zu verlassen. Sie nahm an den gemeinsamen Essen in der Halle teil und wurde von der Mutter weiterhin in den für sie wichtigen Dingen unterrichtet. Der Hauslehrer kam etwa alle zwei Wochen auf die Burg. Sie hangelte sich sozusagen von Mal zu Mal, ansonsten wäre sie völlig untergegangen.

Mechthild war zufrieden mit sich. Sie hatte es offenbar geschafft, das rebellische Kind in den Griff zu bekommen. Und so zogen die Wochen und Monate dahin und Amaalia entwickelte sich äußerlich endlich zu einer Jungen Dame. Sie ging aufrecht, bewegte sich wie eine Dame, rannte nicht mehr wild die Treppen auf und ab und war stets ruhig. Amaalia versuchte alles, um der Mutter zu gefallen und es schien zu klappen. Sie konnte sich wieder kleine Freiheiten erobern, war aber stets niedergeschlagen, traurig und übervorsichtig.

Dann wurde Mechthild krank. Sie fühlte sich immerzu unwohl, war matt und musste sich oft übergeben. Zu beginn wollte keiner an das Wunder glauben, welches geschehen war. Bald schon war es aber offensichtlich: Sie war wieder schwanger, in einem Alter, in dem Frauen nicht mehr schwanger werden sollten. Sie hütete oft das Bett und fühlte sich nicht in der Lage, aufzustehen. Amaalia war das Recht, entkam sie so immerhin dem harten Griff der Mutter.

Dann war die Zeit gekommen. Die Wehen setzten ein und die Hebamme wurde auf die Burg geholt. Der Burgherr war aufgeregt. Für ihn ging es darum, endlich einen männlichen Erben im Arm zu halten. Bange Stunden des Wartens folgten, dann trat eine Magd aus dem Zimmer und schaute schüchtern zu Boden. Der Burgherr fragte sie „Was ist? Wie geht es meiner Frau? Was ist mit dem Kind?“ Die Magd stammelte vor sich hin, man konnte sie kaum hören. „Sag das nochmal, sieh mich an und sprich lauter!“ Befahl der Mann und sie sagte mit zitternder Stimme „Eure Frau hat einen Sohn zur Welt gebracht. Doch sie hat sehr viel Blut verloren und wird immer schwächer. Die Hebamme tut alles in ihrer Macht stehende, ihr zu helfen. Doch es wäre sinnvoll, wenn ihr einen Priester kommen lassen würdet." Ein vertrauter des Vaters hörte dies und eilte davon. Ulrich von Kohlscheid schob die Magd unsanft zur Seite und ging in das Zimmer seiner Frau. Amaalia folgte ihm zögerlich. Im Zimmer roch es nach Kräutern, welche die Hebamme angezündet hatte, um den Raum auszuräuchern. Es war dunkel, bis auf ein paar wenige Kerzen am Bett gab es keine Lichtquellen. Eine Amme versorgte den brüllenden Säugling. Ulrich von Kohlscheid stand ungläubig am Bett seiner Frau. Diese streckte kraftlos den Arm aus. Es war vielmehr ein Fingerzeig, den er aber verstand. Er kniete sich an ihr Bett und hielt ihre Hand. Amaalia stand wie angewurzelt an der Türe. Ihr Vater weinte bittere Tränen um seine Frau. Sie lächelte sanft und all der Zorn und die Anspannung, die sie sonst umtrieben, schienen gewichen. „Ich hab dir einen Sohn geschenkt. Vergiss das nie!“ „Sprich nicht so! Du wirst wieder zu Kräften kommen, Mechthild“ Seine Stimme war gebrochen, der kräftige Körper sackte in sich zusammen. Dann wurde Amaalia an der Schulter gepackt. Sie drehte sich erschrocken um. Ein Pfarrer stand an der Tür „Du solltest nach draußen gehen und für deine Mutter beten.“ Er sah sie streng an und schob sie hinaus. Dann wurde die Tür geschlossen. Amaalia rutschte an der Wand entlang langsam zu Boden. Dort saß sie mit angezogenen Beinen und weinte. Sie versuchte zu beten, doch ihre Stimme versagte immer wieder. Sie schluchzte und bekam kaum Luft. Die Augen waren blind vor Tränen.

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Ulrich von Kohlscheid hatte keine Zeit zu trauern. Aus politischen Gründen erwies es sich für empfehlenswert, die fünfte Tochter eines Grafen zu ehelichen- Brigitta von Falkenhorst. Es gab kein Fest. Die Braut wurde lediglich auf die Burg geholt und das Brautgeld bezahlt.

Die neue Burgherrin war kaum älter als Margarethe. Und sie machte keinen Hehl daraus, dass sie die Kinder ihres Mannes verabscheute. Auf Amaalia war sie eifersüchtig, doch der kleine Jakob wurde von ihr regelrecht gehasst. Immerhin war er der rechtmäßige Erbe und selbst wenn sie Söhne bekommen sollte, würde das nichts daran ändern.

Amaalias Alltag war trist. Auf der Burg war die Stimmung gedrückt, denn der Burgherr war unglücklich, trank zu viel und suchte jede Gelegenheit, die Burg verlassen zu können. Er nahm seine Tochter nicht mehr mit zum Ausreiten und er ging auch nicht mehr mit seinem Falken auf die Jagd. Es war, als würde er sich alles verbieten, was ihm das Herz erleichtern könnte.

Die einzige Abwechslung, die der Alltag dem Mädchen bot, waren die Tage, an denen Pater Berthram zum Unterricht auf die Burg kam. Dann konnte sie in eine andere Welt entfliehen, sich den Geschichten des vielgereisten Mannes hingeben und für ein paar Stunden die Trauer auf der Burg vergessen.
An einem kalten und windigen Novembermorgen schenkte Pater Berthram dem Kind etwas. Amaalia hielt das Geschenk ungläubig in den Händen und traute sich nicht, das lindgrüne Linnen zu öffnen. „Nun macht es schon auf, es wird euch gefallen“ lachte der geistliche freundschaftlich. Dann zog sie die Schleife auf und schlug das Linnen zurück. Sie hielt ein Buch in der Hand.
Es handelte sich um ein kleines, aber kostbares Büchlein. In den ledernen Einband war eine Lilie geprägt und an der Seite war das Buch mit zwei Lederbändern zugebunden. Sie legte die Bücher vor sich auf den Tisch und öffnete das kleine Büchlein. Die Seiten waren leer. Nur auf der ersten Seite stand in der markanten Schrift des Lehrers:

„Für Amaalia Henrietta von Kohlscheid.
Möget ihr für immer das wissbegierige und fantasievolle Mädchen bleiben, das ihr heute seid.

In ewiger Verbundenheit, euer treuer Lehrer
Pater Berthram von Munden“

Amaalias Lächeln schwand aus ihrem Gesicht. Auf einmal war ihr klar, was sie vor sich liegen hatte. Niemand würde einem kleinen Mädchen einfach so ein solch teures Geschenk machen. Sie starrte das Buch vor sich an und kämpfte mit den Tränen. Dann sah sie den Pater an, der ihr gegenüber am Tisch saß. „Warum Pater Berthram? Warum verlasst ihr mich? Ich wollte doch noch so viel von euch lernen.“ Der Pater lächelte gütig, wie er es meistens zu tun pflegte „Ich wurde nach Florenz berufen und muss schon morgen dorthin reisen. Ich habe mich bereits verspätet, weil ich mich von euch verabschieden wollte. Ihr wart mir all die Jahre meine liebste Schülerin, neben all den hohlen Tölpeln, die ich leidlich lesen und schreiben lehrte. Ihr wisst genug, um euch nun weiteres Wissen aus Büchern anzueignen.“ Er bedachte Amaalia mit einem väterlichen Lächeln „Das kleine Buch widme ich eurer Fantasie. Es ist eine Arbeit aus Florenz, wo ich alsbald leben und wirken werde.“ Er zeigte dabei auf die Lilie, die auch im Wappen der Stadt Florenz zu erkennen war. Amaalia hatte das unlängst von ihm gelernt. „Füllt es mit Dingen, die es Wert sind“


Der Traum wurde wirr und vermischte sich mit unwirklichen Dingen. Sie sah sich vor der Burg des Vaters stehen. Burg Wasserstein brannte. Menschen rannten davon, schrien um ihr Leben, waren in Panik, ein Ochse zog einen brennenden Karren hinter sich her, haarscharf an Amaalia vorbei. Doch sie stand da wie angewurzelt und sah zu, wie das Feuer die Burg verschlang. Es sah aus, als würden die Mauern in der großen Hitze dahinschmelzen wie Eis. Bald befand sich vor ihr eine weite, verbrannte Ebene. Sie näherte sich einer anderen Burg, aber ohne sich zu bewegen. Es schien, als würde sie auf einem Karren stehen, der eigentlich nicht da war und von Geisterhand gezogen wurde. Sie hörte mehrere Stimmen: „Lauf!“ „Gehe in die andere Richtung!“ „Du kannst sie nicht retten!“ „Dein Vater ist ein Verräter.“ „Du wirst deine Familie nie wieder sehen.“ „Sei froh, dass du am Leben bleibst“ „Es hätte dich schlimmer treffen können“ Doch die letzte Stimme versetzte sie in Panik „Lauuuuf! LIA LAUUUF!“ Und sie lief....

Sie schrak aus dem Traum auf, atmete schnell, ihre Kleidung war völlig durchgeschwitzt, ihr Gesicht tränennass. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie musste raus hier, zog das neue Kleid an, das Chris ihr gegeben hatte und ging auf etwas wackeligen Füßen hinaus.
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Amaalia
Freising. Es war geschafft, endlich war sie wieder einmal zu Hause angelangt. Aber so richtig wie zu Hause fühlte es sich nicht an. Es war einfach ein Ort, an dem sie sich wohl fühlte. Aber das tat sie an manchen Orten. Auf der kurzen Reise hatte sie festgestellt, dass immer noch Regensburg das Dorf war, welches sie als Heimat bezeichnen würde. Dort hin zurück ziehen wird sie nicht. Aber ein Gefühl der Verbundenheit bleibt.
Auch mit Freising verband sie etwas. Nein. Wegziehen wollte sie nicht. Sie würde ohnehin nie lange genug an einem Ort verweilen, als das es einen Unterschied machen konnte, wo sich ihr Grundbesitz befand. Nun war sie gespannt, wer wohl zuerst die derzeit häufigst Frage aller Fragen stellen würde, die sie wie immer mit einem klaren Nein beantworten würde.

Nach vielen tristen Tagen in leeren Wirtshäusern gelangten sie gestern nach München. Nach langer Zeit erlebte sie einmal wieder einen völlig ausgelassenen Abend in einem bis auf den letzten Platz gefüllten Wirtshaus. Die Stimmung war feucht-fröhlich und konnte an den Glanz früherer Tage erinnern. So kam es, dass sie zwar den Weg nach Freising geschafft hatte, aber nun zu keiner Arbeit in der Lage war. Selbst frühstücken konnte sie nicht. Allein der Gedanke an Brot sorgte für ein flaues Gefühl im Magen. Also verschob sie Frühstück und Arbeit auf später und machte sich auf den Weg zu Annas Haus.

Das Grundstück wirkte bereits sehr aufgeräumt. Hier wurde schon gute Arbeit geleistet. Doch es konnte nicht darüber hinwegtäuschen, welches Unglück passiert war. Arme Anna dachte Lia bei sich. Wann wirst du wohl je zur Ruhe kommen können...? Sie Stand an der Grundstücksgrenze und sah sich um, in der Hoffnung, die beiden Katzen zu entdecken. Doch so einfach wird es wohl nicht werden, denn Chris' Hund stand neben ihr. Seitdem sie in Regensburg beinahe entführt wurde wich er nicht mehr von ihrer Seite, was sie sehr beruhigte. "Platz. Bleib!" befahl sie ihm und er gehorchte ihr, legte sich hin und bewegte sich nicht von der Stelle.

Sie ging auf das Grundstück und begann, es abzusuchen. Irgendwo mussten Mizu und Schnicki ihren Schlafplatz haben. Sie fand Mizu im zerstörten Haus. Ihr Bauch war schon sehr dick. Es konnte nicht mehr lange dauern und sie bekam ihre Jungen. Lia ging in die Hocke, um die Katze zu streicheln. Sie schnurrte genüsslich. "Na, wo ist Schnichschnack?" fragte sie die Katze, als würde sie antworten können. Aus ihrer Tasche nahm sie ein paar Fleischbröckchen, die sie für die Katzen mitgebracht hatte, legte sie hin und wartete ab. Mizu fraß, doch ehe sie alles verputzen konnte, kam auch der Kater. Er miaute vorwurfsvoll und machte sich dann auch über die willkommene Malzeit her. "Anna schrieb, ich soll euch nach Linz bringen" sagte sie mehr zu sich, als zu den beiden. Es war noch früh am Morgen. Sie würde wieder kurz vor der Abreise kommen, in der Hoffnung, die beiden wären dann noch da und ließen sich mitnehmen. Dann streichelte sie beide Katzen noch einmal kurz. Sie sahen satt aus und räkelten sich faul im trockenen Stroh.
Sie verließ das Grundstück und ging mit King Richtung Wirtshaus.

In “tol Galen´s Rose“ kehrte sie ein. Hier gelang es ihr immerhin endlich, ein paar Bissen trockenes Brot zu sich zu nehmen. Der Ort war noch sehr ruhig und so nutzte sie die Zeit, sich mit ihrem Buch zu beschäftigen. Beinahe zärtlich fuhr sie mit dem Zeigefinger die eingeprägte Lilie auf dem Leder nach und schlug das Buch dann auf.
Es gab dieses Mal vieles, das sie dazuschreiben wollte, also blätterte sie zur nächsten freien Seite und schrieb:

Zitat:
Majolus
Wer sucht mich? Was hab ich getan? Wo ist mein Vater?


Majolus, so hatte die Alte den stinkenden Kerl genannt. Amaalia schloss die Augen und konnte ihn plötzlich wieder vor sich sehen, mit gezücktem Dolch. Sie hörte sein Rufen „Wir werden uns in der Hölle wiedersehen. Ich hoffe dein Vater wird in seinem Loch genauso elend verrecken, wie ich es tue.“ Sie öffnete die Augen und schüttelte den Kopf, um die Gedanken wieder loszuwerden. Es gelang ihr, denn eine andere Erinnerung beanspruchte ihre Aufmerksamkeit. Sie schlug die erste Seite des Buches auf, auf der Amaalia Herietta stand.
Sie betrachtete diese Seite lange, als könne sie dem Pergament auf diese Weise sein Geheimnis entlocken. Doch die weg gekratzten Buchstaben wollten nicht erscheinen. Also nahm sie Feder und Tinte zur Hand und begann zögerlich zu schreiben. Sie versuchte sich die Worte aus ihrem Unterbewusstsein ins Gedächtnis zu rufen, schloss die Augen und vertraute auf ihre Hand, die zögerlich die Worte ergänzte. Sie öffnete die Augen wieder und las erstaunt:

Zitat:
„Für Amaalia Henrietta
möget ihr für immer das wissbegierige und fantasievolle Mädchen bleiben, das ihr heute seid.

In ewiger Verbundenheit, euer treuer Lehrer
Pater Berthram von Munden“


Zum ersten Mal seitdem sie ihr Gedächtnis verloren hatte, kannte sie einen konkreten Namen. Pater Berthram von Munden. Wenn sie ihn ausfindig machen könnte, wäre es sicher ein leichtes, mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren und herauszufinden, wer sie suchte und warum. Sie befand sich offensichtlich in Gefahr, das war ihr bewusst, seitdem Majolus sie entführen wollte. Aber sie wollte sich nicht verstecken.
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Amaalia


Brigitta von Falkenhorst war eine wunderschöne junge Frau. Sie bewegte sich anmutig und jeder auf der Burg war wie gebannt von ihr, wenn sie vorbeikam. Rote Locken umrahmten ein engelsgleiches Gesicht. Ihre weiße Haut wirkte, als wäre sie aus Porzellan. Doch wer in ihre grünen Augen blickte, wusste in ihr loderte es: Missgunst, Eifersucht und Neid trieben sie unentwegt um. Ihre Schönheit konnte nicht lange darüber hinwegtäuschen, was für ein Luder sie war. Sie nutzte die Abwesenheit ihres Mannes, um Feste auf der Burg zu feiern. Sie lud sich allerlei zwielichtige Gesellschaften ein und schmiedete mit ihnen Pläne und Intrigen. Es war allen ein Rätsel, warum Ulrich von Kohlscheid nicht einschritt, obwohl er davon wissen musste. Überhaupt wusste niemand auf der Burg, wo er sich immer herumtrieb und wieso ihm das alles so egal war. Wenn er da war, verbrachte er die meiste Zeit bei seinem durchtriebenem Weib oder huldigte dem Wein. Beobachter konnten nur ahnen, was Brigitta ihm einflüsterte, denn er begann, sich in politische Angelegenheiten einzumischen, was früher nie seine Art war.

Auch Amaalia bekam am Rande mit, was Brigitta trieb. Doch sie war zu jung, naiv und unwissend, um sich der Tragweite bewusst zu sein. Mittlerweile war sie Elf Jahre als. Ihr kleiner Bruder Jakob hatte gerade laufen gelernt und war ein Jahr alt geworden. Lia sah es als ihre Aufgabe, sich um ihn zu kümmern. Sie spielte mit ihm, brachte ihm neue Worte bei und sorgte dafür, dass seine Amme sich richtig um ihn kümmerte. Ihre eigene Amme nahm mittlerweile die Rolle einer alten, freundschaftlichen Beraterin ein. Amaalia war zu alt, um sich noch von einer Amme betüddeln zu lassen. Doch sie brauchte jemanden, der sie führte und ihr Mut zusprach. Sie war ihr eine bessere Mutter, als es die neue Frau ihres Vater je sein könnte. Manchmal nannte Amaalia sie liebevoll „mein Großmütterchen“.

Das Leben auf der Burg hatte sich auch für Amaalia schlagartig geändert. Niemand machte ihr mehr Vorschriften. Sie ritt aus, vertrieb sich die Zeit bei den Pferden, schrieb Geschichten und las Bücher. Brigitta kam ihrer Aufgabe, Amaalia zu einer Dame zu erziehen, nur sehr selten nach. Das Kind hätte nun all diese Freiheiten genießen können, doch sie sorgte sich um ihren Vater. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst und sie wagte es nicht, ihn darauf anzusprechen. Zu groß war der Schmerz und die Furcht, ihn noch trauriger sehen zu müssen. Also bemühte sie sich, „artig“ zu sein und verinnerlichte die Worte der Mutter „Keuschheit, Schamhaftigkeit, Schweigsamkeit und Demut”. Sie wollte dem Vater keine Schande bereiten.

Eines Tages, als das Mädchen wieder einmal verzagte und dabei war, sich in den Schlaf zu weinen, trat Martha an ihr Bett, um sie zu trösten. Dies geschah seit dem Tod der Mutter immer häufiger und das Kind war kaum zu beruhigen. Sie wurde innerlich schier zerfressen von Selbstvorwürfen und Zukunftsangst. Manchmal gab sie sich die Schuld am Tod der Mutter. „Oh wäre ich doch nur ein Junge gewesen, sie hätte kein weiteres Kind mehr bekommen müssen und wäre noch am Leben“ „Sprich nicht solch dummes Zeug, Kind. Es war der Wille Gottes und wir haben nicht das Recht, dies zu hinterfragen.“ „Vielleicht starb sie ja auch, weil sie so unglücklich war über mich. All die Jahre habe ich ihr das Herz schwer gemacht“ „So mach dich doch nicht verrückt. Du hast an dem, was geschehen ist keine Schuld.“ Doch alles was die Amme dazu hätte sagen können, konnte das Mädchen nicht beruhigen. An diesem Tag war es wieder so weit. Amaalia saß gebeutelt vor Kummer auf dem Boden, völlig erschöpft, das Gesicht tränennass. Diesmal sagte die Amme nichts, sondern hielt ihr ein Pergament hin. Das Mädchen schaute sie irritiert an und überlegte „Es ist von deiner Mutter. Ich sollte es dir am Tag deiner Hochzeit geben. Deine Mutter schrieb diesen Brief, als sie mit Jakob schwanger war und sie sich immer schwächer fühlte. Aber ich denke, es könnte etwas in dem Brief stehen, dass dir Trost spendet. Deshalb ist es besser, wenn du ihn jetzt schon bekommst, ehe du an deinem Kummer zerbrichst wie dein Vater.“ Sie reichte ihr die Pergamentrolle und verließ das Zimmer.

Amaalia saß lange so da. Die Knie an den Körper gezogen, die Arme um die Beine geschlungen, das Pergament in der Hand, fest umklammert. Es wog schwer in ihrer Hand und sie traute sich zunächst nicht, den Brief zu lesen. Doch dann nahm sie sich ein Herz und setzte sich an ihren Schreibtisch, entzündete die Kerzen am Kerzenständer und brach das Siegel auf. Sie erkannte gleich die wunderschöne, künstlerische Schrift der Mutter. Mit einem Klos im Hals und Tränen in den Augen begann sie das letzte zu lesen, was sie von ihrer Mutter bekommen würde:

Mein liebes Kind,

ich möchte mich bei dir für alles entschuldigen, was du für ungerecht empfunden hattest. Ich habe so gehandelt, stets mit dem Wunsch, dir eine gute Zukunft zu ermöglichen. Du solltest die beste Vorbereitung erhalten auf dein späteres Leben, denn es wird nicht leichter werden.

Ich habe dich immer beneidet für deinen starken Willen, deine Unabhängigkeit und deine unbändige Kraft, die mir das Leben weiß Gott nicht leicht gemacht haben. Diese Eigenschaften werden dir ab nun entweder das Leben schwer machen oder dich aber am Leben halten. Ich hoffe zweiteres.

Vielleicht hätte ich dich lassen sollen. Ich war nie in der Lage dich zu formen, wie ich es bei Margarethe und Elisabeth konnte. Zuletzt tat es mir mehr als leid, dass ich dich so hart bestraft habe, doch ich war in Sorge um dich und wollte verhindern, dass es wieder passiert. Ich fühlte mich hilflos und als würdest du mir gänzlich entgleiten. Ich weiß, es gibt keine Entschuldigung dafür. Sieh es einfach nur als Erklärung. Vielleicht verstehst du mich eines Tages und kannst mir verzeihen. Ich habe dich immer geliebt.

Ich spüre, dass ich schwächer werde, die Schwangerschaft raubt mir meine Kraft. Doch ich möchte dich nicht verunsichern. So habe ich beschlossen, dir diesen Brief zu schreiben, den du zu deiner Hochzeit erhalten sollst. Deine beiden Schwestern konnten folgende Worte direkt vor ihrer Ehe noch von mir selbst hören. Dir muss nun leider dieser Brief genügen:

Vergiss nie, was du bist. Du bist eine Frau und magst für manchen schwach und hilflos erscheinen. Doch das sollst du dir zum Vorteil machen. Lerne, dich durchzusetzen, ohne dass sich andere darüber bewusst sind. Und lerne, dein Schicksal hinzunehmen, ohne aber den Mut zu verlieren. Du bist ab nun für dich selbst verantwortlich. Dein Vater kann dich nicht mehr schützen, denn du wurdest hinausgeschickt in die Welt. Und nun lächle und gehe mit stolzgeschwellter Brust und hocherhobenen Hauptes, denn du bist wer du bist und das kannst nur du dir selbst bewahren.

In Liebe
Deine Mutter


Amaalia fühlte sich ohnmächtig. Sie wollte laut schreien, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Der Mund bewegte sich, doch die Stimme versagt ihr. Lediglich die Tränen liefen unentwegt. Sie wünschte sich so sehr, sie könne die Zeit zurückdrehen, doch wusste sie, dass dies unmöglich war. Wie gerne würde sie sich nun in die Arme der Mutter werfen, sie ehrlich um Verzeihung bitten, ihr sagen, wie sehr sie sie liebte. Ihr ganzer Körper zitterte, sie fühlte sich kraftlos und als würden sich ihr der Magen umdrehen. Jeder Muskel verkrampfte.
Sie verzieh ihrer Mutter alles. Seit dem Tag, an dem sie starb hatte sie all die Wut gegen sie vergessen. Und nun fühlte sie sich endlich, als wäre sie mit ihr versöhnt. Doch es war auch sehr bitter, denn sie war nicht mehr bei ihr. Sie gäbe alles dafür, wenn sie schon früher verstanden hätte, worum es ihrer Mutter eigentlich ging. Vielleicht hätte sie sich dann besser einfügen können, hätte weniger Groll gegen sie gehegt und hätte sich von ihr geliebt gefühlt.
Sie war der Amme so dankbar, dass sie ihr den Brief zu früh gegeben hatte. Er gab ihr Kraft und Trost.
Auch an diesem Abend weinte sie sich in den Schlaf. Doch nun waren es nicht mehr Tränen der Verzweiflung, sondern Tränen, die ihre Seele vom Kummer und von der Trauer reinigten.

Am nächsten Tag fühlte sie sich, als wäre eine große Last von ihren Herzen genommen worden. Die Schwermut, die sie seit dem Tod der Mutter innerlich erdrückt hatte, war gewichen. Sie fühlte sich, als wolle sie etwas ändern, die Burg wieder „zurückerobern“.

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Amaalia
Abreisetag aus Freising. Amaalia nutzte die Zeit, noch einmal ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Sie wusste mittlerweile, wie anstrengend die Reise sein wird. Aber auch wie schön. Etwas Entspannung tat ihr gut, denn nun ging es pausenlos weiter nach Linz. Anna schrieb schon ungeduldig und auch sie selbst konnte es nicht erwarten, die Freundin wieder zu sehen.

Nach dem Bad betrachtete sie sich in einem hohen Spiegel. Die Haare hingen nass über ihre Schultern.
Hatte sich ihr Körper verändert? Narben sind hinzugekommen. Sie war immer so stolz gewesen auf ihre makellose Haut. Aber das gehörte wohl dazu, wenn man sich nicht hinter Stadtmauern versteckte. Sie musste schmunzelnd an Chris denken, der ihr das erst kürzlich sagte.
Sie strich sich über den flachen Bauch und drehte sich zu Seite, um ihre Silhouette zu betrachten. Sie war immer schon schlank gewesen, doch das Reisen auf dem Pferd schien Auswirkungen zu haben. Auch die Hautfarbe hatte sich zu einem gesunden Ton verändert. War sie früher eher blass, so sah man ihr nun die viele Zeit im Freien an. Ihr gefiel, was sie sah und zufrieden zog sie sich an. Sie hatte sich in Freising von Blanche praktische Kleidung schneidern lassen. Der schwarze Rock und das rote Hemd passten perfekt. Die Schneiderin hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Die Sachen waren für die Reise um einiges praktischer, als ihre Kleider mit den langen Ärmeln. Ihr rotes Kleid hatte sie Blanche gegeben. Sie würde versuchen, den verbrannten Teil abzutrennen und das bleibende Kleid mit passenden Stoffen wieder zu verlängern. Amaalia hoffte, es würde gelingen, denn es war ihr Lieblingskleid.
Fertig angezogen und frisiert machte sie sich daran, ihre Habseligkeiten einzupacken. Viel hatte sie nicht dabei, großes Gepäck ist überflüssig geworden. Sie blickte sich noch einmal im Gästezimmer des Wirtshauses um, ob sie nichts vergessen hatte. Beim Blick auf das Bett musste sie schmunzeln. Die Laken waren immer noch glatt, wie am ersten Tag, denn sie hatte nicht hier geschlafen. Viel lieber schlief sie seit neuestem im Heu, doch konnte sie noch nicht ganz auf die Annehmlichkeiten eines Gasthauses verzichten. Wenigstens hin und wieder wollte sie sich richtig zurechtmachen können. Unterwegs gab es dazu ohnehin zu wenig Möglichkeiten und sie würde sich wieder mit kaltem Wasser an Bächen waschen.
Beinahe hätte sie ihr Büchlein auf dem Tisch vergessen. Sie wollte es sich nehmen und in die Tasche stecken. Eine ungeschickte Bewegung und es fiel ihr aus der Hand. Es lag offen, mit dem Bucheinband nach oben. Erschrocken bückte sie sich danach und untersuchte es, ob nicht die Seiten geknickt oder es sogar kaputt war. Und tatsächlich. Auf der letzten Seite war die Verbindung zwischen Buchrücken und Pergamentblock etwas eingerissen. Bei genauerer Betrachtung sah es sogar so aus, als wäre die Stelle schon einmal der Länge nach vorsichtig aufgeschnitten und dann wieder zusammengeleimt worden. Sie setzte sich ans Fenster, um besser sehen zu können. Ein Buchbinder wird das sicher reparieren, es war nicht schlimm. Doch wunderte sie sich über den Schnitt, der ihr bisher nie aufgefallen war. Sie wollte es nicht noch mehr zerstören, also schloss sie das Buch wieder und steckte es in die Tasche. Sie war ohnehin bereits in Eile, denn sie musste noch vor der Abreise auf den Markt und natürlich musste sie auch noch ihr Kleid bei Blanche abholen.
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